Unsre verschwundenen Herzen
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.
Beiträge
Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Nur mit seinem Vater, denn seine Mutter hat die Familie schon vor vielen Jahren verlassen. Seine Mutter, die er vermisst. Seine Mutter, die nicht aus Eigennutz gegangen ist, sondern um ihr Kind zu schützen. Seine Mutter, von der Bird die asiatischen Gesichtszüge geerbt hat, die ihn jeden Tag aufs Neue in Gefahr bringen. Sie ist fort, ihre Gedichte indes sind immer noch allgegenwärtig, denn sie sind zum Schlachtruf des Widerstands geworden. In Amerika herrscht das Gesetz von PACT, des Preserving American Culture and Traditions Act, das nach DER KRISE die amerikanische Kultur bewahren soll. Asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, denn China ist der Feind, der Sündenbock für den Kollaps des Systems. Amerikanern asiatischer Abstammung, sowie Menschen, die als angebliche Sympathisant:innen auffallen, werden beim kleinsten Anlass die Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben – die titelgebenden verschwundenen Herzen. Als Bird einen Brief seiner Mutter erhält, beginnt für ihn eine Odyssee, um ihren Spuren zu folgen. Die Märchen seiner Mutter führen ihn in die Bibliotheken, die insgeheim Horte des Widerstands sind. Hintergrund: Kinder als Druckmittel CELESTE NG erzählt ein dystopisches Märchen, das leider nur allzu fest verwurzelt ist in der Realität; Kinder wurden und werden aus politischen Gründen von ihren Eltern getrennt. Mal wird es als ultimatives Druckmittel eingesetzt, als Werkzeug der Kontrolle: ‘Unterwirf dich dem System, sonst verlierst du dein Kind.‘ Dann wieder geschieht es, um die Kinder aus rassistischer Ideologie und/oder ultranationalistischer Verblendung heraus umzuerziehen, sie in ein vermeintliches völkisches Ideal zu pressen. Der Rechtfertigungen sind viele, doch die Tragödie ist immer wieder dieselbe. Exkurs 1 Da sind die Kinder, die zur Zeit der Präsidentschaft Donald Trumps an der Grenze von ihren Eltern getrennt und dann in Käfige gesteckt wurden, um illegale Einwanderer davon abzuhalten, Asyl zu beantragen. Eine Unmenschlichkeit sondergleichen. Da sind die ‘Gestohlenen Generationen’: zehntausende Kinder indigener Eltern (manche Quellen gehen sogar von hunderttausenden aus), die im 20. Jahrhundert in Australien ihren Eltern entrissen wurden, um sie als potentielle Arbeitskräfte in die weiße Gesellschaft zu assimilieren. Heranzucht einer vermeintlich niederen, aber nützlichen Klasse? Es gibt allzu viele weitere Beispiele, in allzu vielen Ländern. Nordkorea. Die DDR. Japan. SO viele, ZU viele verschwundene Herzen, eine menschenverachtende Grausamkeit die durch den dünnen Firnis der Zivilisation blutet. Hintergrund: Antiasiatische Gewalt Die Instrumentalisierung von Kindern als Mittel politischer Kontrolle ist nur ein Teil des faktischen Fundaments der Geschichte. Antiasiatische Gewalt ist eine weitere Ebene, und auch die ist leider nicht a>us der Luft gegriffen; in den USA, wo der Roman spielt, hat antiasiatischer Rassismus eine lange Tradition. Exkurs 2 Im Jahr 1871 gab es in Los Angeles Massenlynchmorde; hunderte von weißen Menschen stürmten als wütender Mob das chinesische Viertel der Stadt und richteten ein Gemetzel an. Im Zweiten Weltkrieg wurden 120.000 Japaner und japanischstämmige Amerikaner in Internierungslager gesperrt. Seit dem ersten bekannten Ausbruch des Coronavirus sind antiasiatische Hassverbrechen in den USA um 361 Prozent gestiegen – “China virus”, “China plague”, die Rhetorik Donald Trumps hält sich bis zum heutigen Tag. Von der Dystopie zum Märchen In der Tradition der klassischen Dystopien ist »Unsre verschwundenen Herzen« nur eine Haaresbreite von unserer Realität entfernt – die Geschehnisse sind tief verwurzelt in der kollektiven Vergangenheit der Menschheit und gleichzeitig eine erschreckend plausible Zukunftsvision. Celeste Ng verleiht dem eine beklemmende Allgemeingültigkeit: Dies kann überall und jederzeit geschehen. Für einen Großteil des Buches sehen wir die Ereignisse aus der kindlichen Sicht von Bird, der aufgewachsen ist mit den Märchen, die seine Mutter ihm erzählte. Unbewusst und unterschwellig setzt er die Dinge, die ihm geschehen oder die er beobachtet, daher auch in den Rahmen eines klassischen Märchens, einer kindlichen Heldenreise, und das ermöglicht ihm Hoffnung in scheinbar hoffnungslosen Zeiten: Denn am Schluss gewinnt doch immer das Gute, oder nicht? Celeste Ng findet leise, oft geradezu poetische Worte für das Unerträgliche. Immer wieder verwendet sie atmosphärisch dichte Bilder und sprechende Namen, um den Eindruck eines dystopischen Märchens noch zu verstärken, und das hatte für mich einen enormen emotionalen Widerhall, ohne billige Sentimentalität. Fein dosiert lässt sie die ein oder andere Szene jäh herausbrechen aus der dichterischen Distanz, in schonungsloser Nahaufnahme, und das Gesamtbild ist in meinen Augen ein sehr überzeugendes. Kritikpunkte Das Märchenhafte tut dem realistischen Fundament der Geschichte meist keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Es sind gerade die realistischen Passagen, die manchmal abrutschen ins nicht mehr hundertprozentig Plausible. Ein Beispiel: In der beschriebenen Gesellschaft wird alles kontrolliert, jeder