Zum Paradies
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Hanya Yanagihara, 1974 in Los Angeles geboren und in Hawaii aufgewachsen, ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihr zweiter Roman »Ein wenig Leben«, nominiert für den Man Booker Prize und den National Book Award, zählt zu den außergewöhnlichsten und meistdiskutierten literarischen Werken der vergangenen Jahre. Ihr erster Roman »Das Volk der Bäume« wurde 2019 ins Deutsche übersetzt.Torben Kessler, geboren 1975, studierte Schauspiel, Gesang und Tanz an der Folkwang Hochschule Essen. Es folgten Engagements in Düsseldorf, Freiburg, Leipzig, Frankfurt und Hannover. Neben der Bühne ist er auch im Fernsehen und Kino zu sehen, unter anderem spielte er in TV-Serien wie »Tatort«, »SOKO Leipzig« und »Polizeiruf 110« sowie im Kinofilm »Der Baader Meinhof Komplex«. Als Hörbuchsprecher konnte sich Torben Kessler mit Lesungen von Joël Dickers Romanen sowie mit Dave Eggers' »Der Circle« und Hanya Yanagiharas »Ein wenig Leben« einen Namen machen.
Beiträge
Hanya Yanagiharas "Zum Paradies" ist schon ein Brocken. Mit fast 900 Seiten ist der Roman nichts für mal eben zwischendurch, insbesondere, da man sich auch ziemlich konzentrieren muss, um die Bezüge zwischen den einzelnen Kapiteln richtig zuordnen zu können. Eigentlich bekommt man mit diesem Roman, nämlich drei Bücher in einem. Die beschriebenen Ereignisse geschehen auf drei Zeitebenenen (um 1893, um 1993, um 2093) rund um die Bewohner eines New Yorker Hauses. Das ist aber noch nicht alles. Es handelt sich nicht um das New York, das wir kennen. Die Vereinigten Staaten gibt es nicht, die einzelnen Regionen sind in unterschiedliche Konstruktionen mit unterschiedlichen Gesetzen aufgeteilt. Das zweite Buch um das Königreich Hawaii hat mir persönlich dabei etwas weniger gefallen. Das dritte ist aber der absolute Wahnsinn. Wie Yanagihara den Leser in diese vom Klimawandel und Pandemien zerstörte Welt schmeißt und man dann aus zwei verschiedenen Perspektiven und diversen Zeitsprüngen erst nach und nach Licht ins Dunkle bekommt, ist meisterhaft. "Zum Paradies" ist eine wortgewaltige Parabel auf insere Zeit und gleichzeitig ein beeindruckendes Plädoyer für Liebe und gegen Homophobie.
Nachdem ich „Ein wenig Leben“ gelesen hatte, wusste ich, dass mir der Schreibstil und die Erschaffung der Charaktere durch Hanya Yanagihara sehr gut gefällt. Auch bei „Zum Paradies“ fand ich beeindruckend, was für verschiedene Arten von Menschen sie mit verschiedenen Facetten der selben Emotion erschaffen konnte. Das Buch spiegelt sehr viel Menschlichkeit und behandelt gleichzeitig viele politische, ethische und moralische Fragen. Das Buch ist in 3 Stories aus 1893, 1993 und 2093 aufgeteilt, welche alle verschiedene missglückte Arten Amerikas darstellen. Vor allem das letzte Buch (eine Dystopie in eines autoritären, von Seuchen belasteten Staates) hat mir ein wenig was abverlangt, gerade mit der heutigen politischen und weltgesundheitlichen Lage. Ich konnte mich in die Charaktere hineinfühlen und verstand an vielen Stellen ihren Schmerz, obwohl ich in vielen Situationen selbst anders gehandelt hätte. Die Charaktere haben mir neue Perspektiven eröffnet. Sehr erfrischend fand ich, dass alle drei Geschichten durch dieselbe Namensgebung der Protagonisten und das Haus am Washington Square verbunden waren! Das hat mir trotz des Startes einer neuen Geschichte immer wieder ein vertrautes Gefühl gegeben. Trotzdem verstehe ich, dass das Buch nicht für jeden was ist. Zum Einen ist es ist sehr lang und doch sehr deteilreich, weshalb man es mögen muss, sich in das Leben eines Chatakters hineinzudenken. Dafür bleibt manchmal etwas Handlung auf der Strecke, wodurch wenig Spannung entsteht. Zudem haben alle drei Bücher mehr oder weniger ein Open End, welche ich tatsächlich gut fand, da sie die eigene Fantasie anregen und man sich selbst überlegen kann, was und wieso man es sich für die Charaktere wünscht. Nichtsdestotrotz habe ich es sehr genossen zu lesen, obwohl es an einigen Stellen hätte kürzer oder spannender sein können, aber das war eben nicht das Ziel vom Buch. Für mich eine 4/5 ⭐️
In utter disbelieve!
