Worauf wir hoffen
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Fatima Farheen Mirza, 1991 geboren, wuchs in Kalifornien auf. Sie studierte am renommierten Iowa Writers' Workshop und lebt heute in New York.
Beiträge
Wollte das Buch mögen
Eine Familiengeschichte, die sehr langatmig erzählt wurde. Der Klappentext macht durchaus neugierig. Es werden Teaser wie „der einzige Sohn“, Eifersucht unter Geschwistern, Zusammenhalt in der Familie, bemüht. Aber die Geschichte macht diverse Zeitsprünge, zig verschiedene Namen und Kosenamen und sie wird derartig langatmig erzählt, dass es mir wirklich den Lesespass genommen hat. Man blickt nicht durch. Da hilft die eigentlich schöne Liebesgeschichte auch nicht drüber hinweg. Ach schade, ich wollte das Buch wirklich mögen.
Eine schöne Geschichte darüber, welche Herausforderungen jedes einzelne Familienmitglied nach einem Umzug in ein anderes Land mit einer neuen Kultur hat.
In dem Buch wird aus der Perspektive jedes Familienmitglieds beschrieben, welche Herausforderungen Mädchen, Jungen und Eltern erwarten, wenn sie mit ihrer eigenen Kultur und Religion in einem anderen Land leben. Mir gefällt, dass jedes Familienmitglied von einer anderen Stimme gesprochen wird. Durch die Erzählungen des Vaters im letzten Teil des Buches wird die Geschichte rund. Teilweise waren mir die Ausführungen etwas zu ausführlich. Alles in Allem mochte ich es, durch die Perspektivwechsel neue Denkanstöße zu bekommen.
Inhalt Amar ist der einzige Sohn einer muslimisch-amerikanischen Familie mit indischen Wurzeln. Er ist der ganze Stolz seiner Eltern und das hat er sich nicht ausgesucht. Immer wenn er gegen seine muslimische Familie rebelliert und in Streit mit seinem Vater gerät ist es Hadia, seine älteste Schwester, die zu ihm hält. Bis diese sich fragt, wofür eigentlich? Denn als Tochter und junge Frau hat sie nie die Möglichkeiten, die ihrem Bruder offen stehen. Nach einem großen Streit mit seinem Vater läuft Amar von zu Hause fort und Hadia nimmt langsam aber sicher seinen Platz ein. Drei Jahre später heiratet die junge Frau aus Liebe den Mann ihrer Wahl und die gesamte Familie hat nun die Möglichkeit sich neu zu erfinden. Doch dann kehrt Amar zurück. Eine verzweifelte, tragische aber auch ehrliche Geschichte über eine Familie, ihre Werte und ob man sich daraus befreien kann und / oder soll. Bei der lieben Juliane von I am Jane habe ich auf Instagram „Worauf wir hoffen“ gesehen, welches sie vom dtv Verlag zugeschickt bekommen hat. Der Klappentext hat mich direkt angesprochen und so habe ich dem Verlag eine Mail geschickt und kurze Zeit später lag das Buch auch in meinem Briefkasten. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte, denn in dieser Richtung habe ich bisher noch nichts gelesen. Da ich aber viel offener werden möchte, was mein Bücherregal anbelangt und die „Own Voices“-Debatte gerade ordentlich am Brodeln ist, passt dieses Buch wohl momentan besser denn je in meinen Blog. Fatima Farheen Mirza sind die Zusammenhänge in ihrem Buch wohl bekannt. Auch wenn die Geschichte nicht autobiographisch ist, so kann sie sehr gut nachempfinden, was in den Charakteren ihrer Geschichte vor geht und aus erster Hand berichten, wie es sein kann mit indischen Wurzeln und als Muslima in Amerika aufzuwachsen. Die Geschichte ist in vier Teile unterteilt und jeder Teil setzt das Puzzle um die ganze Familie etwas genauer zusammen. Alle Familienmitglieder, bis auf die mittlere