Maman
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Sylvie Schenk veröffentlichte Lyrik auf Französisch und schreibt seit 1992 auf Deutsch. Sie lebt bei Aachen und in La Roche-de-Rame, Hautes-Alpes. Bei Hanser erschienen ihre Romane Schnell, dein Leben (2016), Eine gewöhnliche Familie (2018), Roman d'amour (2021) und Maman (2023).
Beiträge
Kurzweilig und gut.
Beeindruckend und berührend geschrieben, schonungslos und klar in der Erzählung... mir hat das Buch sehr gefallen! Es war zu Recht auf der Shortlist des Buchpreises 2023!
Eine familiäre Spurensuche, die ich gerne verfolgt habe. Mir hat jedoch das gewisse Etwas gefehlt. Nett zu lesen, aber kein Highlight.
Unglückliche Kinder, unglückliche Mütter
Sylvie Schenk lässt kein gutes Haar an ihrer Mutter. Dies ist einerseits nachvollziehbar, denn die Schilderungen von Sylvie und ihren Geschwistern lassen auf eine kühle, distanzierte und lieblose Beziehung zwischen ihnen und der Mutter Cécile schließen. Ich konnte die allgegenwärtige Enttäuschung gut nachvollziehen, denn die Erfahrungen der fünf Geschwister zeugen von viel Ungesagtem, vielen Versuchen aber auch Resignation. Nicht leicht war es trotzdem, das fast ausschließlich negative Bild von Cécile nachzuzeichnen, welches ebenfalls aus Kindersicht projektiert wird. Dass sich Sylvie Schenk aufgrund der einseitigen Sicht für eine Erzählperspektive entscheidet, die zwar mit „eventuell“, „vielleicht“ oder „ich glaube“ arbeitet und diese Wissens-Lücke selbst von der Autorin angesprochen wird, täuscht nicht über Folgendes hinweg: Die Erzählstimme inszeniert sich stets als Begleiterin der Mutter, Beobachterin der (autofiktionalen) Situation und bekommt dadurch einen übergriffigen Charakter und einen nicht vorhandenen Wahrheitsanspruch. Kann man wissen, was die Mutter im Ehebett gefühlt hat? Ist es möglich, dass sie fast nie echte Freude fühlen konnte, sondern stets eine Maske aufsetzte? Hat sie wirklich so viele Dinge nicht gesehen oder nicht sehen wollen oder hatte diese Mauer andere, menschlichere Gründe? In so einem persönlichen Text ist es natürlich absolut legitim, solch selektive Erinnerungen auszuwählen. Diese Entscheidung ist auch ein Zeichen des schlechten Verhältnisses von Mutter und Kind(ern). Für mich als Leserin und somit ebenfalls Beobachterin war es jedoch sehr hilfreich, etwas über Céciles schweren Start ins Leben, die einsame Jugend und das Erwachsenenleben im Zwang der Gesellschaftsordnung zu erfahren. Ich konnte durch diese Außensicht die Härte der Mutter gut nachvollziehen und sie als Person somit auch etwas weicher wahrnehmen. Am Ende zeigt der Text von Sylvie Schenk, dass unglückliche Kinder auch oft unglückliche Mütter werden und dass diese Art von Tragik sich oft wie ein Schleier über kommende Generationen legt.
"Wir haben nie mit Maman zusammen gespielt, nie gelacht, nie gesungen,nie Geburtstag gefeiert, sie hat uns nie vorgelesen oder Geschichten erzählt, nichts von dem getan, was man nun mal mit Kindern macht." "Ihr Leben war ein Mosaik aus kleinen Handgriffen. Aber uns wird sie immer durch die Finger gleiten, eine sich entziehende Mutter. Ihre Welt war unmittelbar und klein und fand drinnen statt." Woher komme ich, wer bin ich und wer werde ich sein. Was macht eine Mutter zu einer guten Mutter? Wie beeinflusst unsere eigene Kindheit das Verhalten unseren eigenen Kindern gegenüber? Auf der Suche nach der Vergangenheit der eigenen Mutter. Fragen, die nie gestellt und beantwortet wurden. Ein schweres und unbequemes Thema geistreich und poetisch in Worte gefasst. Ich bin gespannt, ob es "Maman" auf die Shortlist schafft
„Den Ring meiner Mutter habe ich natürlich nicht vergessen, ich habe ihn nicht einfach zwischen den Zeilen meines Textes liegen lassen.“ Ich mag nicht komplett verzückt sein, doch mir gefielen fantasievolle Sätze wie obiger bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Mutter.
