Vom Aufstehen

Vom Aufstehen

Hardcover
3.634
HinterpommernDdrWendezeitDeutsch-Deutsche Geschichte

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Beschreibung

Ein Jahrhundertleben – verwandelt in Literatur

Drei Heldentaten habe sie in ihrem Leben vollbracht, erklärt Helga Schuberts Mutter ihrer Tochter: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. In kurzen Episoden erzählt Helga Schubert ein deutsches Jahrhundertleben – ihre Geschichte, sie ist Fiktion und Wahrheit zugleich. Als Kind lebt sie zwischen Heimaten, steht als Erwachsene mehr als zehn Jahre unter Beobachtung der Stasi und ist bei ihrer ersten freien Wahl fast fünfzig Jahre alt. Doch vor allem ist es die Geschichte einer Versöhnung: mit der Mutter, einem Leben voller Widerstände und sich selbst.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
224
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Helga Schubert, geboren 1940 in Berlin, war Psychotherapeutin und Schriftstellerin in der DDR. Nach zahlreichen Buchveröffentlichungen zog sie sich aus der literarischen Öffentlichkeit zurück, bis sie 2020 mit der Geschichte ›Vom Aufstehen‹ den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann. Der gleichnamige Erzählband erschien 2021 bei dtv und war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Beiträge

9
Alle
5

"Etwas erzählen, was nur ich weiss. Und wenn es jemand liest, weiss es jemand für die wenigen Minuten, in denen er die Geschichte liest, in der unendlich, eisigen Welt." Das Buch wirkt als höre bei einem Strandspaziergang einer Freundin zu. Der sonnige Wind weht die Erinnerung auf: eine lieblose Mutter , einen Diktatur Schaden, alt sein, Pfleger, die Sorge um Diäten und das Aufstehen, wenn derjenige der Frühstück machte, nicht mehr aufstehen kann und das Ende im Altweibersommer. Aber am Schluss ist "Alles gut". Besonders berührend fand ich das Kapitel "Wahlverwandtschaften", indem die Ich Erzählerin nur in der dritten Person von sich spricht, so viel sprachliche Distanz zur Mutter, die sie nicht lieben kann und von der sie nicht geliebt wird.

4

Man spürt die (Wort-)Gewalt dieser beeindruckenden Autorin. Wie schön zu lesen, was ihr Halt im Leben gibt, wie sie zu ihren Überzeugungen findet, was für kluge Gedanken sie in sich trägt.

2

Wirkte auf mich stellenweise zusammenhangslos und abstrakt, ein paar Geschichten waren ganz schön, aber mit vielen konnte ich leider nichts anfangen

2

Puh

Langatmig. An den Schreibstil konnte ich mich bis zuletzt nicht gewöhnen, sprunghaft und (für mich) holprig. Schöne Gedanken und hier und da schöne Geschichten, aber alles in allem hat es mich leider nicht überzeugt.

