Nach Mattias
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Peter Zantingh, geboren 1983 in Heerhugowaard in der niederländischen Provinz Nordholland, studierte Wirtschaft und Digitale Kommunikation und arbeitet für die Wochenendausgabe des ›NRC Handelsblad‹. Sein Romanerstling ›Een uur en achttien minuten‹ war für diverse Literaturpreise nominiert, bei Diogenes erschien 2020 sein Roman ›Nach Mattias‹. Peter Zantingh lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter in Utrecht.
Beiträge
Es ist ok
Ehrlich gesagt, hatte ich mehr von dem Buch erwartet. Es hat mich nicht umgehauen. Ich habe es nur zu Ende gelesen, weil ich auf die Poente gewartet habe. Die kam aber nicht. Daher empfehle ich dieses Buch nicht.
Wie ist das, wenn man einen Menschen aus seiner Mitte verliert. Der einem etwas bedeutet hat? Wie geht man mit dem Verlust um, welche Strategie entwickelt man, den Schmerz leichter zu ertragen? Peter Zantingh hat in seinem Roman Nach Mattias, einige Personen erzählen lassen, wie sie mit dem Leben nach dem Tod von Mattias umgehen. Da wäre zum Beispiel Amber, die Freundin von Mattias. Amber macht sich Vorwürfe, dass sie sich bei ihrem letzten Abschied gestritten haben. Sie holt sich das Fahrrad, dass sich Mattias kurz vor seinem Tod bestellt hat, einfach ins Wohnzimmer, weil sie damit das Gefühl hat, ihrem Mattias nahe zu sein, nicht einsam zu sein. Quentin, der Freund, der mit Mattias ein Café eröffnen wollte, mit dem er sich stundenlang über Musik und das Café unterhalten konnte verlegt seinen Schmerz in das Joggen. Er läuft so lange bis er Blasen an den Füßen hat und nicht mehr gehen kann. Aber dadurch kommt sein Freund nicht wieder zurück. Erst im Laufe der verschiedenen Geschichten setzt sich der plötzliche Tod Mattias zusammen. Alle Geschichten geben am Ende ein Ganzes, wie Puzzleteile setzt der Roman sich zusammen. Die Menschen, rund um den jungen Mann, der so plötzlich aus dem Leben verschwand, treffen aufeinander und es entwickelt sich daraus ein besonderes Bild auf den Verlorenen. Die 240 Seiten sind schnell gelesen. Es ist ein leises, unaufgeregtes Buch. Im Grunde passiert nicht viel, und doch bewegt sich alles. Die Figuren sind einfach so menschlich und emotional. Genau so, könnte es allen von uns ergehen, wenn man einen Menschen verliert, der einem nahe stand. Der Autor schreibt dabei sehr unterhaltend, mit wenigen Worten beschreibt er Großes. Es wird nicht langweilig, die Geschichten zu verschlingen und immer wieder wartet man auf die Aufklärung, was mit Mattias geschehen ist. Die einzelnen Charaktere erzählen von dem Vermissten, oder aus ihrem Leben. Wie verschlungen auch die Verbindungen zu Mattias sind, schließt sich am Ende ein Kreis und man hat einen Menschen kennen gelernt, den man bestimmt ebenfalls sehr vermissen würde. Auch wenn es traurige Momente gibt, so bleibt uns immer wieder daran zu denken, dass es auch Gutes gibt. Vor allem, nehme das Schöne wahr und genieße das Leben! Bleibe den Menschen um dich herum, als etwas Besonderes in Erinnerung.
Was passiert nachdem ein junger Mensch plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen wird? Was macht das mit den Menschen die er zurücklässt? Diese Antworten liefert uns Peter Zantingh in Nach Mattias ohne dabei allzu rührseelig zu werden. Denn obwohl die Geschichte bedrückend ist, erdrückt sie den Leser nicht. Vielmehr nimmt man die Position des Beobachters ein und gerade das hat mir gut an dem Buch gefallen. Der Autor zeigt wie vielschichtig Trauer sein kann und wie unterschiedlich die Menschen damit umgehen. Eine Mutter trauert anders als die Freundin, der beste Freund oder die flüchtige Internetbekannschaft. Dabei verwebt er langsam und teilweise für den Leser nicht sofort ersichtlich, diese Schicksale miteinander. Zum Schluß bleibt jedem nur eins…nach vorn zu sehen, weiter zu machen, irgendwie. FAZIT Ein ernstes Buch, was sicherlich den richtigen Zeitpunkt braucht um gelesen zu werden.
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Entfernt hat es mich an Montags bei Monica und das Wunder von Bahnsteig 5 erinnert. Mich hat die Geschicht sehr berührt. Trauer ist ein Thema, womit sich jeder Mensch früher oder später auseinander setzen muss und jeder geht damit anders um. Grade die Beziehung die Chris und Quentin zueinander aufgebaut war so schön. Beide konnten sich gegenseitig auf gewisse Weise aufbauen. Es war faszinierend zu sehen, was Menschen auch nach ihrem Tod noch auslösen können. Das sie Menschen zusammenbringen können, die sich sonst nie getroffen hätten. Das Buch schenkt auch Hoffnung, dass es nach so einem schlimmen Ereignis irgendwann weitergeht und sich daraus vielleicht etwas positives entwickeln kann.
