Das Ende ist nah

Das Ende ist nah

Hardcover
4.321

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Beschreibung

Ein seltener Einblick in das, was Menschen auf sich nehmen, wenn sie flüchten.

Ein bedeutender Roman über Fremdheit und Außenseitertum, über Mut, die Macht der Sprache, Liebe. Und ein kostbares, tiefbewegendes literarisches Dokument.

Während der Proteste im Iran 2009 ist der ehemalige Student A. gezwungen, sein Land zu verlassen. Die Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend voller Gewalt nimmt er mit. Aus einem Künstler wird ein Flüchtling in Österreich, der offen und heimlich verachtet wird und in Lagern und Heimen nicht nur Einsamkeit und Verzweiflung, sondern auch Hunger und Demütigung ertragen muss. In Wien trifft er auf Sarah, die sich Hals über Kopf in ihn verliebt. A., der sich nicht öffnen kann, ist für sie Studienobjekt und Halt zugleich, obwohl er selber Halt sucht. 

Eindringlich und mit großer literarischer Kraft erzählt Amir Gudarzi vom Durchhaltewillen eines Menschen nach der Flucht. 

»Amir Gudarzis Roman zielt ins Herz der Gewalt, der unsichtbaren und unhörbaren, der gleißenden wie der rohen. Es sind die Worte eines jungen Mannes, der aus Teheran und vor seiner Muttersprache flieht, der den Schmerz der erlittenen Repressionen nicht loswird. Seine Haut kann er nicht retten, aber eine Hoffnung und seine Geschichte.«
Julia Franck

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
416
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Amir Gudarzi, 1986 in Teheran geboren, ging auf die damals einzige Theaterschule im Iran und studierte danach Szenisches Schreiben. Seit 2009 lebt er in Wien, wo er als vielfach ausgezeichneter (inzwischen) österreichischer Dramatiker und Autor arbeitet. 2021 war er Stipendiat im Literarischen Colloquium in Berlin und erhielt den Förderungspreis für Literatur der Stadt Wien, 2022 wurden ihm der Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker*innen und der Christian-Dietrich-Grabbe-Preis verliehen, in der Spielzeit 2023/24 war er Hausautor am Nationaltheater Mannheim. ›Das Ende ist nah‹, ausgezeichnet mit dem Hermann-Hesse-Förderpreis, ist sein erster Roman.

Beiträge

8
Alle
4

Was den Roman meiner Meinung nach auszeichnet, ist die sprachliche Finesse Gudarzis, die A.s persönliche, rastlose Suche nach Ruhe und Ordnung, seine Sehnsucht nach seiner iranischen Familie und Heimat aber auch die schiere Hoffnungslosigkeit, in Europa gelandet zu sein, zueinander bringt und dadurch Leser*innen in die Lebenswelt A.s authentisch eintauchen und einfühlen lässt. Ein wahrlich berührendes Leseerlebnis!

