Institut für gute Mütter

Institut für gute Mütter

Hardcover
3.7147

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Beschreibung

Bin ich eine schlechte Mutter?

Frida ist überfordert: Ihr Baby Harriet schreit und schreit und alles, wonach sich die alleinerziehende Mutter sehnt, ist eine halbe Stunde Ruhe und etwas Zeit für sich. Als sie das kleine Mädchen für eine Stunde unbeaufsichtigt zu Hause lässt, ruft ein Nachbar die Polizei. Was dann folgt, ist der Albtraum einer jeden Mutter: Frida verliert das Sorgerecht und wird in eine Besserungsanstalt gesteckt. ImInstitut für gute Müttersoll sie mithilfe einer KI-Puppe lernen, was es heißt, eine gute Mutter zu sein. Ein Jahr totaler Überwachung, Strafen und unmenschlicher Lektionen nimmt seinen Lauf.

Eines von Barack Obamas Lieblingsbüchern 2022!

»Empörend aktuell«The New York Times Review

»Ein bemerkenswerter, mitreißender Roman«Vogue

»Wer diesen dystopischen Antibildungsroman gelesen hat, wird nie wieder schlecht über Mütter sprechen oder ihnen ungefragt Erziehungstipps geben. Ein furioses Debüt.«Welt am Sonntag

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Dystopien & Utopien
Format
Hardcover
Seitenzahl
432
Preis
23.70 €

Autorenbeschreibung

Jessamine Chan studierte an der Columbia University und arbeitete bei Publishers Weekly. Ihre Kurzgeschichten erschienen in Tin House und Epoch. 2017 erhielt sie das Literaturstipendium der Elizabeth George Foundation für die Fertigstellung ihres Debütromans, der in den USA für über eine Million Dollar verkauft wurde. 2022 erschien er bei Simon & Schuster. Chan lebt mit ihrer Familie in Chicago.

Beiträge

50
Alle
4

Hörbuch ⭐️⭐️⭐️⭐️ Sprecherin ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

4

In „Institut für gute Mütter“ begleiten wir Frida durch eine Welt, in der sich Eltern, die durch den Staat als „schlechte Eltern“ eingestuft werden, in Erziehungsanstalten rehabilitieren können. Jessamine Chan hat mit diesem Buch eine erschreckende, interessante und durchweg spannende Geschichte geschaffen. Der relativ nüchterne Schreibstil hat mir im Zusammenhang mit der emotionsgeladenen Thematik sehr gut gefallen.Dennoch konnte man sich gut in Frida hineinversetzen und, auch wenn ich viele ihrer Handlungen nicht gutheißen konnte, konnte ich nachvollziehen, warum sie bestimmte Dinge getan hat. Allerdings, so nah ich Frida war, so unnahbar blieben für mich die anderen Charaktere. Dadurch, dass man nur aus Sicht der Protagonistin liest, erfährt man wenig bis nichts über die Gedanken- und Gefühlswelt der anderen Charaktere, wodurch diese relativ blass bleiben. „Institut für gute Mütter“ hat mich gut unterhalten und ich bin relativ schnell durchgekommen. Man sollte beim Lesen allerdings in der richtigen mentalen Verfassung sein, da das Buch, meinem Empfinden nach, eine durchweg deprimierende Grundstimmung hat. Es handelt sich definitiv nicht um ein Gute-Laune-Buch.

5

Ich bin selbst keine Mutter. Doch dieses Buch trifft einen Nerv mit voller Wucht.

Chan erzählt von einer Welt, in der Mutterschaft nicht mehr privat ist, sondern beobachtet, reguliert und bewertet wird. Eine Welt, in der der kleinste Fehler reicht, um zur Gefahr für das eigene Kind zu werden. In dieser dystopischen Realität übernimmt der Staat die Kontrolle. Und plötzlich bedeutet Muttersein nicht mehr Nähe und Fürsorge, sondern Disziplin, Technikgläubigkeit und absolute Anpassung. Die Prüfungen, denen die Mütter unterzogen werden, folgen der Logik einer kalten, digitalen Effizienz. Eine KI-gesteuerte Puppe ersetzt das Kind – sie misst Sprache, Reaktionen, sogar Puls und Blickverhalten. Gefühle werden in Daten verwandelt. Zuneigung ist nur gültig, wenn sie korrekt ausgeführt wird. Und wer nicht funktioniert, verliert. Chan greift dabei tief in die gesellschaftliche Wunde: Wer gilt als „gute Mutter“? Wer bekommt Vertrauen und wer wird kontrolliert? Rassismus, soziale Ungleichheit und patriarchale Machtstrukturen sind in dieser Geschichte keine Randthemen, sondern das Fundament des ganzen Systems. Ein kluges, erschütterndes Buch –und ein Weckruf für die Gesellschaft. Für mich ein absolutes Lese-Highlight: dystopisch, feministisch und relevant.

