Der Zug der Waisen
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Christina Baker Kline wuchs in England und in den Vereinigten Staaten auf. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman "Der Zug der Waisen" war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey.
Beiträge
Und wieder ein Teil Geschichte, den ich so nicht kannte. In knapp 70 Jahren, zwischen 1850 und 1930 wurden ca. 200.000 Waisenkinder von der Ostküste der USA mit Zügen in den Mittleren Westen gebracht, um dort in neuen Familien unterzukommen. Babys und kräftige Jungs fand sehr häufig schnell Familien, für Mädchen dagegen war es schwer. Hier wird die Geschichte eines 9jährigen Mädchens erzählt, die 1929 ihre Familie bei einem Brand in New York verliert und dann in einen dieser Waisenzüge verfrachtet wird. Im zweiten Handlungsstrang geht es um Molly, 16 Jahre alt, von einer Pflegefamilie zu nächsten gereicht. Sie soll Sozislstunden bei der 91jährigen Vivian leisten, ihr beim entrümpeln des Dachbodens helfen. Was für eine bewegende Geschichte. Ich habe so viel nachrecherchiert und möchte noch so viel mehr wissen. Das ist für mich lesen mit Mehrwert.

Der Roman erzählt von den unzähligen Waisenkindern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Zügen von der Ostküste Amerikas in den Mittleren Westen gebracht wurden. Dort kamen sie nach einer langen Fahrt voller Ungewissheit an und wurden wie auf einem Viehmarkt interessierten Besuchern angeboten, die zumeist nur eine billige Arbeitskraft suchten. Der Hintergrund dieser Menschen wurde nicht durchleuchtet, so dass viele der Kinder in furchtbaren Verhältnissen landeten. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und erzählt von der anfangs neunjährigen Niamh, die mit dem Zug von New York in den Mittleren Westen gebracht wurde. Zum Anderen lernen wir die rebellische Molly kennen, die bei der 90jährigen Viv ihre Sozialstunden ableisten muss, weil sie ein Buch gestohlen hat. In vielen Gesprächen lernen sich die beiden unterschiedlichen Frauen kennen und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.
Die Waisenzüge, welche Hunderttausende von Kindern in die ungewisse Zukunft vom Osten in den Westen Nordamerikas brachten, waren mir nicht bekannt. Es war schockierend zu erfahren, wie diese meist wie Sklaven begutachtet und als billige Arbeitskraft missbraucht und von Familie zu Familie gereicht wurden. Welch Traumata die Kinder erfuhren, was für ein trauriges Kapitel in der amerikanischen Geschichte! Der Roman war leicht zu lesen, die Charaktere waren mir leider nicht tiefgründig genug ausgearbeitet und ihre Handlungsweise daher manchmal nicht direkt nachvollziehbar. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und ich kann es weiterempfehlen.
So schön. So traurig. Aber so schön !
Emotionen sind in diesem Buch groß geschrieben ! Es gab hier definitiv mehr als eine Szene bei der ich weinen musste - und das will was heißen ! Es geschah aus Freude. Es geschah aus Trauer. Es geschah aus Entsetzen ! Es ist unfassbar, wie düster dieses Kapitel in der amerikanischen Geschichte ist und was diese Kinder erleiden mussten ! Dennoch muss ich einen Punkt kritisieren: Die Rahmenhandlung kommt mir ein bisschen zu kurz. Das Buch ist unterteilt in eine Hauptstory und Rückblenden. Ich habe mich immer auf die Rückblenden gefreut, weil die Erzählung der Gegenwart für mich zu schwach war. Aber dennoch ein Buch, das ich jedem ans Herz legen würde.
