Frauen, an die ich nachts denke
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Mia Kankimäki, geboren 1971, hat Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Helsinki studiert und als Texterin und Lektorin gearbeitet. 2010 kündigte sie ihren Job und reiste nach Japan, um ihr erstes Buch zu schreiben. »Dinge, die das Herz höher schlagen lassen« führte sie nach Kyoto, wo sie immer wieder schreibt und forscht. Ihr zweites Buch, »Frauen, an die ich nachts denke« ist von ihren Reisen auf den Spuren inspirierender historischer Frauenfiguren in Tansania, Kenia, Italien und Japan inspiriert. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in 16 Sprachen übersetzt. Mia Kankimäki lebt in Helsinki, Finnland, wenn sie nicht gerade für ihr nächstes Buchprojekt auf Reisen ist.
Beiträge
Ich habe gezielt eine Schwäche für Bücher im Tagebuchstil bzw. für Bücher in denen Frauen über ihre Leben berichten. Und das so ziemlich in jeder Form. Ob es nun ein Tagebuch ist oder es "nur" ums Reisen geht. Ich lese sowas gerne. Die Autorin paart hier ihre eigenen Erfahrungen die sie machte mit denen von berühmten Frauen aus der Literatur bzw. Kunst Welt. (Beim lesen habe ich mich manchmal gefragt, was wohl die ursprüngliche Idee hinter diesem Buch war? Hatte die Autorin von Anfang an im Sinn, so viel zu reisen um den verstorbenen Nachtfrauen so nah zu sein? War von Anfang an geplant, ihre Erfahrungen mit denen der Frauen zu vergleichen? War dieser Tagebuchstil gemischt mit den Schilderungen der vergangenen Leben beabsichtigt? Oder hat sich all das erst mit der Rechechere und ihren Reisen ergeben? Also wenn das alles so geplant war, dann Hut ab, und wenn nicht, trotzdem)! Mir hat auch sehr gefallen zu erfahren, wie sehr die Autorin beim Schreiben des Buches gestruggelt hat und wie schwer es ihr fiel ihre Erfahrungen und die der Nachtfrauen mit einander zu verweben. Ihre Meinungen über die einzelnen Frauen teile ich nicht immer aber die Faszination ist schon verständlich und eben nachvollziehbar wenn man diese Art von Buch schreibt. Ich war völlig im Bahn mit der Autorin mit diesen Frauen aus einer vergangenen Zeit und mehr als einmal schockiert darüber wie es Frauen im Detail vor hunderten von Jahren ergangen sein muss. Dieses Buch ist für mich ein sehr faszinierendes Werk. Ich vergebe gerne 5 Sterne
Wenn M. nicht schlafen kann, denkt sie an die Nachtfrauen- „und das hat nichts mit Sex zu tun.“ M.‘s Nachtfrauen sind Reisende. Frauen, die mehr wollen als Heim und Herd und immer wieder: vergessene Frauen, Frauen, deren Geschichte nicht oder überschrieben wurden. Kennt ihr Isabella Bird? (Die, die allein auf dem Pferd durch die Rocky Mountains ritt?) Oder Ida Pfeiffer? (Die, die als erste europäische Frau Borneo durchquerte und mehrmals um die Welt reiste?) Nein? Nun, M. (Oder Mia Kankimäki?) treibt eine tiefe Sehnsucht nach den Leben und Reisen dieser Frauen um. „Es kommt mir vor, als läge die Bedeutung des ganzen Reisens genau hierin: im Sehen und Aufzeichnen dessen, was man gesehen hat. Denn auf seltsame Weise verändert sich doe Welt und word erstaunlicher und bedeutungsvoller, wenn man über sie schreibt. Erst beim Schreiben fängt man an, zu verstehen. Ratschläge der Nachtfrauen: Schreibe jeden Abend. Ich weiß, ich weiß. Zwinge dich dazu.“ Und M. schreibt. Sie macht die Leben dieser reisenden, schreibenden Frauen wieder lebendig, die mit ihren Büchern versuchten, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie schreibt über deren Rückschläge (Verlagsablehnungen, Pseudonyme), aber auch darüber, dass diese Frauen nicht aufgegeben haben. M.‘s Nachtfrauen sind auch Künstlerinnen, wie sie selbst eine ist. Die reist nach Italien, entdeckt Sofonisba Anguissola, Lavinia Fontana, Artemisia Gentileschi. Künstlerinnen, die mit ihren (Auftrags-) Arbeiten sich, ihre Kunst und ihre Familien ernährten. Kanntet ihr die? Sofonisba? Lavinia? Artemisia? M. schreibt sie in mein Herz, sie werden Freundinnen, Lehrerinnen, Vorbilder. Sie waren Frauen, die sich (bewusst und unbewusst) nicht davon haben einschränken lassen, dass sie Frauen ihrer Zeit waren. Sie waren immer da, ihre Stimmen. Wir wurden nur nicht gelehrt, sie zu hören.
