Zärtliche Klagen

Zärtliche Klagen

E-Book
4.32
DreiecksverhältnisDas Museum Der StilleDas Geheimnis Der Eulerschen FormelSayaka Murata

Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.

Beschreibung

Tief verletzt durch die Untreue ihres Mannes, flieht Ruriko aus Tokio und zieht sich in ein einsam gelegenes Landhaus zurück. Sie arbeitet als Kalligrafin und will dort Ruhe finden, um die Transkription der Lebenserinnerungen einer englischen Dame abzuschließen. Bald schon lernt sie ihre neuen Nachbarn kennen. Nitta war früher ein bekannter Pianist und widmet sich nun dem Bau von Cembalos. Dabei geht ihm eine junge Frau namens Kaoru zur Hand, die er als seine Assistentin vorstellt. Von ihr erfährt Ruriko, dass Nitta nicht mehr vermag, in der Gegenwart anderer Klavier zu spielen. Es ist, als wäre sein Herz zu Stein geworden und die Musik zur bloßen Erinnerung … Ruriko und Nitta fühlen sich zueinander hingezogen, und doch spürt die Kalligrafin, dass zwischen ihm und seiner Assistentin unsichtbare Bande bestehen, die stärker sind als das, was Nitta für sie empfindet.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
E-Book
Seitenzahl
272
Preis
9.99 €

Beiträge

2
Alle
4

Eins ihrer Frühwerke - vor über 20 Jahren erschienen und immer noch lesenswert!👏🤩

Yoko Ogawa zählt zu meinen absoluten japanischen Lieblingsautorinnen, soviel vorab - ich kann Euch nur ans Herz legen, mal zu einem ihrer Bücher zu greifen, ich wurde noch nie enttäuscht. „Zärtliche Klagen“ ist eins ihrer früheren Werke und schon vor über 20 Jahren im Japanischen erschienen. Das merkt man dem Buch auch an, denn sie hat als Autorin eine starke Entwicklung durchlaufen, was ich absolut spannend finde zu verfolgen. Ich bin ehrlich und verrate Euch an dieser Stelle, dass ich ihre neueren Werke einen Ticken lieber mag, da sie dort auch den Magischen Realismus in ihre Werke integriert, was bei ihren früheren Büchern völlig fehlt, sie erzählen eher vom Zwischenmenschlichen, von Beziehungen in ihrer rudimentärsten Weise. So auch „Zärtliche Klagen“, hier lernen wir Ruriko kennen - eine von häuslicher Gewalt geplagte Ehefrau, die Schutz sucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann in ihrem Ferienhaus in den Bergen. Dort fühlt sie sich sicher und kann zur Ruhe kommen, die Einsamkeit in der Natur gibt ihr Kraft und sie lädt dort ihre Batterien auf für die Strapazen, die ihr alltägliches Leben sonst auferlegt. Doch bleibt sie dort nicht lange alleine und intensiviert ihre Beziehung zu ihrem Nachbarn, dem Cembalobauern Nitta, inklusive seiner Assistentin (und Lebenspartnerin) Kaoru - der Beginn einer folgenreichen Dreiecksbeziehung. Ruriko entpuppt sich als Intrigantin und versucht die Beziehung des Paars zu untergraben, wo sie nur kann. Woher kommt ihr Wohlgefallen an ihrem Verhalten? Warum verschafft ihr die mögliche Zerstörung einer Beziehung eine solche Genugtuung?! Dazu muss man wissen, dass Rurikos Ehemann schon länger ein Verhältnis mit einer Geliebten pflegt. Projiziert sie mit ihrem Verhalten ihren eigenen Schmerz und Verletzung, den ihr ihr eigener Ehemann durch seine Affäre zufügt möglicherweise auf die Beziehung von Nitta und Kaoru?! Verschafft ihr das eine Linderung oder ist es gar eine diabolische Freude, die sie dazu animiert?! Die Antwort werde ich Euch schuldig bleiben. Es gibt keine großen Plottwists in „Zärtliche Klagen“ - die Erzählweise Yoko Ogawas lebt von ihrer Einfachheit in der Schilderung von Beziehungen. Ich mag es, wie sie uns mitnimmt ins Seelenleben und damit in die Köpfe ihrer Protagonist*innen. Dafür braucht es für mich nicht zwangsläufig zig Wendungen oder eine wahnsinnige Spannungskurve. Dieses Buch ist eher etwas für Leser*innen, die eine Freude an feinster Menschenbeobachtung empfinden. Ihre Tiefgründigkeit liegt in ihrem Fokus auf dem Zwischenmenschlichen, in rudimentärster Weise. Das muss man mögen und ist sicherlich kein Buch, das jedem Gefallen wird - aber für diejenigen, die einer solchen Erzählweise etwas abgewinnen können, wartet hier ein wahrer Leseschatz. Für mich ist diese Besonderheit genau das, was ich an japanischer Literatur so schätze. Da ich mir mittlerweile annähernd das Gesamtwerk Ogawas zusammen gesammelt habe, werde ich Euch künftig mehr ihrer Werke vorstellen. Lasst mich doch gerne in den Kommentaren wissen, ob Ihr schon eins Ihrer Werke gelesen habt oder vielleicht gar auch so ein großer Fan seid und welches Euer Lieblingswerk von ihr ist, ich bin gespannt.

4.5

Meiner Meinung nach ein guter Ogawa Einstiegsroman und nach heutigen Standards fast schon 'cozy'. Er lässt sich Zeit und neben ein paar wenigen gut punches wird die Düsterheit mancher Charaktere hier nur angedeutet. Man rätselt, man munkelt, man weiß es nicht mit Sicherheit. Thematisch berühren wir Gefühle und Situationen, die wir mit Glück nicht alle kennen, jedoch kann sicherlich fast jeder die Wünsche nachvollziehen, dazugehören zu wollen. Dass man selbst ebenso ein scheinbar perfektes Maß an Harmonie mit einem anderen Menschen erreichen will. Und schließlich feststellen muss: dies ist nicht mein Puzzleteil, denn dieses ist bereits fest verwoben, egal wie sehr ich versuche mich dieser mir perfekt erscheinenden Lebenswelt einzuordnen. Ihre Einzigartigkeit im Bezug auf "was wenn Personen ihren intrusive thoughts nachgehen und sie aussprechen oder gar ausleben" bleibt auch hier bestehen. Alles ist jedoch eine Nuance leiser und sanfter. Ein Buch das man vielleicht vermisst, sobald man es beendet hat.

Beitrag erstellen