Ein erhabenes Königreich
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
YAA GYASI, 1989 in Ghana geboren, ist im Süden der USA aufgewachsen. Sie hat Englische Literatur an der Stanford University studiert und einen Abschluss des Iowa Writers‘ Workshop. Ihr Debüt ›Heimkehren‹ (DuMont 2017), das in den USA und England wochenlang auf den Bestsellerlisten stand, wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, u. a. dem Pen/Hemingway Award. Yaa Gyasi lebt in Brooklyn/New York.
Beiträge
Eine gute Lebensgeschichte
Das Buch liest sich ein wenig wie eine Biographie aus einem Tagebuch. Es ist eine Geschichte über Abhängigkeit, verschiedene Kulturen, Depressionen und andere Themen mit denen man sich beim Aufwachsen beschäftigen muss.
Welches Buch gehypte Buch hat euch zuletzt so richtig enttäuscht? Bei mir war es "Ein erhabenes Königreich" von Yaa Gyasi. Ich wollte das Buch so sehr mögen, aber leider war das Buch für mich nichts. Es hatte für mich leider auch gar keine Message. Wichtige Themen werden angesprochen, wie es sich z. B. als schwarze Frau in den USA lebt, Depressionen etc. Die Themen werden aber nur oberflächlich behandelt und die Geschichte zieht sich und eigentlich passiert nichts interessantes.
„Ein erhabenes Königreich“ von Yaa Gyasi Darum geht es: Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche? Erst einmal vielen Dank für diese schöne Leserunde an @gemeinsammitlesen und den #buddyread mit @brigit.books. Eine Rezension zu diesem Buch zu erstellen, fiel mir dieses Mal nicht leicht – auch Tage nach dem Lesen nicht. Deswegen fange ich mit dem Einfachen an: Der Schreibstil ist sehr angenehm, und die kurzen Kapitel bringen den Leser schnell in einem guten Lesefluss. Jetzt zu den Themen des Buches. Es werden viele ernste Themen angesprochen, wie psychische Erkrankungen, dysfunktionale Familie, Rassismus, gesellschaftlicher Aufstieg, Ankommen wollen, Glauben, Wissenschaft…. Und all das in einem solchen schmalen Buch. Deswegen bleibt vieles ungesagt bzw. nicht beendet. Aber das Thema, das Verhältnis zwischen Religion und Wissenschaft, bekommt viel Raum und war sehr spannend zu lesen. Auch das Verhältnis zwischen Gifty und ihrer Mutter, und wie sie dadurch in ihrem Leben geprägt wurde, war sehr interessant zu lesen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, aber hinterlässt bei mir ein Gefühl, dass ich nicht greifen kann und die Bewertung (für mich) schwierig macht. Deswegen nur: 4 von 5 Sterne
Schon das außergewöhnliche Cover in dunklen Grün- und Violetttönen und der goldenen Schrift verspricht exzellenten Lesegenuss – und das Buch hält dieses Versprechen ein. In kraftvoller, ruheloser Weise mit authentischen Gedankensprüngen in die Vergangenheit erzählt Gifty vom Schicksal ihrer Familie. Nach der Geburt des älteren Bruders Nana will ihre Mutter diesem alle Möglichkeiten eröffnen und wandert in die USA aus. Der Vater fasst dort nicht gut Fuß und geht ohne seine Familie zurück nach Ghana. Yaa Gyasi schildert die Suche nach der eigenen Identität zwischen Afrika und Amerika – zwischen evangelikaler Gemeinde und wissenschaftlicher Karriere. Immer finden sich in dem Buch Sätze, die man mehrmals liest und nachklingen lässt.
Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall heißt es, dass sie sich bei ihrer Tochter wortlos ins Bett legt, einschläft und eine ganze Zeit einfach im Bett bleibt. Bleierne Erschöpfung, Müdigkeit und ein 69jähriges Leben, das auf den Schultern dieser Frau lastet und auch auf den Schultern Giftys, der 29jährigen Gifty und der 11jährigen Gifty. Ihre Mutter war immer sehr religiös und so ist Gifty aufgewachsen, bis sie sich als Erwachsene den Neurowissenschaften verschreibt und der Forschung widmet. Sie hat sich eingerichtet in diesem Forscherinnenleben. Und dann kommt ihre Mutter und ist ein zweites Mal in einer schweren Depression gefangen. Dies lässt bei Gifty die Familienvergangenheit, all den Schmerz und Kampf der Kindheit hochkommen und sie muss sich damit auseinandersetzen. „Ein erhabenes Königreich“ ist mehr als eine simple Familiengeschichte. Das Buch ist tiefsinnig und spricht die Probleme einer Einwandererfamilie aus Afrika in Amerika an, es spricht den Zwiespalt zwischen einer ganz starken Religiosität und der Wissenschaft an und es geht das Thema Depression in diesem Kontext an. Drogenkonsum und der Wunsch, nach außen eine glückliche Familie zu sein, Sehnsucht nach den Wurzeln und eine neue Heimat im neue Land zu finden, es werden viele Facetten gezeigt. Besonders dieser Kampf dieses kleinen Mädchens, das all dies durchmacht, ohne es groß nach außen zu tragen und nicht daran zu zerbrechen, ist gut beschrieben. Der Verlust erst des Vaters, dann des Bruders und dann der Stärke der Mutter zu kompensieren, ist brillant beschrieben und zwischen den Zeilen spürt man, wie schwer vieles war und über welch inneren Reichtum Gifty zu verfügen scheint. Als Leser:in bekommt man einen Einblick in die sehr religiöse Welt, in der Gifty als Kind lebte und wie sich angepasst hat und wie sie mit der Wissenschaft einen Weg für sich gesucht hat, da herauszukommen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Tagebucheinträge aus dem Tagebuch, das Gifty als Kind geführt hat. Gespräche, Fragen an Gott und Geschehnisse aus ihrer Kindheit leiten die einzelnen Kapitel ein. Yaa Gyasi erzählt eine mitreißende Familiengeschichte, die ganz intensiv mit den Themen Verlust, Zugehörigkeit und Liebe umgeht. Gleichzeitig ist das Buch wunderschön geschrieben, so dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte – eine klare Leseempfehlung meinerseits.
Auf der Suche nach sich selbst und dem Stellenwert, den dabei Glauben und Naturwissenschaft einnehmen, begleitet man die Protagonistin Gifty in ihren Gedanken und Zeitsprüngen zu Erlebnissen aus der Vergangenheit. Das ist oftmals rührend, aufrüttelnd, schmerzhaft und klug, was dazu führt, dass man gerne weiterliest! Manche Zeitebenen haben mich etwas verwirrt und das Ende hat mich etwas überrumpelt.
Gifty ist Neurowissenschaftlerin und arbeitet gerade an einem wichtigen Projekt, als sie einen Anruf von Pastor John erhält. Ihre Mutter verlässt seit Monaten kaum noch das Bett und Gifty muss sie bei sich aufnehmen. Es folgt eine lange Phase des Schweigens und der Hilflosigkeit, denn all das erinnert Gifty an Erlebnisse aus ihrer Kindheit. Schon vor ihrer Geburt waren die Eltern mit dem älteren Bruder Nana aus Ghana in die USA eingewandert. Der Vater verließ nur widerwillig sein Heimatland und kehrte nach einigen Jahren ohne seine Familie dorthin zurück. Der Bruder verfiel den Drogen, die Mutter entwickelte eine Depression – Gifty war eigentlich immer schon allein. Nach „Heimkehren“, das mich auch schon sehr beeindruckt hat, ist „Ein erhabenes Königreich“ der zweite Roman aus der Feder von Yaa Gyasi. Eindrücklich schildert sie Giftys Schicksal zwischen Glauben und Wissenschaft. Besonders berührend sind ihre Briefe an Gott, die sie im Kindesalter beginnt. Ihm schreibt sie Alltägliches, aber auch bedeutsame Gedanken, die sie umtreiben. Grundsätzlich wird die Handlung dabei auf zwei Ebenen erzählt: der Gegenwart, in der Gifty fest im Berufsleben steht und um die psychische Gesundheit ihrer Mutter kämpft. Und die Vergangenheit, die erklärt, wie die Familie am Leben in einem fremden Land gescheitert scheint – nur Gifty hat noch die Chance auf ein glückliches Leben. Neben dem offensichtlichen Thema, ob und wie Glaube mit Wissenschaft zu vereinbaren ist, spielen auch andere eine Rolle. Als Schwarze hat die Familie es schwer in den USA: So lange Nana als Ausnahmesportler seine Mannschaft zum Sieg führt, scheint alles in Ordnung und die Integration gelungen. Macht er einen Fehler, schlägt ihm sofort geballter Hass entgegen – eine Tatsache, die Vater und Sohn nie richtig heimisch werden lässt. Was diese Situation in der Seele jedes einzelnen Familienmitgliedes anrichtet, wird im Roman schonungslos geschildert. Der einzige Kritikpunkt, den ich anzuführen habe, ist das sehr abrupte Ende. Hier hätte ich Gifty und ihre Mutter gerne noch etwas länger begleitet, auch wenn es schmerzt.