Bereits in ihrem ersten Buch begab sich Mia Kankimäki auf die Spur einer besonderen Frau, der Hofdame Sei Shōnagon, Verfasserin des „Kopfkissenbuchs“, eines japanischen Klassikers. In ihrem neuen Werk knüpft sie an dieses Schema an und widmet sich zehn verschiedenen Frauen, die sie ihre „Nachfrauen“ nennt, also „Frauen, an die ich nachts denke“. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Persönlichkeiten: Schriftstellerinnen, Forscherinnen, Künstlerinnen. Nach ihren Berufungen aufgeteilt beleuchtet die Autorin die zehn Frauen und liefert jeweils einen kurzen Lebenslauf, teilweise unterstrichen durch Zeitzeugnisse wie Briefe (im Text) oder Fotos (im Anhang). Verbunden werden diese Schilderungen immer mit Kankimäkis eigener Person, ihrer Faszination für jede der Nachtfrauen und mit den Reisen, die sie unternimmt, um für ihr Buch zu recherchieren. Auch teilt sie ihre eigenen Briefe, die sie an die zumeist schon verstorbenen Frauen verfasst hat. Es gelingt der Autorin definitiv, ihre Begeisterung für diese zehn besonderen Frauen auf die Leser/-innen zu übertragen, vor allem die Berichte über die waghalsigen Expeditionen der insgesamt fünf forschenden Nachtfrauen und die damit verbundenen Episoden aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt haben mir gut gefallen. Ebenso interessant waren ihre Ausführungen über die unterschätzten und übersehenen Malerinnen der Renaissance. Nicht ganz in ihre Auswahl passt jedoch, meiner Meinung nach, die Schriftstellerin Karen „Tania“ Blixen mit ihrem doch sehr weißen Blick auf Afrika – wobei auch Kankimäki hier eine durchaus kritische Haltung zu ihr einnimmt. Weniger gelungen fand ich die Verbindung der Lebensgeschichten zu den eigenen Erfahrungen der Autorin und ihrer Reise. Sie verliert sich in Beschwerden über den Ranger, der ihr auf der Safari in Afrika ungewollte Avancen macht, schildert langwierig Tage in einem italienischen Dorf, in denen kaum etwas passiert und sieht sich Yayoi Kusamas psychiatrische Klinik bei Google Maps an. Somit bleibt der Rest des Buches leider hinter den großartigen Nachtfrauen stark zurück, schade!
