Roman d’amour
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Sylvie Schenk veröffentlichte Lyrik auf Französisch und schreibt seit 1992 auf Deutsch. Sie lebt bei Aachen und in La Roche-de-Rame, Hautes-Alpes. Bei Hanser erschienen ihre Romane »Schnell, dein Leben« (2016), »Eine gewöhnliche Familie« (2018), »Roman d'amour« (2021) und »Maman« (2023).
Beiträge
Roman einer Affaire, die Folgen für das Leben aller Beteiligten hat. Ich hatte mir ein bisschen mehr versprochen und mich leider zwischendurch gelangweilt, das (überraschende) Ende hat mir aber wiederum sehr gut gefallen.
„Roman d‘ amour“ von Sylvie Schenk Darum geht es: Charlotte Moire hat einen Roman über eine Affäre geschrieben, die sie vor Jahrzehnten mit einem verheirateten Mann hatte. Aus der Erinnerung an Verlangen und Leidenschaft ist Fiktion geworden. Nun aber sitzt ihr, der über Siebzigjährigen, eine beharrlich insistierende Interviewerin gegenüber, vor der sie immer wieder abstreiten muss, diese Geschichte selbst erlebt zu haben. Immer schwerer fällt es Charlotte in ihren Auskünften, zwischen Werk und eigenem Leben zu unterscheiden. Unmerklich fließen die Geschichten zweier Frauen ineinander, die nichts miteinander zu tun haben sollen und doch viel gemein haben. Vielen Dank für diese Leserunde an @gemeinsam.lesen und den #buddyread an @anninaarau. „Roman d’amour“ ist ein etwas anderer Liebesroman. Er geht allerdings nicht um das Verliebt-Sein, sondern um die vielen Facetten der Liebe – hier speziell um Ehebruch und in Anbetracht dessen um die schwierigen Seiten der Liebe. Ich habe sehr lange gebraucht, um in das Buch zu kommen. Das hat einmal an dem Schreibstil gelegen, und zum anderen an den wenig sympathische Protagonisten. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt: Das Interview verschwimmt immer mehr mit den Rückblenden des eigentlich Erlebten und Zitaten aus dem Buch. Charlotte und die Journalistin begegnen sich wie bei einem Duell, der Leer fragt sich warum dem so ist. Und beide wirken dabei durchweg unsympathisch. Ich fand es interessant zu lesen, da es so Abseits meiner Komfortzone ist. Aber ich kann nicht sagen, dass es mir gefallen hat. 3 von 5 Sterne *Unbezahlte Reklame* wegen Markenerkennung und Verlinkung | Cover- und Klappentextrechen liegen beim Hanser Verlag | Buch selbst gekauft
“Manchmal sind Worte wie Laternen, sie beleuchten das Gesicht des Sprechenden.“ Und wenn das auch für das geschriebene Wort gilt, dann müsste dieses Buch leuchten und wahnsinnig hell strahlen. Ich habe jedes davon geliebt ♥️
Ein ungewöhnliches, fesselnd geschriebenes Buch. Eine Autorin wird anläßlich der bevorstehenden Preisverleihung für ihren neuesten Roman interviewt. In dieses Gespräch – das auch einen Ringkampf mit der Interviewerin darstellt – sind die Romanhandlung und eine Liebesgeschichte, die die Autorin vor 25 Jahren erlebte, eingewoben.
