Erinnerung eines Mädchens
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Romane sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden. Annie Ernaux hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Nobelpreis für Literatur.
Beiträge
Es ist unglaublich wie Ernaux das immer wieder macht. Ihr autobiografisches Schreiben ist klar, strukturiert und dabei doch immer komplex. Auch bei dem achten Buch von ihr was ich über ihr Leben lese findet sie immer wieder einen neuen Zugang, den ich unglaublich konsistent und stark finde. Ihre Bücher zusammengenommen sind ein Gesamtkunstwerk.
Sich die Vergangenheit von der Seele schreiben
Die Zeit als Betreuerin in einer Ferienkolonie soll für die gerade 18-Jährige Abiturientin Annie vor allem ein Befreiungsschlag sein. Sie möchte sich, fernab von den kontrollierenden Blicken der Eltern, endlich frei fühlen, eigene Erfahrungen machen und vielleicht sogar die Liebe kennenlernen. All diese Wünsche gehen in Erfüllung - die Ereignisse des Sommers 1958 werden allerdings noch viel längere und dunklere Schatten werfen, als es sich Annie jemals hätte vorstellen können. In diesem einen von vielen autofiktionalen Texten Annie Ernauxs erhält man eine gewisse Vorstellung von dem psychologischen und gewissermaßen heilenden Effekt des Schreibens. Ernaux hat eine verständliche und doch höchst poetische und komplexe Sprache gefunden, um auf die Erlebnisse ihrer Jugend zurückzublicken. Dem Text ist anzumerken, dass er einen Verarbeitungsprozess begleitet, sich manchmal verletzlich zeigt, manchmal analytisch oder auch philosophisch. Manchmal ist der Schmerz und die Präsenz des Geschehenen zu groß, auch Scham ist ein immer wiederkehrendes Thema - und diese Gefühle sind nur zu gut nachvollziehbar, wenn man die Erfahrungen der jungen Annie zugrundelegt. Sprachlich wird die Distanzierung von der eigenen Vergangenheit durch den sprunghaften Wechsel zwischen beschreibenden Episoden über das „Mädchen von 58“ und der reflektierenden Ich-Perspektive deutlich. Besonders gut hat Ernaux den Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Dazugehörigkeit, jugendlichem Leichtsinn und dem destruktiven Überschreiten eigener Grenzen eingefangen, den wahrscheinlich jeder Mensch aus seiner Jugend kennt. Dass Annie mehr Wunden als ein gestärktes Selbstbild aus diesem Sommer mit nach Hause nimmt und diese wenigen Wochen so lange einen Einfluss auf lebenswichtige Entscheidungen ihres Lebens hatten, adressiert Ernaux mit teils sachlichen aber stets warmherzigen Blick. Auch wenn mir die junge Annie nicht immer sympathisch war, konnte ich mich doch in sie hineinversetzen und es war kaum möglich, sich nicht doch irgendwie als junge Frau in ihr wiederzufinden. Dass mich das Schicksal eines fremden Mädchens so mitreißen kann, zum Nachdenken bringt, wütend macht und gleichzeitig versöhnt, zeigt, dass Annie Ernaux eine beeindruckende Schriftstellerin mit großartiger Beobachtungsgabe ist.
Habe mehrere Romane von Ernaux gelesen und fand diesen hier am eindringlichsten - auch weil ich ihn schon als Theaterinszenierung kannte . Inhaltswarnung: Es geht sehr explizit um sexuelle Übergriffigkeit und Essensstörungen.
Ein nettes Buch mit einigen schönen Sätzen. Allerdings insgesamt eher „kann man machen, muss man nicht“.
Dieser Roman tut weh. Besonders die erste Hälfte und ganz besonders die ersten Seiten. Die zweite Hälfte war für mich eine fast schon unnötige Länge, aber der erste Teil ... Puh, ich glaube, die meisten, die dieses Buch gelesen haben müssen an diesen Passagen kurz innehalten und ihre eigene Vergangenheit reflektieren.
Tatsächlich hatte ich mir etwas mehr von dem Buch erwartet. Auf gewisse Art und Weise fand ich es ein wenig anstrengend zu lesen. Wobei die Themen von sexueller Gewalt und Essstörung natürlich erschütternd sind. Ich werde auf jeden Fall auch noch die anderen Bücher von ihr lesen. 