>>Und dann werden wir anstoßen. Einfach so, auf die Selbstverständlichkeit eines Tages, der anfängt und wieder zu Ende geht.<< „Nach Mattias“ von Peter Zantingh – ist ein Roman, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte, da ich hier wirklich ein sehr tiefsinniges und tiefgehendes Buch erwartet hatte. Leider muss ich ehrlich sagen, dass mir Mattias innerhalb der Geschichten der Menschen die seinen Tod betrauern irgendwie zu kurz gekommen ist und lediglich Nathan und Amber konnten mich auch für ihre ganz eigenen Päckchen, die sie zu tragen haben gewinnen. Die meisten Erzähler in diesem Buch bereiteten mir eher gähnende Langeweile und ich hatte beim Lesen leider viel zu oft das Gefühl in völlig Belanglosen Dingen nach der Tiefe graben zu müssen, um schließlich doch enttäuscht zurück zu bleiben, denn letztlich konnte ich für mich einfach nicht viel mitnehmen. Insgesamt gefällt mir hier die Idee des Autors sehr und es wird natürlich auch klar, dass Mattias ein Mensch war der die Dinge immer positiv angegangen ist und das auch an seine Mitmenschen geben wollte, allerdings war es das dann auch schon. Matthias, um den es hier ja nun doch vorrangig gehen sollte blieb mir persönlich zu blass. Fazit: Guter Schreibstil, ganz ganz tolle Idee, leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht abholen.
“Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen.” (Zitat) Mattias ist das Alpha und Omega, der Dreh- und Angelpunkt, das Immer und Nimmermehr dieses Buches. Für die Menschen, die ihn liebten, läutet sein Tod eine neue Zeitrechnung ein: vor Matthias, nach Matthias. Es geht um die Wirkung, die er zu Lebzeiten auf seine Mitmenschen hatte, und die Nachwirkung, die als unsichtbare Stimmgabel noch lange knochentief nachvibriert. Es geht um zwischenmenschliche Verbindungen: Die tiefen, die zwischen Menschen durch gemeinsame Trauer geknüpft werden, und die zufälligen, die im Nachhall von Matthias’ Tod entstehen und Relevanz erhalten. Das ist großartig geschrieben: mit jedem Kapitel entfaltet sich eine dieser Verbindungen vor dem Leser, und das liest sich komplex und auf leise Art bedeutsam. Hier wird die Tragweite einer Verbindung nicht vorverurteilt, niemandem wird seine Trauer abgesprochen – der Mutter ebenso wenig wie dem Onlinefreund, der Mattias nie im echten Leben begegnet ist, von dessem Tod jedoch dennoch bis ins Mark erschüttert wird. Es ist spannend, als Leser nach Querverbindungen zu suchen, und nach und nach entsteht aus unzähligen Erinnerungsfetzen ein kohärentes Bild: Aha, das war also Mattias. Es geht viel um die diversen Formen der Trauer – natürlich tut es das! –, aber vor dem Hintergrund dieser Trauer treten andere Emotionen glasklar hervor: Mitgefühl, Neid, Hilfsbereitschaft, Güte, Zorn, Freundschaft, Vergebung. Der Autor umschifft dabei sensibel Kitsch und Theatralik, schmälert jedoch nie die Bedeutsamkeit der Lücke, die Mattias hinterlässt. Er überhöht ihn nicht zu einer farblosen Lichtgestalt, lässt seine negativen Eigenschaften genauso mitschwingen wie die positiven, und gerade dadurch spürt man als Leser eine echte Verbindung zu ihm. Das war also Mattias, ja, im Guten wie im Schlechten. Wie Mattias tatsächlich starb, das erfährt man erst sehr spät, und die Art seines Todes wirft dann ein ganz neues Licht auf manche Kapitel. Das ist gekonnt konstruiert, ohne dass es zu bemüht oder effekthascherisch wirkt. Auch sprachlich konnte mich das Buch mühelos überzeugen. Der Stil ist knapp, der Autor findet Bilder, die so prägnant sind, dass man erst einmal tief Luft holt. Mir wird zum Beispiel immer das leise Ticken eines sich drehenden Rades in einer totenstillen Wohnung in Erinnerung bleiben – ein schlichtes, mehrfach wiederkehrendes Bild, das im Kontext sehr viel über das Wesen der Trauer sagt. Oder kurze Episoden wie diese: “Beim Saubermachen stieß ich ein Buch, in dem er gelesen hatte, von der Fensterbank. Auf dem Fußboden fiel das Lesezeichen heraus. Darüber habe ich eine Stunde lang geheult. Weil ich nun nicht mehr wusste, auf welcher Seite er gewesen war.” (Zitat) Aber auch für die positiven Dinge findet Zantingh Bilder ohne Kitsch: Für die zahllosen schönen Erinnerungen, die schon versprechen, bald zu einem kostbaren Erbe zu werden. Für die zaghafte Hoffnung. Für das Luftholen und Weiterleben. Ich denke an eine bestimmte Stelle ganz am Ende – aber die möchte ich hier nicht vorwegnehmen, sie entfaltet ihre Wirkung meines Erachtens erst, wenn man vorher die volle Bandbreite der möglichen Emotionen durchlaufen hat. Ein leiser Kritikpunkt: Nur gelegentlich kamen mir die “Stimmen” verschiedener Charaktere auf einmal stilistisch zu ähnlich vor, dann hatte ich immer das Gefühl, den Autor zu hören und nicht die Figur. Meist gelingt es ihm aber, die unterschiedlichen Persönlichkeiten deutlich hervorzustreichen. Fazit: “Nach Mattias” ist ein leises Buch über die Trauer, das indes nie schmalzig auf die Tränendrüsen drückt. Vor allem gibt es dem Leser einen kleinen Einblick in die unzähligen, verästelten Verbindungen von Mensch zu Mensch, über die jede noch so kleine Handlung und jedes noch so nichtige Erlebnis ein Echo hervorrufen. Der Schmetterlingseffekt, einmal als Widerhall und Wirkung der Trauer betrachtet. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Blog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-peter-zantingh-nach-mattias/
