Eurotrash

Eurotrash

Hardcover
3.568
Ich Werde Hier Sein Im Sonnenschein Und Im Schatten1979BrdMutter-Sohn-Beziehung

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Beschreibung

Shortlist Deutscher Buchpreis 2021/ Schweizer Literaturpreis 2022 für im vergangenen Jahr erschienene literarische Werke.

»I’ll see you in twenty-five years.« Laura Palmer.

»Also, ich musste wieder auf ein paar Tage nach Zürich. Es war ganz schrecklich. Aus Nervosität darüber hatte ich mich das gesamte verlängerte Wochenende über so unwohl gefühlt, dass ich unter starker Verstopfung litt. Dazu muss ich sagen, dass ich vor einem Vierteljahrhundert eine Geschichte geschrieben hatte, die ich aus irgendeinem Grund, der mir nun nicht mehr einfällt, ›Faserland‹ genannt hatte. Es endet in Zürich, sozusagen auf dem Zürichsee, relativ traumatisch.«

Christian Krachts lange erwarteter neuer Roman beginnt mit einer Erinnerung: vor 25 Jahren irrte in »Faserland« ein namenloser Ich-Erzähler (war es Christian Kracht?) durch ein von allen Geistern verlassenes Deutschland, von Sylt bis über die Schweizer Grenze nach Zürich. In »Eurotrash« geht derselbe Erzähler erneut auf eine Reise – diesmal nicht nur ins Innere des eigenen Ichs, sondern in die Abgründe der eigenen Familie, deren Geschichte sich auf tragische, komische und bisweilen spektakuläre Weise immer wieder mit der Geschichte dieses Landes kreuzt. »Eurotrash« ist ein berührendes Meisterwerk von existentieller Wucht und sarkastischem Humor.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
224
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Christian Kracht, 1966 in der Schweiz geboren, zählt zu den modernen deutschsprachigen Schriftstellern. Seine Romane »Faserland«, »1979«, »Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten«, »Imperium«, »Die Toten« und »Eurotrash« sind in über 30 Sprachen übersetzt. 

Beiträge

16
Alle
3

Die Mutter hat einen guten Humor. Ansonsten fand ich die interessanten Themen zu kurz angerissen. Gern hätte ich mehr erfahren… . Das war mein erstes Buch von Kracht. Überzeugt hat es mich leider nicht.

Die Mutter hat einen guten Humor. Ansonsten fand ich die interessanten Themen zu kurz angerissen. Gern hätte ich mehr erfahren… .  Das war mein erstes Buch von Kracht. Überzeugt hat es mich leider nicht.
3

Was war das? Selbstverliebter Protagonist versucht Licht in das Dunkel seiner Familiengeschichte zu bringen.

Grundsätzlich kann ich dem Plot einiges abgewinnen. Ein Sohn begibt sich mit seiner 80jährigen, alkoholkranken Mutter auf Reisen. Er versucht die Verstrickungen seines Großvaters mütterlicherseits in das NS-Regime in Gesprächen mit ihr zu thematisieren. Erfährt aber nicht viel Neues, weil sie sich mit Tabletten- und Alkoholkonsum entzieht. Unangenehm fand ich, wie Christian Kracht den Leser*innen seine Belesenheit um die Ohren haut. Auch wenn er sich selber nicht als intellektuell bezeichnet. Folgendes Zitat von S. 160 macht es vielleicht deutlich: Ich war vor einigen Tagen auf diese Filmveranstaltung in Zürich gegangen, weil ich so tun wollte, als interessiere mich so etwas, während ich in Wahrheit nur mit Bildung angeben wollte, so wie mein Vater mit seinem Vermögen. Ich hatte wirklich häufig das Gefühl, dass er mit Bildung angeben will. Mich hat es leider eher gelangweilt, obwohl ich die Dialoge mit seiner Mutter auch stellenweise witzig fand.

4

Weirder Roadtrip, aber sehr lustig und vor allem nachvollziehbar. Krachts Schreibstil ist ungewöhnlich, aber fühlt sich wie ein eigener Gedankengang im Kopf an. Leider zieht sich der Anfang etwas und manche Abschnitte erschließen sich für mich irgendwie nicht. Daher nur 4 Sterne.

