Ich bleibe hier
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Mit seinem Roman ›Das Leben wartet nicht‹ gewann er den Premio Campiello. Mit ›Ich bleibe hier‹ war er nominiert für den Premio Strega, in Italien und im deutschsprachigen Raum war das Buch ein großer Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in Mailand.
Beiträge
Der Untergang eines südtiroler Dorfes erzählt anhand einer fiktiven Bauernfamilie, unterfüttert mit historischen Fakten. Sehr interessant!
Der unaufgeregte Schreibstil steht in direktem Kontrast zu der tragischen Geschichte dieses Tiroler Landstrichs. Das Leid der Menschen berührt und der Autor nimmt den Leser mit in eine grauenvolle Zeit.
"Anfang 1942 bekam ich keine Briefe mehr. In manchen Nächten träumte ich, ich sähe Erich gemeinsam mit dir zurückkehren. Hand in Hand kamt ihr die Straße entlang, die von der Schweiz herführte." Die emotionale Familiengeschichte, erzählt von der Mutter, gerichtet an die verlorene Tochter, ist ein zutiefst berührendes Drama der Kriegszeit in Südtirol. Es geht um Verlust, Misstrauen, Identität, Macht und verlorene Heimat. Eine sehr traurige Geschichte über einen untergegangenen Ort und seine Bewohner.
Spannend kurzweilig und historisch Interessant. Die Geschichte des "verschwundenen" Südtiroler Dorfes Graun wird anhand einer Familie erzählt. Die Bewohner des Dorfes sind Leid geplagt. Zwischen Italien und Südtirol, Mussolini und Hitler. Gehen oder Bleiben, zum Schluss nimmt der Staudamm die Antwort ab.
Ein stiller Roman, der bewegend die Geschichte der Dörfer Reschen und Graun anhand einer Familie erzählt. Eine Geschichte, die vor Unrecht schreit und die ich doch vorher nicht kannte. Kein Buch mit Sogwirkung. Aber ein lesenswertes stilles Plätschern.
Vorbei mit der Idylle
Das Leben im Vinschgau könnte so unbeschwert sein. Ein kleines malerisches Dorf in den Südtiroler Bergen. Doch eines Tages werden die Bewohner vor die Wahl gestellt, entweder nach Deutschland auszuwandern, oder wenn sie hier bleiben wollen, nur noch italienisch zu sprechen. Dies sieht Trina, eine junge Lehrerin gar nicht ein, und unterrichtet heimlich in Verstecken, weiter Deutsch. Und dann soll auch noch ein Staudamm gebaut werden, und die Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Es entsteht Widerstand gegen die gierigen, rücksichtslosen Unternehmer. Wenn ich das Cover betrachte, mit dem im Wasser stehenden Kirchturm, stimmt mich das sehr traurig ob dieser Behandlung dieser Menschen in der ehemalig idyllischen Gegend. Ein Buch, leider authentisch, man will das gar nicht wahrhaben was damals passiert ist.
Bewegendes Buch aus Südtirol
Trina lebt in Graun, einem kleinen Bauerndorf in Südtirol. Ihr Leben ist nicht leicht: die deutschsprachigen Tiroler werden unter Mussolini unterdrückt, sie darf nicht als Lehrerin arbeiten, ihre Tochter verschwindet. Dann kommt der Krieg und gefährdet Mann und Sohn, sie leben lange in Armut und Hunger. Und bleiben dennoch in ihrem Dorf, deren andere Einwohner fortwährend wegziehen und woanders ihr Glück versuchen. Das Alles geschieht im Schatten des Staudammbaus, der sich über Jahrzehnte hinzieht und immer wieder abgebrochen und verschoben wird. Erst als es zu spät ist, begreifen die Bewohner des Dorfes, was passiert und dass ihr Dorf untergehen wird. Die Geschichte des Dorfes Alt-Graun, deren Kirchturm noch immer im Rechensee steht, während das Dorf längst verschwunden ist. Ein bewegendes Buch, das sich wunderbar liest.