„Oft höre ich durch die Wand meine Zimmernachbarin mit ihrer Partnerin sprechen. Ich verstehe nicht alles, sie wechseln liebevolle Worte, sie sind zärtlich zueinander, [...] sie schauen in die Zukunft, sie haben eine Zukunft. Ich dagegen denke an die Vergangenheit. Mein Leben besteht aus dem Jetzt und der Vergangenheit. Mein Körper ist im Jetzt, mit dem ich arbeiten gehe, mein Geist aber ist im Iran, in der Vergangenheit.“ (Gudarzi 2023, S. 338f.) Allein wegen des Covers ist mir Amir Gudarzis Roman „Das Ende naht“ schon letztes Jahr ins Auge gefallen. Das wunderschöne Artwork ist mir im Kopf geblieben, aber leider vergaß ich mit der Zeit den Titel, den Autor und den Verlag. Zu der Zeit verwaltete ich meine Buchlisten nicht, dieser Account hier und die Idee dahinter existierten noch nicht. Diese Umstände erschwerten die Suche, aber als ich im Frühling im Harz war, fühlte ich mich beim morgendlichen Blick auf den Brocken sofort an das Cover zurückerinnert und wollte herausfinden, wie das Buch heißt. Glücklicherweise bekam ich Gudarzis Roman kurz danach von einer lieben Person geschenkt. Mir war klar, dass mein nächster, zu lesender Roman dieser sein wird. CN: Gewalt, Mord In „Das Ende ist nah“ begleiten wir den aus Teheran kommenden Künstler A. in seinen Erzählungen zu seiner Flucht aus dem Iran nach Österreich. Passagenweise erfährt der*die Leser*in von Kindheitserinnerungen A.s, die geprägt sind von absurdesten Brutalitäten sowie Gewalt- und Mordexzessen einer islamistischen Staatsgewalt, die mich persönlich oft mehr als nur Schlucken haben lassen. Abwechselnd dazu begleiten wir den Protagonisten in der Region um Wien und Traiskirchen, in der sich A. bewegt, wartend auf einen Asylbescheid. In dieser Zeit trifft er auf verschiedenste Charaktere, wie weitere Asylsuchende anderer Nationalitäten, den Verschwörungstheorien anhängenden Peter, aber vor allem die zu den iranischen Protesten promovierende Sarah, die sich eher zufällig am Rande einer Demonstration kennenlernen. Insbesondere das Aufeinandertreffen von A. und Sarah und die sich daraus entwickelnde Beziehung zwischen beiden ist geprägt von einseitig fanatischer Obsession, grundlegenden Missverständnissen und einer sich durch das Buch ziehenden Tragik. Gudarzi zeigt einerseits in bestechender Klarheit den bürokratischen Monsterapparat des europäischen Asylsystems auf und schafft andererseits den zermürbend schmerzhaften Transfer dieses Systems auf eine individuelle Ebene. Welch Hohn, welch Schmerzen und welch Erniedrigungen A. erleiden muss, sind selbst als Leser*in teilweise schwer zu ertragen. Der Roman liest sich wie eine schamlose Offenlegung eines Systems, das Verfolgten eigentlich Schutz bieten soll, stattdessen den Schutzsuchenden aber jeglicher Würde beraubt. Was den Roman meiner Meinung nach auszeichnet, ist die sprachliche Finesse Gudarzis, die A.s persönliche, rastlose Suche nach Ruhe und Ordnung, seine Sehnsucht nach seiner iranischen Familie und Heimat aber auch die schiere Hoffnungslosigkeit, in Europa gelandet zu sein, zueinander bringt und dadurch Leser*innen in die Lebenswelt A.s authentisch eintauchen und einfühlen lässt. Ein wahrlich berührendes Leseerlebnis!

Was den Roman meiner Meinung nach auszeichnet, ist die sprachliche Finesse Gudarzis, die A.s persönliche, rastlose Suche nach Ruhe und Ordnung, seine Sehnsucht nach seiner iranischen Familie und Heimat aber auch die schiere Hoffnungslosigkeit, in Europa gelandet zu sein, zueinander bringt und dadurch Leser*innen in die Lebenswelt A.s authentisch eintauchen und einfühlen lässt. Ein wahrlich berührendes Leseerlebnis!
5