Oh mein Gott! Wie jedes von Yanagiharas Bücher ein absolutes Meisterwerk. Das Buch selbst ist in drei Teile unterteilt und nachdem ich den ersten Teil zwar gut, aber nicht fähig mit den bisherigen Büchern mitzuhalten empfand, hat es sich nur gebessert und gebessert. Die Seiten 300-700 haben mich so unfassbar mitgerissen, ja geradezu eingesogen, es ist einfach unglaublich. Danach flachte die Story etwas ab, aber nur um mit einem mich in Schock zurücklassendem Finale zu enden. Ich bin wirklich ein riesiger Fan von Hanya Yanagihara, alle ihre Bücher sind wärmstens zu empfehlen und begleiten mich nachhaltig. Wow!
Hanya Yanagihara versteht es wie keine Zweite menschliche Charaktere, Beziehungen und deren Abgründe so bildlich und mitreißend zu beschreiben
Dies war für mich das dritte Buch der Autorin und ich wurde wieder nicht enttäuscht. Wenn man einmal die Schreibweise der Autorin für sich verinnerlicht hat fliegt man nur so durch die Seiten. 1893- Diese Geschichte hat mich sehr berührt, fühlte sich wie eine historische Geschichte an, wie sie sich hätte wirklich so zutragen können. Fiktion und Wirklichkeit vermischt sich perfekt. 1993- habe ich leider nach einiger Zeit übersprungen, da ich in diese Geschichte nicht gut hineingefunden habe. 2093 - hat mich dafür von Anfang an absolut in den Bann gezogen die Autorin malt eine düstere, dystopische Zunkunft mit Pandemien, Klimakatastrophen und dem Verschwinden von Vegetation und Tieren. Zudem herrscht ein absoluter Überwachungsstaat. Zwei Zeitlinien werden uns beschrieben, davon eine Darstellung ausschließlich in Briefform. Sehr gelungen. Zum Ende rasant und berührend. Alles in allem wieder ein absolut grandioses Buch der Autorin. Ich hoffe es wird irgendwann ein weiteres Werk von ihr erscheinen.
Eine wunderbare Autorin
Ein Mensch war das schlimmste Vermächtnis, denn ein Mensch war von Natur aus unberechenbar." "Zum Paradies" ist das zweite Buch, das ich von Hanya Yanagihara gelesen habe. Es geht um die Frage was uns Menschen eigentlich aneinander bindet und was wir tun würden, um jene zu beschützen, die wir lieben. (Übersetzt aus dem Englischen von Stephan Kleiner.) Das Buch ist in drei Bücher aufgeteilt: Buch I spielt im Jahr 1893 in den USA, das aber anders ist als das das wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Die Hauptrolle hier spielt der aus einer wohlhabenden Familie stammende David Bingham, der seinem Herzen folgt und in eine ungewisse Zukunft flieht. In Buch II finden wir uns in Manhattan im Jahr 1993 wieder. Es gibt eine AIDS-Epidemie, die viele Menschen dahinrafft. Der junge David "Kawika" Bingham verschweigt seinem Mann die Geschichte und die Erlebnisse seiner Kindheit auf Hawaii und hadert mit dem Schicksal seines Vaters. Das letzte Buch nimmt uns mit in eine Zukunft, die die Frage aufwirft, wie viel Unfreiheit wir in Kauf nehmen würden für den Schein von Sicherheit. Dieses dritte Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2093, wirft uns aber durch die Briefe eines Charles an einen Peter in einen Zeitraum von 20 - 50 Jahre zurück. Im Kern geht es hier um Charlie Bingham, die in einer arrangierten Ehe mit Edward lebt. Charlie hat eine schwere Epidemie