Biographie des Hungers
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Beschreibung
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Es gibt diese Bücher, die einen direkt in die Seele treffen, die genau das ausdrücken, was in einem selbst vor sich geht. Zuletzt war Hesse's Steppenwolf so ein Buch für mich. Und nun auch Amélie Nothombs "Biographie des Hungers". Das Buch beginnt unschuldig mit einer Insel, auf der man den Hunger nicht kennt. Und dann beginnt die Erzählerin/die Autorin von sich zu berichten. Wer bereits Bücher von Nothomb gelesen hat, erkennt viele Stationen und Figuren wieder, auch dieses Buch ist stark autobiographisch. Wenn es das nicht sogar ganz und gar ist. Dieser kurze Text zeigt wieder einmal Nothombs Stärke, eindrückliche Bilder zu schaffen, Tiefe herzustellen und das mit ganz wenigen Worten. Es knistert auf den Seiten, während wir immer weiter in die Psyche dieses Mädchens herabsteigen. Was die Autorin hier von sich preisgibt erzählt man normalerweise höchstens einer Vertrauensperson. Das hier ist eine Offenbarung, wir halten ein Herz und eine Seele in der Hand. Und so lässt uns das Buch nicht mehr aus seinen Fängen. Apokalypse ist das Gegenteil von Langeweile. Seite 63 Bei mir fuhr "Biographie des Hungers" ein wie ein Blitz. Hart, deftig, teilweise schmerzhaft, aber gleichzeitig fühlt man sich so lebendig wie nie. Jeder hungert nach etwas. Manche nach Geld oder Ruhm, viele (wie Nothomb auch) nach Liebe. Wonach hungere ich? Wie kann ich meinen Hunger stillen? Alles, was mir im letzten Werk Nothombs gefehlt hat (Eine heitere Wehmut), kommt hier wieder zum Zug. "Biographie des Hungers" ist intensiver, extatischer als obig erwähntes Werk, aber beide gehören ausnahmslos zusammen. Wobei ich empfehlen würde, zuerst dieses Buch zu lesen und danach die Wehmut. Man könnte es als Fortsetzung betrachten und vielleicht hätte ich die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen sollen. Aber das ist jetzt belanglos, denn meine Liebe zu Amélie Nothomb ist ein weiteres Mal entfacht, ebenso mein Hunger nach ihren Büchern. Jedoch weiss ich auch, dass man sich mit zu viel Nothomb aufs Mal den Bauch verdirbt. Deshalb geniesse ich ihre Bücher immer in gewissen Abständen, erst dann entwickelt sich ihr einzigartiges Aroma.
"Hunger ist Wollen. Er ist ein viel stärkeres Bedürfnis als das Begehren. Er ist nicht Wille, denn Wille ist Kraft. Auch keine Schwäche, denn Passivität ist ihm fremd. Der Hungrige ist ein Suchender." Juhu! Nach dem zweiten autobiographischen Buch (chronologisch nach ihrem Alter), „Liebessabotage“, kehrt Amélie Nothomb wieder zu dem herrlich egozentrischen, lockeren und zum Teil auch poetischen Schreibstil, den ich in „Metaphysik der Röhren“ lieben gelernt habe, zurück – mit einem Thema, mit dem ich mich auch viel besser identifizieren kann als „Krieg“: nämlich dem Hunger. Sie erzählt über ihre Kindheit, die Länder, die sie und ihre Familie bewohnt haben, und den permanenten Hunger: nicht nach Essen (außer Süßigkeiten!), sondern nach Erfahrungen und Liebe. Nothomb stürzt sich im Kindesalter schon in leichten Alkoholismus, findet die Liebe zur Literatur und verschlingt Bücher ohne Ende, und sehnt sich gleichzeitig nach Erfüllung – von was, ist sie sich selbst noch nicht ganz sicher. Nothombs „Hunger“ beschreibt nämlich nicht nur den ständigen Antrieb, Süßigkeiten zu verspeisen, sondern auch die Sehnsucht nach so vielem, vor allem aber nach dem Leben. Vor ihrem ersten Selbstmordversuch mit drei Jahren glaubte sie, bereits alles erlebt zu haben, und fand die Vorstellung scheußlich, noch mindestens doppelt so viele Jahre zu leben, und mit sechs hat sie denselben