Allegro Pastell
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Leif Randt, geboren 1983 in Frankfurt a.M., arbeitet als freischaffender Schriftsteller in Maintal und Berlin. Ebenfalls von ihm erschienen sind die Romane »Leuchtspielhaus« (2009) und »Planet Magnon« (2015). Sein neuestes Buch »Allegro Pastell« (2020) wurde zum Bestseller und war u.a. für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ausgezeichnet wurde seine Arbeit zuletzt mit dem Mörike-Preis der Stadt Fellbach (2021) sowie mit Aufenthaltsstipendien in Japan (2016) und Irland (2019). Seit 2017 co-kuratiert er das Programm auf tegelmedia.net.
Beiträge
Wenn ich in letzter Zeit ein Buch auf meiner Liste hatte, an dem ich unmöglich vorbei gehen konnte, dann war das wohl Allegro Pastell von Leif Randt. Egal wo ich war, ob nun auf Instagram oder in einer Buchhandlung, überall sprang mir das Buch entgegen, mal angepriesen, weil es so gut ist, mal nüchtern betrachtet eher für enttäuschend erklärt. Und wenn die Meinungen zu einer Geschichte so arg auseinandergehen, dann packt mich das und lässt mich nicht mehr los, bis ich mir selbst eine Meinung dazu gebildet habe. Das habe ich und genau darüber muss ich nun mit euch reden! Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das, was das Gehirn als reine Gegenwart empfindet, ein Zeitfenster von drei Sekunden umfasst und ich muss zugeben, dass Leif Randt mit seinem 280 Seiten dicken Roman diesen wenigen Sekunden schon ziemlich nahe kommt. Denn Allegro Pastell ist ein Buch, das einen blendet, weil es so extrem gut ausgeleuchtet ist und doch würde ich es, ohne es negativ zu meinen, als lauwarmes Meisterwerk bezeichnen. Klar klingt das in manchen Ohren vielleicht widersprüchlich, aber ich meine es genau so: Es ist absolut stimmig und dokumentiert zeitgenössisch eine Zeitenwende mit Stil – ok, ich merke schon, es wird nicht besser 😊. Der Ausgangspunkt ist ziemlich unspektakulär und beginnt mit der fast perfekten Liebesgeschichte von Jerome Daimler und Tanja Arnheim im Frühjahr 2018 und endet im Spätsommer 2019. Jerome ist da Mitte 30, Tanja knapp darunter. Er arbeitet als freier Webdesigner in Maintal in der Nähe von Frankfurt, sie als Schriftstellerin in Berlin. Sie führen eine Fernbeziehung, aber in dieser Beziehung ist nichts dem Zufall überlassen. Die Balance aus Nähe und Distanz ist wohlüberlegt, die Wahl ihrer Kommunikationsmittel ebenfalls. Und dass die traute Zweisamkeit dann doch bald einen Riss bekommt, hat nichts mit dem Mangel an emotionaler Intelligenz zu tun, sondern eher mit einem Übermaß derselben. Ich persönlich konnte mir während des ganzen Romans ein schon fast zu gutes Bild über die Protagonisten machen. Für mich waren beide gutaussehend, weil alles, was sie tun, einer bewussten Entscheidung unterliegt. Sie passen perfekt zusammen, weil beide obsessive Beobachter sind und einen Plauderton an den Tag legen, den man durchaus als hyperreflektierend bezeichnen kann. Es wird sehr viel essen gegangen und über Befindlichkeiten ausgetauscht und sobald sich mal ein kleiner erotischer Funke zwischen Jerome und Tanja auszubreiten droht, wird dieser sofort reflexartig abgemildert. Oft ist es zum verrückt werden, wenn die beiden in ihrer eigenen Umlaufbahn um sich herum kreisen und in diesen Momenten wünscht man ihnen – nur so als Beispiel – ein Kind, damit sie ihre eigenen Problemchen vergessen und merken, dass nicht alles nur mit ihren eigenen Empfindlichkeiten geht. Denn sie reflektieren und zurechtreflektieren diese fein säuberlich, bevor sich überhaupt wirklich ernsthafte Komplikationen entwickeln können. Wo in der Literatur oft Sprachlosigkeit und mangelnder Sensibilität in Beziehungen thematisiert wird, versetzten sich die Figuren von Leif Randt ständig in ihren Partner. Doch hier scheint es: Je sensibler ein System aufgebaut ist, desto schneller bricht es auch zusammen. Denn eigentlich passiert zwischen Jerome und Tanja nichts Tragisches und trotzdem suchen sie immer wieder Abstand zueinander. Sie arbeiten so angestrengt daran, nicht angestrengt zu sein und das kann bestimmt auch den Leser anstrengen – mich aber hat es einfach nur bestens unterhalten!