Tochter Huda, kommen mal mehr und mal weniger zu Wort. Jeder bekommt die Chance seine Sicht der Dinge zu schildern, seine Erinnerungen mit dem Leser zu teilen und ermöglicht so den Gesamtüberblick über das, was in all den Jahren mit der Familie geschieht. Es dauert, bis man wirklich versteht, wie alles zusammen hängt und doch kommt man Seite für Seite dem Ende und der daraus entstehenden Konsequenz immer näher. Ich kann gar nicht sagen welchen der Charaktere ich am liebsten mochte. Sie alle sind sehr unterschiedlich. Unterschiedlich aufgewachsen. Unterschiedlich erzogen. Leila und Rafik haben sich bemüht ihre Kinder nach ihren Werten großzuziehen. Der Glaube soll im Zentrum ihrer Kinder stehen. Sie sollen sich an die Werte, Normen und Regeln des Islam halten. Sich nicht dagegen wenden und fromm sein. Doch ist das so leicht, in einer Welt, die sich so schnell verändert und ihre Kinder mit ihr? Hadia und Huda identifizieren sich mit ihrem Glauben. Sie halten daran fest, finden darin Halt und fühlen sich wohl mit dem, was ihre Eltern ihnen mitgeben. Auch wenn sie nicht immer alles begreifen können so fügen sie sich in das, was ihnen vorgelebt wird. Anders Amar, der jüngste Bruder und einziger Sohn der Familie. Er stellt Fragen, die seine Schwestern nie gestellt haben. Er setzt sich mit seinem Glauben ganz anders auseinander und kann sich nach und nach kaum mehr damit identifizieren. All die Regeln und Einschränkungen sind für ihn zu viel und er rebelliert gegen alles, wofür sein Vater und seine Mutter einstehen. Fatima Fahreen Mirza schafft es, die Dynamik dieser Familie auf eine so wunderschöne Weise darzustellen, dass man sich ab der ersten Seite fühlt, als wäre man selbst Teil der Familie. Auch wenn ich nichts davon, was Hadia und Amar erleben, selbst erlebt habe, so habe ich mich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Als wäre ich mit dabei, wenn sie erwachsen werden und sich mit ihrem Glauben und dem Leben ihrer Eltern auseinander setzen müssen. Die Geschwister könnten nicht unterschiedlicher sein. Hadia strengt sich in der Schule an, beim Beten und im Verhalten. Sie ist eine Musterschülerin, lässt sich nie etwas zuschulden kommen und versucht die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Doch je älter sie wird, desto stärker wird auch ihr Wunsch, das zu tun, was sie möchte. Sie will studieren und dann heiraten. Sie möchte in ihrem Beruf arbeiten und sich nicht komplett für ihre Familie aufgeben. Dafür muss sie jedoch ihren eigenen Weg gehen und auch ihren Eltern klar machen, dass die Art, wie sie aufgewachsen und erzogen wurden, sich davon unterscheiden, wie sie selbst leben möchte. Gleichzeitig hat sie Amar als Kind und Jugendliche immer in Schutz genommen. Sie hat ihn gedeckt, wenn er etwas ausgefressen hatte und zu ihm gehalten, wann immer er Schutz oder Trost gebraucht hat. Die besondere Verbindung zwischen den beiden ist durch die Seiten hindurch zu spüren. Die Liebe zwischen Geschwistern ist manchmal schwer zu verstehen und auch bei Amar und Hadia hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch ihre Geschwisterliebe ab und an von Wut, Neid und Eifersucht geprägt ist. Doch letztlich sind sie Geschwister und deshalb immer füreinander da. Amar ist eigentlich der undurchsichtigste und gleichzeitig interessanteste Charakter im Buch. Er zweifelt alles an, wofür seine Eltern und Schwestern brennen. Er setzt sich genauer mit dem Glauben auseinander, der ihm als