Zwischen Welten
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.
Beiträge
Julie Zeh hat gemeinsam mit Simon Urban einen Roman geschrieben, der aus E-Mails und Whatsapp-Nachrichten besteht. Theresa und Stefan haben in einer WG zusammen gewohnt, treffen sich nach 20 Jahren wieder und diskutieren nun aktuelle Themen, streiten sich und beschreiben sich ihre aktuellen, grundverschiedenen Lebenswelten. Sie ist Milch-Bäuerin in einer abgelegenen Gegend in Brandenburg, er ist Kulturchef der angesehenen Hamburger Zeitung „Der Bote“. Aus diesen Unterschieden in den Lebensentwürfen resultieren unterschiedliche Haltungen zu Themen wie gendern, Rassismus und Klimapolitik, um nur einige zu nennen. Nach der Lektüre bleibt für mich die Frage, warum zwei so verschiedene Menschen sich so lange und intensiv schreiben. (Sie nimmt das Notebook morgens mit in den Melkstand!) Die Figuren kommen einem nicht wirklich nahe und scheinen etwas überstilisiert in Ihren Rollen, vielleicht eine gewollte satirische Überzeichnung. Der ehrgeizige, karriereverliebte Redakteur und die von der Bürokratie drangsalierte Bäuerin, beide mit einem gemeinsamen Germanistikstudium, verbeißen sich in ihre kontroversen Überzeugungen, was aber zu einigen interessanten Punkten führt. Fast auf jeder Seite gibt es eine Anmerkung, die man unterstreichen möchte. Es ist ein Buch, das (noch) aktuelle Themen aufgreift, Einblicke in zwei Lebenswelten bietet und grundlegende Fragen zum Umgang mit sozialen Medien, zur Meinungsbildung und moderner Kommunikation aufwirft. Beim Lesen war ich jeweils zwischen den beiden Sichtweisen hin und her geworfen. Die Haltung von Stefan und seine Meinungsumschwünge entlarven sich selber. Aus der Haltung von Theresa wird klar, wie schnell man in das rechte Spektrum abrutschen kann. Die beiden Figuren bleiben sich selbst fremd und als Leserin hätte ich mir gewünscht, mehr erzählt zu bekommen, als dies in dieser Form möglich war. Das Buch liest sich jedoch flüssig und es gibt einige Gelegenheiten, eigene Standpunkte zu überdenken. Aus diesem Grund ist die Lektüre durchaus zu empfehlen.
Zuerst fiel es mir schwer, in den Stil reinzukommen, da fast es ausschließlich aus dem Austausch mit WhatsApp und E-Mail zwischen Stefan und Theresa besteht. Durch die Aktualität des Buches fand ich mich dann aber zurecht und war begeistert von den verschiedenen Sichtweisen zu hochaktuellen Themen. Auch wenn es einige Längen gab und ich das Buch teilweise zur Seite gelegt habe, hat mich immer wieder interessiert, wie sich die Meinungen entwickeln. Zuerst habe ich mich ganz klar einer Meinung zuordnen können, fand aber die gegenteiligen Argumente interessant, wenn auch nicht immer unbedingt nachvollziehbar. Es passte aber immer zu den jeweils handelnden Personen. Zum Ende hin ging es dann nicht mehr ausschließlich um die Positionen sondern es passierte so viel, dass es fast spannend wurde. Das Ende ist meiner Meinung nach gut gelöst, insgesamt ein wirklich zu empfehlendes Buch, das den Zeitgeist gut aufarbeitet und interessant darstellt. Klare Leseempfehlung.
Achtung das Buch hat selbstreflektierende Nebenwirkungen!