Dieses Buch hat meinen gesamten Rezensionsplan durcheinander geworfen. Es ist keine leichte Lektüre, einfach mal hundert Seiten am Stück zu lesen, wie das für mich bei anderen Büchern leicht möglich ist, ging hier nicht. Spätestens nach 20 war mein Kopf so voll, dass ich pausieren und nachdenken musste. Deswegen habe ich mich mit diesem Buch auch um einiges länger beschäftigt, als ursprünglich geplant. In diesem Buch geht es um exakt das, was im Titel angekündigt wird. Die Autorin schreibt über die Frauen, an die sie nachts denkt und warum sie an sie denkt. Da sind Weltreisende wie Nelly Bly dabei, Renaissancemalerinnen wie Artemisia Gentileschi und auch die moderne Künstlerin Yayoi Kusama. Der erste Abschnitt über die Weltreisenden war der längste, der Abschnitt über die Künstlerinnen der für mich interessantere. Die Autorin skizziert die Leben ihrer Heldinnen und gleichzeitig auch ihr eigenes. Sie versucht auf den Spuren dieser Frauen zu wandern, zum Beispiel durch Reisen nach Afrika oder Italien. Das war zu Beginn etwas ungewohnt, gleichzeitig aber auch spannend. Besonders beeindruckt haben mich Artemisia und Nelly. Artemisia ist die Künstlerin, die das Gemälde "Judith und Holofernes" gemalt hat. Das musste ich im ersten Semester meines Studiums mit anderen Darstellungen derselben Bibelstelle vergleichen und ich war schockiert davon, wieviel Blut hier zu sehen ist und dass die Künstlerin sich dazu entschieden hat, Judith mitten im Mord zu malen. Noch dazu war da so viel Entschlossenheit in Judiths Blick. Da war kein Zögern, keine Verwirrung, kein unschuldiger Blick. Judith weiß genau, was sie tut. Das hat mich fasziniert und fasziniert mich auch heute noch. Die Geschichte hinter diesem Bild kannte ich aber nicht. Nelly Bly wiederum war Journalistin und beschloss für einen Artikel so schnell wie möglich um die Welt zu reisen. Kennt ihr Jules Vernes Roman "In 80 Tagen um die Welt"? Sie wollte schneller sein als der Protagonist dieses Buchs. Und sie hat das geschafft - ohne Gepäck. Diese Frau reiste nur mit Handtasche und Regenschirm um die Welt! Und ich kämpfe damit, mich bei einem Wochenendtrip auf einen Rucksack zu beschränken! Ich habe eigentlich nur einen Kritikpunkt. Mir ist klar, dass diese Frauen im Leben der Autorin eine besondere Rolle einnehmen. Wie alle haben Held:innen und natürlich wollen wir die nur in einem allerbesten Licht sehen. Trotzdem hätte ich mir bei manchen der Frauen etwas mehr Reflexion gewünscht. Gerade bei Karen Blixen wäre das meiner Meinung nach gut gewesen. Sie hat sich munter am Kolonialismus beteiligt und davon profitiert, hat extrem viele Tiere geschossen und scheint auch insgesamt kein besonders angenehmer Mensch gewesen sein - und trotzdem befasst sich ein guter Teil dieses Buchs mit ihr und das aus einer meiner Meinung nach aus einer Perspektive, die gerne hätte kritischer sein dürfen. Abschließend muss ich hier fast noch darüber nachdenken, wen ich wohl als meine Nachtfrauen bezeichnen würde, oder? Also, Mary Shelley ist ganz sicher mit dabei und Marie Curie auch. Auf jeden Fall auch Margaret Atwood. Jetzt wohl auch Nelly Bly und Artemisia. Gerade über die Renaissance-Künstlerinnen in diesem Buch musste ich in den letzten Tagen viel nachdenken. So viel, dass ich jetzt dabei bin, eine Reise nach Florenz zu planen. Florenz war ja das Zentrum der Renaissance und noch dazu lebte ja auch Dante dort. Ich könnte dort also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Renaissance-Kunst ansehen und gleichzeitig meine Dante-Sucht weiter füttern. Mein Fazit? Interessante Lektüre über Heldinnen und wie sie das Leben der Autorin beeinflusst haben.