Prägnante und kompakte Geschichtsvermittlung "Wörter konnten nichts ausrichten gegen die Mauern, die das Schweigen errichtet hatte. Sie sprachen nur von dem, was es nicht mehr gab. Also war es besser, wenn keine Spur davon blieb." (S. 203) Dieses Gefühl hatte ich mehrfach beim Lesen von "Ich bleibe hier" von Marco Balzano. Trifft es doch auch das im Kern, was Trina (Ich-Erzählerin) in ihrem Brief an ihre verschwundene Tochter (teilweise) empfindet und entsprechend handelt. Das ist nämlich einer der (Haupt-)Erzählstränge des Romans. Der andere Erzählstrang erzählt die Geschichte des „Kirchturms, der aus dem Wasser ragt“. Was jedes Jahr tausende von Touristen nach Norditalien lockt, hat eine durchaus tragische Hintergrundgeschichte, derer sich Marco Balzano angenommen hat – auf dass sie nie vergessen wird. Stecken doch Willkür, Gewalt und menschliche Schicksale hinter der vermeintlichen Idylle des Reschensees. Beide Erzählstränge verbindet Marco Balzano zu einem komplexen Ganzen, dass nur vordergründig durch leicht zu lesende Prosa – äh, leicht daherkommt. Erst im Detail, nämlich wenn die geneigte Leserschaft die Buchstaben, die zu Worten werden, die sich zu Sätzen vereinen, „entdecken“ und sezieren, offenbart sich das schwere Schicksal der Bewohner*innen von Graun. So wurden sie von 1939-1943 vor die Wahl gestellt: entweder auswandern oder sich den italienischen Faschisten unterordnen – und das mit allen Konsequenzen. (Die fiktive) Trina und ihre Familie sagt „Ich bleibe hier“ und richtet sich ihr Leben zwischen Faschismus, Arbeitsverbot und anderen Repressalien ein. Das bleibt nicht ohne Folgen… Nach dem Krieg wird ein vor dem Krieg begonnenes Projekt wiederaufgenommen: ein Staudamm soll gebaut werden und damit geht die Vertreibung der Bewohner Grauns weiter. Auch wenn Beteuerungen á la "Niemand hat je behauptet, dass wir es fluten werden." (S. 224) die Menschen beruhigen sollen – na, werden da Erinnerungen an einen ähnlich gelagerten Satz wach? Trina und ihre Familie stemmen sich vehement gegen dieses Projekt, doch was kann das „gemeine Volk“ schon gegen habgierige Unternehmer und korrupte Politiker ausrichten? Eben – nichts. Und so müssen sich die Grauner Einwohner mit läppischen Entschädigungen zufriedengeben, das Dorf verschwindet in den Fluten und es bleibt nur der aus dem Wasser ragende Kirchturm übrig… Marco Balzano gibt den Bewohnern von Graun eine Stimme, erschafft mit seinem Roman eine anerkennungswürdige Erinnerungskultur und schafft es so, dass sich (zukünftige) kritisch-fragende Touristen an die Schicksale derer erinnern, die dort eine Heimat hatten und vertrieben wurden. Glasklare 5*. ©kingofmusic
Der Kirchturm im Reschensee ist mir bestens bekannt, da ich hier schon oft vorbei gefahren bin. Auch die Geschichte dahinter war mir einigermaßen bekannt. Deshalb habe ich ein sehr dramatisches Buch erwartet aber irgendwie war es mir zu nüchtern und distanziert geschrieben. Erst die letzten beiden Kapitel waren sehr ergreifend. Ich selber würde mich einer Zwangsräumung wohl auch bis zum bitteren Ende widersetzen. Nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt gab es etwa zeitgleich ebenfalls eine Zwangsräumung. Hier musste der kleine Ort Gruorn der Erweiterung des Truppenübungsplatzes weichen.
