Von dieser Welt
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
Beiträge
Literarisch sollten es mehr Sterne für diesen wieder aufgelegten Roman von James Baldwin sein, aber leider hatte ich wenig bis keine Lesefreude, zu viel Religion und Bigotterie, ich habe mich regelrecht durchgequält durch die Geschichte des jungen Schwarzen John, der Priester werden soll wie sein gewalttätiger Stiefvater. John hat eigentlich andere Wünsche, aber es ist eben nicht einfach bzw nicht möglich, sich in seiner Position ein eigenes selbstbestimmtes Leben auszusuchen. Und so geht es weiter und weiter ohne Hoffnung auf Veränderung.
Ein heftiger Brocken, den uns Baldwin hier hinterlassen hat. Nicht nur sprachlich äußerst intensiv, sondern auch und gerade inhaltlich. Ein Werk, das nachhallt und zum Reread einlädt. Großartig!
>>I looked down the line, And wondered.<< „Von dieser Welt“ - James Baldwin - John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John möchte sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und nach tragischen Ereignissen setzt er sich allen Predigen seines Vaters entgegen und wagt den mutigen Schritt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. James Baldwin hat wie ich finde, eine ganz eigene Art Geschichten zu erzählen und auf leise Weise lässt er die Kraft der Worte wallten. Neben Johns Geschichte erfährt man hier auch vieles aus der Vergangenheit seiner Eltern, was insgesamt ein stimmiges Gesamtes ergibt. Ich empfand diese Geschichte als sehr eindringlich, sehr kraftvoll und thematisch natürlich absolut wichtig und auch noch immer hoch aktuell! Hier geht es nicht nur um die Problematik des Rassismus und um sexuelle Orientierung und all seine Schwierigkeiten, die die Gesellschaft einem damit auferlegt, sondern es geht auch um das selbstbestimmte Leben und den Kampf sich nicht den gesellschaftlichen Schubladen zu beugen. In Verbindung mit all diesen Dingen steht hier eben auch der Glaube und somit die zusätzlichen Schubladen, die den Kern des jungen John hier noch weiter einengen und in seiner Selbstentfaltung viel zu sehr den Zwängen unterstellt. Für mich ein absolut wichtiges und mächtiges Buch! Ich habe James Baldwins Stil der Erzählung sehr zu schätzen gelernt und folge seinen Worten nur zu gern, daher freue ich mich schon bald die Tür zu „Giobannis Zimmer“ öffnen zu können und „Beale Street Blues“ zu spüren. Auch „Nach der Flut das Feuer“ kann ich euch wärmstens empfehlen, in Kombination mit „Von dieser Welt“ wirklich ein Spiegel in den jeder mal schauen sollte und ein Anstoß sich mehr und eindringlicher Gedanken über die Gesellschaft und all die Probleme zu machen, die wir Menschen uns selbst machen und so die bunte Vielfalt der Selbstverwirklichung und somit des Individuums extrem einschränken!
Glaube, Liebe, Tod
„Von dieser Welt“ ist ein beklemmender Roman über eine Familie, die geprägt von ihrer Vergangenheit und dem Rassistischen Umfeld Amerikas, ihren Platz in der Welt finden muss(te). Der Leser erhält einen Einblick, in Form von Rückblenden, eines jeden Familienmitglieds. Im Zentrum steht dabei der Vater, welcher maßgeblich das Leben aller Protagonisten Prägt, sowie seinen inneren Kampf zwischen Teufel (ein sündhaftes Leben) und Gott (ein gottesfürchtiges, aufrechtes Leben als Prediger). Der Glaube als solcher, bildet ohnehin die Rote Linie im ganzen Roman. Es ist bedrückend zu lesen wie der Rassismus und die Diskriminierung, sich in den Protagonisten manifestiert hat und wie sie damit denken und handeln. Keine leichte Kost, dennoch ein sehr gutes Buch. Die teils fieberhaften Bibelverse waren mir persönlich manchmal etwas zu viel, weshalb es nicht ganz zu den 5 Sternen gereicht hat.