Ich kann total gut verstehen, warum man dieses Buch nicht so gut findet. Mit meiner „literaturwissenschaftlichen Brille“ mochte ich es total gern und fand es echt spannend und gut gemacht. Aber ich verstehe, wenn es einige gar nicht fesselt!!
Dafür dass es so banal ist, hab ich zwischendurch ganz schön an den Seiten geklebt. Das wundert mich tatsächlich ein bisschen. Die Geschichte fühlt sich sehr echt an aber ist insgesamt eher oberflächlich. Wirkt für mich wie Sally Rooney in langweilig.
Belanglose Story, die aber für mich nie langweilig geworden ist
Von Telegram-Chats und Kneipenabenden über Genderdebatten und Anglizismen hin zu Club-Besuchen auf MDMA und Selbstfindung… Ich hatte das Gefühl, man könnte einfach jeden Absatz willkürlich wählen und hätte eine perfekte Momentaufnahme jenes Lebensgefühls einer bestimmten sozialen Gruppierung dieser Zeit. Das ausschweifende (On-Off-Beziehungs-)Leben der beiden Protagonisten im Jahr 2019 wird so schön aus der Innen- und Außenperspektive erzählt. „Die ersten warmen Tage eines Jahres trugen in großen Städten ein soziales Stresspotenzial in sich, in Berlin ging es darum, möglichst publikumswirksam eine gute Zeit zu haben. Tanja glaubte, dass es einer Vielzahl von Zugezogenen auch nach Jahren noch schwerfiel, zu akzeptieren, dass sie trotz wärmenden Sonnenlichts lieber im Schatten arbeiten wollten, anstatt neuerlich vor einem Spätkauf zu sitzen und Sekt zu trinken.“ (S.25)
Tanja Arnheim, erfolgreiche Autorin, und Jerome Daimler, Webdesigner, führen eine romantische Fernbeziehung. Sie sind glücklich. Es ist eine Beziehung die auf verschiedensten Ebenen funktioniert. So können Tanja und Jerome nicht nur gut miteinader reden, sie können auch schweigen, schreiben sich Textnachrichten, Mails und nehmen Sprachmemos auf. Aber auch auf körperlicher Ebene ergänzen sich die beiden perfekt. Der Abstand, den ihre Fernbeziehung mit sich bringt, tut ihnen gut, denn so können sie sich weiterhin kreativ ausleben. Wenn sie sich dann treffen, geniessen sie jeden Moment und als Leser habe ich die Chemie zwischen den beiden ganz deutlich gespürt. Doch die Welt, die Menschen um einen herum und das eigene Leben können kompliziert sein und so kommen auch Jerome und Tanja an Punkte, die sie herausfordern und ihre Beziehung auf die Probe stellen. Leif Randt erzählt das Buch aus beiden Perspektiven, gibt beiden Figuren eine eigene Stimme, die ähnelt sich aber sehr, da sowohl Tanja als auch Jerome beide Situationen und Gefühle analysieren, ganz direkt ansprechen und ihre Gedanken offen mitteilen. Obwohl das Buch an sich ein Liebesroman ist, geht das Buch selten in eine emotionale Richtung und auch wenn Gefühle und Emotionen eine wichtige Rolle spielen, setzt der Autor auf eine kühle Erzählsweise. Das Buch ist literarisch ausgelegt, aber Leif Randt nutzt auch gerne Anglizismen und Worte, die man sonst nicht unbedingt in einem literarischen Werk erwarten würde. Genauso wie moderne Kommunikationsmittel eine zentrale Rolle spielen, harte Drogen werden regelmässig erwähnt und konsumiert und Die zweite Hälfte und insbesondere das Ende des Buches ist der Teil, der das Buch von einem guten, zu einem preiswürdigen, aussergewöhnlichen Buch macht. Der Autor schafft es verschiedenste Themen zusammenzuführen und die Komplexität des Wortes Beziehung aufzuzeigen. Und nicht wie man denken könnte nur romantische Beziehungen, sondern auch freundschaftliche, familiäre und berufliche. Hörbuchstimme Leif Randt hat sein Buch selbst eingelesen. Das Hörbuch wirkt