Das mangelnde Licht
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Beschreibung
Beiträge
"Auch mir blieb keine Flucht, denn es war unser Leben, es war unsere Zeit, eine andere würden wir nicht bekommen, wir mussten unser Leben ohne Hintertür leben." Vier Freundinnen, gemeinsam aufgewachsen im Georgien der 70er/80er Jahre, mitten drin in einem Land großer Umbrüche. Was hat sie entzweit? Keto erinnert sich bei der Fotoausstellung ihrer Freundin Dina in Brüssel an die gemeinsame bewegende Vergangenheit. Wie kann ich dieses Buch bewerten? Es war ein unglaubliches Lesehighlight, ich habe mich so in die 4 starken Frauen verliebt, ich habe gelitten, gehofft und geweint. Die Geschichte anhand von Fotos und Rückblicken zu erzählen hat für mich super gepasst. Dabei habe ich die Bilder so oft vor mir gesehen, wäre so gerne selber durch die Ausstellung geschlendert. Es gibt viele richtig harte Szenen voller Gewalt, voller Entsetzen. Georgien als Land kommt mir näher, unglaublich was dieses Land durchgemacht hat, ein Spielball der Politik, die Menschen mittendrin, oft eher hilflos auf die gegenwärtige Situation reagierend. Ich habe viel gelernt über die Geschichte und bin neugierig geworden vor Allem auf Tbilissi. Kein einfaches Buch, sehr dicht, sehr emotional, sehr fordernd. Auch vermeintliche Nebencharaktere sind unglaublich gut und voller Tiefe ausgearbeitet. Ich möchte es am Liebsten direkt noch mal lesen, ich kann mich nicht trennen von Keto, Dina, Nene und Ira. Absolutes Lesehighlight und eine große Leseempfehlung.
Ein Meisterwerk
Sensationell! Dieses Buch ist ein Meisterwerk, wie ein Vulkan, der zerstörerisch ausbricht und sehr langsam , fast behutsam neues Leben zulässt. Selten konnte ich so tief in eine andere, mir nicht ganz unbekannte Welt eintauchen. Vielen Dank für ein tolles Leseerlebnis.
Epische Geschichte über vier Freundinnen, die unter schweren Bedingungen erwachsen werden
Das letzte Buch für diesen Monat und ein Volltreffer als Buch des Monats! Nino Haratischwili hat mich mit dieser Geschichte gefangen genommen und begeistert. Die Sowjetunion geht in der GUS auf, doch das Staatenbündnis zerfällt kaum, dass es entstand. Georgien stürzt in einen wirtschaftlichen Abgrund. Autonomiebestrebungen Abchasiens führen zum Krieg. Die Geschichte spielt in Tbilissi, wo vier Freundinnen - Keto, Dina, Nene und Ira - ihre Jugend während der chaotischen 1990er Jahre erleben. Sie wachsen gemeinsam in einem Hof auf, alle entstammen unterschiedlichen Familienverhältnissen. Keto, die Ich-Erzählerin, wächst ohne Mutter, dafür aber mit zwei Großmüttern auf, einem vergeistigten Vater und einem Bruder, der den sozialen Aufstieg und Anerkennung auf dubiosen Wegen sucht. Nene ist die Tochter einer Familie der georgischen Mafia, die erst mit Betrug und illegalen Schmuggelgeschäften die Stadt regiert und später maßgeblich an der Drogenschwemme im Land beteiligt ist. Ira, eine ruhige aber trotzdem leidenschaftliche Persönlichkeit wirkt solidarisch, sondert sich beizeiten ab und ist doch intensiv mit den Freundinnen verbunden. Und Dina, sprühend vor Lebenslust, sucht genauso wie die 3 anderen, nach Licht in diesem Dunkel. In einer Zeit politischer Umbrüche und sozialer Herausforderungen versuchen sie, ihre Träume und Hoffnungen zu bewahren. Liebe, Verrat und Herausforderungen begegnen Ihnen und zeichnen ein düsteres Bild von dieser