„Von dieser Welt“ ist so stark, dass man kaum glauben kann, dass dies 1953 Baldwins Debüt war! Noch immer sind seine Romane schmerzlich aktuell, und kaum einer lotet die Tiefen der menschlichen Seele so hinreißend und erschütternd aus wie er.
Nach „Giovannis Zimmer“ war meine Baldwin-Liebe bereits groß, vertieft hat dies der Essay Band „Von einem Sohn dieses Landes“ und nun ist meine Begeisterung mit „Von dieser Welt“ noch einmal gewachsen. Man kann eigentlich kaum glauben, dass dieser Roman sein Debüt war, so unheimlich gut ist er. Baldwins Sprache, die mit großer Kraft und einer ganz eigenen Melodie daherkommt, die Schärfe und Schönheit so wunderbar ausbalanciert, hat mich erneut komplett in ihren Bann gezogen. Dieses Mal ist die Wucht - fast möchte man von Pathos sprechen - die sie aufgrund der vielen religiösen Bezüge und der eingewobenen Bibelstellen, entfaltet, noch um einiges größer und teils wirkt „Von dieser Welt“ wie Baldwins ganz eigene Predigt. Aber Baldwin hat hier keine Mission, schon gar keine religiöse. Er schreibt um Gefühle zu sezieren, und um alle Facetten aufzufächern und auszuwringen, die sein Leben und das seiner Familie zu geben haben. Er portraitiert hier aber auch die nordamerikanische Gesellschaft im ausgehenden 20. Jahrhundert, ihre Zwänge, die Rassismen, und die allgegenwärtige Härte. In diesem autobiografischen Roman sind der junge John und der junge Baldwin nahezu deckungsgleich, und auch Johns Mutter, der Vater und die Tante tragen einige Züge von Baldwins eigener Familie. Die Art, wie man nach und nach mehr über sie alle erfährt, hat mich sehr meine Lieblingsromane „Dschinns“ und „Vatermal“ erinnert, besonders schön fand ich hier auch die Perspektiven der weiblichen Familienmitglieder, die nur einmal mehr zeigen (und das 1953), dass Feminismus nur intersektional gedacht Sinn ergibt, und der Kampf einer marginalisierten Gruppe auch immer Hand in Hand mit anderen gehen sollte, die systematisch benachteiligt werden. Hand in Hand und füreinander denkt man und schüttelt sich beim Blick ins Weltgeschehen. Von dieser Welt“ erzählt nur wenige, aber für John umso ereignisreichere Tage, darunter vor allem ein langer Gottesdienst - immer wieder unterbrochen von den Lebensgeschichten seiner Familienmitglieder -, dessen Dramatik sich nach und nach steigert. Teilweise hat man das Gefühl, dass sich die Gemeinde auf einem schaukelnden Schiff inmitten eines heftigen Sturms befindet, während ihr Gesang sie alle erhebt, oder zu Boden schleudert. Und ein Sturm ist es wahrlich, der sie alle und vor allem John durchrüttelt, aber auch die Lesenden. So eindringlich sind das Sehnen nach Zugehörigkeit, Akkzeptanz und Liebe, aber auch die Qualen, die ein Leben hinter einer falschen Fassade bedeutet. Der Preis, den das perfekte Bild und das Beugen vor den Erwartungen anderer mit sich bringen, ab auch das Auflehnen dagegen. Baldwins Figuren zahlen unterschiedlich, aber sie zahlen alle. Es haben schon viel klügere Menschen über Baldwin geschrieben, außerdem wage ich nicht zu behaupten, dass ich alle Bezüge und Bedeutungen des Romans verstanden oder ganz durchdrungen habe, aber das ist das Schöne bei Baldwin: Verstehen ist hier ein Bonus, das Glück ihn zu lesen ergibt sich unmittelbar über das Gefühl; über die Tragik der Geschichte, über die unglaublich starken Figuren und deren Schicksale, die einen nicht so schnell wieder loslassen. Baldwins Romane sind so lange nach ihrem Erscheinen noch immer schmerzlich aktuell und die Tiefen der menschlichen Seele lotet kaum einer so hinreißend aus wie er. Dieses Jahr wird definitiv ein Baldwin-Jahr.