Eine interessante Art sich über seine Herkunft bewusst zu werden. Mutige Arbeit und lesenswerte Geschichte . Sehr kurze Kapitel und teilweise Sprünge in der Erzählung. Es lässt sich dennoch gut folgen.
S.119 „Meine Mutter darf mir nicht ins Nichts oder ausschließlich in ihren Frust und Hass abdriften, mein Text darf auch kein „luftiger Sarg aus Worten“ werden, er ist meine erste und letzte Umarmung. Schreiben. Streicheln. Festhalten.“ Einen ganz besonderen Weg hat Sylvie Schenk hier gefunden, um sich der verstorbenen Mutter anzunähern. Auf zarter, sensibler und einfühlsame Art versucht sie herauszufinden, wer ihre Mutter war. Ganz dicht und sehr poetisch erzählt, erinnert sie sich - mal alleine, mal mit ihren Geschwistern oder ihrer Cousine. Dabei versucht sie die Vergangenheit ihrer Mutter zu rekonstruieren, wechselt die Perspektive, reicht ihrer Mutter Gegenstände, erinnert sich auf persönliche Art. Auch wenn ich merke, dass „Maman“ keine Zärtlichkeiten mit ihren Kindern ausgetauscht hat und lieber „mit der Wäsche“ gesprochen hat, spüre ich doch sehr viel Verständnis und Liebe, beobachte, wie traumatisch die Kindheit der Mutter war und spüre, dass ihr Verhalten als Mutter, die wohl ihr einzig mögliche war. Wirklich bezaubernd und feinfühlig. Schmales Buch voller schöner Worte. S.9 „Der Text wird gespickt sein mit den mir unbeliebten Adverbien „wahrscheinlich“ und „vielleicht“, es wird ein approximativer Text sein, ein sich annähernder Text. Ich habe früh gespürt, dass das Rätsel um ihre Herkunft das Leben meiner Mutter ausgehöhlt hat, eine mittelalterliche Tropfenfolter.“ S.102 „Die steife, gleichgültige Mutter war also beim jüngsten Kind weicher geworden, hatte mit Ende vierzig wieder Freude gespürt, es gab warme Gefühle zwischen ihr und dem Kind.“ S.106 „Jeder ist Opfer und Täter - hinter dem Täter versteckt sich ein Opfer - wer Mutter oder Vater als Opfer sieht, glaubt sein Leben lang, Opfer bringen zu müssen.“
Eine interessante Familiengeschichte
Sylvie Schenk versucht, das Leben ihrer Mutter und Großmutter zu finden. Dabei wird ihr eigenes Leben gut mit eingewoben. Gut gefallen haben mir die kurzen Geschichten. Dadurch konnte ich das Buch gut lesen. Es war interessant, wie immer mehr über die Mutter und ihr Verhalten-auch die Ursachen, die das Verhalten herbeigeführt haben, bekannt wurde. Bis zum Ende ein gut zu lesendes und interessantes Buch.
Ein wundervolles Buch!
„Maman hat uns in die Welt gesetzt und wild wachsen lassen wie Unkraut.“ (S. 11) Eine Liebeserklärung der besonderen Art an eine Mutter, die außergewöhnlich ist. Sylvie Schenk hat sich auf eine Reise begeben und wir dürfen ihr folgen Dank des „Textes“, den sie geschrieben hat. Mit einer unglaublichen Sensibilität taucht sie in das Leben ihrer Mutter ein, in das Sterben der Großmutter, auch in die Pflegemutter. Ein wunderschönes Buch! Zurecht auf der Shortlist des deutschen Buchpreises.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Sylvie Schenk veröffentlichte Lyrik auf Französisch und schreibt seit 1992 auf Deutsch. Sie lebt bei Aachen und in La Roche-de-Rame, Hautes-Alpes. Bei Hanser erschienen ihre Romane Schnell, dein Leben (2016), Eine gewöhnliche Familie (2018), Roman d'amour (2021) und Maman (2023).
