Jahre mit Martha
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Martin Kordić wurde 1983 in Celle geboren und wuchs in Mannheim auf. Er studierte in Hildesheim und Zagreb. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Lektor in Buchverlagen, zunächst in Köln, heute in München. Für seinen Debütroman »Wie ich mir das Glück vorstelle« erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis sowie die Alfred-Döblin-Medaille. 2022 erschien sein zweiter Roman »Jahre mit Martha«, für den er mit dem Tukan-Preis der Stadt München sowie dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises 2023 ausgezeichnet wurde.
Beiträge
Ich habe JAHRE MIT MARTHA gerne gelesen. Besonders die erste Hälfte hat mir gut gefallen, die eine Coming-of-Age-Geschichte ist, mich an DER VORLESER erinnert hat und zeigt in welche Abhängigkeiten sich junge Menschen begeben, wenn sie nach Richtung und Sinn in ihrem Leben suchen. Gleichzeitig behandelt das Buch das Thema Integration, welches hauptsächlich im zweiten Teil des Buchs zum Tragen kommt. Wie fühlt man sich, wenn man sein ganzes Leben in einem Land fühlt, dass nicht die eigentliche Heimat ist. Wie integriert man sich, passt man sich an oder nicht? Sehr lesenswert. Leicht zu lesen. Manchmal ist die Beziehung zwischen Martha und Jimmy für mich etwas verstörend gewesen. Aber irgendwie sind einige Beziehungen, die Jimmy eingeht eher verstörend und einseitig. Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Alle Stränge laufen zusammen, keine losen Enden.
Ein vielschichtiger Roman über Machtverhältnisse, Migration und der Suche nach dem Selbst
"Jahre mit Martha" ist nicht der klassische Liebesroman. Martha und Zeljko verbindet eine außergewöhnliche und zuweilen auch sehr fragwürdige Beziehung, die vor allem durch das Machtgefälle zwischen beiden geprägt ist. Wir begleiten Zeljko bei der Suche nach seinem Platz in der Welt, was sich als Migrantenkind in Deutschland alles andere als leicht erweist. Ein Roman, der durch seine wunderbare Sprache besticht und mir neue Eindrücke und Sichtweisen nahebringen konnte. Einen Stern habe ich abgezogen, da mich das Buch emotional lediglich auf den letzten Seiten abholen konnte. Martha war mir bis zum Ende fremd und unnahbar. Auch Zeljko hat mich als Protagonist nicht komplett abholen können. Dennoch ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.
Leises, gefühlvolles Buch über eine besondere Beziehung, Identitätsfragen, Heimatgefühle und Liebe.
"Ich wollte einer werden, den man nicht herumschieben kann. Ich wollte einer werden mit Verstand. Ich war bereit, alles dafür zu tun."
„Jahre mit Martha“ von Martin Kordić ist ein Roman, der vor allem durch seine besondere Stimmung überzeugt. Der Ton ist ruhig, fast meditativ und genau das macht den Reiz beim Lesen aus. Man wird nicht mit schnellen Wendungen oder lauten Gefühlen überrollt, sondern eher langsam hineingezogen – was auf angenehme Weise entschleunigend wirkt. Die Figuren sind vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet. Besonders Zeljko, der Erzähler, ist eine interessante Figur: Er wächst als Sohn von Gastarbeitern in Deutschland auf, bewegt sich zwischen verschiedenen Welten und lernt früh, wie unterschiedlich Herkunft, Sprache und Macht zusammenhängen. Auch die Beziehung zu Martha, einer deutlich älteren Professorin, ist komplex, spannend und außergewöhnlich. Der Roman schafft es dabei, ganz unterschiedliche Themen anzusprechen – von Bildung und sozialer Ungleichheit, über Begehren, bis hin zu Macht und Abhängigkeit – und das oft mit einem Augenzwinkern oder sogar etwas Spice. Gleichzeitig hatte ich beim Lesen manchmal das Gefühl, nicht nahe genug an die Figuren heranzukommen. Obwohl die Geschichte viel Potenzial für Emotionen bietet, hat sie mich nicht durchgehend berührt. An einigen Stellen zog sich das Ganze etwas, vor allem, wenn es stark um Zeljkos Liebes- und Sozialleben in München ging. Eigentlich hat mich sein Familienleben, seine Herkunft und wie er mit seiner Umgebung zurechtkommt, oft mehr interessiert als die Dynamik seiner Liebesbeziehungen und Abhängigkeiten. Trotzdem: „Jahre mit Martha“ ist ein klug erzählter Roman mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Wer ruhige, nachdenkliche Bücher mag, die gleichzeitig unterhalten, informieren und zum Nachdenken anregen, wird hier Einiges entdecken. Auch wenn mich das Buch nicht vollends gepackt hat, bleibt es ein lesenswerter, besonderer Roman.