Liebesroman. So lautet der Titel dieses Buchs und auch der Titel des Buchs, welches die Protagonistin Charlotte Moire geschrieben hat. Ihre Verlegerin ist begeistert, dass Romantitel dem Genrenamen entspricht. So beginnen die Verwebungen gleich auf dem Buchcover dieses kleinen Büchleins, es wird noch vernetzter, wenn man eintaucht in die drei Handlungsebenen, die uns Sylvie Schenk präsentiert. Charlotte Moire, mittlerweile über 70 Jahre alt, wird nämlich zu einer Literaturpreisverleihung für ihr Werk auf eine Nordseeinsel eingeladen und gibt am Nachmittag vor der Veranstaltung noch ein Interview in einer Hotellobby. Geführt wird das Interview von einer sehr eindringlichen und fast schon verbal übergriffigen Journalistin. Sie fragt so gezielt und persönlich nach, dass Charlotte immer mehr an die reale Geschichte zurückdenken muss, die ihrem Liebesroman zugrunde liegt. Sie hatte nämlich eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verbrachte mit ihm eine intensive Romanze in einem Irland-Urlaub. Zunehmend verwischen somit ihr eigentlicher Roman mit ihren Erinnerungen und der Situation in der Lobby. Das ist ziemlich clever konzipiert und hervorragend geschrieben. Das Buch hat einiges in mir ausgelöst, was mich total überrascht hat, denn ich mit eher mit geringen Erwartungen ans Lesen gegangen. Interessant fand ich vor allem, wie unterschiedlich ich die drei Ebene gelesen habe. Während der eigentliche Roman rund um Lew für mich Fiktion war, die ich eher ungeduldig aufnahm in der Hoffnung, dass es bald mit Ludo und Charlotte in Irland und vor allem Charlotte und Interviewerin weitergehe. Dabei ist das ja auch nur Fiktion. Aber mein Leserhirn macht da Abstufungen, was ich als real empfinde. Dann verstehe ich auch eher, warum so viele Leser/innen diese innigen Beziehungen zu ihren Figuren knüpfen, es ihnen sogar wichtig ist, ob ein Charakter sympathisch oder unsympathisch im Buch ist. Aber hier bin ich auch in die Falle getappt, dass ich in der Fiktion einen Wahrheitsgehalt und eine Authentizität gesehen, die es tatsächlich gar nicht geben kann. In wie weit können wir als Leser uns denn anmaßen, eine Figur in einem 130 Seiten Büchlein zu analysieren, um ihr Verhalten zu verstehen? „Diese Personen sind meine Kopfgeburten, zwangsläufig sind sie von mir geprägt, tragen Züge von mir, sogar der männliche Protagonist ist Teil von mir. In jedem Buch erfinde ich mich und Menschen, die mir nahe sind, neu.“ sagt die Charlotte an einer Stelle zu der Journalistin als das Interview immer mehr zu einer psychologischen Kriegsführung mit gespielter Freundlichkeit wird. Die Interviewerin stand lange für mich als Symbol für eine neugierige Leserschaft, die immer mehr über eine Figur und eine Geschichte wissen will, als das Buch und die Autorin es hergeben. Charlotte entgleitet die Deutungshoheit über ihre Geschichte durch die insistierenden Fragen der Journalistin. Obwohl sie es nicht will, verschwindet der fiktive Lew plötzlich hinter ihrem realen Ludo, den sie so geliebt hatte. Warum ist das eigentlich in der Literatur so extrem, dass es der Leserschaft wichtig ist, ob ein Werk autobiographisch ist? Der Alter Ego des Schriftstellers, die Mary Sue der Schriftstellerin: warum ist das so wichtig für uns Leserschaft? Gewinnt ein Buch dann an Qualität, weil es echter ist (kann man den Begriff „echt“ überhaupt steigern?)? Diese Frage hat ich mir in dieser Form noch nie so gestellt. Warum fragt man bei einem Komponisten nicht, ob seine Musik autobiografisch ist? Diese im Buch gestellte Frage fand ich interessant. Bei den Lyrics ist das etwas anderes, da wird die Frage schon gestellt. Was sagt das generell über die Ausdrucksmöglichkeiten eines Künstlers aus? Macht es Schriftsteller/innen ganz besonders verletzlich, denn der Blick in ihre Seelen sind durch die Wörter viel klarer als das eine Musiknote oder Pinselstrich bewerkstelligen können. Der Schluss ist dann noch besonders raffiniert und geht schon fast in Richtung Psychothriller. Ein wirklich unerwartet gutes Buch, welches man auf verschiedene Arten lesen kann: rein als Liebesroman oder als Psychokammerspiel oder als Reflexion über den eigenen Umgang mit fiktiven Figuren oder einfach nur zwecks guter Unterhaltung.
