Drei Tage und ein Leben
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Pierre Lemaitre, 1951 in Paris geboren, ist Autor mehrerer preisgekrönter Romane und Kriminalromane. Sein 2014 erschienenes Buch, »Wir sehen uns dort oben«, wurde mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet. Nun liegt sein neuer, hochgelobter Roman »Spiegel unseres Schmerzes« in deutscher Übersetzung vor.
Beiträge
Der Protagonist tötet im Kindesalter ausversehen seinen Nachbarsjungen. Alle suchen nach dem verschwundenen Kind, er wird jedoch erst viele Jahre später gefunden. Der Protagonist lebt sein Leben lang in der Angst, dass jemand herausfinden könnte, dass er der Mörder ist. Die lebenslange Schuld frisst ihn regelrecht auf... Sehr starkes Buch, wahnsinnig tolles und bedeutsames Ende !!
Gute Geschichte über eine Tat, bei der man mit dem Täter mitfühlt.
📌 "Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein..." (S. 29) 1999 Antoine, 12 Jahre alt, erschlägt den Nachbarsjungen Rémi, 6 Jahre alt, und versteckt dessen Leiche im Wald. Eine große Suchaktion muss aufgrund eines Jahrhundertunwetters abgeblasen werden und so ziehen die Jahre ins Land und Antoines Schuld bleibt ungesühnt. Innerlich ist der 12jährige emotional zerrissen, kann die ungeplante Tat nicht vergessen, geschweige denn verarbeiten, hegt Fluchtgedanken, versucht sich selbst das Leben zu nehmen. Diese innere Zerrissenheit Antoines wird aus meiner Sicht richtig gut beschrieben und der erste Teil der Geschichte punktet durch die atmosphärische Darstellung der Suchaktion, die Dorfcharaktere und die psychologische Tiefe ... Nach einem Zeitsprung befinden wir uns im Jahr 2010, später 2015. Antoine ist erwachsen geworden, hat Medizin studiert - etwas aus seinem Leben gemacht und seinen Heimatort eigentlich längst verlassen; nur seine Erinnerungen ist er nicht los geworden, wird von Panikattacken heimgesucht - die Wahrheit tief in sich verborgen. Als seine Mutter Hilfe benötigt kehrt er zurück nach Beauval und wird immer wieder mit der alten Geschichte konfrontiert, denn in dem Örtchen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und ein jeder erinnert sich an den alten Vermisstenfall des kleinen Rémi. Diesen Teil des Buches fand ich leider nicht mehr ganz so anschaulich erzählt, war aber sehr gespannt auf die Auflösung des Ganzen, als beim Bau eines Freizeitparks nach Jahren endlich Rémis Leiche gefunden wird und die Tätersuche neu aufgenommen wird. Als Gesamtpaket betrachtet eine hervorragende Geschichte. Mochte ich.

"Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein." (Zitat) Ein einziger Moment der Wut. Ein Schlag, der unglücklich trifft. Schon ist ein junges Leben beendet, ein anderes wird nie wieder dasselbe sein. Das Lesen dieses Buches schmerzt, auch wenn der Autor sich weder zu rührseliger Effekthascherei noch Überdramatisierung hinreißen lässt. Es schmerzt, weil man die Geschehnisse durch die Augen des 12-jährigen Antoine sieht, der in jeglicher Hinsicht ein guter Junge ist: er liebt seine Mutter, der Nachbarshund ist sein allerbester Freund und er lässt es sich gutmütig gefallen, dass der 6-jährige Rémi ihm ständig hinterherläuft. Man möchte diese Unschuld bewahren und ahnt doch, dass es damit bald vorbei sein wird. Oder? Das ist eine der großen ethischen Fragen des Buches: hat seine Tat Antoine von einem Moment zum anderen zu einem bösen Menschen gemacht, unwiderruflich? Für ihn selber gibt es da gar keinen Zweifel. Seine Angst treibt ihn dazu, die Tat zu vertuschen, und dennoch sehnt er sich verzweifelt danach, erwischt zu werden. Seine innere Zerrissenheit und seine emotionale Qual sind schwer zu lesen, denn Antoine ist so furchbar allein damit und doch selber noch ein Kind. Kindermörder. Mörderkind. Das Verschwinden des kleinen Rémi mobilisiert im Dorf einiges an Hilfsbereitschaft, bringt aber auch schwelende Konflikte zum Vorschein – und diese Erschütterung des Status Quo ist erst der Anfang. Der Autor zeichnet seine Charaktere mit leichtem Pinselstrich und doch treffend. Am