noch so kleinste Verstoß direkt geahndet. Dennoch kann man Protestaktionen anscheinend problemlos mit dem Smartphone filmen, ohne dass herbeigeeilte Ordnungshüter:innen die Geräte direkt einkassieren oder die Besitzer:innen einsperren. Dadurch wird die Glaubhaftigkeit meines Erachtens überstrapaziert, denn in vielen anderen Szenen wird deutlich, dass schon ein falsches Wort ausreicht, um in den Mahlstrom des Systems zu geraten. Aber das sind meines Erachtens seltene Misstöne, die sich noch verschmerzen lassen. Ja, es wird manches offen gelassen. Nein, es ist nicht immer alles überzeugend. Aber das fügt sich ein in die Erlebnisse eines Kindes, für das die Welt der Erwachsenen ohnehin fundamental unverständlich ist. Die kindliche Perspektive gereicht dem Buch hier zum Vorteil. Dennoch mache ich dafür leichte Abstriche in meiner Bewertung. Charaktere Jeder Charakter zeigt die Problematik aus einer anderen Perspektive. Bird ist noch sehr kindlich und begreift erst im Verlauf des Buches, dass schon die Form seiner Augen ihn in Gefahr bringt. Für einen Großteil des Romans ist er der Perspektivcharakter und wird daher auch am differenziertesten gezeichnet. Kindercharaktere misslingen nur allzu leicht, doch Celeste Ng gelingt es, seine kindlichen Gedanken authentisch und glaubhaft wiederzugeben. Auch Birds Freundin Sadie, die selber eines der Kinder ist, die ihren Familie entrissen wurden, und daher im Zentrum der Ereignisse steht, ist großartig geschrieben. Zornig und entschlossen macht sie sich schon lange vor Bird auf die Suche nach ihren Eltern, doch die beiden werden sich im Verlauf der Handlung noch wiedersehen – ganz märchenhaft im Haus einer Herzogin. Birds Vater ist das Sinnbild eines Elternteils, das alles tun würde, um das eigene Kind zu schützen. Er unterwirft sich einem ungerechten System, damit Bird ihm nicht weggenommen wird, hält auch den Jungen zur bedingungslosen Anpassung an. Trag deine Mütze tief in die Augen gezogen, schau den Menschen auf der Straße nicht ins Gesicht, benutze ausschließlich diese Straßen und komm nach der Schule direkt nachhause, schreibe in deinen Schulaufsatz, wie toll du PACT findest und wie sehr es die Gesellschaft schützt. An Birds Mutter Margaret wiederum zeigt die Autorin, wie einfach es ist, wegzuschauen, solange es einen nicht selbst betrifft, und wie schnell sich das ändern kann. Ich möchte hier noch nicht zu viel verraten, aber Margaret gerät ins Visier von PACT, ohne auch nur mit dem Widerstand zu sympathisieren. Doch sie weiß, dass ihr das niemand glauben wird. Dass es sie dass nicht schützen wird. Dass es Bird nicht schützen wird. Sie kann die Augen nicht mehr vor dem Unrecht verschließen, und so entscheidet sie sich dafür, abzutauchen, und macht danach ein enormes inneres Wachstum durch. Fazit Nach einer vernichtenden nationalen Krise trat in Amerika PACT in Kraft, der Preserving American Culture and Traditions Act – im Grunde wenig mehr als gesetzlich festgeschriebene Weiterreichung der Verantwortung und Schuld an einen Sündenbock: China. Die Diskriminierung von Amerikaner:innen mit asiatischen Wurzeln wird als Ventril für die Frustration der Bevölkerung nicht nur gebilligt, sondern sogar angeheizt. Kinder werden ihren asiatischen oder ‘problematischen’ Eltern weggenommen, umbenannt und in ausgewählte Familien weitergereicht – dies sind die ‘verschwundenen Herzen’. Celeste Ng verwebt Themen mit realen Grundlagen zu einer Dystopie mit märchenhaftem Flair und findet dafür eine Sprache, die gut zu Bird, dem kindlichen Protagonisten, und seinem Versuch, aus einer angsteinflößenden Realität Sinn zu machen, passt. Das einzige Manko ist in meinen Augen, dass nicht alle Dinge sauber durchkonstruiert erscheinen, was ich durch das Märchenhafte aber noch für verzeihlich halte.
Konnte mich leider nicht ganz abholen. Hatte große Erwartungen da mir das Buch, Kleine Feuer überall, sehr gefallen hat. Den Klappentext fand ich auch gut aber es hat sich irgendwie gezogen.
Nachdem Birds Mutter die Familie verlassen hat, lebt der 13jährige Junge mit seinem Vater zurückgezogen in einem Studentenwohnheim in Harvard. Birds Mutter hatte chinesische Wurzeln und in den USA einer nicht allzu fernen Zukunft wird alles asiatische als potentielle Gefahr verfolgt und bekämpft. Da erreicht Bird eine Nachricht seiner Mutter und er beschließt, sich auf die Suche nach ihr zu machen … Beim Lesen dieses Buches wurde mir erschreckend klar, dass man es eigentlich gar nicht mehr als Dystopie betrachten kann, zu gut vorstellbar sind Verhältnisse und Gesetze wie PACT in naher Zukunft. Zumal die Menschheit immer schon Sündenböcke gesucht und in Minderheiten nur zu gerne gefunden hat, ebenso, wie Kinder zu ‚Umerziehungszwecken‘ aus ihren Familien zu reißen. Celeste Ng hat hier also nichts undenkbares ‚erfunden‘, sondern sehr emotional und erschütternd in einen neuen Kontext gestellt. Dem schwierigen Thema gegenüber steht Ng‘s ruhige, stellenweise fast poetische Sprache und die bittersüße Beschreibung von Bird und seiner Mutter. Ich bin mir sicher, man muss selbst keine Kinder haben, um den Schmerz in der Abschiedsszene spüren zu können … Ich halte ‚Unsere verschwundenen Herzen‘ gerade in diesen Zeiten für ein unglaublich wichtiges Buch, dass ich jedem nur ans Herz legen kann.