Nicht einfach zu lesen, der Einstieg ist mir ziemlich schwer gefallen. Aber je mehr ich über die Protagonistin erfahren habe, desto besser bin ich auch mit dem recht trockenen Schreibstil klargekommen, der in einer ganz besonderen Weise doch sehr emotional ist. Die Themen Sucht und Depression sowie Wissenschaft und Glaube stehen im Mittelpunkt und werden mit Vorsicht und Respekt behandelt. Das Ende hat mich etwas aus dem Lesefluss gebracht, aber an sich finde ich dieses Buch sehr gelungen und empfehlenswert.
Sprachlich voller Esprit, wesentlich lebendiger als der Plot, der seitenweise vor sich hin plätschert. Auf den letzten Seiten bewegend, alles in allem aber eher kein nachhallendes Leseerlebnis.
Giftys Leben ist nicht einfach, denn ihre Familiengeschichte ist von Faktoren bestimmt, die sich ihrer Kontrolle entziehen. So sucht Gifty Zuflucht in der Religion und Wissenschaft und findet sich im Spannungsfeld dieser beiden Ansätze ihr Leben zu meistern, wieder. Giftys Figur hat mich fasziniert, selten fühlt sich eine Protagonistin so unglaublich echt und authentisch an. Die Art und Weise, wie sie sich selbst begegnet, ihre Gefühle und ihr Denken analysiert und reflektiert, dabei aber auch nicht zu tief und ausufernd vorgeht, hat mich sehr begeistert. Die vielen Rückblenden, die die Handlung voranbringen, empfand ich anfänglich als etwas verwirrend, aber es hat mich sehr beeindruckt, wie diese Einblicke in die Vergangenheit Stück für Stück die verschiedenen Schichten des familiären Unglücks enthüllen, aber auch die Liebe und Fürsorge, die Giftys Kindheit prägten, offenlegen, und dem Leser so verdeutlichen, wieso Giftys Leben zu dem wurde, was es heute ist. Sehr anstrengend war für mich der Umstand, dass Fifty als Wissenschaftlerin in ihrer Forschung mit Mäusen arbeitet - bei Nagetierabneigung sollte man versuchen, sich dies nicht allzu plastisch vorzustellen...im Kontext der Charakterisierung und Entwicklung Giftys ist dieser Aspekt aber für den Roman unabdingbar, sodass ich in dieser Hinsicht ein Einsehen haben. Giftys Erzählstimme ist außergewöhnlich - rational, ruhig und zurückhaltend im Angesicht von Sucht und Depression, Verlust und Einsamkeit. Hier liegt für mich die essentielle Stärke des Romans, denn der Leser erfährt so fast körperlich das Gefühl der Hilflosigkeit, der angenommenen Schuld und der Machtlosigkeit. Die Sprache, die auf eine ganz besondere Art den Schmerz und die Verwundbarkeit Giftys transportiert, hat mich sehr überzeugt. Ein toller Roman, der ein eindrückliches Lehrstück darüber ist, wie man glaubhaft einen authentischen Charakter zum Leben erweckt, mit dem der Leser mitfühlen und mitleiden kann.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
YAA GYASI, 1989 in Ghana geboren, ist im Süden der USA aufgewachsen. Sie hat Englische Literatur an der Stanford University studiert und einen Abschluss des Iowa Writers‘ Workshop. Ihr Debüt ›Heimkehren‹ (DuMont 2017), das in den USA und England wochenlang auf den Bestsellerlisten stand, wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, u. a. dem Pen/Hemingway Award. Yaa Gyasi lebt in Brooklyn/New York.
