Ministerium der Träume

Ministerium der Träume

Hardcover
4.090
Deutsche GegenwartSuizidSelbstmordLesbisch

Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.

Beschreibung

Als die Polizei vor ihrer Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen: ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten. Suizid, ist Nas überzeugt. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter, Nushins ungeplante Mutterschaft. Obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt, nimmt Nas ihre Nichte auf. Selbst als sie entdeckt, dass Nushin Geheimnisse hatte, schluckt Nas den Verrat herunter, gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren – und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte. »Ministerium der Träume« ist ein Roman über Wahl- und Zwangsfamilie, ein Debüt über den bedingungslosen Zusammenhalt unter Geschwistern, das auch in die dunklen Ecken deutscher Gegenwart vordringt.

»Hengameh Yaghoobifarah packt den Kopf so voll mit Bildern und das Herz mit Gefühlen, dass man es kaum aushält. Ein oft genutzter Vergleich, aber hier ist er wirklich treffend: Diese Geschichte ist so aufregend, angsteinflößend, lustig und aufrüttelnd wie eine Achterbahnfahrt.« Alice Hasters

»Hengameh Yaghoobifaras ›Ministerium der Träume‹ ist ein Hurrikan, der um ein Angstauge kreist, eine Traumafabrik, die mitten in Deutschland steht.« Karen Köhler

»Auch in ›Ministerium der Träume‹ sind Yaghoobifarahs Worte eine sanfte Waffe, fein und brutal. Eine Geschichte zum Schreien und Weinen, voll von eindrücklichen Bildern und poetischer Schönheit.« Giulia Becker

»Dieser Text ist wie die heiß ersehnte köstliche Süßigkeit, nur besser. Viel besser. Er ist völlig anders als alles bisher Dagewesene, und Sie müssen ihn unbedingt kennenlernen.« Olga Grjasnowa

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
384
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Hengameh Yaghoobifarah lebt und arbeitet in Berlin. Gemeinsam mit Fatma Aydemir hat Hengameh Yaghoobifarah 2019 den viel beachteten Essayband »Eure Heimat ist unser Albtraum« herausgegeben. 2021 erschien der Debütroman »Ministerium der Träume« bei Blumenbar, der ein SPIEGEL-Bestseller wurde. 2023 folgte der Kolumnen-Band »Habibitus«, der auf der Shortlist für den Kurt-Tucholsky-Preis stand. »Schwindel« ist Hengameh Yaghoobifarahs zweiter Roman.

Beiträge

32
Alle
5

Ein manchmal poetisch, manchmal schnoddrig geschriebener Roman über das Leben in Deutschland als aus Iran geflüchtete.

Als Nasrins Schwester Nushin bei einem Autounfall ums Leben kommt, ist für Nasrin schnell klar, das war Selbstmord. Zusammen mit der traumatisierten Nasrin schauen wir in Rückblenden auf das Leben der zwei im Iran geborenen Schwestern – vollgepackt mit Fluchterfahrung, Armut, fehlendem Zugehörigkeitsgefühl, erstarkendem Nationalismus in Deutschland und inneren Konflikten wie einer toxischen Mutter und langer Unterdrückung der eigenen Queerness, ist Ministerium ein Buch, das sich leicht liest, aber unglaublich stark nachhallt. Die Figuren sind chaotisch, Yaghoobifarah nutzt Slang, ein paar persische Begriffe und wird zwischendrin vulgär. Nasrin entgleitet die Kontrolle über sich, ihre Nichte Parvin, deren Vormund sie qua Testament ihrer Schwester geworden ist, und über die gesamte Situation, was in einem Finale mündet, das einen mit mehr Fragen als Antworten zurücklässt. Yaghoobifarah schafft es, die 90er Jahre in Deutschland zu kontextualisieren, das davor und danach zu beleuchten und alles in einen großen, kontinuierlichen Zusammenhang zu bringen. Hengameh Yaghoobifarah zeichnet ein (aus meiner nicht betroffenen Perspektive) sehr drastisches, aber auch authentisches Bild von dem, was es bedeutet, in Deutschland seit den 1980er Jahren zu leben und zu überleben.