Ich bin selbst keine Mutter. Doch dieses Buch trifft einen Nerv mit voller Wucht.
3.5

Puuuuh, was für eine Geschichte.... Ich weiß noch nicht genau was sie mit mir macht, darum erstmal 3,5 Sterne... 29.04.2024

Meine Erwartungshaltung an die Geschichte und die tatsächliche Geschichte der Protagonistin gingen weit auseinander... Ich hatte erwartet, dass die Protagonistin "unschuldig" verurteilt wurde. Sie ließ aber ihr Baby für einen längeren Zeitraum allein Zuhause, weil sie als alleinerziehende, berufstätige Mutter überfordert war-und sie war nicht in Hörweite im Garten sondern auf der Arbeit und mit dem Auto unterwegs. (Ich kann die Überforderung nachvollziehen, aber ein Baby komplett unbeaufsichtigt zu lassen... Sorry, das geht halt nicht, von daher ist es gut, dass es dafür Konsequenzen gab... Jedoch ist die Frage, ob das "Institut für gute Mütter" mit ihrem negativen Merksatz und fragwürdigen Praktiken und Aufgaben der richtige Weg ist. Die Autorin bedient einige Klischees (kinderlose Aufseherinnen, die gefühlskalt und herzlos agieren und ja überhaupt keine Ahnung hätten was Mütter alles durchmachen müssen...Das Institut für gute Väter behandelt die Männer nicht so schlecht wie das weibliche Pendant...Das fand ich ein wenig unfair, weil ich glaube, dass Väter sich doch mehr beweisen müssen, um als genauso "wertvoll/gut" wie eine Mutter betrachtet zu werden, bei Müttern hat man da eher so ein "Vorschussvertrauen"... Meiner Meinung nach. ) Diese Thematik berührt bei mir wunde Punkte und es war mir im Vorfeld bewusst, dass ich das Buch vermutlich lieben oder hassen werde. Aber es ist tatsächlich ein "weder noch". Die Geschichte ist durchgehend spannend! Nach ca 2 Std des Hörbuchs hatte ich dann auch meinen Frieden mit Frida geschlossen, die mir wirklich unsympathisch war durch ihre Aktion (wieso hat sie sich nicht rechtzeitig Hilfe geholt?! Es gab so viele Möglichkeiten... Ja, sie hatte kaum noch Freundinnen dadurch dass alle Kinder bekamen, aber man kann sich ja auch Babysitter suchen, bevor es so extrem innerlich eskaliert). Zum Schluss mochte ich sie tatsächlich, aber hätte gehofft, dass sie weitsichtiger versucht Probleme zu lösen (ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern). Ich würde dieses Buch Fans von Margaret Atwoods "Handmaid's Tale" empfehlen. Ich lasse das Buch sacken und höre es mir vielleicht noch einmal an, vielleicht empfinde ich das eine oder andere dann doch anders und kann ich dann eine bessere Bewertung abgeben. Lesenswert finde ich es schon sehr!!

4

Wow, was für ein ergreifend das Buch. Die Geschichte des Romans zeigt auf jeden Fall dass wir das wertschätzen sollten was wir haben. Und nicht höher schneller weiter, denn das Leben kann sich ganz schnell ändern. In diesem Roman geht es um Kindesentzug mit dramatischen Folgen und eben dem Institut für gute Mütter.

