Die Toten
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Herzliche Gratulation an Christian Kracht zum gewonnenen Schweizer Buchpreis 2016! "Die Toten" gehört zu jenen Büchern, die über ein einfaches "gut" oder "schlecht" erhaben sind. Immer, wenn ich mich daran setze, diese Rezension zu schreiben, entzieht sich mir das Buch. Aber genau deshalb gehört Christian Kracht zu meinen Lieblingsautoren. Er entzieht sich geschickt den üblichen Standarts, hebt sich ab vom traditionellen "ist gut, weil..." oder "ist schlecht, weil...". Kracht zieht sein eigenes Ding durch und das zeigt sich auch in seinem aktuellsten Werk. Es herrscht eine düstere, aber oft auch durchaus witzige Stimmung in "Die Toten". Bei Kracht gehen die Toten munter durchs Leben, bis zu einem Zeitpunkt, an dem es sie zerreisst. Zu Beginn lernen wir die Figuren und ihre Hintergründe kennen. Ich muss gestehen, dass mir dieser erste Teil nicht so wirklich zugesagt hat, aber er ist wichtig für die Geschichte, was ich jedoch erst hinterher begriff. Dann beginnen sich die Lebenslinien der Figuren langsam aber sicher zu berühren und zu verwickeln. Kracht schafft es, auf be- und verzaubernde Art und Weise den Untergang der Stummfilmzeit mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus zu verknüpfen, ohne das eine oder andere dominieren zu lassen. Wir treffen auf jede Menge bekannter Namen, doch bleiben uns die agierenden Figuren eher fern. Wir beobachten von aussen, ohne dass man eingreifen will. Ich fühlte mich wie jemand, der Fischen im Aquarium zusieht. Auf keinen Fall will man das faszinierende Spektakel unterbrechen, indem man plump gegen das Glas hämmert. Das Wunderbarste an diesem Buch ist jedoch Krachts Ausdrucksstärke. Er zeichnet unvergessliche Bilder in einer Sprache, die einen fast schon hypnotisiert. Diese Worte nehmen einen in den Arm, geben einem ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Nur ungerne tauchte ich wieder aus diesem warm-dunklen Mikrokosmos auf, in welchen einen "Die Toten" unweigerlich hineinzieht. Deshalb freut es mich umso mehr, dass dieses Buch den Preis gewonnen hat, den es verdient. Und Kracht ist damit nun auch ein wenig mehr mein Lieblingsautor geworden, als dass er es zuvor eh schon war.
Das Buch ist sehr anstrengend zu lesen. Die setze sind unnötig lang gezogen mit vielen Kommas, sodass man vergisst, worüber gesprochen wird. Auch ist die Wortwahl unnötig abgehoben und es werden Wörter benutzt, die nur selten im normalen Sprachgebrauch genutzt werden. Diese skurrile Wort fahren in Verbindung mit den unnötig langen Gesetzen, macht das Leseerlebnis sehr anstrengend und schwierig, eine Geschichte zu folgen.
Eine Drei-Akt-Geschichte zwischen Wahn und Genie. Komplexe Themen kombiniert mit einer bildgewaltigen Sprache. Nicht immer leicht vollziehbar, lässt den Leser an dessen Grenzen der Aufnahmefähigkeit bringen und zeitweise verzweifeln. Entspricht im Aufbau dem japanischen Nõ-Theater und bietet Einblick in die Filmindustrie der 20-er und 30-er Jahre, lässt dabei internationale Filmgrößen und Politiker über den roten Teppich laufen.Im Mittelpunkt stehen drei Figuren, deren Gegenwart und Vergangenheit eingeblendet werden und lenkt das Augenmerk auf eine einerseits im Ansatz triviale, dennoch schicksalshafte Dreiecksbeziehung.
Japan, Deutschland, Hollywood, sie alle sind in den 1930er-Jahren auf dem Sprung. Wir begleiten Emil Nägeli, einen Schweizer Regisseur, und einen japanischen Amtsträger. 3 Akte, 46 kurze Kapitel. Angeordnet nach dem japanischen Prinzip, zuerst viele Erinnerungsfetzen, gespenstisch (der Abstieg beim Kliff in die Höhle der Wurzelhexe z.B.). Dann die eigentliche Handlung: Nägeli soll für die Nazis einen Propagandafilm drehen, Kosten egal, er nimmt das unmoralische Angebot an, will dabei schlauer sein als seine Auftraggeber, will einen Horrorfilm drehen als Sinnbild für das, was den bald kriegstreibenden Deutschen und Japanern bevorsteht. Dann, sehr kurz, Teil 3, in dem alle scheitern (Suizid, Erfolglosigkeit, schwimmend inmitten des Pazifiks). Alle sind sie alleine am Ende, die Toten. Sprachlich, wie immer bei Kracht, ein Erlebnis, unbekannte Worte, Wendungen und Ereignisse. Ein ganz eigener Stil, der sich stets weiterentwickelt.