nicht belebt oder vielfältig, aber der Autor hat eine sehr angenehme Stimme, der kühle Schreibstil und die unaufgeregte Stimme passen gut zusammen und nach einer Zeit gewöhnt man sich an die Erzählstimme. Auch wenn ich sonst ein Fan von unterschiedlichen Stimmfarben und einer lebendigen Erzählweise bin, hat mir die Vertonung auch gut gefallen. Fazit «Allegro Pastell» von Leif Randt habe ich aufgrund zweier Empfehlungen als Hörbuch gehört und nach anfänglicher Skepsis, sass ich am Ende um halb 2 Uhr morgens in meinem Zimmer und habe versucht das gehörte zu verarbeiten. Losgelassen hat mich das Buch seitdem nicht mehr. Leif Randt hat einen Liebesroman geschrieben, der so viel mehr als ein Liebesroman ist oder vielleicht eben doch nur ein Liebesroman. Denn mit Allegro Pastell zeigt er, auf wie vielen Ebenen romantische Beziehungen abspielen, wie sie von aussen her beeinflusst werden können und das das Leben unerwartete Wendungen bereithalten kann. Die Geschichte hat mir unfassbar gut gefallen, auch wenn ich am Ende einsam und verloren zurückgelassen worden bin. Es ist ein Buch, über das ich gerne mit anderen Menschen spreche und dass ich in ein paar Jahren gerne nochmals lesen oder hören möchte. Ich vergebe für Allegro Pastell 5 von 5 Sterne und kann es euch empfehlen, wenn ihr nach einem besonderen Liebesroman sucht, der vielleicht wie bei mir ausserhalb eurer Komfortzone liegt. Folge Josia Jourdan auf Instagram für mehr Buchtipps: https://www.instagram.com/josiajourdan/
Cover in pastelllila/-rosa, meine Lieblingsfarben, also schon mal top 😊 Auch innen hat mich das Buch überzeugt! Leif Randt schreibt dieses Buch in einem eher ungewöhnlichen, beschreibenden Stil, an den man sich erst gewöhnen muss. Handlung gibt es daher wenig in dem Buch, man erfährt durch die Beschreibungen viel über die Protagonisten Jerome und Tanja. Die beiden sollen ein typisches deutsches Paar um die 30 darstellen, das in einer On-Off-Fernbeziehung lebt, was dem Autor auch gelungen ist. Für mich eindeutig eines meiner Jahreshighlights schon jetzt im Februar und mal wieder ein ganz anderes Buch 😊 In 20-30 Jahren vielleicht ein Klassiker des frühen 21. Jahrhunderts, den alle Germanistikstudis lesen und analysieren.
Ein zeitgenössisches Buch das Lesende zum Hedonismus Berlins einlädt und im Speckgürtels Frankfurts zur Ruhe kommen lässt.
Allegro Pastell handelt von zwei junge Erwachsene, die sich in einander verlieben. Die Liebe findet zwischen Hessen und Berlin statt. Und so kontrastreich diese Orte sein können, so vielfältig ist auch die Erzählweise dieser Liebschaft. Leif Randt lässt auf viele Arten in die emotionale Situation der Protagonisten blicken. Durch E-Mail Korrespondenzen, durch therapeutische Gespräche und nicht zuletzt durch friedliche Meinungsverschiedenheit. Gerade letzteres fällt mir negativ auf. Das Buch ist beinah pathologisch frei von Problemen. Jobs, Familie oder Liebe erfordern zwar ständig Aufmerksamkeit und haben Höhen und Tiefen. Jedoch lässt sich niemand wirklich aus der Ruhe bringen. Alle sind cool. Das macht das Buch für mich zuletzt weniger ergreifend. Das ist besonders schade, weil der Autor den Zeitgeist rund um die Protagonisten so präzise einfängt, ohne zu beschreibend zu wirken. Es ist nicht nur das Leben in Berlin das erlebbar gemacht wird, sondern die vielseitigen Perspektiven, für die sich Menschen in ihren 30er entscheiden können und die der Autor aufeinander treffen lässt. Es ist jedoch der Zeitgeist von vor allem weißen, liberalen Intellektuellen.
Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch einfach nur furchtbar - oder furchtbar gut finde! Obwohl mir die Charaktere höchst unsympathisch sind, haben sie mich verdammt gut unterhalten. Und die Sprache war zwar irgendwie nervig, aber auch faszinierend: eine konsequente Verlängerung der Protagonisten und genial auf den Punkt ... Tanja und Jerome sind wie der sprichwörtliche Autounfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Oder wie ein Instagram Feed, durch den man abends todmüde viel zu lange scrollt, weil man das blöde Handy einfach nicht aus der Hand legen kann. 3,5 Sterne. Zumindest denke ich immer noch über das Buch nach. Oh, und das Cover ist echt schön!
Einerseits gefällt mir die Reflektiertheit der Hauptfiguren, andererseits wirken durch die ständige Rationalisierung selbst Sex und Drogenerfahrungen durchkalkuliert und steril. Alles unverbindlich und irgendwie egal. Auf Abstand gehalten. Nach all dem Hype hatte ich mir deutlich mehr von dem Buch versprochen, es war aber interessant genug um es ganz durchzulesen.
Ein Buch mit wenig plot, dafür sehr vielen Alltags-, Innen- und Gesellschaftsbeobachtungen zweier End-Zwanziger in deutschen Großstädten. Während ich zu den zwei Protagonist:innen keine wirkliche Verbindung aufbauen konnte, werd ich sicher über die ein oder andere Beobachtung noch länger nachdenken. Ein bisschen wie ein deutsches, männlich geschriebenes "Normal People", was ich irgendwie spannend find, aber da ich mit Normal People auch meine Schwierigkeiten hatte, hatte ich sie hier auch wieder - mehr als 280 Seiten wären auch nicht drin gewesen, jede Seite mehr hätte mich extrem angestrengt 😂
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Leif Randt, geboren 1983 in Frankfurt a.M., arbeitet als freischaffender Schriftsteller in Maintal und Berlin. Ebenfalls von ihm erschienen sind die Romane »Leuchtspielhaus« (2009) und »Planet Magnon« (2015). Sein neuestes Buch »Allegro Pastell« (2020) wurde zum Bestseller und war u.a. für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ausgezeichnet wurde seine Arbeit zuletzt mit dem Mörike-Preis der Stadt Fellbach (2021) sowie mit Aufenthaltsstipendien in Japan (2016) und Irland (2019). Seit 2017 co-kuratiert er das Programm auf tegelmedia.net.
Beiträge
Wenn ich in letzter Zeit ein Buch auf meiner Liste hatte, an dem ich unmöglich vorbei gehen konnte, dann war das wohl Allegro Pastell von Leif Randt. Egal wo ich war, ob nun auf Instagram oder in einer Buchhandlung, überall sprang mir das Buch entgegen, mal angepriesen, weil es so gut ist, mal nüchtern betrachtet eher für enttäuschend erklärt. Und wenn die Meinungen zu einer Geschichte so arg auseinandergehen, dann packt mich das und lässt mich nicht mehr los, bis ich mir selbst eine Meinung dazu gebildet habe. Das habe ich und genau darüber muss ich nun mit euch reden! Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das, was das Gehirn als reine Gegenwart empfindet, ein Zeitfenster von drei Sekunden umfasst und ich muss zugeben, dass Leif Randt mit seinem 280 Seiten dicken Roman diesen wenigen Sekunden schon ziemlich nahe kommt. Denn Allegro Pastell ist ein Buch, das einen blendet, weil es so extrem gut ausgeleuchtet ist und doch würde ich es, ohne es negativ zu meinen, als lauwarmes Meisterwerk bezeichnen. Klar klingt das in manchen Ohren vielleicht widersprüchlich, aber ich meine es genau so: Es ist absolut stimmig und dokumentiert zeitgenössisch eine Zeitenwende mit Stil – ok, ich merke schon, es wird nicht besser 😊. Der Ausgangspunkt ist ziemlich unspektakulär und beginnt mit der fast perfekten Liebesgeschichte von Jerome Daimler und Tanja Arnheim im Frühjahr 2018 und endet im Spätsommer 2019. Jerome ist da Mitte 30, Tanja knapp darunter. Er arbeitet als freier Webdesigner in Maintal in der Nähe von Frankfurt, sie als Schriftstellerin in Berlin. Sie führen eine Fernbeziehung, aber in dieser Beziehung ist nichts dem Zufall überlassen. Die Balance aus Nähe und Distanz ist wohlüberlegt, die Wahl ihrer Kommunikationsmittel ebenfalls. Und dass die traute Zweisamkeit dann doch bald einen Riss bekommt, hat nichts mit dem Mangel an emotionaler Intelligenz zu tun, sondern eher mit einem Übermaß derselben. Ich persönlich konnte mir während des ganzen Romans ein schon fast zu gutes Bild über die Protagonisten machen. Für mich waren beide gutaussehend, weil alles, was sie tun, einer bewussten Entscheidung unterliegt. Sie passen perfekt zusammen, weil beide obsessive Beobachter sind und einen Plauderton an den Tag legen, den man durchaus als hyperreflektierend bezeichnen kann. Es wird sehr viel essen gegangen und über Befindlichkeiten ausgetauscht und sobald sich mal ein kleiner erotischer Funke zwischen Jerome und Tanja auszubreiten droht, wird dieser sofort reflexartig abgemildert. Oft ist es zum verrückt werden, wenn die beiden in ihrer eigenen Umlaufbahn um sich herum kreisen und in diesen Momenten wünscht man ihnen – nur so als Beispiel – ein Kind, damit sie ihre eigenen Problemchen vergessen und merken, dass nicht alles nur mit ihren eigenen Empfindlichkeiten geht. Denn sie reflektieren und zurechtreflektieren diese fein säuberlich, bevor sich überhaupt wirklich ernsthafte Komplikationen entwickeln können. Wo in der Literatur oft Sprachlosigkeit und mangelnder Sensibilität in Beziehungen thematisiert wird, versetzten sich die Figuren von Leif Randt ständig in ihren Partner. Doch hier scheint es: Je sensibler ein System aufgebaut ist, desto schneller bricht es auch zusammen. Denn eigentlich passiert zwischen Jerome und Tanja nichts Tragisches und trotzdem suchen sie immer wieder Abstand zueinander. Sie arbeiten so angestrengt daran, nicht angestrengt zu sein und das kann bestimmt auch den Leser anstrengen – mich aber hat es einfach nur bestens unterhalten!
Ich kann total gut verstehen, warum man dieses Buch nicht so gut findet. Mit meiner „literaturwissenschaftlichen Brille“ mochte ich es total gern und fand es echt spannend und gut gemacht. Aber ich verstehe, wenn es einige gar nicht fesselt!!
Dafür dass es so banal ist, hab ich zwischendurch ganz schön an den Seiten geklebt. Das wundert mich tatsächlich ein bisschen. Die Geschichte fühlt sich sehr echt an aber ist insgesamt eher oberflächlich. Wirkt für mich wie Sally Rooney in langweilig.
