Die Terranauten

Die Terranauten

Hardcover
3.339
MenschenexperimentZivilisationskritikÖkoexperimentWissenschaftlich

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Beschreibung

In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn – und sie wird schwanger. Kann sie das Kind austragen? T.C. Boyles prophetisches und irre komisches Buch, basierend auf einer wahren Geschichte, berührt die großen Fragen der Menschheit.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
608
Preis
26.80 €

Autorenbeschreibung

T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, ist der Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Bis 2012 lehrte er Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles. Bei Hanser erschienen zuletzt »Sind wir nicht Menschen« (Stories, 2020), »Sprich mit mir« (Roman, 2021),»Blue Skies« (Roman, 2023) sowie »I Walk Between the Raindrops« (Stories, 2024).

Beiträge

13
Alle
4.5

Boyle hat einfach einen tollen Schreibstil. Und auch hier wird deutlich, dass jemand schreibt, dem Klimaschutz und Umwelt richtig wichtig sind. Es ist eine spannende Geschichte, die bei der Seitenanzahl ab und zu ihre Längen hat, aber sich insgesamt sehr flüssig und schnell liest. Besonders spannend finde ich, dass die Geschichte an wahren Begebenheiten angelehnt ist. Krass. Trotz des Alters der Geschichte (fast 30 Jahre), ist die Botschaft damals so gültig wie heute: wir haben nur diesen einen Planet und er ist einzigartig, nicht zu ersetzen.

2

Definitiv eines der schwächeren Bücher von Boyle! Eine Geschichte über 8 Wissenschaftler... ohne Wissenschaft?!?! Um was genau geht es bei diesem Experiment? Keine Ahnung! Und die Protagonisten geben hierüber auch nur vage Auskunft, aber Hauptsache sie "sind drin"! So a la DSF: "Mittendrin statt nur dabei!" Apropos Protagonisten: Die drei Hauptpersonen sind so austauschbar wie Unterhosen aus dem 3er-Pack und sie lesen sich fast komplett identisch. Abgesehen davon hat mich keiner der drei auch nur irgendwie interessiert; besonders nicht die Dame, die sich beste Freundin schimpft und bei dem Experiment draußen bleiben muss: Keinen Mückenschiss gibt man beim Lesen auf sie oder ihre Meinung! Was sie zur Geschichte beitragen soll, bleibt mir ein Rätsel. Die ersten 300 Seiten (von 600) sind feinstes Soap-Opera-Gejammer, bei dem es sich nur ums Fremdficken und Hintergehen dreht. Big Brother lässt grüßen! Erst ab der zweiten Hälfte wird es zumindest etwas interessant, aber da ist der Zug halt schon abgefahren.

2.5

Hat mich leider nicht in seinen Bann gezogen

Tja was soll ich sagen, das Buch hat für mich leider nicht das widergespiegelt, was ich mir erhofft hatte. Die Idee find ich super. Acht Menschen verbringen 2 Jahre gemeinsam in einer Biosphäre, in der sie sich selbst versorgen. Nichts geht raus, nichts kommt rein. Erzählt wird die Geschichte in drei Erzählsträngen, zwei Terranauten und einer Person außerhalb der Biosphere, die sich abwechseln. Mir waren die einzelnen Kapitel leider viel zu lang. Trotzdem war der Perspektivwechsel wichtig, um auch die Gedankengänge der anderen Personen nachvollziehen zu können. Naja teilweise zumindest. Im Großen und Ganzen passiert im Buch leider recht wenig, so dass ich mich zum Ende hin schon fast zwingen musste, weiter zu lesen. Man möchte ja doch wissen wie es ausgeht. Nur hat sich das - in meinen Augen - leider auch nicht gelohnt. Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht…

2

unfortunately every single person in this book was an ass-hole (most of them without backbone) except for Dawn, who was too perfect to be true but also being whiny as hell. i couldn't understand why everyone was constantly mean to everyone else. and WTF ramsay, you get a women pregnant and it's not all her fault! it takes two people to make a baby!