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Herzliche Gratulation an Christian Kracht zum gewonnenen Schweizer Buchpreis 2016! "Die Toten" gehört zu jenen Büchern, die über ein einfaches "gut" oder "schlecht" erhaben sind. Immer, wenn ich mich daran setze, diese Rezension zu schreiben, entzieht sich mir das Buch. Aber genau deshalb gehört Christian Kracht zu meinen Lieblingsautoren. Er entzieht sich geschickt den üblichen Standarts, hebt sich ab vom traditionellen "ist gut, weil..." oder "ist schlecht, weil...". Kracht zieht sein eigenes Ding durch und das zeigt sich auch in seinem aktuellsten Werk. Es herrscht eine düstere, aber oft auch durchaus witzige Stimmung in "Die Toten". Bei Kracht gehen die Toten munter durchs Leben, bis zu einem Zeitpunkt, an dem es sie zerreisst. Zu Beginn lernen wir die Figuren und ihre Hintergründe kennen. Ich muss gestehen, dass mir dieser erste Teil nicht so wirklich zugesagt hat, aber er ist wichtig für die Geschichte, was ich jedoch erst hinterher begriff. Dann beginnen sich die Lebenslinien der Figuren langsam aber sicher zu berühren und zu verwickeln. Kracht schafft es, auf be- und verzaubernde Art und Weise den Untergang der Stummfilmzeit mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus zu verknüpfen, ohne das eine oder andere dominieren zu lassen. Wir treffen auf jede Menge bekannter Namen, doch bleiben uns die agierenden Figuren eher fern. Wir beobachten von aussen, ohne dass man eingreifen will. Ich fühlte mich wie jemand, der Fischen im Aquarium zusieht. Auf keinen Fall will man das faszinierende Spektakel unterbrechen, indem man plump gegen das Glas hämmert. Das Wunderbarste an diesem Buch ist jedoch Krachts Ausdrucksstärke. Er zeichnet unvergessliche Bilder in einer Sprache, die einen fast schon hypnotisiert. Diese Worte nehmen einen in den Arm, geben einem ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Nur ungerne tauchte ich wieder aus diesem warm-dunklen Mikrokosmos auf, in welchen einen "Die Toten" unweigerlich hineinzieht. Deshalb freut es mich umso mehr, dass dieses Buch den Preis gewonnen hat, den es verdient. Und Kracht ist damit nun auch ein wenig mehr mein Lieblingsautor geworden, als dass er es zuvor eh schon war.
Das Buch ist sehr anstrengend zu lesen. Die setze sind unnötig lang gezogen mit vielen Kommas, sodass man vergisst, worüber gesprochen wird. Auch ist die Wortwahl unnötig abgehoben und es werden Wörter benutzt, die nur selten im normalen Sprachgebrauch genutzt werden. Diese skurrile Wort fahren in Verbindung mit den unnötig langen Gesetzen, macht das Leseerlebnis sehr anstrengend und schwierig, eine Geschichte zu folgen.
Eine Drei-Akt-Geschichte zwischen Wahn und Genie. Komplexe Themen kombiniert mit einer bildgewaltigen Sprache. Nicht immer leicht vollziehbar, lässt den Leser an dessen Grenzen der Aufnahmefähigkeit bringen und zeitweise verzweifeln. Entspricht im Aufbau dem japanischen Nõ-Theater und bietet Einblick in die Filmindustrie der 20-er und 30-er Jahre, lässt dabei internationale Filmgrößen und Politiker über den roten Teppich laufen.Im Mittelpunkt stehen drei Figuren, deren Gegenwart und Vergangenheit eingeblendet werden und lenkt das Augenmerk auf eine einerseits im Ansatz triviale, dennoch schicksalshafte Dreiecksbeziehung.
Japan, Deutschland, Hollywood, sie alle sind in den 1930er-Jahren auf dem Sprung. Wir begleiten Emil Nägeli, einen Schweizer Regisseur, und einen japanischen Amtsträger. 3 Akte, 46 kurze Kapitel. Angeordnet nach dem japanischen Prinzip, zuerst viele Erinnerungsfetzen, gespenstisch (der Abstieg beim Kliff in die Höhle der Wurzelhexe z.B.). Dann die eigentliche Handlung: Nägeli soll für die Nazis einen Propagandafilm drehen, Kosten egal, er nimmt das unmoralische Angebot an, will dabei schlauer sein als seine Auftraggeber, will einen Horrorfilm drehen als Sinnbild für das, was den bald kriegstreibenden Deutschen und Japanern bevorsteht. Dann, sehr kurz, Teil 3, in dem alle scheitern (Suizid, Erfolglosigkeit, schwimmend inmitten des Pazifiks). Alle sind sie alleine am Ende, die Toten. Sprachlich, wie immer bei Kracht, ein Erlebnis, unbekannte Worte, Wendungen und Ereignisse. Ein ganz eigener Stil, der sich stets weiterentwickelt.