Außer sich

Außer sich

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Beschreibung

Wer sagt dir, wer du bist? Davon und von der unstillbaren Sehnsucht nach dem Leben selbst und seiner herausfordernden Grenzenlosigkeit erzählt Sasha Marianna Salzmann in ihrem DebütromanAußer sich. Intensiv, kompromisslos und im besten Sinn politisch.

Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
E-Book
Seitenzahl
366
Preis
13.99 €

Autorenbeschreibung

Sasha Marianna Salzmann ist Theaterautor:in, Essayist:in und Dramaturg:in. Salzmanns Theaterstücke, die international aufgeführt werden, wurden vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kunstpreis Berlin 2020 und dem Kleist-Preis 2024. Außer sich, Salzmanns Debütroman, wurde 2017 mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er ist in sechzehn Sprachen übersetzt. Für den zweiten Roman, Im Menschen muss alles herrlich sein, ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert, erhielt Salzmann den Preis der Literaturhäuser 2022 und den Hermann-Hesse-Preis 2022.

Beiträge

7
Alle
1

Abgebrochen auf Seite 79. verschachtelte, schwer verständliche Sätze und kein klarer Erzählstrang haben dazu geführt, dass ich mich nicht in der Geschichte einfinden konnte.

2

dieses buch hat mich leider gar nicht gepackt. hin und wieder war es interessant, ich konnte die geschichte mitverfolgen, die meiste zeit aber habe ich nicht verstanden wirklich um was es geht oder die verbindungen waren mir nicht ganz klar ich habe auch lange gebraucht, um es zu ende zu lesen. vielleicht etwas fuer leute, die komplexere buecher moegen aber nichts fuer mich.

1

Abgebrochen auf S. 237, genervt von dieser Hauptfigur und diesem seltsam inzestuösen Verhältnis von Bruder und "Schwester". Muss nicht sein...

5

Hat mich aufgewühlt, hat mich gespiegelt. Nichts für ein breites Publikum, fürchte ich.