4⭐ Eine wichtige und berührende Geschichte, die aber mehr Seiten verdient hätte. Manche Geschehnisse wurden für mein Empfinden zu kurz abgehandelt
Inhalt: Als neunjährige Waise wird Vivian Daly mit vielen anderen Kindern in einen Waisenzug der Children´s Aid Society gesteckt, um bei fremden Familien ein neues Zuhause zu finden. Doch es wird eine Reise ins Ungewisse und stellt sie vor viele Herausforderungen. Mit 91 Jahren lernt sie die rebellische Molly kennen und erzählt ihr ihre bewegende Geschichte... Meinung: Der Aufbau der Geschichte ist unterhaltsam entwickelt. Hier fließen nämlich zwei Geschichten in eine zusammen. Das Zusammentreffen von Molly und der 91-jährigen Dame wird für beide zu einem Seelenprojekt, für mich wie ein Quilt, der mit jedem Teil, der zusammengefügt wird, eine Art Trostspender und Seelenwärmer wird. Sowohl Molly als auch Vivian, haben schlimmes erlebt, sind zwei gebrochene Menschen, auf der Suche nach einem liebevollen Zuhause und Geborgenheit. Die Schilderung der Zugfahrt, die Anforderungen an die vielen Kinder und Jugendlichen, das Begutachten wie Vieh auf dem Markt und die Unterbringungen haben mich wirklich getroffen. Mit jeder Familie, in der sie unterkommt, wird auch ihr Name gewechselt, somit wird nach und nach auch ein Stück Identität gestohlen. Da es diese Züge wirklich gab, ist auch das Nachwort der Autorin interessant zu lesen. Die Erzählung wechselt zwischen der Neuzeit und den weiteren Erinnerungen Vivians. Man kann gar nicht in Worte fassen, was all diese Kinder durchgemacht haben, so jung, vom Schicksal hart getroffen und teilweise wirklich unmenschlich. Ich hatte so einige Male einen Kloß im Hals, weil man überlegt, wie es einem selbst in dem Alter erging. An manchen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Gefühl gewünscht, es klang teilweise etwas nüchtern und pragmatisch. Obwohl mich die Geschichte schon berührt und nachdenklich gestimmt hat, wirkt es zum Ende hin etwas schnell abgewickelt und unkompliziert und nahm dem Ganzen die Spannung. Da fehlte dieser gewisse Funke, und eine Reaktion Vivians hat mich doch sehr erschüttert, zumal sie dasselbe doch auch in gewisser Weise erlebt hat. Fazit: Ich mag unterhaltsame Geschichten, die auf historischen Ereignissen beruhen und dieser hier greift ein ernstes, trauriges Thema auf, der es aber etwas an Tiefe und Gefühl fehlte. Es wirkte teilweise etwas trocken, wie eine Aneinanderreihung von Erlebtem, ohne die Charaktere etwas mehr herauszustellen, was ich mir jedoch stellenweise erhofft habe, um die Reaktionen und das Verhalten besser zu verstehen. Die stärkste Person war für mich Fanny, die Angestellte bei den Byrnes. Auch wenn ihr Auftritt nur kurz war, aber sie hat diese Eigenschaften gehabt, die ich mir bei anderen noch mehr gewünscht habe. Das Cover mit den Kindern am Bahnsteig hat mich sofort begeistert und war mit den Leseempfehlungen und der vielversprechenden Vorschau ein Kaufgrund.
3 Sterne. Letztlich sogar eher knapp, obwohl ich mich gut unterhalten fühlte. Das Buch ist ganz interessant und durchaus auch lesenswert, aber mich haben einige Kleinigkeiten gestört. Manche Personen und Entwicklungen erschienen mir zu klischeehaft bzw. unglaubwürdig, besonders Molly kam mir nicht sehr authentisch vor. Und - wie schon zwischendurch erwähnt: Warum müssen Protagonisten in einem Buch über Waisen auch noch Bücher wie "Jane Eyre" oder "Anne of Greengables" lesen? Die Autorin reitet sehr darauf herum ohne, dass es für die Handlung in irgendeiner Form wichtig wäre. Ich habe durch die (ständige) Erwähnung dieser Bücher nur um so deutlicher gespürt, dass dieses Buch eben gerade kein "Jane Eyre" bzw. "Anne of Greengables", also 5-Sterne Buch, für mich ist.
Eine bewegende Geschichte Habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können!