bestechendsten fand ich die Charakterisierung von Antoines Mutter, die ihrem Sohn vorlebt, dass man Konflikte am besten einfach totschweigt. Und nicht nur das: sie verbiegt sich die Wirklichkeit, bis sie zu dem passt, was sie glauben will, und das zum Teil bis ins Extrem. Da wundert es wenig, dass Antoines Lösungsstrategie hauptsächlich daraus besteht, abzuwarten und im Stillen zu erdulden. Antoine selber ist herzzerreißend in seiner Not, deswegen konnte ich das Buch buchstäblich nicht weglegen, ohne zu wissen, wie es nach diesen drei dramatischen Tagen mit seinem Leben weitergehen würde. Um kurz nach 3 Uhr morgens habe ich das Buch schließlich beendet, nicht nur müde, sondern auch emotional erschöpft. Spannend ist die Geschichte, gar keine Frage. Aber es gibt einen deutlichen Bruch zwischen den besagten drei Tagen und dem Rest von Antoines Leben, und nach diesem Bruch ist das Buch in meinen Augen deutlich schwächer als davor. Für mich liegt das vor allen an Antoine. Als Kind war er ein starker, wenn auch tragischer Charakter, aber ich hatte im zweiten Teil den Eindruck, dass seine Tat ihn in gewisser Weise in seiner charakterlichen Entwicklung gehemmt hat. Als Erwachsener kam er mir schwach vor, selbstsüchtig, unentschlossen, und das machte es schwer für mich, weiter so viele Emotionen in seine Geschichte zu investieren wie zuvor. Auch das Ende hatte für mich einen mehr als bitteren Beigeschmack – nicht so sehr wegen dem, was geschieht, sondern wegen dem, was stattdessen hätte geschehen sollen. Der Schreibstil hat mir überwiegend gut gefallen, auch wenn mir die Gedanken des 12-jährigen Antoine manchmal zu erwachsen für sein Alter schienen. Pierre Lemaitre schreibt meist ruhig, gelegentlich nüchtern, manchmal poetisch, aber er bleibt immer ganz nahe dran an seinem Protagonisten, so dass man auch aus eher schlichten Worten die Emotionen herauslesen kann. Fazit: Ein kurzer Moment der Wut führt zur Tragödie, und der 12-jährige Täter schweigt. Und schweigt. Und in diesem Schweigen verfolgt der Leser, was weiter geschieht. Pierre Lemaitre erzählt weder reißerisch noch sensationsheischend, und dennoch entwickelt die Geschichte eine dramatische Sogwirkung. Der erste Teil des Buches ist dicht geschrieben, wirft viele ethische Fragen auf und durchleuchtet ganz nebenher die sozialen Strukturen eines kleinen Ortes. Aber vor allem wird dieser Teil getragen von seinem überzeugenden Protagonisten, dem 12-jährigen Antoine. Der zweite Teil ist für mich deutlich schwächer, denn der erwachsene Antoine ist in gewissem Sinne nur noch ein Schatten seiner selbst. Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich es auf keinen Fall bereue, das Buch gelesen zu haben, dass aber der zweite Teil nicht ganz halten kann, was der erste verspricht.
»Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein.« „Drei Tage und ein Leben“ von Pierre Lemaitre - Dezember 1999 verschwindet im französischen Ort Beauval der sechsjähriger Junge Remi. Eine großangelegte Suchaktion wird gestartet.Doch am dritten Tag fegt ein Jahrhundertsturm über das kleine Dorf hinweg und zwingt die Einwohner von Beauval zurück in ihre Häuser. Während dieser drei Tage bangt der zwölfjährige Antoine darum, entdeckt zu werden. Denn nur er weiß, was an jenem Tag al Remi verschwand wirklich geschah... „Drei Tage und ein Leben“ hat mich so wahnsinnig neugierig gemacht und nachdem so viel Positives über das Buch zu lesen war, habe ich mich sehr gefreut, es lesen zu dürfen! Leider muss ich sagen, dass die Freude doch recht schnell abebbte... es waren teilweise doch wirklich zähe Lesestunden, denn neben vielen (meiner Meinung nach) unnötigen Wiederholungen, konnte der Autor hier für mich keine eindringliche und konstant interessant bleibende Charakterzeichnung schaffen. Der Fall um Remi ist auf jeden Fall interessant gestaltet, verlor für mich aber spätestens nach einem gravierenden und für mich nicht nachvollziehbaren Zeitsprung auch seine Wirkung. Fazit: Für mich war dieses Buch leider kein „meisterhafter Roman“.