Beiträge
Kurzweilig und gut.
Beeindruckend und berührend geschrieben, schonungslos und klar in der Erzählung... mir hat das Buch sehr gefallen! Es war zu Recht auf der Shortlist des Buchpreises 2023!
Eine familiäre Spurensuche, die ich gerne verfolgt habe. Mir hat jedoch das gewisse Etwas gefehlt. Nett zu lesen, aber kein Highlight.
Unglückliche Kinder, unglückliche Mütter
Sylvie Schenk lässt kein gutes Haar an ihrer Mutter. Dies ist einerseits nachvollziehbar, denn die Schilderungen von Sylvie und ihren Geschwistern lassen auf eine kühle, distanzierte und lieblose Beziehung zwischen ihnen und der Mutter Cécile schließen. Ich konnte die allgegenwärtige Enttäuschung gut nachvollziehen, denn die Erfahrungen der fünf Geschwister zeugen von viel Ungesagtem, vielen Versuchen aber auch Resignation. Nicht leicht war es trotzdem, das fast ausschließlich negative Bild von Cécile nachzuzeichnen, welches ebenfalls aus Kindersicht projektiert wird. Dass sich Sylvie Schenk aufgrund der einseitigen Sicht für eine Erzählperspektive entscheidet, die zwar mit „eventuell“, „vielleicht“ oder „ich glaube“ arbeitet und diese Wissens-Lücke selbst von der Autorin angesprochen wird, täuscht nicht über Folgendes hinweg: Die Erzählstimme inszeniert sich stets als Begleiterin der Mutter, Beobachterin der (autofiktionalen) Situation und bekommt dadurch einen übergriffigen Charakter und einen nicht vorhandenen Wahrheitsanspruch. Kann man wissen, was die Mutter im Ehebett gefühlt hat? Ist es möglich, dass sie fast nie echte Freude fühlen konnte, sondern stets eine Maske aufsetzte? Hat sie wirklich so viele Dinge nicht gesehen oder nicht sehen wollen oder hatte diese Mauer andere, menschlichere Gründe? In so einem persönlichen Text ist es natürlich absolut legitim, solch selektive Erinnerungen auszuwählen. Diese Entscheidung ist auch ein Zeichen des schlechten Verhältnisses von Mutter und Kind(ern). Für mich als Leserin und somit ebenfalls Beobachterin war es jedoch sehr hilfreich, etwas über Céciles schweren Start ins Leben, die einsame Jugend und das Erwachsenenleben im Zwang der Gesellschaftsordnung zu erfahren. Ich konnte durch diese Außensicht die Härte der Mutter gut nachvollziehen und sie als Person somit auch etwas weicher wahrnehmen. Am Ende zeigt der Text von Sylvie Schenk, dass unglückliche Kinder auch oft unglückliche Mütter werden und dass diese Art von Tragik sich oft wie ein Schleier über kommende Generationen legt.
"Wir haben nie mit Maman zusammen gespielt, nie gelacht, nie gesungen,nie Geburtstag gefeiert, sie hat uns nie vorgelesen oder Geschichten erzählt, nichts von dem getan, was man nun mal mit Kindern macht." "Ihr Leben war ein Mosaik aus kleinen Handgriffen. Aber uns wird sie immer durch die Finger gleiten, eine sich entziehende Mutter. Ihre Welt war unmittelbar und klein und fand drinnen statt." Woher komme ich, wer bin ich und wer werde ich sein. Was macht eine Mutter zu einer guten Mutter? Wie beeinflusst unsere eigene Kindheit das Verhalten unseren eigenen Kindern gegenüber? Auf der Suche nach der Vergangenheit der eigenen Mutter. Fragen, die nie gestellt und beantwortet wurden. Ein schweres und unbequemes Thema geistreich und poetisch in Worte gefasst. Ich bin gespannt, ob es "Maman" auf die Shortlist schafft
„Den Ring meiner Mutter habe ich natürlich nicht vergessen, ich habe ihn nicht einfach zwischen den Zeilen meines Textes liegen lassen.“ Ich mag nicht komplett verzückt sein, doch mir gefielen fantasievolle Sätze wie obiger bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Mutter.