Gesellschaft. Männer haben hier in allem das Sagen und so sehr Frauen auch darum kämpfen für sich Entscheidungen zu treffen, so sehr scheitern sie oft am gewalttätigen Patriarchat. Die Figurenentwicklung ist grandios und ich hab mich nicht eine Sekunde gelangweilt. Manchmal glaubte ich, dass Ereignisse unaufgelöst bleiben, oder Erklärungen fehlen doch am Ende kommt fast alles auf den Tisch! Die Autorin liegt Spuren, und man meint zu wissen, wie es weitergeht und dann passiert etwas ganz anderes. Die Verzweiflung der 4 Freundinnen, das auseinanderdriften, während sie erwachsen werden und die Sehnsucht nach dem Zusammensein sind deutlich spürbar. Und obwohl die Männer mit unlauteren Mitteln versuchen, die Frauen für sich zu benutzen, merkt man an vielen Stellen doch, dass ihre gebrochenen Lebenswege ihnen viel genommen haben. Es gibt zwei Zeitstränge, einer spielt in den 90er Jahren und der andere 30 Jahre später. Drei der vier Freundinnen begegnen sich auf der Ausstellung von Dina, der Fotografin, die verstorben ist. Keto wandelt von Bild zu Bild, findet sich und ihre gemeinsame Vergangenheit dort wieder und in diesen Erinnerungen lesen wir die Rückblicke. Kombiniert mit den Gesprächen, die sie mit Nene und Ira führt, setzt sich das Bild ihrer Biografien zusammen. Schon allein diese Idee finde ich genial. Das Buch zeichnet ein lebendiges Bild von Tbilissi und verbindet persönliche Schicksale mit der wechselvollen Geschichte des Landes. Haratischwili erzählt einfühlsam und kraftvoll von der Bedeutung von Familie, Freundschaft und der Kraft der Erinnerung. Ein bewegender Roman, der uns Leser*innen auf eine emotionale Reise mitnimmt. Ein epischer Roman über Freundschaft, Verlust und die Suche nach Identität. Eine große Empfehlung für alle die Geschichten über Freundschaft mögen und vor einem über 800 Seiten starken Buch nicht zurückschrecken. Oft erinnerte mich der Plot an Ferrantes „Meine geniale Freundin.“ Reihe
Ein lesenswerter historischer Roman, der aus der Perspektive einer Mitte 40er Frau von der Gegenwart ausgehend geschickt die Vergangenheit aufrollt.
Über wahre Freundschaft, leidenschaftliche Liebe, unverzeihlichen Verrat und schmerzhafte Verluste, über das Patriarchat, Gewalt, das Ausbrechen aus den Zwängen der Gesellschaft und das Leben mit der Vergangenheit. Die 800 Seiten erzählen von dem Versuch, in einem bürgerkriegähnlichen Georgien zu (über-) leben.
Eine tiefgreifende Erzählung 4 junger Frauen in den Zeiten des Bürgerkrieges in Georgien. Durch ihre Freundschaft verbunden, erleben sie eine Zeit der Zerrüttung und Gewalt und werden durch den Tod einer von ihnen für Jahre getrennt. Als sich die 3 Überlebenden auf einer Ausstellung wieder treffen, müssen sie sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Höchst informativ, emotionsgeladen und bildgewaltig. Große Empfehlung.
Mitreißender, trauriger Roman
Nino Haratischwili hat es wieder geschafft, mich über 800 Seiten hinweg in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist berührend, ohne ins Pathetische abzugleiten. Zugleich ist sie Zeitzeugnis der nicht allzu fernen georgischen Geschichte, was oftmals erschreckend traurig ist. Alles in allem ein wunderbarer Roman, den ich nur sehr ungern zugemacht habe. Die Figuren werden mich noch eine Weile begleiten, so wie ich mir das bei guten Romanen wünsche.
Ein wunderbarer Roman!
4,5 Für mich das beste Buch.