3,5
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Autorenbeschreibung
Mia Kankimäki, geboren 1971, hat Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Helsinki studiert und als Texterin und Lektorin gearbeitet. 2010 kündigte sie ihren Job und reiste nach Japan, um ihr erstes Buch zu schreiben. »Dinge, die das Herz höher schlagen lassen« führte sie nach Kyoto, wo sie immer wieder schreibt und forscht. Ihr zweites Buch, »Frauen, an die ich nachts denke« ist von ihren Reisen auf den Spuren inspirierender historischer Frauenfiguren in Tansania, Kenia, Italien und Japan inspiriert. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in 16 Sprachen übersetzt. Mia Kankimäki lebt in Helsinki, Finnland, wenn sie nicht gerade für ihr nächstes Buchprojekt auf Reisen ist.
Beiträge
Ich habe gezielt eine Schwäche für Bücher im Tagebuchstil bzw. für Bücher in denen Frauen über ihre Leben berichten. Und das so ziemlich in jeder Form. Ob es nun ein Tagebuch ist oder es "nur" ums Reisen geht. Ich lese sowas gerne. Die Autorin paart hier ihre eigenen Erfahrungen die sie machte mit denen von berühmten Frauen aus der Literatur bzw. Kunst Welt. (Beim lesen habe ich mich manchmal gefragt, was wohl die ursprüngliche Idee hinter diesem Buch war? Hatte die Autorin von Anfang an im Sinn, so viel zu reisen um den verstorbenen Nachtfrauen so nah zu sein? War von Anfang an geplant, ihre Erfahrungen mit denen der Frauen zu vergleichen? War dieser Tagebuchstil gemischt mit den Schilderungen der vergangenen Leben beabsichtigt? Oder hat sich all das erst mit der Rechechere und ihren Reisen ergeben? Also wenn das alles so geplant war, dann Hut ab, und wenn nicht, trotzdem)! Mir hat auch sehr gefallen zu erfahren, wie sehr die Autorin beim Schreiben des Buches gestruggelt hat und wie schwer es ihr fiel ihre Erfahrungen und die der Nachtfrauen mit einander zu verweben. Ihre Meinungen über die einzelnen Frauen teile ich nicht immer aber die Faszination ist schon verständlich und eben nachvollziehbar wenn man diese Art von Buch schreibt. Ich war völlig im Bahn mit der Autorin mit diesen Frauen aus einer vergangenen Zeit und mehr als einmal schockiert darüber wie es Frauen im Detail vor hunderten von Jahren ergangen sein muss. Dieses Buch ist für mich ein sehr faszinierendes Werk. Ich vergebe gerne 5 Sterne
Wenn M. nicht schlafen kann, denkt sie an die Nachtfrauen- „und das hat nichts mit Sex zu tun.“ M.‘s Nachtfrauen sind Reisende. Frauen, die mehr wollen als Heim und Herd und immer wieder: vergessene Frauen, Frauen, deren Geschichte nicht oder überschrieben wurden. Kennt ihr Isabella Bird? (Die, die allein auf dem Pferd durch die Rocky Mountains ritt?) Oder Ida Pfeiffer? (Die, die als erste europäische Frau Borneo durchquerte und mehrmals um die Welt reiste?) Nein? Nun, M. (Oder Mia Kankimäki?) treibt eine tiefe Sehnsucht nach den Leben und Reisen dieser Frauen um. „Es kommt mir vor, als läge die Bedeutung des ganzen Reisens genau hierin: im Sehen und Aufzeichnen dessen, was man gesehen hat. Denn auf seltsame Weise verändert sich doe Welt und word erstaunlicher und bedeutungsvoller, wenn man über sie schreibt. Erst beim Schreiben fängt man an, zu verstehen. Ratschläge der Nachtfrauen: Schreibe jeden Abend. Ich weiß, ich weiß. Zwinge dich dazu.“ Und M. schreibt. Sie macht die Leben dieser reisenden, schreibenden Frauen wieder lebendig, die mit ihren Büchern versuchten, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie schreibt über deren Rückschläge (Verlagsablehnungen, Pseudonyme), aber auch darüber, dass diese Frauen nicht aufgegeben haben. M.‘s Nachtfrauen sind auch Künstlerinnen, wie sie selbst eine ist. Die reist nach Italien, entdeckt Sofonisba Anguissola, Lavinia Fontana, Artemisia Gentileschi. Künstlerinnen, die mit ihren (Auftrags-) Arbeiten sich, ihre Kunst und ihre Familien ernährten. Kanntet ihr die? Sofonisba? Lavinia? Artemisia? M. schreibt sie in mein Herz, sie werden Freundinnen, Lehrerinnen, Vorbilder. Sie waren Frauen, die sich (bewusst und unbewusst) nicht davon haben einschränken lassen, dass sie Frauen ihrer Zeit waren. Sie waren immer da, ihre Stimmen. Wir wurden nur nicht gelehrt, sie zu hören.