Nach Mattias ist ein Buch, über das ich viel Gutes gelesen hatte, und von dem einige Leser*innen in meiner Umgebung sehr begeistert waren. Daher dachte ich mir, ich probiere es einfach mal, vielleicht liegt es mir ja auch. Leider hat mich dieses Buch gar nicht erreicht. Das Konzept einen verstorbenen Menschen durch die Augen derer zu zeigen, die im Leben mit ihm zu tun hatten fand ich durchaus interessant, aber für mich ist das Konzept nicht so richtig aufgegangen. Vielleicht auch, weil ich Mattias schon nach dem ersten Kapitel nicht so richtig mochte. Wäre er jemand gewesen, der mich bei der ersten Betrachtung berührt. Wäre ich vielleicht mehr dabei gewesen. So war es für mich aber nur eine Aneinanderreihung von kurzen Einblicken in das Leben verschiedener Menschen. Geschrieben waren diese durchaus gut, aber wie gesagt, mich hat es nicht erreicht. Daher würde ich das Buch jetzt nicht unbedingt weiterempfehlen. Für mich war es einfach nichts.
Hat leider mehr versprochen, als es herausgeholt hat. Die Idee fande ich toll, Anfang und Ende haben mich auch echt mitgenommen. Aber zwischendrin war es mir zu wirr, es gab teilweise kaum Anknüpfungspunkte an den eigentlichen Progtagonisten, Mattias, um den sich die einzelnen Kapitel aus Perspektive von Bekannten und Verwandten drehen (sollen).
Mattias ist tot - und er hat Spuren hinterlassen. Die Menschen, die ihm nahestanden oder aber solche, die ihn nur flüchtig kannten oder sogar gar nicht, sind die Hauptpersonen dieses einfühlsamen Romans. Den titelgebenden Mattias lernen wir nur in der Retrospektive, in der Gedankenwelt seiner Angehörigen, Bekannten und Freunde, kennen. Jedes Kapitel ist aus einer anderen Perspektive erzählt. Die Figuren reflektieren sich und ihre Lebenssituation - nach Mattias, ohne ihn. Da wäre seine Lebensgefährtin Amber (die als einzige Figur zwei Kapitel bekommt, die das Buch umrahmen), sein bester Freund Quentin, seine Großeltern Riet und Hendrik, seine Mutter Kristianne. Aber auch Menschen wie Issam, der Mattias nur über das Internet kannte (meine “Lieblingsfigur” übrigens) oder Chris, der eigentlich nur durch den Trauerprozess von Quentin in den Kosmos um Mattias eingetreten ist. Insgesamt sind es 8 Erzähler. Für jede der Figuren hat der Tod von Mattias andere Konsequenzen und alle sind durch dieses traurige Ereignis miteinander verbunden. Wie Zahnräder greifen ihre Leben ineinander. Ihr Leben verändert sich, weil ein Mensch nicht mehr da ist. Diesen Aspekt finde ich das Interessante an dem Buch: was verändert unser Sein oder eben Nicht-Sein auf dieser Welt? Wie jeder individuell mit Trauer und der großen Lücke umgeht, die entsteht, wenn ein Mensch fehlt, darum geht es in "Nach Mattias". Die Erzählungen der Figuren umkreisen den abwesenden Mattias wie Planeten einen Fixstern. Dadurch macht sich der Leser ein immer besseres Bild von Mattias, aber auch von seinem Umfeld, den Hinterbliebenen, denen, die mit ihm verbunden waren. Der Leser fragt sich, was eigentlich mit Mattias passiert ist - war es ein Unfall, eine Krankheit, Selbstmord oder etwas anderes? Ganz am Ende fügen sich die Puzzleteile zusammen, wir erfahren wie Mattias ums Leben gekommen ist und was die einzelnen Erzähler damit zu tun haben. In die Reflexionen der Angehörigen fließen viele Betrachtungen über unsere momentane moderne Lebenswelt - "Nach Mattias" ist Gegenwart pur! Der Serien-Streaming-Dienst, die bekanntesten sozialen Netzwerke, Computerspiele, die Omnipräsenz und moderne Abhängigkeit von Smartphones, Sport und Selbstoptimierung, aber auch der Klimawandel, Integration von Flüchtlingen bzw. die Flüchtlingskrise im Mittelmeer: Präsente Dinge unseres Alltags(er)lebens, aber auch drängende politisch-soziale Fragen unserer Zeit werden hier literarisch verarbeitet. Dieser Roman hat mich tief berührt. Einfach die Tatsache, dass ein junger Mensch gestorben, “von der Bildfläche verschwunden” ist und so vielfältige Spuren in den Herzen und Köpfen anderer Menschen hinterlassen hat. Jede Figur im Buch hat ihr eigenes Leben, aber "nach Mattias" ist es doch anders als zuvor. Und egal, ob es einfach der ausbleibende Online-Austausch über ein PC-Spiel ist oder die unfassbare Lücke, die der Tod des eigenen Partners, Kindes oder Enkelkindes hinterlässt: Mattias fehlt auf dieser verrückten Welt, die ohne ihn eine andere ist: “nach Mattias” eben.
