Graue Bienen
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman ›Picknick auf dem Eis‹ gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 45 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine. 2023 wurde er als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Beiträge
Andreï Kurkow hat mit „Graue Bienen“ einen Roman geschrieben, der mich in seiner stillen Wucht sehr beeindruckt hat. Keine großen politischen Parolen, kein lautes Anklagen – und gerade das macht die Geschichte so eindrücklich. Normalerweise bin ich für langsame Erzählungen nicht unbedingt zu haben - hier war das anders. Sergej lebt in der sogenannten „Grauen Zone“ in der Ostukraine, einem Niemandsland zwischen den Fronten. Er kümmert sich um seine Bienen, während um ihn herum die Welt zerfällt. Die Kämpfe sind weit genug weg, um den Alltag nicht völlig zu verschlingen, aber nah genug, um jede Normalität auszuhöhlen. Sergej klammert sich an seine Routinen, und doch ist klar, dass Neutralität in einem Krieg nur eine trügerische Idee ist. Der Roman entfaltet seine Kraft in den Zwischentönen, in den beiläufigen Gesprächen, in Sergejs Blick auf die Welt, in der Art, wie er sich selbst fremd wird, je weiter er reist. Er sucht Frieden, aber wo soll er ihn finden, wenn er schlichtweg nirgends ist? Besonders gefallen hat mir die nüchterne, aber dennoch feinsinnige Darstellung seiner Beziehung zu Paschka, seinem letzten verbliebenen Nachbarn. Anfangs herrscht eher vorsichtige Koexistenz, doch mit der Zeit entwickeln sie eine Art stilles Einverständnis – eine pragmatische Nähe, die nicht viel Worte braucht. Kurkow schreibt ohne Pathos, aber mit einer Intensität, die lange nachwirkt. Ein Buch, das nicht belehrt, sondern beobachtet – und gerade deshalb so viel erzählt. Hier und da hätte man für meinen Geschmack etwas Länge wegkürzen können. Beeindruckt und bewegt bin ich trotzdem.
Gerade in dieser Zeit, als die Ukraine in den Vordergrund der Weltgeschichte rückt, war dieses Buch sehr interessant und hat mir die Situation im Donbass nahegebracht.
4,5 Sterne!
solid 4
Ein wirklich genialer Roman über einen Krieg auf europäischen Boden, der (noch) nicht in den Geschichtsbüchern steht, sondern weitgehend ohne größere Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit seit 2014 andauert: der Krieg zwischen Russland und der Ukraine in der Ostukraine im sogenannten Donbass, dem Donezbecken. Dort beschiessen sich die beiden Parteien mit Artillerie und dazwischen liegt die graue Zone, aus der die meisten Menschen bereits geflohen sind. Es ist ein dünn besiedeltes Gebiet in dem sich das fiktive Dorf befindet, in dem nur noch zwei Männer geblieben sind. Sergej und Paschka, beide ursprünglich Schulfeinde und nun in ihrem 50. Lebensjahr zusammengeschweißt durch die Einsamkeit und die widrigen Umstände. Sergej, der Protagonist, ist Imker und lebt eigentlich nur von seinem Honigverkauf. Aber wie soll man in dieser trostlosen Gegend überleben, in dem die Schüsse und Einschläge schon Normalität geworden sind. Wenn die Separatisten oder Baptisten nicht die Beiden durch regelmäßige Lieferung des Notwendigsten unterstützen würden, wäre ein Leben kaum möglich. Und da selbst das Leben für die Bienen grau und trist wird, beschließt Sergej, seine Bienen dort hin zu bringen, wo es warm und friedlich ist. Auf die Krim. Dieser Roman ist einfach wunderbar erzählt. Selten war Handlungsarmut in der Einöde und der Irrsinn des Kriegs so anschaulich beschrieben. Und wie der Autor es am Ende schafft, das Leben der Menschen und der Bienen gleiche Bedeutung beizumessen, so dass man sich fragt, wer denn nun eigentlich die Grauen sind, ist schon eine raffinierte Symbolik. Eigentlich ist es nicht nur ein Roman, sondern auch ganz viel Sachbuch über einen bewaffneten Konflikt nicht weit vor unserer Haustür, über die Mentalität der Ukrainer, Russen und Tataren und über die Frage, wie wichtig Heimatverbundenheit ist in einer Zeit, die die Menschen immer wieder entwurzelt. Unbedingte Leseempfehlung.
Richtig guter und teilweise emotionaler Einblick in den Alltag des Krieges. Stellenweise fehlte mir sprachlich aber noch das letzte Stück. Inhaltlich aber durchgängig ganz, ganz groß.