Ein interessantes kleines Buch. Etwas vergleichbares habe ich bisher noch nicht gelesen. Ein durchaus außergewöhnliches Konzert. Das Buch ist ein Interview zu einer Geschichte in der Geschichte die eine tragische Liebe beschreibt. Und einen kleinen Twist gibt es am Ende auch, der die Geschichte sehr rund macht, wie ich finde.
Der Roman d’amour ist ein feines Stück Literatur, der mit Literatur spielt, indem er nicht nur oder nur vordergründig ein Liebesroman über eine Mann-Frau-Beziehung ist, sondern eigentlich ein Roman, der die Liebe zur Literatur und ihre Möglichkeiten reflektiert. Die Protagonistin Charlotte hat einen Roman über eine Affäre geschrieben. Passagen aus diesem Roman-im-Roman kann der Leser immer wieder verfolgen und so entsteht bereits im Konstrukt der Metafiktion ein anspruchsvolles Spiel mit den Ebenen, die sich immer mehr vermischen und verweben und vom Leser nur mit viel Konzentration getrennt werden können. Dass diese Trennung zunehmend schwieriger gerät, liegt auch an der Antagonistin Frau Sittich, einer Journalistin, die Charlotte im Hinblick auf eine anstehende Preisverleihung interviewt und immer wieder nahelegt, dass Charlotte und die Hauptfigur des Romans-im-Roman ein und dieselbe Person seien bzw. Charlotte persönliche Erlebnisse in ihrem Roman verarbeitet. Natürlich ist dies unprofessionell und widerspricht der grundsätzlichen literaturwissenschaftlichen Separierung von Autor und Erzählinstanz, in der Art und Weise wie Charlotte agiert und reagiert, kann dem Leser aber durchaus der Gedanke kommen, dass der Leser durch den Roman zu einem Bruch mit dieser Grundlage verführt werden soll – was natürlich in Anbetracht der Tatsache, dass auch Charlotte ja nur eine fiktionale Autorin ist ein sehr spannendes Gedankenspiel wird. Gleichzeitig entsteht in der Auseinandersetzung der Frauen fast eine Kammerspiel-Atmosphäre, die in der Figurenzeichnung von Charlottes einseitiger Wahrnehmung bestimmt wird und die Journalistin von Anfang an in einem negativen Licht erscheinen lässt. So oder so ist Roman d’amour ein sehr präziser, sehr dichter und sehr gut konzipierter längerer Kommentar auf autofiktionale Texte und auf Selbstreflexion, auf die schreibende Aufarbeitung von emotionalen Verletzungen und die Beziehung von Autor und Werk. All dies ist in den 128 Seiten gut angelegt, dass einzige, was stört ist, dass Schenk in ihrem Text manchmal Erkenntnisse ausspricht, zu denen der Leser besser selbst gekommen wäre (eben die Auseinandersetzung mit der Autofiktion oder der bedeutungsschwere Nachname der Journalistin). Besonders gelungen ist das Ende, das ein großartiges Echo auf den Einsatz von Wetterphänomenen in der Literatur darstellt und gleichzeitig noch einmal zeigt, zu welchen sprachlich virtuosen Höhenflügen die Autorin fähig ist. Gerade die letzten Seiten sind äußerst beeindruckend und schaffen außergewöhnliche Verbindungen. Konzeptionell und technisch ist der Roman sehr gelungen. Er bietet trotz seiner Kürze ausgesprochen viele Analyseansätze an und konnte mich auch auf dieser Ebene absolut packen. Allerdings – so paradox es klingen mag – hat mich die Liebe und die Emotion nicht ganz erreicht, sodass ich nicht bis in die letzte Faser meines Herzens begeistert bin.