Bereits in ihrem ersten Buch begab sich Mia Kankimäki auf die Spur einer besonderen Frau, der Hofdame Sei Shōnagon, Verfasserin des „Kopfkissenbuchs“, eines japanischen Klassikers. In ihrem neuen Werk knüpft sie an dieses Schema an und widmet sich zehn verschiedenen Frauen, die sie ihre „Nachfrauen“ nennt, also „Frauen, an die ich nachts denke“. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Persönlichkeiten: Schriftstellerinnen, Forscherinnen, Künstlerinnen. Nach ihren Berufungen aufgeteilt beleuchtet die Autorin die zehn Frauen und liefert jeweils einen kurzen Lebenslauf, teilweise unterstrichen durch Zeitzeugnisse wie Briefe (im Text) oder Fotos (im Anhang). Verbunden werden diese Schilderungen immer mit Kankimäkis eigener Person, ihrer Faszination für jede der Nachtfrauen und mit den Reisen, die sie unternimmt, um für ihr Buch zu recherchieren. Auch teilt sie ihre eigenen Briefe, die sie an die zumeist schon verstorbenen Frauen verfasst hat. Es gelingt der Autorin definitiv, ihre Begeisterung für diese zehn besonderen Frauen auf die Leser/-innen zu übertragen, vor allem die Berichte über die waghalsigen Expeditionen der insgesamt fünf forschenden Nachtfrauen und die damit verbundenen Episoden aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt haben mir gut gefallen. Ebenso interessant waren ihre Ausführungen über die unterschätzten und übersehenen Malerinnen der Renaissance. Nicht ganz in ihre Auswahl passt jedoch, meiner Meinung nach, die Schriftstellerin Karen „Tania“ Blixen mit ihrem doch sehr weißen Blick auf Afrika – wobei auch Kankimäki hier eine durchaus kritische Haltung zu ihr einnimmt. Weniger gelungen fand ich die Verbindung der Lebensgeschichten zu den eigenen Erfahrungen der Autorin und ihrer Reise. Sie verliert sich in Beschwerden über den Ranger, der ihr auf der Safari in Afrika ungewollte Avancen macht, schildert langwierig Tage in einem italienischen Dorf, in denen kaum etwas passiert und sieht sich Yayoi Kusamas psychiatrische Klinik bei Google Maps an. Somit bleibt der Rest des Buches leider hinter den großartigen Nachtfrauen stark zurück, schade!