Kind mitgegeben wurde und ihm wird nach und nach klar, dass er sich genau mit diesem Glauben kaum mehr identifizieren kann. Es ist nicht das, was er sich für sich selbst wünscht und es ist nicht das, wofür er leben kann und will. Er weiß jedoch nicht, wie er damit umgehen soll, denn er möchte seine Familie nicht enttäuschen. Er will die Regeln nicht brechen und eigentlich will er doch nichts anderes tun. Die Liebe zu seinen Schwestern hält ihn eine Weile aufrecht, doch irgendwann können auch Hadia und Huda nichts mehr für ihn tun und er bricht aus der Familie aus, um nicht noch schlimmeren Kummer über sein Elternhaus zu bringen. Als Hadia ihn drei Jahre später zu ihrer Hochzeit einlädt entschließt sich Amar dazu, zurück zu kehren. Er will versöhnlich mit seiner Familie umgehen und weiß gleichzeitig nicht, wie er sich wirklich verhalten soll. Möchte er überhaupt zurückkehren? Will er zurück „nach Hause“? Oder war die Entscheidung weg zu gehen, das einzig Richtige, das er jemals getan hat? Die Geschichte ist gespickt voller Erinnerungen der unterschiedlichen Charaktere aus der frühesten Kindheit und dem nun erwachsenen Leben. Es gibt nicht wirklich einen festen Zeitstrang, dem man folgt, sondern die Erinnerungen prasseln auf die Charaktere ein und das hat mir besonders gut gefallen. Genau so kehren Erinnerungen zu uns zurück: wir durchleben sie im einen Moment wieder, um im nächsten wieder in der Gegenwart zu sein und so stellt es Fatima Fahreen Mirza auch dar. Man kann aus nächster Nähe erfahren wie eine Familie sich fast verliert und doch wieder zusammen findet. Vielleicht auf eine Weise, wie man sich das nicht unbedingt so richtig vorgestellt hat und doch ist es am Ende der Geschichte so, dass man versöhnt und glücklich zurück blickt und sich wünscht, dass alles Gut wird und bleibt. Vor allem der letzte Teil des Buches hat mich nachhaltig beeindruckt und letztlich auch zum Weinen gebracht. Die Charaktere mussten alle im Laufe ihres Lebens so vieles durchmachen. Es wurden Fehler gemacht, es gab viele falsche Entscheidungen aber auch viele Richtige. Man kann nicht immer perfekt sein, man kann nicht immer alles richtig machen und es gibt nun einmal Fehler, die man machen muss. Und diese Familie zeigt auf, wie es sein kann. Wie man sich aus muslimischen Traditionen befreien kann ohne seinen Glauben zu verlieren. Wie man muslimischen Traditionen treu bleiben kann ohne jede Regel streng zu befolgen. Wie man den Glauben seiner Eltern hinter sich lassen kann, um selbst wachsen zu können. Das alles und noch viel mehr kann einem „Worauf wir hoffen“ zurück geben. Die Hoffnung darauf, dass die Familie immer verbunden bleibt, egal was geschieht. Die Hoffnung, dass es einen Ort gibt, der für jeden Gut sein wird. Fazit Dieses Buch ist ein Roman über bedingungslose Liebe, Glaube, Freiheit, Reue und Vergebung. Man durchlebt so viele Gefühle, Situationen und Krisen, wie in kaum einem Buch. Man leidet mit den Charakteren, man liebt mit den Charakteren und man vergibt Charakteren. Man bereut, was gesagt und getan wurde und man befreit sich von dem, was einen unterdrückt. Dieses Buch gibt Hoffnung, für das einzustehen, das man liebt. Es gibt Hoffnung, dass es für jeden einen Platz gibt auch wenn dieser Platz vielleicht nicht da ist, wo man es zu Anfang gedacht hat. Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende begeistert und ich kann es euch nur ans Herz legen einmal einen Blick hinein zu werfen.