Unglaublich berührend, mein Herz ist mehrmal gebrochen und wieder irgendwie zusammengesetzt worden. Jetzt ist es überfordert und irgendwo zwischen Melancholie und Hoffnung
akribisch recherchiert, detailgetreu, interessante Thematik
"Der Zug der Waisen" von Christina Baker Kline entführt den Leser in eine spärlich beleuchtete Episode der amerikanischen Geschichte, von der ich für meinen Teil bis dato tatsächlich noch nichts gewusst habe. Kommen wir aber doch direkt einmal zum Inhalt: New York 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Brand ihre Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse – nur die wenigsten erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor. Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen 91-jährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. Detailgetreu und mit viel akribischer Recherche zeichnet die Autorin den Weg der Waisen- und Straßenkinder im 19. Jahrhundert nach, die von der Ostküste der USA mit sogenannten "Waisenzügen" in den Mittleren Westen gebracht wurden. Zwischen 1854 und 1929 bot eine Initiative an, speziell diese Kinder aus den überfüllten Elendsvierteln New Yorks herauszubringen, um ihnen auf dem Land eine "bessere" Zukunft zu ermöglichen. Was als Akt der Nächstenliebe dargestellt wurde, entpuppte sich hier jedoch oft als eine scheinheilige Fassade, hinter der sich Ausbeutung und Missbrauch verbargen. Der Roman stellt eingehend dar, wie diese Kinder – viele von ihnen irische Immigrantenkinder – in den ländlichen Regionen wie Ware behandelt wurden. Ohne Schutz und Fürsorge, der Willkür der neuen "Familien" ausgeliefert, mussten die meisten von ihnen nicht nur schwere Arbeit verrichten, sondern waren oft auch schutzlos psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt. Besonders interessant ist, wie die Autorin die "adoptierenden" Familien hinterfragt und die brennende Frage aufwirft: War dies jetzt schlicht und einfach eine äußerst naive Initiative und man wusste es nicht besser oder entsprach es doch eher einer gut getarnten Form der Kinderarbeit? Es ist eine bittere Wahrheit, dass für viele Kinder die "Rettung" aus der Stadt letztlich ein Leben ohne Kindheit bedeutete. Denn bis in die 1930er Jahre fehlte es den Vereinigten Staaten an einem sozialen Sicherungsnetz, sodass nach Schätzungen allein in New York mehr als zehntausend (traumatisierte) Kinder auf der Straße lebten. Einige dieser Kinder flohen immer wieder aus ihren neuen Unterkünften, während andere wie fehlerhafte Ware zurückgegeben wurden und von einer Pflegefamilie zur nächsten wanderten. Diejenigen, die es schafften, nannten sich später "Train Riders". Der Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen und die damit einhergehenden Parallelen der Hauptprotagonisten zeigen auf, wie ähnlich sich menschliche Erfahrungen über Generationen hinweg sein können. Vivian, Molly und auch die Nebencharaktere wurden dahingehend ziemlich glaubhaft dargestellt, vor allem die herzensgute Fanny habe ich wirklich gern gehabt. Obwohl die Thematik demnach wirklich interessant ist, fand ich den Schreib- und Erzählstil stellenweise etwas trocken und langatmig. Zudem konnte ich mich mit der distanzierten und nüchternen Art und Weise der Erzählung nicht immer ganz anfreunden. In Verbindung mit dem doch etwas abrupten Ende, konnte der Funke leider einfach nicht richtig überspringen. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch weil ich solche wahren historischen Ereignisse immer wieder aufs Neue spannend finde. Beim Lesen der Danksagung wird übrigens nochmal deutlich, wie vieler Recherchequellen sich die Autorin bedient hat, wobei ihr auch verschiedene Zeitzeugen eine enorme Hilfe waren. "Der Zug der Waisen“ ist somit eine leise Lektüre, die den Kindern dieser Ära nochmals eine Stimme gibt – eine Geschichte, für die man sich unbedingt genügend Zeit nehmen sollte, da sie sich nicht einfach mal "weglesen" lässt. >> Man macht die Erfahrung das die meisten Erwachsenen lügen. Dass die meisten Menschen sich nur um sich selbst kümmern. Dass man für andere nur interessant ist, solange man ihnen nützt. Und so entwickelt man seine Persönlichkeit. Man weiß zu viel und dieses Wissen macht einen argwöhnisch. Man wird ängstlich und misstrauisch. Gefühlsäußerungen ergeben sich nicht auf natürliche Weise, also lernt man, sie vorzutäuschen. Zu heucheln. Empathie zur Schau zu stellen, die man nicht empfindet. Und so lernt man zurechtzukommen, wenn man Glück hat, und auszusehen wie alle anderen auch, selbst wenn man innerlich zerbrochen ist. <<
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Christina Baker Kline wuchs in England und in den Vereinigten Staaten auf. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman "Der Zug der Waisen" war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey.