Der zwölf-jährige Antoine macht den Fehler seines Lebens. Emotional aufgeladen und verzweifelt lässt er seine Wut an demjenigen aus, der am wenigsten dafür kann: seinem sechs-jährigen Nachbar Remi. Remi stirbt und Antoine muss sich einer schwierigen Situation stellen: was soll er tun?! Das Buch beschreibt die tragischen Tage nach Remis Tod, Antoines Leiden, sein Schuldbewusstsein, die Tragödie, die das ganze Dorf erfasst. Und schnell wieder loslässt, als etwas noch schlimmeres passiert. Das Buch zeigt sehr gut, wie sich jeder selbst der nächste ist und Mitleid oft nur genutzt wird um sich selbst zu profilieren, bis man dann was Besseres zu tun hat. Nachdem die Leiche nach wenigen Tagen nicht gefunden wurde, springt die Geschichte 12 Jahre vor. Antoine hat sich so weit es geht von seiner Vergangenheit distanziert. Er studiert Medizin, er hat eine Verlobte und Pläne für die Zukunft. Doch Remi verfolgt ihn immer noch. Schließlich begeht er einen Fehler und sieht ein, dass er endlich irgendeine Form von Konsequenzen tragen muss. Der letzte Teil spielt dann nochmal etwas später und bringt zum Ende eine Auflösung, mit der ich tatsächlich nicht gerechnet hätte. Antoine ist mir sehr unsympathisch. Als Kind kann ich ihn noch verstehen, doch später ist er einfach nur egoistisch und denkt er kann mit allem durchkommen. Die Lösung die er wählt, um seine Strafe anzunehmen, fand ich etwas zu stumpf, es hätte durchaus andere Alternativen gegeben, aber es passt zu seinem einfachen und feigen Charakter. Das Buch zeigt sehr schön auf, wie sehr die Schatten der Vergangenheit an uns kleben und dass wir nicht vor allem davon laufen können.
„Drei Tage und ein Leben“ von Pierre Lemaitre ist das erste Buch meiner 12 Books in 12 Months-Challenge für 2023, das ich nun beendet habe. Erzählt wird die Geschichte des 12-jährigen Antoine, der als einziger weiß, was es mit dem Verschwinden des kleinen Remy auf sich hat, nach dem der ganze Ort Beauval im Norden Frankreichs Ende Dezember 1999 sucht. Ich gebe zu, dass ich mit einer anderen Geschichte gerechnet habe und näher an der Suchaktion dran sein würde. Statt dessen war ich überrascht, wie nah wir stattdessen an Antoine dran waren, denn die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt. Das war an sich gut gemacht, weil man fühlt was er fühlt, vor allem seine Angst, man ist mit ihm in seiner Gedankenspirale, aber das war mir fast schon zu nah, zu ausschweifend erzählt, weshalb für mich auch nicht 100%ige Nähe zu ihm aufkam. Ich musste mich tatsächlich erst an die Erzählweise gewöhnen, was durch die teilweise etwas längeren Kapitel nicht erleichtert wurde. Denn wenn man nur noch 15 Minuten Lesezeit hat (bis der Zug z.B. im Bahnhof ankommt), dann überlegt ich mir zweimal, ob ich ein 20-seitiges Kapitel noch beginne. Es ist kein Krimi oder Thriller, denn der Leser weiß von Anfang an, was passiert ist Was mir gut gefallen ist, wie eindrücklich, düster und bedrückend die ganze Atmosphäre in dem Buch ist. Und das betrifft nicht nur Antoine und seine Gefühle, sondern auch die Nacht des Jahrhundertsturms der den kleinen Ort Beauval verwüstet hat und der Suche nach Remy in den Hintergrund rücken lässt. Da sind Bilder extrem lebendig geworden, vermutlich auch, weil wir alle z.B. die Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal noch vor Augen haben. Es gab auch grandios gut gelungene Szenen und Figuren (u.a. das Ende oder auch Antoines Mutter), auf die ich leider ohne zu spoilern nicht näher eingehen kann. Diese Szenen und Figuren machen das Buch für mich unvergesslich und lassen mich in meiner Bewertung zwischen 4 und 4,5 Sternen schwanken. Ein Buch, das ruhig erzählt ist und sich grundsätzlich gut und flüssig lesen lies und das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Aber es fehlt mit unter an Interaktion, weshalb es mich nicht immer zu dem Buch gezogen hat.