(4,5 Sterne) Meine Meinung Die noch sehr junge Autorin hat einen außergewöhnlichen Familienroman geschrieben, der sich mehr und mehr entfaltet, je weiter man mit dem Lesen voranschreitet. Zu Beginn wird uns eine zerrüttete Familie vorgestellt, in der die älteste Tochter Hadia den Versuch startet, alle Familienmitglieder wieder zusammenzubringen. Doch es ist kein leichtes Unterfangen. Durch die vier Kapitel erfahren wir aus Sicht der verschiedenen Familienmitglieder, was genau passiert ist und wie es zu dem Konflikt gekommen war, dass der Sohn für einige Jahre kein Teil mehr der Familie war. Die wechselnden Blickwinkel, die nicht chronologisch erzählt werden, gehen in die Vergangenheit der Eltern zurück, wie sie sich kennengelernt hatten und wie es dazu kam, dass die schiitisch muslimischen Eltern aus Indien in die USA ausgewandert sind. Als Leser*in erfährt man, wie die Familie gegründet wurde, in welchen Bereichen sie sich integriert hatten und in welchen sie den eigenen Traditionen folgten und welche Auswirkungen das auf die in den USA geborenen Kinder hatte. Ebenso werden wir in die Zeit nach dem 11. September mitgenommen und wir erfahren, was dieser Tag für Konsequenzen für die Familienmitglieder mit sich brachte. Manchmal konnte ich jedoch keinen roten Faden erkennen und hatte die eine oder andere Länge zu überwinden. Und wenn man sich fragt, worauf das alles hinauslaufen soll, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt das grandiose vierte und letzte Kapitel, in dem man endlich die Sicht und die Gefühle des Vaters präsentiert bekommt! Und dieses wog für mich alle Schwächen und Längen wieder auf. Wunderschön gelingt Fatima Farheen Mirza die Gedanken und Wünsche des Vaters aufs Papier zu bringen. Endlich wird dem*r Leser*in alles klar, man versteht die Konflikte, die Fehler, das Zerwürfnis. Und es schmerzt! Ich hatte in diesem letzten Kapitel sehr gelitten. Ich las und ich weinte, da man auch im Buch die Zeit nicht zurückdrehen und gemachte Fehler nicht immer wiedergutmachen kann. Das Leben geht weiter, man muss damit leben, was man angerichtet hat. Der Hauptkonflikt entsteht zwar aus dem religiösen Leben und der Ansicht der Eltern in Verbindung mit der religiösen (hier: der schiitischen) Gemeinde heraus, doch ist er auch auf andere Familien übertragbar. Liebe, Schuld, Arroganz, Eifersucht unvm. spielen eine Rolle, die in jeder Familie auf die eine oder andere Art vorhanden sind. Fatima Farheen Mirza setzt sich mit ihren Figuren sehr intensiv auseinander. Ihr agieren ist absolut realistisch und vorstellbar. Ich habe das Gefühl, dass dieser Roman die Wirklichkeit sehr realistisch beschreibt. Im Buch werden einige islamische und arabische Worte und Begriffe verwendet, die leider nicht übersetzt werden. Das empfand ich als ein großes Manko! Ich kenne mich recht gut mit diesen religiösen Traditionen und arabischen Begriffen aus, doch Leser*innen, die damit noch nie zu tun hatten, werden ihre Schwierigkeiten haben. Es wäre ein Leichtes gewesen, ein Glossar mit Erklärungen einzufügen. Ein weiterer etwas negativer Punkt ist, wie bereits weiter oben erwähnt, der leicht durcheinander geratene Mittelteil, in dem sich die Geschichte gar nicht weiter entwickelt. Dies hätte die Autorin m. M. n. umgehen können. Ich habe das Gefühl, dass sie noch nicht richtig wusste, worauf sie ihr Buch hinauslaufen lassen, auf welche Dramatik sie ihren Fokus legen sollte. Dennoch ist das Buch als eine großartige Geschichte, die ich lange nicht vergessen werde. Ich bin sehr gespannt darauf, was wir von dieser Autorin noch alles lesen werden. Fazit Für Leser*innen, die offen für neue Kulturen sind und versuchen wollen zu verstehen, welche Schwierigkeiten Immigranten haben können, die aus einem anderen Kulturkreis einwandern. Für Liebhaber*innen von Familiendramen und ungemütlichen Charakteren. Für Leser*innen, die empathisch sind und eine ganz besondere Geschichte kennenlernen wollen. Absolute Leseempfehlung!
5 Sterne für diese objektive Herangehensweise an eine muslimische Familie und deren Schwierigkeiten innerhalb und außerhalb ihres Zuhauses, die Auseinandersetzung mit Herkunft, Glauben, Familie, Erwartungen und was es mit den Beziehungen der Kinder untereinander und zu ihren Eltern macht und umgekehrt. Als nicht religiöser Mensch betrachte ich viele der Erziehungsmethoden und Erwartungen kritisch, aber die Autorin schafft es, auch diese Kritik zuzulassen. Sie wertet nicht offen, sondern lässt jede einzelne Figur für sich sprechen. Und 5 Sterne für die exzellenten Sprecher dieses Hörbuchs. Alle vier werden ihren Figuren mehr als gerecht.