3.5

EINEN RICHTIG SCHLECHTEN TAG Einen solchen hat die 39jährige Frida Liu als aus dem Homeoffice in ihr Universitätsbüro fährt, um Unterlagen zu beschaffen und den Kopf frei zu bekommen und dabei ihre Tochter, die 18 Monate alte Harriet in einer Art Laufstahl allein zu Hause zurück lässt und diese solange schreit, bis eine Nachbarin den Notruf verständigt. Frida, die Tochter chinesischer Einwanderer, besitzt einen kulturwissenschaftlichen Universitätsabschluss und fasst wissenschaftliche Paper verschiedene Disziplinen für ihren Chef zusammen. Seit kurzem lebt sie getrennt von Gust, dem Vater von Harriet, der sich in eine jüngere Frau verliebt hat und teilt sich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter mit ihm. Stress, Überforderung und Müdigkeit bringen Frida an diesem Wochenende, an dem Harriet aufgrund einer Erkrankung kaum geschlafen hat und Frida eine Deadline im Nacken sitzt dazu, nur „für 20 Minuten“ einmal rauszukommen. Aus den geplanten Minuten werden zwei Stunden, die mit einem Anruf der Polizei enden, dass man in ihre Wohnung eingedrungen sei und das vereinsamte Kind an sich genommen habe. Im weiteren Verlauf wird Frida – zuerst nur vorläufig - das Sorgerecht entzogen und Harriet lebt vorerst bei ihrem Vater und dessen Partner*in Susanna. In der Zeit bis zur gerichtlichen Entscheidung über das weitere Vorgehen soll Frida beweisen, dass sie eine gute Mutter und keine Gefahr für ihr Kind ist. Um die Daten für diese Entscheidung zu sammeln, wird sie fortan in ihrer Wohnung durch Videokameras überwacht, die jegliche Handlungen und Gefühlregungen aufzeichnen; sie muss im Rahmen von jeweils einstündigen, durch das Jugendamt begleitete Aufeinandertreffen mit Harriet, die immer wieder kurzfristig verschoben werden, beweisen, dass in der Lage ist, auf Knopfdruck mit ihrer Tochter in angemessener Weise umzugehen und ihre Biografie wird durchleuchtet. Am Ende zahlt sich der Verlust der Privatsphäre und ihrer Persönlichkeitsrechte nicht aus und das Gericht entzieht ihr das Sorgerecht für ihr Kind. Die einzige Möglichkeit, das rückgängig zu machen, so das Gericht, bestünde in einem einjährigen Seminar am titelgebenden „Institut für gute Mütter“. Hier sollen Frauen „wie Frida“, die als Gefahr für ihre Kinder eingestuft werden, lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, technisch-effizient Liebe auszustrahlen und das Kind adäquat zu behandeln. Besagtes Institut gleicht dabei eher einem Gefängnis: Die Frauen tragen Uniformen, werden bestraft, überwacht und entmündigt. Ziel ist es, im Jahr des Aufenthaltes in der Interaktion mit einer lebensechten KI-Puppe, die alles aufnimmt, zu beweisen, dass man den gesellschaftlichen Vorstellungen einer „guten Mutter“ gerecht werden kann. Jessamine Chan hat ein literarisches Gedankenexperiment darüber verfasst, was passieren würde, wenn in einer patriarchalen und rassistischen Gesellschaft das Wohl des Kindes zum obersten aller Werte ausgerufen werden würde. Vom Backlash in überholte Mutterschafts- und Weiblichkeitsbilder, einem durch Autoritäten und Insass*innen rassistisch und klassistisch geprägten Mikrokosmos und dem Bild, das wir von Kindern und Erziehung haben erzählt Chens Dystopie mit sachlich-distanzierter Sprache. Die Leser*innen erleben, wie Frida jede neue Demütigung und jeden neuen Tiefschlag akzeptiert, die eigene Würde dem Ziel unterordnet, ihr Kind zurückzuerhalten und sich zunehmend in das gesellschaftliche Narrativ fügt, dass die Daseinsberechtigung der Mütter im Wohl ihrer Kinder begründet liegt. Dabei beruht das zugrundeliegende Erziehungsideal keineswegs auf einer reinen und radikalen Form von Bedürfnisorientierung, als vielmehr auf einem sehr technokratischen Verständnis von Erziehung und Bindung. Für jede Emotion gibt es so die richtige Umarmung, mit der richtigen Länge; das Kind muss binnen zwei Minuten zum Einschlafen gebracht werden usw. So werden nicht nur die Mütter in Chens Roman entmenschlicht, sondern auch ihren Kindern wird keinerlei Individualität und unbestimmte Bildsamkeit zugestanden. Chans Dystopie ist eigentlich eine negative Geschichte weiblichen Empowerments, denn sie beginnt mit dem eigentlichen Akt des Aufbegehrens, in dem Frida sich den gesellschaftlichen Erwartungen permanenter, mütterlicher Verfügbarkeit entzieht. Der Roman bietet viele Ansatzpunkte, über Elternschaft, (antiasiatischem) Rassismus, Klassismus, Sexismus zu sprechen, krankt allerdings in meinen Augen ein wenig an genretypischen Aspekten. Zwar ist der Ansatz Chans, ihre Welt auf das Kindeswohl auszurichten origineller als (in meinen Augen) die x-te Neuauflage von „1984“, weist Parallelen zu Atwoods großartigen Romanen „Report der Magd“ und „Die Zeuginnen“, bedient das Erzählkonventionen des Gefängnisdramas und doch wirkte es punktuell auf mich, ähnlich wie bei anderen Dystopien, so, als müsse man zwingen in hoher Taktzahl, die eigene Einfallskraft in Form der nächsten skurrilen Eigenheit der beschriebenen Gesellschaft unter Beweis stellen. Aber das mag in Teilen auch meiner persönlichen Abneigung gegenüber diesem Gerne begründet sein, in dem „Das Institut für gute Mutter“ definitiv einen der besseren Plätze einnimmt und z.B. weitaus klüger daher kommt als vergleichbare Texte des Megaseller-Autors Dave Eggers. Aus dem Englischen von Friederike Höfert

