Der Fremde
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Albert Camus wurde am 7. November 1913 als Sohn einer Spanierin und eines Elsässers in Mondovi, Algerien, geboren. Er studierte an der Universität Algier Philosophie, 1935 trat er der Kommunistischen Partei Algeriens bei und gründete im Jahr darauf das «Theater der Arbeit». 1937 brach er mit der KP. 1938 entstand sein erstes Drama, Caligula, das 1945 uraufgeführt wurde, 1947 sein Roman «Die Pest». Neben seinen Dramen begründeten der Roman Der Fremde und der Essay Der Mythos des Sisyphos sein literarisches Ansehen. 1957 erhielt Albert Camus den Nobelpreis für Literatur. Am 4. Januar 1960 starb er bei einem Autounfall.Das Gesamtwerk von Albert Camus liegt im Rowohlt Verlag vor.
Merkmale
3 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Ich habe Der Fremde eher spontan gelesen, da ich mir vorgenommen habe, regelmässiger auch klassische Literatur in meine Lesemonate einzubauen. Leider konnte ich mit diesem Buch wenig bis gar nichts anfangen. Selbst nachdem ich mich intensiver mit Camus' Philosophie und den Gedanken hinter dem Werk auseinandergesetzt habe, hat sich mein Eindruck nicht wirklich verändert. Trotz seines geringen Umfangs zog sich das Buch für mich sehr in die Länge – vermutlich wegen des extrem reduzierten, nüchternen Schreibstils. Die Hauptfigur Meursault liess mich völlig kalt. Es fühlte sich an, als würde ich die Geschichte einer leeren Hülle lesen, ohne greifbares Innenleben. Camus beschreibt Meursault als jemanden, der das Absurde akzeptiert und dennoch weiterlebt – frei und ehrlich. Ja, ehrlich war er zweifellos, aber frei? Für mich wirkte er keineswegs frei. Er unterwirft sich vielen gesellschaftlichen Konventionen: Er gibt seinem „Freund“ recht, obwohl dieser moralisch fragwürdig handelt, besucht die Beerdigung seiner Mutter, führt eine Beziehung, obwohl keine wirklichen Gefühle im Spiel sind, hat den Impuls Hände zu schütteln weil das so gemacht wird. Doch dann – ausgerechnet im zentralen Moment der Geschichte – bricht er mit all dem und zieht den Abzug. Diese plötzliche Abkehr von den Konventionen wirkte auf mich nicht wie ein Ausdruck von Freiheit, sondern wie eine distanzierte, vielleicht auch resignierte Reaktion auf die Welt. Meursault erscheint mir eher wie ein Beobachter – jemand, der das äussere Geschehen registriert, ohne es auf sich selbst zu beziehen oder daraus etwas für sein eigenes Leben abzuleiten. Er bleibt auf halber Strecke stehen. Stellenweise wirkte er auf mich fast kindlich trotzig: Er begeht eine Tat, übernimmt aber keine Verantwortung und schiebt sie indirekt den Umständen zu. Der Satz „Aber natürlich konnte ich in der Lage, in die man mich gebracht hatte, mit niemandem in diesem Ton reden“ hat mich in dieser Hinsicht besonders irritiert. Letztlich war das Buch in diesem Moment einfach nichts für mich. Vielleicht werde ich es eines Tages mit einem anderen Blickwinkel noch einmal lesen – wer weiss, ob ich dann mehr daraus mitnehmen kann.

Ein Buch, das wahrlich nachdenklich macht. Es lohnt sich absolut ins Camus‘ Weltbild einzutauchen und sich mit der Absurdität des Lebens zu beschäftigen. Ein ganz tolles Werk.
Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
Irgendwie passiert das ganze Buch über nichts, aber das ist ein Eindruck, der durch Meursaults Gleichgültigkeit hervorgerufen wird. Er ist ein junger Mann, der den Ton abstellt, weil ihm vieles oft zu laut wird. Er beerdigt seine Mutter, geht schwimmen, begeht einen Mord, weil die Sonne sticht. Mehr Handlung gibt es kaum. Das Buch liest sich sehr rasch, aber es lässt einen trotzdem mit viel zurück. Für mich war es ein Gefühl der Entlastung und sogar Mitgefühl. Meursault zeigt keine Emotionen, als seine Mutter stirbt, was nachvollziehbar ist, denn sie hatten keine enge Beziehung. Genauso ist es mit dem Mord: Er tötet ohne echten Grund. Keine Wut, keine Rache. Es passiert einfach. Hört man ihm zu, bekommt man oft den Eindruck, ihm sei alles „einerlei". Aber ist dem wirklich so? Vielleicht liegt es vielmehr daran, dass sein Weltverständnis schlicht ist und deshalb in seiner scheinbaren Bedeutungslosigkeit für andere so erschreckend wirkt. Er hat erkannt, dass es ein „egal" gibt und dass jede Handlung oder Entscheidung im Großen und Ganzen bedeutungslos und absurd bleibt. Vielleicht hat er sogar recht. Denn warum sonst fühlt man sich angegriffen und bestraft andere für ein Handeln, das vielleicht sogar einer universellen Wahrheit entspricht? Besonders eindringlich wird dies im Gerichtsprozess deutlich. Hier offenbart sich unsere gesellschaftliche Maschinerie aus vorgetäuschter Moral, Sensationslust und gespielter Empathie. Niemand interessiert für das genommene Leben, sondern dafür, dass Meursault nicht um seine Mutter geweint hat. Das zeigt die willkürliche Logik, nach der wir als Gesellschaft Entscheidungen von unseren selbst kreierten Normen ableiten. Ich wurde oft an die eigene Dauerschleife aus Empörung und Verachtung, die wir heute untereinander produzieren und für die wir uns gegenseitig loben, erinnert. Und unweigerlich an den daraus resultierenden Unwillen, sich mit den Handlungen anderer außerhalb der eigenen moralischen Perspektive auseinanderzusetzen. Anders ist halt doof und gefährlich. Denn wenn ich nicht mehr zu glauben vermag, was bin ich dann noch? Das sieht man auch an den Nebencharakteren: Sie verlangen Konformität, um sich ihrer selbst zu vergewissern. Meursault kann (oder will) sie ihnen nicht geben, daher wird diese schließlich auf ihn projiziert. Ein anderer würde sich rechtfertigen, ein Selbstbild konstruieren, denn der Mensch möchte sich seiner Existenz durch Selbstdarstellung versichern. Doch Meursault verweigert sich diesem gesellschaftlichen Theater und entlarvt dadurch die Selbstvergewisserungsrituale der anderen. Dafür muss er sterben. Was ich in diesem Zusammenhang interessant fand: Camus’ Absurdismus ist nicht nur nihilistisch, sondern hat eine fast positive Antwort auf die Sinnlosigkeit des Universums. Camus hat mal gesagt, dass es nur eine wirklich ernste philosophische Frage gibt: den Selbstmord. Oder anders gesagt, die Entscheidung zwischen Selbstmord und einer Tasse Kaffee. Beides gleich bedeutungslos, aber die Entscheidung macht den Unterschied. Ich habe das Buch nun erneut nach meiner Jugend gelesen und kam nicht umhin, das Ganze mitunter im Kontext psychologischer Abwehrmechanismen zu betrachten: Ist Meursaults Gleichgültigkeit wirklich philosophische Klarheit/Überzeugung oder psychologischer Selbstschutz? Ehrlich betrachtet trifft Letzteres wohl auf viele von uns zu. Doch selbst wenn es Selbstschutz wäre, änderte das nichts an seiner gesellschaftlichen Funktion als Spiegel, der anderen die Risse ihrer eigenen Projektionen zeigt. Das ist beschämend. Unsere Tendenz, andere abzulehnen, ohne uns um Verständnis zu bemühen. Meursault verdient kein Lob, aber er verdient Verständnis. Zumindest den Versuch dessen. Nicht als Entschuldigung, sondern als menschliche Grundhaltung. Trotz aller Kälte zeigt Meursault menschliche Momente: wenn er am Strand das Salz schmeckt, im Gefängnis Geräusche “wie Muscheln” sammelt oder an seine “Mama” denkt. Sein Herz ist da. Winzig, stoisch, aber wahrnehmbar. Sein finaler Triumph liegt in der Erkenntnis, sich niemandem mehr rechtfertigen zu müssen. Er öffnet sich “der sanften Gleichgültigkeit der Welt”. Eine Befreiung, die gleichzeitig berührt und beunruhigt. Camus’ Schreibstil besticht durch Klarheit und Präzision. Die Dialoge sind bildlich und manchmal schmerzhaft treffend. Bemerkenswert ist auch der bewusste Stilwechsel von kurzen, sachlichen Sätzen zu längeren, fließenderen Passagen. Oder auch kurz gesagt: Definitiv empfehlenswert, wenn man Lust auf ein Buch hat, das einen zum Nachdenken bringt, ohne zu kompliziert zu werden, es sei denn, man möchte es. Ich liebe es.