Ein absolutes Highlight. Ich möchte eigentlich gar nicht so viel über diese Geschichte schreiben. Jeder sollte sie lesen. Ein extrem intensives Buch. A., ein iranischer Student, flieht während der Proteste 2009 aus seinem Heimatland. Er ist, wie viele Regimekritiker, hoher Lebensgefahr ausgesetzt. Seine Flucht führt in nach Österreich und ab da lesen wir, wie es ihm dort ergeht. Vom Aufnahmelager bis hin zum Asylantrag und den Entscheid über seinen Verbleib in Europa. Beim lesen empfand ich Trauer, Wut, Hass auf Behörden und privilegierte Menschen, die sich ihrer Privilegien nicht bewusst sind. Menschen, die ihren Unmut mit Machtmissbrauch gegenüber marginalisierten Gruppen kompensieren. Ich sollte noch ausdrücklich erwähnen, dass diese Geschichte nicht Gudarzis Geschichte ist. Natürlich werden Erfahrungen eingeflossen sein. Für mich hat er ein wahnsinnig gutes Buch geschrieben, dass der Mehrheitsgeselleschaft aber sowas von den Spiegel vorhält. Ich ziehe trotz allem den Hut vor Leuten, die Asylsuchende unterstützen, sich ehrenamtlich engagieren und zwar aus Empathie und Menschlichkeit heraus. Während des Lesens hatte ich die Idee, dass jede geflüchtete Person Paten bekommen müsste. Paten, die helfen, dass sie sich integrieren können, dass sie sich willkommen und gesehen fühlen. Dass beide Seiten voneinander lernen und sich austauschen können. Das Vorurteile abgebaut würden. Aber wahrscheinlich wäre das zu utopisch. Dennoch sehr wünschenswert 🤍🤍🤍.

4.5

Dieser Roman hat mich einfach nur umgeworfen. Ohnmächtig musste ich zuschauen in was für unfassbar schrecklichen Verhältnissen der Protagonist A. im Iran aufwächst. Von klein auf ist sexueller Missbrauch, grausame Gewalt, Morde, Machtlosigkeit, Unfreiheit „normaler“ Alltag . S. 62 „Iran ist wie „Der Würgeengel“ von Buñuel. Eigentlich ist das iranische Regime wie dieser Film. Wir, oder die Generation vor uns, hat dieses Regime angeblich gewählt, und jetzt können wir es nicht mehr loswerden. Wir sind in einem Raum gefangen, obwohl uns physisch nichts daran hindert, ihn zu verlassen.“ Als er dann 2009 aus dem Iran flüchtet, um eigentlich in Kanada Asyl zu beantragen, muss ich wieder fassungslos mit anschauen, dass er in Österreich stecken bleibt, sich im Lager unter den Flüchtigen wie in seiner Heimat verstellen muss, um der Gewalt und Diebstahl unter den Flüchtigen zu umgehen. Glaubte er nun in Freiheit zu sein, muss er hier feststellen, dass Religion immer noch eine große Rolle spielt und auch hier Unfreiheit herrscht, zwischen den Flüchtlingen und als Flüchtling. Und wäre das nicht genug, schau ich auch noch ungläubig zu, wie allein er im verrückten System der Asylpolitik gelassen wird, wie viel Rassismus er erleben muss, wie Gelder nicht fließen, weil Einheimische sich daran bereichern, er hungrig ist, nicht angenommen wird und einsam. Ein kleiner Funken Hoffnung kommt mit Sarah auf, um dann zu realisieren, dass das ganze Leben bisher, den Protagonisten kaputtgemacht hat. Es war echt schwer die Geschichte zu lesen. Schwer, aber so wichtig. Wichtig, weil ich mich auch mit meinen eigenen dunklen Seiten auseinandersetzen musste. Wie oft hab ich das Buch zur Seite gepackt und mich selbst gefragt „Wie hättest du reagiert?“ Hätte ich fremde Männer im Auto mitgenommen? Nein, hätte ich nicht. Warum nicht? Nicht, weil ich Angst vor „fremden“ Nationen habe, da ich selbst weiß, wie es ist sich als „Fremde“ zu fühlen, sondern weil ich eine Frau mit Ängsten bin. Ängste, vor unbekannten Menschen, in die ich nicht hineinschauen kann. Und das tut mir leid, den ich hätte gern dem netten A. seinen kilometerweiten Heimmarsch erspart - hungrig, kraftlos, verzweifelt und im Regen. Ich habe mich so vieles gefragt und mich mit meinen eigenen Bedenken und Ressentiments auseinandergesetzt. Mich gefragt, wie viel Trauma ist zu verkraftet und kann eine neue Heimat diese Traumata für einen auffangen oder sogar heilen. Kann ein Mensch, der zusehen musste, wie Menschen auf offener Straße geköpft werden überhaupt noch ein normales Leben führen? Kann er überhaupt Vertrauen in eine (neue) Gesellschaft und in die Menschen entwickeln? Was kann die Gesellschaft dazu beitragen, beim Verarbeiten zu helfen, neu anzufangen? Wie können wir als Gesellschaft den Neuanfang leichter gestalten? Wie gesagt, hart, brutal und nicht leicht zu verdauen. Ich würde sogar sagen, für manche bestimmt zu hart und zu schwer zu verdauen, aber für mich absolut bereichernd und wichtig. S.139 „Im Iran würden die Leute einen mitnehmen. Sogar die Polizei. Meine Mutter hat eine romantisierende Vorstellung von Europa, wie viel andere im Nahen Osten. Sie glaubte, die Menschen in Europa seien allesamt gutherzig und nähmen Fremde im Auto mit. Sie glaubt, dass niemand in Europa zu Fuß gehen muss, dass es überall öffentliche Verkehrsmittel gibt, dass alle hier gerne teilen, dass die Leute menschlicher sind als im Iran.“ S.334 „Aber wenn man es dann bis in den Westen geschafft habe, müsse man tausendmal erklären, dass man kein Fanatiker sei, dass man an die Demokratie glaube, an westliche Werte, mehr als die Menschen im Westen selbst. Als Flüchtling ohne Rechte merke man bald, dass niemand sich wirklich für einen interessiert.“