Schwer zu ertragen, und gerade deshalb gut.
Irgendwie war das Ende doch nicht wirklich das, was man sich für John wünscht, oder? Also auch wenn alle so tun als wäre er jetzt auf dem richtigen Weg und endlich hat er im Gebet zu Gott gefunden - damit ergibt er sich doch den Erwartungen, die alle von ihm haben und begräbt seine eigenen Träume. Und schlimmer noch, er verfestigt seinen Glauben an dieses schreckliche "Sünder" Narrativ, und denkt, dass er von seinen schrecklichen Taten erlöst werden muss, obwohl er nichts falsch gemacht hat. Der schlimmste von allen ist aber Gabriel, der - wenn man das Sünderprinzip aufrecht erhält- der größte Sünder von allen ist, aber meint nur weil er ein Mann und ein Mann Gottes ist, kann ihn niemand dafür zur Rechenschaft ziehen, weil Gott ihm angeblich schon vergeben hat. So eine ekelhafte Doppelmoral, dann andere Menschen für ihre (nicht vorhandenen) Sünden zu schlagen und zu bestrafen, während er selbst doch nichts anderes tut, als Menschen zu verletzten. Aber das ist dann natürlich keine Sünde. Zum Glück gibt es Florence, die zumindest versucht ihn in die Schranken zu weisen. Ich hasse diese Gewalt, die unter dem Deckmantel des (katholischen) Glaubens anderen angetan wird.
Das Buch lässt mich sehr, sehr zwiegespalten zurück. Einerseits ist James Baldwin ein großartiger Autor. Sprachlich hat es mich total überzeugt. Allerdings konnte ich mit dem Thema wenig anfangen. Diesen religiösen Fanatismus und vor allem die Bigotterie, um die es sich im Buch hauptsächlich dreht, fand ich sehr beklemmend und mit dem Ende bin ich extrem unzufrieden.
Schon das Vorwort von Verena Lueken bereitet die Lesenden darauf vor, dass sich in diesem, Baldwins ersten, Roman einige autobiographische Züge finden. Im Mittelpunkt steht der 14-jährige John, Sohn von Elisabeth und dem Prediger Gabriel. Während Johns Erzählung den Rahmen dieses Romans bildet, erfahren wir zugleich sehr viel über die Leben seiner Eltern sowie seiner Tante Florence. Alle Leben haben gemein, dass sie nach mehr streben - mehr Möglichkeiten, mehr Anerkennung, mehr Freiheit oder auch mehr Macht. Und alle wurden eher früher als später enttäuscht. Baldwin hat mit seinem Erstling einen höchst komplexen und symbolisch aufgeladenen Roman geschrieben, den man sicher aus verschiedenen Perspektiven heraus analysieren kann. Da wären die ambivalenten Beziehungen der Figuren untereinander und zu sich selbst, die religiösen Elemente oder auch das Einbinden der Geschichte der amerikanischen Sklaverei. Bei dem Kapitel zu Elizabeth habe ich mich gefragt, ob hier vielleicht eine erste Idee zu 'If Beale Street Could Talk' entstanden ist. Die sehr detaillierten Schilderungen von religiösen Gefühlen haben mich streckenweise etwas überfordert, insbesondere das letzte Kapitel hat mich konfus zurückgelassen. Jedoch war dies auch ein Teil von Baldwins Leben und hat natürlich seine Berechtigung. Vor allem Baldwins Sprache, hervorragend übersetzt von Miriam Mandelkow, hat mich wie immer sehr beeindruckt und eingenommen. Übersetzt von Miriam Mandelkow. CN: N-Wort, Rassismus, Ableismus, Gewalt, Missbrauch, Vergewaltigung, Victimblaming, Kindstod, I-Wort, Mord, Slutshaming, Fatshaming, Polizeigewalt, Suizid
baldwin schafft es, dass ich endlich verstehe, wie diskriminierung im alltag aussieht und was das bedeutet.