Beiträge
Und wieder ein Teil Geschichte, den ich so nicht kannte. In knapp 70 Jahren, zwischen 1850 und 1930 wurden ca. 200.000 Waisenkinder von der Ostküste der USA mit Zügen in den Mittleren Westen gebracht, um dort in neuen Familien unterzukommen. Babys und kräftige Jungs fand sehr häufig schnell Familien, für Mädchen dagegen war es schwer. Hier wird die Geschichte eines 9jährigen Mädchens erzählt, die 1929 ihre Familie bei einem Brand in New York verliert und dann in einen dieser Waisenzüge verfrachtet wird. Im zweiten Handlungsstrang geht es um Molly, 16 Jahre alt, von einer Pflegefamilie zu nächsten gereicht. Sie soll Sozislstunden bei der 91jährigen Vivian leisten, ihr beim entrümpeln des Dachbodens helfen. Was für eine bewegende Geschichte. Ich habe so viel nachrecherchiert und möchte noch so viel mehr wissen. Das ist für mich lesen mit Mehrwert.

Der Roman erzählt von den unzähligen Waisenkindern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Zügen von der Ostküste Amerikas in den Mittleren Westen gebracht wurden. Dort kamen sie nach einer langen Fahrt voller Ungewissheit an und wurden wie auf einem Viehmarkt interessierten Besuchern angeboten, die zumeist nur eine billige Arbeitskraft suchten. Der Hintergrund dieser Menschen wurde nicht durchleuchtet, so dass viele der Kinder in furchtbaren Verhältnissen landeten. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und erzählt von der anfangs neunjährigen Niamh, die mit dem Zug von New York in den Mittleren Westen gebracht wurde. Zum Anderen lernen wir die rebellische Molly kennen, die bei der 90jährigen Viv ihre Sozialstunden ableisten muss, weil sie ein Buch gestohlen hat. In vielen Gesprächen lernen sich die beiden unterschiedlichen Frauen kennen und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.
Die Waisenzüge, welche Hunderttausende von Kindern in die ungewisse Zukunft vom Osten in den Westen Nordamerikas brachten, waren mir nicht bekannt. Es war schockierend zu erfahren, wie diese meist wie Sklaven begutachtet und als billige Arbeitskraft missbraucht und von Familie zu Familie gereicht wurden. Welch Traumata die Kinder erfuhren, was für ein trauriges Kapitel in der amerikanischen Geschichte! Der Roman war leicht zu lesen, die Charaktere waren mir leider nicht tiefgründig genug ausgearbeitet und ihre Handlungsweise daher manchmal nicht direkt nachvollziehbar. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und ich kann es weiterempfehlen.
So schön. So traurig. Aber so schön !
Emotionen sind in diesem Buch groß geschrieben ! Es gab hier definitiv mehr als eine Szene bei der ich weinen musste - und das will was heißen ! Es geschah aus Freude. Es geschah aus Trauer. Es geschah aus Entsetzen ! Es ist unfassbar, wie düster dieses Kapitel in der amerikanischen Geschichte ist und was diese Kinder erleiden mussten ! Dennoch muss ich einen Punkt kritisieren: Die Rahmenhandlung kommt mir ein bisschen zu kurz. Das Buch ist unterteilt in eine Hauptstory und Rückblenden. Ich habe mich immer auf die Rückblenden gefreut, weil die Erzählung der Gegenwart für mich zu schwach war. Aber dennoch ein Buch, das ich jedem ans Herz legen würde.