Still und leise hat es überzeugt
Ich muss sagen, ich habe das Buch unterschätzt. Ich habe es in einem Bücherschrank gefunden und hätte es sicherlich nicht gelesen, wenn ich es in einer Buchhandlung gesehen hätte. Das Buch überzeugt mit seiner stillen und leisen Art. Es gibt Einblicke über Anfeindungen, Liebe und Freundschaft in einem Umfeld mit dem ich mich bisher wenig beschäftigt habe. Das Buch lebt durch seine Beobachtungen, durch die Beschreibung der Umgebung und der Gedanken von Sergej. Sergej ist der Protagonist und lebt in der grauen Zone. Er lebt sein Leben einfach weiter trotz des Kriegs. Sein einziger Freund/Feind lebt noch im selben Dorf. Sergej beschließt zu gehen, um seinen Bienen ein besseren Sommer zu ermöglichen und im Herbst wieder zu kommen. Er schließt Freundschaften sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Gleichzeitig erlebt er Anfeindungen auch von beiden Seiten. Er selbst fühlt sich keiner so richtig zugehörig. Er wünscht sich nur Frieden, aber findet ihn nicht richtig. Schlussendlich kehrt er zurück in die Heimat. Der Titel "Graue Bienen" ergibt erst am Ende Sinn und passt perfekt. Das Buch hat mich umgehauen und ist eins meiner Lieblingsbücher für dieses Jahr. Auch wenn keine 5⭐️ hat es einen bleibenden Einduck hinterlassen. Ich freue mich schon, mehr von Kurkow zu lesen.
This book was published in 2019 and is sadly more relevant than ever. Trough this story, I became more and more aware of why ukrainians don't want to fall under the russian government.
Darum geht es: Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können. „Noch am Leben?“ „Noch am Leben.“ „Graue Bienen“ ist bereits 2019 herausgekommen und durch den russischen Angriffskrieg aktueller denn je! Hier auf #bookstagram wurde das Buch schon sehr oft empfohlen und ich kann mich nur anschließen. Der Schreibstil passt perfekt zur Handlung: trist, langweilig, eintönig und grau. Die Protagonisten haben sich mit der Situation abgefunden, und leben einfach so vor sich – ohne jegliche Hoffnung. Und zugleich ist dieser Kontrast erschreckend. Das Buch hat mich fassungslos zurückgelassen. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung! 5 von 5 Sterne
Auch wenn mir dieses Buch außerordentlich gut gefallen hat, wünschte ich, es hätte nie geschrieben werden müssen. Ganz einfach weil dies bedeuten würde, dass es diesen Krieg und die Annexion der Krim nie gegeben hätte bzw. geben würde. Graue Bienen erzählt von Sergej Sergejitsch, der mit seinen Bienen und seinem Feindfreund aus Kindertagen, Paschka, als einzig Verbleibender in einem kleinen Dorf in der sogenannten "Grauen Zone" im besetzten Donbass lebt. Überleben können die beiden nur dank der gelegentlichen Unterstützung von Separatisten und Baptisten. In diesem ersten Teil der Geschichte geschieht nicht wirklich viel: wo früher Kindergeschrei zu hören war, liegt nun über dem Dorf eine große Stille. Damit seine Bienen ungestört fliegen können, macht Sergej sich mit ihnen zunächst auf den Weg in die Ukraine, später dann auf die Krim. Unterwegs stellen sich ihm dabei etliche Hindernisse in den Weg, vor allem in Form russischer Checkpoints und Geheimdienstmitarbeiter. Kurkow beschreibt, wie die Schikanen der Russen immer wieder die Unschuldigen treffen: Nicht nur Sergej hat darunter zu leiden, sondern vor allem auch die Krim-Tataren. Sie werden verschleppt und misshandelt; durch Putins Propaganda ist auch die russische Bevölkerung überzeugt, dass die Tataren auf der Krim nur stören und nur angesiedelt wurden, um die Russen zu vertreiben, denn "Putin lügt nicht." Trotz all dieser Schrecken ist Graue Bienen ein sehr ruhiges Buch. Die Gewalt findet eher im Hintergrund statt. Aber bei jedem Grenzübertritt, bei jeder Begegnung mit russischen Militärs und Geheimdienstlern habe ich mit Sergej mitgezittert und so gehofft, dass alles gut geht. Sehr gelungen fand ich auch die gelegentlichen Flashbacks und Träume Sergejs. Diese liefern noch einmal eine andere Sichtweise auf viele Dinge - sie erklären manches, lassen aber gleichzeitig auch vieles bewusst ein wenig unklar. Ein äußerst gelungenes Buch und ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.
