Faserland

Faserland

Audio-CD
2.926
Ich Werde Hier Sein Im Sonnenschein Und Im SchattenBildungsromanAnspruchsvolle LiteraturIdentitätsfindung

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Haupt-Genre
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Sub-Genre
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Format
Audio-CD
Seitenzahl
N/A
Preis
33.90 €

Beiträge

26
Alle
4

Deutschlandreise mal anders. Auf gerade einmal 165 Seiten erzählt Christian Kracht in seinem Erstling vom Lebensgefühl einer jungen (westdeutschen) Generation Mitte der 90er. Es geht um das Verlorensein im Reichtum und den Rausch, der schon längst keiner mehr ist, sondern nur eine Methode die Leere zwischen den Menschen zu überdecken. Ein erschreckend teilnahmsloser Protagonist ohne Namen reist im Jetset von Nord nach Süd, lebt ein sinnfreies Leben und steht dabei die ganze Zeit neben sich.

3

Fiebertraum ist die treffendste Beschreibung, die mir zu diesem Buch einfällt. Als Lektüre für akademische Zwecke finde ich Faserland nach wie vor eine spannende und ungewöhnliche Wahl. Selten habe ich so einen verachtenswerten und äusserst unsympathischen Protagonisten durch ein Buch begleitet. In diesem Buch passiert nichts und zugleich auch alles im selben Moment. Um eine Ahnung für das Buch zu bekommen hilft fast nur selber danach zu greifen.

3.5

Christian Kracht schreibt wirklich ungefiltert. Was mir am Buch gefallen hat, ist, dass man das Gefühl bekommt, die Begleitung des Protagonisten zu sein. Und ich habe einen Einblick in ein Leben bekommen, das wirklich ganz anders ist als meins. Der Ich-Erzähler ist mir unsympathisch, weil er sich egoistisch und menschenverachtend verhält / äußert. Schon eine abgefuckte Story.

Fröhliche Verachtung

Das Leben der Richkids in der Nachwendezeit. Zwischen Sylt und Zürichsee. Zwischen Techno und HipHop. Zwischen Alkohol, MDMA, Koks und Valium. Namedropping und Markenfetisch (nichts geht über eine schöne grüne Barbourjacke, außer der Ehrmannjoghurt platzt darin). Überall Ironie und nichts als Oberfläche? Fühlt der rastlose Held eine Leere, die ihm Sorge bereitet? Es scheitern mindestens drei Freundschaften: In Berlin kann der namenlose Erzähler den Dreier seines Freundes nach einer Technoparty nicht ertragen. In Frankfurt gelingt die Kontaktaufnahme zum Jungendfreund Alexander nicht. Alexander war zwischenzeitlich auf einer Art popsoziologischer Weltreise (Modern Talking in Asien) – finanziert durch geerbtes Geld. Die Freundschaft zwischen Alexander und dem Erzähler war in die Brüche gegangen. Grund dafür war die „wokeness“ von Alexanders Freundin, über die sich der Erzähler lustig gemacht hat. Wie kann man über seinen Schatten springen und wieder Kontakt aufnehmen? Es gelingt dem Erzähler nicht. Ebenso gelingt es dem Erzähler nicht die Gefühlswelt von Rollo zu ertragen. Rollo hat einen Porsche und eine Neunzimmerwohnung in München. Am Bodensee feiert er eine riesige Geburtstagsparty. Seine Eltern sind aber abwesend: Die Mutter in der Geschlossenen, der Vater im indischen Ashram. Am Seeufer, besoffen und auf Drogen, schluchzt Rollo über zuviele Menschen, die er kennt, aber keine Freunde darunter. Der Erzähler stiehlt sich unter einem Vorwand aus der Situation und erfährt ein paar Tage später in der Zeitung über den Millionärssohn, der während einer Party ertrunken ist. Das könnte man alles unglaublich traurig finden. Aber man gelangt in einen Zustand der fröhlichen Verachtung für die Welt. Der Erzähler benutzt das Wort Nazi inflationär. Es verliert seine eigentliche Bedeutung und steht für vermeintliche bürgerliche Spießer (der stillose SPD-Nazi, der neidisch auf die schicke Barbour-Jacke ist, etc.). Alles wird ironisiert. Der Text hat ja etwas außerfiktionales. Der Autor ist seinem Erzähler recht ähnlich. Aber teilt er die Ansicht seiner Figur oder ironisiert er diese nur? Jedes ernstes Wort über den Text ist vermutlich unästhetisch. Man vermutet direkt einen Autor, der im Stillen seinen Spaß dabei hat, wie sich andere mit zuviel Eigentlichkeit an seinem Text abmühen. Ist der Text asozial? So wie über Menschen gesprochen wird kommt wenig politische Agenda rüber – wobei das auch erfrischend wirken kann. Menschen werden aber oft als stinkend, hässlich oder fett dargestellt. Das kommt dem Erzähler leicht über die Lippen. Kann man in einer ironischen Wendung eine Kritik an den Wohlstandsverwahlosten erkennen?

