Hunger
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Knut Hamsun (1859–1952), Sohn eines Schneiders und Landpächters, wuchs zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises auf. Ausgedehnte Reisen führten ihn bis nach Amerika und in den Orient, ehe er vor dem Ersten Weltkrieg schließlich in seine Heimat Norwegen zurückkehrte. 1920 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Bei Manesse sind von ihm der Roman «Pan» und der Erzählband «Die Königin von Saba», beide in Neuübersetzung, erschienen.
Merkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Schockierend und erbarmungslos beschreibt Knut Hamsun die Tücken der „brotlosen Kunst“
„Hunger“ von Knut Hamsun erzählt den Werdegang eines jungen Schriftstellers in Kristiana (heute Oslo). In der Ich-Perspektive begleiten wir den Namenlosen durch Hungersnöte, Kälte und kurzweilige Erfolgserlebnisse. Doch seine Lage verschlimmert sich immer mehr und durch die Hungersnot verliert der Schriftsteller sich immer mehr in Wahnvorstellungen. Literaturnobelpreisträger Hamsun schrieb das Buch in eigener Erinnerung seiner Zeit in Kristiana, wo er selbst arbeitslos war und Hunger litt. Mit seiner radikalen Art zu schreiben erweckte Hamsun schnell Interesse und inspirierte andere Schriftsteller, wie Hemingway, Mann oder Kafka, mit seinem Stil. Knut Hamsuns Ruhm wird beschattet durch sein aktives Mitwirken im Nationalsozialismus. Dies wirft eine klassische Frage auf, die ich mir oft nicht zufriedenstellend beantworten kann: Kann man Kunst und Künstler getrennt von einander betrachten?
Hungrig in Oslo
Hamsun Roman wirkt tatsächlich immer noch modern. Zum Teil sicher wegen der Neuübersetzung von Ulrich Sonnenberg, aber Form und Stoff sind auch einfach modern. Ich kann nachvollziehen, wie radikal das Buch bei seinem Erscheinen 1890 gewesen sein muss, so ohne viel äußere Handlung, ohne Richtung, ohne Moral und wild in der Erzählzeit herumspringend, und ich kann den Einfluss auf die Literatur sehen. Besonders angenehm zu lesen fand ich es aber nicht, obwohl es cool war, viele Stellen in Oslo zu erkennen. Aber man möchte die Hauptfigur schütteln, wenn man nicht fürchten müsste, ihr in ihrem hungergeschwächten Zustand dadurch den Rest zu geben. Denn eigentlich herrscht keine Hungersnot in Oslo, als Leser sieht man Möglichkeiten, wie der Protagonist zu Brot und Hilfe kommen könnte. Aber er ist stolz, auch im Wahnsinn meistens eher wollte er verhungern, als seine Prinzipien zu verraten. Würdig ist das, und große Kunst, aber keine leichte Kost.

