Wie der Soldat das Grammofon repariert

Wie der Soldat das Grammofon repariert

Taschenbuch
4.015
Das Besondere TaschenbuchHerkunftDer FallenstellerSoldat

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Beschreibung

Als der Bürgerkrieg in den 90er Jahren Bosnien heimsucht, flieht der junge Aleksandar mit seinen Eltern in den Westen. Rastlos neugierig erobert er sich das fremde Deutschland und erzählt mit unbändiger Lust die irrwitzigen Geschichten von damals, von der großen Familie und den kuriosen Begebenheiten im kleinen Višegrad. Aleksandar fabuliert sich die Angst weg und „Die Zeit, als alles gut war“ wieder herbei.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
320
Preis
12.40 €

Autorenbeschreibung

Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.

Beiträge

6
Alle
4.5

"Ist Propaganda nebenberuflich Künstlerin?, rufe ich von der Drina, mit einem Wels ringend. Der Wels trägt Schnurrbart und Brille, und Opa sagt: Propaganda ist der Name einer Märchenerzählerin." Der Debutroman "Wie der Soldat das Grammofon repariert" von Sasa Stanisic ist eher zufällig in meinem SUB gelandet, als ich ihn in einem öffentlichen Bücherschrank fand. Den Autoren wollte ich schon länger einmal ausprobieren und das schöne bei Bücherschränken ist, wenn einem das Buch daraus nicht liegt, bringt man es einfach dorthin zurück. In diesem Fall hat mir das Buch jedoch so gut gefallen, dass ich es zwar in den Bücherschrank zurückgestellt habe, aber nur weil ich das Buch als Hardcover für mein Regal nachgekauft habe. Es ist definitiv kein einfaches Buch - weder thematisch noch stilistisch. Der Autor hat ein großes Erzähltalent, das spürt man schnell, aber der Stil ist mitunter sehr anspruchsvoll und daher auch anstrengend, so dass ich schon das Gefühl hatte, dem Buch meine volle Aufmerksamkeit widmen zu müssen, zumal der Autor auch nicht immer chronologisch erzählt. Es ist definitiv kein Buch für Zwischendurch, kein Buch für einen zu vollgestopften Kopf, sondern ein Buch, für das ich Zeit, Muße und Ruhe brauchte. Und auch der spontane, aber eher sporadische und komplett ungezwungenge Austausch mit einer lieben Lesefreundin, die das Buch zu gleichen Zeit wie ich gelesen hat, hat mir persönlich sehr gut getan und mich durchhalten lassen und mir am Ende einen kleinen Schatz für das Bücherregal beschert. Auch inhaltlich verlangt das Buch viel von mir, vor allem weil mir das geschichtliche Hintergrundwissen fehlt. Zur Zeit des Jugoslawienkrieges war ich zwar schon ein Teenie, habe mich aber nicht wirklich für die Politik in Europa und der Welt interessiert. Berührungspunkte hatte ich zu diesem Krieg "nur" durch unseren Nachbarn, der schon als junger Mann aus Kroatien nach Deutschland kam und Anfang der 90er Jahre seinen damals ca. 16 jährigen Neffen nach Deutschland geholt hat. Da der Autor in meinen Augen mir nicht so wirklich das nötige Hintergrund wissen vermitteln konnte, bin ich erst richtig gut in das Buch reingekommen, als ich mir eine dreiteilige Dokumentation über die damalige Situation auf dem Balkan angeschaut habe. Doch dann kannte meine Begeisterung keine Grenzen mehr. Neben - für mich nicht immer verständlichen Szenen- gab es nämlich auch immer mehr Szenen und Figuren, die mich mitten ins Herz getroffen haben und mit denen ich nicht gerechnet habe. "Wie der Soldat das Grammofon repariert" ist ein Highlight, ohne ein wirkliches Highlight gewesen zu sein. Es ist anstrengend und ich bin mir sicher, dass ich nicht alles verstanden oder mitbekommen habe, weil mein Kopf manchmal zu müde war. Aber es ist ein Buch, das ich empfehlen kann und das man gelesen haben sollte, da es im Grundsatz leider viel zu aktuell ist und weil es den Wahnsinn und die Absurdität eines Krieges zeigt. Ein Buch, bei dem der Kloß im Hals immer dicker und dicker wird, so dass man ihn kaum herunterschlucken und schon gar nicht verdauen kann.

5

Ich habe dieses Buch gleich im Anschluss an [b:Herkunft|44429051|Herkunft|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1552569522l/44429051._SY75_.jpg|68990636] gelesen, welches mich ungemein begeistert hat. Beide weisen Parallelen auf, auch wenn Herkunft mehr Autobiographie ist und dieses Buch mehr Fiktion. Saša Stanišić kann wunderschön schreiben. Er spielt regelrecht mit der Sprache und durch seinen Humor bekommt alles eine sehr tragikomische Note: "Fünf oder sechs andere Familien aus Bosnien wohnen mit uns im Haus, fünfundzwanzig Leute auf zwei Stockwerken. Es ist alles sehr eng, die Bäder immer besetzt, und ich kann mit der Fernbedienung von meinem Onkel den Fernseher von Cika Zahid ausschalten, das macht ihn wahnsinnig, er glaubt an Nazi-Geister." Auch wenn ich oft lachen musste, hat mich dieses Buch unglaublich traurig gemacht. Die (vergebliche) Suche nach Aleksandars Freundin aus Kindheitstagen, die er versucht zu retten, indem er sie als seine Schwester ausgibt, weil er merkt, dass sie den falschen Namen hat. Das tödliche Fußballspiel der verfeindeten Soldaten. Die aufgegebene Heimat und die Strapazen, die in der neuen Heimat auf die Familie zukommen. Und ich kann sehr gut verstehen, wenn Saša Stanišić dann bei der Preisverleihung zum Deutschen Buchpreis seiner Wut auf Peter Handke Luft macht: Bereits in diesem 2006 erschienen Buch googelt die Hauptfigur "višegrad genozid handke scham verantwortung". Dieser Hass sitzt also tief und ist nachvollziehbar und darüber muss man, vor allem wenn man dieses Buch gelesen hat, gar nicht lange nachdenken.