Make no little plans – was Menschen uns hinterlassen „Nach Mattias“ ist der neue Roman des Niederländers Peter Zantingh. Erschienen ist er im Diogenes Verlag und wurde von Hanni Ehlers ins Deutsche übersetzt. Es ist bereits Zantinghs viertes Buch, jedoch das erste, das auch auf Deutsch erscheint. Es erschien bereits 2018 in den Niederlanden. Inhaltsangabe des Verlags: Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Erinnerung zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Mutes, sich dem Leben jeden Tag vorbehaltlos hinzugeben. Mattias ist tot. Wir wissen nicht, wie lange schon, wir wissen nicht, warum. Zwischen den Zeilen schwelt es: Es muss plötzlich gewesen sein, unerwartet. Und es muss schlimm gewesen sein. Wobei – das ist es irgendwie ja auch immer? Trotzdem hatte ich unterschwellig das Gefühl, dass es hier noch schlimmer als schlimm war, weil Mattias so plötzlich aus seinem Leben gerissen wurde – und eben auch aus dem Leben der anderen. Lange kann Mattias’ Tod noch nicht her sein. Amber, seine Freundin, nimmt noch Pakete in der gemeinsamen Wohnung an. Mattias hatte sich gerade noch ein neues Fahrrad bestellt. Wie schmerzhaft es sein muss, noch Post für Verstorbene anzunehmen, lässt sich nur erahnen. Amber fällt ein Buch runter, das Mattias las bevor er verstarb. Dabei fällt das Lesezeichen heraus und Amber weiß nun nicht mehr, wo Mattias im Buch war und muss stundenlang weinen. Die einzelnen Kapitel erzählen aus immer anderen Perspektiven durch die Zeit nach Mattias über die Zeit mit Mattias. Amber, die Freundin, Quentin, sein guter Freund und fast Geschäftspartner, Issam, seine Internetbekanntschaft, die Großeltern, seine Mutter – aber auch Personen, die Mattias gar nicht persönlich kannten und trotzdem durch seinen Tod beeinflusst wurden. Peter Zantingh beschreibt diese Zeit nach Mattias’ Tod sehr wahrhaftig und nah. Das Buch erzählt, wie unterschiedlich Menschen trauern können, was ihnen hilft oder auch nicht. „Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen.“ (S. 7) Trotz der recht traurigen Thematik hinterließ es aber bei mir eine gewisse Wärme und auch Trost. Zu lesen, wie sich Menschen an den Verstorbenen erinnern, wie er in ihnen weiterlebt, zum Beispiel in Gewohnheiten, die sie durch ihn übernommen haben. Mattias’ Freude, Neugier und sein Tatendrang hallen in vielen Zeilen nach und lässt die Hinterbliebenen die eigene Trägheit, Faulheit oder Unsicherheit hinterfragen. „Mit Mattias war es, als könnten Tage und Stunden ausgedehnt werden, so dass immer noch etwas anderes hineinpasste…“ (S. 25) Der Klappentext zu „Nach Mattias“ suggerierte mir im ersten Moment, dass es ein Buch über Trauer ist. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte, denn eigentlich ist es viel mehr ein Buch über das Danach, über das, was Menschen hinterlassen. Nicht an Dingen, sondern wie sie auf andere eingewirkt, welche Spuren sie im Leben anderer hinterlassen haben. Ein tolles episodenhaftes Buch für alle, die sich mehr mit dem Thema Trauer und Hinterbliebene auseinandersetzen wollen. Die Playlist zum Buch, die Mattias in seinem geplanten Café spielen wollte, findet sich hier: http://suan.fm/mix/HJWP0T8qH
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Peter Zantingh, geboren 1983 in Heerhugowaard in der niederländischen Provinz Nordholland, studierte Wirtschaft und Digitale Kommunikation und arbeitet für die Wochenendausgabe des ›NRC Handelsblad‹. Sein Romanerstling ›Een uur en achttien minuten‹ war für diverse Literaturpreise nominiert, bei Diogenes erschien 2020 sein Roman ›Nach Mattias‹. Peter Zantingh lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter in Utrecht.