Schwer verdaulich, aber trotzdem lecker „Dichter sind Vagabundenseelen, verwandt mit Leierkastenmännern, wurzellose Landstreicher ohne Pass.“ (Knut Hamsun) Ähnlich „wurzellos“ gibt sich der namenlose Ich-Erzähler in Knut Hamsuns Erfolgsroman „Hunger“; erstmals veröffentlicht 1890. Die Neuausgabe des Manesse Verlags in der Übersetzung von Ulrich Sonnenberg und einem Nachwort von Felicitas Hoppe folgt der Erstausgabe. Spätere Ausgaben wurden vom Autor gekürzt; warum kann der kurzen editorischen Notiz entnommen werden. Meine Bewertung bezieht sich lediglich auf den vorliegenden Text und nicht auf die Person Knut Hamsun und seine spätere äußerst fragwürdige politische Gesinnung. Der Ich-Erzähler ist ein abgehalfterter und erfolgloser Journalist bzw. Autor, der in Kristiania (heute Oslo) „[…] umherging, dieser sonderbaren Stadt, die niemand verlässt, bevor er von ihr gezeichnet worden ist.“ (S. 5) Was es mit dieser kryptischen Andeutung auf sich hat, offenbart sich am (offenen) Ende der in vier Stücke angelegten Erzählung. Ich kann nicht behaupten, dass ich direkt mit der Erzählung klargekommen bin – zu sperrig erwies sich der Stoff, der sich durch inkonsequente Zeitform konsequent den Themen Hunger/ Durst und den dadurch hervorgerufenen „Nebenwirkungen“ befasst, zumal mir das Thema aus persönlichen Gründen sehr nahegeht. Aber irgendwann habe ich angefangen zu begreifen, mit welcher Präzision Hamsun hier zu Werke geht und vieles, was der Hunger beim Erzähler auslöst, kann ich in (abgeschwächter) Form bestätigen. Auch ist der Erzähler als Charakter nicht sonderlich sympathisch gezeichnet. Er ist auf der einen Seite eine sprichwörtlich gesehen arme Sau, auf der anderen Seite tut er wenig bis nichts, um seine Situation zu verbessern – im Gegenteil: durch kuriose und dem normalsterblichen Leser nicht nachvollziehbare Handlungen bringt er sich immer wieder in fast ausweglose Situationen und an mancher Stelle der Erzählung hat man Angst, dass jeden Moment der Geist des Erzählers die Geschichte zu Ende bringt *g*. Man sollte diesem Buch die nötige Zeit geben, sich zu entfalten und Wirkung zu zeigen. Auf keinen Fall darf die Erzählung zu schnell gelesen werden, da den geneigten Leserinnen und Lesern dann Details entgehen könnten, die im weiteren Verlauf noch einmal aufgegriffen werden. Darum habe ich auch 1 ½ Lesungen hinter mir (Stücke 3 und 4 habe ich doppelt gelesen) *g*. Und es wird wohl nicht dabeibleiben; dafür hat mich die Erzählung zu tief berührt. Einige Szenen sind so grotesk, dass ich der Aussage von Astrid Lindgren, dass „Hunger“ ein „[…] hinreißend lustiges Buch über den Hunger…“ (S. 233) ist, zwar nicht uneingeschränkt zustimmen würde, aber trotz aller Ernsthaftigkeit, die das Thema mit sich bringt, gibt es genug Stellen, über die man lachen oder zumindest breit grinsen kann. Von mir bekommt die Erzählung 5* und eine klare Leseempfehlung für Fans von Bewusstseinsströmen á la Virginia Woolf etc.! ©kingofmusic
Problematischer Autor und ein Buch ohne Triggerwarnung…
Anfangs bin ich ganz ok in das Buch reingekommen, mit der Zeit dann aber ganz gut und selbst die langen Kapitel bzw. Abschnitte haben mir nichts mehr ausgemacht (obwohl ich lange Kapitel eigentlich hasse). Die Erzählungen über das Gefühl und Thema Hunger haben mich so in den Bann gezogen und ich konnte selbst vieles nachempfinden (Thema Essstörung) und habe mich in einigen Zitaten selbst wiedergefunden. Allerdings kamen mir ein paar Dinge bereits am Anfang komisch vor und mit der Zeit bekam alles einen komischen Beigeschmack: Spoiler ❗️❗️❗️ Bei dem anfänglichen Belästigen bleibt es nicht und es kommt zur Szene einer Fast-Vergewaltigung, die ich einfach nur abartig fand zu lesen. Keine TW hat mich am Anfang oder sonst wo darauf vorbereitet. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass sobald eine Frau erscheint, sexuelle Bezüge zu ihnen beschrieben werden. „Sein Gehirn war ganz *ausgebeult*; sein Körper war voller *Lust*; platzend vor *Begierde*; *Erregung* in der Brust - und so weiter. Hat mir nicht gefallen. Natürlich stellt sich die Große Frage: passiert das tatsächlich alles wirklich oder ist er nur verrückt und es geschieht in seinem Kopf? Im Endeffekt ist mir die Frage jedoch egal, da sie weder die schlechte Geschichte noch den problematischen Autoren rechtfertigt.