James Baldwin (1924-1987) hat mit „Von dieser Welt“ (übersetzt von Miriam Mandelkow) ein so kluges, subtiles und grandioses Buch geschrieben. Seiner Zeit setzte er sich viel für die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig der Hautfarbe, des Milieus und der sexuellen Orientierung ein. Sein erster Roman zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er nichts zu benennen braucht. Er stellt all die Verhältnisse, Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen einfach nur dar. Rassismus steht in diesem Werk nicht direkt im Mittelpunkt, aber er ist immer hier. Er ist subtil, weil er sich einfügt in die Geschichte, und zugleich fällt auf, was für ein Leben BIPoC führen müssen, weil Sklaverei in diesem Zeitraum noch gar nicht so lange abgeschafft ist, und es eben dazu gehört, BIPoC einmal wöchentlich zu jagen, wenn sie nachts noch unterwegs sind. Baldwin gelingt ein sehr veranschaulichtes Beispiel dafür, dass Rassismus im System und in den Menschen verankert ist und was das für Konsequenzen mit sich zieht. Dabei beleuchtet er das nicht einmal konkret, er hebt nichts davon hervor, es ist ein Teil des Lebens, des Alltags – die Unterdrückung verläuft so nebenbei, was es noch viel schrecklicher und eindringlicher macht. Das Buch ist unfassbar präzise und klar. Wahrheiten werden nicht verschönert und trotzdem ist die Sprache sehr melodisch. die Übersetzung stelle ich mir nicht leicht vor, der Takt holpert manchmal etwas und ich kann nicht sagen, ob das Absicht ist oder doch in der Übersetzung verloren ging – denn so fügen sich die Sätze sehr ineinander und ich kann verstehen, warum Verena Lueken im Vorwort meint, dass Baldwins Sprache an die der Bibel erinnert. Seine Melodie und seine Satzstellung erinnern mich sehr an die Psalmen. Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste und der letzte werden hauptsächlich aus der Sicht von der Hauptfigur John Grimes erzählt, der gerade 14 Jahre alt geworden ist und damit kämpft, Ja zu einem Gott zu sagen, zu dem sein gewalttätiger Vater ebenfalls Ja sagt. Er will nicht demselben dienen, er will seinem Vater entfliehen. Der mittlere Teil wird von drei Figuren erzählt und trägt die Überschrift „Die Gebete der Gläubigen“, unabhängig davon, wie gläubig die Personen sind – alle werden durch den Glauben verbunden und damit konfrontiert. Die drei Perspektiven erzählen vor allem, was für ein Mensch Johns Vater ist, der selbst ebenfalls einen Abschnitt bekommen hat. Die anderen beiden werden von Johns Tante Florence und seiner Mutter Elizabeth erzählt. Sehr genial fand ich in diesem Abschnitt die Darstellung der Geschlechter, die sich vor allem in der Art der sexuellen Handlungen zeigt. Während die beiden Frauen jeweils diejenigen sind, die Sex empfangen und eine passive Rolle einnehmen, packt Gabriel wortwörtlich und aktiv zu. Und – das finde ich so, so, so genial – trotzdem ist Gabriel, ein Geistlicher, dann derjenige, der seiner Affäre Esther vorwirft, ihn „zu Fall gebracht“ zu haben. Und das ist das große Thema des Buches: der Glaube. Die Begegnung mit diesem einen Gott. Baldwin stellt ein mir bereits bekanntes Phänomen dar: Gerade die, die sich an den Glauben klammern und ihn fast erwürgen, weil sie solche Angst vor Sünde haben, sind meistens die, die in Sünde hemmungslos ertrinken. Auch das hat Baldwin sehr präzise an den drei Figuren dargestellt, ohne es benennen zu müssen.