3.5

Sehr konsequenter Roman zum Thema Wohlstandsverwahrlosung

Wer diesen Roman rund um die ziellose Reise eines Endzwanzigers durch Deutschland und die Schweiz liest, sollte sich am besten vorab der Tatsache bewusst sein, dass es hierbei im Grunde keine sympathischen Figuren gibt, mit denen man sich in irgendeiner Form identifizieren kann (und sollte). Es wird das wohlstandsversoffene Leben eines materiell viel zu gut und moralisch viel zu armselig betuchten jungen Mannes erzählt, der sich durch seinen bedeutungslosen Alltag säuft, kokst und vögelt und dabei von Tag zu Tag ein Stück mehr verwahrlost. Das alles ist sehr kompromisslos geschildert und verdient Respekt, macht mit dem Leser aber wenig Positives, sodass man sich am Ende des Leseerlebnisses auch in erster Linie erschöpft bis leer fühlt.

4

Hat mir mit Mitte Zwanzig echt sehr gut gefallen. Schön wie er den Deutschen und Schweizern aufs Maul schaute und liebe für Details hat. Grosser Pop Literat

3.5

Die Ähnlichkeiten zu bret easton Ellis‘ „Unter Null“ sind klar zu erkennen, jedoch, im Gegensatz zu Ellis‘ Roman, nicht konsequent genug auserzählt. Außerdem ist die Sprache nicht so pointiert, wie die von seinem Vorbild.

4

Normalerweise mag ich ein Buch am Anfang und gegen Ende immer weniger. Bei diesem hier war es genau umgekehrt: anfangs hatte ich Mühe damit, doch zum Schluss kam ich dem Erzähler immer näher. Auf den ersten Seiten erinnerte dieser Kracht irgendwie an Bukowski. Es wird geraucht, getrunken und gekotzt. Das Ganze kommt derb daher und auch der Held wirkt rau und irgendwie verhärtet. Doch ganz fein kommt im Hintergrund die Gattung des Bildungsromans zum Zuge und die harten Kanten glätten sich. Erst am Ende merkte ich, dass er weniger trank, fast nicht mehr kotzte und sein hartes Getue langsam abwirft. Gemeinsam mit dem Ich-Erzähler reisen wir durch Deutschland, bis wir am Schluss in Zürich sind. Unterwegs begegnen wir einer Generation, die verloren und einsam wirkt, obwohl sie ständig von Menschen umgeben ist. Auch der Held gehört dazu, ist zu Beginn auch irgendwie oberflächlich und ziellos. Ziellos bleibt er, aber langsam öffnet sich hier eine empfindsame Seele. Eine verwirrte Seele, die mit sich und anderen manchmal überfordert zu sein scheint. Überraschend ist, dass obwohl er anfangs sehr proletisch wirkt, dennoch sehr gebildet ist. Das aber irgendwie zu kaschieren versucht. Somit ein spannendes Buch, wenn natürlich auch noch nicht auf der Höhe von "Imperium". Aber zwischen diesen Titeln liegen Jahre, in denen sich ein Autor weiterentwickelt. Spannend wäre es zu erfahren, wie es dem jungen Held aus den 80ern/90ern wohl im 21. Jahrhundert ergeht.

4

Gar nicht leicht was zu diesem Buch zu schreiben.. mir gefallen stream-of-consciousness Bücher und dieses hier hat etwas davon. Eine wirkliche Geschichte wird nicht erzählt, eher eine Odyssee des Protagonisten, der hart mit der Welt und Deutschland hadert. Ich fand es gut und lese jetzt auch Eurotrash, die Fortsetzung 😅👌🏻

4

Welch deprimierendes Buch. Ein reiches Söhnchen reist von einer Party zur nächsten durch dasDeutschland der 90er. Er hat einen Hang zur Beschreibung sämtlicher Ausscheidungen, säuft wie ein Loch und ist weder an seiner Umwelt interessiert noch daran sich selbst zu hinterfragen. Er fällt Urteile und läuft wie betäubt durch das Leben, verliert sich in Anekdoten der Vergangenheit von denen nicht ganz klar ist ob sie so statt gefunden haben oder aus seinem zersetzten Hirn entspringen. Sprachlich ist das Buch extrem gut und bietet viel Raum zur Interpretation.

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