Liebesroman. So lautet der Titel dieses Buchs und auch der Titel des Buchs, welches die Protagonistin Charlotte Moire geschrieben hat. Ihre Verlegerin ist begeistert, dass Romantitel dem Genrenamen entspricht. So beginnen die Verwebungen gleich auf dem Buchcover dieses kleinen Büchleins, es wird noch vernetzter, wenn man eintaucht in die drei Handlungsebenen, die uns Sylvie Schenk präsentiert. Charlotte Moire, mittlerweile über 70 Jahre alt, wird nämlich zu einer Literaturpreisverleihung für ihr Werk auf eine Nordseeinsel eingeladen und gibt am Nachmittag vor der Veranstaltung noch ein Interview in einer Hotellobby. Geführt wird das Interview von einer sehr eindringlichen und fast schon verbal übergriffigen Journalistin. Sie fragt so gezielt und persönlich nach, dass Charlotte immer mehr an die reale Geschichte zurückdenken muss, die ihrem Liebesroman zugrunde liegt. Sie hatte nämlich eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verbrachte mit ihm eine intensive Romanze in einem Irland-Urlaub. Zunehmend verwischen somit ihr eigentlicher Roman mit ihren Erinnerungen und der Situation in der Lobby. Das ist ziemlich clever konzipiert und hervorragend geschrieben. Das Buch hat einiges in mir ausgelöst, was mich total überrascht hat, denn ich mit eher mit geringen Erwartungen ans Lesen gegangen. Interessant fand ich vor allem, wie unterschiedlich ich die drei Ebene gelesen habe. Während der eigentliche Roman rund um Lew für mich Fiktion war, die ich eher ungeduldig aufnahm in der Hoffnung, dass es bald mit Ludo und Charlotte in Irland und vor allem Charlotte und Interviewerin weitergehe. Dabei ist das ja auch nur Fiktion. Aber mein Leserhirn macht da Abstufungen, was ich als real empfinde. Dann verstehe ich auch eher, warum so viele Leser/innen diese innigen Beziehungen zu ihren Figuren knüpfen, es ihnen sogar wichtig ist, ob ein Charakter sympathisch oder unsympathisch im Buch ist. Aber hier bin ich auch in die Falle getappt, dass ich in der Fiktion einen Wahrheitsgehalt und eine Authentizität gesehen, die es tatsächlich gar nicht geben kann. In wie weit können wir als Leser uns denn anmaßen, eine Figur in einem 130 Seiten Büchlein zu analysieren, um ihr Verhalten zu verstehen? „Diese Personen sind meine Kopfgeburten, zwangsläufig sind sie von mir geprägt, tragen Züge von mir, sogar der männliche Protagonist ist Teil von mir. In jedem Buch erfinde ich mich und Menschen, die mir nahe sind, neu.“ sagt die Charlotte an einer Stelle zu der Journalistin als das Interview immer mehr zu einer psychologischen Kriegsführung mit gespielter Freundlichkeit wird. Die Interviewerin stand lange für mich als Symbol für eine neugierige Leserschaft, die immer mehr über eine Figur und eine Geschichte wissen will, als das Buch und die Autorin es hergeben. Charlotte entgleitet die Deutungshoheit über ihre Geschichte durch die insistierenden Fragen der Journalistin. Obwohl sie es nicht will, verschwindet der fiktive Lew plötzlich hinter ihrem realen Ludo, den sie so geliebt hatte. Warum ist das eigentlich in der Literatur so extrem, dass es der Leserschaft wichtig ist, ob ein Werk autobiographisch ist? Der Alter Ego des Schriftstellers, die Mary Sue der Schriftstellerin: warum ist das so wichtig für uns Leserschaft? Gewinnt ein Buch dann an Qualität, weil es echter ist (kann man den Begriff „echt“ überhaupt steigern?)? Diese Frage hat ich mir in dieser Form noch nie so gestellt. Warum fragt man bei einem Komponisten nicht, ob seine Musik autobiografisch ist? Diese im Buch gestellte Frage fand ich interessant. Bei den Lyrics ist das etwas anderes, da wird die Frage schon gestellt. Was sagt das generell über die Ausdrucksmöglichkeiten eines Künstlers aus? Macht es Schriftsteller/innen ganz besonders verletzlich, denn der Blick in ihre Seelen sind durch die Wörter viel klarer als das eine Musiknote oder Pinselstrich bewerkstelligen können. Der Schluss ist dann noch besonders raffiniert und geht schon fast in Richtung Psychothriller. Ein wirklich unerwartet gutes Buch, welches man auf verschiedene Arten lesen kann: rein als Liebesroman oder als Psychokammerspiel oder als Reflexion über den eigenen Umgang mit fiktiven Figuren oder einfach nur zwecks guter Unterhaltung.