Unsre verschwundenen Herzen Celeste Ng, aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit In ihrem Vorwort schreibt Celeste Ng, dass sie eigentlich einen Roman über eine Mutter mit ihrem heranwachsenden Sohn schreiben wollte, doch aktuelle Auseinandersetzungen veränderten ihre Geschichte. Worum geht es? Bird war 9 Jahre alt, als er vor 3 Jahren von seiner Mutter Margaret, einer amerikanisch-chinesischen Lyrikerin, verlassen wurde. Seitdem reden sein Vater und er nicht mehr über sie. Sie ist eine persona non grata. Leute sagen, sie sei eine Aufwieglerin, eine, die Demonstranten angeführt hat. Sie ist eine PAOs - Person of Origin - und die Asiaten sind schliesslich an allem Schuld, sagt die PACT. Damals in Amerika, bevor Bird geboren wurde, gab es goldene Jahre, aber dann kam es zur Krise. Immer öfter konnten Menschen die hohen Mietpreise nicht zahlen. Zwangsräumungen waren an der Tagesordnung. Die Vermieter setzten diese, zusammen mit ihren Möbel, auf die Strasse. Ganze Wohnblöcke waren verlassen. Krankenhausrechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Menschen plünderten. Läden und Fabriken schlossen. Die Strassen waren für keinen mehr sicher. Dann kamen die Pandemien hinzu. Erst PACT - Preserving American Culture and Traditions Act - stellten wieder Ordnung her. Allerdings mit einem schlimmen Unterdrückungsinstrument: das Herausnehmen von Kindern aus vermeintlich subversiven Familien. PACT versprachen amerikanische Werte zu schützen, doch mit ihnen zogen Misstrauen, Bespitzelung und Rassismus im Land ein. Eines Tages findet Bird eine mysteriöse Zeichnung im Briefkasten, die seine Mutter angefertigt hat. Zusätzlich sieht er immer öfter den Schriftzug „All our missing hearts“ an Mauern gesprüht, ein Gedicht, das seine Mutter einst verfasst hat. Bird beschliesst die Wahrheit über seine Mutter herauszufinden. Wow, dieses Buch regt zum Nachdenken an. Ng hat hier eine Dystopie geschrieben, aber so viele Elemente sind aus der Realität. Hat die USA nicht vor kurzem China bezichtigt, Schuld an einem Virus zu haben? Und der Iran wirft heuer der USA Protestunterstützung vor. Und was ist mit unseren hohen Strom- und Gaspreisen? Wo soll das hinführen? Ng hat hier ein brisantes Buch geschrieben. Ein Buch was trotz kleineren Längen bei mir nachwirken wird.

- Ruhige Dystopie mit Anspruch und „schönem“ Schreibstil – hat mir gut gefallen… - „Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein solider Roman, der mich zwar gut unterhalten hat, aber für mich kein Lesehighlight war. Wer ruhige Dystopien mit Anspruch und Tiefe mag und Wert auf einen „schönen“ Schreibstil legt, wird mit dieser Geschichte sicher seine Freude haben. Und auch ich werde in Zukunft bestimmt wieder einmal zu einem Buch der Autorin greifen…
So richtig Fahrt nimmt das Buch erst nach 2/3 auf und ist dann viel zu früh vorbei. Der Anfang kratzt sehr lange an der Oberfläche des Themas.
Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. Deshalb habe ich diesmal auch gar nicht so sehr auf den Klappentext geachtet und ich fand ihn ja auch nicht gänzlich uninteressant. ALLER ANFANG IST … … verwirrend. Ehrlich, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verwirrt ich anfangs war. Weil ich nicht verstanden habe, in welcher Realität dieses Buch spielt. In unserer? In einer, die an unsere angelehnt ist? In einer vollkommen veränderten? In der Vergangenheit? In der Zukunft? In der Gegenwart? Ich war wahnsinnig verwirrt. Denn es geht in diesem Buch um PACT, ein in Amerika erlassenes Gesetz, das das amerikanische Gedankengut schützen soll und quasi für Patriotismus pur steht - auf eine ungesunde, gefährliche Weise. Und ganz besonders gefährlich für Amerika ist China und in Amerika lebende Chinesen. Im Vorwort erwähnt die Autorin, dass ihr die Inspiration zu diesem Buch (wenn man das so nennen kann) aufgrund der aktuellen Situation in Amerika gekommen ist. Durch das Corona-Virus und vor allem auch Trumps Umgang damit und alternativen Namen dafür ist die Feindlichkeit gegenüber Chinesen und/oder asiatisch aussehenden Menschen enorm angestiegen. Und genau darum geht es in diesem Buch. Aber wie gesagt, ich habe anfangs nicht verstanden, in welcher Realität wir uns finden. Ich konnte das Gelesene nicht so richtig in Fiktion und Non-Fiction einordnen. DIE AUFLÖSUNG Am Anfang begegnen wir Bird. Seine Mutter ist chinesischer Abstammung, sein Vater ist Amerikaner. Auch Bird erlebt diese Feindlichkeit, aber beim Lesen wirkte es auf mich so, als würde er sie nicht so richtig wahrnehmen. Als würde es hauptsächlich anderen passieren, weil sein Vater ihn immer beschützt und davor abschirmt. Ihm eintrichtert, wegzusehen und sich immer an die Regeln zu halten, nicht aufzufallen. Das, was Bird vorrangig zu belasten scheint, ist, dass seine Mutter vor Jahren einfach verschwunden ist. Als Kind konnte er es sich nicht erklären und auch jetzt ist er noch ein Kind ohne Mutter. Bis er eine Zeichnung per Brief von ihr bekommt und sich aufmacht, um das Rätsel zu lösen und sie zu finden. Und hier erfahren wir auch endlich, wie es zu PACT gekommen ist. Aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise, die Amerika beinahe zerstört hätte und wahnsinnig viele Erkrankungen, Plünderungen, gewaltvolle Demonstatrionen zur Folge hatte, suchte man einen Feind. Ein Grund, weshalb es Amerika so schlecht erging. Und den fand man in China. PACT wurde erlassen, um die Bürger der USA dazu zu bringen, ihr Land an erster Stelle zu sehen. Sich stets patriotisch zu verhalten. Es ist die Grundlage dafür, Asiaten auszugrenzen und ihnen teilweise Gewalt anzutun (passiert auch in diesem Buch. Deshalb Triggerwarnung für Gewalt - auch an Frauen), Literatur, die nicht die amerikanische Kultur repräsentiert, verschwinden zu lassen, und so vieles mehr. Und wer auch immer sich gegen PACT ausspricht, muss mit den Folgen leben: Denn PACT bietet zudem die gesetzliche Möglichkeit USA-»feindlichen« Familien ihre Kinder zu entreißen, damit diese nicht weiter mit den »falschen« Werten aufwachsen. DAS NACHWORT DER AUTORIN Mit dem Nachwort der Autorin wird eines klar: Zwar ist die Realität in »Unsere verschwundenen Herzen« erfunden, doch hat sie ganz klar einen wahren Kern. Denn Asiatenfeindlichkeit war schon immer ein Problem, ist es seit dem Corona-Virus noch mehr. Aber auch das Entzweireißen von Familien ist nichts neues. Das kommt schon lange vor, Ng hat es nur mit dem Namen PACT versehen. FAZIT »Unsere verschwundenen Herzen« hatte definitiv etwas augenöffnendes an sich. Dass Rassismus gegen Asiat*innen in Amerika ein Thema ist, war mir klar. Aber hier in diesem Buch wird das nochmal auf eine andere Art verdeutlicht. Dennoch hab ich von dem Buch mehr erwartet. Das, was ich an Celeste Ngs Romanen so liebe, kam hier nämlich zu kurz: die geniale Darstellung komplizierter, verzwickter Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen. Daher ist »Unsere verschwundenen Herzen« nicht mein liebster Roman der Autorin. Zeigt aber durchaus auf, weshalb Gegenwartsliteratur so wichtig ist.

Was für ein großartiges Buch! Und erschreckend aktuell, wenn man die Entwicklungen auf der Welt so betrachtet.

Das Erstlingswerk „Was ich euch nicht erzählte“ der amerikanischen Autorin Celeste Ng habe ich geliebt, den zweiten Roman „Kleine Feuer überall“ fand ich nur okay. Und den neuesten Roman? Um ganz ehrlich zu sein: Ich mochte dieses Buch nicht. So. Jetzt ist es raus. „Unsre verschwundenen Herzen“ hat mich nicht gekriegt, in keinster Weise. Die Thematiken, über die Celeste Ng erzählt, sind überaus interessant und spannend, hier wurden meiner Meinung nach aber nicht alle Punkte gleichermaßen erzählt. Es geht um anti-asiatischen Rassismus, um von der US-amerikanischen Regierung geklaute Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, allen voran geht es aber um eine Mutter-Kind-Beziehung. Ging es anfangs noch um den Rassismus, der für mich am interessantesten war, so wurde das Thema zur Mitte und zum Ende hin stark abgeflaut und am Ende ging es eigentlich nur noch um die Beziehung zwischen der Mutter Margaret Miu und ihren Sohn Bird. Ziemlich langweilig für mich - es ist einfach nicht mein Thema. Ich hätte mir gerne mehr Einblicke in das dystopische und rassistische Amerika gewünscht, da ich hier eine brandaktuelle Thematik erkenne, die mir in „Unsre verschwundenen Herzen“ zu schnell abgehandelt wurde. Bird, unser junger Protagonist, ist ein wachsamer und aufgeweckter Junge. Er macht eine tolle Entwicklung im Laufe der Geschichte durch. Und dennoch konnte ich weder zu ihm noch zu den anderen Figuren eine Beziehung aufbauen. Sie waren mir alle zu blass, nicht greifbar genug. Schlichtweg: zu austauschbar. Auch die Umgebung, die Celeste Ng erschaffen hat - also ein rassistisches Amerika - war mir einfach zu blass. Auch wenn im Laufe der Geschichte weitere und wichtige Informationen auftauchen, war mir das einfach zu wenig, als dass ich vollkommen in die Geschichte eintauchen konnte. Celeste Ng schafft es mit ihrem erzählerischen Können eine bedrückende, sehr beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Das hat aber leider auch nicht geholfen, mich auf 400 Seiten bei Laune zu halten. Schade.

Dystopie zum Einschlafen
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.