3

Ich habe bis heute noch keine richtige Meinung zu diesem Buch. Meine Erwartungen waren groß, aber was in diesem Werk passiert, habe ich nicht kommen sehen. Fängt der Roman noch einigermaßen unaufgeregt an, bekommt man im Verlauf leichte Krimi-Vibes × eine lustige bis abgedrehte Story. Die Geschichte mochte ich, aber ich hatte oft das Gefühl, dass hier zu viel gewollt wurde. Viele Themen wurden angeschnitten, viele Fässer aufgemacht und doch häufig nur oberflächlich abgehandelt. Auf der anderen Seite mochte ich die Charaktere sehr und fand auch den Schreibstil nach Startschwierigkeiten richtig gut, man konnte leicht in die Geschichte eintauchen. Das Ende hat mich dann allerdings sehr unzufrieden zurückgelassen - aber manchmal soll das wohl so sein. (Großes Plus auch für die kleinen Lyrics-Ausschnitte und Musikanspielungen, Ohrwürmer vorprogrammiert.) Ich bin sehr gespannt, was man von Hengameh noch lesen wird! Hab Bock, auch wenn dieses Buch eventuell nicht so gut zu mir gepasst hat.

5

Nasrin führt ein Leben abseits der Norm: sie arbeitet als Türsteherin in einer queeren Bar, hält sich nicht an Strukturen oder gesellschaftliche Erwartungen. Als ihre Schwester Nushin überraschend stirbt, scheint Nas daher die unwahrscheinlichste Kandidatin dafür zu sein, die Vormundschaft für ihre pubertierende Nichte Parvin zu übernehmen – aber sie entschließt sich, es zu wagen._ _ Doch sie will nicht akzeptieren, dass Nushins Tod wirklich nur ein Autounfall war. Nas glaubt an einen Selbstmord, denn Gründe gäbe es genug – und stößt noch dazu auf Dinge, die ihr die Schwester vorenthalten hat._ _ Hengameh Yaghoobifarah erzählt ungemein packend und schonungslos. Die Worte hämmern manchmal geradezu auf dich ein, das musst du aushalten oder aufhören. Gegen das intensive Kopfkino konnte und wollte ich mich nicht wehren – auch wenn es wehtat, ich scharf die Luft einsog, in Wut oder Liebe oder Angst schier ertrank. Selbst auf der letzten Seite ließ mich die Sogwirkung der Geschichte noch lange nicht los._ _ Nas ist eine Heldin, die keine Gefangenen macht; ihre Worte sind ehrlich, friss oder stirb. Sie ist queer und entschuldigt sich nicht dafür. Sie ist Migrantin und entschuldigt sich nicht dafür. Und warum, verdammt noch mal, sollte sie das auch?_ _ Es ist immer spürbar, dass Hengameh Yaghoobifarah aus eigener Erfahrung spricht. Als nichtbinäre Person gehört Yaghoobifarah zur LGBTQ+-Community, wie Protagonstin Nas, und hat ebenfalls familiäre Wurzeln im Iran. Beide haben Ausgrenzung der übelsten Art (über)erlebt, wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Sexualität._ _ Hier werden Gewaltstrukturen aller Art aufgebrochen, die Matrix der alltäglichen Diskriminierung glasklar aufgezeigt. Yaghoobifarah stellt dich vor die Wahl: wer sich darauf einlässt, dem zeigt der Roman, wie tief das Kaninchenloch reicht._ _ Da musst du dir auch gefallen lassen, dass Nas wenig Loyalität gegenüber der Mehrheitsgesellschaft verspürt, die sie verstoßen hat, und das Feuer auf ihre Art und Weise erwidert. “Wir leben doch in derselben Welt!” lässt sich nicht einfordern, solange es nicht für alle gilt. Der linke migrantische Widerstand ist eine Antwort auf rechte antimigrantische Gewalt._ _ Immer wieder geht es um das Konzept Familie. Da ist zum einen die komplexe Beziehung von Nas und Nushin, mit all