5

Bedachtsam, einprägsam, wundersam: “Vom Aufwachen” liest sich wie aus einem Guss, obwohl die einzelnen Episoden in zahlreiche Zeitebenen und Themenbereiche zersplittern. Dabei werden die Risse, Macken und Schweißnähte dieses Lebens keineswegs versteckt oder beschönigt – gerade das hat die fragile Schönheit von japanischem Kintsugi._ _ Nicht alle Geschichten sind gleich ausdrucksstark oder gleich dicht; manche wirken beinahe wie Auszüge aus einem Tagebuch, das nicht für fremde Augen bestimmt ist und das man daher auch nur oberflächlich erfassen kann. Aber das Gesamtbild ist leuchtend und wirkungsvoll, ein wunderbarer Einblick in dieses Leben und diese Epoche(n) der Geschichte._ _ “Alles gut.”_ _ Diese Worte fallen im Buch immer wieder, oft gerade dann, wenn eben nicht alles gut ist. Halbwaise, Kriegskind, Flüchtlingskind, später Schriftstellerin in der DDR, Tochter einer toxischen Mutter, Ehefrau eines pflegebedürftigen Mannes und mehr – Helga Schubert hat viel zu erzählen und erfüllt dabei ihre eigenen Anforderungen an gute Geschichten._ _ “Die guten Geschichte sind wie das Leben tragikkomisch, plötzlich reißt mich die Geschichte aus dem Mitleid in die Ironie, aus der Ironie in die Verachtung, aus der Verachtung ins Verständnis. Und alles in dem Moment, in dem ich mich auf eine Sicht eingelassen hatte.”_ (ZITAT)_ _ Im Zentrum stehen meines Erachtens vor allem der Untergang der DDR und der Untergang einer von vorneherein zum Scheitern verurteilten Mutter-Tochter-Beziehung. Nebenher gewährt das Buch auch noch scheinbar wahllose Einblicke in Helga Schuberts Leben – kleine Einsprengsel, die sich aber dennoch immer ins große Ganze einfügen und dadurch als durchaus relevant erweisen._ _ Da ich immer schon im Westen Deutschlands lebte, war die DDR für mich als Kind und Jugendliche ganz weit weg. An den Mauerfall kann ich mich zwar gut erinnern (da war ich 13 und fühlte mich mittendrin), an die Euphorie, die Ernüchterung, die Vorurteile – aber eben immer nur aus der Ferne. Später habe ich Bücher gelesen, Dokumentationen gesehen, Museen besucht._ _ Aber “Vom Aufstehen” gibt mir das Gefühl, jetzt erst zumindest leise erahnen zu können, wie sich das Leben in der DDR anfühlte – insbesondere für eine intelligente kreative Frau, deren Tätigkeit als Schriftstellerin sich notwendiger Weise beißen musste mit Zäsur und Propaganda._ _ “Wenn du doch damals nach der Flucht gestorben wärst.”_ _ Das sagt die Mutter einmal ganz ruhig. Sie ist ihrer Tochter gegenüber meist eiskalt und verbittert; sie schlägt, straft und ätzt. Und doch hat Helga auch eine Erinnerung daran, wie sie als kleines Mädchen lebensbedrohlich erkrankt war und die Mutter mit der Waffe an ihrem Bett saß: “Wenn du jetzt stirbst, erschieße ich mich.” An diesem Widerspruch reibt sich Helga ihr ganzes Leben lang._ _ Meist werden die Episoden aus der Ich-Perspektive erzählt. Nur manchmal tritt die Autorin einen Schritt zurück und spricht in Episoden, die besonders das Verhältnis zur Mutter thematisieren, von sich selber in der dritten Person als “ihre Tochter”. Will sie uns damit zeigen, wie wenig Halt dieses Familiengefüge ihr gab, wie wenig verwurzelt sie darin war? Sie nimmt ihre Identität ganz heraus aus diesem Konstrukt, in dem sie sich selber den Namen verweigert und sich nur auf ihre Rolle als Tochter reduziert._ _ Diese Beziehung schmerzt beim Lesen. Die Tochter trägt sie mit sich wie ein ewig blutendes Stigma. Selber schon eine alte Frau, sucht sie nach dem Tod der Mutter schließlich geistlichen Rat, weil sie das vierte Gebot nicht befolgen könne. Doch die Pastorin sagt ihr, sie habe sich da ganz umsonst bekümmert – das Gebot verlange lediglich Achtung, Liebe sei freiwillig und immer ein Geschenk._ _ So ganz leise schwingt da ein Aufatmen in den Worten mit, ein Abschluss, vielleicht sogar ein Stück weit Vergebung. Überhaupt kann die Autorin das gut, ganz lebensklug mit leisen Tönen auch Versöhnliches transportieren._ _ Generell ist die Sprache eher schlicht. Sie ist glasklar und prägnant, bar jeden Kitsches oder unnötiger Verschnörkelung. Kein Pathos, keine emotionale Anklage – und doch hat der Text keine Kälte, keine Sterilität. Die Themen kommen und gehen, und doch schwingt jedes davon lange nach, so dass sie sich zu einem großen Themenkomplex vermischen._ Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-helga-schubert-vom-aufstehen/