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AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Sylvie Schenk veröffentlichte Lyrik auf Französisch und schreibt seit 1992 auf Deutsch. Sie lebt bei Aachen und in La Roche-de-Rame, Hautes-Alpes. Bei Hanser erschienen ihre Romane »Schnell, dein Leben« (2016), »Eine gewöhnliche Familie« (2018), »Roman d'amour« (2021) und »Maman« (2023).
Beiträge
Roman einer Affaire, die Folgen für das Leben aller Beteiligten hat. Ich hatte mir ein bisschen mehr versprochen und mich leider zwischendurch gelangweilt, das (überraschende) Ende hat mir aber wiederum sehr gut gefallen.
„Roman d‘ amour“ von Sylvie Schenk Darum geht es: Charlotte Moire hat einen Roman über eine Affäre geschrieben, die sie vor Jahrzehnten mit einem verheirateten Mann hatte. Aus der Erinnerung an Verlangen und Leidenschaft ist Fiktion geworden. Nun aber sitzt ihr, der über Siebzigjährigen, eine beharrlich insistierende Interviewerin gegenüber, vor der sie immer wieder abstreiten muss, diese Geschichte selbst erlebt zu haben. Immer schwerer fällt es Charlotte in ihren Auskünften, zwischen Werk und eigenem Leben zu unterscheiden. Unmerklich fließen die Geschichten zweier Frauen ineinander, die nichts miteinander zu tun haben sollen und doch viel gemein haben. Vielen Dank für diese Leserunde an @gemeinsam.lesen und den #buddyread an @anninaarau. „Roman d’amour“ ist ein etwas anderer Liebesroman. Er geht allerdings nicht um das Verliebt-Sein, sondern um die vielen Facetten der Liebe – hier speziell um Ehebruch und in Anbetracht dessen um die schwierigen Seiten der Liebe. Ich habe sehr lange gebraucht, um in das Buch zu kommen. Das hat einmal an dem Schreibstil gelegen, und zum anderen an den wenig sympathische Protagonisten. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt: Das Interview verschwimmt immer mehr mit den Rückblenden des eigentlich Erlebten und Zitaten aus dem Buch. Charlotte und die Journalistin begegnen sich wie bei einem Duell, der Leer fragt sich warum dem so ist. Und beide wirken dabei durchweg unsympathisch. Ich fand es interessant zu lesen, da es so Abseits meiner Komfortzone ist. Aber ich kann nicht sagen, dass es mir gefallen hat. 3 von 5 Sterne *Unbezahlte Reklame* wegen Markenerkennung und Verlinkung | Cover- und Klappentextrechen liegen beim Hanser Verlag | Buch selbst gekauft
“Manchmal sind Worte wie Laternen, sie beleuchten das Gesicht des Sprechenden.“ Und wenn das auch für das geschriebene Wort gilt, dann müsste dieses Buch leuchten und wahnsinnig hell strahlen. Ich habe jedes davon geliebt ♥️
Ein ungewöhnliches, fesselnd geschriebenes Buch. Eine Autorin wird anläßlich der bevorstehenden Preisverleihung für ihren neuesten Roman interviewt. In dieses Gespräch – das auch einen Ringkampf mit der Interviewerin darstellt – sind die Romanhandlung und eine Liebesgeschichte, die die Autorin vor 25 Jahren erlebte, eingewoben.