Beschreibung
Autorenbeschreibung
James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
Beiträge
Literarisch sollten es mehr Sterne für diesen wieder aufgelegten Roman von James Baldwin sein, aber leider hatte ich wenig bis keine Lesefreude, zu viel Religion und Bigotterie, ich habe mich regelrecht durchgequält durch die Geschichte des jungen Schwarzen John, der Priester werden soll wie sein gewalttätiger Stiefvater. John hat eigentlich andere Wünsche, aber es ist eben nicht einfach bzw nicht möglich, sich in seiner Position ein eigenes selbstbestimmtes Leben auszusuchen. Und so geht es weiter und weiter ohne Hoffnung auf Veränderung.
Ein heftiger Brocken, den uns Baldwin hier hinterlassen hat. Nicht nur sprachlich äußerst intensiv, sondern auch und gerade inhaltlich. Ein Werk, das nachhallt und zum Reread einlädt. Großartig!
>>I looked down the line, And wondered.<< „Von dieser Welt“ - James Baldwin - John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John möchte sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und nach tragischen Ereignissen setzt er sich allen Predigen seines Vaters entgegen und wagt den mutigen Schritt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. James Baldwin hat wie ich finde, eine ganz eigene Art Geschichten zu erzählen und auf leise Weise lässt er die Kraft der Worte wallten. Neben Johns Geschichte erfährt man hier auch vieles aus der Vergangenheit seiner Eltern, was insgesamt ein stimmiges Gesamtes ergibt. Ich empfand diese Geschichte als sehr eindringlich, sehr kraftvoll und thematisch natürlich absolut wichtig und auch noch immer hoch aktuell! Hier geht es nicht nur um die Problematik des Rassismus und um sexuelle Orientierung und all seine Schwierigkeiten, die die Gesellschaft einem damit auferlegt, sondern es geht auch um das selbstbestimmte Leben und den Kampf sich nicht den gesellschaftlichen Schubladen zu beugen. In Verbindung mit all diesen Dingen steht hier eben auch der Glaube und somit die zusätzlichen Schubladen, die den Kern des jungen John hier noch weiter einengen und in seiner Selbstentfaltung viel zu sehr den Zwängen unterstellt. Für mich ein absolut wichtiges und mächtiges Buch! Ich habe James Baldwins Stil der Erzählung sehr zu schätzen gelernt und folge seinen Worten nur zu gern, daher freue ich mich schon bald die Tür zu „Giobannis Zimmer“ öffnen zu können und „Beale Street Blues“ zu spüren. Auch „Nach der Flut das Feuer“ kann ich euch wärmstens empfehlen, in Kombination mit „Von dieser Welt“ wirklich ein Spiegel in den jeder mal schauen sollte und ein Anstoß sich mehr und eindringlicher Gedanken über die Gesellschaft und all die Probleme zu machen, die wir Menschen uns selbst machen und so die bunte Vielfalt der Selbstverwirklichung und somit des Individuums extrem einschränken!
Glaube, Liebe, Tod
„Von dieser Welt“ ist ein beklemmender Roman über eine Familie, die geprägt von ihrer Vergangenheit und dem Rassistischen Umfeld Amerikas, ihren Platz in der Welt finden muss(te). Der Leser erhält einen Einblick, in Form von Rückblenden, eines jeden Familienmitglieds. Im Zentrum steht dabei der Vater, welcher maßgeblich das Leben aller Protagonisten Prägt, sowie seinen inneren Kampf zwischen Teufel (ein sündhaftes Leben) und Gott (ein gottesfürchtiges, aufrechtes Leben als Prediger). Der Glaube als solcher, bildet ohnehin die Rote Linie im ganzen Roman. Es ist bedrückend zu lesen wie der Rassismus und die Diskriminierung, sich in den Protagonisten manifestiert hat und wie sie damit denken und handeln. Keine leichte Kost, dennoch ein sehr gutes Buch. Die teils fieberhaften Bibelverse waren mir persönlich manchmal etwas zu viel, weshalb es nicht ganz zu den 5 Sternen gereicht hat.