Gedanken erneut: Was soll denn noch auf mich warten? Bis sie realisiert, dass sie noch nicht die Liebe in allen ihren Facetten erlebt hat – und jetzt kann sie natürlich auf keinen Fall sterben, bevor dies abgehakt ist. "Die Physiker träumen davon, das Universum aus einem einzigen Gesetz zu erklären. Das ist wohl ziemlich schwierig. Wäre ich ein Universum, ich ließe nur eine Macht gelten: den Hunger." Nach ihrer Kindergartenzeit in China geht es nach New York, wo Nothomb endlich auf eine „richtige“ Schule kommt. Ihre Jahre dort sind spektakulär – sie liebt die Stadt und die Stadt liebt sie. In der Schule wegen ihrer Intelligenz verehrt und vergöttert, daheim von Familie und Nanny geliebt, ist ihr Leben nur noch ein einziges Feuerwerk. Doch dies ändert sich schnell wieder, als die nächsten Stationen in der Karrierelaufbahn ihres Vaters anstehen: Bangladesch und Burma. Nothomb berichtet über die weiteren Stationen ihres noch sehr kurzen Lebens in einer einzigartigen Sprache und mit wunderbaren Bildern. Das Buch mag kurz sein, aber sie schafft es schon wieder, so viel Leben in die 200 Seiten reinzupacken, dass man staunend von einer Seite zur nächsten blättert. Ihr Stil wird niemals langweilig, ich habe das Buch aufgrund dessen an einem einzigen Nachmittag verschlungen. Viele Passagen waren so schön, dass ich sie direkt anstreichen musste. Definitiv ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann! :) Blog: http://killmonotony.wordpress.com
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Es gibt diese Bücher, die einen direkt in die Seele treffen, die genau das ausdrücken, was in einem selbst vor sich geht. Zuletzt war Hesse's Steppenwolf so ein Buch für mich. Und nun auch Amélie Nothombs "Biographie des Hungers". Das Buch beginnt unschuldig mit einer Insel, auf der man den Hunger nicht kennt. Und dann beginnt die Erzählerin/die Autorin von sich zu berichten. Wer bereits Bücher von Nothomb gelesen hat, erkennt viele Stationen und Figuren wieder, auch dieses Buch ist stark autobiographisch. Wenn es das nicht sogar ganz und gar ist. Dieser kurze Text zeigt wieder einmal Nothombs Stärke, eindrückliche Bilder zu schaffen, Tiefe herzustellen und das mit ganz wenigen Worten. Es knistert auf den Seiten, während wir immer weiter in die Psyche dieses Mädchens herabsteigen. Was die Autorin hier von sich preisgibt erzählt man normalerweise höchstens einer Vertrauensperson. Das hier ist eine Offenbarung, wir halten ein Herz und eine Seele in der Hand. Und so lässt uns das Buch nicht mehr aus seinen Fängen. Apokalypse ist das Gegenteil von Langeweile. Seite 63 Bei mir fuhr "Biographie des Hungers" ein wie ein Blitz. Hart, deftig, teilweise schmerzhaft, aber gleichzeitig fühlt man sich so lebendig wie nie. Jeder hungert nach etwas. Manche nach Geld oder Ruhm, viele (wie Nothomb auch) nach Liebe. Wonach hungere ich? Wie kann ich meinen Hunger stillen? Alles, was mir im letzten Werk Nothombs gefehlt hat (Eine heitere Wehmut), kommt hier wieder zum Zug. "Biographie des Hungers" ist intensiver, extatischer als obig erwähntes Werk, aber beide gehören ausnahmslos zusammen. Wobei ich empfehlen würde, zuerst dieses Buch zu lesen und danach die Wehmut. Man könnte es als Fortsetzung betrachten und vielleicht hätte ich die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen sollen. Aber das ist jetzt belanglos, denn meine Liebe zu Amélie Nothomb ist ein weiteres Mal entfacht, ebenso mein Hunger nach ihren Büchern. Jedoch weiss ich auch, dass man sich mit zu viel Nothomb aufs Mal den Bauch verdirbt. Deshalb geniesse ich ihre Bücher immer in gewissen Abständen, erst dann entwickelt sich ihr einzigartiges Aroma.
