Wie lange, sag mir, ist der Zug schon fort
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
Beiträge
Eine Aufstiegsgeschichte zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung - in typischer Baldwin Manier 🖤🤍
„Wie lange, sag mir, ist der Zug schon fort" von James Baldwin erzählt die Geschichte von Leo Proudhammer, einem erfolgreichen afroamerikanischen Schauspieler, der in Harlem in Armut aufgewachsen ist. Wir folgen dem bisexuellen Schwarzen von der Adoleszenz bis ins Erwachsenenalter. Durch eine Reihe von Rückblenden erleben wir seinen unwahrscheinlichen Aufstieg an die Spitze Hollywoods. Die Geschichte spielt zu den sehr turbulenten Zeiten der Bürgerrechtsbewegung. Auf diesem soziologisch heißen Pflaster könnte man meinen, die Entwicklung dieser Geschichte fast sicher voraussagen zu können. James Baldwin erfüllt diese Erwartungen jedoch nicht, die er zielsicher gestreut hat. Er macht diese Geschichte zu einer sehr persönlichen, die es den Lesern ermöglicht, sich mit ihr zu identifizieren. Das Buch spielt nicht an einem Ort, sondern ist eine Nacherzählung von Proudhammers Leben, von seiner Kindheit in den Ghettos von Harlem bis auf die hellen Bühnen der Stadt. Proudhammer wuchs mit seiner kleinen Familie in Harlem auf und wurde von den Filmen inspiriert, die er sich häufig ansah, und beschließt, Schauspieler zu werden. Er arbeitet hart, bewegt sich von Stadt zu Stadt, ist mit Armut konfrontiert und trifft seine lebenslange Partnerin Barbara, eine atemberaubende Frau, die in den gleichen Dilemmata steckt wie er. Das Buch zeigt seine Kämpfe durch das Leben, die den Leser in diese realistische Geschichte eines anderen gewöhnlichen Mannes hineinziehen werden, der zu einem Außergewöhnlichen wird. Der denkwürdigste Moment für mich ist, wenn sich der junge Proudhammer in den U-Bahnen von Harlem verirrt. Als er allein steht, als einziges schwarzes Kind in einem Meer weißer Passagiere - entdeckt er einen anderen schwarzen Mann im Zug. Dieser unbekannte Mann bemerkt schließlich Proudhammer und hilft ihm, seinen Weg nach Hause zu finden. Es sind die Konversationen zwischen diesem Mann, der nach dieser Szene nie wieder gesehen wird, und Proudhammer, die wirkungsvoll sind. Während er mit diesem Mann spricht, wird Proudhammer gefragt: "Was willst du sein?" Er entscheidet spontan und antwortet "ein Schauspieler". Dies ist der Moment, der den Rest von Proudhammers Leben definierte, wie er seinen Traum gefunden hatte - neben einem Fremden stehend, verloren in Harlem. Letztendlich ist die Geschichte von Leo Proudhammer eine Geschichte, die Hindernisse überwindet und trotz düsterer Umstände die Entschlossenheit spiegelt, die nötig ist, um den eigenen Weg durch das Leben zu finden. All dies summiert sich zu einer Geschichte der menschlichen Ausdauer, ein Paradebeispiel, das zeigt, dass sich harte Arbeit auszahlen kann und wird. "Wie lange, sag mir, ist der Zug schon fort", erzählt diese Geschichte kunstvoll und erinnert uns daran, dass niemand allein in seinem Kampf nach dem Glück im Leben ist.
Sehr lesenswert.
Als ich jung war habe ich mich mit dem Rassismus in der USA beschäftigt und Malcolm X und Black Panzer usw gelesen. Dieses Buch war gemässigter und hat mir sehr gut gefallen im Schreibstil und natürlich Inhalt. Leider weiß ich fast gar nichts mehr. Klingt nach einem Reread. Noch besser fand ich Giovannis Zimmer.
Die Werke Baldwins bewerte ich grundsätzlich in ihrer eigenen Liga. Für mich stehen seine Bücher über allen anderen, und bisher hat es noch keines geschafft, an sie heranzukommen. „Sag mir, wie lange ist der Zug schon fort“ behandelt die Themen, die Baldwin eigentlich immer aufgreift: Familiengeschichte, Rassismus und Diskriminierung, Liebe und Selbstzweifel sowie Hass und Glaube. Das Buch ist eine Biografie von Leo Proudhammer und erzählt seinen Weg zum Ruhm. Leider ist die Geschichte an sich nicht ganz so interessant wie in Baldwins anderen Büchern. Überzeugen konnten jedoch wieder der Schreibstil und die Perspektive auf die damalige (und vielleicht auch heutige?) Gesellschaft. Wie immer schafft es Baldwin, mit seiner Sprache und der dadurch entstehenden Atmosphäre eine ganz eigene Welt zu erschaffen – in diesem Fall die Künstlerszene

Seiner Zeit voraus, hochaktuell!