Ganz toller Roman über die damaligen Geschehnisse am Reschensee und die politische Lage des Vinschgau. Mich hat es unheimlich bewegt wie sich die Menschen in dieser Zeit dort gefühlt haben müssen und wie mit ihnen umgegangen wurde. Sehr erschreckend.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Mit seinem Roman ›Das Leben wartet nicht‹ gewann er den Premio Campiello. Mit ›Ich bleibe hier‹ war er nominiert für den Premio Strega, in Italien und im deutschsprachigen Raum war das Buch ein großer Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in Mailand.
Beiträge
Der Untergang eines südtiroler Dorfes erzählt anhand einer fiktiven Bauernfamilie, unterfüttert mit historischen Fakten. Sehr interessant!
Der unaufgeregte Schreibstil steht in direktem Kontrast zu der tragischen Geschichte dieses Tiroler Landstrichs. Das Leid der Menschen berührt und der Autor nimmt den Leser mit in eine grauenvolle Zeit.
"Anfang 1942 bekam ich keine Briefe mehr. In manchen Nächten träumte ich, ich sähe Erich gemeinsam mit dir zurückkehren. Hand in Hand kamt ihr die Straße entlang, die von der Schweiz herführte." Die emotionale Familiengeschichte, erzählt von der Mutter, gerichtet an die verlorene Tochter, ist ein zutiefst berührendes Drama der Kriegszeit in Südtirol. Es geht um Verlust, Misstrauen, Identität, Macht und verlorene Heimat. Eine sehr traurige Geschichte über einen untergegangenen Ort und seine Bewohner.
Spannend kurzweilig und historisch Interessant. Die Geschichte des "verschwundenen" Südtiroler Dorfes Graun wird anhand einer Familie erzählt. Die Bewohner des Dorfes sind Leid geplagt. Zwischen Italien und Südtirol, Mussolini und Hitler. Gehen oder Bleiben, zum Schluss nimmt der Staudamm die Antwort ab.
Ein stiller Roman, der bewegend die Geschichte der Dörfer Reschen und Graun anhand einer Familie erzählt. Eine Geschichte, die vor Unrecht schreit und die ich doch vorher nicht kannte. Kein Buch mit Sogwirkung. Aber ein lesenswertes stilles Plätschern.
Vorbei mit der Idylle
Das Leben im Vinschgau könnte so unbeschwert sein. Ein kleines malerisches Dorf in den Südtiroler Bergen. Doch eines Tages werden die Bewohner vor die Wahl gestellt, entweder nach Deutschland auszuwandern, oder wenn sie hier bleiben wollen, nur noch italienisch zu sprechen. Dies sieht Trina, eine junge Lehrerin gar nicht ein, und unterrichtet heimlich in Verstecken, weiter Deutsch. Und dann soll auch noch ein Staudamm gebaut werden, und die Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Es entsteht Widerstand gegen die gierigen, rücksichtslosen Unternehmer. Wenn ich das Cover betrachte, mit dem im Wasser stehenden Kirchturm, stimmt mich das sehr traurig ob dieser Behandlung dieser Menschen in der ehemalig idyllischen Gegend. Ein Buch, leider authentisch, man will das gar nicht wahrhaben was damals passiert ist.
Bewegendes Buch aus Südtirol
Trina lebt in Graun, einem kleinen Bauerndorf in Südtirol. Ihr Leben ist nicht leicht: die deutschsprachigen Tiroler werden unter Mussolini unterdrückt, sie darf nicht als Lehrerin arbeiten, ihre Tochter verschwindet. Dann kommt der Krieg und gefährdet Mann und Sohn, sie leben lange in Armut und Hunger. Und bleiben dennoch in ihrem Dorf, deren andere Einwohner fortwährend wegziehen und woanders ihr Glück versuchen. Das Alles geschieht im Schatten des Staudammbaus, der sich über Jahrzehnte hinzieht und immer wieder abgebrochen und verschoben wird. Erst als es zu spät ist, begreifen die Bewohner des Dorfes, was passiert und dass ihr Dorf untergehen wird. Die Geschichte des Dorfes Alt-Graun, deren Kirchturm noch immer im Rechensee steht, während das Dorf längst verschwunden ist. Ein bewegendes Buch, das sich wunderbar liest.