2

Von T.C. Boyle hatte ich schon viel gehört, viel Gutes vor allem. Bisher war ich zwar immer neugierig auf diesen berühmten Autoren, aber es ergab sich nicht, dass ich etwas von ihm las. Bis zur Lovelybooks-Leserunde zu Boyles ersten Werk "Die Terranauten". Gestartet bin ich voller Neugierde und Enthusiasmus. Der Schreibstil gefiel mir sofort, er ist angenehm weich, literarisch, aber nicht protzig. Man findet sich gleich zurecht und fühlt sich wohl darin. Leider ging die erste Begegnung zwischen mir und Boyle dann aber doch nicht sonderlich gut aus. Die Geschichte wird uns aus drei Perspektiven erzählt: von Dawn, ihrer Freundin Linda und Ramsay. Dawn und Ramsay erzählen als Terranauten, sie befinden sich innerhalb von E2. Linda, die es kaum verschmerzen kann, dass Dawn und nicht sie für das Projekt ausgewählt wurde, fügt der Geschichte die Sichtweise von ausserhalb bei. Rasch stellt sich heraus, dass keine der auftretenden Figuren, egal ob Haupt- oder Nebencharakter, in irgendeiner Weise sympathisch sind. Grundsätzlich sind alle sehr egozentrisch. Das kann ich verschmerzen, denn ein Charakter muss mir nicht unbedingt sympathisch sein, damit ich die Geschichte geniessen kann. Doch das Verhalten unserer "Helden" ging mir mit jedem Kapitel mehr auf die Nerven. Ich kam mir vor, wie auf dem Schulhof, wo ein paar pubertäre Jugendliche sich gegenseitig schubsen, weil jemand mal falsch geguckt hat. Mehr und mehr stellt sich heraus, dass es in diesem Buch hauptsächlich um eines geht: Sex. Wer vögelt mit wem und warum. Kaum zeichnete sich dieses ab, rutschte meine Lesefreude etwas auf der Skala nach unten. Je länger dieses kindische, unprofessionelle Verhalten anging, desto mehr verlor ich die Lust am Lesen. Hier geht es und zu her wie in einer Soap. Wo ich Wissenschaft und Tiefe erwartet habe, finde ich einen schwanzgesteuerten Ramsay, eine egomanische Dawn und eine über alle Massen frustrierte und psychich labile Linda. Wobei letztere von allen Figuren noch die glaubhafteste und interessanteste ist. Ein paar Mal ist das Wort "Charakterstudie" gefallen, was für mich aber auch nicht passt. Denn um solch eine Studie beschreiben zu können, muss man erst einmal Charaktere haben. Dies ist hier nicht der Fall. Die Figurenkonstellationen bleiben starr (Dawn entscheidet etwas - alle sind genervt - Dawn beschwert sich bei Linda - sie streiten - alle grummeln), keiner entwickelt sich in einer erwähnenswerten Art weiter und was hätte interessant werden können (Rangordnung, die in Frage gestellt wird, Gruppen, die sich bilden), passiert nicht. Auch der wissenschaftliche Teil ist kleiner als ich gehofft hatte. Von einem Autoren mit dem Rang, den T.C. Boyle in Medien einnimmt, hätte ich eigentlich eine komplexe Betrachtung unserer Konsumgesellschaft erwartet. Zwar keine Lösung für unsere Probleme, aber dennoch ein leichtes Vor-Augen-Führen, dass es um unseren Planeten nicht zum Besten steht -warum sonst hätte man eine zweite Erde bauen sollen?- Passiert nicht. Am Rande vielleicht. Aber E2 ist einfach nur ein hübscher Hintergrund, vor dem sich die bereits erwähnte Soap abspielt (mit allem Drum und Dran: geheimen Beziehungen, sexuellen Ausflüchten, Versprechen, die gebrochen werden...). Hätte ich gewusst, dass es in erster Linie darum geht - ich hätte die Hände davon gelassen. Von der erhofften Intelligenz habe ich gar nichts gefunden. Nur der Schreibstil, der mir, wie eingangs erwähnt, sehr zugesagt hat. Ansonsten erweist sich "Die Terranauten" als absoluter Flop und wird deshalb gleich aussortiert. Trotz des schön aufgemachten Umschlags.

3

Interessante Geschichte, allerdings zwischenzeitlich sehr langwierig und das Ende hat viel Raum für Fragen offen gelassen. Das Thema des Buches war trotzdem sehr anschaulich und interessant umschrieben und man konnte sich in das Leben rund um E2 gut hineinversetzen.