4⭐ Eine wichtige und berührende Geschichte, die aber mehr Seiten verdient hätte. Manche Geschehnisse wurden für mein Empfinden zu kurz abgehandelt
Inhalt: Als neunjährige Waise wird Vivian Daly mit vielen anderen Kindern in einen Waisenzug der Children´s Aid Society gesteckt, um bei fremden Familien ein neues Zuhause zu finden. Doch es wird eine Reise ins Ungewisse und stellt sie vor viele Herausforderungen. Mit 91 Jahren lernt sie die rebellische Molly kennen und erzählt ihr ihre bewegende Geschichte... Meinung: Der Aufbau der Geschichte ist unterhaltsam entwickelt. Hier fließen nämlich zwei Geschichten in eine zusammen. Das Zusammentreffen von Molly und der 91-jährigen Dame wird für beide zu einem Seelenprojekt, für mich wie ein Quilt, der mit jedem Teil, der zusammengefügt wird, eine Art Trostspender und Seelenwärmer wird. Sowohl Molly als auch Vivian, haben schlimmes erlebt, sind zwei gebrochene Menschen, auf der Suche nach einem liebevollen Zuhause und Geborgenheit. Die Schilderung der Zugfahrt, die Anforderungen an die vielen Kinder und Jugendlichen, das Begutachten wie Vieh auf dem Markt und die Unterbringungen haben mich wirklich getroffen. Mit jeder Familie, in der sie unterkommt, wird auch ihr Name gewechselt, somit wird nach und nach auch ein Stück Identität gestohlen. Da es diese Züge wirklich gab, ist auch das Nachwort der Autorin interessant zu lesen. Die Erzählung wechselt zwischen der Neuzeit und den weiteren Erinnerungen Vivians. Man kann gar nicht in Worte fassen, was all diese Kinder durchgemacht haben, so jung, vom Schicksal hart getroffen und teilweise wirklich unmenschlich. Ich hatte so einige Male einen Kloß im Hals, weil man überlegt, wie es einem selbst in dem Alter erging. An manchen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Gefühl gewünscht, es klang teilweise etwas nüchtern und pragmatisch. Obwohl mich die Geschichte schon berührt und nachdenklich gestimmt hat, wirkt es zum Ende hin etwas schnell abgewickelt und unkompliziert und nahm dem Ganzen die Spannung. Da fehlte dieser gewisse Funke, und eine Reaktion Vivians hat mich doch sehr erschüttert, zumal sie dasselbe doch auch in gewisser Weise erlebt hat. Fazit: Ich mag unterhaltsame Geschichten, die auf historischen Ereignissen beruhen und dieser hier greift ein ernstes, trauriges Thema auf, der es aber etwas an Tiefe und Gefühl fehlte. Es wirkte teilweise etwas trocken, wie eine Aneinanderreihung von Erlebtem, ohne die Charaktere etwas mehr herauszustellen, was ich mir jedoch stellenweise erhofft habe, um die Reaktionen und das Verhalten besser zu verstehen. Die stärkste Person war für mich Fanny, die Angestellte bei den Byrnes. Auch wenn ihr Auftritt nur kurz war, aber sie hat diese Eigenschaften gehabt, die ich mir bei anderen noch mehr gewünscht habe. Das Cover mit den Kindern am Bahnsteig hat mich sofort begeistert und war mit den Leseempfehlungen und der vielversprechenden Vorschau ein Kaufgrund.
3 Sterne. Letztlich sogar eher knapp, obwohl ich mich gut unterhalten fühlte. Das Buch ist ganz interessant und durchaus auch lesenswert, aber mich haben einige Kleinigkeiten gestört. Manche Personen und Entwicklungen erschienen mir zu klischeehaft bzw. unglaubwürdig, besonders Molly kam mir nicht sehr authentisch vor. Und - wie schon zwischendurch erwähnt: Warum müssen Protagonisten in einem Buch über Waisen auch noch Bücher wie "Jane Eyre" oder "Anne of Greengables" lesen? Die Autorin reitet sehr darauf herum ohne, dass es für die Handlung in irgendeiner Form wichtig wäre. Ich habe durch die (ständige) Erwähnung dieser Bücher nur um so deutlicher gespürt, dass dieses Buch eben gerade kein "Jane Eyre" bzw. "Anne of Greengables", also 5-Sterne Buch, für mich ist.
Eine bewegende Geschichte Habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können!