Beiträge
Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Nur mit seinem Vater, denn seine Mutter hat die Familie schon vor vielen Jahren verlassen. Seine Mutter, die er vermisst. Seine Mutter, die nicht aus Eigennutz gegangen ist, sondern um ihr Kind zu schützen. Seine Mutter, von der Bird die asiatischen Gesichtszüge geerbt hat, die ihn jeden Tag aufs Neue in Gefahr bringen. Sie ist fort, ihre Gedichte indes sind immer noch allgegenwärtig, denn sie sind zum Schlachtruf des Widerstands geworden. In Amerika herrscht das Gesetz von PACT, des Preserving American Culture and Traditions Act, das nach DER KRISE die amerikanische Kultur bewahren soll. Asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, denn China ist der Feind, der Sündenbock für den Kollaps des Systems. Amerikanern asiatischer Abstammung, sowie Menschen, die als angebliche Sympathisant:innen auffallen, werden beim kleinsten Anlass die Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben – die titelgebenden verschwundenen Herzen. Als Bird einen Brief seiner Mutter erhält, beginnt für ihn eine Odyssee, um ihren Spuren zu folgen. Die Märchen seiner Mutter führen ihn in die Bibliotheken, die insgeheim Horte des Widerstands sind. Hintergrund: Kinder als Druckmittel CELESTE NG erzählt ein dystopisches Märchen, das leider nur allzu fest verwurzelt ist in der Realität; Kinder wurden und werden aus politischen Gründen von ihren Eltern getrennt. Mal wird es als ultimatives Druckmittel eingesetzt, als Werkzeug der Kontrolle: ‘Unterwirf dich dem System, sonst verlierst du dein Kind.‘ Dann wieder geschieht es, um die Kinder aus rassistischer Ideologie und/oder ultranationalistischer Verblendung heraus umzuerziehen, sie in ein vermeintliches völkisches Ideal zu pressen. Der Rechtfertigungen sind viele, doch die Tragödie ist immer wieder dieselbe. Exkurs 1 Da sind die Kinder, die zur Zeit der Präsidentschaft Donald Trumps an der Grenze von ihren Eltern getrennt und dann in Käfige gesteckt wurden, um illegale Einwanderer davon abzuhalten, Asyl zu beantragen. Eine Unmenschlichkeit sondergleichen. Da sind die ‘Gestohlenen Generationen’: zehntausende Kinder indigener Eltern (manche Quellen gehen sogar von hunderttausenden aus), die im 20. Jahrhundert in Australien ihren Eltern entrissen wurden, um sie als potentielle Arbeitskräfte in die weiße Gesellschaft zu assimilieren. Heranzucht einer vermeintlich niederen, aber nützlichen Klasse? Es gibt allzu viele weitere Beispiele, in allzu vielen Ländern. Nordkorea. Die DDR. Japan. SO viele, ZU viele verschwundene Herzen, eine menschenverachtende Grausamkeit die durch den dünnen Firnis der Zivilisation blutet. Hintergrund: Antiasiatische Gewalt Die Instrumentalisierung von Kindern als Mittel politischer Kontrolle ist nur ein Teil des faktischen Fundaments der Geschichte. Antiasiatische Gewalt ist eine weitere Ebene, und auch die ist leider nicht a>us der Luft gegriffen; in den USA, wo der Roman spielt, hat antiasiatischer Rassismus eine lange Tradition. Exkurs 2 Im Jahr 1871 gab es in Los Angeles Massenlynchmorde; hunderte von weißen Menschen stürmten als wütender Mob das chinesische Viertel der Stadt und richteten ein Gemetzel an. Im Zweiten Weltkrieg wurden 120.000 Japaner und japanischstämmige Amerikaner in Internierungslager gesperrt. Seit dem ersten bekannten Ausbruch des Coronavirus sind antiasiatische Hassverbrechen in den USA um 361 Prozent gestiegen – “China virus”, “China plague”, die Rhetorik Donald Trumps hält sich bis zum heutigen Tag. Von der Dystopie zum Märchen In der Tradition der klassischen Dystopien ist »Unsre verschwundenen Herzen« nur eine Haaresbreite von unserer Realität entfernt – die Geschehnisse sind tief verwurzelt in der kollektiven Vergangenheit der Menschheit und gleichzeitig eine erschreckend plausible Zukunftsvision. Celeste Ng verleiht dem eine beklemmende Allgemeingültigkeit: Dies kann überall und jederzeit geschehen. Für einen Großteil des Buches sehen wir die Ereignisse aus der kindlichen Sicht von Bird, der aufgewachsen ist mit den Märchen, die seine Mutter ihm erzählte. Unbewusst und unterschwellig setzt er die Dinge, die ihm geschehen oder die er beobachtet, daher auch in den Rahmen eines klassischen Märchens, einer kindlichen Heldenreise, und das ermöglicht ihm Hoffnung in scheinbar hoffnungslosen Zeiten: Denn am Schluss gewinnt doch immer das Gute, oder nicht? Celeste Ng findet leise, oft geradezu poetische Worte für das Unerträgliche. Immer wieder verwendet sie atmosphärisch dichte Bilder und sprechende Namen, um den Eindruck eines dystopischen Märchens noch zu verstärken, und das hatte für mich einen enormen emotionalen Widerhall, ohne billige Sentimentalität. Fein dosiert lässt sie die ein oder andere Szene jäh herausbrechen aus der dichterischen Distanz, in schonungsloser Nahaufnahme, und das Gesamtbild ist in meinen Augen ein sehr überzeugendes. Kritikpunkte Das Märchenhafte tut dem realistischen Fundament der Geschichte meist keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Es sind gerade die realistischen Passagen, die manchmal abrutschen ins nicht mehr hundertprozentig Plausible. Ein Beispiel: In der beschriebenen Gesellschaft wird alles kontrolliert, jeder noch so kleinste Verstoß direkt