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Es ist ok
Ehrlich gesagt, hatte ich mehr von dem Buch erwartet. Es hat mich nicht umgehauen. Ich habe es nur zu Ende gelesen, weil ich auf die Poente gewartet habe. Die kam aber nicht. Daher empfehle ich dieses Buch nicht.
Wie ist das, wenn man einen Menschen aus seiner Mitte verliert. Der einem etwas bedeutet hat? Wie geht man mit dem Verlust um, welche Strategie entwickelt man, den Schmerz leichter zu ertragen? Peter Zantingh hat in seinem Roman Nach Mattias, einige Personen erzählen lassen, wie sie mit dem Leben nach dem Tod von Mattias umgehen. Da wäre zum Beispiel Amber, die Freundin von Mattias. Amber macht sich Vorwürfe, dass sie sich bei ihrem letzten Abschied gestritten haben. Sie holt sich das Fahrrad, dass sich Mattias kurz vor seinem Tod bestellt hat, einfach ins Wohnzimmer, weil sie damit das Gefühl hat, ihrem Mattias nahe zu sein, nicht einsam zu sein. Quentin, der Freund, der mit Mattias ein Café eröffnen wollte, mit dem er sich stundenlang über Musik und das Café unterhalten konnte verlegt seinen Schmerz in das Joggen. Er läuft so lange bis er Blasen an den Füßen hat und nicht mehr gehen kann. Aber dadurch kommt sein Freund nicht wieder zurück. Erst im Laufe der verschiedenen Geschichten setzt sich der plötzliche Tod Mattias zusammen. Alle Geschichten geben am Ende ein Ganzes, wie Puzzleteile setzt der Roman sich zusammen. Die Menschen, rund um den jungen Mann, der so plötzlich aus dem Leben verschwand, treffen aufeinander und es entwickelt sich daraus ein besonderes Bild auf den Verlorenen. Die 240 Seiten sind schnell gelesen. Es ist ein leises, unaufgeregtes Buch. Im Grunde passiert nicht viel, und doch bewegt sich alles. Die Figuren sind einfach so menschlich und emotional. Genau so, könnte es allen von uns ergehen, wenn man einen Menschen verliert, der einem nahe stand. Der Autor schreibt dabei sehr unterhaltend, mit wenigen Worten beschreibt er Großes. Es wird nicht langweilig, die Geschichten zu verschlingen und immer wieder wartet man auf die Aufklärung, was mit Mattias geschehen ist. Die einzelnen Charaktere erzählen von dem Vermissten, oder aus ihrem Leben. Wie verschlungen auch die Verbindungen zu Mattias sind, schließt sich am Ende ein Kreis und man hat einen Menschen kennen gelernt, den man bestimmt ebenfalls sehr vermissen würde. Auch wenn es traurige Momente gibt, so bleibt uns immer wieder daran zu denken, dass es auch Gutes gibt. Vor allem, nehme das Schöne wahr und genieße das Leben! Bleibe den Menschen um dich herum, als etwas Besonderes in Erinnerung.
Was passiert nachdem ein junger Mensch plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen wird? Was macht das mit den Menschen die er zurücklässt? Diese Antworten liefert uns Peter Zantingh in Nach Mattias ohne dabei allzu rührseelig zu werden. Denn obwohl die Geschichte bedrückend ist, erdrückt sie den Leser nicht. Vielmehr nimmt man die Position des Beobachters ein und gerade das hat mir gut an dem Buch gefallen. Der Autor zeigt wie vielschichtig Trauer sein kann und wie unterschiedlich die Menschen damit umgehen. Eine Mutter trauert anders als die Freundin, der beste Freund oder die flüchtige Internetbekannschaft. Dabei verwebt er langsam und teilweise für den Leser nicht sofort ersichtlich, diese Schicksale miteinander. Zum Schluß bleibt jedem nur eins…nach vorn zu sehen, weiter zu machen, irgendwie. FAZIT Ein ernstes Buch, was sicherlich den richtigen Zeitpunkt braucht um gelesen zu werden.
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Entfernt hat es mich an Montags bei Monica und das Wunder von Bahnsteig 5 erinnert. Mich hat die Geschicht sehr berührt. Trauer ist ein Thema, womit sich jeder Mensch früher oder später auseinander setzen muss und jeder geht damit anders um. Grade die Beziehung die Chris und Quentin zueinander aufgebaut war so schön. Beide konnten sich gegenseitig auf gewisse Weise aufbauen. Es war faszinierend zu sehen, was Menschen auch nach ihrem Tod noch auslösen können. Das sie Menschen zusammenbringen können, die sich sonst nie getroffen hätten. Das Buch schenkt auch Hoffnung, dass es nach so einem schlimmen Ereignis irgendwann weitergeht und sich daraus vielleicht etwas positives entwickeln kann.