Belanglose Story, die aber für mich nie langweilig geworden ist
Von Telegram-Chats und Kneipenabenden über Genderdebatten und Anglizismen hin zu Club-Besuchen auf MDMA und Selbstfindung… Ich hatte das Gefühl, man könnte einfach jeden Absatz willkürlich wählen und hätte eine perfekte Momentaufnahme jenes Lebensgefühls einer bestimmten sozialen Gruppierung dieser Zeit. Das ausschweifende (On-Off-Beziehungs-)Leben der beiden Protagonisten im Jahr 2019 wird so schön aus der Innen- und Außenperspektive erzählt. „Die ersten warmen Tage eines Jahres trugen in großen Städten ein soziales Stresspotenzial in sich, in Berlin ging es darum, möglichst publikumswirksam eine gute Zeit zu haben. Tanja glaubte, dass es einer Vielzahl von Zugezogenen auch nach Jahren noch schwerfiel, zu akzeptieren, dass sie trotz wärmenden Sonnenlichts lieber im Schatten arbeiten wollten, anstatt neuerlich vor einem Spätkauf zu sitzen und Sekt zu trinken.“ (S.25)
Tanja Arnheim, erfolgreiche Autorin, und Jerome Daimler, Webdesigner, führen eine romantische Fernbeziehung. Sie sind glücklich. Es ist eine Beziehung die auf verschiedensten Ebenen funktioniert. So können Tanja und Jerome nicht nur gut miteinader reden, sie können auch schweigen, schreiben sich Textnachrichten, Mails und nehmen Sprachmemos auf. Aber auch auf körperlicher Ebene ergänzen sich die beiden perfekt. Der Abstand, den ihre Fernbeziehung mit sich bringt, tut ihnen gut, denn so können sie sich weiterhin kreativ ausleben. Wenn sie sich dann treffen, geniessen sie jeden Moment und als Leser habe ich die Chemie zwischen den beiden ganz deutlich gespürt. Doch die Welt, die Menschen um einen herum und das eigene Leben können kompliziert sein und so kommen auch Jerome und Tanja an Punkte, die sie herausfordern und ihre Beziehung auf die Probe stellen. Leif Randt erzählt das Buch aus beiden Perspektiven, gibt beiden Figuren eine eigene Stimme, die ähnelt sich aber sehr, da sowohl Tanja als auch Jerome beide Situationen und Gefühle analysieren, ganz direkt ansprechen und ihre Gedanken offen mitteilen. Obwohl das Buch an sich ein Liebesroman ist, geht das Buch selten in eine emotionale Richtung und auch wenn Gefühle und Emotionen eine wichtige Rolle spielen, setzt der Autor auf eine kühle Erzählsweise. Das Buch ist literarisch ausgelegt, aber Leif Randt nutzt auch gerne Anglizismen und Worte, die man sonst nicht unbedingt in einem literarischen Werk erwarten würde. Genauso wie moderne Kommunikationsmittel eine zentrale Rolle spielen, harte Drogen werden regelmässig erwähnt und konsumiert und Die zweite Hälfte und insbesondere das Ende des Buches ist der Teil, der das Buch von einem guten, zu einem preiswürdigen, aussergewöhnlichen Buch macht. Der Autor schafft es verschiedenste Themen zusammenzuführen und die Komplexität des Wortes Beziehung aufzuzeigen. Und nicht wie man denken könnte nur romantische Beziehungen, sondern auch freundschaftliche, familiäre und berufliche. Hörbuchstimme Leif Randt hat sein Buch selbst eingelesen. Das Hörbuch wirkt nicht belebt oder vielfältig, aber der Autor hat eine sehr angenehme Stimme, der kühle Schreibstil und die unaufgeregte Stimme passen gut zusammen und nach einer Zeit gewöhnt man sich an die Erzählstimme. Auch wenn ich sonst ein Fan von unterschiedlichen Stimmfarben und einer lebendigen Erzählweise bin, hat mir die Vertonung auch gut gefallen. Fazit «Allegro Pastell» von Leif Randt habe ich aufgrund zweier Empfehlungen als Hörbuch gehört und nach anfänglicher Skepsis, sass ich am Ende um halb 2 Uhr morgens in meinem Zimmer und habe versucht das gehörte zu verarbeiten. Losgelassen hat mich das Buch seitdem nicht mehr. Leif Randt hat einen Liebesroman geschrieben, der so viel mehr als ein Liebesroman ist oder vielleicht eben doch nur ein Liebesroman. Denn mit Allegro Pastell zeigt er, auf wie vielen Ebenen romantische Beziehungen abspielen, wie sie von aussen her beeinflusst werden können und das das Leben unerwartete Wendungen bereithalten kann. Die Geschichte hat mir unfassbar gut gefallen, auch wenn ich am Ende einsam und verloren zurückgelassen worden bin. Es ist ein Buch, über das ich gerne mit anderen Menschen spreche und dass ich in ein paar Jahren gerne nochmals lesen oder hören möchte. Ich vergebe für Allegro Pastell 5 von 5 Sterne und kann es euch empfehlen, wenn ihr nach einem besonderen Liebesroman sucht, der vielleicht wie bei mir ausserhalb eurer Komfortzone liegt. Folge Josia Jourdan auf Instagram für mehr Buchtipps: https://www.instagram.com/josiajourdan/
Cover in pastelllila/-rosa, meine Lieblingsfarben, also schon mal top 😊 Auch innen hat mich das Buch überzeugt! Leif Randt schreibt dieses Buch in einem eher ungewöhnlichen, beschreibenden Stil, an den man sich erst gewöhnen muss. Handlung gibt es daher wenig in dem Buch, man erfährt durch die Beschreibungen viel über die Protagonisten Jerome und Tanja. Die beiden sollen ein typisches deutsches Paar um die 30 darstellen, das in einer On-Off-Fernbeziehung lebt, was dem Autor auch gelungen ist. Für mich eindeutig eines meiner Jahreshighlights schon jetzt im Februar und mal wieder ein ganz anderes Buch 😊 In 20-30 Jahren vielleicht ein Klassiker des frühen 21. Jahrhunderts, den alle Germanistikstudis lesen und analysieren.