**** Worum geht es? & Mein Eindruck **** Mein erster Roman von Baldwin (ich kenne vor allem seine Essays) – und ich war mehr als positiv überrascht von seinem modernen Stil. Aus der Ich-Perspektive verfolgen wir das Erwachsenwerden eines schwarzen Jungen. Durchzogen ist die Geschichte von einer uneindeutigen Liebe zwischen einer weisen Frau und einem schwarzen Mann, die nicht nur skandalös, sondern auch in Gänze seiner Zeit voraus ist. Aus heutiger Perspektive finde ich diese Kombination äußerst inspirierend und sie sticht noch immer aus der breiten Masse der Literatur hervor. Bereits 1968 befasste sich Baldwin mit der Vielfalt unseres Seins und gab dem Rassismus eine Multidimensionalität, die sich auch heute nur schwer finden lässt. Und das Ganze eben jetzt als Roman. Wenn man es so sagen darf: Ich habe mich, der Realität und dem Ernst der Thematik bewusst, bestens unterhalten und mitgerissen gefühlt und auf den knapp 600 Seiten den Worten des Autors gelauscht, mich in den Protagonisten verloren und ganz und gar seine Welt in mir aufgesogen. Ein großartiger Text, der für mich vor allem in seinen ausschweifenden Passagen brillierte. **** Empfehlung? **** James Baldwin sollte man kennen – und so auch, wie ich feststellen durfte, seine Romane. Ich kann dieses umfangreiche Werk absolut empfehlen. Es liest sich sehr angenehm, beschäftigt sich mit immer noch zeitgenössisch relevanten Themen und ist dabei bereits über 56 Jahre alt.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
James Baldwin, 1924 geboren, ist einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller. Sein bereits zu Lebzeiten vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Essays, Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Er starb 1987 in Südfrankreich.
Beiträge
Eine Aufstiegsgeschichte zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung - in typischer Baldwin Manier 🖤🤍
„Wie lange, sag mir, ist der Zug schon fort" von James Baldwin erzählt die Geschichte von Leo Proudhammer, einem erfolgreichen afroamerikanischen Schauspieler, der in Harlem in Armut aufgewachsen ist. Wir folgen dem bisexuellen Schwarzen von der Adoleszenz bis ins Erwachsenenalter. Durch eine Reihe von Rückblenden erleben wir seinen unwahrscheinlichen Aufstieg an die Spitze Hollywoods. Die Geschichte spielt zu den sehr turbulenten Zeiten der Bürgerrechtsbewegung. Auf diesem soziologisch heißen Pflaster könnte man meinen, die Entwicklung dieser Geschichte fast sicher voraussagen zu können. James Baldwin erfüllt diese Erwartungen jedoch nicht, die er zielsicher gestreut hat. Er macht diese Geschichte zu einer sehr persönlichen, die es den Lesern ermöglicht, sich mit ihr zu identifizieren. Das Buch spielt nicht an einem Ort, sondern ist eine Nacherzählung von Proudhammers Leben, von seiner Kindheit in den Ghettos von Harlem bis auf die hellen Bühnen der Stadt. Proudhammer wuchs mit seiner kleinen Familie in Harlem auf und wurde von den Filmen inspiriert, die er sich häufig ansah, und beschließt, Schauspieler zu werden. Er arbeitet hart, bewegt sich von Stadt zu Stadt, ist mit Armut konfrontiert und trifft seine lebenslange Partnerin Barbara, eine atemberaubende Frau, die in den gleichen Dilemmata steckt wie er. Das Buch zeigt seine Kämpfe durch das Leben, die den Leser in diese realistische Geschichte eines anderen gewöhnlichen Mannes hineinziehen werden, der zu einem Außergewöhnlichen wird. Der denkwürdigste Moment für mich ist, wenn sich der junge Proudhammer in den U-Bahnen von Harlem verirrt. Als er allein steht, als einziges schwarzes Kind in einem Meer weißer Passagiere - entdeckt er einen anderen schwarzen Mann im Zug. Dieser unbekannte Mann bemerkt schließlich Proudhammer und hilft ihm, seinen Weg nach Hause zu finden. Es sind die Konversationen zwischen diesem Mann, der nach dieser Szene nie wieder gesehen wird, und Proudhammer, die wirkungsvoll sind. Während er mit diesem Mann spricht, wird Proudhammer gefragt: "Was willst du sein?" Er entscheidet spontan und antwortet "ein Schauspieler". Dies ist der Moment, der den Rest von Proudhammers Leben definierte, wie er seinen Traum gefunden hatte - neben einem Fremden stehend, verloren in Harlem. Letztendlich ist die Geschichte von Leo Proudhammer eine Geschichte, die Hindernisse überwindet und trotz düsterer Umstände die Entschlossenheit spiegelt, die nötig ist, um den eigenen Weg durch das Leben zu finden. All dies summiert sich zu einer Geschichte der menschlichen Ausdauer, ein Paradebeispiel, das zeigt, dass sich harte Arbeit auszahlen kann und wird. "Wie lange, sag mir, ist der Zug schon fort", erzählt diese Geschichte kunstvoll und erinnert uns daran, dass niemand allein in seinem Kampf nach dem Glück im Leben ist.