Unglaublich berührend, mein Herz ist mehrmal gebrochen und wieder irgendwie zusammengesetzt worden. Jetzt ist es überfordert und irgendwo zwischen Melancholie und Hoffnung
akribisch recherchiert, detailgetreu, interessante Thematik
"Der Zug der Waisen" von Christina Baker Kline entführt den Leser in eine spärlich beleuchtete Episode der amerikanischen Geschichte, von der ich für meinen Teil bis dato tatsächlich noch nichts gewusst habe. Kommen wir aber doch direkt einmal zum Inhalt: New York 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Brand ihre Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse – nur die wenigsten erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor. Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen 91-jährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen. Detailgetreu und mit viel akribischer Recherche zeichnet die Autorin den Weg der Waisen- und Straßenkinder im 19. Jahrhundert nach, die von der Ostküste der USA mit sogenannten "Waisenzügen" in den Mittleren Westen gebracht wurden. Zwischen 1854 und 1929 bot eine Initiative an, speziell diese Kinder aus den überfüllten Elendsvierteln New Yorks herauszubringen, um ihnen auf dem Land eine "bessere" Zukunft zu ermöglichen. Was als Akt der Nächstenliebe dargestellt wurde, entpuppte sich hier jedoch oft als eine scheinheilige Fassade, hinter der sich Ausbeutung und Missbrauch verbargen. Der Roman stellt eingehend dar, wie diese Kinder – viele von ihnen irische Immigrantenkinder – in den ländlichen Regionen wie Ware behandelt wurden. Ohne Schutz und Fürsorge, der Willkür der neuen "Familien" ausgeliefert, mussten die meisten von ihnen nicht nur schwere Arbeit verrichten, sondern waren oft auch schutzlos psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt. Besonders interessant ist, wie die Autorin die "adoptierenden" Familien hinterfragt und die brennende Frage aufwirft: War dies jetzt schlicht und einfach eine äußerst naive Initiative und man wusste es nicht besser oder entsprach es doch eher einer gut getarnten Form der Kinderarbeit? Es ist eine bittere Wahrheit, dass für viele Kinder die "Rettung" aus der Stadt letztlich ein Leben ohne Kindheit bedeutete. Denn bis in die 1930er Jahre fehlte es den Vereinigten Staaten an einem sozialen Sicherungsnetz, sodass nach Schätzungen allein in New York mehr als zehntausend (traumatisierte) Kinder auf der Straße lebten. Einige dieser Kinder flohen immer wieder aus ihren neuen Unterkünften, während andere wie fehlerhafte Ware zurückgegeben wurden und von einer Pflegefamilie zur nächsten wanderten. Diejenigen, die es schafften, nannten sich später "Train Riders". Der Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen und die damit einhergehenden Parallelen der Hauptprotagonisten zeigen auf, wie ähnlich sich menschliche Erfahrungen über Generationen hinweg sein können. Vivian, Molly und auch die Nebencharaktere wurden dahingehend ziemlich glaubhaft dargestellt, vor allem die herzensgute Fanny habe ich wirklich gern gehabt. Obwohl die Thematik demnach wirklich interessant ist, fand ich den Schreib- und Erzählstil stellenweise etwas trocken und langatmig. Zudem konnte ich mich mit der distanzierten und nüchternen Art und Weise der Erzählung nicht immer ganz anfreunden. In Verbindung mit dem doch etwas abrupten Ende, konnte der Funke leider einfach nicht richtig überspringen. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch weil ich solche wahren historischen Ereignisse immer wieder aufs Neue spannend finde. Beim Lesen der Danksagung wird übrigens nochmal deutlich, wie vieler Recherchequellen sich die Autorin bedient hat, wobei ihr auch verschiedene Zeitzeugen eine enorme Hilfe waren. "Der Zug der Waisen“ ist somit eine leise Lektüre, die den Kindern dieser Ära nochmals eine Stimme gibt – eine Geschichte, für die man sich unbedingt genügend Zeit nehmen sollte, da sie sich nicht einfach mal "weglesen" lässt. >> Man macht die Erfahrung das die meisten Erwachsenen lügen. Dass die meisten Menschen sich nur um sich selbst kümmern. Dass man für andere nur interessant ist, solange man ihnen nützt. Und so entwickelt man seine Persönlichkeit. Man weiß zu viel und dieses Wissen macht einen argwöhnisch. Man wird ängstlich und misstrauisch. Gefühlsäußerungen ergeben sich nicht auf natürliche Weise, also lernt man, sie vorzutäuschen. Zu heucheln. Empathie zur Schau zu stellen, die man nicht empfindet. Und so lernt man zurechtzukommen, wenn man Glück hat, und auszusehen wie alle anderen auch, selbst wenn man innerlich zerbrochen ist. <<