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AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Fatima Farheen Mirza, 1991 geboren, wuchs in Kalifornien auf. Sie studierte am renommierten Iowa Writers' Workshop und lebt heute in New York.
Beiträge
Wollte das Buch mögen
Eine Familiengeschichte, die sehr langatmig erzählt wurde. Der Klappentext macht durchaus neugierig. Es werden Teaser wie „der einzige Sohn“, Eifersucht unter Geschwistern, Zusammenhalt in der Familie, bemüht. Aber die Geschichte macht diverse Zeitsprünge, zig verschiedene Namen und Kosenamen und sie wird derartig langatmig erzählt, dass es mir wirklich den Lesespass genommen hat. Man blickt nicht durch. Da hilft die eigentlich schöne Liebesgeschichte auch nicht drüber hinweg. Ach schade, ich wollte das Buch wirklich mögen.
Eine schöne Geschichte darüber, welche Herausforderungen jedes einzelne Familienmitglied nach einem Umzug in ein anderes Land mit einer neuen Kultur hat.
In dem Buch wird aus der Perspektive jedes Familienmitglieds beschrieben, welche Herausforderungen Mädchen, Jungen und Eltern erwarten, wenn sie mit ihrer eigenen Kultur und Religion in einem anderen Land leben. Mir gefällt, dass jedes Familienmitglied von einer anderen Stimme gesprochen wird. Durch die Erzählungen des Vaters im letzten Teil des Buches wird die Geschichte rund. Teilweise waren mir die Ausführungen etwas zu ausführlich. Alles in Allem mochte ich es, durch die Perspektivwechsel neue Denkanstöße zu bekommen.
Inhalt Amar ist der einzige Sohn einer muslimisch-amerikanischen Familie mit indischen Wurzeln. Er ist der ganze Stolz seiner Eltern und das hat er sich nicht ausgesucht. Immer wenn er gegen seine muslimische Familie rebelliert und in Streit mit seinem Vater gerät ist es Hadia, seine älteste Schwester, die zu ihm hält. Bis diese sich fragt, wofür eigentlich? Denn als Tochter und junge Frau hat sie nie die Möglichkeiten, die ihrem Bruder offen stehen. Nach einem großen Streit mit seinem Vater läuft Amar von zu Hause fort und Hadia nimmt langsam aber sicher seinen Platz ein. Drei Jahre später heiratet die junge Frau aus Liebe den Mann ihrer Wahl und die gesamte Familie hat nun die Möglichkeit sich neu zu erfinden. Doch dann kehrt Amar zurück. Eine verzweifelte, tragische aber auch ehrliche Geschichte über eine Familie, ihre Werte und ob man sich daraus befreien kann und / oder soll. Bei der lieben Juliane von I am Jane habe ich auf Instagram „Worauf wir hoffen“ gesehen, welches sie vom dtv Verlag zugeschickt bekommen hat. Der Klappentext hat mich direkt angesprochen und so habe ich dem Verlag eine Mail geschickt und kurze Zeit später lag das Buch auch in meinem Briefkasten. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte, denn in dieser Richtung habe ich bisher noch nichts gelesen. Da ich aber viel offener werden möchte, was mein Bücherregal anbelangt und die „Own Voices“-Debatte gerade ordentlich am Brodeln ist, passt dieses Buch wohl momentan besser denn je in meinen Blog. Fatima Farheen Mirza sind die Zusammenhänge in ihrem Buch wohl bekannt. Auch wenn die Geschichte nicht autobiographisch ist, so kann sie sehr gut nachempfinden, was in den Charakteren ihrer Geschichte vor geht und aus erster Hand berichten, wie es sein kann mit indischen Wurzeln und als Muslima in Amerika aufzuwachsen. Die Geschichte ist in vier Teile unterteilt und jeder Teil setzt das Puzzle um die ganze Familie etwas genauer zusammen. Alle Familienmitglieder, bis