Liebesroman. So lautet der Titel dieses Buchs und auch der Titel des Buchs, welches die Protagonistin Charlotte Moire geschrieben hat. Ihre Verlegerin ist begeistert, dass Romantitel dem Genrenamen entspricht. So beginnen die Verwebungen gleich auf dem Buchcover dieses kleinen Büchleins, es wird noch vernetzter, wenn man eintaucht in die drei Handlungsebenen, die uns Sylvie Schenk präsentiert. Charlotte Moire, mittlerweile über 70 Jahre alt, wird nämlich zu einer Literaturpreisverleihung für ihr Werk auf eine Nordseeinsel eingeladen und gibt am Nachmittag vor der Veranstaltung noch ein Interview in einer Hotellobby. Geführt wird das Interview von einer sehr eindringlichen und fast schon verbal übergriffigen Journalistin. Sie fragt so gezielt und persönlich nach, dass Charlotte immer mehr an die reale Geschichte zurückdenken muss, die ihrem Liebesroman zugrunde liegt. Sie hatte nämlich eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verbrachte mit ihm eine intensive Romanze in einem Irland-Urlaub. Zunehmend verwischen somit ihr eigentlicher Roman mit ihren Erinnerungen und der Situation in der Lobby. Das ist ziemlich clever konzipiert und hervorragend geschrieben. Das Buch hat einiges in mir ausgelöst, was mich total überrascht hat, denn ich mit eher mit geringen Erwartungen ans Lesen gegangen. Interessant fand ich vor allem, wie unterschiedlich ich die drei Ebene gelesen habe. Während der eigentliche Roman rund um Lew für mich Fiktion war, die ich eher ungeduldig aufnahm in der Hoffnung, dass es bald mit Ludo und Charlotte in Irland und vor allem Charlotte und Interviewerin weitergehe. Dabei ist das ja auch nur Fiktion. Aber mein Leserhirn macht da Abstufungen, was ich als real empfinde. Dann verstehe ich auch eher, warum so viele Leser/innen diese innigen Beziehungen zu ihren Figuren knüpfen, es ihnen sogar wichtig ist, ob ein Charakter sympathisch oder unsympathisch im Buch ist. Aber hier bin ich auch in die Falle getappt, dass ich in der Fiktion einen Wahrheitsgehalt und eine Authentizität gesehen, die es tatsächlich gar nicht geben kann. In wie weit können wir als Leser uns denn anmaßen, eine Figur in einem 130 Seiten Büchlein zu analysieren, um ihr Verhalten zu verstehen? „Diese Personen sind meine Kopfgeburten, zwangsläufig sind sie von mir geprägt, tragen Züge von mir, sogar der männliche Protagonist ist Teil von mir. In jedem Buch erfinde ich mich und Menschen, die mir nahe sind, neu.“ sagt die Charlotte an einer Stelle zu der Journalistin als das Interview immer mehr zu einer psychologischen Kriegsführung mit gespielter Freundlichkeit wird. Die Interviewerin stand lange für mich als Symbol für eine neugierige Leserschaft, die immer mehr über eine Figur und eine Geschichte wissen will, als das Buch und die Autorin es hergeben. Charlotte entgleitet die Deutungshoheit über ihre Geschichte durch die insistierenden Fragen der Journalistin. Obwohl sie es nicht will, verschwindet der fiktive Lew plötzlich hinter ihrem realen Ludo, den sie so geliebt hatte. Warum ist das eigentlich in der Literatur so extrem, dass es der Leserschaft wichtig ist, ob ein Werk autobiographisch ist? Der Alter Ego des Schriftstellers, die Mary Sue der Schriftstellerin: warum ist das so wichtig für uns Leserschaft? Gewinnt ein Buch dann an Qualität, weil es echter ist (kann man den Begriff „echt“ überhaupt steigern?)? Diese Frage hat ich mir in dieser Form noch nie so gestellt. Warum fragt man bei einem Komponisten nicht, ob seine Musik autobiografisch ist? Diese im Buch gestellte Frage fand ich interessant. Bei den Lyrics ist das etwas anderes, da wird die Frage schon gestellt. Was sagt das generell über die Ausdrucksmöglichkeiten eines Künstlers aus? Macht es Schriftsteller/innen ganz besonders verletzlich, denn der Blick in ihre Seelen sind durch die Wörter viel klarer als das eine Musiknote oder Pinselstrich bewerkstelligen können. Der Schluss ist dann noch besonders raffiniert und geht schon fast in Richtung Psychothriller. Ein wirklich unerwartet gutes Buch, welches man auf verschiedene Arten lesen kann: rein als Liebesroman oder als Psychokammerspiel oder als Reflexion über den eigenen Umgang mit fiktiven Figuren oder einfach nur zwecks guter Unterhaltung.