4

DAS ENDE IST NAH Amir Gudarzi Im Mittelpunkt der Geschichte steht A., der 2009 aus dem Iran floh, um politisches Asyl in Kanada zu suchen. So weit kam er jedoch nicht: A. fand sich in Österreich wieder - von den Schleppern betrogen. A. studierte in Teheran Szenisches Schreiben und hatte im zarten Alter von 19 Jahren die ersten Aufträge erhalten. Damals hatte er bereits eine Verwarnung für ein anti-islamisches Bühnenstück erhalten, schlug diese aber in den Wind. Später schrieb er für das Fernsehen ein weiteres religiöses Werk, das erneut gegen das Mullah-Regime aufwiegelte. A. blieb nichts anderes übrig, als Teheran zu verlassen. In Österreich beantragt er politisches Asyl. Die ersten Monate verbringt er im Auffanglager Traiskirchen. Sein stetiger Begleiter sind Hunger, Langeweile und Gewalt unter den Asylbewerbern. Mit seinen Landsmännern will er deshalb nichts zu tun haben. In Rückblicken erzählt er von seiner Kindheit, Jugend und dem Erwachsenwerden, geprägt von Demütigungen durch männliche Erwachsene und Familienmitgliedern. Vergewaltigungen an Jungs waren an der Tagesordnung, die Frauen wurden gesteinigt und ausgepeitscht. Doch auch im nächsten Asylantenheim fühlt A. sich nicht besser aufgehoben: Diebstahl, Ablehnung, Vorurteile anderen Nationalitäten gegenüber innerhalb des Asylantenheims und die permanente Gewaltbereitschaft untereinander sind auch hier an der Tagesordnung. Hinzu kommt, dass die Einwohner des Dorfes die Flüchtlinge ablehnen und geringschätzig behandeln. Mit wenig Geld in der Tasche versucht A. sich so oft wie möglich nach Wien abzusetzen. Dort lernt er die deutsche Sarah, die auch Farsi spricht, kennen. Sie hilft ihm, indem sie dolmetscht, ihn nach Hause einlädt und ihm Geld gibt. Doch die Beziehung zu Sarah gestaltet sich als schwierig: „Ich will ihre Nähe, einen Platz zum Schlafen, ihre Hilfe und manchmal nur etwas zu essen. Sie hingegen will Zuneigung, Liebe, eine Beziehung. Wir leben in zwei Welten nebeneinander, nur haben wir es lange nicht gemerkt.“ Als dann der Asylantrag abgelehnt wird, muss A. für sich eine Entscheidung treffen. Ein Buch, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt: Diese Geschichte muss erzählt werden. Ich konnte die Verzweiflung von A. sehen und spüren und habe mit ihm gelitten. Diese Gewalt im Iran hat mich wahnsinnig erschreckt, erst hatte ich das Gefühl, das Buch abbrechen zu müssen. Wie schwer muss es sein, mit so wenig Geld und ständigen Hunger zurechtzukommen und warum wird kein keinen Deutschunterricht angeboten?! Trotzdem konnte ich auch Reaktionen anderer Menschen im Buch nachempfinden. Nähkästchen auf: Ich nehme auch keine fremden Männer in meinem Auto mit, die am Wegesrand stehen (Nähkästchen zu). Und wenn ER schon Angst vor seinen eigenen Mitbewohnern hat, wie soll die Frau im Auto wissen, ob da jetzt der nette A. steht, der mitgenommen werden will und keiner Fliege etwas zuleide tut oder ob er böse Absichten verfolgt? Während ich zu Beginn von der Brutalität abgeschreckt war, so störte mich zum Schluss die aufdringliche Sarah. Fazit: Eine wichtige Geschichte, in einer wunderbaren Sprache erzählt, die ich aber wegen der großen Gewalt nur semi-gerne gelesen habe.