4

Wichtige Themen unserer Gesellschaft

4

Eine eindrückliche, beklemmende Dystopie darüber, was passiert, wenn der Staat sich in Erziehungsaufgaben einmischt. Gruselig!

Kinderschutz auf die Spitze getrieben Diese Dystopie von Jessamine Chan, die auch ihr Debüt ist, hat mich berührt, verstört und wütend gemacht. Ich musste dieses Buch ( in meinem Fall das Hörbuch) ganz oft eine Weile an die Seite legen, weil ich die Geschichte kaum ertragen konnte. In einem recht nüchternen Schreibstil erfahren wir von der schleichenden Entwicklung eines Gesellschaftssystems, dass sich anmaßt zunehmend in den privaten Bereich der Erziehung massiv einzugreifen. Dass zu lesen, ist beängstigend und verstörend und leider gar nicht so undenkbar. Aus Sicht von Frida, der alleinerziehenden Mutter der 18 Monate alten Harriet erfahren wir, wie ihr „richtig schlechter Tag“ in der Katastrophe mündete. Nachdem ihr Baby aufgrund einer Mittelohrentzündung schon den ganzen Tag durchgeschrien hatte, entschloss sie sich kurz zu ihrer Uni zu fahren, um Unterlagen für ihr Homeoffice zu holen, die sie vergessen hatte. Letztendlich ließ sie ihr Kind zwei Stunden unbeaufsichtigt, und das blieb in der Nachbarschaft nicht unbemerkt. Frida wurde bei der zuständigen Kinderschutzbehörde angezeigt. Wie Frida dann von ihrer Freundin und Anwältin erfährt, passierte dieser Vorfall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Von staatlicher Seite hatte man die Kinderschutzbehörde gerade reformiert, und mit neuen Befugnissen ausgestattet. Viel schneller als früher war die Behörde nun berechtigt „unfähigen“ Eltern ihre Kinder zu entziehen, und diese zu einem neuen 1jährigen Schulungsprogramm zu zwingen. Natürlich war dieses Programm ein „freiwilliges“ Angebot, aber ein Muß für jeden, der die Chance erhalten wollte, sein Kind jemals zurück zu bekommen. Das ewige Mantra dieser Schule, und das spricht schon für sich, lautete: „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne eine Gute zu sein.“ Mit Hilfe von KI Puppen soll Frida in dem Institut nun all die Kompetenzen erlernen, die eine gute Mutter ausmachen, während Frida‘s Exmann derweil das vollständige Sorgerecht für Harriet bekommt und sich zusammen mit Susanna seiner neuen Frau um deren Wohlbefinden kümmert. Der Roman ist bitterböse und provokant und weist deutlich auf Missstände in den USA, dem Heimatland Chan’s hin. Höchst fragwürdige, oft antiquierte Erziehungsmethoden werden unter totaler Überwachung, inklusive ständiger Gehirnwäsche mit den Puppenkindern trainiert. Misserfolge werden sofort sanktioniert. Gerne werden z.b Telefongespräche nach Hause für mehrere Monate gestrichen. Neben dem Institut für Frauen, gibt es auch noch eine weitere Schule für Männer, natürlich mit wesentlich lockereren Regeln. Eins lernt Frida recht schnell, nämlich, das von ihr erwartet wird eigene Bedürfnisse komplett aufzugeben. Eine Mutter hat sich vollkommen aufzuopfern. Für diese Geschichte braucht es einen etwas längeren Atem, und sie ruft natürlich vielerlei Emotionen hervor. Ich fand diese erschreckende Dystopie sehr gelungen.