Individualität, Gesellschaft.
"Der Fremde" von Albert Camus zeigt die Absurdität des Lebens und die Suche nach Sinn in einer scheinbar bedeutungslosen Welt, während die Unfähigkeit der Gesellschaft, Individualität und Authentizität zu akzeptieren, eine zentrale Rolle spielt.
Mein erstes Buch von Camus
Der Einstieg in das Buch war für mich eine Herausforderung. Einerseits lag dies an der simplen Schreibweise, die einem Grundschüler zu eigen scheinen könnte, andererseits an der unklaren Richtung der Handlung. Die Spannung hielt sich bis zum Ende in Grenzen, und der Protagonist schien ungewöhnlich gleichgültig gegenüber allem. Doch auf der letzten Seite brach plötzlich eine Flut von Emotionen über mich herein, und ich konnte nicht anders als in Tränen auszubrechen. Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten war das Buch letztendlich eine bewegende Erfahrung, die mich berührt hat.
Anders als alles bisher Gelesene
Das Buch ‚Der Fremde’ liest sich mit Faszination und gleichzeitiger Bedrücktheit. Gespannt begleitet man die Geschichte eines jungen Franzosen in Algerien und wundert sich an vieler Stelle über die beinahe gleichgültige Nüchternheit der Erzählung. „Dann habe ich diesen Tick nicht mehr beachtet, weil ich mit dem Empfinden beschäftigt war, dass die Sonne mir guttat. Der Sand begann, sich unter den Füßen zu erwärmen. Ich habe meine Lust auf das Wasser noch hingezogen … Das Wasser war kalt und ich war froh, zu schwimmen.“

Zwischen den Zeilen steht das Meiste
Mein erster Camus...und ich bin ganz froh, dass ich im Französisch-Unterricht in jungen Jahren davon verschont blieb. Das Buch, das im Jahr 1942 veröffentlicht wurde, handelt von einem jungen Franzosen in Algier, der einen Mann erschießt und dafür vor Gericht gestellt wird. Der Stil ist seltsam befremdlich, sehr distanziert. Die Motive kann man nur erahnen; der Tod der Mutter, deren Alter der Ich-Erzähler nicht kennt, scheint ihm den geringen Halt im Leben, den er noch hat, zu nehmen. Danach mäandert sein Leben so vor sich hin, auch der Mord und die Zeit im Gefängnis können keine Gefühle in ihm auslösen, er beschreibt dies alles mit sehr lakonischen gleichgültigen Worten. Um das Buch zu verstehen, hilft es, sich mit Existentialismus und Absurdismus, 2 Strömungen, denen dieses Werk zugerechnet wird, zu beschäftigen; und auch die zahlreichen Rezensionen in den diversen Kanälen zu lesen. Es steht mehr zwischen den Zeilen als in dem eigentlichen nur 160 Seiten umfassenden Roman. Ich bin froh, dass ich das Buch jetzt (freiwillig) gelesen und Camus kennengelernt habe. Es war jedoch auch nicht leicht, es zu lesen, da das Gleichgültige schwer zu ertragen und schwer zu verstehen ist.