ihren Stolpersteinen und Geheimnissen: tief empfundene Liebe, aber auch viel Ungesagtes, Unverarbeitetes. Manchmal schwingt sogar leiser Hass mit in dieser Symphonie der Schwesternschaft, und doch sind sie sich gegenseitig Heimat._ _ Nas’ Wahrnehmung der Welt und ihrer selbst ist bis auf die Knochen geprägt von familiärem Trauma – der Flucht aus dem Iran, dem Verlust des Vaters, der gefühlskalten und zugleich übergriffigen Mutter –, aber auch von schon als Jugendlicher erlebter Gewalt von außen. Diese spiegelt sich im Hier und Jetzt – da ist es nur folgerichtig, dass der Roman die dunkelsten Ecken der deutschen Gegenwart nicht ausspart._ _ Rassistische Gewalt. Rechtsterrorismus. Hoyerswerda ist überall._ _ Dann wiederum geht es um die Wahlfamilie, die dich tiefergehend akzeptiert als die Geburtsfamilie das will oder kann. Aber auch hier beschönigt Yaghoobifarah nicht die Probleme, die sich daraus ergeben können. Die Abschirmung nach außen. Die Filterblase. Die Erwartung, dass du dich in einer bestimmten Art und Weise verhältst. Nas ist queer – aber ist sie queer genug?_ _ Yaghoobifarahs Worte sind gnadenlos schön. Poetisch, dreist, brutal, poppig oder frech – sie sind immer so messerscharf ehrlich und zugleich berührend, dass du dich freiwillig daran schneidest. Bissiger queerer Slang verbindet sich mit dem Einfluss des persischen Erbes; das ist nicht nur lustvolle Provokation, sondern eine ganz andere Sprache, die sich wehrt gegen das Normative._ _ Daher wird hier auch gegendert und damit bewiesen, dass eine gendergerechte Sprache gut lesbar sein kann._ _ Einige Szenen beginnen mit einem vage beunruhigenden Unterton, der sich der Deutung noch entzieht. Dann driften sie mehr und mehr ab in Traumlogik, ins Surreale, in luzides Niemandsland… Schließlich realisierst du, dass du die wache Welt schon verlassen und das Ministerium der Träume betreten hat. Und doch spricht nie weniger aus diesen Szenen als Wahrheit._ _ Wo beginnt und endet die Realität? Was war real, was hätte nur real sein können? Letztendlich muss di:er Leser:in damit leben, dass vieles offen bleibt._ _ Fazit_ _ Türsteherin Nasrin wird nach dem Tod ihrer Schwester Nushin unverhofft zum Vormund ihrer pubertierenden Nichte Parvin. Angeblich war Nushins Tod ein Autounfall, aber Nas glaubt an einen Suizid und macht sich daher daran, mögliche Gründe zu rekonstruieren._ _ Hengameh Yaghoobifarah erzählt das in einer Sprache, die in kompromissloser Wucht und roher Schönheit aufhorchen lässt. Das ist Kopfkino vom Allerfeinsten, das eine ungeheure Sogwirkung entwickelt – und das ist echte ownvoices Gegenwartsliteratur: hier schreibt eine nonbinäre migrantische Person über eine lesbische migrantische Protagonistin._ _ Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine Parallelgesellschaft, die die breite Mehrheit sich selber durch normative Ausgrenzung verschiedenster Art erschaffen hat. Yaghoobifarah prangert eine Vielzahl von Ismen an: Rassismus, Klassismus, Sexismus, Kapitalismus… Aber es geht auch immer wieder um Familie, die Heimat sein kann oder eine durch gemeinsames Trauma verbundene Zweckgemeinschaft._ _ Letztendlich ist es eine Geschichte von unverbrüchlicher Liebe zwischen Schwestern, trotz allem._ _ Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-hengameh-yaghoobifarah-ministerium-der-traeume/