Wenn es Autor*innen gelingt, mich selbst zu Reflektieren, war das Lesen in jedem Fall ein Gewinn. Zur Geschichte: Theresa und Stefan kennen sich aus Unizeiten, haben sich aber aus den Augen verloren und seit über 20 Jahren nicht gesehen. Ihre Entwicklungen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Theresa hat nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters den Bauernhof im brandenburgischen übernommen. Sie sieht sich einem ständig wachsenden Druck ausgesetzt, der durch EU-Voschriften, Schweinepest und einem mangelnden Interesse der Bundesregierung hervorgerufen wird. Stefan hingegen ist aufstrebenden Star am Journalistenhimmel und soll Chefredakteur einer der renommiertesten Zeitungen werden. Durch Zufall treffen sich Theresa und Stefan wieder und tauschen sich fortan über Emails und Messengerdienste zu relevanten gesellschaftlichen Themen aus. Es geht um Gendergerechtigkeit, das Klima und Rassismus. Da prallen Ansichten und Welten aufeinander, die zumindest am Anfang gegensätzlicher nicht sein können. Beide erleben in der Geschichte Ereignisse, die ihre Meinungen verändern. Man hat den Eindruck, dass sie einander zuhören und auch verstehen. Ich fragte mich beim Lesen ständig, wie es wohl ausgehen wird. Das Ende passt und ist auch glaubhaft. Das Buch hat mich beim Lesen sehr beschäftigt. Ich habe mich gefragt, ob ich nicht auch oft von oben herab auf andere schaue und dabei übersehe, mit welchen Sorgen und Nöten sie sich konfrontiert sehen. Ich versuche künftig besser hinzugehen und Dinge zu hinterfragen und trotzdem für die eigenenWerte einzustehen. Das ist doch ein guter Neujahrsvorsatz.
Super wie hier brandaktuelle Themen in Literatur aufgegriffen werden. Ein großes Beitrag für mehr gegenseitiges Verständnis. Ich hab mich erst mit der Form des Romans etwas schwergetan, habe mich jedoch mit der Zeit daran gewöhnen können.

Wahnsinn - mehr fällt mir fast nicht ein. Als Hörbuch unschlagbar!
Hochaktuelle Gesellschaftskritik „Zwischen Welten „von Juli Zeh und Simon Urban befasst sich mit der aktuelle Streitkultur, in der andere Meinungen nur schwerlich akzeptiert werden. Vielmehr werden Andersdenkende gerne beschimpft und diffamiert. Man wirft ihnen sofort etwas vor, wie etwa Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Fortschrittsverweigerung u.s.w.. Sehr schön ist das ja in der Politik zu beobachten, aber auch zunehmend in der Gesellschaft. Unsere beiden Protagonist*innen kennen sich aus Studientagen, wo sie zusammen in einer WG in Münster gewohnt haben. Theresa ist irgendwann über Nacht einfach aus Stefan‘s Leben verschwunden, da ihr Vater verstorben war und ihre Mutter sich außerstande sah den eigenen Bauernhof in Brandenburg weiterzuführen. Sie hat dann entschieden selbst Bäuerin zu werden und hat es geschafft den Familienhof zum Ökobetrieb umzustrukturieren. Stefan dagegen ist nach dem Studium Journalist geworden und hat Karriere in einem renommierten Wochenblatt in Hamburg gemacht. Ihre Lebenswelten unterscheiden sich heute also sehr. Während Stefan sich von seinem Großstadtschreibtisch zu allen Themen unserer Zeit eine Meinung bildet, kämpft Theresa auf dem Land ganz konkret gegen die ganze Bürokratie, die der Landwirtschaft das Leben schwer macht. Einerseits versucht sie alles richtig zu machen, ihren Hof mit biologischer Landwirtschaft in die Zukunft zu führen, andererseits werden ihr von der Politik immer wieder Auflagen gemacht, die ihre Existenz gefährden. Jetzt wo sie sich zufällig wiedergetroffen haben, versuchen Theresa und Stefan, die alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen, tauschen ihre Kontaktdaten und beginnen einen regen Austausch per e-Mail und What’s App. Das ganze Buch ist ein „Briefroman“ allerdings mit den modernen Medien e-Mail, What‘s App und ab und an SMS. Das macht es auch zuweilen etwas anstrengend und ist sicher nichts für jedermann. Beide Figuren waren mir nicht wirklich sympathisch. Stefan ist ein Besserwisser, der sich für total weltoffen und reflektiert hält und eigentlich jedem politischen Trend hinterherläuft. Und Theresa wirkt auch irgendwie etwas stereotyp. Sie kämpft tagtäglich in ihrem Betrieb mit den Folgen des Klimawandels, z.b den trockenen Böden oder den vielen bürokratischen Hürden, die den Landwirten das Leben wirklich schwer machen. Auch wenn sie sich heftig streiten, auch vor Beleidigungen des anderen nicht zurückschrecken, finden sie doch immer wieder zum Gespräch zurück. Die Themen sind vielfältig und aktuell. Es geht um Rassismus, die Frauenrollen, das Gendern aber auch um den Krieg in der Ukraine, Fremdenfeindlichkeit im Osten, Corona und die AFD, um nur ein paar Themen zu nennen. Die Auswirkungen der modernen Medien auf die Gesellschaft, die Hetze im Netz und die Cancel Culture bekommt Stefan dann auch hautnah in seinem Zeitungsbetrieb zu spüren. Auch wenn man weder Theresa noch Stefan zu 100% mag, kann man der einen oder anderen Position durchaus zustimmen. Juli Zeh und Simon Urban haben einen Gesellschaftsroman geschrieben, der sehr aktuell ist und den Finger immer genau in die Wunden des Systems stößt. Man wird nach der Lektüre schon nachdenklich, und die Lektüre gibt einem mit Sicherheit eine Menge Denkanstöße mit auf den Weg.