4.5

Mitte der Neunziger macht es sich ein Forschungsteam zur Aufgabe, die Möglichkeiten einer Marsbesiedlung durch Menschen zu untersuchen. Dazu wird in Texas auf rund 1,3 Hektar eine riesige Glaskuppel mit mehreren Etagen errichtet, angesiedelt darin allerlei Flora und Fauna, sodaß darin verschiedene Biome der Erde simuliert werden können. Und mitten darin: acht Menschen – vier Frauen und vier Männer – die darin zwei Jahre überleben sollen, in dem sie die Vegetation und die Tiere versorgen. Autark. Nichts soll reinkommen und nichts raus. Nachdem die erste Gruppe vor ihnen aufgrund eines Unfalls – einer medizinischen Notwendigkeit – versagt hatte, die zwei Jahre ohne Hilfe von Außen zu überleben, wollen es die Crewmitglieder der zweiten Gruppe besser machen. Doch kaum ist noch nicht mal die Hälfte der Zeit um, wird eines der weiblichen Crewmitglieder schwanger und das stellt die ohnehin schon fragilen zwischenmenschlichen Beziehungen der acht Terranauten auf eine weitere Probe. Daß einem die christliche Symbolik in dieser Thematik nahezu ins Gesicht springt, ist von T. C. Boyle nicht nur gewünscht, es ist einfach unübersehbar. Nicht nur wird das Projekt Ecosphere 2 konsequent als E2 abgekürzt, um den gedanklichen Sprung zum Garten Eden zu erleichtern; das im Glashaus geborene Kind wird Eve genannt (einen Jungen hätte man selbstverständlich Adam getauft); und auch die Dreieinigkeit der Projektleiter sind mit ihrem Vorsitzenden Jeremiah Reed – konsequent als Gottvater von allen bezeichnet – klar in ihrer Metaphorik. Und dabei ist das im Roman gar nicht mal so positiv bewertet; es wird im Gegenteil mehr als einmal herausgestrichen, wie stark einer Sekte ähnlich all das ganze ist. Es geht um bedingungslose Loyalitäten, um Schwüre und deren Einhaltung, um Aufopferung für eine höhere Sache und auch um die Verleugnung der augenscheinlichen Wahrheit zum Zwecke des Ziels. Mehr als nur einmal kann man über allen Protagonisten den Kopf schütteln. Und doch sind sie glaubhaft und greifbar gestaltet, man kann mitfühlen und Aktionen auch verstehen, ihre Dilemmas sind nachvollziehbar. Und doch sind sie keineswegs Sympathieträger. Sie sind oftmals egoistisch, egozentrisch, starrsinnig und auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Rücksichtnahme erfolgt nur, weil es von der Führung so vorgesehen ist oder weil es der Weg ist, damit das Experiment Erfolg haben kann – aber nicht aus einem eigenen Antrieb. Und das wird mit der Zeit unter der Glaskuppel, als rein kulturelle und gesellschaftliche Aspekte immer belangloser zu werden scheinen und nur noch in Form von traditionellen Festen aufrecht erhalten werden können und urtypische Bedürfnisse wie Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung einen immer höheren Stellenwert einnehmen, auch immer deutlicher. Es bilden sich Lager unter den Crewmitgliedern heraus, Meinungen und Ansichten prallen aufeinander und sorgen für immer größere Spannungen und Eifersüchteleien sind nahezu an der Tagesordnung und können nur noch mit Müh‘ und Not von der Kapitänin und dem Arzt, denen man bis zum Schluß wohl noch das kultivierteste Wesen attestieren kann, in Zaum gehalten werden. Als Leser betrachten wir die Szenerie aus den Augen dreier Missionsmitglieder: Dawn Chapman und Ramsay Roothoorp (beide im zweiten Einschluß in E2 und werden im Laufe der Zeit das Kind Eve zeugen), sowie Linda Ryu, die sich zusammen mit Dawn Chapman um einen Platz in E2 bewarb, die aber ein ums andere Mal nicht genommen wird und von Neid auf die Crewmitglieder und ganz besonders zu Dawn geplagt auf ihre Chance (und damit ihre Rache) sinnt. Diese drei schildern die Geschehnisse vor, während und nach des Einschlusses aus ihrer Sicht, was natürlich auch zu widersprüchlichen Kollisionen in den Aussagen führt, die zur Konsequenz haben, daß man sich nie sicher sein kann, was nun wirklich vorgefallen ist. Zum Teil sind diese Widersprüche belustigend und witzig, zum anderen bitter und unterstreichen nur noch mehr den desolaten Charakter der Protagonisten. Allerdings scheinen nicht nur die drei Erzähler, sondern auch der Autor selbst recht schnell einen der acht Insassen zu vergessen – dieser wird nur ein paar Mal am Anfang erwähnt und spielt