Prägnante und kompakte Geschichtsvermittlung "Wörter konnten nichts ausrichten gegen die Mauern, die das Schweigen errichtet hatte. Sie sprachen nur von dem, was es nicht mehr gab. Also war es besser, wenn keine Spur davon blieb." (S. 203) Dieses Gefühl hatte ich mehrfach beim Lesen von "Ich bleibe hier" von Marco Balzano. Trifft es doch auch das im Kern, was Trina (Ich-Erzählerin) in ihrem Brief an ihre verschwundene Tochter (teilweise) empfindet und entsprechend handelt. Das ist nämlich einer der (Haupt-)Erzählstränge des Romans. Der andere Erzählstrang erzählt die Geschichte des „Kirchturms, der aus dem Wasser ragt“. Was jedes Jahr tausende von Touristen nach Norditalien lockt, hat eine durchaus tragische Hintergrundgeschichte, derer sich Marco Balzano angenommen hat – auf dass sie nie vergessen wird. Stecken doch Willkür, Gewalt und menschliche Schicksale hinter der vermeintlichen Idylle des Reschensees. Beide Erzählstränge verbindet Marco Balzano zu einem komplexen Ganzen, dass nur vordergründig durch leicht zu lesende Prosa – äh, leicht daherkommt. Erst im Detail, nämlich wenn die geneigte Leserschaft die Buchstaben, die zu Worten werden, die sich zu Sätzen vereinen, „entdecken“ und sezieren, offenbart sich das schwere Schicksal der Bewohner*innen von Graun. So wurden sie von 1939-1943 vor die Wahl gestellt: entweder auswandern oder sich den italienischen Faschisten unterordnen – und das mit allen Konsequenzen. (Die fiktive) Trina und ihre Familie sagt „Ich bleibe hier“ und richtet sich ihr Leben zwischen Faschismus, Arbeitsverbot und anderen Repressalien ein. Das bleibt nicht ohne Folgen… Nach dem Krieg wird ein vor dem Krieg begonnenes Projekt wiederaufgenommen: ein Staudamm soll gebaut werden und damit geht die Vertreibung der Bewohner Grauns weiter. Auch wenn Beteuerungen á la "Niemand hat je behauptet, dass wir es fluten werden." (S. 224) die Menschen beruhigen sollen – na, werden da Erinnerungen an einen ähnlich gelagerten Satz wach? Trina und ihre Familie stemmen sich vehement gegen dieses Projekt, doch was kann das „gemeine Volk“ schon gegen habgierige Unternehmer und korrupte Politiker ausrichten? Eben – nichts. Und so müssen sich die Grauner Einwohner mit läppischen Entschädigungen zufriedengeben, das Dorf verschwindet in den Fluten und es bleibt nur der aus dem Wasser ragende Kirchturm übrig… Marco Balzano gibt den Bewohnern von Graun eine Stimme, erschafft mit seinem Roman eine anerkennungswürdige Erinnerungskultur und schafft es so, dass sich (zukünftige) kritisch-fragende Touristen an die Schicksale derer erinnern, die dort eine Heimat hatten und vertrieben wurden. Glasklare 5*. ©kingofmusic
Der Kirchturm im Reschensee ist mir bestens bekannt, da ich hier schon oft vorbei gefahren bin. Auch die Geschichte dahinter war mir einigermaßen bekannt. Deshalb habe ich ein sehr dramatisches Buch erwartet aber irgendwie war es mir zu nüchtern und distanziert geschrieben. Erst die letzten beiden Kapitel waren sehr ergreifend. Ich selber würde mich einer Zwangsräumung wohl auch bis zum bitteren Ende widersetzen. Nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt gab es etwa zeitgleich ebenfalls eine Zwangsräumung. Hier musste der kleine Ort Gruorn der Erweiterung des Truppenübungsplatzes weichen.