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AlleMerkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Knut Hamsun (1859–1952), Sohn eines Schneiders und Landpächters, wuchs zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises auf. Ausgedehnte Reisen führten ihn bis nach Amerika und in den Orient, ehe er vor dem Ersten Weltkrieg schließlich in seine Heimat Norwegen zurückkehrte. 1920 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Bei Manesse sind von ihm der Roman «Pan» und der Erzählband «Die Königin von Saba», beide in Neuübersetzung, erschienen.
Beiträge
Schockierend und erbarmungslos beschreibt Knut Hamsun die Tücken der „brotlosen Kunst“
„Hunger“ von Knut Hamsun erzählt den Werdegang eines jungen Schriftstellers in Kristiana (heute Oslo). In der Ich-Perspektive begleiten wir den Namenlosen durch Hungersnöte, Kälte und kurzweilige Erfolgserlebnisse. Doch seine Lage verschlimmert sich immer mehr und durch die Hungersnot verliert der Schriftsteller sich immer mehr in Wahnvorstellungen. Literaturnobelpreisträger Hamsun schrieb das Buch in eigener Erinnerung seiner Zeit in Kristiana, wo er selbst arbeitslos war und Hunger litt. Mit seiner radikalen Art zu schreiben erweckte Hamsun schnell Interesse und inspirierte andere Schriftsteller, wie Hemingway, Mann oder Kafka, mit seinem Stil. Knut Hamsuns Ruhm wird beschattet durch sein aktives Mitwirken im Nationalsozialismus. Dies wirft eine klassische Frage auf, die ich mir oft nicht zufriedenstellend beantworten kann: Kann man Kunst und Künstler getrennt von einander betrachten?
Hungrig in Oslo
Hamsun Roman wirkt tatsächlich immer noch modern. Zum Teil sicher wegen der Neuübersetzung von Ulrich Sonnenberg, aber Form und Stoff sind auch einfach modern. Ich kann nachvollziehen, wie radikal das Buch bei seinem Erscheinen 1890 gewesen sein muss, so ohne viel äußere Handlung, ohne Richtung, ohne Moral und wild in der Erzählzeit herumspringend, und ich kann den Einfluss auf die Literatur sehen. Besonders angenehm zu lesen fand ich es aber nicht, obwohl es cool war, viele Stellen in Oslo zu erkennen. Aber man möchte die Hauptfigur schütteln, wenn man nicht fürchten müsste, ihr in ihrem hungergeschwächten Zustand dadurch den Rest zu geben. Denn eigentlich herrscht keine Hungersnot in Oslo, als Leser sieht man Möglichkeiten, wie der Protagonist zu Brot und Hilfe kommen könnte. Aber er ist stolz, auch im Wahnsinn meistens eher wollte er verhungern, als seine Prinzipien zu verraten. Würdig ist das, und große Kunst, aber keine leichte Kost.