4

„Vom Aufstehen“ – hochgelobt, eine Geschichte gar prämiert, von Kritikern meist wohlwollend aufgenommen, hat mich auf Armeslänge gehalten. Zunächst mussten die Geschichten und ich uns erst zusammenraufen, denn ich musste den Kontrast zwischen Lebenserzählung und episodischer Auswahl annehmen und mich darauf einlassen, aber dann haben wir sehr gut miteinander kommuniziert. In einigen Geschichten gelang mir das deutlich besser – meist waren es die kürzeren, die sich eher mit Vorlieben, Ängsten, Sorgen, Schrullen oder Perspektiven befassten als die großen, in denen Familie das Thema war. Die stärkste Geschichte für mich ist „Alt sein“, eine Geschichte, die trifft, nicht unbeteiligt lassen kann und auf wenigen Seiten ein Gefühl tiefer Melancholie verursacht. Ebenfalls sehr beeindruckt und angerührt bin ich von „Mein Wald“, „Mein Winter“ und „Meine Heimat“, da diese Texte sehr dicht und atmosphärisch Gefühlslagen zu durchdringen verstehen. Vor allem die Urangst, die den Wald betrifft, wird wunderbar überzeugend zur Darstellung gebracht, während der Winter seine negativ besetzte Kälte verliert. Von den Geschichten mit ausdrücklichem Familienbezug stechen für mich am deutlichsten „Ein junger Vater“, „Eine Wahlverwandtschaft“ und „Das vierte Gebot“ hervor. Die Art, wie sich die Autorin äußerst wertneutral mit ihrem schwierigen Mutterverhältnis auseinandersetzt, ist bemerkenswert und begeisternd. Nichts liegt ihr ferner, als sich über ihre Mutter zu beklagen und zu beschweren (hierzu hätte sich durchaus Grund), stattdessen wird das Emotionale und Persönliche aus „Eine Wahlverwandtschaft“ fast völlig herausgefiltert und das „Ich“ durch die dritte Person Singular ersetzt – das ist sehr gekonnt, wohlüberlegt und schafft Distanz, wo eigentlich keine sein kann. Literatur wird hier zum Schutzpanzer vor Verletzungen oder zum Pflaster, dass die Wunden überdeckt. Diese sehr starken Geschichten vermischen sich mit Alltäglichem, Normalem, mit Episoden, die eigentlich nicht der Rede wert sind, und die man schnell wieder vergisst. Der Geschichtenband ist daher für mich zwar von durchaus schwankender Qualität, allerdings, wenn man das große Ganze betrachtet, dann muss man feststellen, dass auch diese Passagen ihre Berechtigung haben – denn welches Leben ist schon in allen Belangen und Bereichen herausragend und erzählenswert? Und das von Helga Schubert in Geschichten gefasste Leben ist eben auch weitestgehend eins der normalen, durchschnittlichen Art – und dies ist es, was mir an dem Buch gut gefällt, dass hier deutlich gemacht wird, dass jedes Leben eine Erzählung oder Erzählungen verdient, dass alles Erlebte sichtbar gemacht werden kann und darf – so lange es in einem Stil geschieht, der sich mit Schuberts messen kann, denn ihr Erzählen ist schon sehr eigen, sehr besonders, mit viel Ruhe und von Abschied durchdrungen. Insgesamt bin ich mit dem Buch nicht wirklich warm geworden, bin aber versucht zuzugeben, dass dies auch gar nicht die Absicht des Buches ist. Es geht hier eben gerade nicht darum, den Leser für sich zu gewinnen oder einen Bestseller zu schreiben, sondern ein Leben in Geschichten zu packen. Wenn einer dies lesen möchte, gut, wenn nicht, auch.

3

Ganz nett. War mir teilweise zu sprunghaft und zu nebensächlich in ihren Rückblicken. Sobald es um ihre Beziehung zu ihrer Mutter oder den Verhältnissen in der DDR ging, hat Frau Schubert mich mehr gefesselt. Die Begeisterung des Feuillton ist mir unverständlich. Eine gute Portion Vergebung und Barmherzigkeit bei einem Menschen, der in einer glaubensfreien Zone groß geworden ist, und schon fallen alle auf die Knie.

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Ganz nett. War mir teilweise zu sprunghaft und zu nebensächlich in ihren Rückblicken. Sobald es um ihre Beziehung zu ihrer Mutter oder den Verhältnissen in der DDR ging, hat Frau Schubert mich mehr gefesselt. Die Begeisterung des Feuillton ist mir unverständlich. Eine gute Portion Vergebung und Barmherzigkeit bei einem Menschen, der in einer glaubensfreien Zone groß geworden ist, und schon fallen alle auf die Knie.

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Hier haben wir einen der seltenen Fälle: Werk/Autor und ich begegnen uns auf äußerster Distanz und dennoch findet sich eine respektvolle, kühle Wertschätzung. Das Buch betreibt reinsten Energievampirismus bei mir. Goße Probleme bereitet mir ihre duldsame Art, die sich und ihr Leben in Gleichnissen reflektiert und einer nüchternen aber dennoch tiefschürfenden Sonntsgspredigt gleicht. Dennoch kann ich ihre Punkte die sie setzt würdigen. Ich empfinde es als äußerst feinsinnig und einfühlsam gearbeitet. Sie stellt Fragen statt zu urteilen. Lässt Situationen für sich sprechen. Ein großer Bogen der sich spannt, der mir ein Stück DDR näher gebracht hat.

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