Interessante Massage und Langweiliger Verpackung
Ich möchte gleich zu Anfang sagen, dass ich die Hörbuch-Version dieses Werkes gehört habe, und ich war wirklich sehr gespannt, da es ein Klassiker sein soll, den man mal gelesen haben sollte. Leider hat mich die Geschichte gar nicht abgeholt, und ich verstehe die Botschaft, die man übermitteln möchte, aber die Verpackung ist für meinen Geschmack zu zäh. Der Schreibstil ist sehr einfach, zu einfach, meiner Meinung nach. Es fehlt an Abwechslung und kreativen Einflüssen im Stil, was das Ganze leider etwas eintönig macht. Dazu kommt der Sprecher in der Hörbuch-Version, der das Ganze mit einer gleichgültigen Stimme vorträgt, was das Hören manchmal anstrengend macht. In der Tat passt seine Art zu sprechen jedoch sehr gut zu dem Charakter, der die Geschichte erzählt, und ist somit gut ausgesucht. Für meinen Geschmack war es trotzdem ein zu krampfhaftes Erlebnis und das Buch hat leider nicht meinen Geschmack getroffen.
Eine seltsame Geschichte über einen gleichgültigen Franzosen der in Algerien durch Zufall zum Mörder wird…läd zum Nachdenken ein 🤔
Existenzialismus at it’s best
Ich würde das Buch in zwei für mich unterschiedliche zu bewertende Teile einteilen. Die ersten 130 Seiten sind sprachlich auf einem sehr einfachen Niveau geschrieben und liegen mMn auf einem 2⭐️ Niveau. Kurze Sätze, einfache Formulierungen, sodass man fast schon meinen könnte, den Text hätte auch ein Kind verfassen können. Das alles in einer sehr negativen Grundhaltung des Protagonisten. Erst auf den letzten 30 Seiten ändert sich das (4⭐️)und sowohl die Handlung , als auch die nun tiefgreifenden Gedankengänge vollführen eine starke Entwicklung. Ich bin froh, diesen klassischen Text Camus‘ einmal gelesen zu haben, kann mir jedoch nicht vorstellen, ihn noch einmal zu rereaden.
Mehr von Albert Camus
AlleMerkmale
3 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Albert Camus wurde am 7. November 1913 als Sohn einer Spanierin und eines Elsässers in Mondovi, Algerien, geboren. Er studierte an der Universität Algier Philosophie, 1935 trat er der Kommunistischen Partei Algeriens bei und gründete im Jahr darauf das «Theater der Arbeit». 1937 brach er mit der KP. 1938 entstand sein erstes Drama, Caligula, das 1945 uraufgeführt wurde, 1947 sein Roman «Die Pest». Neben seinen Dramen begründeten der Roman Der Fremde und der Essay Der Mythos des Sisyphos sein literarisches Ansehen. 1957 erhielt Albert Camus den Nobelpreis für Literatur. Am 4. Januar 1960 starb er bei einem Autounfall.Das Gesamtwerk von Albert Camus liegt im Rowohlt Verlag vor.