„Welche Überzeugung treibt sie an, wenn nicht die, dass Erinnern eine Form der Erkenntnis ist? Und welche Absicht […] steckt hinter dieser Verbissenheit, unter den Tausenden von Substantiven, Verben und Adjektiven diejenigen zu finden, die die Gewissheit - die Illusion - erzeugen, den höchsten Grad an Realität erreicht zu haben? Was, wenn nicht die Hoffnung, dass es zumindest eine Spur von Ähnlichkeit gibt zwischen diesem Mädchen, Annie D, und irgendwem anders.“
Ernaux erforscht rückblickend, wie Ereignisse, Begegnungen und insbesondere sexuelle Übergriffe die darauf folgende Zeit und persönliche Entscheidungen beeinflussen. Ein persönliche Erzählung, die mit 50 Jahre Abstand geschrieben wird.
Schöner ehrlicher Kontext in etwas verschachtelter Sprache
Mir haben einige Gedankengänge sehr gut gefallen. Es viel mir aber schwer alle Sätze in mich aufzunehmen, da sie für mich manchmal überhaupt keinen Sinn ergeben haben. Da die Autorin ihren Gedanken freien Lauf lässt, war das wahrscheinlich auch nicht ihre Absicht. Personen, die ähnlich fühlen, werden womöglich besser damit zurecht kommen. Ich konnte mich oft nicht gut mit der Autorin und Protagonistin identifizieren. Trotzdem hat mir gut gefallen, wie ehrlich das Buch ist und wie authentisch es wirkt. Als ob sie sich Last von der Seele redet - ein wenig wie aneinander gereihte Tagebucheinträge. Nur dass diese sehr viele Jahre später und aus der Erinnerung geschrieben wurden.
War irgendwie nicht meins. Weiß auch nicht was ich dazu schreiben soll
Annie Ernaux ist in “Erinnerung eines Mädchens” auf den Spuren ihres 18-jährigen Ichs, das im Jahr 1958 den Sommer über als Betreuerin in einer Ferienkolonie arbeitet. Mit den anderen Betreuer*innen werden wilde Parties gefeiert und im Alkoholrausch macht sie mit H., dem Chefbetreuer des Camps, erste tief einprägende sexuelle Erfahrungen. Mit der aufkeimenden Rebellion eines Teenagers (die Mädchen waren damals wohl um einiges später dran als heute) und dem Wunsch nach Distinktionsgewinn gegenüber den Eltern ist sie doch ganz und gar fremdbestimmt und möchte im Kreis der Betreuer anerkannt werden. Dass sie dabei Würde und Selbstwert einbüßt, wird ihr erst später klar und die Erkenntnis hinterlässt eine tiefe Wunde, die Ernaux erst nach über 50 Jahren bereit ist, aufzuarbeiten. Anhand von Briefen, Fotos und einzelnen Szenen, die der Autorin noch einprägsam im Kopf sind, versucht sie sich an das Mädchen von damals anzunähern und herauszufinden, was Annie Duchesne mit der heutigen Annie Ernaux verbindet. Was ging in ihr vor? Was bewegte sie? Und: Inwiefern waren ihre Entscheidungen von diesen Erlebnissen in der Ferienkolonie auch noch in den darauffolgenden Jahren bestimmt? Annie Ernaux schafft es hier mit eindrücklicher Erzähl- und Reflexionskunst Einsicht in die aufwühlende Zeit der Entdeckung von Sexualität und Begierde zu geben, aber vor allem die Strukturen zu beleuchten, die zur Verstörung und toxischen Manipulation einer jungen Frau führen können. Annie sollte noch lange Schwierigkeiten damit haben, sich selbst zu spüren, ihren Selbstwert zu erkennen und nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu handeln. Ich empfand sehr viel bei diesem Hörbuch, insbesondere Wut gegenüber Annies Umfeld und Mitgefühl ihr selbst gegenüber. Man möchte diesem 18-jährigen Menschen so viel sagen, sie aufrütteln und in den Arm nehmen. Gleichzeitig erhielt ich viele Denkanstöße für die Aufarbeitung meiner eigenen Vergangenheit. Ich fühlte mich an einigen Punkten verstanden, vielleicht sogar ertappt, obwohl zwischen Annie Ernaux’ Jugend und meiner fast 50 Jahre liegen. Ein Buch, das mich noch längere Zeit gedanklich begleiten wird - eine Autorin, von der ich noch sehr viel lesen möchte.