Sehr lesenswert.
Als ich jung war habe ich mich mit dem Rassismus in der USA beschäftigt und Malcolm X und Black Panzer usw gelesen. Dieses Buch war gemässigter und hat mir sehr gut gefallen im Schreibstil und natürlich Inhalt. Leider weiß ich fast gar nichts mehr. Klingt nach einem Reread. Noch besser fand ich Giovannis Zimmer.
Die Werke Baldwins bewerte ich grundsätzlich in ihrer eigenen Liga. Für mich stehen seine Bücher über allen anderen, und bisher hat es noch keines geschafft, an sie heranzukommen. „Sag mir, wie lange ist der Zug schon fort“ behandelt die Themen, die Baldwin eigentlich immer aufgreift: Familiengeschichte, Rassismus und Diskriminierung, Liebe und Selbstzweifel sowie Hass und Glaube. Das Buch ist eine Biografie von Leo Proudhammer und erzählt seinen Weg zum Ruhm. Leider ist die Geschichte an sich nicht ganz so interessant wie in Baldwins anderen Büchern. Überzeugen konnten jedoch wieder der Schreibstil und die Perspektive auf die damalige (und vielleicht auch heutige?) Gesellschaft. Wie immer schafft es Baldwin, mit seiner Sprache und der dadurch entstehenden Atmosphäre eine ganz eigene Welt zu erschaffen – in diesem Fall die Künstlerszene

Seiner Zeit voraus, hochaktuell!
**** Worum geht es? & Mein Eindruck **** Mein erster Roman von Baldwin (ich kenne vor allem seine Essays) – und ich war mehr als positiv überrascht von seinem modernen Stil. Aus der Ich-Perspektive verfolgen wir das Erwachsenwerden eines schwarzen Jungen. Durchzogen ist die Geschichte von einer uneindeutigen Liebe zwischen einer weisen Frau und einem schwarzen Mann, die nicht nur skandalös, sondern auch in Gänze seiner Zeit voraus ist. Aus heutiger Perspektive finde ich diese Kombination äußerst inspirierend und sie sticht noch immer aus der breiten Masse der Literatur hervor. Bereits 1968 befasste sich Baldwin mit der Vielfalt unseres Seins und gab dem Rassismus eine Multidimensionalität, die sich auch heute nur schwer finden lässt. Und das Ganze eben jetzt als Roman. Wenn man es so sagen darf: Ich habe mich, der Realität und dem Ernst der Thematik bewusst, bestens unterhalten und mitgerissen gefühlt und auf den knapp 600 Seiten den Worten des Autors gelauscht, mich in den Protagonisten verloren und ganz und gar seine Welt in mir aufgesogen. Ein großartiger Text, der für mich vor allem in seinen ausschweifenden Passagen brillierte. **** Empfehlung? **** James Baldwin sollte man kennen – und so auch, wie ich feststellen durfte, seine Romane. Ich kann dieses umfangreiche Werk absolut empfehlen. Es liest sich sehr angenehm, beschäftigt sich mit immer noch zeitgenössisch relevanten Themen und ist dabei bereits über 56 Jahre alt.