Beiträge
Ich habe Der Fremde eher spontan gelesen, da ich mir vorgenommen habe, regelmässiger auch klassische Literatur in meine Lesemonate einzubauen. Leider konnte ich mit diesem Buch wenig bis gar nichts anfangen. Selbst nachdem ich mich intensiver mit Camus' Philosophie und den Gedanken hinter dem Werk auseinandergesetzt habe, hat sich mein Eindruck nicht wirklich verändert. Trotz seines geringen Umfangs zog sich das Buch für mich sehr in die Länge – vermutlich wegen des extrem reduzierten, nüchternen Schreibstils. Die Hauptfigur Meursault liess mich völlig kalt. Es fühlte sich an, als würde ich die Geschichte einer leeren Hülle lesen, ohne greifbares Innenleben. Camus beschreibt Meursault als jemanden, der das Absurde akzeptiert und dennoch weiterlebt – frei und ehrlich. Ja, ehrlich war er zweifellos, aber frei? Für mich wirkte er keineswegs frei. Er unterwirft sich vielen gesellschaftlichen Konventionen: Er gibt seinem „Freund“ recht, obwohl dieser moralisch fragwürdig handelt, besucht die Beerdigung seiner Mutter, führt eine Beziehung, obwohl keine wirklichen Gefühle im Spiel sind, hat den Impuls Hände zu schütteln weil das so gemacht wird. Doch dann – ausgerechnet im zentralen Moment der Geschichte – bricht er mit all dem und zieht den Abzug. Diese plötzliche Abkehr von den Konventionen wirkte auf mich nicht wie ein Ausdruck von Freiheit, sondern wie eine distanzierte, vielleicht auch resignierte Reaktion auf die Welt. Meursault erscheint mir eher wie ein Beobachter – jemand, der das äussere Geschehen registriert, ohne es auf sich selbst zu beziehen oder daraus etwas für sein eigenes Leben abzuleiten. Er bleibt auf halber Strecke stehen. Stellenweise wirkte er auf mich fast kindlich trotzig: Er begeht eine Tat, übernimmt aber keine Verantwortung und schiebt sie indirekt den Umständen zu. Der Satz „Aber natürlich konnte ich in der Lage, in die man mich gebracht hatte, mit niemandem in diesem Ton reden“ hat mich in dieser Hinsicht besonders irritiert. Letztlich war das Buch in diesem Moment einfach nichts für mich. Vielleicht werde ich es eines Tages mit einem anderen Blickwinkel noch einmal lesen – wer weiss, ob ich dann mehr daraus mitnehmen kann.

Ein Buch, das wahrlich nachdenklich macht. Es lohnt sich absolut ins Camus‘ Weltbild einzutauchen und sich mit der Absurdität des Lebens zu beschäftigen. Ein ganz tolles Werk.
Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
Irgendwie passiert das ganze Buch über nichts, aber das ist ein Eindruck, der durch Meursaults Gleichgültigkeit hervorgerufen wird. Er ist ein junger Mann, der den Ton abstellt, weil ihm vieles oft zu laut wird. Er beerdigt seine Mutter, geht schwimmen, begeht einen Mord, weil die Sonne sticht. Mehr Handlung gibt es kaum. Das Buch liest sich sehr rasch, aber es lässt einen trotzdem mit viel zurück. Für mich war es ein Gefühl der Entlastung und sogar Mitgefühl. Meursault zeigt keine Emotionen, als seine Mutter stirbt, was nachvollziehbar ist, denn sie hatten keine enge Beziehung. Genauso ist es mit dem Mord: Er tötet ohne echten Grund. Keine Wut, keine Rache. Es passiert einfach. Hört man ihm zu, bekommt man oft den Eindruck, ihm sei alles „einerlei". Aber ist dem wirklich so? Vielleicht liegt es vielmehr daran, dass sein Weltverständnis schlicht ist und deshalb in seiner scheinbaren Bedeutungslosigkeit für andere so erschreckend wirkt. Er hat erkannt, dass es ein „egal" gibt und dass jede Handlung oder Entscheidung im Großen und Ganzen bedeutungslos und absurd bleibt. Vielleicht hat er sogar recht. Denn warum sonst fühlt man sich angegriffen und bestraft andere für ein Handeln, das vielleicht sogar einer universellen Wahrheit entspricht? Besonders eindringlich wird dies im Gerichtsprozess deutlich. Hier offenbart sich unsere gesellschaftliche Maschinerie aus vorgetäuschter Moral, Sensationslust und gespielter Empathie. Niemand interessiert für das genommene Leben, sondern dafür, dass Meursault nicht um seine Mutter geweint