Was für ein Reinfall!!! Ich hatte mich so gefreut, weil dieses Buch doch eigentlich ganz gute Bewertungen hat. Leider hat es sich für mich so dargestellt, dass es durchaus reicht, die ersten 3-4 Kapitel zu lesen. Danach passiert einfach nichts mehr, was die Geschichte voran treibt. Ich bin dran geblieben, weil ich auf ein Knaller-Ende hoffte - aber leider Fehlanzeige. Der Schreibstil ist dermaßen belanglos, dass er zum Überfliegen geradezu einlädt. Den Protagonisten kommt man nicht wirklich nahe, da ein Erzähler alles aus der 3. Person erläutert. Man springt oft sehr wirr zwischen den Personen, sowie deren "Hätte-Könnte-Würde"-Gedanken und der Realität hin und her - aber nichts führt zu irgendeinem Ziel. Ich hatte das Gefühl, ein langweiliges Leben eines unauffälligen Durchschnittstypen zu verfolgen, dem in der Kindheit etwas wirklich Erschütterndes passiert ist. Das Komische ist aber, dass ich tatsächlich glaube, das weitere Leben dieses jungen Mannes wäre nicht anders verlaufen, wenn das Ereignis nicht stattgefunden hätte. Wirklich enttäuschend.
Auf nur 270 Seiten erzählt Pierre Lemaitre eine Geschichte, die mich von der ersten Seite an in Bann zog. Fast sein ganzes Leben begleiten wir Antoine und erleben, wie er mit der Tragödie zurecht kommt - oder nicht. Leicht und einfühlend ist der Schreibstil, der sein übriges dazu tat, dass ich dieses kleine Meisterwerk an zwei Tagen ausgelesen habe.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Pierre Lemaitre, 1951 in Paris geboren, ist Autor mehrerer preisgekrönter Romane und Kriminalromane. Sein 2014 erschienenes Buch, »Wir sehen uns dort oben«, wurde mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet. Nun liegt sein neuer, hochgelobter Roman »Spiegel unseres Schmerzes« in deutscher Übersetzung vor.
Beiträge
Der Protagonist tötet im Kindesalter ausversehen seinen Nachbarsjungen. Alle suchen nach dem verschwundenen Kind, er wird jedoch erst viele Jahre später gefunden. Der Protagonist lebt sein Leben lang in der Angst, dass jemand herausfinden könnte, dass er der Mörder ist. Die lebenslange Schuld frisst ihn regelrecht auf... Sehr starkes Buch, wahnsinnig tolles und bedeutsames Ende !!
Gute Geschichte über eine Tat, bei der man mit dem Täter mitfühlt.
📌 "Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein..." (S. 29) 1999 Antoine, 12 Jahre alt, erschlägt den Nachbarsjungen Rémi, 6 Jahre alt, und versteckt dessen Leiche im Wald. Eine große Suchaktion muss aufgrund eines Jahrhundertunwetters abgeblasen werden und so ziehen die Jahre ins Land und Antoines Schuld bleibt ungesühnt. Innerlich ist der 12jährige emotional zerrissen, kann die ungeplante Tat nicht vergessen, geschweige denn verarbeiten, hegt Fluchtgedanken, versucht sich selbst das Leben zu nehmen. Diese innere Zerrissenheit Antoines wird aus meiner Sicht richtig gut beschrieben und der erste Teil der Geschichte punktet durch die atmosphärische Darstellung der Suchaktion, die Dorfcharaktere und die psychologische Tiefe ... Nach einem Zeitsprung befinden wir uns im Jahr 2010, später 2015. Antoine ist erwachsen geworden, hat Medizin studiert - etwas aus seinem Leben gemacht und seinen Heimatort eigentlich längst verlassen; nur seine Erinnerungen ist er nicht los geworden, wird von Panikattacken heimgesucht - die Wahrheit tief in sich verborgen. Als seine Mutter Hilfe benötigt kehrt er zurück nach Beauval und wird immer wieder mit der alten Geschichte konfrontiert, denn in dem Örtchen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und ein jeder erinnert sich an den alten Vermisstenfall des kleinen Rémi. Diesen Teil des Buches fand ich leider nicht mehr ganz so anschaulich erzählt, war aber sehr gespannt auf die Auflösung des Ganzen, als beim Bau eines Freizeitparks nach Jahren endlich Rémis Leiche gefunden wird und die Tätersuche neu aufgenommen wird. Als Gesamtpaket betrachtet eine hervorragende Geschichte. Mochte ich.

"Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein." (Zitat) Ein einziger Moment der Wut. Ein Schlag, der unglücklich trifft. Schon ist ein junges Leben beendet, ein anderes wird nie wieder dasselbe sein. Das Lesen dieses Buches schmerzt, auch wenn der Autor sich weder zu rührseliger Effekthascherei noch Überdramatisierung hinreißen lässt. Es schmerzt, weil man die Geschehnisse durch die Augen des 12-jährigen Antoine sieht, der in jeglicher Hinsicht ein guter Junge ist: er liebt seine Mutter, der Nachbarshund ist sein allerbester Freund und er lässt es sich gutmütig gefallen, dass der 6-jährige Rémi ihm ständig hinterherläuft. Man möchte diese Unschuld bewahren und ahnt doch, dass es damit bald vorbei sein wird. Oder? Das ist eine der großen ethischen Fragen des Buches: hat seine Tat Antoine von einem Moment zum anderen zu einem bösen Menschen gemacht, unwiderruflich? Für ihn selber gibt es da gar keinen Zweifel. Seine Angst treibt ihn dazu, die Tat zu vertuschen, und dennoch sehnt er sich verzweifelt danach, erwischt zu werden. Seine innere Zerrissenheit und seine emotionale Qual sind schwer zu lesen, denn Antoine ist so furchbar allein damit und doch selber noch ein Kind. Kindermörder. Mörderkind. Das Verschwinden des kleinen Rémi mobilisiert im Dorf einiges an Hilfsbereitschaft, bringt aber auch schwelende Konflikte zum Vorschein – und diese Erschütterung des Status Quo ist erst der Anfang. Der Autor zeichnet seine Charaktere mit leichtem Pinselstrich und doch treffend. Am bestechendsten fand ich die Charakterisierung von Antoines Mutter, die ihrem Sohn vorlebt, dass man Konflikte am besten einfach totschweigt. Und nicht nur das: sie verbiegt sich die Wirklichkeit, bis sie zu dem passt, was sie glauben will, und das zum Teil bis ins Extrem. Da wundert es wenig, dass Antoines Lösungsstrategie hauptsächlich daraus besteht, abzuwarten und im Stillen zu erdulden. Antoine selber ist herzzerreißend in seiner Not, deswegen konnte ich das Buch buchstäblich nicht weglegen, ohne zu wissen, wie es nach diesen drei dramatischen Tagen mit seinem Leben weitergehen würde. Um kurz nach 3 Uhr morgens habe ich das Buch schließlich beendet, nicht nur müde, sondern auch emotional erschöpft. Spannend ist die Geschichte, gar keine Frage. Aber es gibt einen deutlichen Bruch zwischen den besagten drei Tagen und dem Rest von Antoines Leben, und nach diesem Bruch ist das Buch in meinen Augen deutlich schwächer als davor. Für mich liegt das vor allen an Antoine. Als Kind war er ein starker, wenn auch tragischer Charakter, aber ich hatte im zweiten Teil den Eindruck, dass seine Tat ihn in gewisser Weise in seiner charakterlichen Entwicklung gehemmt hat. Als Erwachsener kam er mir schwach vor, selbstsüchtig, unentschlossen, und das machte es schwer für mich, weiter so viele Emotionen in seine Geschichte zu investieren wie zuvor. Auch das Ende hatte für mich einen mehr als bitteren Beigeschmack – nicht so sehr wegen dem, was geschieht, sondern wegen dem, was stattdessen hätte geschehen sollen. Der Schreibstil hat mir überwiegend gut gefallen, auch wenn mir die Gedanken des 12-jährigen Antoine manchmal zu erwachsen für sein Alter schienen. Pierre Lemaitre schreibt meist ruhig, gelegentlich nüchtern, manchmal poetisch, aber er bleibt immer ganz nahe dran an seinem Protagonisten, so dass man auch aus eher schlichten Worten die Emotionen herauslesen kann. Fazit: Ein kurzer Moment der Wut führt zur Tragödie, und der 12-jährige Täter schweigt. Und schweigt. Und in diesem Schweigen verfolgt der Leser, was weiter geschieht. Pierre Lemaitre erzählt weder reißerisch noch sensationsheischend, und dennoch entwickelt die Geschichte eine dramatische Sogwirkung. Der erste Teil des Buches ist dicht geschrieben, wirft viele ethische Fragen auf und durchleuchtet ganz nebenher die sozialen Strukturen eines kleinen Ortes. Aber vor allem wird dieser Teil getragen von seinem überzeugenden Protagonisten, dem 12-jährigen Antoine. Der zweite Teil ist für mich deutlich schwächer, denn der erwachsene Antoine ist in gewissem Sinne nur noch ein Schatten seiner selbst. Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich es auf keinen Fall bereue, das Buch gelesen zu haben, dass aber der zweite Teil nicht ganz halten kann, was der erste verspricht.
»Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Doch die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein.« „Drei Tage und ein Leben“ von Pierre Lemaitre - Dezember 1999 verschwindet im französischen Ort Beauval der sechsjähriger Junge Remi. Eine großangelegte Suchaktion wird gestartet.Doch am dritten Tag fegt ein Jahrhundertsturm über das kleine Dorf hinweg und zwingt die Einwohner von Beauval zurück in ihre Häuser. Während dieser drei Tage bangt der zwölfjährige Antoine darum, entdeckt zu werden. Denn nur er weiß, was an jenem Tag al Remi verschwand wirklich geschah... „Drei Tage und ein Leben“ hat mich so wahnsinnig neugierig gemacht und nachdem so viel Positives über das Buch zu lesen war, habe ich mich sehr gefreut, es lesen zu dürfen! Leider muss ich sagen, dass die Freude doch recht schnell abebbte... es waren teilweise doch wirklich zähe Lesestunden, denn neben vielen (meiner Meinung nach) unnötigen Wiederholungen, konnte der Autor hier für mich keine eindringliche und konstant interessant bleibende Charakterzeichnung schaffen. Der Fall um Remi ist auf jeden Fall interessant gestaltet, verlor für mich aber spätestens nach einem gravierenden und für mich nicht nachvollziehbaren Zeitsprung auch seine Wirkung. Fazit: Für mich war dieses Buch leider kein „meisterhafter Roman“.
Der zwölf-jährige Antoine macht den Fehler seines Lebens. Emotional aufgeladen und verzweifelt lässt er seine Wut an demjenigen aus, der am wenigsten dafür kann: seinem sechs-jährigen Nachbar Remi. Remi stirbt und Antoine muss sich einer schwierigen Situation stellen: was soll er tun?! Das Buch beschreibt die tragischen Tage nach Remis Tod, Antoines Leiden, sein Schuldbewusstsein, die Tragödie, die das ganze Dorf erfasst. Und schnell wieder loslässt, als etwas noch schlimmeres passiert. Das Buch zeigt sehr gut, wie sich jeder selbst der nächste ist und Mitleid oft nur genutzt wird um sich selbst zu profilieren, bis man dann was Besseres zu tun hat. Nachdem die Leiche nach wenigen Tagen nicht gefunden wurde, springt die Geschichte 12 Jahre vor. Antoine hat sich so weit es geht von seiner Vergangenheit distanziert. Er studiert Medizin, er hat eine Verlobte und Pläne für die Zukunft. Doch Remi verfolgt ihn immer noch. Schließlich begeht er einen Fehler und sieht ein, dass er endlich irgendeine Form von Konsequenzen tragen muss. Der letzte Teil spielt dann nochmal etwas später und bringt zum Ende eine Auflösung, mit der ich tatsächlich nicht gerechnet hätte. Antoine ist mir sehr unsympathisch. Als Kind kann ich ihn noch verstehen, doch später ist er einfach nur egoistisch und denkt er kann mit allem durchkommen. Die Lösung die er wählt, um seine Strafe anzunehmen, fand ich etwas zu stumpf, es hätte durchaus andere Alternativen gegeben, aber es passt zu seinem einfachen und feigen Charakter. Das Buch zeigt sehr schön auf, wie sehr die Schatten der Vergangenheit an uns kleben und dass wir nicht vor allem davon laufen können.