Schwer verdaulich, aber trotzdem lecker „Dichter sind Vagabundenseelen, verwandt mit Leierkastenmännern, wurzellose Landstreicher ohne Pass.“ (Knut Hamsun) Ähnlich „wurzellos“ gibt sich der namenlose Ich-Erzähler in Knut Hamsuns Erfolgsroman „Hunger“; erstmals veröffentlicht 1890. Die Neuausgabe des Manesse Verlags in der Übersetzung von Ulrich Sonnenberg und einem Nachwort von Felicitas Hoppe folgt der Erstausgabe. Spätere Ausgaben wurden vom Autor gekürzt; warum kann der kurzen editorischen Notiz entnommen werden. Meine Bewertung bezieht sich lediglich auf den vorliegenden Text und nicht auf die Person Knut Hamsun und seine spätere äußerst fragwürdige politische Gesinnung. Der Ich-Erzähler ist ein abgehalfterter und erfolgloser Journalist bzw. Autor, der in Kristiania (heute Oslo) „[…] umherging, dieser sonderbaren Stadt, die niemand verlässt, bevor er von ihr gezeichnet worden ist.“ (S. 5) Was es mit dieser kryptischen Andeutung auf sich hat, offenbart sich am (offenen) Ende der in vier Stücke angelegten Erzählung. Ich kann nicht behaupten, dass ich direkt mit der Erzählung klargekommen bin – zu sperrig erwies sich der Stoff, der sich durch inkonsequente Zeitform konsequent den Themen Hunger/ Durst und den dadurch hervorgerufenen „Nebenwirkungen“ befasst, zumal mir das Thema aus persönlichen Gründen sehr nahegeht. Aber irgendwann habe ich angefangen zu begreifen, mit welcher Präzision Hamsun hier zu Werke geht und vieles, was der Hunger beim Erzähler auslöst, kann ich in (abgeschwächter) Form bestätigen. Auch ist der Erzähler als Charakter nicht sonderlich sympathisch gezeichnet. Er ist auf der einen Seite eine sprichwörtlich gesehen arme Sau, auf der anderen Seite tut er wenig bis nichts, um seine Situation zu verbessern – im Gegenteil: durch kuriose und dem normalsterblichen Leser nicht nachvollziehbare Handlungen bringt er sich immer wieder in fast ausweglose Situationen und an mancher Stelle der Erzählung hat man Angst, dass jeden Moment der Geist des Erzählers die Geschichte zu Ende bringt *g*. Man sollte diesem Buch die nötige Zeit geben, sich zu entfalten und Wirkung zu zeigen. Auf keinen Fall darf die Erzählung zu schnell gelesen werden, da den geneigten Leserinnen und Lesern dann Details entgehen könnten, die im weiteren Verlauf noch einmal aufgegriffen werden. Darum habe ich auch 1 ½ Lesungen hinter mir (Stücke 3 und 4 habe ich doppelt gelesen) *g*. Und es wird wohl nicht dabeibleiben; dafür hat mich die Erzählung zu tief berührt. Einige Szenen sind so grotesk, dass ich der Aussage von Astrid Lindgren, dass „Hunger“ ein „[…] hinreißend lustiges Buch über den Hunger…“ (S. 233) ist, zwar nicht uneingeschränkt zustimmen würde, aber trotz aller Ernsthaftigkeit, die das Thema mit sich bringt, gibt es genug Stellen, über die man lachen oder zumindest breit grinsen kann. Von mir bekommt die Erzählung 5* und eine klare Leseempfehlung für Fans von Bewusstseinsströmen á la Virginia Woolf etc.! ©kingofmusic
Problematischer Autor und ein Buch ohne Triggerwarnung…
Anfangs bin ich ganz ok in das Buch reingekommen, mit der Zeit dann aber ganz gut und selbst die langen Kapitel bzw. Abschnitte haben mir nichts mehr ausgemacht (obwohl ich lange Kapitel eigentlich hasse). Die Erzählungen über das Gefühl und Thema Hunger haben mich so in den Bann gezogen und ich konnte selbst vieles nachempfinden (Thema Essstörung) und habe mich in einigen Zitaten selbst wiedergefunden. Allerdings kamen mir ein paar Dinge bereits am Anfang komisch vor und mit der Zeit bekam alles einen komischen Beigeschmack: Spoiler ❗️❗️❗️ Bei dem anfänglichen Belästigen bleibt es nicht und es kommt zur Szene einer Fast-Vergewaltigung, die ich einfach nur abartig fand zu lesen. Keine TW hat mich am Anfang oder sonst wo darauf vorbereitet. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass sobald eine Frau erscheint, sexuelle Bezüge zu ihnen beschrieben werden. „Sein Gehirn war ganz *ausgebeult*; sein Körper war voller *Lust*; platzend vor *Begierde*; *Erregung* in der Brust - und so weiter. Hat mir nicht gefallen. Natürlich stellt sich die Große Frage: passiert das tatsächlich alles wirklich oder ist er nur verrückt und es geschieht in seinem Kopf? Im Endeffekt ist mir die Frage jedoch egal, da sie weder die schlechte Geschichte noch den problematischen Autoren rechtfertigt.