>>Und dann werden wir anstoßen. Einfach so, auf die Selbstverständlichkeit eines Tages, der anfängt und wieder zu Ende geht.<< „Nach Mattias“ von Peter Zantingh – ist ein Roman, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte, da ich hier wirklich ein sehr tiefsinniges und tiefgehendes Buch erwartet hatte. Leider muss ich ehrlich sagen, dass mir Mattias innerhalb der Geschichten der Menschen die seinen Tod betrauern irgendwie zu kurz gekommen ist und lediglich Nathan und Amber konnten mich auch für ihre ganz eigenen Päckchen, die sie zu tragen haben gewinnen. Die meisten Erzähler in diesem Buch bereiteten mir eher gähnende Langeweile und ich hatte beim Lesen leider viel zu oft das Gefühl in völlig Belanglosen Dingen nach der Tiefe graben zu müssen, um schließlich doch enttäuscht zurück zu bleiben, denn letztlich konnte ich für mich einfach nicht viel mitnehmen. Insgesamt gefällt mir hier die Idee des Autors sehr und es wird natürlich auch klar, dass Mattias ein Mensch war der die Dinge immer positiv angegangen ist und das auch an seine Mitmenschen geben wollte, allerdings war es das dann auch schon. Matthias, um den es hier ja nun doch vorrangig gehen sollte blieb mir persönlich zu blass. Fazit: Guter Schreibstil, ganz ganz tolle Idee, leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht abholen.
“Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen.” (Zitat) Mattias ist das Alpha und Omega, der Dreh- und Angelpunkt, das Immer und Nimmermehr dieses Buches. Für die Menschen, die ihn liebten, läutet sein Tod eine neue Zeitrechnung ein: vor Matthias, nach Matthias. Es geht um die Wirkung, die er zu Lebzeiten auf seine Mitmenschen hatte, und die Nachwirkung, die als unsichtbare Stimmgabel noch lange knochentief nachvibriert. Es geht um zwischenmenschliche Verbindungen: Die tiefen, die zwischen Menschen durch gemeinsame Trauer geknüpft werden, und die zufälligen, die im Nachhall von Matthias’ Tod entstehen und Relevanz erhalten. Das ist großartig geschrieben: mit jedem Kapitel entfaltet sich eine dieser Verbindungen vor dem Leser, und das liest sich komplex und auf leise Art bedeutsam. Hier wird die Tragweite einer Verbindung nicht vorverurteilt, niemandem wird seine Trauer abgesprochen – der Mutter ebenso wenig wie dem Onlinefreund, der Mattias nie im echten Leben begegnet ist, von dessem Tod jedoch dennoch bis ins Mark erschüttert wird. Es ist spannend, als Leser nach Querverbindungen zu suchen, und nach und nach entsteht aus unzähligen Erinnerungsfetzen ein kohärentes Bild: Aha, das war also Mattias. Es geht viel um die diversen Formen der Trauer – natürlich tut es das! –, aber vor dem Hintergrund dieser Trauer treten andere Emotionen glasklar hervor: Mitgefühl, Neid, Hilfsbereitschaft, Güte, Zorn, Freundschaft, Vergebung. Der Autor umschifft dabei sensibel Kitsch und Theatralik, schmälert jedoch nie die Bedeutsamkeit der Lücke, die Mattias hinterlässt. Er überhöht ihn nicht zu einer farblosen Lichtgestalt, lässt seine negativen Eigenschaften genauso mitschwingen wie die positiven, und gerade dadurch spürt man als Leser eine echte Verbindung zu ihm. Das war also Mattias, ja, im Guten wie im Schlechten. Wie Mattias tatsächlich starb, das erfährt man erst sehr spät, und die Art seines Todes wirft dann ein ganz neues Licht auf manche Kapitel. Das ist gekonnt konstruiert, ohne dass es zu bemüht oder effekthascherisch wirkt. Auch sprachlich konnte mich das Buch mühelos überzeugen. Der Stil ist knapp, der Autor findet Bilder, die so prägnant sind, dass man erst einmal tief Luft holt. Mir wird zum Beispiel immer das leise Ticken eines sich drehenden Rades in einer totenstillen Wohnung in Erinnerung bleiben – ein schlichtes, mehrfach wiederkehrendes Bild, das im Kontext sehr viel über das Wesen der Trauer sagt. Oder kurze Episoden wie diese: “Beim Saubermachen stieß ich ein Buch, in dem er gelesen hatte, von der Fensterbank. Auf dem Fußboden fiel das Lesezeichen heraus. Darüber habe ich eine Stunde lang geheult. Weil ich nun nicht mehr wusste, auf welcher Seite er gewesen war.” (Zitat) Aber auch für die positiven Dinge findet Zantingh Bilder ohne Kitsch: Für die zahllosen schönen Erinnerungen, die schon versprechen, bald zu einem kostbaren Erbe zu werden. Für die zaghafte Hoffnung. Für das Luftholen und Weiterleben. Ich denke an eine bestimmte Stelle ganz am Ende – aber die möchte ich hier nicht vorwegnehmen, sie entfaltet ihre Wirkung meines Erachtens erst, wenn man vorher die volle Bandbreite der möglichen Emotionen durchlaufen hat. Ein leiser Kritikpunkt: Nur gelegentlich kamen mir die “Stimmen” verschiedener Charaktere auf einmal stilistisch zu ähnlich vor, dann hatte ich immer das Gefühl, den Autor zu hören und nicht die Figur. Meist gelingt es ihm aber, die unterschiedlichen Persönlichkeiten deutlich hervorzustreichen. Fazit: “Nach Mattias” ist ein leises Buch über die Trauer, das indes nie schmalzig auf die Tränendrüsen drückt. Vor allem gibt es dem Leser einen kleinen Einblick in die unzähligen, verästelten Verbindungen von Mensch zu Mensch, über die jede noch so kleine Handlung und jedes noch so nichtige Erlebnis ein Echo hervorrufen. Der Schmetterlingseffekt, einmal als Widerhall und Wirkung der Trauer betrachtet. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Blog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-peter-zantingh-nach-mattias/