Authentisch, mitreißend, traurig-schön
Ein Gefühl von Heimat
Der Protagonist Željko erzählt in einer ruhigen Stimmung von seinem Leben als bosnischer Kroate in Deutschland; als Deutscher in Bosnien; als studierendes Arbeiterkind; als verwirrter Erwachsener. Die einzig ehrliche Beziehung, die er je in seinem Leben hatte - ehrlicher auch als zu sich selbst - hatte er mit Martha. Die deutlich älter als er ist. Die er kennenlernt - aus den Augen verliert - wieder findet - aus seinem Leben lässt, um am Ende wieder auf sie zu treffen. Durch den Balkan-Background konnte ich mich direkt in Željko aka Jimmy hineinversetzen. Erzählungen von Heimat und Fremde, Familie und Freundschaft, Gemeinschaftsgefühl und Zerrissenheit waren sofort greifbar. Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und dass mich stückweit in eine Jugo-Nostalgie versetzt hat.
Ein besonderes Buch, das direkt ins Herz geht
Sprachlich schön und trotzdem leicht zu lesen. Eine Geschichte, die langsam erzählt wird. Wer einen Migationshintergrund hat, wird sich in irgendeiner Form wiederfinden. Manchmal traurig und man fühlt die Enttäuschung der Hauptperson. Am Ende fühlt man, dass er angekommen ist und geht versöhnt.
Wunderbar
Jahre mit Martha* Martin Kordić „Mit jedem Buch, das ich las, fühlte es sich an, als würde ich mich weiter weglesen von meiner Herkunft, als könnte ich mich zu einem anderen Menschen lesen, mich so sehr mit Geschichten anfüllen, dass die eigene keine Rolle mehr spielte.“ Wieder einmal scheint es mir das beste zu sein ohne Erwartungen zu einem Roman zu greifen und sich überraschen zu lassen. Bei „Jahre mit Martha“ ist mir das gelungen - und wie. Željko, der von allen »Jimmy« genannt wird, ist fünfzehn, als er Martha begegnet und sich in die deutlich ältere Professorin verliebt. Die Liebe zu Martha, ist sicherlich ein wichtiger und intensiv geschilderter Baustein dieses Buches, aber eben nur ein Baustein. Das zentrale Thema dieses Buches war für mich die Identitätssuche Željkos, der als ehrgeiziger junger Mann sowohl nach seiner gesellschaftlichen, privaten als auch sexuellen Wirklichkeit zu suchen scheint. Dabei schafft es Kordič Diskriminierung, Hoffnungslosigkeit, Erfolg, Ehrgeiz, Liebe, Begehren, Hass, Annahme und Perspektiven so aufzuzeigen, dass für mich das Gefühl der größtmöglichen Unmittelbarkeit aufkam. Željko ist so echt, so nahbar, dass mir sämtliche Themen wahnsinnig nah gekommen sind. Als ganz besonders empfinde ich es in diesem Zusammenhang auch , dass Kordić seinen Leser*innen zutraut selbst zu denken, sich eine eigene Meinung zu bilden. Er wertet nicht, sondern erzählt in einer Leichtigkeit und Neutralität, die mich einen völlig neuen Zugang zur Thematik finden ließ und meine Sichtweise sicherlich dauerhaft beeinflussen wird. Eine ganz große Leseempfehlung. 5 von 5 Sternen
Darum geht es: Zeljko, genannt Jimmy verliebt sich unsterblich, im Alter von fünfzehn Jahren, in die sehr viel ältere, gebildete Professorin Martha Gruber. Jimmys Mutter putzt bei der Professorin und der Heranwachsende hilft währenddessen bei Gartenarbeiten und Reparaturen. Eine zarte Verliebtheit nimmt seinen Lauf, denn Martha erwidert die Gefühle von Jimmy. Die reife, gebildete Frau verkörpert alles, wovon Jimmy träumt - kultiviert, klug und gute Einkünfte. Mit ihr kann er unbeschwert lachen. Jimmys Familie hat es dagegen nicht einfach, sie stammt aus Bosnien-Herzegowina. Sein Vater hat zwei Jobs, er ist Bauarbeiter und Hausmeister, seine Mutter hat mehrere Putzstellen. Zu fünft leben sie in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung. Mein Leseeindruck: Mich hat die Geschichte vom Einwandererkind gefesselt, tief berührt, teilweise wütend gemacht und nicht mehr losgelassen. Jimmy ringt mit seinen Wurzeln und sucht nach seinem Platz in der Gesellschaft. Diese Identitätssuche ist dem Autor Martin Kordic großartig gelungen. Der Autor skizziert seine Protagonisten realistisch, authentisch, ehrlich und vor allem menschlich. Sehr eindrücklich und scharfsinnig erfahren wir, was es bedeuten kann, ein Einwandererkind in Deutschland zu sein, Benachteiligungen in der Schule, in der Arbeitswelt und auch in der Freizeitgestaltung. Ich habe diesen klugen und anmutigen Roman sehr gerne gelesen. Man spürt zwischen Jimmy und Martha, dieses Band von Abhängigkeit, Bewunderung, Zuneigung und Vorbildfunktion. Fazit: 5/5 ⭐️ Ein herausragender Roman voller Empathie über Abhängigkeit, Hierarchie und Migration.