auf die mittlere Tochter Huda, kommen mal mehr und mal weniger zu Wort. Jeder bekommt die Chance seine Sicht der Dinge zu schildern, seine Erinnerungen mit dem Leser zu teilen und ermöglicht so den Gesamtüberblick über das, was in all den Jahren mit der Familie geschieht. Es dauert, bis man wirklich versteht, wie alles zusammen hängt und doch kommt man Seite für Seite dem Ende und der daraus entstehenden Konsequenz immer näher. Ich kann gar nicht sagen welchen der Charaktere ich am liebsten mochte. Sie alle sind sehr unterschiedlich. Unterschiedlich aufgewachsen. Unterschiedlich erzogen. Leila und Rafik haben sich bemüht ihre Kinder nach ihren Werten großzuziehen. Der Glaube soll im Zentrum ihrer Kinder stehen. Sie sollen sich an die Werte, Normen und Regeln des Islam halten. Sich nicht dagegen wenden und fromm sein. Doch ist das so leicht, in einer Welt, die sich so schnell verändert und ihre Kinder mit ihr? Hadia und Huda identifizieren sich mit ihrem Glauben. Sie halten daran fest, finden darin Halt und fühlen sich wohl mit dem, was ihre Eltern ihnen mitgeben. Auch wenn sie nicht immer alles begreifen können so fügen sie sich in das, was ihnen vorgelebt wird. Anders Amar, der jüngste Bruder und einziger Sohn der Familie. Er stellt Fragen, die seine Schwestern nie gestellt haben. Er setzt sich mit seinem Glauben ganz anders auseinander und kann sich nach und nach kaum mehr damit identifizieren. All die Regeln und Einschränkungen sind für ihn zu viel und er rebelliert gegen alles, wofür sein Vater und seine Mutter einstehen. Fatima Fahreen Mirza schafft es, die Dynamik dieser Familie auf eine so wunderschöne Weise darzustellen, dass man sich ab der ersten Seite fühlt, als wäre man selbst Teil der Familie. Auch wenn ich nichts davon, was Hadia und Amar erleben, selbst erlebt habe, so habe ich mich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Als wäre ich mit dabei, wenn sie erwachsen werden und sich mit ihrem Glauben und dem Leben ihrer Eltern auseinander setzen müssen. Die Geschwister könnten nicht unterschiedlicher sein. Hadia strengt sich in der Schule an, beim Beten und im Verhalten. Sie ist eine Musterschülerin, lässt sich nie etwas zuschulden kommen und versucht die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Doch je älter sie wird, desto stärker wird auch ihr Wunsch, das zu tun, was sie möchte. Sie will studieren und dann heiraten. Sie möchte in ihrem Beruf arbeiten und sich nicht komplett für ihre Familie aufgeben. Dafür muss sie jedoch ihren eigenen Weg gehen und auch ihren Eltern klar machen, dass die Art, wie sie aufgewachsen und erzogen wurden, sich davon unterscheiden, wie sie selbst leben möchte. Gleichzeitig hat sie Amar als Kind und Jugendliche immer in Schutz genommen. Sie hat ihn gedeckt, wenn er etwas ausgefressen hatte und zu ihm gehalten, wann immer er Schutz oder Trost gebraucht hat. Die besondere Verbindung zwischen den beiden ist durch die Seiten hindurch zu spüren. Die Liebe zwischen Geschwistern ist manchmal schwer zu verstehen und auch bei Amar und Hadia hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch ihre Geschwisterliebe ab und an von Wut, Neid und Eifersucht geprägt ist. Doch letztlich sind sie Geschwister und deshalb immer füreinander da. Amar ist eigentlich der undurchsichtigste und gleichzeitig interessanteste Charakter im Buch. Er zweifelt alles an, wofür seine Eltern und Schwestern brennen. Er setzt sich genauer mit dem Glauben auseinander, der