nachher, weder für die Welt außerhalb noch innerhalb E2, keine Rolle mehr, was mich, angesichts der postulierten Wichtigkeit eines jeden Crewmitglieds der Mission doch sehr verwunderte. Man darf sich als (potentieller) Leser dieses Romans nicht irreleiten lassen. Dieser Roman ist keine wissenschaftliche Schilderung eines Experiments. Es ist der Bericht eines Sozialexperiments aus der Sicht der Labormäuse, die nicht erkennen wollen, das mit ihnen gespielt wird. Man schickt vier Frauen und Männer mit diversen mentalen Komplexen zwei Jahre abgeschottet von der Welt in ein abgeschlossenes Gewächshaus, läßt sie von bestellter Presse wie Zootiere begaffen und setzt sie mittels Kameras und firmeninterner Spione, die ihnen Freundschaft vorgaukeln, weiter unter Druck. Was wird passieren? Daß allein Dawns Schwangerschaft durchaus geplant war, läßt der Leiter des Experiments mehr als deutlich durchblicken – und das eben diese Schwangerschaft für Probleme sorgen sollte (denn sie wird nicht nur die Zwistigkeiten zwischen den einzelnen Teilnehmern verschärfen, sondern auch die ohnehin schon knappen Nahrungsmittel zugunsten der Schwangeren noch weiter verknappen und Dawns dringend benötigte Arbeitsleistung mindern). All‘ das sollte nur der Publicity dienen und sollte weiter Geld in die Taschen derjenigen spülen, die sich daran eine goldene Nase verdienten. Und das waren weder die Terranauten noch die Anwärter auf eben diesen Platz. Als die Terranauten nach zwei Jahren endlich die Luftschleuse in die Welt durchschreiten können, um sich mit der nachfolgenden Crew für den dritten Einschluß abzulösen, wird das Experiment überschwänglich als gelungen erklärt. Dabei ist es das ganz und gar nicht. Weder konnte man beweisen, daß eine Kolonisation des Mars‘ dadurch möglich ist (man denke nur an Dawns Schwangerschaft, die die anderen sieben Mitglieder fast zum Verhungern brachte), zum anderen waren die dunklen Monate ein gigantisches Problem für die Terranauten wegen fehlender Sonneneinstrahlung, die das Pflanzenwachstum, damit das Sauerstoffniveau und somit das Wohlbefinden der Terranauten massiv beeinflußte (und die Sonneneinstrahlung ist auf dem Mars ja nochmal geringer als auf der Erde, wo das Experiment stattfand). Das führte schlußendlich dazu, daß die Crew nicht nur sämtliche Schweine und Barsche aß und damit keine Zucht mehr betreiben konnte, auch fing sie an, das Saatgut, das eigentlich für die dritte Aussaat gedacht war, zu essen, sodaß ein nahtloser Übergang mit der dritten Crew ohne ein erneutes Ressourcenauffüllen von Draußen überhaupt nicht möglich war. Es wäre im Laufe der zwei Jahre mehr als einmal fast zum Abbruch der Mission gekommen, weil Umstände von Außen und Innen immer wieder zeigten, wie fragil dieses System eigentlich ist und wie abhängig alles von der Welt da draußen – und dem Zusammenspiel mit ihr – ist. Dabei schöpft T. C. Boyle leider meiner Meinung nach das Potential des gigantischen Geländes von E2 nicht wirklich aus. Nur zu Beginn läßt er seine Figuren dem Leser einen biologischen Einblick in dieses Gelände geben, danach erfahren wir fast nichts mehr über die einzelnen Biome. Es scheint, als würden sich alle immer nur in der Basis, auf den Feldern und den Ställen und am Ozean (eher ein großes Bassin) aufhalten. Auch der Flora und Fauna wird wenig Beachtung geschenkt und so bleibt das eigentliche Wesen von E2 (für das es eine reale Vorlage gab) nicht greifbar. Es ist und bleibt ein großes, gläsernes Gefängnis, das als Ausstellungskäfig für die acht Menschen darin dient. Auch die sexuelle Komponente artete stellenweise etwas aus – wenngleich sie für die Erzählung wichtig ist; doch ich kann verstehen, das man als Leser irgendwann nur noch mit den Augen rollte, wenn mal wieder auf’s Tableau kam, wer was mit wem wann hatte. Und trotzdem ist »Die Terranauten« lesenswert, wenn man sich auf ebendieses Gedankenexperiment einläßt. Es wirft zahlreiche ethische Fragestellungen auf, ist als Kritik auf gewissenlose Wissenschaft zu lesen und als menschliche Studie zu betrachten. Und schließlich wird klar, was uns hier gezeigt wird: letztendlich steht sich der Mensch immer selbst im Weg, auch wenn er mit den besten Absichten die Zukunft gestalten will.