Beiträge
Eine gute Lebensgeschichte
Das Buch liest sich ein wenig wie eine Biographie aus einem Tagebuch. Es ist eine Geschichte über Abhängigkeit, verschiedene Kulturen, Depressionen und andere Themen mit denen man sich beim Aufwachsen beschäftigen muss.
Welches Buch gehypte Buch hat euch zuletzt so richtig enttäuscht? Bei mir war es "Ein erhabenes Königreich" von Yaa Gyasi. Ich wollte das Buch so sehr mögen, aber leider war das Buch für mich nichts. Es hatte für mich leider auch gar keine Message. Wichtige Themen werden angesprochen, wie es sich z. B. als schwarze Frau in den USA lebt, Depressionen etc. Die Themen werden aber nur oberflächlich behandelt und die Geschichte zieht sich und eigentlich passiert nichts interessantes.
„Ein erhabenes Königreich“ von Yaa Gyasi Darum geht es: Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche? Erst einmal vielen Dank für diese schöne Leserunde an @gemeinsammitlesen und den #buddyread mit @brigit.books. Eine Rezension zu diesem Buch zu erstellen, fiel mir dieses Mal nicht leicht – auch Tage nach dem Lesen nicht. Deswegen fange ich mit dem Einfachen an: Der Schreibstil ist sehr angenehm, und die kurzen Kapitel bringen den Leser schnell in einem guten Lesefluss. Jetzt zu den Themen des Buches. Es werden viele ernste Themen angesprochen, wie psychische Erkrankungen, dysfunktionale Familie, Rassismus, gesellschaftlicher Aufstieg, Ankommen wollen, Glauben, Wissenschaft…. Und all das in einem solchen schmalen Buch. Deswegen bleibt vieles ungesagt bzw. nicht beendet. Aber das Thema, das Verhältnis zwischen Religion und Wissenschaft, bekommt viel Raum und war sehr spannend zu lesen. Auch das Verhältnis zwischen Gifty und ihrer Mutter, und wie sie dadurch in ihrem Leben geprägt wurde, war sehr interessant zu lesen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, aber hinterlässt bei mir ein Gefühl, dass ich nicht greifen kann und die Bewertung (für mich) schwierig macht. Deswegen nur: 4 von 5 Sterne
Schon das außergewöhnliche Cover in dunklen Grün- und Violetttönen und der goldenen Schrift verspricht exzellenten Lesegenuss – und das Buch hält dieses Versprechen ein. In kraftvoller, ruheloser Weise mit authentischen Gedankensprüngen in die Vergangenheit erzählt Gifty vom Schicksal ihrer Familie. Nach der Geburt des älteren Bruders Nana will ihre Mutter diesem alle Möglichkeiten eröffnen und wandert in die USA aus. Der Vater fasst dort nicht gut Fuß und geht ohne seine Familie zurück nach Ghana. Yaa Gyasi schildert die Suche nach der eigenen Identität zwischen Afrika und Amerika – zwischen evangelikaler Gemeinde und wissenschaftlicher Karriere. Immer finden sich in dem Buch Sätze, die man mehrmals liest und nachklingen lässt.
Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall heißt es, dass sie sich bei ihrer Tochter wortlos ins Bett legt, einschläft und eine ganze Zeit einfach im Bett bleibt. Bleierne Erschöpfung, Müdigkeit und ein 69jähriges Leben, das auf den Schultern dieser Frau lastet und auch auf den Schultern Giftys, der 29jährigen Gifty und der 11jährigen Gifty. Ihre Mutter war immer sehr religiös und so ist Gifty aufgewachsen, bis sie sich als Erwachsene den Neurowissenschaften verschreibt und der Forschung widmet. Sie hat sich eingerichtet in diesem Forscherinnenleben. Und dann kommt ihre Mutter und ist ein zweites Mal in einer schweren Depression gefangen. Dies lässt bei Gifty die Familienvergangenheit, all den Schmerz und Kampf der Kindheit hochkommen und sie muss sich damit auseinandersetzen. „Ein erhabenes Königreich“ ist mehr als eine simple Familiengeschichte. Das Buch ist tiefsinnig und spricht die Probleme einer Einwandererfamilie aus Afrika in Amerika an, es spricht den Zwiespalt zwischen einer ganz starken Religiosität und der Wissenschaft an und es geht das Thema Depression in diesem Kontext an. Drogenkonsum und der Wunsch, nach außen eine glückliche Familie zu sein, Sehnsucht nach den Wurzeln und eine neue Heimat im neue Land zu finden, es werden viele Facetten gezeigt. Besonders dieser Kampf dieses kleinen Mädchens, das all dies durchmacht, ohne es groß nach außen zu tragen und nicht daran zu zerbrechen, ist gut beschrieben. Der Verlust erst des Vaters, dann des Bruders und dann der Stärke der Mutter zu kompensieren, ist brillant beschrieben und zwischen den Zeilen spürt man, wie schwer vieles war und über welch inneren Reichtum Gifty zu verfügen scheint. Als Leser:in bekommt man einen Einblick in die sehr religiöse Welt, in der Gifty als Kind lebte und wie sich angepasst hat und wie sie mit der Wissenschaft einen Weg für sich gesucht hat, da herauszukommen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Tagebucheinträge aus dem Tagebuch, das Gifty als Kind geführt hat. Gespräche, Fragen an Gott und Geschehnisse aus ihrer Kindheit leiten die einzelnen Kapitel ein. Yaa Gyasi erzählt eine mitreißende Familiengeschichte, die ganz intensiv mit den Themen Verlust, Zugehörigkeit und Liebe umgeht. Gleichzeitig ist das Buch wunderschön geschrieben, so dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte – eine klare Leseempfehlung meinerseits.
Auf der Suche nach sich selbst und dem Stellenwert, den dabei Glauben und Naturwissenschaft einnehmen, begleitet man die Protagonistin Gifty in ihren Gedanken und Zeitsprüngen zu Erlebnissen aus der Vergangenheit. Das ist oftmals rührend, aufrüttelnd, schmerzhaft und klug, was dazu führt, dass man gerne weiterliest! Manche Zeitebenen haben mich etwas verwirrt und das Ende hat mich etwas überrumpelt.
Gifty ist Neurowissenschaftlerin und arbeitet gerade an einem wichtigen Projekt, als sie einen Anruf von Pastor John erhält. Ihre Mutter verlässt seit Monaten kaum noch das Bett und Gifty muss sie bei sich aufnehmen. Es folgt eine lange Phase des Schweigens und der Hilflosigkeit, denn all das erinnert Gifty an Erlebnisse aus ihrer Kindheit. Schon vor ihrer Geburt waren die Eltern mit dem älteren Bruder Nana aus Ghana in die USA eingewandert. Der Vater verließ nur widerwillig sein Heimatland und kehrte nach einigen Jahren ohne seine Familie dorthin zurück. Der Bruder verfiel den Drogen, die Mutter entwickelte eine Depression – Gifty war eigentlich immer schon allein. Nach „Heimkehren“, das mich auch schon sehr beeindruckt hat, ist „Ein erhabenes Königreich“ der zweite Roman aus der Feder von Yaa Gyasi. Eindrücklich schildert sie Giftys Schicksal zwischen Glauben und Wissenschaft. Besonders berührend sind ihre Briefe an Gott, die sie im Kindesalter beginnt. Ihm schreibt sie Alltägliches, aber auch bedeutsame Gedanken, die sie umtreiben. Grundsätzlich wird die Handlung dabei auf zwei Ebenen erzählt: der Gegenwart, in der Gifty fest im Berufsleben steht und um die psychische Gesundheit ihrer Mutter kämpft. Und die Vergangenheit, die erklärt, wie die Familie am Leben in einem fremden Land gescheitert scheint – nur Gifty hat noch die Chance auf ein glückliches Leben. Neben dem offensichtlichen Thema, ob und wie Glaube mit Wissenschaft zu vereinbaren ist, spielen auch andere eine Rolle. Als Schwarze hat die Familie es schwer in den USA: So lange Nana als Ausnahmesportler seine Mannschaft zum Sieg führt, scheint alles in Ordnung und die Integration gelungen. Macht er einen Fehler, schlägt ihm sofort geballter Hass entgegen – eine Tatsache, die Vater und Sohn nie richtig heimisch werden lässt. Was diese Situation in der Seele jedes einzelnen Familienmitgliedes anrichtet, wird im Roman schonungslos geschildert. Der einzige Kritikpunkt, den ich anzuführen habe, ist das sehr abrupte Ende. Hier hätte ich Gifty und ihre Mutter gerne noch etwas länger begleitet, auch wenn es schmerzt.