„Für uns Ossis ist Emanzipation keine große Nummer. Da habt ihr Wessis einfach erheblichen Nachholbedarf.“ Eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft - grundsätzlich interessant, aber auf Dauer auch etwas anstrengend.
Roman im E-Mail - SMS Stil über aktuelle Themen dieser Zeit. Stefan und Theresa lebten während des Studiums in einer WG zusammen. Ihr Leben hätte unterschiedlicher nicht verlaufen können, Stefan ist Chefredakteur bei einer Zeitung und sie hat den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen . Nur das Ende habe ich mir anders vorgestellt.
Das Buch, das polarisiert
Mir ist in letzter Zeit kein Buch begegnet, dass so sehr polarisiert wie dieses. Ich habe den Eindruck, dass die Lese Gesellschaft diesbezüglich gespalten ist. Die einen schimpfen „Purer Boulevard, oberflächlich und populistisch!“ Die Anderen feiern es als hochaktuelles Abbild unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Ich gehöre eher zu den Letzteren. Theresa und Stefan haben im Studium in einer WG, eine geschwisterliche Freundschaft gepflegt. Nachdem sie sich 20 Jahre aus den Augen verloren hatten, begegnen Sie sich zufällig wieder und streiten sich direkt. Das passiert bevor der Roman beginnt und wir erfahren das und alles weitere aus E-Mails und Chat-Nachrichten. Die beiden kommen aus verschiedenen Welten. Er ist Redakteur einer großen Wochenzeitung in Hamburg, sie die Geschäftsführerin eines Biobauernhofs mit Milchwirtschaft. Ihr könnt euch denken, dass die Unterhaltungen nicht auf einer Wellenlänge segeln. Während Stefan eher aus einer linksliberalen Position heraus argumentiert, ist es Theresa wichtig ihre Bodenhaftung zu betonen. Probleme haben beide, und dominiert werden diese von allen Themen, die uns gerade aktuell beschäftigen. Sie kommen hier auf den (Küchen-)Tisch. Feminismus, Bio Wirtschaft, Sexismus, Rassismus, Cancel, Culture oder Über-Bürokratisierung, Ukrainekrieg und Corona - nichts bleibt außen vor. In der Diskussion spielen die unterschiedlichen Positionen eine große Rolle, aber auch die Suche nach gemeinsamer Lösung. Manch ein Streit wird vom Zaun gebrochen, meist kriegen sie irgendwie die Kurve. Nebenher passiert sehr viel, was sich teilweise dramatisch steigert. Im Buch spielt sich quasi all das ab, was in vielen Familien, Freundeskreisen, Kollegien oder Vereinen auf Nebenschauplätzen mehr oder weniger hitzig zum Besten gegeben wird. Sympathisch sind beide Figuren nicht so richtig, wobei mir eine Figur zum Ende hin immer unsympathischer wurde, während mein Wohlwollen gegenüber der anderen Figur hin und her schwankte. Manchmal war es so, dass ich beide gut verstehen konnte oder eben überhaupt gar nicht. Der Plot, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, ist kein gemeinsamer, sondern jeder schiebt seinen eigenen Film. Die Suche nach dem Verständnis beim Anderen für die eigene Situation war teilweise zermürbend. Mir hat die besondere Form der einzelnen Nachrichten gut gefallen. Sowas macht mir selten Probleme. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Autoren Lösungen finden mussten, wie sie Informationen an uns ran bringen können. Das ist nicht immer gut gelungen. Zum Ende hin wurden die Mails immer länger, und ich hatte oft den Eindruck, dass hier Dinge rein gepackt wurden, die wir als Leser wissen müssen beziehungsweise wollen und da keine andere Methode zur Verfügung steht. Deshalb sind diese für mich irgendwann ein wenig unglaubwürdig geworden. So schreibt man keine Mails, so schreibt man Romane. Ich kann darüber aber hinwegsehen. Das Ende hätte ich stilistisch (nicht inhaltlich) anders gelöst. Schade, dass den Autoren da der Mut zu einem Stilbruch fehlte. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch weil ich es in einem Buddy Read gelesen habe und wir uns unmittelbar und intensiv über die einzelnen Themen austauschen, streiten und versöhnen konnten. Das empfinde ich als eine große Bereicherung. Auch habe ich mehr über die Probleme in der Landwirtschaft gelernt. Mein Horizont hat sich dahingehend schon erweitert. Mein Mitgefühl auch. Mich würde sehr interessieren wie Journalist*innen dieses Buch bewerten würden…. Ob sie ihre Branche realistisch genug wieder finden. Ich befürchte ja. Dass dieses Buch auch Leser so polarisiert, finde ich sehr lustig, spiegelt sich darin genau das wieder was in dem Buch passiert. Haben die Autoren das so gewollt? Wenn ja, dann Chapeau-Challenge completed!😂 Wenn ihr dieses Buch auch lesen möchtet, dann wartet nicht lange. In ein paar Jahren interessiert niemanden mehr, was darin steht, denn dann werden neue Säue durchs Dorf gejagt. Also ein Buch der Stunde.
Streckenweise ermüdender, insgesamt nichtüberzeugender Nachrichtenausstausch zwischen einem hochmütigem Journalisten und einer aktivistischen Öko-Landwirtin. Die Form schlägt hier den Inhalt k.o. In diesem Textnachrichtenroman reihen sich ellenlange E-Mails und Kurznachrichten zwischen zwei vielbeschäftigten Protagonisten aneinander, die sich zufällig nach 20 Jahren einmal wieder begegnet sind und kaum noch Gemeinsamkeiten haben. Doch auf einmal stellen sie fest, dass der digitale Schlagabtausch das ist, wofür sie Zeit und Kraft übrig haben? Da bleiben so viele Fragezeichen bei der Form, dass der Inhalt mich kaum noch interessiert.
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Autorenbeschreibung
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. Ihr Roman »Über Menschen« war das meistverkaufte belletristische Hardcover des Jahres 2021. Zuletzt erschien bei Luchterhand der zusammen mit Simon Urban verfasste Bestseller »Zwischen Welten«.
Beiträge
Julie Zeh hat gemeinsam mit Simon Urban einen Roman geschrieben, der aus E-Mails und Whatsapp-Nachrichten besteht. Theresa und Stefan haben in einer WG zusammen gewohnt, treffen sich nach 20 Jahren wieder und diskutieren nun aktuelle Themen, streiten sich und beschreiben sich ihre aktuellen, grundverschiedenen Lebenswelten. Sie ist Milch-Bäuerin in einer abgelegenen Gegend in Brandenburg, er ist Kulturchef der angesehenen Hamburger Zeitung „Der Bote“. Aus diesen Unterschieden in den Lebensentwürfen resultieren unterschiedliche Haltungen zu Themen wie gendern, Rassismus und Klimapolitik, um nur einige zu nennen. Nach der Lektüre bleibt für mich die Frage, warum zwei so verschiedene Menschen sich so lange und intensiv schreiben. (Sie nimmt das Notebook morgens mit in den Melkstand!) Die Figuren kommen einem nicht wirklich nahe und scheinen etwas überstilisiert in Ihren Rollen, vielleicht eine gewollte satirische Überzeichnung. Der ehrgeizige, karriereverliebte Redakteur und die von der Bürokratie drangsalierte Bäuerin, beide mit einem gemeinsamen Germanistikstudium, verbeißen sich in ihre kontroversen Überzeugungen, was aber zu einigen interessanten Punkten führt. Fast auf jeder Seite gibt es eine Anmerkung, die man unterstreichen möchte. Es ist ein Buch, das (noch) aktuelle Themen aufgreift, Einblicke in zwei Lebenswelten bietet und grundlegende Fragen zum Umgang mit sozialen Medien, zur Meinungsbildung und moderner Kommunikation aufwirft. Beim Lesen war ich jeweils zwischen den beiden Sichtweisen hin und her geworfen. Die Haltung von Stefan und seine Meinungsumschwünge entlarven sich selber. Aus der Haltung von Theresa wird klar, wie schnell man in das rechte Spektrum abrutschen kann. Die beiden Figuren bleiben sich selbst fremd und als Leserin hätte ich mir gewünscht, mehr erzählt zu bekommen, als dies in dieser Form möglich war. Das Buch liest sich jedoch flüssig und es gibt einige Gelegenheiten, eigene Standpunkte zu überdenken. Aus diesem Grund ist die Lektüre durchaus zu empfehlen.