3

Die Geschichte erstreckt sich nicht nur über Generationen, Religions- und Ländergrenzen, sondern reizt auch aus, wie unfassbar zerbrechlich und zugleich fließend die Identität eines Menschen sein kann. »Hier schreibt jemand, der etwas zu erzählen hat« sagt DIE WELT, und dem würde ich vorbehaltlos zustimmen. Sasha Marianna Salzmann weiß, wovon sie spricht, und sie spricht in einem so innovativen wie kompromisslosen Stil, der mal poetisch klingt – und mal so, als habe sie ihre Lebenswut aufs Papier gekotzt. Zitat: "Außerhalb ihres Kopfes verlief die Zeit schneller, es bewegten sich Dinge in Blitzgeschwindigkeit, Schuhe, die wie Schlangen um sich schnappten, Ottern und riesige Insekten, die sie ansprangen, sie schrie auf und hatte das Gefühl, geschrumpft und in ein Bild gesteckt worden zu sein, das bei McDonald's an der Wand hing. Alles war Dschungel, alles war Farben, alles machte ihr Angst, und sie wusste nicht, ob sie auf dem Boden lag oder in ein Loch gefallen war." Aber dieses 'etwas', das sie zu erzählen hat, blieb für mich über weite Strecken nicht greifbar, ihre Charaktere interessant, aber seltsam blutleer. Auch die Wucht des Schreibstils blieb oft auf dem Papier kleben. Wenn der schnelle Wechsel von Schauplätzen und Perspektiven den Leser irritiert und verwirrt, so ist dies von der Autorin jedoch durchaus erwünscht. Sie wolle dem Leser eine Ahnung verschaffen, sagte sie in einem Interview, wie es sich anfühlt, wenn "die Drehscheibe zu schnell ist". Und die Drehscheibe ist rasend schnell für die Menschen, die sie in ihrem Roman beschreibt. Anton und Ali sind die Kinder von Heimatlosen, haben die Rastlosigkeit im Blut, begegnen auf ihrer Suche nach dem eigenen Ich nur mehr anderen Suchenden, aber keinen Angekommenen. Besonders Ali ist grenzenlos haltlos, ohne Anton hat sie das Gefühl, auch sich selbst verloren zu haben. Aber ist sie überhaupt eine Sie? Sexualität und Gender werden durch Antons Verschwinden erschüttert: es bleibt unklar, ob Ali transgender ist oder den Verlust des Bruders kompensieren will, indem sie/er seine Identität übernimmt. Letztlich bleibt sogar offen, ob es Anton je gab, oder ob er von Anfang an eine Abspaltung des genderqueeren Teils von Ali war. Zitat: »Ich reihe meine Vielleichts aneinander, Kügelchen für Kügelchen, ungeschliffene Murmeln, die keine vorzeigbare Kette ergeben.« Möglicherweise ist das schon die Erklärung, warum es mir so schwerfiel, für die Charaktere mehr als vages Interesse zu empfinden: sie sind unfassbar, im wahrsten Sinne des Wortes, weil sie keine klar umgrenzte Identität haben, und damit wird der interessanteste Aspekt des Buches zugleich zu seiner größten Schwäche. Ganz nebenher erzählt die Autorin die Lebensgeschichte der entwurzelten russisch-jüdischen Familie Tschepanow über vier Generationen – was an sich gar nicht auf 366 Seiten passen sollte, es aber tut, weil alles fragmentarisch bleibt. Auch hier wieder: interessant, aber. Es erklärt Ali, und es erklärt Ali nicht, weil der Leser die Familiengeschichte sieht wie in einem zerbrochenen Spiegel. Mir erschwerte das Fragmentarische die emotionale Investition, die die Geschichte in meinen Augen fordert – auch wenn es wunderbar Alis Identitätskrise widerspiegelt und verdeutlicht, was für ein trügerisches Konstrukt die menschliche Erinnerung ist. Zitat: »Mein Name fängt mit dem erste Buchstaben des Alphabets an und ist ein Schrei, ein Stocken, ein Fallen, ein Versprechen auf ein B und C, die es nicht geben kann in der Kausalitätslosigkeit der Geschichte.« Möglicherweise muss man sich als Leser von der Vorstellung verabschieden, das Buch müsse einem seinen Sinn offenbaren und Alis Reise in vollkommener Selbsterkenntnis enden. Es spricht wichtige, interessante Themen an. Die Sprache an sich ist es wert, gelesen zu werden, die Geschichte an sich ist es wert, gelesen zu werden. Für mich scheiterte es – oder ich? – jedoch an der Umsetzung, die Drehscheibe drehte sich zu schnell. Ich spürte, dass sich hinter dem, was ich las, etwas Großes verbarg, bekam es im Schwindel der Erzählung jedoch nicht zu fassen. Fazit: "Außer sich" ist vieles: eine epische Familiengeschichte, ein rasant erzählter, mutiger Roman mit einer Unzahl von Themen: Migration, Integration, Fremdenhass, Genderidentität, Inzest und immer wieder Selbstfindung, Selbstverlust... Es passiert unglaublich viel, und es fühlt sich an, als würde alles gleichzeitig passieren, der Schreibstil ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht. Einfach ist das nicht – kein Buch zum nebenher Konsumieren. Was meine abschließende Bewertung betrifft, bin ich so zwiegespalten wie die Hauptfigur des Buches bezüglich ihrer Identität: letztendlich bleibt es ein Buch, dessen Ehrgeiz, Mut und sprachliche Innovation ich anerkenne, das mich jedoch dennoch nicht vollends überzeugen konnte.