überstanden, jedoch hatte das Medikament Nebenwirkungen, die Charlie im Wesen verändert haben. Hanya Yanagihara versteht es absolut wundervolle Geschichten zu schreiben. "Zum Paradies" ist ein großartiges Buch, das mich jedoch hier und da auch etwas unbefriedigt zurückließ und das durch einige Wiederholungen auch etwas ausladend wirkt. Der für mich erschütterndste und zugleich packendste Part, war definitiv Buch III. Hier wird uns von einer Zukunft erzählt, die so unglaublich schrecklich, abstoßend, verstörend und absolut nicht lebenswert ist. Eine Zukunft, die den Menschen ihre Rechte und ihre Freiheit nimmt und in der sich das Leben der Menschen nur um den Kampf gegen neue Krankheitsausbrüche dreht. "Zum Paradies" ist komplett anders als "Ein wenig Leben", deswegen aber nicht weniger gut. Und es hat definitiv eine gewisse Sogwirkung, die mich teilweise richtig in den Geschehnissen gefangen hielt. Was meine Unzufriedenheit angeht betrifft sie vor allem die offenen Enden - hier hätte mich das Schicksal bestimmter Menschen einfach brennend interessiert. Und zum anderen auch den Punkt, dass ich nicht weiß, wie ich die drei Bücher im Verhältnis zueinander einordnen kann/soll.

Okay, ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei reden. „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara ist der pure Wahnsinn. Es ist ein Epos über drei Jahrhunderte, drei Menschen und einen gemeinsamen Ort. 1893: Männer können schon jetzt Männer heiraten (Frauen – Frauen), in bestimmten Staaten, aber immerhin. Matchmaking, es geht viel um Geld. Aber … vielleicht ja auch um Liebe? Sicher sogar. Verlust und Ängste. Eine unglaubliche Geschichte, die sich auch um die Kolonien dreht und hier eine Frage stellt, die wichtig erschien. „Wie weit dürfen sich Schwarze in Amerika ausbreiten? (Im Jahr 1893)“ Und oh Mann, es ist verrückt und spannend. Ich mochte David und die anderen Protagonisten, selbst den Großvater. Es ist eine leidenschaftliche und verwirrende Zeit. 1993: Aids ist ein Thema. Wir blicken zurück. Es gibt einen philosophischen Beitrag über Hawaii. Über Kolonisten – erneut – und wie sich das Land verändert/ geprägt hat. Liebe. Leid. Alles. 2093: Die Zukunft. Die Welt hatte viele Viren, Seuchen bekämpft. Es ist aktueller denn je. Es ist brisant. Vieles wird kontrolliert, das Essen ebenfalls. Die Protagonisten teilen sich die Namen in den Geschichten. Was manchmal verwirrend sein kann, wenn man sich fragt: Oh, hä? Wie kommt es? Ich war toll zu lesen, wie leidenschaftlich über so viele Themen gesprochen wurden. Wie viel Zeit und Energie investiert wird. Das Buch ist sehr umfangreich und doch hört es manchmal einfach so auf, was mich wiederum irritiert hat – erleben wir doch 3 Jahrhunderte. All diese Zeit, all diese Menschen. All diese Leben. Ein solches Buch … Es wird mich noch lange beschäftigen. **** Damit habe ich nicht gerecht. Ein 895 Seiten schweres Buch, so gewaltig wie kaum ein anderes. Wort gewandt, voller Gedanken und Ideen. Ein Feuerwerk. Genau, das ist es. Mit Charakteren, die so viel mehr bieten, als manch ein Werk. Überraschend und doch bodenständig. Es gibt viel zum Nachdenken, viel zu verarbeiten. Nachhaltig bleibt es. So viel ist sicher.