Zuerst fiel es mir schwer, in den Stil reinzukommen, da fast es ausschließlich aus dem Austausch mit WhatsApp und E-Mail zwischen Stefan und Theresa besteht. Durch die Aktualität des Buches fand ich mich dann aber zurecht und war begeistert von den verschiedenen Sichtweisen zu hochaktuellen Themen. Auch wenn es einige Längen gab und ich das Buch teilweise zur Seite gelegt habe, hat mich immer wieder interessiert, wie sich die Meinungen entwickeln. Zuerst habe ich mich ganz klar einer Meinung zuordnen können, fand aber die gegenteiligen Argumente interessant, wenn auch nicht immer unbedingt nachvollziehbar. Es passte aber immer zu den jeweils handelnden Personen. Zum Ende hin ging es dann nicht mehr ausschließlich um die Positionen sondern es passierte so viel, dass es fast spannend wurde. Das Ende ist meiner Meinung nach gut gelöst, insgesamt ein wirklich zu empfehlendes Buch, das den Zeitgeist gut aufarbeitet und interessant darstellt. Klare Leseempfehlung.
Achtung das Buch hat selbstreflektierende Nebenwirkungen!
Wenn es Autor*innen gelingt, mich selbst zu Reflektieren, war das Lesen in jedem Fall ein Gewinn. Zur Geschichte: Theresa und Stefan kennen sich aus Unizeiten, haben sich aber aus den Augen verloren und seit über 20 Jahren nicht gesehen. Ihre Entwicklungen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Theresa hat nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters den Bauernhof im brandenburgischen übernommen. Sie sieht sich einem ständig wachsenden Druck ausgesetzt, der durch EU-Voschriften, Schweinepest und einem mangelnden Interesse der Bundesregierung hervorgerufen wird. Stefan hingegen ist aufstrebenden Star am Journalistenhimmel und soll Chefredakteur einer der renommiertesten Zeitungen werden. Durch Zufall treffen sich Theresa und Stefan wieder und tauschen sich fortan über Emails und Messengerdienste zu relevanten gesellschaftlichen Themen aus. Es geht um Gendergerechtigkeit, das Klima und Rassismus. Da prallen Ansichten und Welten aufeinander, die zumindest am Anfang gegensätzlicher nicht sein können. Beide erleben in der Geschichte Ereignisse, die ihre Meinungen verändern. Man hat den Eindruck, dass sie einander zuhören und auch verstehen. Ich fragte mich beim Lesen ständig, wie es wohl ausgehen wird. Das Ende passt und ist auch glaubhaft. Das Buch hat mich beim Lesen sehr beschäftigt. Ich habe mich gefragt, ob ich nicht auch oft von oben herab auf andere schaue und dabei übersehe, mit welchen Sorgen und Nöten sie sich konfrontiert sehen. Ich versuche künftig besser hinzugehen und Dinge zu hinterfragen und trotzdem für die eigenenWerte einzustehen. Das ist doch ein guter Neujahrsvorsatz.
Super wie hier brandaktuelle Themen in Literatur aufgegriffen werden. Ein großes Beitrag für mehr gegenseitiges Verständnis. Ich hab mich erst mit der Form des Romans etwas schwergetan, habe mich jedoch mit der Zeit daran gewöhnen können.

Wahnsinn - mehr fällt mir fast nicht ein. Als Hörbuch unschlagbar!