3.5

Geheimnisse lüften

Nasrin erleidet einen schweren Schicksalsschlag, als sie erfährt, dass ihre Schwester Nushin bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Diese hinterlässt nicht nur ihre vierzehnjährige Tochter, sondern auch viele Fragezeichen rund um ihren Tod. Nach und nach steigt Nasrin immer weiter in die Abgründe rund um das Leben und Sterben ihrer Schwester und muss sich dabei auch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Das Rätsel um Nushin zieht sich dabei konsequent durch die Geschichte und wird am Ende recht eindeutig aufgelöst. Auch wenn Nas, wie Nasrin von ihren FreundInnen genannt wird, nicht immer rational und wohl überlegt handelt, Fehler macht und sich manchmal in Gedankenstrudeln verliert, war sie doch eine sympathische Protagonistin, deren Schmerz durch die Sprache der Autorin spürbar gemacht wurde. Auch die ambivalente Beziehung zu Nushins Tochter, um die sich Nas nun kümmern muss, das angespannte Verhältnis zur eigenen entfremdeten Mutter und die innige Vertrautheit mit ihrem ArbeitskollegInnen und FreundInnen wurde sehr authentisch aber auch zielführend dargestellt. Besonders in der ersten Hälfte habe ich richtig mit Nas mitgefiebert, mitgelitten und war genau wie sie wütend auf die Welt und verzweifelt über die Umstände, die Nas das Weitermachen erschweren. Der tolle, fast schon intime Fokus auf die Figuren ist allerdings im zweiten Teil der Geschichte verloren gegangen. Um die Aufdeckung von Nushins Geheimnis voranzubringen, wurde es immer plotgetriebener, was den Figuren allerdings nicht gut tat. Nasrins Handlungen konnte ich immer weniger nachvollziehen. Wie sie Nushins Tochter schließlich in die Lösung des Falls reinzog, fand ich dann tatsächlich nur noch absurd und auch unnötig. Ähnliches trifft auch auf die Auflösung des Rätsels um Nushins Tod zu. Obwohl sich die Geschichte daher am Anfang als Highlight ankündigte, konnte die inhaltliche Qualität für mich nicht aufrechterhalten werden. Trotzdem werde ich die Autorin weiter verfolgen und Neues von ihr gern lesen.

5

Ein Roman über das Leben und die familiären, politischen und individuellen Verstrickungen im Leben einer migrantisch-markierten Person.

In Hengameh Yaghoobifarahs erstem Roman geht es unter anderem um den Umgang mit traumatischen Erlebnissen. Es geht darum wie man diese in seinem Alltag erlebt und trotzdem weiter Alltag leben muss. Das Buch entwickelt sich stellenweise sehr spannend und aufwühlend, was ihm fast Krimi Vibes gibt. Die Schreibweise ist super einfach mit Jugendsprache, deutlichen Emotionen und Dialogen die die gesamte Geschichte so nahbar machen.

4

Hengameh hat eine so krasse Sprache, das Buch und die Geschichte der Schwestern zieht einen direkt in den Bann.

4

Ich liebe Hengamehs Schreibstil.

Nicht ganz mein Genre, aber es blieb bis zum Schluss spannend, auch wenn ich immer wieder den Kopf über Nas schütteln musste.