2

Ich hatte bislang keinen Reiz verspürt, mich mit sogenannter aktueller Popliteratur oder Poetry-Slams zu beschäftigen. Insofern war dies mein erstes gelesenes Buch von Christian Kracht. Ich hatte mich auch vorher nicht informiert über Autor und Werke. Da ich seine Geschichte über den Schweizer Taxi-Roadtrip mit seiner dementen Mutter doch reichlich skurril fand, informierte ich mich während des Lesens dann doch über ihn. Ich mag es eigentlich, wenn man ein Buch ohne Sekundärliteratur verstehen kann, daher störte es mich bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ich wohl ohne Wissen über Krachts wahre Vita, gar nicht beurteilen konnte, ob dies nun autobiographisch oder autofiktionell war. Bin ich daher überhaupt in der Lage, das Buch halbwegs sachgerecht beurteilen zu können? Kann man Eurotrash auch ohne Faserland verstehen? Ich hatte schon so etwas befürchtet bei dem Personenkult, der um Kracht, Stuckrad-Barre & Co. entstanden ist. Nun, ich hatte eine ganz andere Art von Buch erwartet. Ich dachte, es geht um einen Zustandsbericht einer Gesellschaft in der jetzigen Zeit mit Elementen, die für uns heutzutage typisch geworden sind: Europakrise, Corona, Selbstinszenierungswahn oder Kulturkampf. Was auch immer. Stattdessen steht die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit oder andere Traumata der Familie Kracht im Vordergrund. Und dies war mir zu oberflächlich oder besser gesagt zu viele unterschiedliche Krisen für so ein kleines Buch. Das zum Beispiel Mutter und Sohn beide im Alter von jeweils 11 Jahren vergewaltigt wurden, hätte für ein Buch als Thema ausgereicht. Stattdessen zieht die Karawane, typisch für einen Roadtrip, stetig weiter. Dabei sind sowohl Wegführung als auch auftretende Personen sehr ungewöhnlich. Der Spaß, den Andere beim Lesen dabei empfunden haben, trat bei mir nur sehr selten auf. Einzig Krachts Mutter mit ihrem dynamischen Selbstbewusstsein war die treibende Kraft, die mich zum Weiterlesen trieb. Ich schwankte zwischen Bewunderung und Bedauern für die alte Dame. Allerdings kann das Spotten über die Unzulänglichkeiten des Alters auch schnell nerven, wenn es die alleinige Humorschiene ist. Dann fühl ich mich mit Schrecken an Bücher über aus Fenster steigende Ü100-Senioren erinnert. Interessanterweise lese ich gerade parallel Thomas Glavinics autofiktionelles Buch aus dem Jahr 2007 „Das bin doch ich“, in dem er die Figur seines eigenen Ichs sich beklagen lässt, dass er stets mit Daniel Kehlmann verwechselt wird. Genau derselben Pointe bedient sich Kracht in Eurotrash nur mit Unterschied, dass ich Glavinics Buch deutlich humorvoller empfinde. Ich habe letztlich das Gefühl, dass ich erst andere Bücher von Kracht lesen müsste, um die Anspielungen in Eurotrash verstehen zu können. Als eigenständiges Werk betrachtet, fand ich es allenfalls okay, mehr aber auch nicht. Trotz des etwas unbefriedigenden Leseerlebnisses werde ich Christian Kracht weiter auf meiner Leseliste belassen. Wenn man einen zeitgenössischen Roman mit starkem Gegenwartsbezug lesen möchte, dann würde ich eher Leif Randts Allegro Pastell empfehlen, welches mir tatsächlich besser gefiel. Womöglich habe ich Kracht einfach nur in die falsche Schublade gesteckt. Die allgemeine Begeisterung über Autor und Werk konnte ich mit Eurotrash leider nicht nachvollziehen.