„Von dieser Welt“ ist so stark, dass man kaum glauben kann, dass dies 1953 Baldwins Debüt war! Noch immer sind seine Romane schmerzlich aktuell, und kaum einer lotet die Tiefen der menschlichen Seele so hinreißend und erschütternd aus wie er.
Nach „Giovannis Zimmer“ war meine Baldwin-Liebe bereits groß, vertieft hat dies der Essay Band „Von einem Sohn dieses Landes“ und nun ist meine Begeisterung mit „Von dieser Welt“ noch einmal gewachsen. Man kann eigentlich kaum glauben, dass dieser Roman sein Debüt war, so unheimlich gut ist er. Baldwins Sprache, die mit großer Kraft und einer ganz eigenen Melodie daherkommt, die Schärfe und Schönheit so wunderbar ausbalanciert, hat mich erneut komplett in ihren Bann gezogen. Dieses Mal ist die Wucht - fast möchte man von Pathos sprechen - die sie aufgrund der vielen religiösen Bezüge und der eingewobenen Bibelstellen, entfaltet, noch um einiges größer und teils wirkt „Von dieser Welt“ wie Baldwins ganz eigene Predigt. Aber Baldwin hat hier keine Mission, schon gar keine religiöse. Er schreibt um Gefühle zu sezieren, und um alle Facetten aufzufächern und auszuwringen, die sein Leben und das seiner Familie zu geben haben. Er portraitiert hier aber auch die nordamerikanische Gesellschaft im ausgehenden 20. Jahrhundert, ihre Zwänge, die Rassismen, und die allgegenwärtige Härte. In diesem autobiografischen Roman sind der junge John und der junge Baldwin nahezu deckungsgleich, und auch Johns Mutter, der Vater und die Tante tragen einige Züge von Baldwins eigener Familie. Die Art, wie man nach und nach mehr über sie alle erfährt, hat mich sehr meine Lieblingsromane „Dschinns“ und „Vatermal“ erinnert, besonders schön fand ich hier auch die Perspektiven der weiblichen Familienmitglieder, die nur einmal mehr zeigen (und das 1953), dass Feminismus nur intersektional gedacht Sinn ergibt, und der Kampf einer marginalisierten Gruppe auch immer Hand in Hand mit anderen gehen sollte, die systematisch benachteiligt werden. Hand in Hand und füreinander denkt man und schüttelt sich beim Blick ins Weltgeschehen. Von dieser Welt“ erzählt nur wenige, aber für John umso ereignisreichere Tage, darunter vor allem ein langer Gottesdienst - immer wieder unterbrochen von den Lebensgeschichten seiner Familienmitglieder -, dessen Dramatik sich nach und nach steigert. Teilweise hat man das Gefühl, dass sich die Gemeinde auf einem schaukelnden Schiff inmitten eines heftigen Sturms befindet, während ihr Gesang sie alle erhebt, oder zu Boden schleudert. Und ein Sturm ist es wahrlich, der sie alle und vor allem John durchrüttelt, aber auch die Lesenden. So eindringlich sind das Sehnen nach Zugehörigkeit, Akkzeptanz und Liebe, aber auch die Qualen, die ein Leben hinter einer falschen Fassade bedeutet. Der Preis, den das perfekte Bild und das Beugen vor den Erwartungen anderer mit sich bringen, ab auch das Auflehnen dagegen. Baldwins Figuren zahlen unterschiedlich, aber sie zahlen alle. Es haben schon viel klügere Menschen über Baldwin geschrieben, außerdem wage ich nicht zu behaupten, dass ich alle Bezüge und Bedeutungen des Romans verstanden oder ganz durchdrungen habe, aber das ist das Schöne bei Baldwin: Verstehen ist hier ein Bonus, das Glück ihn zu lesen ergibt sich unmittelbar über das Gefühl; über die Tragik der Geschichte, über die unglaublich starken Figuren und deren Schicksale, die einen nicht so schnell wieder loslassen. Baldwins Romane sind so lange nach ihrem Erscheinen noch immer schmerzlich aktuell und die Tiefen der menschlichen Seele lotet kaum einer so hinreißend aus wie er. Dieses Jahr wird definitiv ein Baldwin-Jahr.