Ein interessantes kleines Buch. Etwas vergleichbares habe ich bisher noch nicht gelesen. Ein durchaus außergewöhnliches Konzert. Das Buch ist ein Interview zu einer Geschichte in der Geschichte die eine tragische Liebe beschreibt. Und einen kleinen Twist gibt es am Ende auch, der die Geschichte sehr rund macht, wie ich finde.
Der Roman d’amour ist ein feines Stück Literatur, der mit Literatur spielt, indem er nicht nur oder nur vordergründig ein Liebesroman über eine Mann-Frau-Beziehung ist, sondern eigentlich ein Roman, der die Liebe zur Literatur und ihre Möglichkeiten reflektiert. Die Protagonistin Charlotte hat einen Roman über eine Affäre geschrieben. Passagen aus diesem Roman-im-Roman kann der Leser immer wieder verfolgen und so entsteht bereits im Konstrukt der Metafiktion ein anspruchsvolles Spiel mit den Ebenen, die sich immer mehr vermischen und verweben und vom Leser nur mit viel Konzentration getrennt werden können. Dass diese Trennung zunehmend schwieriger gerät, liegt auch an der Antagonistin Frau Sittich, einer Journalistin, die Charlotte im Hinblick auf eine anstehende Preisverleihung interviewt und immer wieder nahelegt, dass Charlotte und die Hauptfigur des Romans-im-Roman ein und dieselbe Person seien bzw. Charlotte persönliche Erlebnisse in ihrem Roman verarbeitet. Natürlich ist dies unprofessionell und widerspricht der grundsätzlichen literaturwissenschaftlichen Separierung von Autor und Erzählinstanz, in der Art und Weise wie Charlotte agiert und reagiert, kann dem Leser aber durchaus der Gedanke kommen, dass der Leser durch den Roman zu einem Bruch mit dieser Grundlage verführt werden soll – was natürlich in Anbetracht der Tatsache, dass auch Charlotte ja nur eine fiktionale Autorin ist ein sehr spannendes Gedankenspiel wird. Gleichzeitig entsteht in der Auseinandersetzung der Frauen fast eine Kammerspiel-Atmosphäre, die in der Figurenzeichnung von Charlottes einseitiger Wahrnehmung bestimmt wird und die Journalistin von Anfang an in einem negativen Licht erscheinen lässt. So oder so ist Roman d’amour ein sehr präziser, sehr dichter und sehr gut konzipierter längerer Kommentar auf autofiktionale Texte und auf Selbstreflexion, auf die schreibende Aufarbeitung von emotionalen Verletzungen und die Beziehung von Autor und Werk. All dies ist in den 128 Seiten gut angelegt, dass einzige, was stört ist, dass Schenk in ihrem Text manchmal Erkenntnisse ausspricht, zu denen der Leser besser selbst gekommen wäre (eben die Auseinandersetzung mit der Autofiktion oder der bedeutungsschwere Nachname der Journalistin). Besonders gelungen ist das Ende, das ein großartiges Echo auf den Einsatz von Wetterphänomenen in der Literatur darstellt und gleichzeitig noch einmal zeigt, zu welchen sprachlich virtuosen Höhenflügen die Autorin fähig ist. Gerade die letzten Seiten sind äußerst beeindruckend und schaffen außergewöhnliche Verbindungen. Konzeptionell und technisch ist der Roman sehr gelungen. Er bietet trotz seiner Kürze ausgesprochen viele Analyseansätze an und konnte mich auch auf dieser Ebene absolut packen. Allerdings – so paradox es klingen mag – hat mich die Liebe und die Emotion nicht ganz erreicht, sodass ich nicht bis in die letzte Faser meines Herzens begeistert bin.