Eine interessante Art sich über seine Herkunft bewusst zu werden. Mutige Arbeit und lesenswerte Geschichte . Sehr kurze Kapitel und teilweise Sprünge in der Erzählung. Es lässt sich dennoch gut folgen.
S.119 „Meine Mutter darf mir nicht ins Nichts oder ausschließlich in ihren Frust und Hass abdriften, mein Text darf auch kein „luftiger Sarg aus Worten“ werden, er ist meine erste und letzte Umarmung. Schreiben. Streicheln. Festhalten.“ Einen ganz besonderen Weg hat Sylvie Schenk hier gefunden, um sich der verstorbenen Mutter anzunähern. Auf zarter, sensibler und einfühlsame Art versucht sie herauszufinden, wer ihre Mutter war. Ganz dicht und sehr poetisch erzählt, erinnert sie sich - mal alleine, mal mit ihren Geschwistern oder ihrer Cousine. Dabei versucht sie die Vergangenheit ihrer Mutter zu rekonstruieren, wechselt die Perspektive, reicht ihrer Mutter Gegenstände, erinnert sich auf persönliche Art. Auch wenn ich merke, dass „Maman“ keine Zärtlichkeiten mit ihren Kindern ausgetauscht hat und lieber „mit der Wäsche“ gesprochen hat, spüre ich doch sehr viel Verständnis und Liebe, beobachte, wie traumatisch die Kindheit der Mutter war und spüre, dass ihr Verhalten als Mutter, die wohl ihr einzig mögliche war. Wirklich bezaubernd und feinfühlig. Schmales Buch voller schöner Worte. S.9 „Der Text wird gespickt sein mit den mir unbeliebten Adverbien „wahrscheinlich“ und „vielleicht“, es wird ein approximativer Text sein, ein sich annähernder Text. Ich habe früh gespürt, dass das Rätsel um ihre Herkunft das Leben meiner Mutter ausgehöhlt hat, eine mittelalterliche Tropfenfolter.“ S.102 „Die steife, gleichgültige Mutter war also beim jüngsten Kind weicher geworden, hatte mit Ende vierzig wieder Freude gespürt, es gab warme Gefühle zwischen ihr und dem Kind.“ S.106 „Jeder ist Opfer und Täter - hinter dem Täter versteckt sich ein Opfer - wer Mutter oder Vater als Opfer sieht, glaubt sein Leben lang, Opfer bringen zu müssen.“
Eine interessante Familiengeschichte
Sylvie Schenk versucht, das Leben ihrer Mutter und Großmutter zu finden. Dabei wird ihr eigenes Leben gut mit eingewoben. Gut gefallen haben mir die kurzen Geschichten. Dadurch konnte ich das Buch gut lesen. Es war interessant, wie immer mehr über die Mutter und ihr Verhalten-auch die Ursachen, die das Verhalten herbeigeführt haben, bekannt wurde. Bis zum Ende ein gut zu lesendes und interessantes Buch.
Ein wundervolles Buch!
„Maman hat uns in die Welt gesetzt und wild wachsen lassen wie Unkraut.“ (S. 11) Eine Liebeserklärung der besonderen Art an eine Mutter, die außergewöhnlich ist. Sylvie Schenk hat sich auf eine Reise begeben und wir dürfen ihr folgen Dank des „Textes“, den sie geschrieben hat. Mit einer unglaublichen Sensibilität taucht sie in das Leben ihrer Mutter ein, in das Sterben der Großmutter, auch in die Pflegemutter. Ein wunderschönes Buch! Zurecht auf der Shortlist des deutschen Buchpreises.