4

"Warum ich das erzähle? Weil wir Menschen Reinheit vielleicht bewundern oder das jedenfalls behaupten, in Wirklichkeit aber sehen wollen, wie sie kompromittiert wird, wie Ideale zerstört, beschmutzt und in den Dreck gezogen werden, in dem wir selbst tagein, tagaus leben. Vielleicht brauchen wir Helden und verrückte Heilige, die stellvertretend für uns handeln, aber wir wollen ganz sicher nicht mit ihnen tauschen und sehen uns insgeheim nach dem perversen Kitzel, den ihre Versuchung und ihr Sturz uns bereiten." Wieder nimmt sich Autor T.C. Boyles eines tatsächlichen Ereignissen an und erzählt darüber in seinen Roman. 8 Menschen, 4 Frauen, 4 Männer, werden 2 Jahre in einer sogenannten Biosphäre eingeschlossen und müssen sich und das Ökosystem am Leben erhalten. Ein spannendes Experiment, zum Einen für diese Biosphäre, zum Anderen vor Allem wegen der Gruppendynamik auf engstem Raum und den physischen und psychischen Problemen die nach und nach immer extremer werden. Der Autor schafft Potenzial zum nachdenken und diskutieren, er macht es dem Leser nicht einfach, seine Protagonisten zu mögen. Dennoch war ich an einigen Personen wirklich nahe dran während andere leider sehr blass blieben. Die Personen sind mehrdimensional, nicht schwarz/weiß sondern sehr vielschichtig. Das Buch liest sich wirklich gut weg, man denkt aber auch viel über die Situation nach und ich habe auch ständig hinterfragt wie ich in bestimmten Situationen reagieren würde. Zum Ende hin bin ich leider etwas desillusioniert zurück geblieben ob des Endes was mich leider nicht vollständig überzeugen konnte. Insgesamt aber ein tolles unglaublich interessantes Setting mit nachvollziehbaren Problemen.

3

Schade. Es fing ziemlich gut an und ich war wirklich gefesselt von der Story und den Terranauten, auch wenn nicht einer sympathisch ist. leider ist die Story nach ungefähr dem ersten Drittel weder spannend noch unterhaltsam - entweder wiederholt sie sich oder Ereignisse werden vorweggenommen. Das war zäh zu lesen, insbesondere weil, wie schon gesagt, die Charaktere alle samt und sonders unsympathische Kotzbrocken (sorry) sind.

4

Für diese Geschichte hat T.C. Boyle sich vom Experiment „Biosphäre 2“, das in den 90ern in Arizona, USA, stattfand, inspirieren lassen. Während das echte Experiment nach zwei erfolglosen Versuchen als gescheitert galt, bleiben Boyles Figuren die angestrebten zwei Jahre in ihrer Kuppel – wenn auch nicht ohne Probleme. Es gibt viele kritische Stimmen zu diesem Buch, denn eigentlich passiert nichts Weltbewegendes in dieser Geschichte, keine großen Katastrophen, keine besondere Charakterentwicklung. Ja, es gibt einen kleinen Twist, doch letzten Endes meistert das Team auch diese Herausforderung. Dennoch fand ich „Die Terranauten“ großartig. Zunächst einmal zeigt sich, dass dieses Ökosystem eben nicht komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist und die Figuren nicht komplett auf sich allein gestellt sind. Es finden regelmäßige Kommunikationen mit der Außenwelt statt, es gibt Interviews für die Presse und hier und da tauchen Tiere auf, die nicht geplant waren, die aber beim Ausstatten der Kuppel als blinde Passagiere hereingekommen sein müssen. Die Besuche der Außenwelt und die Gespräche dienen den Terranauten als Katalysator. Sie müssen sich nie nur mit der Gruppe auseinander setzen, sie können ihren Frust abbauen, können sogar Pläne mit „außen“ schmieden. Ich finde es sehr schlüssig, dass es in solch einer Situation keine besondere Entwicklung der Protagonisten gibt. Sie gingen als hervorragend ausgebildetes Team in dieses Experiment, jeder mit eigenen Motiven und Vorstellungen und im Prinzip verhalten sie sich relativ vorhersehbar. Sie gehen professionell mit ihrer Lage um, wissen, was zu tun ist – und bleiben dennoch Individuen mit Schwächen und Bedürfnissen. Wenn dieses Buch eins zeigt, dann dass Menschen immer Menschen sein werden, unabhängig davon wo sie leben. Es gibt diverse Dinge, die sich nicht verändern werden, auch nicht in einem vorbereiteten, begrenzten Lebensraum. Schade fand ich lediglich, dass am Ende nicht erklärt wird, warum eine der Protagonistinnen handelt, wie sie handelt. Ich konnte ihre Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen und hätte gern mehr darüber erfahren. Ich finde „Die Terranauten“ sehr interessant und lesenswert.

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