ihm als Kind mitgegeben wurde und ihm wird nach und nach klar, dass er sich genau mit diesem Glauben kaum mehr identifizieren kann. Es ist nicht das, was er sich für sich selbst wünscht und es ist nicht das, wofür er leben kann und will. Er weiß jedoch nicht, wie er damit umgehen soll, denn er möchte seine Familie nicht enttäuschen. Er will die Regeln nicht brechen und eigentlich will er doch nichts anderes tun. Die Liebe zu seinen Schwestern hält ihn eine Weile aufrecht, doch irgendwann können auch Hadia und Huda nichts mehr für ihn tun und er bricht aus der Familie aus, um nicht noch schlimmeren Kummer über sein Elternhaus zu bringen. Als Hadia ihn drei Jahre später zu ihrer Hochzeit einlädt entschließt sich Amar dazu, zurück zu kehren. Er will versöhnlich mit seiner Familie umgehen und weiß gleichzeitig nicht, wie er sich wirklich verhalten soll. Möchte er überhaupt zurückkehren? Will er zurück „nach Hause“? Oder war die Entscheidung weg zu gehen, das einzig Richtige, das er jemals getan hat? Die Geschichte ist gespickt voller Erinnerungen der unterschiedlichen Charaktere aus der frühesten Kindheit und dem nun erwachsenen Leben. Es gibt nicht wirklich einen festen Zeitstrang, dem man folgt, sondern die Erinnerungen prasseln auf die Charaktere ein und das hat mir besonders gut gefallen. Genau so kehren Erinnerungen zu uns zurück: wir durchleben sie im einen Moment wieder, um im nächsten wieder in der Gegenwart zu sein und so stellt es Fatima Fahreen Mirza auch dar. Man kann aus nächster Nähe erfahren wie eine Familie sich fast verliert und doch wieder zusammen findet. Vielleicht auf eine Weise, wie man sich das nicht unbedingt so richtig vorgestellt hat und doch ist es am Ende der Geschichte so, dass man versöhnt und glücklich zurück blickt und sich wünscht, dass alles Gut wird und bleibt. Vor allem der letzte Teil des Buches hat mich nachhaltig beeindruckt und letztlich auch zum Weinen gebracht. Die Charaktere mussten alle im Laufe ihres Lebens so vieles durchmachen. Es wurden Fehler gemacht, es gab viele falsche Entscheidungen aber auch viele Richtige. Man kann nicht immer perfekt sein, man kann nicht immer alles richtig machen und es gibt nun einmal Fehler, die man machen muss. Und diese Familie zeigt auf, wie es sein kann. Wie man sich aus muslimischen Traditionen befreien kann ohne seinen Glauben zu verlieren. Wie man muslimischen Traditionen treu bleiben kann ohne jede Regel streng zu befolgen. Wie man den Glauben seiner Eltern hinter sich lassen kann, um selbst wachsen zu können. Das alles und noch viel mehr kann einem „Worauf wir hoffen“ zurück geben. Die Hoffnung darauf, dass die Familie immer verbunden bleibt, egal was geschieht. Die Hoffnung, dass es einen Ort gibt, der für jeden Gut sein wird. Fazit Dieses Buch ist ein Roman über bedingungslose Liebe, Glaube, Freiheit, Reue und Vergebung. Man durchlebt so viele Gefühle, Situationen und Krisen, wie in kaum einem Buch. Man leidet mit den Charakteren, man liebt mit den Charakteren und man vergibt Charakteren. Man bereut, was gesagt und getan wurde und man befreit sich von dem, was einen unterdrückt. Dieses Buch gibt Hoffnung, für das einzustehen, das man liebt. Es gibt Hoffnung, dass es für jeden einen Platz gibt auch wenn dieser Platz vielleicht nicht da ist, wo man es zu Anfang gedacht hat. Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende begeistert und ich kann es euch nur ans Herz legen einmal einen Blick hinein zu werfen.