hat. Das zeigt die willkürliche Logik, nach der wir als Gesellschaft Entscheidungen von unseren selbst kreierten Normen ableiten. Ich wurde oft an die eigene Dauerschleife aus Empörung und Verachtung, die wir heute untereinander produzieren und für die wir uns gegenseitig loben, erinnert. Und unweigerlich an den daraus resultierenden Unwillen, sich mit den Handlungen anderer außerhalb der eigenen moralischen Perspektive auseinanderzusetzen. Anders ist halt doof und gefährlich. Denn wenn ich nicht mehr zu glauben vermag, was bin ich dann noch? Das sieht man auch an den Nebencharakteren: Sie verlangen Konformität, um sich ihrer selbst zu vergewissern. Meursault kann (oder will) sie ihnen nicht geben, daher wird diese schließlich auf ihn projiziert. Ein anderer würde sich rechtfertigen, ein Selbstbild konstruieren, denn der Mensch möchte sich seiner Existenz durch Selbstdarstellung versichern. Doch Meursault verweigert sich diesem gesellschaftlichen Theater und entlarvt dadurch die Selbstvergewisserungsrituale der anderen. Dafür muss er sterben. Was ich in diesem Zusammenhang interessant fand: Camus’ Absurdismus ist nicht nur nihilistisch, sondern hat eine fast positive Antwort auf die Sinnlosigkeit des Universums. Camus hat mal gesagt, dass es nur eine wirklich ernste philosophische Frage gibt: den Selbstmord. Oder anders gesagt, die Entscheidung zwischen Selbstmord und einer Tasse Kaffee. Beides gleich bedeutungslos, aber die Entscheidung macht den Unterschied. Ich habe das Buch nun erneut nach meiner Jugend gelesen und kam nicht umhin, das Ganze mitunter im Kontext psychologischer Abwehrmechanismen zu betrachten: Ist Meursaults Gleichgültigkeit wirklich philosophische Klarheit/Überzeugung oder psychologischer Selbstschutz? Ehrlich betrachtet trifft Letzteres wohl auf viele von uns zu. Doch selbst wenn es Selbstschutz wäre, änderte das nichts an seiner gesellschaftlichen Funktion als Spiegel, der anderen die Risse ihrer eigenen Projektionen zeigt. Das ist beschämend. Unsere Tendenz, andere abzulehnen, ohne uns um Verständnis zu bemühen. Meursault verdient kein Lob, aber er verdient Verständnis. Zumindest den Versuch dessen. Nicht als Entschuldigung, sondern als menschliche Grundhaltung. Trotz aller Kälte zeigt Meursault menschliche Momente: wenn er am Strand das Salz schmeckt, im Gefängnis Geräusche “wie Muscheln” sammelt oder an seine “Mama” denkt. Sein Herz ist da. Winzig, stoisch, aber wahrnehmbar. Sein finaler Triumph liegt in der Erkenntnis, sich niemandem mehr rechtfertigen zu müssen. Er öffnet sich “der sanften Gleichgültigkeit der Welt”. Eine Befreiung, die gleichzeitig berührt und beunruhigt. Camus’ Schreibstil besticht durch Klarheit und Präzision. Die Dialoge sind bildlich und manchmal schmerzhaft treffend. Bemerkenswert ist auch der bewusste Stilwechsel von kurzen, sachlichen Sätzen zu längeren, fließenderen Passagen. Oder auch kurz gesagt: Definitiv empfehlenswert, wenn man Lust auf ein Buch hat, das einen zum Nachdenken bringt, ohne zu kompliziert zu werden, es sei denn, man möchte es. Ich liebe es.
Individualität, Gesellschaft.
"Der Fremde" von Albert Camus zeigt die Absurdität des Lebens und die Suche nach Sinn in einer scheinbar bedeutungslosen Welt, während die Unfähigkeit der Gesellschaft, Individualität und Authentizität zu akzeptieren, eine zentrale Rolle spielt.
Mein erstes Buch von Camus
Der Einstieg in das Buch war für mich eine Herausforderung. Einerseits lag dies an der simplen Schreibweise, die einem Grundschüler zu eigen scheinen könnte, andererseits an der unklaren Richtung der Handlung. Die Spannung hielt sich bis zum Ende in Grenzen, und der Protagonist schien ungewöhnlich gleichgültig gegenüber allem. Doch auf der letzten Seite brach plötzlich eine Flut von Emotionen über mich herein, und ich konnte nicht anders als in Tränen auszubrechen. Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten war das Buch letztendlich eine bewegende Erfahrung, die mich berührt hat.