Nachdem mich die aus Georgien stammende Autorin Nino Haratischwili bereits mit ihrem Familienepos „Das achte Leben – Für Brilka“ und „Die Katze und der General“ begeistern konnte, habe ich nun im April voller Vorfreude ihren neuesten Roman „Das mangelnde Licht“ gelesen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen befinden wir uns im Jahr 2019 in Brüssel, als sich die Freundinnen Keto, Ira und Nene bei einer Ausstellung nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder sehen. Wir begleiten sie bei ihrem Gang durch die Ausstellung und betrachten mit ihnen, vor allem mit der Ich-Erzählerin Keto, die Fotografien ihrer toten Freundin Dina. Durch die Fotos – deren wahren Hintergrund nur die drei Freundinnen kennen – tauchen wir in die Vergangenheit ein – in die 1980er/ 1990er Jahren in Tbilissi (Tiflis). Wir erleben, wie sich die vier Kinder/ Teenager Keto, Ira, Nene und Dina kennenlernen, wie sie sich und auch wie sich ihre Freundschaft als Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Und dies alles vor dem geschichtlichen Hintergrund des Zusammenbruchs der UdSSR und der jungen Demokratie in Georgien, die von Inflation, Armut, Stromausfällen, Lebensmittelknappheit, Bandenkriegen und Bürgerkriegen gezeichnet und bedroht ist. Die Idee anhand von Dinas Fotografien in die Vergangenheit einzutauchen hat mir extrem gut gefallen. Die Fotos sind sehr detailliert beschrieben, man sieht sie regelrecht vor sich. Sie üben einen unwiderstehlichen Sog auf mich als Leserin aus und ziehen mich zusammen mit Keto in die Vergangenheit – die Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind nahezu nahtlos, aber ohne zu verschwimmen. Ich wusste zu jedem Zeitpunkt der Lektüre wo bzw. in welcher Zeit ich mich befinde. Auch die Geschichte der vier Frauen ist grandios und wie immer bildgewaltig erzählt. Die Autorin verschont weder uns noch ihre Protagonist*innen (ja, auch die Männer in der Geschichte) nicht, beschönigt nichts, erzählt aber glücklicherweise auch nicht alles aus. Immer wieder werden in der Gegenwart Andeutungen gemacht, die sich auf die Vergangenheit beziehen, die wir aber erst nach und nach vollends begreifen. Bei der Charakterisierung ihrer Figuren macht Nino Haratischwili niemand etwas vor. Das ist ihre ganz große Stärke. Keto, Dina, Ira und Nene sind sehr unterschiedlich und dürfen alle eine tolle Entwicklung durchlaufen, so dass ich u.a. mein Urteil über bestimmte Charaktere im Laufe der Geschichte revidieren musste. Das hat sie so großartig gemacht und in ganz vielen starken Szenen wunderbar starke Frauen beschrieben, die aber auch mal schwach sein und zusammenbrechen dürfen. Es ist kaum zu ertragen, mitansehen zu müssen, wie die Figuren in diesem Roman immer tiefer im Sumpf ihrer Zeit, des Krieges versinken, ein Sumpf der immer zäher und morastiger wird und sie nicht mehr loslassen will. „Das mangelnde Licht“ ist ein grandioser Roman, wie ein sehr gehaltvolles, aber auch schwer verdauliches Essen, bei dem man jeden Bissen „genießt“ (wenn man das anhand der Ereignisse überhaupt sagen kann), das einem aber schwer im Magen liegt. Ich war mir sicher, dass da nichts mehr „reingeht“, kein Platz mehr für ein literarisches Eis in meinem Magen ist. Aber mit dem Schluss hat sich Nino Haratischwili selbst übertroffen. Ich habe die sehr offenen Enden in „Brilka“ und „Die Katze und der General“ wirklich sehr gemocht (und ich weiß, das ist nicht jedermann Ding). Hier ist sie von diesem Muster abgewichen, hat den Roman schön abgerundet ohne kitschig zu werden. Es gibt zwei Wehrmutstropfen bei diesem Buch, die aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tun: ich BRAUCHE eine Abbildung vom letzten Foto/ Ketos letzter Zeichnung in diesem Buch, auf dem wunderschön gestalteten Schutzumschlag oder wo auch immer. Und es ist mit über 800 Seiten zu dünn, weil es einfach nicht aufhören soll, weil ich die Mädels/ die Frauen einfach nicht verlassen, nicht verlieren will.