Schwieriges Buch. Drei Geschichten in völlig unterschiedlichen Epochen, mit zum Teil gleichen Namen, was Anfangs sehr irritiert. Teil 1 - 3 ⭐️ ( hier ist irgendwie eine Story ) Teil 2 - 1 ⭐️ ( gerade der zweite Teil langatmig) Teil 3 - 3 ⭐️ ( hätte man mehr machen können ) Gerade im zweiten Teil hätte ich fast abgebrochen

"Der Gedanke, meine Herkunft könnte mich dazu nötigen, überhaupt auf irgendeine Art zu sein, war so fremdartig, dass man mir ebenso gut hätte sagen können, es gäbe eine andere, korrekte Art zu atmen oder zu schlucken." (S. 341f) In gewisser Weise strebt jeder Mensch nach einem Leben voller Glückseligkeit und Liebe, ohne Sorgen und Ängste, letztlich: dem Paradies. In ihrem neuen Roman „Zum Paradies“ (OT: To Paradise, aus dem Englischen von Stephan Kleiner) erzählt Hanya Yanagihara in von menschlichen Schicksalen, ihrer Suche nach dem Paradies zu unterschiedlichen Zeitpunkten der amerikanischen Geschichte – oder einem Land, das an es erinnern soll. Im ersten Teil begleiten wir David Bingham, einen jungen Mann Mitte Zwanzig, der 1893 mit seinem Großvater in dessen Haus am Washington Square in New York wohnt. Es ist eine Gesellschaft, in der Homosexualität und gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt, ja, normal sind. Als letzter Junggeselle der Familie steht er sich unter Zugzwang, um sein Erbe antreten zu können, und wird schließlich Charles Griffith, einem wohlhabenden, aber wesentlich älteren Witwer, vorgestellt. Sein Großvater wünscht, dass sie beide die Ehe vollziehen, doch David fühlt sich zu dem geheimnisvollen, mittellosen Musiklehrer Edward Bishop hingezogen. Nun liegt es an ihm zu entscheiden: Möchte er ein sorgloses, beständiges Leben mit Charles führen oder sein Erbe aufgeben, seinem Herzen folgen und mit Edward leben? Etwa hundert Jahre später, erneut New York. David Bingham – allerdings ein anderer als in Teil Eins – hat eine Affäre mit seinem Vorgesetzten Charles, dem Senior Partner einer Anwaltskanzlei. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, einzig heimliche, sehnsuchtsvolle Blicke sind erlaubt. Als David jedoch einen Brief von seinem Vater erhält, der in seiner Heimat Hawai’i im Sterben liegt, schweifen seine Gedanken immer wieder ab. Wer war sein Vater und welchen Einfluss hat seine Herkunft auf sein heutiges Leben, was ist damals vorgefallen? Der letzte Teil des Buches spielt in einer dystopisch anmutenden Welt, die von den immer wieder auftretenden Pandemien in die Knie gezwungen wurde. Eine junge Frau lebt zu Beginn der 2090er Jahre mit ihrem eher kühlen Ehemann in einer ihnen zugeteilten Wohnung in Zone Acht. Ihr Tagesrhythmus ist von der Arbeit im Labor bestimmt, einzig der eine freie Abend jede Woche gibt eine Idee von Freiheit. Selbst hat sie kein Bedürfnis, die Wohnung zu verlassen, ist aber schon neugierig, wie und wo ihr Ehemann seinen Abend verbringt. Sie folgt ihm und kommt seinem Geheimnis schließlich auf die Spur – bis eine Katastrophe geschieht. Allerdings weiß sie nicht, welche Rolle ihr Vater und