Hochaktuelle Gesellschaftskritik „Zwischen Welten „von Juli Zeh und Simon Urban befasst sich mit der aktuelle Streitkultur, in der andere Meinungen nur schwerlich akzeptiert werden. Vielmehr werden Andersdenkende gerne beschimpft und diffamiert. Man wirft ihnen sofort etwas vor, wie etwa Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Fortschrittsverweigerung u.s.w.. Sehr schön ist das ja in der Politik zu beobachten, aber auch zunehmend in der Gesellschaft. Unsere beiden Protagonist*innen kennen sich aus Studientagen, wo sie zusammen in einer WG in Münster gewohnt haben. Theresa ist irgendwann über Nacht einfach aus Stefan‘s Leben verschwunden, da ihr Vater verstorben war und ihre Mutter sich außerstande sah den eigenen Bauernhof in Brandenburg weiterzuführen. Sie hat dann entschieden selbst Bäuerin zu werden und hat es geschafft den Familienhof zum Ökobetrieb umzustrukturieren. Stefan dagegen ist nach dem Studium Journalist geworden und hat Karriere in einem renommierten Wochenblatt in Hamburg gemacht. Ihre Lebenswelten unterscheiden sich heute also sehr. Während Stefan sich von seinem Großstadtschreibtisch zu allen Themen unserer Zeit eine Meinung bildet, kämpft Theresa auf dem Land ganz konkret gegen die ganze Bürokratie, die der Landwirtschaft das Leben schwer macht. Einerseits versucht sie alles richtig zu machen, ihren Hof mit biologischer Landwirtschaft in die Zukunft zu führen, andererseits werden ihr von der Politik immer wieder Auflagen gemacht, die ihre Existenz gefährden. Jetzt wo sie sich zufällig wiedergetroffen haben, versuchen Theresa und Stefan, die alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen, tauschen ihre Kontaktdaten und beginnen einen regen Austausch per e-Mail und What’s App. Das ganze Buch ist ein „Briefroman“ allerdings mit den modernen Medien e-Mail, What‘s App und ab und an SMS. Das macht es auch zuweilen etwas anstrengend und ist sicher nichts für jedermann. Beide Figuren waren mir nicht wirklich sympathisch. Stefan ist ein Besserwisser, der sich für total weltoffen und reflektiert hält und eigentlich jedem politischen Trend hinterherläuft. Und Theresa wirkt auch irgendwie etwas stereotyp. Sie kämpft tagtäglich in ihrem Betrieb mit den Folgen des Klimawandels, z.b den trockenen Böden oder den vielen bürokratischen Hürden, die den Landwirten das Leben wirklich schwer machen. Auch wenn sie sich heftig streiten, auch vor Beleidigungen des anderen nicht zurückschrecken, finden sie doch immer wieder zum Gespräch zurück. Die Themen sind vielfältig und aktuell. Es geht um Rassismus, die Frauenrollen, das Gendern aber auch um den Krieg in der Ukraine, Fremdenfeindlichkeit im Osten, Corona und die AFD, um nur ein paar Themen zu nennen. Die Auswirkungen der modernen Medien auf die Gesellschaft, die Hetze im Netz und die Cancel Culture bekommt Stefan dann auch hautnah in seinem Zeitungsbetrieb zu spüren. Auch wenn man weder Theresa noch Stefan zu 100% mag, kann man der einen oder anderen Position durchaus zustimmen. Juli Zeh und Simon Urban haben einen Gesellschaftsroman geschrieben, der sehr aktuell ist und den Finger immer genau in die Wunden des Systems stößt. Man wird nach der Lektüre schon nachdenklich, und die Lektüre gibt einem mit Sicherheit eine Menge Denkanstöße mit auf den Weg.
„Für uns Ossis ist Emanzipation keine große Nummer. Da habt ihr Wessis einfach erheblichen Nachholbedarf.“ Eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft - grundsätzlich interessant, aber auf Dauer auch etwas anstrengend.
Roman im E-Mail - SMS Stil über aktuelle Themen dieser Zeit. Stefan und Theresa lebten während des Studiums in einer WG zusammen. Ihr Leben hätte unterschiedlicher nicht verlaufen können, Stefan ist Chefredakteur bei einer Zeitung und sie hat den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen . Nur das Ende habe ich mir anders vorgestellt.
