Wir. Tagebuch des Untergangs

Wir. Tagebuch des Untergangs

Hardcover
4.03

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Beschreibung

Ein Kaleidoskop voller akkurater, hellsichtiger und ungeschönter Beobachtungen des Bestsellerautors zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Russlands während der letzten 10 Jahre bis heute. Glukhovskys scharfer Blick auf die Ereignisse bietet eine erhellende Analyse der inneren und äußeren Verfasstheit des Landes und zeigt, warum Russland sehenden Auges in den Untergang steuert — und wie lange sich das schon abzeichnete. Ein klarer Blick auf die frühen Signale und den Sog des russischen Niedergangs und zugleich ein brillantes Panorama der Gegenwart von einem Meister der satirischen, scharfzüngigen Erzählkunst.
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Format
Hardcover
Seitenzahl
448
Preis
24.70 €

Autorenbeschreibung

Dmitry Glukhovsky ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker. 1979 in Moskau geboren, machte er seinen Abschluss an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er schreibt für die internationale Presse, darunter THE GUARDIAN, LA LIBERATION, DIE ZEIT und NOVAYA GAZETA. Glukhovsky ist Autor zahlreicher Bestseller, darunter der Welterfolg »METRO 2033«. Seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt. Als entschiedener Kritiker des Putin-Regimes wurde Dmitry Glukhovsky zum »ausländischen Agenten« erklärt und 2023 von einem Moskauer Gericht in Abwesenheit zu 8 Jahren Haft verurteilt. Er lebt im Exil.Instagram: @glukhovsky, Twitter: @glukhovsky, Facebook: @glukhovskybooks

Beiträge

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Alle
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Dieses Buch versammelt verschiedene Artikel, die Glukhovsky im Verlauf der letzten 10 Jahre geschrieben hat. Stets hat er sich für ein Miteinander und gegen einen Krieg ausgesprochen. So erfahren wir auch, wie es dazu kam, dass Dmitry Glukhovsky in Abwesenheit verurteilt wurde und deshalb nicht mehr in seine Heimat zurückkehren kann. Jeder Artikel wird von einer Übersicht angeführt, die die Zusammenhänge erklärt und einen vertieften Blick in die russische Gesellschaft, Politik, Wirtschaft etc. ermöglicht. Hinterher gibt der Autor oft noch eine Aussage dazu, wie sich die Lage entwickelt hat und wie er die Thematik heute sieht. Dabei geht er auch sicht selbst nicht aus dem Weg und gibt zu, Fehler gemacht zu haben. In den Texten kommen natürlich sehr viele Namen und Begriffe vor, es sind in erster Linie politische Artikel. Teilweise hatte ich Mühe damit, dem Inhalt zu folgen, und ja, manchmal fand ich diesen auch ein wenig trocken. Ab und zu fragte ich mich, ob die Texte nun ernst gemeint waren oder eher zynisch. Da ich selten Zeitung lese, fehlt mir hier die Expertise, um das Gesagte richtig einschätzen zu können. Trotzdem sind es wichtige Einsichten, die vor allem für Menschen, die sich aus Interesse oder beruflich mit der Thematik Russland/Ukraine auseinandersetzen, sehr interessant. Dieses Buch ist ein weiterer, wichtiger Beitrag zum aktuellen Geschehen, das wir nicht totschweigen dürfen.

Dmitry Glukhovsky „Wir. Tagebuch des Untergangs“ ist ein Buch, das man nicht einfach so lesen, sondern das man ertragen muss. Und genau darin liegt seine literarische Großartigkeit. Es ist die Art von Werk, die ich all jenen Menschen in die Hand drücken möchte, die immer noch glauben, politische Literatur sei langweilig oder irrelevant. Glukhovsky beweist das Gegenteil mit jedem Satz, jeder Seite, jeder Analyse. Dieses Buch hat die Wucht eines Vorschlaghammers, gepaart mit der Treffsicherheit eines Chirurgenmessers. Glukhovsky legt nicht einfach dar, was in Russland schiefgelaufen ist – er nimmt uns an der Hand und führt uns durch die Abgründe eines politischen Systems, das sich selbst zerstört, während es seine Menschen in Geiselhaft hält. Seine Essays, geschrieben über zwanzig Jahre hinweg, zeigen die Verwandlung eines Landes, das von einer Hoffnung auf Reformen in die totale Stagnation abrutschte. Dabei ist sein Blick ebenso analytisch wie persönlich. Glukhovsky schreibt über Propaganda, Machtmissbrauch, und die psychologische Faszination für den starken Mann – und er tut das in einer Sprache, die so scharf ist, dass man sich an ihr schneiden könnte. Besonders bewegend fand ich seine Reflexionen über eigene Irrtümer. Immer wieder gesteht er ein, dass er die Resilienz der korrupten Oligarchie und den Fatalismus seiner Landsleute unterschätzt hat. Diese Selbstkritik macht ihn zu einem glaubwürdigen Erzähler, dessen Beobachtungen tief ins Mark gehen. Besonders beeindruckend ist die literarische Eleganz, mit der Glukhovsky selbst die härtesten Themen umrahmt. Seine Essays haben den Biss eines investigativen Journalisten und die emotionale Tiefe eines Schriftstellers, der weiß, dass Sprache eine Waffe ist. Besonders beeindruckend ist die Struktur des Buches: Jedes Essay beginnt mit einem historischen Kontext und endet mit einer bitteren, oft resignierten Erkenntnis. Diese Wiederholungen schaffen eine beklemmende Atmosphäre, die den Leser packt und nicht mehr loslässt. Wer also behauptet, politische Literatur sei trocken, hat dieses Buch nicht gelesen. Es ist unbequem, ja, geradezu schmerzhaft – aber genau das ist seine Qualität. Glukhovsky zeigt uns ein Russland, das nicht nur geopolitisch isoliert ist, sondern auch moralisch und geistig. Und das schockierendste dabei ist: Man erkennt in seinen Beschreibungen Mechanismen, die auch anderswo in der Welt zu beobachten sind. Fazit: Dmitry Glukhovskys „Wir. Tagebuch des Untergangs“ ist ein Buch, das man nicht lesen sollte, wenn man sich einen angenehmen Abend machen will – aber eines, das man lesen muss, wenn man die Welt verstehen möchte. Es ist brillant, es ist schonungslos, und es ist unvergesslich. Ein literarisches Ereignis, das ich nur wärmstens ans Herz legen kann. Lest dieses Buch! Aber seid gewarnt: Es wird euch nicht unberührt lassen.

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