Ein zeitgenössisches Buch das Lesende zum Hedonismus Berlins einlädt und im Speckgürtels Frankfurts zur Ruhe kommen lässt.
Allegro Pastell handelt von zwei junge Erwachsene, die sich in einander verlieben. Die Liebe findet zwischen Hessen und Berlin statt. Und so kontrastreich diese Orte sein können, so vielfältig ist auch die Erzählweise dieser Liebschaft. Leif Randt lässt auf viele Arten in die emotionale Situation der Protagonisten blicken. Durch E-Mail Korrespondenzen, durch therapeutische Gespräche und nicht zuletzt durch friedliche Meinungsverschiedenheit. Gerade letzteres fällt mir negativ auf. Das Buch ist beinah pathologisch frei von Problemen. Jobs, Familie oder Liebe erfordern zwar ständig Aufmerksamkeit und haben Höhen und Tiefen. Jedoch lässt sich niemand wirklich aus der Ruhe bringen. Alle sind cool. Das macht das Buch für mich zuletzt weniger ergreifend. Das ist besonders schade, weil der Autor den Zeitgeist rund um die Protagonisten so präzise einfängt, ohne zu beschreibend zu wirken. Es ist nicht nur das Leben in Berlin das erlebbar gemacht wird, sondern die vielseitigen Perspektiven, für die sich Menschen in ihren 30er entscheiden können und die der Autor aufeinander treffen lässt. Es ist jedoch der Zeitgeist von vor allem weißen, liberalen Intellektuellen.
Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch einfach nur furchtbar - oder furchtbar gut finde! Obwohl mir die Charaktere höchst unsympathisch sind, haben sie mich verdammt gut unterhalten. Und die Sprache war zwar irgendwie nervig, aber auch faszinierend: eine konsequente Verlängerung der Protagonisten und genial auf den Punkt ... Tanja und Jerome sind wie der sprichwörtliche Autounfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Oder wie ein Instagram Feed, durch den man abends todmüde viel zu lange scrollt, weil man das blöde Handy einfach nicht aus der Hand legen kann. 3,5 Sterne. Zumindest denke ich immer noch über das Buch nach. Oh, und das Cover ist echt schön!
Einerseits gefällt mir die Reflektiertheit der Hauptfiguren, andererseits wirken durch die ständige Rationalisierung selbst Sex und Drogenerfahrungen durchkalkuliert und steril. Alles unverbindlich und irgendwie egal. Auf Abstand gehalten. Nach all dem Hype hatte ich mir deutlich mehr von dem Buch versprochen, es war aber interessant genug um es ganz durchzulesen.
Ein Buch mit wenig plot, dafür sehr vielen Alltags-, Innen- und Gesellschaftsbeobachtungen zweier End-Zwanziger in deutschen Großstädten. Während ich zu den zwei Protagonist:innen keine wirkliche Verbindung aufbauen konnte, werd ich sicher über die ein oder andere Beobachtung noch länger nachdenken. Ein bisschen wie ein deutsches, männlich geschriebenes "Normal People", was ich irgendwie spannend find, aber da ich mit Normal People auch meine Schwierigkeiten hatte, hatte ich sie hier auch wieder - mehr als 280 Seiten wären auch nicht drin gewesen, jede Seite mehr hätte mich extrem angestrengt 😂