Liebesroman. So lautet der Titel dieses Buchs und auch der Titel des Buchs, welches die Protagonistin Charlotte Moire geschrieben hat. Ihre Verlegerin ist begeistert, dass Romantitel dem Genrenamen entspricht. So beginnen die Verwebungen gleich auf dem Buchcover dieses kleinen Büchleins, es wird noch vernetzter, wenn man eintaucht in die drei Handlungsebenen, die uns Sylvie Schenk präsentiert. Charlotte Moire, mittlerweile über 70 Jahre alt, wird nämlich zu einer Literaturpreisverleihung für ihr Werk auf eine Nordseeinsel eingeladen und gibt am Nachmittag vor der Veranstaltung noch ein Interview in einer Hotellobby. Geführt wird das Interview von einer sehr eindringlichen und fast schon verbal übergriffigen Journalistin. Sie fragt so gezielt und persönlich nach, dass Charlotte immer mehr an die reale Geschichte zurückdenken muss, die ihrem Liebesroman zugrunde liegt. Sie hatte nämlich eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verbrachte mit ihm eine intensive Romanze in einem Irland-Urlaub. Zunehmend verwischen somit ihr eigentlicher Roman mit ihren Erinnerungen und der Situation in der Lobby. Das ist ziemlich clever konzipiert und hervorragend geschrieben. Das Buch hat einiges in mir ausgelöst, was mich total überrascht hat, denn ich mit eher mit geringen Erwartungen ans Lesen gegangen. Interessant fand ich vor allem, wie unterschiedlich ich die drei Ebene gelesen habe. Während der eigentliche Roman rund um Lew für mich Fiktion war, die ich eher ungeduldig aufnahm in der Hoffnung, dass es bald mit Ludo und Charlotte in Irland und vor allem Charlotte und Interviewerin weitergehe. Dabei ist das ja auch nur Fiktion. Aber mein Leserhirn macht da Abstufungen, was ich als real empfinde. Dann verstehe ich auch eher, warum so viele Leser/innen diese innigen Beziehungen zu ihren Figuren knüpfen, es ihnen sogar wichtig ist, ob ein Charakter sympathisch oder unsympathisch im Buch ist. Aber hier bin ich auch in die Falle getappt, dass ich in der Fiktion einen Wahrheitsgehalt und eine Authentizität gesehen, die es tatsächlich gar nicht geben kann. In wie weit können wir als Leser uns denn anmaßen, eine Figur in einem 130 Seiten Büchlein zu analysieren, um ihr Verhalten zu verstehen? „Diese Personen sind meine Kopfgeburten, zwangsläufig sind sie von mir geprägt, tragen Züge von mir, sogar der männliche Protagonist ist Teil von mir. In jedem Buch erfinde ich mich und Menschen, die mir nahe sind, neu.“ sagt die Charlotte an einer Stelle zu der Journalistin als das Interview immer mehr zu einer psychologischen Kriegsführung mit gespielter Freundlichkeit wird. Die Interviewerin stand lange für mich als Symbol für eine neugierige Leserschaft, die immer mehr über eine Figur und eine Geschichte wissen will, als das Buch und die Autorin es hergeben. Charlotte entgleitet die Deutungshoheit über ihre Geschichte durch die insistierenden Fragen der Journalistin. Obwohl sie es nicht will, verschwindet der fiktive Lew plötzlich hinter ihrem realen Ludo, den sie so geliebt hatte. Warum ist das eigentlich in der Literatur so extrem, dass es der Leserschaft wichtig ist, ob ein Werk autobiographisch ist? Der Alter Ego des Schriftstellers, die Mary Sue der Schriftstellerin: warum ist das so wichtig für uns Leserschaft? Gewinnt ein Buch dann an Qualität, weil es echter ist (kann man den Begriff „echt“ überhaupt steigern?)? Diese Frage hat ich mir in dieser Form noch nie so gestellt. Warum fragt man bei einem Komponisten nicht, ob seine Musik autobiografisch ist? Diese im Buch gestellte Frage fand ich interessant. Bei den Lyrics ist das etwas anderes, da wird die Frage schon gestellt. Was sagt das generell über die Ausdrucksmöglichkeiten eines Künstlers aus? Macht es Schriftsteller/innen ganz besonders verletzlich, denn der Blick in ihre Seelen sind durch die Wörter viel klarer als das eine Musiknote oder Pinselstrich bewerkstelligen können. Der Schluss ist dann noch besonders raffiniert und geht schon fast in Richtung Psychothriller. Ein wirklich unerwartet gutes Buch, welches man auf verschiedene Arten lesen kann: rein als Liebesroman oder als Psychokammerspiel oder als Reflexion über den eigenen Umgang mit fiktiven Figuren oder einfach nur zwecks guter Unterhaltung.