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5

Mit »Das Ende ist nah« hat der in Teheran geborene Dramatiker und Autor Amir Gudarzi seinen ersten Roman veröffentlicht. Long story short: Uff. Ein absolut starkes und ergreifendes Debüt! Der Protagonist A. muss als Regimekritiker und Aktivist 2009 aus dem Iran fliehen. Er lässt seine Familie zurück und verlässt mit Hilfe von Schleppern das Land. Das Ziel: Kanada. Doch A. strandet ungeplant in Österreich. Dort versucht er, Asyl zu beantragen. Die Tortur geht für ihn jedoch weiter, das Ankommen in diesem fremden Land ist kräftezehrend, physisch wie psychisch. Zutiefst bewegend und schonungslos ehrlich lässt uns Gudarzi an A.s Lebensrealität und Erfahrungen im Iran und Österreich teilhaben: Gewalt, Angst, Flucht, Erstaufnahmelager, Demütigungen, bürokratische Hürden, Rassismus, Asylantrag, Lethargie, Hunger, Verzweiflung, Trauma, Sprachverlust, Einsamkeit. Genau wie Gudarzis Protagonist A. ist auch er selbst 2009 aus dem Iran nach Wien gekommen. Der Roman hat mich daher auf einer ganz besonderen, tiefen Ebene berührt. Gurdarzi gibt den vielen anonymen Schicksalen eine Stimme und hat mit seinem Roman einen wichtigen literarischen Beitrag erschaffen. Auch sprachlich ist dieser Roman mit seinem rohen, nüchternen Stil eine Wucht. Der Roman ist nur schwer zu ertragen. Er macht fassungslos und geht zugleich direkt ins Herz. Ein Roman, der nachhallt, der mich noch lange Zeit beschäftigen wird. Eine klare Leseempfehlung! TW: Depression, Suizid, Gewalt, Tod