Nach Mattias ist ein Buch, über das ich viel Gutes gelesen hatte, und von dem einige Leser*innen in meiner Umgebung sehr begeistert waren. Daher dachte ich mir, ich probiere es einfach mal, vielleicht liegt es mir ja auch. Leider hat mich dieses Buch gar nicht erreicht. Das Konzept einen verstorbenen Menschen durch die Augen derer zu zeigen, die im Leben mit ihm zu tun hatten fand ich durchaus interessant, aber für mich ist das Konzept nicht so richtig aufgegangen. Vielleicht auch, weil ich Mattias schon nach dem ersten Kapitel nicht so richtig mochte. Wäre er jemand gewesen, der mich bei der ersten Betrachtung berührt. Wäre ich vielleicht mehr dabei gewesen. So war es für mich aber nur eine Aneinanderreihung von kurzen Einblicken in das Leben verschiedener Menschen. Geschrieben waren diese durchaus gut, aber wie gesagt, mich hat es nicht erreicht. Daher würde ich das Buch jetzt nicht unbedingt weiterempfehlen. Für mich war es einfach nichts.
Hat leider mehr versprochen, als es herausgeholt hat. Die Idee fande ich toll, Anfang und Ende haben mich auch echt mitgenommen. Aber zwischendrin war es mir zu wirr, es gab teilweise kaum Anknüpfungspunkte an den eigentlichen Progtagonisten, Mattias, um den sich die einzelnen Kapitel aus Perspektive von Bekannten und Verwandten drehen (sollen).
Mattias ist tot - und er hat Spuren hinterlassen. Die Menschen, die ihm nahestanden oder aber solche, die ihn nur flüchtig kannten oder sogar gar nicht, sind die Hauptpersonen dieses einfühlsamen Romans. Den titelgebenden Mattias lernen wir nur in der Retrospektive, in der Gedankenwelt seiner Angehörigen, Bekannten und Freunde, kennen. Jedes Kapitel ist aus einer anderen Perspektive erzählt. Die Figuren reflektieren sich und ihre Lebenssituation - nach Mattias, ohne ihn. Da wäre seine Lebensgefährtin Amber (die als einzige Figur zwei Kapitel bekommt, die das Buch umrahmen), sein bester Freund Quentin, seine Großeltern Riet und Hendrik, seine Mutter Kristianne. Aber auch Menschen wie Issam, der Mattias nur über das Internet kannte (meine “Lieblingsfigur” übrigens) oder Chris, der eigentlich nur durch den Trauerprozess von Quentin in den Kosmos um Mattias eingetreten ist. Insgesamt sind es 8 Erzähler. Für jede der Figuren hat der Tod von Mattias andere Konsequenzen und alle sind durch dieses traurige Ereignis miteinander verbunden. Wie Zahnräder greifen ihre Leben ineinander. Ihr Leben verändert sich, weil ein Mensch nicht mehr da ist. Diesen Aspekt finde ich das Interessante an dem Buch: was verändert unser Sein oder eben Nicht-Sein auf dieser Welt? Wie jeder individuell mit Trauer und der großen Lücke umgeht, die entsteht, wenn ein Mensch fehlt, darum geht es in "Nach Mattias". Die Erzählungen der Figuren umkreisen den abwesenden Mattias wie Planeten einen Fixstern. Dadurch macht sich der Leser ein immer besseres Bild von Mattias, aber auch von seinem Umfeld, den Hinterbliebenen, denen, die mit ihm verbunden waren. Der Leser fragt sich, was eigentlich mit Mattias passiert ist - war es ein Unfall, eine Krankheit, Selbstmord oder etwas anderes? Ganz am Ende fügen sich die Puzzleteile zusammen, wir erfahren wie Mattias ums Leben gekommen ist und was die einzelnen Erzähler damit zu tun haben. In die Reflexionen der Angehörigen fließen viele Betrachtungen über unsere momentane moderne Lebenswelt - "Nach Mattias" ist Gegenwart pur! Der Serien-Streaming-Dienst, die bekanntesten sozialen Netzwerke, Computerspiele, die Omnipräsenz und moderne Abhängigkeit von Smartphones, Sport und Selbstoptimierung, aber auch der Klimawandel, Integration von Flüchtlingen bzw. die Flüchtlingskrise im Mittelmeer: Präsente Dinge unseres Alltags(er)lebens, aber auch drängende politisch-soziale Fragen unserer Zeit werden hier literarisch verarbeitet. Dieser Roman hat mich tief berührt. Einfach die Tatsache, dass ein junger Mensch gestorben, “von der Bildfläche verschwunden” ist und so vielfältige Spuren in den Herzen und Köpfen anderer Menschen hinterlassen hat. Jede Figur im Buch hat ihr eigenes Leben, aber "nach Mattias" ist es doch anders als zuvor. Und egal, ob es einfach der ausbleibende Online-Austausch über ein PC-Spiel ist oder die unfassbare Lücke, die der Tod des eigenen Partners, Kindes oder Enkelkindes hinterlässt: Mattias fehlt auf dieser verrückten Welt, die ohne ihn eine andere ist: “nach Mattias” eben.