ihr Großvater in der Regierung und bei der Bekämpfung der Pandemien in den letzten Jahrzehnten spielten. Wie man merkt, eine Verbindung inhaltlicher Art besteht zwischen den drei Teilen nicht wirklich, sie ist viel eher thematischer oder übertragener Natur: In jeder Geschichte ist das Haus am Washington Square von mehr oder weniger zentraler Bedeutung, ebenso wie die Namen der Protagonist:innen – David, Charles und Edward -, der Einfluss einer Krankheit oder Pandemie auf die Gesellschaft und das Leben, die Unterschiede ihres Stands in der Gesellschaft und die Umkehr einer heteronormativen in eine queer-freundliche Ordnung. Letztlich bleibt es jedoch beim Schmunzeln ob der oberflächlichen Überschneidung – eine tiefere Verbindung wird man vergeblich suchen. Hanya Yanagiharas Art zu schreiben, ist beeindruckend. Sie schafft mit ihren Worten eine magische Anziehungskraft, gibt jeder Geschichte eine der Epoche in Tonalität und Stil entsprechende Atmosphäre. Besonders im ersten Abschnitt war ich wie gefangen von den Kämpfen, die David mit seinem Herz und Verstand ausfechtet, entweder-oder-... Doch ab Mitte des zweiten Teils verlor sie mich. Die Sätze zogen sich ins Unendliche, sie schweifte aus, schlug Bögen, die ich für den Fortgang der Handlung nicht nachvollziehen konnte, wenn überhaupt so etwas wie eine Handlung dahintersteckte. Die Protagonisten verloren an Tiefe, die Emotionen schwanden – und meine Aufmerksamkeit mit ihnen. Der stilistische Wandel hin zur Dystopie und die sprunghaften Wechsel des Perspektiven und Zeitebenen im dritten Teil konnten mich leider auch nur mäßig begeistern. Mir gefiel die distanzierte, etwas emotionsarme Sprache der Protagonistin zunächst sehr, doch gerade das ist wohl auch der Grund dafür, dass ich selbst den Spaß am Lesen verlor, alles nur noch hin- und wahrnahm. Das Ende jedoch, das den Weg ins Ungewisse, gebeutelt von Katastrophen, freigibt, gefiel mir auf eine perfide Weise, erinnert es doch an das derzeitige Leben mit der Corona-Pandemie: wohin wird das alles führen, zu welchem Ausgang? Denn das ist es, was aus jeder der Geschichten spricht, wenn man so mag das sie letztlich verbindende Element: Hoffnung und Zuversicht. Darauf, dass sich trotz all der Hindernisse, die einem das Leben, die Gesellschaft in den Weg legen, alles zum Guten wendet. Dass man ein Leben in Sicherheit und voller Liebe führen wird, seiner Herkunft, seiner Sexualität zum Trotz, zu welcher Zeit, in welcher Realität auch immer, den Weg zum Paradies findet. Doch ich habe ihn mit diesem Buch leider nicht gefunden.
Eine knappe Woche nach Release und nach dem Sturm der Rezensionen traue ich mich dann auch mal, mit meinen two Cents um die Ecke zu kommen. Dies ist also der lang erwartete, dritte Roman von Hanya Yanagihara, der leider den nach "Ein wenig Leben" sehr hohen Erwartungen gerecht werden muss. Und wieder einmal ist Yanagiharas Werk mächtig umfangreich und umfasst viele, viele Jahre. Muss ich den Plot eigentlich noch wiedergeben oder kennt ihr den alle schon auswendig?