geahndet. Dennoch kann man Protestaktionen anscheinend problemlos mit dem Smartphone filmen, ohne dass herbeigeeilte Ordnungshüter:innen die Geräte direkt einkassieren oder die Besitzer:innen einsperren. Dadurch wird die Glaubhaftigkeit meines Erachtens überstrapaziert, denn in vielen anderen Szenen wird deutlich, dass schon ein falsches Wort ausreicht, um in den Mahlstrom des Systems zu geraten. Aber das sind meines Erachtens seltene Misstöne, die sich noch verschmerzen lassen. Ja, es wird manches offen gelassen. Nein, es ist nicht immer alles überzeugend. Aber das fügt sich ein in die Erlebnisse eines Kindes, für das die Welt der Erwachsenen ohnehin fundamental unverständlich ist. Die kindliche Perspektive gereicht dem Buch hier zum Vorteil. Dennoch mache ich dafür leichte Abstriche in meiner Bewertung. Charaktere Jeder Charakter zeigt die Problematik aus einer anderen Perspektive. Bird ist noch sehr kindlich und begreift erst im Verlauf des Buches, dass schon die Form seiner Augen ihn in Gefahr bringt. Für einen Großteil des Romans ist er der Perspektivcharakter und wird daher auch am differenziertesten gezeichnet. Kindercharaktere misslingen nur allzu leicht, doch Celeste Ng gelingt es, seine kindlichen Gedanken authentisch und glaubhaft wiederzugeben. Auch Birds Freundin Sadie, die selber eines der Kinder ist, die ihren Familie entrissen wurden, und daher im Zentrum der Ereignisse steht, ist großartig geschrieben. Zornig und entschlossen macht sie sich schon lange vor Bird auf die Suche nach ihren Eltern, doch die beiden werden sich im Verlauf der Handlung noch wiedersehen – ganz märchenhaft im Haus einer Herzogin. Birds Vater ist das Sinnbild eines Elternteils, das alles tun würde, um das eigene Kind zu schützen. Er unterwirft sich einem ungerechten System, damit Bird ihm nicht weggenommen wird, hält auch den Jungen zur bedingungslosen Anpassung an. Trag deine Mütze tief in die Augen gezogen, schau den Menschen auf der Straße nicht ins Gesicht, benutze ausschließlich diese Straßen und komm nach der Schule direkt nachhause, schreibe in deinen Schulaufsatz, wie toll du PACT findest und wie sehr es die Gesellschaft schützt. An Birds Mutter Margaret wiederum zeigt die Autorin, wie einfach es ist, wegzuschauen, solange es einen nicht selbst betrifft, und wie schnell sich das ändern kann. Ich möchte hier noch nicht zu viel verraten, aber Margaret gerät ins Visier von PACT, ohne auch nur mit dem Widerstand zu sympathisieren. Doch sie weiß, dass ihr das niemand glauben wird. Dass es sie dass nicht schützen wird. Dass es Bird nicht schützen wird. Sie kann die Augen nicht mehr vor dem Unrecht verschließen, und so entscheidet sie sich dafür, abzutauchen, und macht danach ein enormes inneres Wachstum durch. Fazit Nach einer vernichtenden nationalen Krise trat in Amerika PACT in Kraft, der Preserving American Culture and Traditions Act – im Grunde wenig mehr als gesetzlich festgeschriebene Weiterreichung der Verantwortung und Schuld an einen Sündenbock: China. Die Diskriminierung von Amerikaner:innen mit asiatischen Wurzeln wird als Ventril für die Frustration der Bevölkerung nicht nur gebilligt, sondern sogar angeheizt. Kinder werden ihren asiatischen oder ‘problematischen’ Eltern weggenommen, umbenannt und in ausgewählte Familien weitergereicht – dies sind die ‘verschwundenen Herzen’. Celeste Ng verwebt Themen mit realen Grundlagen zu einer Dystopie mit märchenhaftem Flair und findet dafür eine Sprache, die gut zu Bird, dem kindlichen Protagonisten, und seinem Versuch, aus einer angsteinflößenden Realität Sinn zu machen, passt. Das einzige Manko ist in meinen Augen, dass nicht alle Dinge sauber durchkonstruiert erscheinen, was ich durch das Märchenhafte aber noch für verzeihlich halte.
Konnte mich leider nicht ganz abholen. Hatte große Erwartungen da mir das Buch, Kleine Feuer überall, sehr gefallen hat. Den Klappentext fand ich auch gut aber es hat sich irgendwie gezogen.
Nachdem Birds Mutter die Familie verlassen hat, lebt der 13jährige Junge mit seinem Vater zurückgezogen in einem Studentenwohnheim in Harvard. Birds Mutter hatte chinesische Wurzeln und in den USA einer nicht allzu fernen Zukunft wird alles asiatische als potentielle Gefahr verfolgt und bekämpft. Da erreicht Bird eine Nachricht seiner Mutter und er beschließt, sich auf die Suche nach ihr zu machen … Beim Lesen dieses Buches wurde mir erschreckend klar, dass man es eigentlich gar nicht mehr als Dystopie betrachten kann, zu gut vorstellbar sind Verhältnisse und Gesetze wie PACT in naher Zukunft. Zumal die Menschheit immer schon Sündenböcke gesucht und in Minderheiten nur zu gerne gefunden hat, ebenso, wie Kinder zu ‚Umerziehungszwecken‘ aus ihren Familien zu reißen. Celeste Ng hat hier also nichts undenkbares ‚erfunden‘, sondern sehr emotional und erschütternd in einen neuen Kontext gestellt. Dem schwierigen Thema gegenüber steht Ng‘s ruhige, stellenweise fast poetische Sprache und die bittersüße Beschreibung von Bird und seiner Mutter. Ich bin mir sicher, man muss selbst keine Kinder haben, um den Schmerz in der Abschiedsszene spüren zu können … Ich halte ‚Unsere verschwundenen Herzen‘ gerade in diesen Zeiten für ein unglaublich wichtiges Buch, dass ich jedem nur ans Herz legen kann.