4

Nasrin musste in ihrem Leben schon viel mitmachen. Die Flucht aus Teheran, der Neuanfang in einem völlig fremden Land, den Tod des Vaters, das Aufwachsen mit einer emotional unerreichbaren Mutter. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester, sieht sie sich nicht nur mit vielen Vorwürfen und noch mehr Fragen konfrontiert, sondern wird auch Vormund ihrer Nichte, was der freiheitsliebenden Nas einiges abverlangt. - Hengameh Yaghoobifarah versteht es ihre Leser*innen zu fesseln. Ich war von Anfang an drin in der Geschichte und es wurde zu keinem Zeitpunkt langweilig. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches ist eine unglaubliche Wut in dem Geschriebenen spür- und fühlbar. Wut auf Nushin (die Schwester), Wut auf sich selbst, Wut auf die Mutter und noch eine Reihe mehr. Diese Emotion flacht im Laufe des Buches etwas ab, verschwindet aber nie so ganz. Man könnte es fast als eine wütende Grundeinstellung zum Leben sehen. Der Fokus liegt auf der Aufklärung des Todes Nushins, was die Haupthandlung ausmacht. Vor allem die Frage, ob es sich um einen Unfall, Suizid oder gar Mord handelt, steht im Vordergrund. Für mich viel interessanter waren aber die Nebenschauplätze. Das Aufwachsen der beiden Mädchen und ihre Erfahrungen mit Rassismus werden eindrücklich beschrieben. Auch die schwierige Mutter-Kind-Beziehung wird thematisiert und in Teilen analysiert. Wir erhalten Einblick in die queere Community Berlins, in der Nasrin eine „neue“ Familie gefunden hat und nicht zuletzt erleben wir mit, wie schwer es ist von jetzt auf gleich Verantwortung für einen anderen Menschen, hier sogar im Teenageralter, zu übernehmen und den Spagat zu meistern zwischen cooler Tante und Sorgeberechtigter. Ab und zu bekommt man in Textpassagen Einblick in die Traumwelt von Nasrin. Alpträume plagen sie, welche sich mit dem Verlust des Vaters, der Schwester usw. beschäftigen. Ich persönlich hätte diese Einschübe nicht gebraucht, da sie wenig handlungsrelevant sind. Was mir persönlich auch nicht so zugesagt hat, war die Sprache des Geschriebenen. Zu viele Anglizismen störten meinen Lesefluss und auch sonst fand ich den Stil etwas zu gewollt jugendhaft für eine Erzählerin um die 40. Dies ist aber sicher Geschmacksache. Ebenso fehlte mir ein bisschen die Verarbeitung oder überhaupt das Vorhandensein von Trauer, wie man es im Kontext eines solchen Buches eventuell erwarten würde. - Thematisch ein gutes Buch, welches mit ein paar Schwächen daher kommt.

5

Ich kann nicht anders als schwärmen von Hengameh Yaghoobifarahs bildhafter Sprache, die mich direkt mitgenommen hat. Mitgenommen in das Gefühlsleben von Nas, die mit so einigem zu kämpfen hat, und das ist nicht nur der plötzliche Tod der Schwester Nushin. Sätze wie "Ich drücke meinen Finger in die Löcher, in denen die Erinnerungen wie verkrustete Wunden liegen, und manchmal tut es nicht mehr weh" machen das Buch so lebendig, dass ich das Gefühl hatte, gemeinsam mit Nas in den Abgrund zu schauen. Und der Abgrund ist tief, er bietet ein ganzes Spektrum an Verletzungen, Missbrauch, Tod, sowie immer wiederkehrenden Rassismuserfahrungen. Doch es ist nicht alles Abgrund im "Ministerium der Träume", in der "Traumafabrik". Es hat durchaus auch lustige Züge, die oft aus Kommunikationsproblemen zwischen Nas und ihrer Nichte im Teenageralter, Parvin, hervorgehen. Auch hier wieder ein Satz, der das hervorragend zur Schau trägt: "Siri, wie sieht linksradikale Pädagogik jenseits der Deutschness aus?". Einzig und allein das Ende hat mich rausgerissen, da es für mich so plötzlich kam. Nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, habe ich zuerst gegoogelt, ob es eine Fortsetzung zu "Ministerium der Träume" geben soll (hab nichts gefunden). Nach einer Nacht drüber schlafen, kann ich dem Ende nun doch etwas abgewinnen, obwohl es einige Fragen offen lässt. Ich hoffe sehr, dass wir noch sehr viel mehr von Hengameh Yaghoobifarah zu lesen bekommen.

5

Was für ein mitreißendes Buch! Es geht richtig unter die Haut, ist spannend und wahnsinnig toll geschrieben. Die Autorin hat ein ganz besonderes Sprachgefühl, wodurch mich ihre Worte umso mehr erreicht haben. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen.

Beitrag erstellen

Mehr von Hengameh Yaghoobifarah

Alle
Schwindel
Habibitus
Ministerium der Träume
Ich war auf der Fusion, und alles, was ich bekam, war ein blutiges Herz (Aufklärung und Kritik 523)
Ich war auf der Fusion, und alles, was ich bekam, war ein blutiges Herz

Ähnliche Bücher

Alle
Dschinns
Identitti
Eure Heimat ist unser Albtraum
Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist
Untenrum frei