Ein würdiger Nachfolger von „das achte Leben“. Wenn man erst einmal die vielen Namen und Familienverhältnisse durchblickt hat, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Wer reist mit mir nach Tbilissi? :)
Beschreibung
Beiträge
"Auch mir blieb keine Flucht, denn es war unser Leben, es war unsere Zeit, eine andere würden wir nicht bekommen, wir mussten unser Leben ohne Hintertür leben." Vier Freundinnen, gemeinsam aufgewachsen im Georgien der 70er/80er Jahre, mitten drin in einem Land großer Umbrüche. Was hat sie entzweit? Keto erinnert sich bei der Fotoausstellung ihrer Freundin Dina in Brüssel an die gemeinsame bewegende Vergangenheit. Wie kann ich dieses Buch bewerten? Es war ein unglaubliches Lesehighlight, ich habe mich so in die 4 starken Frauen verliebt, ich habe gelitten, gehofft und geweint. Die Geschichte anhand von Fotos und Rückblicken zu erzählen hat für mich super gepasst. Dabei habe ich die Bilder so oft vor mir gesehen, wäre so gerne selber durch die Ausstellung geschlendert. Es gibt viele richtig harte Szenen voller Gewalt, voller Entsetzen. Georgien als Land kommt mir näher, unglaublich was dieses Land durchgemacht hat, ein Spielball der Politik, die Menschen mittendrin, oft eher hilflos auf die gegenwärtige Situation reagierend. Ich habe viel gelernt über die Geschichte und bin neugierig geworden vor Allem auf Tbilissi. Kein einfaches Buch, sehr dicht, sehr emotional, sehr fordernd. Auch vermeintliche Nebencharaktere sind unglaublich gut und voller Tiefe ausgearbeitet. Ich möchte es am Liebsten direkt noch mal lesen, ich kann mich nicht trennen von Keto, Dina, Nene und Ira. Absolutes Lesehighlight und eine große Leseempfehlung.
Ein Meisterwerk
Sensationell! Dieses Buch ist ein Meisterwerk, wie ein Vulkan, der zerstörerisch ausbricht und sehr langsam , fast behutsam neues Leben zulässt. Selten konnte ich so tief in eine andere, mir nicht ganz unbekannte Welt eintauchen. Vielen Dank für ein tolles Leseerlebnis.
Epische Geschichte über vier Freundinnen, die unter schweren Bedingungen erwachsen werden
Das letzte Buch für diesen Monat und ein Volltreffer als Buch des Monats! Nino Haratischwili hat mich mit dieser Geschichte gefangen genommen und begeistert. Die Sowjetunion geht in der GUS auf, doch das Staatenbündnis zerfällt kaum, dass es entstand. Georgien stürzt in einen wirtschaftlichen Abgrund. Autonomiebestrebungen Abchasiens führen zum Krieg. Die Geschichte spielt in Tbilissi, wo vier Freundinnen - Keto, Dina, Nene und Ira - ihre Jugend während der chaotischen 1990er Jahre erleben. Sie wachsen gemeinsam in einem Hof auf, alle entstammen unterschiedlichen Familienverhältnissen. Keto, die Ich-Erzählerin, wächst ohne Mutter, dafür aber mit zwei Großmüttern auf, einem vergeistigten Vater und einem Bruder, der den sozialen Aufstieg und Anerkennung auf dubiosen Wegen sucht. Nene ist die Tochter einer Familie der georgischen Mafia, die erst mit Betrug und illegalen Schmuggelgeschäften die Stadt regiert und später maßgeblich an der Drogenschwemme im Land beteiligt ist. Ira, eine ruhige aber trotzdem leidenschaftliche Persönlichkeit wirkt solidarisch, sondert sich beizeiten ab und ist doch intensiv mit den Freundinnen verbunden. Und Dina, sprühend vor Lebenslust, sucht genauso wie die 3 anderen, nach Licht in diesem Dunkel. In einer Zeit politischer Umbrüche und sozialer Herausforderungen versuchen sie, ihre Träume und Hoffnungen zu bewahren. Liebe, Verrat und Herausforderungen