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Autorenbeschreibung
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman ›Picknick auf dem Eis‹ gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 45 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine. 2023 wurde er als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Beiträge
Andreï Kurkow hat mit „Graue Bienen“ einen Roman geschrieben, der mich in seiner stillen Wucht sehr beeindruckt hat. Keine großen politischen Parolen, kein lautes Anklagen – und gerade das macht die Geschichte so eindrücklich. Normalerweise bin ich für langsame Erzählungen nicht unbedingt zu haben - hier war das anders. Sergej lebt in der sogenannten „Grauen Zone“ in der Ostukraine, einem Niemandsland zwischen den Fronten. Er kümmert sich um seine Bienen, während um ihn herum die Welt zerfällt. Die Kämpfe sind weit genug weg, um den Alltag nicht völlig zu verschlingen, aber nah genug, um jede Normalität auszuhöhlen. Sergej klammert sich an seine Routinen, und doch ist klar, dass Neutralität in einem Krieg nur eine trügerische Idee ist. Der Roman entfaltet seine Kraft in den Zwischentönen, in den beiläufigen Gesprächen, in Sergejs Blick auf die Welt, in der Art, wie er sich selbst fremd wird, je weiter er reist. Er sucht Frieden, aber wo soll er ihn finden, wenn er schlichtweg nirgends ist? Besonders gefallen hat mir die nüchterne, aber dennoch feinsinnige Darstellung seiner Beziehung zu Paschka, seinem letzten verbliebenen Nachbarn. Anfangs herrscht eher vorsichtige Koexistenz, doch mit der Zeit entwickeln sie eine Art stilles Einverständnis – eine pragmatische Nähe, die nicht viel Worte braucht. Kurkow schreibt ohne Pathos, aber mit einer Intensität, die lange nachwirkt. Ein Buch, das nicht belehrt, sondern beobachtet – und gerade deshalb so viel erzählt. Hier und da hätte man für meinen Geschmack etwas Länge wegkürzen können. Beeindruckt und bewegt bin ich trotzdem.
Gerade in dieser Zeit, als die Ukraine in den Vordergrund der Weltgeschichte rückt, war dieses Buch sehr interessant und hat mir die Situation im Donbass nahegebracht.
4,5 Sterne!
solid 4
Ein wirklich genialer Roman über einen Krieg auf europäischen Boden, der (noch) nicht in den Geschichtsbüchern steht, sondern weitgehend ohne größere Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit seit 2014 andauert: der Krieg zwischen Russland und der Ukraine in der Ostukraine im sogenannten Donbass, dem Donezbecken. Dort beschiessen sich die beiden Parteien mit Artillerie und dazwischen liegt die graue Zone, aus der die meisten Menschen bereits geflohen sind. Es ist ein dünn besiedeltes Gebiet in dem sich das fiktive Dorf befindet, in dem nur noch zwei Männer geblieben sind. Sergej und Paschka, beide ursprünglich Schulfeinde und nun in ihrem 50. Lebensjahr zusammengeschweißt durch die Einsamkeit und die widrigen Umstände. Sergej, der Protagonist, ist Imker und lebt eigentlich nur von seinem Honigverkauf. Aber wie soll man in dieser trostlosen Gegend überleben, in dem die Schüsse und Einschläge schon Normalität geworden sind. Wenn die Separatisten oder Baptisten nicht die Beiden durch regelmäßige Lieferung des Notwendigsten unterstützen würden, wäre ein Leben kaum möglich. Und da selbst das Leben für die Bienen grau und trist wird, beschließt Sergej, seine Bienen dort hin zu bringen, wo es warm und friedlich ist. Auf die Krim. Dieser Roman ist einfach wunderbar erzählt. Selten war Handlungsarmut in der Einöde und der Irrsinn des Kriegs so anschaulich beschrieben. Und wie der Autor es am Ende schafft, das Leben der Menschen und der Bienen gleiche Bedeutung beizumessen, so dass man sich fragt, wer denn nun eigentlich die Grauen sind, ist schon eine raffinierte Symbolik. Eigentlich ist es nicht nur ein Roman, sondern auch ganz viel Sachbuch über einen bewaffneten Konflikt nicht weit vor unserer Haustür, über die Mentalität der Ukrainer, Russen und Tataren und über die Frage, wie wichtig Heimatverbundenheit ist in einer Zeit, die die Menschen immer wieder entwurzelt. Unbedingte Leseempfehlung.
Richtig guter und teilweise emotionaler Einblick in den Alltag des Krieges. Stellenweise fehlte mir sprachlich aber noch das letzte Stück. Inhaltlich aber durchgängig ganz, ganz groß.