3

Einige spannende und gut erzählte Abschnitte, aber viele für mich zu künstlerische, Fragment-artige, teils poetische Passagen stören die Entwicklung einer richtigen Geschichte. Schade, aber ich habe mich durchgekämpft.

3

Nach dem wirklich sehr gelungenen Buchpreissieger [b:Herkunft|44429051|Herkunft|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1552569522l/44429051._SY75_.jpg|68990636] war dieser Debütroman mein zweites Buch von Saša Stanišić. Stilistisch und thematisch sind die beiden Bücher sich in manchen Punkten ähnlich. Die oft kurzen Kapitel haben den Charakter einer Kolumne oder Essays, eine Handlung spielt eher beiläufig mit. Aber während Herkunft die Erzählstimme des erwachsenen Autors hat, der in erster Linie die Anfangsschwierigkeiten in Deutschland nach der Flucht vor dem Bosnienkrieg thematisiert, wird dieses Buch von dem Kind und später Jugendlichen Aleksandar erzählt, der ebenfalls aus Visegrad in den 90er Jahren nach Deutschland mit den Eltern flieht. Ich habe generell meine Schwierigkeiten mit kindlich-naiven Ich-Erzählern, das fängt bei Candide an und reicht bis in die Gegenwart. Einzig Oskar Matzerath bildet eine Ausnahme, aber der Blechtrommler ist auch mehr altklug-intelligent als naiv. In vielen Passagen gelingt es dem Autor, den Schrecken des Kriegs und des Fremdenhasses durch die komische Sichtweise zu brechen, z.B. in einem surrealen Fußballspiel zwischen Bosniern und serbischen Soldaten mit einem serbischen Kommandanten-Schiedsrichter, der einen missbilligten bosnischen Spieler schon mal rücklings auf dem Spielfeld erschießt. Andererseits wird es den Gräueltaten aber auch irgendwie nicht gerecht. Insofern waren in diesem Buch die Beschreibungen des Lebens als Flüchtlinge in Deutschland die für mich die besten Kapitel. Das Folkloristische zu Beginn des Romans, wenn Aleksander über die Drolligkeit der Nachbarn und Familienmitgliedern schreibt, über ausgedehnte Fressorgien, skurrile Alte und die Dorfsensation eines neuen Außenklos auf dem Balkon, ist nett, aber auch irgendwie schon bekannt aus Herkunft. Insgesamt hat mich der Roman bei weitem nicht so begeistert wie Herkunft, aber trotzdem ist er lesenswert.

5

Kaum zu fassen, dass das ein Debüt ist! Ich hab mich geradezu in den Formulierungen verloren, war berauscht von Ihnen. Fantastisch und eindringlich!

3

Nach dem wirklich sehr gelungenen Buchpreissieger [b:Herkunft|44429051|Herkunft|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1552569522l/44429051._SY75_.jpg|68990636] war dieser Debütroman mein zweites Buch von Saša Stanišić. Stilistisch und thematisch sind die beiden Bücher sich in manchen Punkten ähnlich. Die oft kurzen Kapitel haben den Charakter einer Kolumne oder Essays, eine Handlung spielt eher beiläufig mit. Aber während Herkunft die Erzählstimme des erwachsenen Autors hat, der in erster Linie die Anfangsschwierigkeiten in Deutschland nach der Flucht vor dem Bosnienkrieg thematisiert, wird dieses Buch von dem Kind und später Jugendlichen Aleksandar erzählt, der ebenfalls aus Visegrad in den 90er Jahren nach Deutschland mit den Eltern flieht. Ich habe generell meine Schwierigkeiten mit kindlich-naiven Ich-Erzählern, das fängt bei Candide an und reicht bis in die Gegenwart. Einzig Oskar Matzerath bildet eine Ausnahme, aber der Blechtrommler ist auch mehr altklug-intelligent als naiv. In vielen Passagen gelingt es dem Autor, den Schrecken des Kriegs und des Fremdenhasses durch die komische Sichtweise zu brechen, z.B. in einem surrealen Fußballspiel zwischen Bosniern und serbischen Soldaten mit einem serbischen Kommandanten-Schiedsrichter, der einen missbilligten bosnischen Spieler schon mal rücklings auf dem Spielfeld erschießt. Andererseits wird es den Gräueltaten aber auch irgendwie nicht gerecht. Insofern waren in diesem Buch die Beschreibungen des Lebens als Flüchtlinge in Deutschland die für mich die besten Kapitel. Das Folkloristische zu Beginn des Romans, wenn Aleksander über die Drolligkeit der Nachbarn und Familienmitgliedern schreibt, über ausgedehnte Fressorgien, skurrile Alte und die Dorfsensation eines neuen Außenklos auf dem Balkon, ist nett, aber auch irgendwie schon bekannt aus Herkunft. Insgesamt hat mich der Roman bei weitem nicht so begeistert wie Herkunft, aber trotzdem ist er lesenswert.

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HERKUNFT
Vor dem Fest von Saša Stanišić.
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Vor dem Fest (Erweiterte Ausgabe)
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