(4,5 Sterne) Meine Meinung Die noch sehr junge Autorin hat einen außergewöhnlichen Familienroman geschrieben, der sich mehr und mehr entfaltet, je weiter man mit dem Lesen voranschreitet. Zu Beginn wird uns eine zerrüttete Familie vorgestellt, in der die älteste Tochter Hadia den Versuch startet, alle Familienmitglieder wieder zusammenzubringen. Doch es ist kein leichtes Unterfangen. Durch die vier Kapitel erfahren wir aus Sicht der verschiedenen Familienmitglieder, was genau passiert ist und wie es zu dem Konflikt gekommen war, dass der Sohn für einige Jahre kein Teil mehr der Familie war. Die wechselnden Blickwinkel, die nicht chronologisch erzählt werden, gehen in die Vergangenheit der Eltern zurück, wie sie sich kennengelernt hatten und wie es dazu kam, dass die schiitisch muslimischen Eltern aus Indien in die USA ausgewandert sind. Als Leser*in erfährt man, wie die Familie gegründet wurde, in welchen Bereichen sie sich integriert hatten und in welchen sie den eigenen Traditionen folgten und welche Auswirkungen das auf die in den USA geborenen Kinder hatte. Ebenso werden wir in die Zeit nach dem 11. September mitgenommen und wir erfahren, was dieser Tag für Konsequenzen für die Familienmitglieder mit sich brachte. Manchmal konnte ich jedoch keinen roten Faden erkennen und hatte die eine oder andere Länge zu überwinden. Und wenn man sich fragt, worauf das alles hinauslaufen soll, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt das grandiose vierte und letzte Kapitel, in dem man endlich die Sicht und die Gefühle des Vaters präsentiert bekommt! Und dieses wog für mich alle Schwächen und Längen wieder auf. Wunderschön gelingt Fatima Farheen Mirza die Gedanken und Wünsche des Vaters aufs Papier zu bringen. Endlich wird dem*r Leser*in alles klar, man versteht die Konflikte, die Fehler, das Zerwürfnis. Und es schmerzt! Ich hatte in diesem letzten Kapitel sehr gelitten. Ich las und ich weinte, da man auch im Buch die Zeit nicht zurückdrehen und gemachte Fehler nicht immer wiedergutmachen kann. Das Leben geht weiter, man muss damit leben, was man angerichtet hat. Der Hauptkonflikt entsteht zwar aus dem religiösen Leben und der Ansicht der Eltern in Verbindung mit der religiösen (hier: der schiitischen) Gemeinde heraus, doch ist er auch auf andere Familien übertragbar. Liebe, Schuld, Arroganz, Eifersucht unvm. spielen eine Rolle, die in jeder Familie auf die eine oder andere Art vorhanden sind. Fatima Farheen Mirza setzt sich mit ihren Figuren sehr intensiv auseinander. Ihr agieren ist absolut realistisch und vorstellbar. Ich habe das Gefühl, dass dieser Roman die Wirklichkeit sehr realistisch beschreibt. Im Buch werden einige islamische und arabische Worte und Begriffe verwendet, die leider nicht übersetzt werden. Das empfand ich als ein großes Manko! Ich kenne mich recht gut mit diesen religiösen Traditionen und arabischen Begriffen aus, doch Leser*innen, die damit noch nie zu tun hatten, werden ihre Schwierigkeiten haben. Es wäre ein Leichtes gewesen, ein Glossar mit Erklärungen einzufügen. Ein weiterer etwas negativer Punkt ist, wie bereits weiter oben erwähnt, der leicht durcheinander geratene Mittelteil, in dem sich die Geschichte gar nicht weiter entwickelt. Dies hätte die Autorin m. M. n. umgehen können. Ich habe das Gefühl, dass sie noch nicht richtig wusste, worauf sie ihr Buch hinauslaufen lassen, auf welche Dramatik sie ihren Fokus legen sollte. Dennoch ist das Buch als eine großartige Geschichte, die ich lange nicht vergessen werde. Ich bin sehr gespannt darauf, was wir von dieser Autorin noch alles lesen werden. Fazit Für Leser*innen, die offen für neue Kulturen sind und versuchen wollen zu verstehen, welche Schwierigkeiten Immigranten haben können, die aus einem anderen Kulturkreis einwandern. Für Liebhaber*innen von Familiendramen und ungemütlichen Charakteren. Für Leser*innen, die empathisch sind und eine ganz besondere Geschichte kennenlernen wollen. Absolute Leseempfehlung!
5 Sterne für diese objektive Herangehensweise an eine muslimische Familie und deren Schwierigkeiten innerhalb und außerhalb ihres Zuhauses, die Auseinandersetzung mit Herkunft, Glauben, Familie, Erwartungen und was es mit den Beziehungen der Kinder untereinander und zu ihren Eltern macht und umgekehrt. Als nicht religiöser Mensch betrachte ich viele der Erziehungsmethoden und Erwartungen kritisch, aber die Autorin schafft es, auch diese Kritik zuzulassen. Sie wertet nicht offen, sondern lässt jede einzelne Figur für sich sprechen. Und 5 Sterne für die exzellenten Sprecher dieses Hörbuchs. Alle vier werden ihren Figuren mehr als gerecht.