Unsre verschwundenen Herzen Celeste Ng, aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit In ihrem Vorwort schreibt Celeste Ng, dass sie eigentlich einen Roman über eine Mutter mit ihrem heranwachsenden Sohn schreiben wollte, doch aktuelle Auseinandersetzungen veränderten ihre Geschichte. Worum geht es? Bird war 9 Jahre alt, als er vor 3 Jahren von seiner Mutter Margaret, einer amerikanisch-chinesischen Lyrikerin, verlassen wurde. Seitdem reden sein Vater und er nicht mehr über sie. Sie ist eine persona non grata. Leute sagen, sie sei eine Aufwieglerin, eine, die Demonstranten angeführt hat. Sie ist eine PAOs - Person of Origin - und die Asiaten sind schliesslich an allem Schuld, sagt die PACT. Damals in Amerika, bevor Bird geboren wurde, gab es goldene Jahre, aber dann kam es zur Krise. Immer öfter konnten Menschen die hohen Mietpreise nicht zahlen. Zwangsräumungen waren an der Tagesordnung. Die Vermieter setzten diese, zusammen mit ihren Möbel, auf die Strasse. Ganze Wohnblöcke waren verlassen. Krankenhausrechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Menschen plünderten. Läden und Fabriken schlossen. Die Strassen waren für keinen mehr sicher. Dann kamen die Pandemien hinzu. Erst PACT - Preserving American Culture and Traditions Act - stellten wieder Ordnung her. Allerdings mit einem schlimmen Unterdrückungsinstrument: das Herausnehmen von Kindern aus vermeintlich subversiven Familien. PACT versprachen amerikanische Werte zu schützen, doch mit ihnen zogen Misstrauen, Bespitzelung und Rassismus im Land ein. Eines Tages findet Bird eine mysteriöse Zeichnung im Briefkasten, die seine Mutter angefertigt hat. Zusätzlich sieht er immer öfter den Schriftzug „All our missing hearts“ an Mauern gesprüht, ein Gedicht, das seine Mutter einst verfasst hat. Bird beschliesst die Wahrheit über seine Mutter herauszufinden. Wow, dieses Buch regt zum Nachdenken an. Ng hat hier eine Dystopie geschrieben, aber so viele Elemente sind aus der Realität. Hat die USA nicht vor kurzem China bezichtigt, Schuld an einem Virus zu haben? Und der Iran wirft heuer der USA Protestunterstützung vor. Und was ist mit unseren hohen Strom- und Gaspreisen? Wo soll das hinführen? Ng hat hier ein brisantes Buch geschrieben. Ein Buch was trotz kleineren Längen bei mir nachwirken wird.

- Ruhige Dystopie mit Anspruch und „schönem“ Schreibstil – hat mir gut gefallen… - „Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein solider Roman, der mich zwar gut unterhalten hat, aber für mich kein Lesehighlight war. Wer ruhige Dystopien mit Anspruch und Tiefe mag und Wert auf einen „schönen“ Schreibstil legt, wird mit dieser Geschichte sicher seine Freude haben. Und auch ich werde in Zukunft bestimmt wieder einmal zu einem Buch der Autorin greifen…
So richtig Fahrt nimmt das Buch erst nach 2/3 auf und ist dann viel zu früh vorbei. Der Anfang kratzt sehr lange an der Oberfläche des Themas.
Wäre dieses Buch nicht von Celeste Ng hätte mich der Klappentext nicht besonders angesprochen. Aber das ist auch bei ihren anderen Romanen der Fall. Die habe ich nur durch Zufall entdeckt und lieben gelernt. Deshalb habe ich diesmal auch gar nicht so sehr auf den Klappentext geachtet und ich fand ihn ja auch nicht gänzlich uninteressant. ALLER ANFANG IST … … verwirrend. Ehrlich, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verwirrt ich anfangs war. Weil ich nicht verstanden habe, in welcher Realität dieses Buch spielt. In unserer? In einer, die an unsere angelehnt ist? In einer vollkommen veränderten? In der Vergangenheit? In der Zukunft? In der Gegenwart? Ich war wahnsinnig verwirrt. Denn es geht in diesem Buch um PACT, ein in Amerika erlassenes Gesetz, das das amerikanische Gedankengut schützen soll und quasi für Patriotismus pur steht - auf eine ungesunde, gefährliche Weise. Und ganz besonders gefährlich für Amerika ist China und in Amerika lebende Chinesen. Im Vorwort erwähnt die Autorin, dass ihr die Inspiration zu diesem Buch (wenn man das so nennen kann) aufgrund der aktuellen Situation in Amerika gekommen ist. Durch das Corona-Virus und vor allem auch Trumps Umgang damit und alternativen Namen dafür ist die Feindlichkeit gegenüber Chinesen und/oder asiatisch aussehenden Menschen enorm angestiegen. Und genau darum geht es in diesem Buch. Aber wie gesagt, ich habe anfangs nicht verstanden, in welcher Realität wir uns finden. Ich konnte das Gelesene nicht so richtig in Fiktion und Non-Fiction einordnen. DIE AUFLÖSUNG Am Anfang begegnen wir Bird. Seine Mutter ist chinesischer Abstammung, sein Vater ist Amerikaner. Auch Bird erlebt diese Feindlichkeit, aber beim Lesen wirkte es auf mich so, als würde er sie nicht so