"Auf die Frage, wer ich war, gab es keine leichte Antwort. Wenn ich aber selbst nicht sagen konnte, wer ich war, wie sollten andere mich dann als jemanden erkennen, mit dem ich einverstanden war." Željko ist Kind bosnischer Einwanderer. Die Professorin Martha zeigt ihm eine neue Welt. Kein einfaches Buch, kein gefälliges Buch, ein schwieriges Thema, eine Story, bei der ich hin-und hergerissen bin zwischen Faszination und Abscheu. Željko muss sich finden und wird massiv von Martha dabei beeinflusst und dieser Einfluß ist nicht immer gut für ihn. Beide Charaktere sind sperrig und daher wirklich spannend, wobei Martha auch für mich als Leser stets fremd und unnahbar bleibt. Željkos Handeln kann ich nur teilweise nachvollziehen und das lässt mich wirklich intensiv über die Story nachdenken und daher wird das Buch sicherlich lange nachwirken. Spannend wie interessant man Charaktere und ihre Geschichte finden kann, auch wenn man sie nicht mag. Auch der Schreibstil ist nicht leicht, das Buch liest sich mal nicht eben weg, was es aber auch wieder eindringlicher macht. Es geht ums Erwachsenwerden, um Identitätsfindung, um Einwanderung und Integration. Viele Themen, komplex verpackt, oft auch nur angedeutet und daher überdenkenswert. Ein Buch, das im Gedächtsnis bleibt
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Autorenbeschreibung
Martin Kordić wurde 1983 in Celle geboren und wuchs in Mannheim auf. Er studierte in Hildesheim und Zagreb. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Lektor in Buchverlagen, zunächst in Köln, heute in München. Für seinen Debütroman »Wie ich mir das Glück vorstelle« erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis sowie die Alfred-Döblin-Medaille. 2022 erschien sein zweiter Roman »Jahre mit Martha«, für den er mit dem Tukan-Preis der Stadt München sowie dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises 2023 ausgezeichnet wurde.
Beiträge
Ich habe JAHRE MIT MARTHA gerne gelesen. Besonders die erste Hälfte hat mir gut gefallen, die eine Coming-of-Age-Geschichte ist, mich an DER VORLESER erinnert hat und zeigt in welche Abhängigkeiten sich junge Menschen begeben, wenn sie nach Richtung und Sinn in ihrem Leben suchen. Gleichzeitig behandelt das Buch das Thema Integration, welches hauptsächlich im zweiten Teil des Buchs zum Tragen kommt. Wie fühlt man sich, wenn man sein ganzes Leben in einem Land fühlt, dass nicht die eigentliche Heimat ist. Wie integriert man sich, passt man sich an oder nicht? Sehr lesenswert. Leicht zu lesen. Manchmal ist die Beziehung zwischen Martha und Jimmy für mich etwas verstörend gewesen. Aber irgendwie sind einige Beziehungen, die Jimmy eingeht eher verstörend und einseitig. Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Alle Stränge laufen zusammen, keine losen Enden.
Ein vielschichtiger Roman über Machtverhältnisse, Migration und der Suche nach dem Selbst
"Jahre mit Martha" ist nicht der klassische Liebesroman. Martha und Zeljko verbindet eine außergewöhnliche und zuweilen auch sehr fragwürdige Beziehung, die vor allem durch das Machtgefälle zwischen beiden geprägt ist. Wir begleiten Zeljko bei der Suche nach seinem Platz in der Welt, was sich als Migrantenkind in Deutschland alles andere als leicht erweist. Ein Roman, der durch seine wunderbare Sprache besticht und mir neue Eindrücke und Sichtweisen nahebringen konnte. Einen Stern habe ich abgezogen, da mich das Buch emotional lediglich auf den letzten Seiten abholen konnte. Martha war mir bis zum Ende fremd und unnahbar. Auch Zeljko hat mich als Protagonist nicht komplett abholen können. Dennoch ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.