4

Vielfach besprochen und mit klugen Worten analysiert wurde der neue Roman von Christian Kracht bereits seit er im März dieses Jahres erschien. Ich habe mich, zugegebenermaßen leicht ehrfürchtig, nun daran getraut, nicht ohne mir vorher noch "Faserland" einverleibt zu haben. Beim Lesen von "Eurotrash" hat sich dies ausgezahlt, da auf den Debütroman des Autors aus 1995 mehrfach verwiesen wird. So outet sich der Ich-Erzähler von Eurotrash bereits auf der ersten Seite als Autor des Romans "Faserland", über den er später meint, er habe sich selbst und dem Leser vorgaukeln wollen, er käme aus gutem Hause und sei wohlstandsverwahrlost und hätte etwas von einem "autistischen Snob" (S. 64). Der Autor Christian Kracht, der "Faserland" geschrieben hat, wird hier sozusagen wiederum fiktionalisiert. Das Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit durchzieht das Buch als immer wiederkehrendes Muster und ließ mich teilweise verwirrt innehalten und trug dabei maßgeblich zum Lesespaß bei. Ebenso die teils spitzen, komischen, aber auch sanftmütigen Dialoge mit der 80-jährigen Mutter des Protagonisten. Mit dieser begibt er sich auf einen Roadtrip durch die Schweiz, welcher äußerlich mit skurrilen Slapstick-Szenen aufwartet, inhaltlich aber die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte und Kindheitstraumata thematisiert sowie die Annäherung an gemeinsame Erinnerungen und den Versuch, Verständnis für die eigene Mutter und ihre Lebenserfahrungen und -realitäten aufzubringen. Die Mutter empfand ich als beeindruckend starken Charakter, zwar tabletten- und alkoholabhängig und immer an der Grenze zum Wahn und zur Senilität, aber mit - in lichten Momenten - rasiermesserscharfem Verstand ungemütliche Wahrheiten aussprechend und für sich selbst und ihren Sohn einstehend. Dabei wirft sie immer einen kritischen Blick auf den fiktiven Christian Kracht und holt ihn mit sarkastischen Anspielungen auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein gut gelungener Kniff, sich selbstironisch zu beleuchten, den Leser immer im Ungewissen lassend, was nun überhaupt ernst gemeint ist. Schön fand ich auch die sanften Momente, in denen sich das Mutter-Sohn-Verhältnis umkehrt - wenn der Protagonist ihr beispielsweise den vollen Behälter ihres künstlichen Darmausgangs leeren muss oder wenn die Mutter ihn bittet, ihr etwas zu erzählen - das würde sie so beruhigen. Dadurch geht es im Buch vielleicht schlussendlich auch einfach nur darum: Um das Erzählen selbst. Ob sich die "Katharsis" zwischen Mutter und Sohn einstellt, kann man am Ende diskutieren. Ich fand "Eurotrash" intelligent geschrieben, durchzogen mit Anspielungen, denen man nachgehen kann oder auch nicht, emotional, komisch, mit Metaebenen spielend und doch nicht überfordernd. Dennoch hatte ich am Ende das leichte Gefühl, etwas verpasst zu haben. Vielleicht ist es das, was Daniel Kehlmann damit meint, wenn er sagt "[...] und sie verbergen allesamt ein Geheimnis, dem man nie ganz auf den Grund kommt."

4

Besser als gedacht!

Melancholische Geschichte über dysfunktionale Familienstrukturen und Erinnerungen aus der Vergangenheit. Der Autor schreibt sich in das eigene literarische Szenario ein wodurch eine Ambivalenz entsteht zwischen Selbstinszenierung und Fiktion. Für mich, inhaltlich nicht unbedingt die Fortsetzung von Faserland aber in sich eine emotionale, schräge und unterhaltsame Geschichte.

4

Nach Faserland eine tiefere Charakterstudie der Eltern des Protagonisten.

Der Fokus liegt hauptsächlich in der Fragenbrantwortung, wie der Protagonist aus Faserland so geworden ist und wie seine Emtwicklung nach dem offenen Ende in etwa ausgesehen hat. Klare Empfehlung für Interessierte des Werks Faserland.

3

Punktabzug für die Benutzung des N-Wortes.

4

Quasi ein Best-Of der bisherigen Krachts. Er imitiert den Sound seiner Werke, immer wieder tauchen Artefakte auf. Spielt in Zürich und der Schweiz, schöner Lokalkolorit. Wieder ein Roadtrip wie in Faserland. Diesmal in Begleitung der durchgeknallten Mutter. Auf eigene Art wieder sehr zeitgenössisch. Der Protagonist stört sich an den «richtigen» Dingen, zu viel Geld zum Beispiel. Kracht wickelt damit seine Kritiker um die Finger, gibt vor, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Aber er denkt immer um vier Ecken, einfach zu schlau. Ein Roman, der mit der Zeit noch gewinnen wird.

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