"Hunger ist Wollen. Er ist ein viel stärkeres Bedürfnis als das Begehren. Er ist nicht Wille, denn Wille ist Kraft. Auch keine Schwäche, denn Passivität ist ihm fremd. Der Hungrige ist ein Suchender." Juhu! Nach dem zweiten autobiographischen Buch (chronologisch nach ihrem Alter), „Liebessabotage“, kehrt Amélie Nothomb wieder zu dem herrlich egozentrischen, lockeren und zum Teil auch poetischen Schreibstil, den ich in „Metaphysik der Röhren“ lieben gelernt habe, zurück – mit einem Thema, mit dem ich mich auch viel besser identifizieren kann als „Krieg“: nämlich dem Hunger. Sie erzählt über ihre Kindheit, die Länder, die sie und ihre Familie bewohnt haben, und den permanenten Hunger: nicht nach Essen (außer Süßigkeiten!), sondern nach Erfahrungen und Liebe. Nothomb stürzt sich im Kindesalter schon in leichten Alkoholismus, findet die Liebe zur Literatur und verschlingt Bücher ohne Ende, und sehnt sich gleichzeitig nach Erfüllung – von was, ist sie sich selbst noch nicht ganz sicher. Nothombs „Hunger“ beschreibt nämlich nicht nur den ständigen Antrieb, Süßigkeiten zu verspeisen, sondern auch die Sehnsucht nach so vielem, vor allem aber nach dem Leben. Vor ihrem ersten Selbstmordversuch mit drei Jahren glaubte sie, bereits alles erlebt zu haben, und fand die Vorstellung scheußlich, noch mindestens doppelt so viele Jahre zu leben, und mit sechs hat sie denselben Gedanken erneut: Was soll denn noch auf mich warten? Bis sie realisiert, dass sie noch nicht die Liebe in allen ihren Facetten erlebt hat – und jetzt kann sie natürlich auf keinen Fall sterben, bevor dies abgehakt ist. "Die Physiker träumen davon, das Universum aus einem einzigen Gesetz zu erklären. Das ist wohl ziemlich schwierig. Wäre ich ein Universum, ich ließe nur eine Macht gelten: den Hunger." Nach ihrer Kindergartenzeit in China geht es nach New York, wo Nothomb endlich auf eine „richtige“ Schule kommt. Ihre Jahre dort sind spektakulär – sie liebt die Stadt und die Stadt liebt sie. In der Schule wegen ihrer Intelligenz verehrt und vergöttert, daheim von Familie und Nanny geliebt, ist ihr Leben nur noch ein einziges Feuerwerk. Doch dies ändert sich schnell wieder, als die nächsten Stationen in der Karrierelaufbahn ihres Vaters anstehen: Bangladesch und Burma. Nothomb berichtet über die weiteren Stationen ihres noch sehr kurzen Lebens in einer einzigartigen Sprache und mit wunderbaren Bildern. Das Buch mag kurz sein, aber sie schafft es schon wieder, so viel Leben in die 200 Seiten reinzupacken, dass man staunend von einer Seite zur nächsten blättert. Ihr Stil wird niemals langweilig, ich habe das Buch aufgrund dessen an einem einzigen Nachmittag verschlungen. Viele Passagen waren so schön, dass ich sie direkt anstreichen musste. Definitiv ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann! :) Blog: http://killmonotony.wordpress.com