Mehr von Annie Ernaux
AlleÄhnliche Bücher
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Romane sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden. Annie Ernaux hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Nobelpreis für Literatur.
Beiträge
Es ist unglaublich wie Ernaux das immer wieder macht. Ihr autobiografisches Schreiben ist klar, strukturiert und dabei doch immer komplex. Auch bei dem achten Buch von ihr was ich über ihr Leben lese findet sie immer wieder einen neuen Zugang, den ich unglaublich konsistent und stark finde. Ihre Bücher zusammengenommen sind ein Gesamtkunstwerk.
Sich die Vergangenheit von der Seele schreiben
Die Zeit als Betreuerin in einer Ferienkolonie soll für die gerade 18-Jährige Abiturientin Annie vor allem ein Befreiungsschlag sein. Sie möchte sich, fernab von den kontrollierenden Blicken der Eltern, endlich frei fühlen, eigene Erfahrungen machen und vielleicht sogar die Liebe kennenlernen. All diese Wünsche gehen in Erfüllung - die Ereignisse des Sommers 1958 werden allerdings noch viel längere und dunklere Schatten werfen, als es sich Annie jemals hätte vorstellen können. In diesem einen von vielen autofiktionalen Texten Annie Ernauxs erhält man eine gewisse Vorstellung von dem psychologischen und gewissermaßen heilenden Effekt des Schreibens. Ernaux hat eine verständliche und doch höchst poetische und komplexe Sprache gefunden, um auf die Erlebnisse ihrer Jugend zurückzublicken. Dem Text ist anzumerken, dass er einen Verarbeitungsprozess begleitet, sich manchmal verletzlich zeigt, manchmal analytisch oder auch philosophisch. Manchmal ist der Schmerz und die Präsenz des Geschehenen zu groß, auch Scham ist ein immer wiederkehrendes Thema - und diese Gefühle sind nur zu gut nachvollziehbar, wenn man die Erfahrungen der jungen Annie zugrundelegt. Sprachlich wird die Distanzierung von der eigenen Vergangenheit durch den sprunghaften Wechsel zwischen beschreibenden Episoden über das „Mädchen von 58“ und der reflektierenden Ich-Perspektive deutlich. Besonders gut hat Ernaux den Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Dazugehörigkeit, jugendlichem Leichtsinn und dem destruktiven Überschreiten eigener Grenzen eingefangen, den wahrscheinlich jeder Mensch aus seiner Jugend kennt. Dass Annie mehr Wunden als ein gestärktes Selbstbild aus diesem Sommer mit nach Hause nimmt und diese wenigen Wochen so lange einen Einfluss auf lebenswichtige Entscheidungen ihres Lebens hatten, adressiert Ernaux mit teils sachlichen aber stets warmherzigen Blick. Auch wenn mir die junge Annie nicht immer sympathisch war, konnte ich mich doch in sie hineinversetzen und es war kaum möglich, sich nicht doch irgendwie als junge Frau in ihr wiederzufinden. Dass mich das Schicksal eines fremden Mädchens so mitreißen kann, zum Nachdenken bringt, wütend macht und gleichzeitig versöhnt, zeigt, dass Annie Ernaux eine beeindruckende Schriftstellerin mit großartiger Beobachtungsgabe ist.
Habe mehrere Romane von Ernaux gelesen und fand diesen hier am eindringlichsten - auch weil ich ihn schon als Theaterinszenierung kannte . Inhaltswarnung: Es geht sehr explizit um sexuelle Übergriffigkeit und Essensstörungen.
Ein nettes Buch mit einigen schönen Sätzen. Allerdings insgesamt eher „kann man machen, muss man nicht“.
Dieser Roman tut weh. Besonders die erste Hälfte und ganz besonders die ersten Seiten. Die zweite Hälfte war für mich eine fast schon unnötige Länge, aber der erste Teil ... Puh, ich glaube, die meisten, die dieses Buch gelesen haben müssen an diesen Passagen kurz innehalten und ihre eigene Vergangenheit reflektieren.
Tatsächlich hatte ich mir etwas mehr von dem Buch erwartet. Auf gewisse Art und Weise fand ich es ein wenig anstrengend zu lesen. Wobei die Themen von sexueller Gewalt und Essstörung natürlich erschütternd sind. Ich werde auf jeden Fall auch noch die anderen Bücher von ihr lesen. 