2

Bei der Sichtung der Bcher, die auf der Shortlist des Buchpreises 2017 stehen, ist mir Auer sich von Sasha Marianna Salzmann ins Auge gestochen. Ich fand das Cover sehr schn gestaltet und die Kurzbeschreibung hat mich angesprochen. Auerdem ist die Nominierung fr den Buchpreis fr mich eine Art Qualittsmerkmal. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfllt. Die Autorin hat einen recht dumpfen und leidenschaftslosen Schreibstil, der mich einfach nicht einfangen konnte. Diese dumpfe Art mag vielleicht zur Geschichte selbst passen, fr mich jedoch hat es einfach viel an emotionaler Verbundenheit genommen. Wir haben zwar unsere Hauptfigur Alissa, jedoch dreht sich das Buch quasi um die ganze Familie. Wir bekommen die Geschichte und den Werdegang der Groeltern, Eltern, etc. erzhlt und das teilweise sehr detailreich. Trotz dieses Umfangs an Erzhlungen ber das Leben der Familienmitglieder fand ich keinen Zugang. Niemand war mir wirklich sympathisch, was ich wirklich schade fand, denn die Lebensumstnde der einzelnen Personen waren teilweise sehr interessant. Der Lesefluss wurde fr mich auerdem durch die hufige Einstreuung von russischen Stzen oder Worten gestrt. Manchmal kam im Anschluss eine bersetzung und manchmal eben nicht. Durch die hufigen Sprnge in der Erzhlsicht, war ich manchmal inmitten der langen Kapitel verwirrt, wer nun gerade eigentlich erzhlt, vor allem, wenn ich das Buch mal fr eine Pause weggelegt hatte. Auch sind die Namen fr mich nicht sehr einprgsam gewesen, weil die Leute manchmal auf drei verschiedene Arten gerufen wurden. Zwar gab es anfangs eine bersicht ber die Charaktere und deren Namen, aber wer blttert schon immer zurck? Schade, ich htte das Buch wirklich gerne mehr gemocht. Die vielen Abstriche haben jedoch bewirkt, dass ich mich etwas durch das Buch qulen musste. Ich bin kein Freund davon ein Buch abzubrechen, aber wenn das Buch mit seinen 366 Seiten nicht noch relativ im Rahmen gewesen wre, htte ich hier definitiv darber nachgedacht.

3

„Außer sich“ ist ein Roman, der die Gedanken durcheinanderbringt und einen stetig dazu auffordert, neue Fragen zu stellen. In dem Familienroman erfahren die Lesenden die Geschichten von vier Generationen einer jüdischen russischen Familie, die mit unterschiedlichen Ereignissen und Umständen zu kämpfen hat. Die Personen erleben dabei unterschiedliche Gesellschaftsvorstellungen, die die Geschlechterrollen prägen und die Familienkonstellationen bilden. Während die Urgroßmutter sich dazu entscheidet, einen Schritt zurückzutreten, um ihren Mann den beruflichen Erfolg zu ermöglichen, drängt die Großmutter die Tochter zu einer anständigen jüdische Ehe mit einem entfernten Bekannten. Daraus entstehen Zwillinge, Ali und Anton. Sie stehen sich sehr nahe, vielleicht näher, als gut ist. Ali, geboren als Alissa, begibt sich auf die Suche nach ihrem Bruder Anton, der von einem Tag auf den anderen die Familie verlässt und verschwunden ist. Auf der Suche nach ihm lernen wir nach und nach die einzelnen Etappen der Familiengeschichte kennen. Dabei vermischen sich die Zeitebenen und verschieben sich ineinander. Oftmals sind die Übergänge gar sprunghaft, sodass es eine Weile braucht, bis man sich in der neuen Erzähleinheit orientieren kann. Und genauso sprunghaft verhält sich auch Ali selbst. Mag Ali anfangs noch eine Frau sein, verschiebt sich ihr Gender zunehmend. Manchmal wirkt Ali genderfluid, manchmal weiblich und irgendwann eher männlich. Die Genderidentität ist hierbei ein wichtiges Thema und beschäftigt sich mit dem Erlebnis von Ali. Doch in diesem komplexen Szenario vermischt sich die Sehnsucht nach dem Bruder, den Ali versucht zu finden. Zunehmend stellte sich mir die Frage, ob es Anton überhaupt jemals gab. Oder war er die männliche Version von Ali, die nicht ausgelebt werden durfte und zunehmend auszubrechen drohte? Die Handlung gibt zwei Möglichkeiten vor, einerseits beschreibt die Erzählung gemeinsame Erlebnisse und Momente in der Vergangenheit, in denen beide auftraten. Andererseits wirkt Anton flüchtig und nicht greifbar, als wäre er nur eine Identität von Ali gewesen und nie wirklich existent. Ich bin bis heute unschlüssig, welche Variante die richtige ist. Letztlich kann ich sagen, dass ich noch viele offene Fragen habe, die längst nicht geklärt sind und mich über alle Meinungen freuen würde, die ebenfalls dieses Buch gelesen haben. Lasst uns diskutieren!

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