Schwer zu ertragen, und gerade deshalb gut.
Irgendwie war das Ende doch nicht wirklich das, was man sich für John wünscht, oder? Also auch wenn alle so tun als wäre er jetzt auf dem richtigen Weg und endlich hat er im Gebet zu Gott gefunden - damit ergibt er sich doch den Erwartungen, die alle von ihm haben und begräbt seine eigenen Träume. Und schlimmer noch, er verfestigt seinen Glauben an dieses schreckliche "Sünder" Narrativ, und denkt, dass er von seinen schrecklichen Taten erlöst werden muss, obwohl er nichts falsch gemacht hat. Der schlimmste von allen ist aber Gabriel, der - wenn man das Sünderprinzip aufrecht erhält- der größte Sünder von allen ist, aber meint nur weil er ein Mann und ein Mann Gottes ist, kann ihn niemand dafür zur Rechenschaft ziehen, weil Gott ihm angeblich schon vergeben hat. So eine ekelhafte Doppelmoral, dann andere Menschen für ihre (nicht vorhandenen) Sünden zu schlagen und zu bestrafen, während er selbst doch nichts anderes tut, als Menschen zu verletzten. Aber das ist dann natürlich keine Sünde. Zum Glück gibt es Florence, die zumindest versucht ihn in die Schranken zu weisen. Ich hasse diese Gewalt, die unter dem Deckmantel des (katholischen) Glaubens anderen angetan wird.
Das Buch lässt mich sehr, sehr zwiegespalten zurück. Einerseits ist James Baldwin ein großartiger Autor. Sprachlich hat es mich total überzeugt. Allerdings konnte ich mit dem Thema wenig anfangen. Diesen religiösen Fanatismus und vor allem die Bigotterie, um die es sich im Buch hauptsächlich dreht, fand ich sehr beklemmend und mit dem Ende bin ich extrem unzufrieden.
Schon das Vorwort von Verena Lueken bereitet die Lesenden darauf vor, dass sich in diesem, Baldwins ersten, Roman einige autobiographische Züge finden. Im Mittelpunkt steht der 14-jährige John, Sohn von Elisabeth und dem Prediger Gabriel. Während Johns Erzählung den Rahmen dieses Romans bildet, erfahren wir zugleich sehr viel über die Leben seiner Eltern sowie seiner Tante Florence. Alle Leben haben gemein, dass sie nach mehr streben - mehr Möglichkeiten, mehr Anerkennung, mehr Freiheit oder auch mehr Macht. Und alle wurden eher früher als später enttäuscht. Baldwin hat mit seinem Erstling einen höchst komplexen und symbolisch aufgeladenen Roman geschrieben, den man sicher aus verschiedenen Perspektiven heraus analysieren kann. Da wären die ambivalenten Beziehungen der Figuren untereinander und zu sich selbst, die religiösen Elemente oder auch das Einbinden der Geschichte der amerikanischen Sklaverei. Bei dem Kapitel zu Elizabeth habe ich mich gefragt, ob hier vielleicht eine erste Idee zu 'If Beale Street Could Talk' entstanden ist. Die sehr detaillierten Schilderungen von religiösen Gefühlen haben mich streckenweise etwas überfordert, insbesondere das letzte Kapitel hat mich konfus zurückgelassen. Jedoch war dies auch ein Teil von Baldwins Leben und hat natürlich seine Berechtigung. Vor allem Baldwins Sprache, hervorragend übersetzt von Miriam Mandelkow, hat mich wie immer sehr beeindruckt und eingenommen. Übersetzt von Miriam Mandelkow. CN: N-Wort, Rassismus, Ableismus, Gewalt, Missbrauch, Vergewaltigung, Victimblaming, Kindstod, I-Wort, Mord, Slutshaming, Fatshaming, Polizeigewalt, Suizid
baldwin schafft es, dass ich endlich verstehe, wie diskriminierung im alltag aussieht und was das bedeutet.