begegnen Ihnen und zeichnen ein düsteres Bild von dieser Gesellschaft. Männer haben hier in allem das Sagen und so sehr Frauen auch darum kämpfen für sich Entscheidungen zu treffen, so sehr scheitern sie oft am gewalttätigen Patriarchat. Die Figurenentwicklung ist grandios und ich hab mich nicht eine Sekunde gelangweilt. Manchmal glaubte ich, dass Ereignisse unaufgelöst bleiben, oder Erklärungen fehlen doch am Ende kommt fast alles auf den Tisch! Die Autorin liegt Spuren, und man meint zu wissen, wie es weitergeht und dann passiert etwas ganz anderes. Die Verzweiflung der 4 Freundinnen, das auseinanderdriften, während sie erwachsen werden und die Sehnsucht nach dem Zusammensein sind deutlich spürbar. Und obwohl die Männer mit unlauteren Mitteln versuchen, die Frauen für sich zu benutzen, merkt man an vielen Stellen doch, dass ihre gebrochenen Lebenswege ihnen viel genommen haben. Es gibt zwei Zeitstränge, einer spielt in den 90er Jahren und der andere 30 Jahre später. Drei der vier Freundinnen begegnen sich auf der Ausstellung von Dina, der Fotografin, die verstorben ist. Keto wandelt von Bild zu Bild, findet sich und ihre gemeinsame Vergangenheit dort wieder und in diesen Erinnerungen lesen wir die Rückblicke. Kombiniert mit den Gesprächen, die sie mit Nene und Ira führt, setzt sich das Bild ihrer Biografien zusammen. Schon allein diese Idee finde ich genial. Das Buch zeichnet ein lebendiges Bild von Tbilissi und verbindet persönliche Schicksale mit der wechselvollen Geschichte des Landes. Haratischwili erzählt einfühlsam und kraftvoll von der Bedeutung von Familie, Freundschaft und der Kraft der Erinnerung. Ein bewegender Roman, der uns Leser*innen auf eine emotionale Reise mitnimmt. Ein epischer Roman über Freundschaft, Verlust und die Suche nach Identität. Eine große Empfehlung für alle die Geschichten über Freundschaft mögen und vor einem über 800 Seiten starken Buch nicht zurückschrecken. Oft erinnerte mich der Plot an Ferrantes „Meine geniale Freundin.“ Reihe
Ein lesenswerter historischer Roman, der aus der Perspektive einer Mitte 40er Frau von der Gegenwart ausgehend geschickt die Vergangenheit aufrollt.
Über wahre Freundschaft, leidenschaftliche Liebe, unverzeihlichen Verrat und schmerzhafte Verluste, über das Patriarchat, Gewalt, das Ausbrechen aus den Zwängen der Gesellschaft und das Leben mit der Vergangenheit. Die 800 Seiten erzählen von dem Versuch, in einem bürgerkriegähnlichen Georgien zu (über-) leben.
Eine tiefgreifende Erzählung 4 junger Frauen in den Zeiten des Bürgerkrieges in Georgien. Durch ihre Freundschaft verbunden, erleben sie eine Zeit der Zerrüttung und Gewalt und werden durch den Tod einer von ihnen für Jahre getrennt. Als sich die 3 Überlebenden auf einer Ausstellung wieder treffen, müssen sie sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Höchst informativ, emotionsgeladen und bildgewaltig. Große Empfehlung.
Mitreißender, trauriger Roman
Nino Haratischwili hat es wieder geschafft, mich über 800 Seiten hinweg in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist berührend, ohne ins Pathetische abzugleiten. Zugleich ist sie Zeitzeugnis der nicht allzu fernen georgischen Geschichte, was oftmals erschreckend traurig ist. Alles in allem ein wunderbarer Roman, den ich nur sehr ungern zugemacht habe. Die Figuren werden mich noch eine Weile begleiten, so wie ich mir das bei guten Romanen wünsche.
Ein wunderbarer Roman!
4,5 Für mich das beste Buch.