Dieses Buch hat meinen gesamten Rezensionsplan durcheinander geworfen. Es ist keine leichte Lektüre, einfach mal hundert Seiten am Stück zu lesen, wie das für mich bei anderen Büchern leicht möglich ist, ging hier nicht. Spätestens nach 20 war mein Kopf so voll, dass ich pausieren und nachdenken musste. Deswegen habe ich mich mit diesem Buch auch um einiges länger beschäftigt, als ursprünglich geplant. In diesem Buch geht es um exakt das, was im Titel angekündigt wird. Die Autorin schreibt über die Frauen, an die sie nachts denkt und warum sie an sie denkt. Da sind Weltreisende wie Nelly Bly dabei, Renaissancemalerinnen wie Artemisia Gentileschi und auch die moderne Künstlerin Yayoi Kusama. Der erste Abschnitt über die Weltreisenden war der längste, der Abschnitt über die Künstlerinnen der für mich interessantere. Die Autorin skizziert die Leben ihrer Heldinnen und gleichzeitig auch ihr eigenes. Sie versucht auf den Spuren dieser Frauen zu wandern, zum Beispiel durch Reisen nach Afrika oder Italien. Das war zu Beginn etwas ungewohnt, gleichzeitig aber auch spannend. Besonders beeindruckt haben mich Artemisia und Nelly. Artemisia ist die Künstlerin, die das Gemälde "Judith und Holofernes" gemalt hat. Das musste ich im ersten Semester meines Studiums mit anderen Darstellungen derselben Bibelstelle vergleichen und ich war schockiert davon, wieviel Blut hier zu sehen ist und dass die Künstlerin sich dazu entschieden hat, Judith mitten im Mord zu malen. Noch dazu war da so viel Entschlossenheit in Judiths Blick. Da war kein Zögern, keine Verwirrung, kein unschuldiger Blick. Judith weiß genau, was sie tut. Das hat mich fasziniert und fasziniert mich auch heute noch. Die Geschichte hinter diesem Bild kannte ich aber nicht. Nelly Bly wiederum war Journalistin und beschloss für einen Artikel so schnell wie möglich um die Welt zu reisen. Kennt ihr Jules Vernes Roman "In 80 Tagen um die Welt"? Sie wollte schneller sein als der Protagonist dieses Buchs. Und sie hat das geschafft - ohne Gepäck. Diese Frau reiste nur mit Handtasche und Regenschirm um die Welt! Und ich kämpfe damit, mich bei einem Wochenendtrip auf einen Rucksack zu beschränken! Ich habe eigentlich nur einen Kritikpunkt. Mir ist klar, dass diese Frauen im Leben der Autorin eine besondere Rolle einnehmen. Wie alle haben Held:innen und natürlich wollen wir die nur in einem allerbesten Licht sehen. Trotzdem hätte ich mir bei manchen der Frauen etwas mehr Reflexion gewünscht. Gerade bei Karen Blixen wäre das meiner Meinung nach gut gewesen. Sie hat sich munter am Kolonialismus beteiligt und davon profitiert, hat extrem viele Tiere geschossen und scheint auch insgesamt kein besonders angenehmer Mensch gewesen sein - und trotzdem befasst sich ein guter Teil dieses Buchs mit ihr und das aus einer meiner Meinung nach aus einer Perspektive, die gerne hätte kritischer sein dürfen. Abschließend muss ich hier fast noch darüber nachdenken, wen ich wohl als meine Nachtfrauen bezeichnen würde, oder? Also, Mary Shelley ist ganz sicher mit dabei und Marie Curie auch. Auf jeden Fall auch Margaret Atwood. Jetzt wohl auch Nelly Bly und Artemisia. Gerade über die Renaissance-Künstlerinnen in diesem Buch musste ich in den letzten Tagen viel nachdenken. So viel, dass ich jetzt dabei bin, eine Reise nach Florenz zu planen. Florenz war ja das Zentrum der Renaissance und noch dazu lebte ja auch Dante dort. Ich könnte dort also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Renaissance-Kunst ansehen und gleichzeitig meine Dante-Sucht weiter füttern. Mein Fazit? Interessante Lektüre über Heldinnen und wie sie das Leben der Autorin beeinflusst haben.
3,5