Der größere Teil der Welt
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Beschreibung
Beiträge
Ein Roman wie ein Puzzlespiel. In 13 Kapiteln erstellt Jennifer Egan eine Komposition, die in ihrer Gesamtheit wie ein Album wirkt. Geschichten wie Lieder vom Leben und den Menschen, die uns darin begegnen und auf unterschiedliche Art und Weise beeinflussen. Virtuos und innovativ katapultiert sie den Leser mit jedem Kapitel immer wieder an neue Schauplätze, in andere Zeiten und in die verschiedenen Perspektiven ihrer Figuren, die mal eng, mal lose miteinander verbunden sind. Kein einfacher Lesegenuss, aber spannend bis zum Schluss.
Die samtene Nacht in seinen Ohren. Und das Summen, immer dieses Summen, das vielleicht gar kein Echo war, sondern der Klang der vergehenden Zeit. (S. 386) "Der größere Teil der Welt" von Jennifer Egan war Thema des letzten Buchclub-Treffens des #papierstaupodcast und ich war skeptisch, auch nach dem ersten Kapitel noch skeptisch. Nicht dass ich der fachkompetenten Auswahl nicht vertrauen würde aber vielleicht war es diesmal einfach nichts für mich. Mein Vorurteil, nun ein Abranten über die Abgefucktheit der Musikindustrie zu lesen - excuse my language - hat sich zum Glück immer mehr zerschlagen. Nicht dass man auch viel Kritik zwischen den Zeilen finden kann, aber Jennifer Egan macht hier wirklich das große Panorama des Menschseins auf, und das eben am Beispiel der Musikindustrie und ihren spezifischen Eigenheiten. In jedem Kapitel bekommen wir Einblick in einen anderen Kopf, in ein anderes Setting, in eine andere Zeit, alle lose miteinander verbunden. Manche Charaktere, die wir zuvor intensiv begleitet haben, tauchen später nur noch in einem Halbsatz auf. Andere lernen wir in verschiedenen Phasen ihres Lebens kennen, wie zum Beispiel Bennie, der als ehrgeiziges Mitglied seiner Punkband "Flaming Dildos" später als Produzent Reichtum und Erfolg erlangt, und seine Assistentin Sasha, die wir aus der Gosse in Neapel bis zum College und in den Empfangsbereich des namhaften Plattenlabels begleiten. Dass die Chronologie nicht eingehalten wird, trägt maßgeblich zum Gefühl des Romans bei: der Vergänglichkeit der Zeit, der Unwiderbringlichkeit des Vergangenen. Kaum hat man sich in einem Setting arrangiert - im San Francisco der 70er Jahre und der dortigen Musikszene, im New York der 90er Jahre - ist es unwiderbringlich zu Ende und man wird nicht mehr dorthin zurückkehren. Mit dem Wissen, wie manche Geschichten Enden, bekommen zeitlich zuvor angelegte Szenen einen ganz anderen Glanz, eine erschütternd nostalgische Wirkung, als wäre man selbst dabei gewesen. Ich habe die kleinen Bilder geliebt die die Autorin immer wieder auftut: die Frage, ob Goldflocken bitter oder süß schmecken; die Obsession eines Kindes mit Pausen in Musikstücken (festgehalten im PowerPoint-Tagebuch der Schwester - zu der Frage "Wie experimentell wollen Sie schreiben?" hat Jennifer Egan offensichtlich "Ja" gesagt); ein stinkender Fisch, den Bennies alter Bandkollege diesem auf seinen teuren Producertisch knallt; die Frage, wie komme ich von A nach B (auch im Buch gibt es einen A-Teil und einen B-Teil). Bei all der erzählerischen und sprachlichen Finesse, die hier gezeigt wird, ist das Buch dennoch leicht und schnell zu lesen. Bei all den schweren Themen, die eingewoben werden, wurden die PAUSEN perfekt gesetzt, um als Leserin durchatmen zu können. Vielen Dank, liebe Meike, liebe Anika und lieber Robin, dass ihr mich an dieses Buch geführt habt. Begeisterung von mir für einen Reread-Kandidaten, der erst jetzt bei der Betrachtung im Rückblick noch in meine Highlights für dieses Jahr rutscht. Ganz toll und große Vorfreude auf "Candy Haus" :-).