Still und leise hat es überzeugt
Ich muss sagen, ich habe das Buch unterschätzt. Ich habe es in einem Bücherschrank gefunden und hätte es sicherlich nicht gelesen, wenn ich es in einer Buchhandlung gesehen hätte. Das Buch überzeugt mit seiner stillen und leisen Art. Es gibt Einblicke über Anfeindungen, Liebe und Freundschaft in einem Umfeld mit dem ich mich bisher wenig beschäftigt habe. Das Buch lebt durch seine Beobachtungen, durch die Beschreibung der Umgebung und der Gedanken von Sergej. Sergej ist der Protagonist und lebt in der grauen Zone. Er lebt sein Leben einfach weiter trotz des Kriegs. Sein einziger Freund/Feind lebt noch im selben Dorf. Sergej beschließt zu gehen, um seinen Bienen ein besseren Sommer zu ermöglichen und im Herbst wieder zu kommen. Er schließt Freundschaften sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Gleichzeitig erlebt er Anfeindungen auch von beiden Seiten. Er selbst fühlt sich keiner so richtig zugehörig. Er wünscht sich nur Frieden, aber findet ihn nicht richtig. Schlussendlich kehrt er zurück in die Heimat. Der Titel "Graue Bienen" ergibt erst am Ende Sinn und passt perfekt. Das Buch hat mich umgehauen und ist eins meiner Lieblingsbücher für dieses Jahr. Auch wenn keine 5⭐️ hat es einen bleibenden Einduck hinterlassen. Ich freue mich schon, mehr von Kurkow zu lesen.
This book was published in 2019 and is sadly more relevant than ever. Trough this story, I became more and more aware of why ukrainians don't want to fall under the russian government.
Darum geht es: Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können. „Noch am Leben?“ „Noch am Leben.“ „Graue Bienen“ ist bereits 2019 herausgekommen und durch den russischen Angriffskrieg aktueller denn je! Hier auf #bookstagram wurde das Buch schon sehr oft empfohlen und ich kann mich nur anschließen. Der Schreibstil passt perfekt zur Handlung: trist, langweilig, eintönig und grau. Die Protagonisten haben sich mit der Situation abgefunden, und leben einfach so vor sich – ohne jegliche Hoffnung. Und zugleich ist dieser Kontrast erschreckend. Das Buch hat mich fassungslos zurückgelassen. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung! 5 von 5 Sterne
Auch wenn mir dieses Buch außerordentlich gut gefallen hat, wünschte ich, es hätte nie geschrieben werden müssen. Ganz einfach weil dies bedeuten würde, dass es diesen Krieg und die Annexion der Krim nie gegeben hätte bzw. geben würde. Graue Bienen erzählt von Sergej Sergejitsch, der mit seinen Bienen und seinem Feindfreund aus Kindertagen, Paschka, als einzig Verbleibender in einem kleinen Dorf in der sogenannten "Grauen Zone" im besetzten Donbass lebt. Überleben können die beiden nur dank der gelegentlichen Unterstützung von Separatisten und Baptisten. In diesem ersten Teil der Geschichte geschieht nicht wirklich viel: wo früher Kindergeschrei zu hören war, liegt nun über dem Dorf eine große Stille. Damit seine Bienen ungestört fliegen können, macht Sergej sich mit ihnen zunächst auf den Weg in die Ukraine, später dann auf die Krim. Unterwegs stellen sich ihm dabei etliche Hindernisse in den Weg, vor allem in Form russischer Checkpoints und Geheimdienstmitarbeiter. Kurkow beschreibt, wie die Schikanen der Russen immer wieder die Unschuldigen treffen: Nicht nur Sergej hat darunter zu leiden, sondern vor allem auch die Krim-Tataren. Sie werden verschleppt und misshandelt; durch Putins Propaganda ist auch die russische Bevölkerung überzeugt, dass die Tataren auf der Krim nur stören und nur angesiedelt wurden, um die Russen zu vertreiben, denn "Putin lügt nicht." Trotz all dieser Schrecken ist Graue Bienen ein sehr ruhiges Buch. Die Gewalt findet eher im Hintergrund statt. Aber bei jedem Grenzübertritt, bei jeder Begegnung mit russischen Militärs und Geheimdienstlern habe ich mit Sergej mitgezittert und so gehofft, dass alles gut geht. Sehr gelungen fand ich auch die gelegentlichen Flashbacks und Träume Sergejs. Diese liefern noch einmal eine andere Sichtweise auf viele Dinge - sie erklären manches, lassen aber gleichzeitig auch vieles bewusst ein wenig unklar. Ein äußerst gelungenes Buch und ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.