James Baldwin (1924-1987) hat mit „Von dieser Welt“ (übersetzt von Miriam Mandelkow) ein so kluges, subtiles und grandioses Buch geschrieben. Seiner Zeit setzte er sich viel für die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig der Hautfarbe, des Milieus und der sexuellen Orientierung ein. Sein erster Roman zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er nichts zu benennen braucht. Er stellt all die Verhältnisse, Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen einfach nur dar. Rassismus steht in diesem Werk nicht direkt im Mittelpunkt, aber er ist immer hier. Er ist subtil, weil er sich einfügt in die Geschichte, und zugleich fällt auf, was für ein Leben BIPoC führen müssen, weil Sklaverei in diesem Zeitraum noch gar nicht so lange abgeschafft ist, und es eben dazu gehört, BIPoC einmal wöchentlich zu jagen, wenn sie nachts noch unterwegs sind. Baldwin gelingt ein sehr veranschaulichtes Beispiel dafür, dass Rassismus im System und in den Menschen verankert ist und was das für Konsequenzen mit sich zieht. Dabei beleuchtet er das nicht einmal konkret, er hebt nichts davon hervor, es ist ein Teil des Lebens, des Alltags – die Unterdrückung verläuft so nebenbei, was es noch viel schrecklicher und eindringlicher macht. Das Buch ist unfassbar präzise und klar. Wahrheiten werden nicht verschönert und trotzdem ist die Sprache sehr melodisch. die Übersetzung stelle ich mir nicht leicht vor, der Takt holpert manchmal etwas und ich kann nicht sagen, ob das Absicht ist oder doch in der Übersetzung verloren ging – denn so fügen sich die Sätze sehr ineinander und ich kann verstehen, warum Verena Lueken im Vorwort meint, dass Baldwins Sprache an die der Bibel erinnert. Seine Melodie und seine Satzstellung erinnern mich sehr an die Psalmen. Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste und der letzte werden hauptsächlich aus der Sicht von der Hauptfigur John Grimes erzählt, der gerade 14 Jahre alt geworden ist und damit kämpft, Ja zu einem Gott zu sagen, zu dem sein gewalttätiger Vater ebenfalls Ja sagt. Er will nicht demselben dienen, er will seinem Vater entfliehen. Der mittlere Teil wird von drei Figuren erzählt und trägt die Überschrift „Die Gebete der Gläubigen“, unabhängig davon, wie gläubig die Personen sind – alle werden durch den Glauben verbunden und damit konfrontiert. Die drei Perspektiven erzählen vor allem, was für ein Mensch Johns Vater ist, der selbst ebenfalls einen Abschnitt bekommen hat. Die anderen beiden werden von Johns Tante Florence und seiner Mutter Elizabeth erzählt. Sehr genial fand ich in diesem Abschnitt die Darstellung der Geschlechter, die sich vor allem in der Art der sexuellen Handlungen zeigt. Während die beiden Frauen jeweils diejenigen sind, die Sex empfangen und eine passive Rolle einnehmen, packt Gabriel wortwörtlich und aktiv zu. Und – das finde ich so, so, so genial – trotzdem ist Gabriel, ein Geistlicher, dann derjenige, der seiner Affäre Esther vorwirft, ihn „zu Fall gebracht“ zu haben. Und das ist das große Thema des Buches: der Glaube. Die Begegnung mit diesem einen Gott. Baldwin stellt ein mir bereits bekanntes Phänomen dar: Gerade die, die sich an den Glauben klammern und ihn fast erwürgen, weil sie solche Angst vor Sünde haben, sind meistens die, die in Sünde hemmungslos ertrinken. Auch das hat Baldwin sehr präzise an den drei Figuren dargestellt, ohne es benennen zu müssen.