Das Buch, das polarisiert
Mir ist in letzter Zeit kein Buch begegnet, dass so sehr polarisiert wie dieses. Ich habe den Eindruck, dass die Lese Gesellschaft diesbezüglich gespalten ist. Die einen schimpfen „Purer Boulevard, oberflächlich und populistisch!“ Die Anderen feiern es als hochaktuelles Abbild unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Ich gehöre eher zu den Letzteren. Theresa und Stefan haben im Studium in einer WG, eine geschwisterliche Freundschaft gepflegt. Nachdem sie sich 20 Jahre aus den Augen verloren hatten, begegnen Sie sich zufällig wieder und streiten sich direkt. Das passiert bevor der Roman beginnt und wir erfahren das und alles weitere aus E-Mails und Chat-Nachrichten. Die beiden kommen aus verschiedenen Welten. Er ist Redakteur einer großen Wochenzeitung in Hamburg, sie die Geschäftsführerin eines Biobauernhofs mit Milchwirtschaft. Ihr könnt euch denken, dass die Unterhaltungen nicht auf einer Wellenlänge segeln. Während Stefan eher aus einer linksliberalen Position heraus argumentiert, ist es Theresa wichtig ihre Bodenhaftung zu betonen. Probleme haben beide, und dominiert werden diese von allen Themen, die uns gerade aktuell beschäftigen. Sie kommen hier auf den (Küchen-)Tisch. Feminismus, Bio Wirtschaft, Sexismus, Rassismus, Cancel, Culture oder Über-Bürokratisierung, Ukrainekrieg und Corona - nichts bleibt außen vor. In der Diskussion spielen die unterschiedlichen Positionen eine große Rolle, aber auch die Suche nach gemeinsamer Lösung. Manch ein Streit wird vom Zaun gebrochen, meist kriegen sie irgendwie die Kurve. Nebenher passiert sehr viel, was sich teilweise dramatisch steigert. Im Buch spielt sich quasi all das ab, was in vielen Familien, Freundeskreisen, Kollegien oder Vereinen auf Nebenschauplätzen mehr oder weniger hitzig zum Besten gegeben wird. Sympathisch sind beide Figuren nicht so richtig, wobei mir eine Figur zum Ende hin immer unsympathischer wurde, während mein Wohlwollen gegenüber der anderen Figur hin und her schwankte. Manchmal war es so, dass ich beide gut verstehen konnte oder eben überhaupt gar nicht. Der Plot, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, ist kein gemeinsamer, sondern jeder schiebt seinen eigenen Film. Die Suche nach dem Verständnis beim Anderen für die eigene Situation war teilweise zermürbend. Mir hat die besondere Form der einzelnen Nachrichten gut gefallen. Sowas macht mir selten Probleme. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Autoren Lösungen finden mussten, wie sie Informationen an uns ran bringen können. Das ist nicht immer gut gelungen. Zum Ende hin wurden die Mails immer länger, und ich hatte oft den Eindruck, dass hier Dinge rein gepackt wurden, die wir als Leser wissen müssen beziehungsweise wollen und da keine andere Methode zur Verfügung steht. Deshalb sind diese für mich irgendwann ein wenig unglaubwürdig geworden. So schreibt man keine Mails, so schreibt man Romane. Ich kann darüber aber hinwegsehen. Das Ende hätte ich stilistisch (nicht inhaltlich) anders gelöst. Schade, dass den Autoren da der Mut zu einem Stilbruch fehlte. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch weil ich es in einem Buddy Read gelesen habe und wir uns unmittelbar und intensiv über die einzelnen Themen austauschen, streiten und versöhnen konnten. Das empfinde ich als eine große Bereicherung. Auch habe ich mehr über die Probleme in der Landwirtschaft gelernt. Mein Horizont hat sich dahingehend schon erweitert. Mein Mitgefühl auch. Mich würde sehr interessieren wie Journalist*innen dieses Buch bewerten würden…. Ob sie ihre Branche realistisch genug wieder finden. Ich befürchte ja. Dass dieses Buch auch Leser so polarisiert, finde ich sehr lustig, spiegelt sich darin genau das wieder was in dem Buch passiert. Haben die Autoren das so gewollt? Wenn ja, dann Chapeau-Challenge completed!😂 Wenn ihr dieses Buch auch lesen möchtet, dann wartet nicht lange. In ein paar Jahren interessiert niemanden mehr, was darin steht, denn dann werden neue Säue durchs Dorf gejagt. Also ein Buch der Stunde.