„Drei Tage und ein Leben“ von Pierre Lemaitre ist das erste Buch meiner 12 Books in 12 Months-Challenge für 2023, das ich nun beendet habe. Erzählt wird die Geschichte des 12-jährigen Antoine, der als einziger weiß, was es mit dem Verschwinden des kleinen Remy auf sich hat, nach dem der ganze Ort Beauval im Norden Frankreichs Ende Dezember 1999 sucht. Ich gebe zu, dass ich mit einer anderen Geschichte gerechnet habe und näher an der Suchaktion dran sein würde. Statt dessen war ich überrascht, wie nah wir stattdessen an Antoine dran waren, denn die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt. Das war an sich gut gemacht, weil man fühlt was er fühlt, vor allem seine Angst, man ist mit ihm in seiner Gedankenspirale, aber das war mir fast schon zu nah, zu ausschweifend erzählt, weshalb für mich auch nicht 100%ige Nähe zu ihm aufkam. Ich musste mich tatsächlich erst an die Erzählweise gewöhnen, was durch die teilweise etwas längeren Kapitel nicht erleichtert wurde. Denn wenn man nur noch 15 Minuten Lesezeit hat (bis der Zug z.B. im Bahnhof ankommt), dann überlegt ich mir zweimal, ob ich ein 20-seitiges Kapitel noch beginne. Es ist kein Krimi oder Thriller, denn der Leser weiß von Anfang an, was passiert ist Was mir gut gefallen ist, wie eindrücklich, düster und bedrückend die ganze Atmosphäre in dem Buch ist. Und das betrifft nicht nur Antoine und seine Gefühle, sondern auch die Nacht des Jahrhundertsturms der den kleinen Ort Beauval verwüstet hat und der Suche nach Remy in den Hintergrund rücken lässt. Da sind Bilder extrem lebendig geworden, vermutlich auch, weil wir alle z.B. die Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal noch vor Augen haben. Es gab auch grandios gut gelungene Szenen und Figuren (u.a. das Ende oder auch Antoines Mutter), auf die ich leider ohne zu spoilern nicht näher eingehen kann. Diese Szenen und Figuren machen das Buch für mich unvergesslich und lassen mich in meiner Bewertung zwischen 4 und 4,5 Sternen schwanken. Ein Buch, das ruhig erzählt ist und sich grundsätzlich gut und flüssig lesen lies und das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Aber es fehlt mit unter an Interaktion, weshalb es mich nicht immer zu dem Buch gezogen hat.
Was für ein Reinfall!!! Ich hatte mich so gefreut, weil dieses Buch doch eigentlich ganz gute Bewertungen hat. Leider hat es sich für mich so dargestellt, dass es durchaus reicht, die ersten 3-4 Kapitel zu lesen. Danach passiert einfach nichts mehr, was die Geschichte voran treibt. Ich bin dran geblieben, weil ich auf ein Knaller-Ende hoffte - aber leider Fehlanzeige. Der Schreibstil ist dermaßen belanglos, dass er zum Überfliegen geradezu einlädt. Den Protagonisten kommt man nicht wirklich nahe, da ein Erzähler alles aus der 3. Person erläutert. Man springt oft sehr wirr zwischen den Personen, sowie deren "Hätte-Könnte-Würde"-Gedanken und der Realität hin und her - aber nichts führt zu irgendeinem Ziel. Ich hatte das Gefühl, ein langweiliges Leben eines unauffälligen Durchschnittstypen zu verfolgen, dem in der Kindheit etwas wirklich Erschütterndes passiert ist. Das Komische ist aber, dass ich tatsächlich glaube, das weitere Leben dieses jungen Mannes wäre nicht anders verlaufen, wenn das Ereignis nicht stattgefunden hätte. Wirklich enttäuschend.
Auf nur 270 Seiten erzählt Pierre Lemaitre eine Geschichte, die mich von der ersten Seite an in Bann zog. Fast sein ganzes Leben begleiten wir Antoine und erleben, wie er mit der Tragödie zurecht kommt - oder nicht. Leicht und einfühlend ist der Schreibstil, der sein übriges dazu tat, dass ich dieses kleine Meisterwerk an zwei Tagen ausgelesen habe.