4

Frida ist seit Kurzem alleinerziehende Mutter und mit der Situation aktuell überfordert. Ihre Tochter Harriet schreit, sie ist übermüdet und sehnt sich nach einem kurzen Moment Ruhe… so kommt es dazu, dass sie Harriet für eine Stunde alleine lässt… und ein offensichtlich ‚besorgter‘ Mensch aus der Nachbarschaft dies meldet. Und hiermit beginnt für Frida die eigentliche Odyssee. Sie verliert das Sorgerecht und Harriet kommt zu ihrem Ex Gust und seiner neuen Freundin Susanna (die natürlich blutjung ist, wunderbar Torten von Genitalien lecken kann und immer die besten Ernährungstipps parat hat). Für die potentielle Chance, dass Frida das Sorgerecht irgendwann zurückerhält, soll sie zusätzlich für ein Jahr am Institut für gute Mütter lernen, eine gute Mutter zu sein. Dazu ist es zunächst einmal wichtig, dass sie erkennt, eine wie schlechte Mutter sie eigentlich ist. Aus Sicht des Instituts ist das Wiederholen des Satzes „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein.“ hier besonders wirkungsvoll. Außerdem erhalten die Mütter eine KI-Puppe, mit der sie u.a. ‚Mutterisch‘, oder ‚korrekte‘ Umarmungen trainieren sollen. Das alles unter ständiger Überwachung und Bewertung… und mit der Ungewissheit, was nach dem Jahr im Institut auf sie warten wird. „Institut für gute Mütter“ ist eine erschreckende Dystopie, die aber teilweise so realistische Züge aufweist, dass es um so erschreckender ist. Man leidet mit Frida, fühlt sich mit ihr gemeinsam überwacht, in ständiger Angst vor der nächsten willkürlichen Entscheidung und Schikane der Aufseherinnen und wütend über all die Ungerechtigkeiten. Insgesamt war das Buch für mich dennoch kein Highlight, da viele Themen angeschnitten, aber dann eher oberflächlich abgehandelt werden (Rassismus, Ungleichbehandlung der Geschlechter etc.). Irgendwie bleibt so das Gefühl zurück, dass einerseits irgendwas fehlt und andererseits Klischees, die ja eigentlich kritisiert werden sollen, zum Teil reproduziert werden (beispielsweise durch die Darstellung von Susanna). Andererseits sehe ich neben der emotionalen Berührungskraft das Potential, durch diese Geschichte eine Reflexion über den (öffentlichen) Umgang und das Urteilen über Mütter und ihre verschiedenen Arten des Mutterseins anzustoßen.

4

Ein erschütternder, dystopischer Roman über Mutterschaft, Überwachung und gesellschaftlichen Druck. Jessamine Chan erzählt eindringlich die Geschichte einer Frau, die für einen Fehltritt vom Staat umerzogen werden soll. Beängstigend aktuell und emotional bewegend – ein kluges, lesenswertes Debüt.

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