richtig wahrnehmen. Als würde es hauptsächlich anderen passieren, weil sein Vater ihn immer beschützt und davor abschirmt. Ihm eintrichtert, wegzusehen und sich immer an die Regeln zu halten, nicht aufzufallen. Das, was Bird vorrangig zu belasten scheint, ist, dass seine Mutter vor Jahren einfach verschwunden ist. Als Kind konnte er es sich nicht erklären und auch jetzt ist er noch ein Kind ohne Mutter. Bis er eine Zeichnung per Brief von ihr bekommt und sich aufmacht, um das Rätsel zu lösen und sie zu finden. Und hier erfahren wir auch endlich, wie es zu PACT gekommen ist. Aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise, die Amerika beinahe zerstört hätte und wahnsinnig viele Erkrankungen, Plünderungen, gewaltvolle Demonstatrionen zur Folge hatte, suchte man einen Feind. Ein Grund, weshalb es Amerika so schlecht erging. Und den fand man in China. PACT wurde erlassen, um die Bürger der USA dazu zu bringen, ihr Land an erster Stelle zu sehen. Sich stets patriotisch zu verhalten. Es ist die Grundlage dafür, Asiaten auszugrenzen und ihnen teilweise Gewalt anzutun (passiert auch in diesem Buch. Deshalb Triggerwarnung für Gewalt - auch an Frauen), Literatur, die nicht die amerikanische Kultur repräsentiert, verschwinden zu lassen, und so vieles mehr. Und wer auch immer sich gegen PACT ausspricht, muss mit den Folgen leben: Denn PACT bietet zudem die gesetzliche Möglichkeit USA-»feindlichen« Familien ihre Kinder zu entreißen, damit diese nicht weiter mit den »falschen« Werten aufwachsen. DAS NACHWORT DER AUTORIN Mit dem Nachwort der Autorin wird eines klar: Zwar ist die Realität in »Unsere verschwundenen Herzen« erfunden, doch hat sie ganz klar einen wahren Kern. Denn Asiatenfeindlichkeit war schon immer ein Problem, ist es seit dem Corona-Virus noch mehr. Aber auch das Entzweireißen von Familien ist nichts neues. Das kommt schon lange vor, Ng hat es nur mit dem Namen PACT versehen. FAZIT »Unsere verschwundenen Herzen« hatte definitiv etwas augenöffnendes an sich. Dass Rassismus gegen Asiat*innen in Amerika ein Thema ist, war mir klar. Aber hier in diesem Buch wird das nochmal auf eine andere Art verdeutlicht. Dennoch hab ich von dem Buch mehr erwartet. Das, was ich an Celeste Ngs Romanen so liebe, kam hier nämlich zu kurz: die geniale Darstellung komplizierter, verzwickter Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen. Daher ist »Unsere verschwundenen Herzen« nicht mein liebster Roman der Autorin. Zeigt aber durchaus auf, weshalb Gegenwartsliteratur so wichtig ist.

Was für ein großartiges Buch! Und erschreckend aktuell, wenn man die Entwicklungen auf der Welt so betrachtet.

Das Erstlingswerk „Was ich euch nicht erzählte“ der amerikanischen Autorin Celeste Ng habe ich geliebt, den zweiten Roman „Kleine Feuer überall“ fand ich nur okay. Und den neuesten Roman? Um ganz ehrlich zu sein: Ich mochte dieses Buch nicht. So. Jetzt ist es raus. „Unsre verschwundenen Herzen“ hat mich nicht gekriegt, in keinster Weise. Die Thematiken, über die Celeste Ng erzählt, sind überaus interessant und spannend, hier wurden meiner Meinung nach aber nicht alle Punkte gleichermaßen erzählt. Es geht um anti-asiatischen Rassismus, um von der US-amerikanischen Regierung geklaute Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, allen voran geht es aber um eine Mutter-Kind-Beziehung. Ging es anfangs noch um den Rassismus, der für mich am interessantesten war, so wurde das Thema zur Mitte und zum Ende hin stark abgeflaut und am Ende ging es eigentlich nur noch um die Beziehung zwischen der Mutter Margaret Miu und ihren Sohn Bird. Ziemlich langweilig für mich - es ist einfach nicht mein Thema. Ich hätte mir gerne mehr Einblicke in das dystopische und rassistische Amerika gewünscht, da ich hier eine brandaktuelle Thematik erkenne, die mir in „Unsre verschwundenen Herzen“ zu schnell abgehandelt wurde. Bird, unser junger Protagonist, ist ein wachsamer und aufgeweckter Junge. Er macht eine tolle Entwicklung im Laufe der Geschichte durch. Und dennoch konnte ich weder zu ihm noch zu den anderen Figuren eine Beziehung aufbauen. Sie waren mir alle zu blass, nicht greifbar genug. Schlichtweg: zu austauschbar. Auch die Umgebung, die Celeste Ng erschaffen hat - also ein rassistisches Amerika - war mir einfach zu blass. Auch wenn im Laufe der Geschichte weitere und wichtige Informationen auftauchen, war mir das einfach zu wenig, als dass ich vollkommen in die Geschichte eintauchen konnte. Celeste Ng schafft es mit ihrem erzählerischen Können eine bedrückende, sehr beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Das hat aber leider auch nicht geholfen, mich auf 400 Seiten bei Laune zu halten. Schade.