Nicht einfach zu lesen, der Einstieg ist mir ziemlich schwer gefallen. Aber je mehr ich über die Protagonistin erfahren habe, desto besser bin ich auch mit dem recht trockenen Schreibstil klargekommen, der in einer ganz besonderen Weise doch sehr emotional ist. Die Themen Sucht und Depression sowie Wissenschaft und Glaube stehen im Mittelpunkt und werden mit Vorsicht und Respekt behandelt. Das Ende hat mich etwas aus dem Lesefluss gebracht, aber an sich finde ich dieses Buch sehr gelungen und empfehlenswert.
Sprachlich voller Esprit, wesentlich lebendiger als der Plot, der seitenweise vor sich hin plätschert. Auf den letzten Seiten bewegend, alles in allem aber eher kein nachhallendes Leseerlebnis.
Giftys Leben ist nicht einfach, denn ihre Familiengeschichte ist von Faktoren bestimmt, die sich ihrer Kontrolle entziehen. So sucht Gifty Zuflucht in der Religion und Wissenschaft und findet sich im Spannungsfeld dieser beiden Ansätze ihr Leben zu meistern, wieder. Giftys Figur hat mich fasziniert, selten fühlt sich eine Protagonistin so unglaublich echt und authentisch an. Die Art und Weise, wie sie sich selbst begegnet, ihre Gefühle und ihr Denken analysiert und reflektiert, dabei aber auch nicht zu tief und ausufernd vorgeht, hat mich sehr begeistert. Die vielen Rückblenden, die die Handlung voranbringen, empfand ich anfänglich als etwas verwirrend, aber es hat mich sehr beeindruckt, wie diese Einblicke in die Vergangenheit Stück für Stück die verschiedenen Schichten des familiären Unglücks enthüllen, aber auch die Liebe und Fürsorge, die Giftys Kindheit prägten, offenlegen, und dem Leser so verdeutlichen, wieso Giftys Leben zu dem wurde, was es heute ist. Sehr anstrengend war für mich der Umstand, dass Fifty als Wissenschaftlerin in ihrer Forschung mit Mäusen arbeitet - bei Nagetierabneigung sollte man versuchen, sich dies nicht allzu plastisch vorzustellen...im Kontext der Charakterisierung und Entwicklung Giftys ist dieser Aspekt aber für den Roman unabdingbar, sodass ich in dieser Hinsicht ein Einsehen haben. Giftys Erzählstimme ist außergewöhnlich - rational, ruhig und zurückhaltend im Angesicht von Sucht und Depression, Verlust und Einsamkeit. Hier liegt für mich die essentielle Stärke des Romans, denn der Leser erfährt so fast körperlich das Gefühl der Hilflosigkeit, der angenommenen Schuld und der Machtlosigkeit. Die Sprache, die auf eine ganz besondere Art den Schmerz und die Verwundbarkeit Giftys transportiert, hat mich sehr überzeugt. Ein toller Roman, der ein eindrückliches Lehrstück darüber ist, wie man glaubhaft einen authentischen Charakter zum Leben erweckt, mit dem der Leser mitfühlen und mitleiden kann.