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5

»Statt im Sterben eine Lösung zu sehen, begann ich das Leben als Kampf, als Überlebenskampf zu verstehen, als Widerstand. Denn: Wenn ich sterbe, hat das Regime gewonnen. Dreiundzwanzig Jahre lang haben sie mein Leben ruiniert, und danach soll ich mein Leben selbst ruinieren? Der erste Schritt im Kampf gegen das Regime muss also sein, zu überleben und das Leben zu genießen. Erst danach muss man das Regime mit allen Mitteln bekämpfen.« (S.373) Was bedeutet es für einen Menschen aus seinem Heimatland flüchten zu müssen? Was macht dies mit einem Menschen? Eine Antwort könnte dieser Roman »DAS ENDE IST NAH« sein 💔 In seinem Debüt »DAS ENDE IST NAH« schreibt der österreichische Dramatiker und Autor Amir Gudarzi über den iranischen Studenten und Atheisten A., der 2009 als Regimekritiker aus seiner Heimatstadt Teheran flieht und in Österreich Asyl beantragt. Auf verschiedenen Zeitebenen wird die Geschichte von A.’s Flucht erzählt sowie sein bisheriges Aufwachsen und Leben in Teheran, das von Gewalt, Terror und iranischen Regime geprägt ist. Die Beschreibungen des langen Asylverfahren in Österreich zeigen die krassen Herausforderungen in dieser Lebenslage deutlich: Rassismus, Angst, fehlender Zusammenhalt und Illoyalität, Sehnsucht nach der Heimat, Familie und dem Bekannten als auch Gewalt unter den Flüchtenden der verschiedenen Ethnien prägen diese erste Zeit von A. stark. Der Autor Amir Gudarzi selbst wurde 1986 in Teheran geboren, studierte dort an der Theaterschule und szenisches Schreiben. Wegen der Teilnahme an Protesten gegen das iranische Regime floh er 2009 nach Österreich - ebenso wie sein namenloser Protagonist A. Sicherlich sind es neben seinem Können als Theaterregisseur und Autor auch eben diese eigenen Erfahrungen, die den Roman so authentisch, berührend und emotional machen. Die vielen Parallelen zwischen Protagonist A. und Autor Amir Gudarzi lassen auf einen autofiktionalen Roman schließen. Nichtsdestotrotz könnte A. jede*r (politisch) Flüchtende sein. Dieses krasse Debüt zeigt auf literarisch höchsten Niveau wie Flucht sich anfühlen könnte. Der Autor erzählt sehr nüchtern diese so schmerzhafte, authentische, emotionale und erschreckende Geschichte von A., dass das Lesen einen definitiv aus der Komfortzone katapultiert. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, dafür aber umso wichtiger und bedeutender. 💥 Ich wünsche diesem extrem wichtigen, politisch und gesellschaftlich höchst relevanten Buch ganz ganz viele Lesende. ❤️‍🩹

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5

Das Buch hat mich sehr berührt. Es bietet intensive Einblicke in die Realität und Gedankenwelt von Geflüchteten. Die Beschreibung von physischer Gewalt und psychischen Belastungen waren z.T. krass zu lesen und konfrontieren einen als Leserin mit der Wirklichkeit, die viele Geflüchtete in Europa erleben. Ein intensives und sehr empfehlenswertes Buch.

4

"Dieses Buch habe ich geschrieben, um den Toten eine zweite Chance zu geben. Ich muss mich nicht aus Angst vor ihnen abschirmen. Ich lebe mit ihnen. Sie kehren jede Nacht zurück, um ihre Rechte zu fordern. Deshalb will ich ihnen zumindest einen Teil davon in der Literatur zurückgeben." Der Protagonist A. ist als Flüchtling nach Österreich gekommen und das Buch stellt die beiden Welten, in denen er lebt bzw. gelebt hat gegenüber. Proteste gegen aufgezwungene Untätigkeit, Aufstände und Straßenschlachten gegen offene Ablehnung und Rassismus, ein Regime, das kritische Meinungen verbietet und ein Land, das deine ganze Person ignoriert. Das Buch bringt den Lesenden sowohl über die Situation im Iran als auch über die Flüchtlingspolitik zum Nachdenken.

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