Anders als alles bisher Gelesene
Das Buch ‚Der Fremde’ liest sich mit Faszination und gleichzeitiger Bedrücktheit. Gespannt begleitet man die Geschichte eines jungen Franzosen in Algerien und wundert sich an vieler Stelle über die beinahe gleichgültige Nüchternheit der Erzählung. „Dann habe ich diesen Tick nicht mehr beachtet, weil ich mit dem Empfinden beschäftigt war, dass die Sonne mir guttat. Der Sand begann, sich unter den Füßen zu erwärmen. Ich habe meine Lust auf das Wasser noch hingezogen … Das Wasser war kalt und ich war froh, zu schwimmen.“

Zwischen den Zeilen steht das Meiste
Mein erster Camus...und ich bin ganz froh, dass ich im Französisch-Unterricht in jungen Jahren davon verschont blieb. Das Buch, das im Jahr 1942 veröffentlicht wurde, handelt von einem jungen Franzosen in Algier, der einen Mann erschießt und dafür vor Gericht gestellt wird. Der Stil ist seltsam befremdlich, sehr distanziert. Die Motive kann man nur erahnen; der Tod der Mutter, deren Alter der Ich-Erzähler nicht kennt, scheint ihm den geringen Halt im Leben, den er noch hat, zu nehmen. Danach mäandert sein Leben so vor sich hin, auch der Mord und die Zeit im Gefängnis können keine Gefühle in ihm auslösen, er beschreibt dies alles mit sehr lakonischen gleichgültigen Worten. Um das Buch zu verstehen, hilft es, sich mit Existentialismus und Absurdismus, 2 Strömungen, denen dieses Werk zugerechnet wird, zu beschäftigen; und auch die zahlreichen Rezensionen in den diversen Kanälen zu lesen. Es steht mehr zwischen den Zeilen als in dem eigentlichen nur 160 Seiten umfassenden Roman. Ich bin froh, dass ich das Buch jetzt (freiwillig) gelesen und Camus kennengelernt habe. Es war jedoch auch nicht leicht, es zu lesen, da das Gleichgültige schwer zu ertragen und schwer zu verstehen ist.
Interessante Massage und Langweiliger Verpackung
Ich möchte gleich zu Anfang sagen, dass ich die Hörbuch-Version dieses Werkes gehört habe, und ich war wirklich sehr gespannt, da es ein Klassiker sein soll, den man mal gelesen haben sollte. Leider hat mich die Geschichte gar nicht abgeholt, und ich verstehe die Botschaft, die man übermitteln möchte, aber die Verpackung ist für meinen Geschmack zu zäh. Der Schreibstil ist sehr einfach, zu einfach, meiner Meinung nach. Es fehlt an Abwechslung und kreativen Einflüssen im Stil, was das Ganze leider etwas eintönig macht. Dazu kommt der Sprecher in der Hörbuch-Version, der das Ganze mit einer gleichgültigen Stimme vorträgt, was das Hören manchmal anstrengend macht. In der Tat passt seine Art zu sprechen jedoch sehr gut zu dem Charakter, der die Geschichte erzählt, und ist somit gut ausgesucht. Für meinen Geschmack war es trotzdem ein zu krampfhaftes Erlebnis und das Buch hat leider nicht meinen Geschmack getroffen.
Eine seltsame Geschichte über einen gleichgültigen Franzosen der in Algerien durch Zufall zum Mörder wird…läd zum Nachdenken ein 🤔
Existenzialismus at it’s best
Ich würde das Buch in zwei für mich unterschiedliche zu bewertende Teile einteilen. Die ersten 130 Seiten sind sprachlich auf einem sehr einfachen Niveau geschrieben und liegen mMn auf einem 2⭐️ Niveau. Kurze Sätze, einfache Formulierungen, sodass man fast schon meinen könnte, den Text hätte auch ein Kind verfassen können. Das alles in einer sehr negativen Grundhaltung des Protagonisten. Erst auf den letzten 30 Seiten ändert sich das (4⭐️)und sowohl die Handlung , als auch die nun tiefgreifenden Gedankengänge vollführen eine starke Entwicklung. Ich bin froh, diesen klassischen Text Camus‘ einmal gelesen zu haben, kann mir jedoch nicht vorstellen, ihn noch einmal zu rereaden.