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Ein Roman wie ein Puzzlespiel. In 13 Kapiteln erstellt Jennifer Egan eine Komposition, die in ihrer Gesamtheit wie ein Album wirkt. Geschichten wie Lieder vom Leben und den Menschen, die uns darin begegnen und auf unterschiedliche Art und Weise beeinflussen. Virtuos und innovativ katapultiert sie den Leser mit jedem Kapitel immer wieder an neue Schauplätze, in andere Zeiten und in die verschiedenen Perspektiven ihrer Figuren, die mal eng, mal lose miteinander verbunden sind. Kein einfacher Lesegenuss, aber spannend bis zum Schluss.
Die samtene Nacht in seinen Ohren. Und das Summen, immer dieses Summen, das vielleicht gar kein Echo war, sondern der Klang der vergehenden Zeit. (S. 386) "Der größere Teil der Welt" von Jennifer Egan war Thema des letzten Buchclub-Treffens des #papierstaupodcast und ich war skeptisch, auch nach dem ersten Kapitel noch skeptisch. Nicht dass ich der fachkompetenten Auswahl nicht vertrauen würde aber vielleicht war es diesmal einfach nichts für mich. Mein Vorurteil, nun ein Abranten über die Abgefucktheit der Musikindustrie zu lesen - excuse my language - hat sich zum Glück immer mehr zerschlagen. Nicht dass man auch viel Kritik zwischen den Zeilen finden kann, aber Jennifer Egan macht hier wirklich das große Panorama des Menschseins auf, und das eben am Beispiel der Musikindustrie und ihren spezifischen Eigenheiten. In jedem Kapitel bekommen wir Einblick in einen anderen Kopf, in ein anderes Setting, in eine andere Zeit, alle lose miteinander verbunden. Manche Charaktere, die wir zuvor intensiv begleitet haben, tauchen später nur noch in einem Halbsatz auf. Andere lernen wir in verschiedenen Phasen ihres Lebens kennen, wie zum Beispiel Bennie, der als ehrgeiziges Mitglied seiner Punkband "Flaming Dildos" später als Produzent Reichtum und Erfolg erlangt, und seine Assistentin Sasha, die wir aus der Gosse in Neapel bis zum College und in den Empfangsbereich des namhaften Plattenlabels begleiten. Dass die Chronologie nicht eingehalten wird, trägt maßgeblich zum Gefühl des Romans bei: der Vergänglichkeit der Zeit, der Unwiderbringlichkeit des Vergangenen. Kaum hat man sich in einem Setting arrangiert - im San Francisco der 70er Jahre und der dortigen Musikszene, im New York der 90er Jahre - ist es unwiderbringlich zu Ende und man wird nicht mehr dorthin zurückkehren. Mit dem Wissen, wie manche Geschichten Enden, bekommen zeitlich zuvor angelegte Szenen einen ganz anderen Glanz, eine erschütternd nostalgische Wirkung, als wäre man selbst dabei gewesen. Ich habe die kleinen Bilder geliebt die die Autorin immer wieder auftut: die Frage, ob Goldflocken bitter oder süß schmecken; die Obsession eines Kindes mit Pausen in Musikstücken (festgehalten im PowerPoint-Tagebuch der Schwester - zu der Frage "Wie experimentell wollen Sie schreiben?" hat Jennifer Egan offensichtlich "Ja" gesagt); ein stinkender Fisch, den Bennies alter Bandkollege diesem auf seinen teuren Producertisch knallt; die Frage, wie komme ich von A nach B (auch im Buch gibt es einen A-Teil und einen B-Teil). Bei all der erzählerischen und sprachlichen Finesse, die hier gezeigt wird, ist das Buch dennoch leicht und schnell zu lesen. Bei all den schweren Themen, die eingewoben werden, wurden die PAUSEN perfekt gesetzt, um als Leserin durchatmen zu können. Vielen Dank, liebe Meike, liebe Anika und lieber Robin, dass ihr mich an dieses Buch geführt habt. Begeisterung von mir für einen Reread-Kandidaten, der erst jetzt bei der Betrachtung im Rückblick noch in meine Highlights für dieses Jahr rutscht. Ganz toll und große Vorfreude auf "Candy Haus" :-).