Nachdem mich die aus Georgien stammende Autorin Nino Haratischwili bereits mit ihrem Familienepos „Das achte Leben – Für Brilka“ und „Die Katze und der General“ begeistern konnte, habe ich nun im April voller Vorfreude ihren neuesten Roman „Das mangelnde Licht“ gelesen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen befinden wir uns im Jahr 2019 in Brüssel, als sich die Freundinnen Keto, Ira und Nene bei einer Ausstellung nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder sehen. Wir begleiten sie bei ihrem Gang durch die Ausstellung und betrachten mit ihnen, vor allem mit der Ich-Erzählerin Keto, die Fotografien ihrer toten Freundin Dina. Durch die Fotos – deren wahren Hintergrund nur die drei Freundinnen kennen – tauchen wir in die Vergangenheit ein – in die 1980er/ 1990er Jahren in Tbilissi (Tiflis). Wir erleben, wie sich die vier Kinder/ Teenager Keto, Ira, Nene und Dina kennenlernen, wie sie sich und auch wie sich ihre Freundschaft als Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Und dies alles vor dem geschichtlichen Hintergrund des Zusammenbruchs der UdSSR und der jungen Demokratie in Georgien, die von Inflation, Armut, Stromausfällen, Lebensmittelknappheit, Bandenkriegen und Bürgerkriegen gezeichnet und bedroht ist. Die Idee anhand von Dinas Fotografien in die Vergangenheit einzutauchen hat mir extrem gut gefallen. Die Fotos sind sehr detailliert beschrieben, man sieht sie regelrecht vor sich. Sie üben einen unwiderstehlichen Sog auf mich als Leserin aus und ziehen mich zusammen mit Keto in die Vergangenheit – die Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind nahezu nahtlos, aber ohne zu verschwimmen. Ich wusste zu jedem Zeitpunkt der Lektüre wo bzw. in welcher Zeit ich mich befinde. Auch die Geschichte der vier Frauen ist grandios und wie immer bildgewaltig erzählt. Die Autorin verschont weder uns noch ihre Protagonist*innen (ja, auch die Männer in der Geschichte) nicht, beschönigt nichts, erzählt aber glücklicherweise auch nicht alles aus. Immer wieder werden in der Gegenwart Andeutungen gemacht, die sich auf die Vergangenheit beziehen, die wir aber erst nach und nach vollends begreifen. Bei der Charakterisierung ihrer Figuren macht Nino Haratischwili niemand etwas vor. Das ist ihre ganz große Stärke. Keto, Dina, Ira und Nene sind sehr unterschiedlich und dürfen alle eine tolle Entwicklung durchlaufen, so dass ich u.a. mein Urteil über bestimmte Charaktere im Laufe der Geschichte revidieren musste. Das hat sie so großartig gemacht und in ganz vielen starken Szenen wunderbar starke Frauen beschrieben, die aber auch mal schwach sein und zusammenbrechen dürfen. Es ist kaum zu ertragen, mitansehen zu müssen, wie die Figuren in diesem Roman immer tiefer im Sumpf ihrer Zeit, des Krieges versinken, ein Sumpf der immer zäher und morastiger wird und sie nicht mehr loslassen will. „Das mangelnde Licht“ ist ein grandioser Roman, wie ein sehr gehaltvolles, aber auch schwer verdauliches Essen, bei dem man jeden Bissen „genießt“ (wenn man das anhand der Ereignisse überhaupt sagen kann), das einem aber schwer im Magen liegt. Ich war mir sicher, dass da nichts mehr „reingeht“, kein Platz mehr für ein literarisches Eis in meinem Magen ist. Aber mit dem Schluss hat sich Nino Haratischwili selbst übertroffen. Ich habe die sehr offenen Enden in „Brilka“ und „Die Katze und der General“ wirklich sehr gemocht (und ich weiß, das ist nicht jedermann Ding). Hier ist sie von diesem Muster abgewichen, hat den Roman schön abgerundet ohne kitschig zu werden. Es gibt zwei Wehrmutstropfen bei diesem Buch, die aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tun: ich BRAUCHE eine Abbildung vom letzten Foto/ Ketos letzter Zeichnung in diesem Buch, auf dem wunderschön gestalteten Schutzumschlag oder wo auch immer. Und es ist mit über 800 Seiten zu dünn, weil es einfach nicht aufhören soll, weil ich die Mädels/ die Frauen einfach nicht verlassen, nicht verlieren will.