Make no little plans – was Menschen uns hinterlassen „Nach Mattias“ ist der neue Roman des Niederländers Peter Zantingh. Erschienen ist er im Diogenes Verlag und wurde von Hanni Ehlers ins Deutsche übersetzt. Es ist bereits Zantinghs viertes Buch, jedoch das erste, das auch auf Deutsch erscheint. Es erschien bereits 2018 in den Niederlanden. Inhaltsangabe des Verlags: Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Erinnerung zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen. Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ unerwartetes Verschwinden auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Mutes, sich dem Leben jeden Tag vorbehaltlos hinzugeben. Mattias ist tot. Wir wissen nicht, wie lange schon, wir wissen nicht, warum. Zwischen den Zeilen schwelt es: Es muss plötzlich gewesen sein, unerwartet. Und es muss schlimm gewesen sein. Wobei – das ist es irgendwie ja auch immer? Trotzdem hatte ich unterschwellig das Gefühl, dass es hier noch schlimmer als schlimm war, weil Mattias so plötzlich aus seinem Leben gerissen wurde – und eben auch aus dem Leben der anderen. Lange kann Mattias’ Tod noch nicht her sein. Amber, seine Freundin, nimmt noch Pakete in der gemeinsamen Wohnung an. Mattias hatte sich gerade noch ein neues Fahrrad bestellt. Wie schmerzhaft es sein muss, noch Post für Verstorbene anzunehmen, lässt sich nur erahnen. Amber fällt ein Buch runter, das Mattias las bevor er verstarb. Dabei fällt das Lesezeichen heraus und Amber weiß nun nicht mehr, wo Mattias im Buch war und muss stundenlang weinen. Die einzelnen Kapitel erzählen aus immer anderen Perspektiven durch die Zeit nach Mattias über die Zeit mit Mattias. Amber, die Freundin, Quentin, sein guter Freund und fast Geschäftspartner, Issam, seine Internetbekanntschaft, die Großeltern, seine Mutter – aber auch Personen, die Mattias gar nicht persönlich kannten und trotzdem durch seinen Tod beeinflusst wurden. Peter Zantingh beschreibt diese Zeit nach Mattias’ Tod sehr wahrhaftig und nah. Das Buch erzählt, wie unterschiedlich Menschen trauern können, was ihnen hilft oder auch nicht. „Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen.“ (S. 7) Trotz der recht traurigen Thematik hinterließ es aber bei mir eine gewisse Wärme und auch Trost. Zu lesen, wie sich Menschen an den Verstorbenen erinnern, wie er in ihnen weiterlebt, zum Beispiel in Gewohnheiten, die sie durch ihn übernommen haben. Mattias’ Freude, Neugier und sein Tatendrang hallen in vielen Zeilen nach und lässt die Hinterbliebenen die eigene Trägheit, Faulheit oder Unsicherheit hinterfragen. „Mit Mattias war es, als könnten Tage und Stunden ausgedehnt werden, so dass immer noch etwas anderes hineinpasste…“ (S. 25) Der Klappentext zu „Nach Mattias“ suggerierte mir im ersten Moment, dass es ein Buch über Trauer ist. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte, denn eigentlich ist es viel mehr ein Buch über das Danach, über das, was Menschen hinterlassen. Nicht an Dingen, sondern wie sie auf andere eingewirkt, welche Spuren sie im Leben anderer hinterlassen haben. Ein tolles episodenhaftes Buch für alle, die sich mehr mit dem Thema Trauer und Hinterbliebene auseinandersetzen wollen. Die Playlist zum Buch, die Mattias in seinem geplanten Café spielen wollte, findet sich hier: http://suan.fm/mix/HJWP0T8qH