Leises, gefühlvolles Buch über eine besondere Beziehung, Identitätsfragen, Heimatgefühle und Liebe.
"Ich wollte einer werden, den man nicht herumschieben kann. Ich wollte einer werden mit Verstand. Ich war bereit, alles dafür zu tun."
„Jahre mit Martha“ von Martin Kordić ist ein Roman, der vor allem durch seine besondere Stimmung überzeugt. Der Ton ist ruhig, fast meditativ und genau das macht den Reiz beim Lesen aus. Man wird nicht mit schnellen Wendungen oder lauten Gefühlen überrollt, sondern eher langsam hineingezogen – was auf angenehme Weise entschleunigend wirkt. Die Figuren sind vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet. Besonders Zeljko, der Erzähler, ist eine interessante Figur: Er wächst als Sohn von Gastarbeitern in Deutschland auf, bewegt sich zwischen verschiedenen Welten und lernt früh, wie unterschiedlich Herkunft, Sprache und Macht zusammenhängen. Auch die Beziehung zu Martha, einer deutlich älteren Professorin, ist komplex, spannend und außergewöhnlich. Der Roman schafft es dabei, ganz unterschiedliche Themen anzusprechen – von Bildung und sozialer Ungleichheit, über Begehren, bis hin zu Macht und Abhängigkeit – und das oft mit einem Augenzwinkern oder sogar etwas Spice. Gleichzeitig hatte ich beim Lesen manchmal das Gefühl, nicht nahe genug an die Figuren heranzukommen. Obwohl die Geschichte viel Potenzial für Emotionen bietet, hat sie mich nicht durchgehend berührt. An einigen Stellen zog sich das Ganze etwas, vor allem, wenn es stark um Zeljkos Liebes- und Sozialleben in München ging. Eigentlich hat mich sein Familienleben, seine Herkunft und wie er mit seiner Umgebung zurechtkommt, oft mehr interessiert als die Dynamik seiner Liebesbeziehungen und Abhängigkeiten. Trotzdem: „Jahre mit Martha“ ist ein klug erzählter Roman mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Wer ruhige, nachdenkliche Bücher mag, die gleichzeitig unterhalten, informieren und zum Nachdenken anregen, wird hier Einiges entdecken. Auch wenn mich das Buch nicht vollends gepackt hat, bleibt es ein lesenswerter, besonderer Roman.
Authentisch, mitreißend, traurig-schön
Ein Gefühl von Heimat
Der Protagonist Željko erzählt in einer ruhigen Stimmung von seinem Leben als bosnischer Kroate in Deutschland; als Deutscher in Bosnien; als studierendes Arbeiterkind; als verwirrter Erwachsener. Die einzig ehrliche Beziehung, die er je in seinem Leben hatte - ehrlicher auch als zu sich selbst - hatte er mit Martha. Die deutlich älter als er ist. Die er kennenlernt - aus den Augen verliert - wieder findet - aus seinem Leben lässt, um am Ende wieder auf sie zu treffen. Durch den Balkan-Background konnte ich mich direkt in Željko aka Jimmy hineinversetzen. Erzählungen von Heimat und Fremde, Familie und Freundschaft, Gemeinschaftsgefühl und Zerrissenheit waren sofort greifbar. Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und dass mich stückweit in eine Jugo-Nostalgie versetzt hat.
Ein besonderes Buch, das direkt ins Herz geht
Sprachlich schön und trotzdem leicht zu lesen. Eine Geschichte, die langsam erzählt wird. Wer einen Migationshintergrund hat, wird sich in irgendeiner Form wiederfinden. Manchmal traurig und man fühlt die Enttäuschung der Hauptperson. Am Ende fühlt man, dass er angekommen ist und geht versöhnt.