„Welche Überzeugung treibt sie an, wenn nicht die, dass Erinnern eine Form der Erkenntnis ist? Und welche Absicht […] steckt hinter dieser Verbissenheit, unter den Tausenden von Substantiven, Verben und Adjektiven diejenigen zu finden, die die Gewissheit - die Illusion - erzeugen, den höchsten Grad an Realität erreicht zu haben? Was, wenn nicht die Hoffnung, dass es zumindest eine Spur von Ähnlichkeit gibt zwischen diesem Mädchen, Annie D, und irgendwem anders.“
Ernaux erforscht rückblickend, wie Ereignisse, Begegnungen und insbesondere sexuelle Übergriffe die darauf folgende Zeit und persönliche Entscheidungen beeinflussen. Ein persönliche Erzählung, die mit 50 Jahre Abstand geschrieben wird.
Schöner ehrlicher Kontext in etwas verschachtelter Sprache
Mir haben einige Gedankengänge sehr gut gefallen. Es viel mir aber schwer alle Sätze in mich aufzunehmen, da sie für mich manchmal überhaupt keinen Sinn ergeben haben. Da die Autorin ihren Gedanken freien Lauf lässt, war das wahrscheinlich auch nicht ihre Absicht. Personen, die ähnlich fühlen, werden womöglich besser damit zurecht kommen. Ich konnte mich oft nicht gut mit der Autorin und Protagonistin identifizieren. Trotzdem hat mir gut gefallen, wie ehrlich das Buch ist und wie authentisch es wirkt. Als ob sie sich Last von der Seele redet - ein wenig wie aneinander gereihte Tagebucheinträge. Nur dass diese sehr viele Jahre später und aus der Erinnerung geschrieben wurden.
War irgendwie nicht meins. Weiß auch nicht was ich dazu schreiben soll
Annie Ernaux ist in “Erinnerung eines Mädchens” auf den Spuren ihres 18-jährigen Ichs, das im Jahr 1958 den Sommer über als Betreuerin in einer Ferienkolonie arbeitet. Mit den anderen Betreuer*innen werden wilde Parties gefeiert und im Alkoholrausch macht sie mit H., dem Chefbetreuer des Camps, erste tief einprägende sexuelle Erfahrungen. Mit der aufkeimenden Rebellion eines Teenagers (die Mädchen waren damals wohl um einiges später dran als heute) und dem Wunsch nach Distinktionsgewinn gegenüber den Eltern ist sie doch ganz und gar fremdbestimmt und möchte im Kreis der Betreuer anerkannt werden. Dass sie dabei Würde und Selbstwert einbüßt, wird ihr erst später klar und die Erkenntnis hinterlässt eine tiefe Wunde, die Ernaux erst nach über 50 Jahren bereit ist, aufzuarbeiten. Anhand von Briefen, Fotos und einzelnen Szenen, die der Autorin noch einprägsam im Kopf sind, versucht sie sich an das Mädchen von damals anzunähern und herauszufinden, was Annie Duchesne mit der heutigen Annie Ernaux verbindet. Was ging in ihr vor? Was bewegte sie? Und: Inwiefern waren ihre Entscheidungen von diesen Erlebnissen in der Ferienkolonie auch noch in den darauffolgenden Jahren bestimmt? Annie Ernaux schafft es hier mit eindrücklicher Erzähl- und Reflexionskunst Einsicht in die aufwühlende Zeit der Entdeckung von Sexualität und Begierde zu geben, aber vor allem die Strukturen zu beleuchten, die zur Verstörung und toxischen Manipulation einer jungen Frau führen können. Annie sollte noch lange Schwierigkeiten damit haben, sich selbst zu spüren, ihren Selbstwert zu erkennen und nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu handeln. Ich empfand sehr viel bei diesem Hörbuch, insbesondere Wut gegenüber Annies Umfeld und Mitgefühl ihr selbst gegenüber. Man möchte diesem 18-jährigen Menschen so viel sagen, sie aufrütteln und in den Arm nehmen. Gleichzeitig erhielt ich viele Denkanstöße für die Aufarbeitung meiner eigenen Vergangenheit. Ich fühlte mich an einigen Punkten verstanden, vielleicht sogar ertappt, obwohl zwischen Annie Ernaux’ Jugend und meiner fast 50 Jahre liegen. Ein Buch, das mich noch längere Zeit gedanklich begleiten wird - eine Autorin, von der ich noch sehr viel lesen möchte.