Wunderbar
Jahre mit Martha* Martin Kordić „Mit jedem Buch, das ich las, fühlte es sich an, als würde ich mich weiter weglesen von meiner Herkunft, als könnte ich mich zu einem anderen Menschen lesen, mich so sehr mit Geschichten anfüllen, dass die eigene keine Rolle mehr spielte.“ Wieder einmal scheint es mir das beste zu sein ohne Erwartungen zu einem Roman zu greifen und sich überraschen zu lassen. Bei „Jahre mit Martha“ ist mir das gelungen - und wie. Željko, der von allen »Jimmy« genannt wird, ist fünfzehn, als er Martha begegnet und sich in die deutlich ältere Professorin verliebt. Die Liebe zu Martha, ist sicherlich ein wichtiger und intensiv geschilderter Baustein dieses Buches, aber eben nur ein Baustein. Das zentrale Thema dieses Buches war für mich die Identitätssuche Željkos, der als ehrgeiziger junger Mann sowohl nach seiner gesellschaftlichen, privaten als auch sexuellen Wirklichkeit zu suchen scheint. Dabei schafft es Kordič Diskriminierung, Hoffnungslosigkeit, Erfolg, Ehrgeiz, Liebe, Begehren, Hass, Annahme und Perspektiven so aufzuzeigen, dass für mich das Gefühl der größtmöglichen Unmittelbarkeit aufkam. Željko ist so echt, so nahbar, dass mir sämtliche Themen wahnsinnig nah gekommen sind. Als ganz besonders empfinde ich es in diesem Zusammenhang auch , dass Kordić seinen Leser*innen zutraut selbst zu denken, sich eine eigene Meinung zu bilden. Er wertet nicht, sondern erzählt in einer Leichtigkeit und Neutralität, die mich einen völlig neuen Zugang zur Thematik finden ließ und meine Sichtweise sicherlich dauerhaft beeinflussen wird. Eine ganz große Leseempfehlung. 5 von 5 Sternen
Darum geht es: Zeljko, genannt Jimmy verliebt sich unsterblich, im Alter von fünfzehn Jahren, in die sehr viel ältere, gebildete Professorin Martha Gruber. Jimmys Mutter putzt bei der Professorin und der Heranwachsende hilft währenddessen bei Gartenarbeiten und Reparaturen. Eine zarte Verliebtheit nimmt seinen Lauf, denn Martha erwidert die Gefühle von Jimmy. Die reife, gebildete Frau verkörpert alles, wovon Jimmy träumt - kultiviert, klug und gute Einkünfte. Mit ihr kann er unbeschwert lachen. Jimmys Familie hat es dagegen nicht einfach, sie stammt aus Bosnien-Herzegowina. Sein Vater hat zwei Jobs, er ist Bauarbeiter und Hausmeister, seine Mutter hat mehrere Putzstellen. Zu fünft leben sie in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung. Mein Leseeindruck: Mich hat die Geschichte vom Einwandererkind gefesselt, tief berührt, teilweise wütend gemacht und nicht mehr losgelassen. Jimmy ringt mit seinen Wurzeln und sucht nach seinem Platz in der Gesellschaft. Diese Identitätssuche ist dem Autor Martin Kordic großartig gelungen. Der Autor skizziert seine Protagonisten realistisch, authentisch, ehrlich und vor allem menschlich. Sehr eindrücklich und scharfsinnig erfahren wir, was es bedeuten kann, ein Einwandererkind in Deutschland zu sein, Benachteiligungen in der Schule, in der Arbeitswelt und auch in der Freizeitgestaltung. Ich habe diesen klugen und anmutigen Roman sehr gerne gelesen. Man spürt zwischen Jimmy und Martha, dieses Band von Abhängigkeit, Bewunderung, Zuneigung und Vorbildfunktion. Fazit: 5/5 ⭐️ Ein herausragender Roman voller Empathie über Abhängigkeit, Hierarchie und Migration.
"Auf die Frage, wer ich war, gab es keine leichte Antwort. Wenn ich aber selbst nicht sagen konnte, wer ich war, wie sollten andere mich dann als jemanden erkennen, mit dem ich einverstanden war." Željko ist Kind bosnischer Einwanderer. Die Professorin Martha zeigt ihm eine neue Welt. Kein einfaches Buch, kein gefälliges Buch, ein schwieriges Thema, eine Story, bei der ich hin-und hergerissen bin zwischen Faszination und Abscheu. Željko muss sich finden und wird massiv von Martha dabei beeinflusst und dieser Einfluß ist nicht immer gut für ihn. Beide Charaktere sind sperrig und daher wirklich spannend, wobei Martha auch für mich als Leser stets fremd und unnahbar bleibt. Željkos Handeln kann ich nur teilweise nachvollziehen und das lässt mich wirklich intensiv über die Story nachdenken und daher wird das Buch sicherlich lange nachwirken. Spannend wie interessant man Charaktere und ihre Geschichte finden kann, auch wenn man sie nicht mag. Auch der Schreibstil ist nicht leicht, das Buch liest sich mal nicht eben weg, was es aber auch wieder eindringlicher macht. Es geht ums Erwachsenwerden, um Identitätsfindung, um Einwanderung und Integration. Viele Themen, komplex verpackt, oft auch nur angedeutet und daher überdenkenswert. Ein Buch, das im Gedächtsnis bleibt