„Zum Paradies ist deshalb ein so berührender Roman, weil er so schön ist. Er ruft nach uns, er winkt uns heran, er zwingt uns zum Hinsehen, und er schenkt uns Bilder, die so intim und aufgeladen sind, dass wir sie nicht mehr vergessen.“ (Karsten Kredel, Verleger) Ein Satz aus dem Vorwort meines Rezensionsexemplars, der mein Gefühl nach der Lektüre wunderbar in Worte fasst. Auch der dritte Roman von Hanya Yanagihara konnte mich wieder von Beginn an für sich einnehmen, so anders als die beiden vorangegangenen Bücher, so großartig wie die beiden vorangegangenen Bücher. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die lose zusammenhängen und doch durch einen Ort und Namen verbunden sind. Zunächst begeben wir uns in die Vergangenheit. Hat man den Klappentext nicht gelesen, wird das Erstaunen groß sein: Im Amerika des 19. Jahrhunderts sind die Menschen frei. Ob Männern oder Frauen einander heiraten, es ist ohne Bedeutung. Die Wahl ist frei und wer sich nicht entscheiden kann oder will, für den kann die Ehe auch arrangiert werden. Aber macht die Vielzahl der Möglichkeiten auch glücklicher? Später, 1993, AIDS beherrscht die Welt. Wir tauchen in eine Welt der Männer ein. Liebe, Zuneigung, Sehnsucht und vor allem Angst vor der Krankheit, die jedes Glück zerstört, beschäftigt. Und doch verlieben sich ein junger Hawaiianer und der viel ältere Charles ineinander. David, dessen Geheimnis seiner hawaiianischen Abstammung durch eine Erzählung seines Vaters für den Leser sichtbar wird, ebenso begierig nach Zweisamkeit wie sorgenvoll in die Zukunft schauend. Hoffentlich nur eine Fiktion wird der dritte, letzte und zugleich nachdenklichste Teil des Romans. Ende dieses Jahrhunderts hat sich die Welt verändert. Pandemien sind über die Welt gezogen, nichts ist mehr wie vorher. Die Menschen sind isoliert. Das Internet gibt es der vielen Fakenews wegen längst nicht mehr, das Fernsehen abgeschafft. Lebensmittel sind rationiert, genau wie Strom. Der Klimaveränderungen wegen kann man im Sommer nur noch im Kühlanzug vor die Tür gehen, in festgeschriebenen Gebieten versteht sich. Ja, es ist bedrückend, diesen Teil des Romans zu lesen. Und ich fürchte, die Menschen, die man dringend aufrütteln muss, werden ihn nicht lesen. Aber mir wird er sehr lange im Gedächtnis bleiben. Ich wünsche diesem Roman besonders viele Leser!
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Autorenbeschreibung
Hanya Yanagihara, 1974 in Los Angeles geboren und in Hawaii aufgewachsen, ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihr zweiter Roman »Ein wenig Leben«, nominiert für den Man Booker Prize und den National Book Award, zählt zu den außergewöhnlichsten und meistdiskutierten literarischen Werken der vergangenen Jahre. Ihr erster Roman »Das Volk der Bäume« wurde 2019 ins Deutsche übersetzt.Torben Kessler, geboren 1975, studierte Schauspiel, Gesang und Tanz an der Folkwang Hochschule Essen. Es folgten Engagements in Düsseldorf, Freiburg, Leipzig, Frankfurt und Hannover. Neben der Bühne ist er auch im Fernsehen und Kino zu sehen, unter anderem spielte er in TV-Serien wie »Tatort«, »SOKO Leipzig« und »Polizeiruf 110« sowie im Kinofilm »Der Baader Meinhof Komplex«. Als Hörbuchsprecher konnte sich Torben Kessler mit Lesungen von Joël Dickers Romanen sowie mit Dave Eggers' »Der Circle« und Hanya Yanagiharas »Ein wenig Leben« einen Namen machen.
Beiträge
Hanya Yanagiharas "Zum Paradies" ist schon ein Brocken. Mit fast 900 Seiten ist der Roman nichts für mal eben zwischendurch, insbesondere, da man sich auch ziemlich konzentrieren muss, um die Bezüge zwischen den einzelnen Kapiteln richtig zuordnen zu können. Eigentlich bekommt man mit diesem Roman, nämlich drei Bücher in einem. Die beschriebenen Ereignisse geschehen auf drei Zeitebenenen (um 1893, um 1993, um 2093) rund um die Bewohner eines New Yorker Hauses. Das ist aber noch nicht alles. Es handelt sich nicht um das New York, das wir kennen. Die Vereinigten Staaten gibt es nicht, die einzelnen Regionen sind in unterschiedliche Konstruktionen mit unterschiedlichen Gesetzen aufgeteilt. Das zweite Buch um das Königreich Hawaii hat mir persönlich dabei etwas weniger gefallen. Das dritte ist aber der absolute Wahnsinn. Wie Yanagihara den Leser in diese vom Klimawandel und Pandemien zerstörte Welt schmeißt und man dann aus zwei verschiedenen Perspektiven und diversen Zeitsprüngen erst nach und nach Licht ins Dunkle bekommt, ist meisterhaft. "Zum Paradies" ist eine wortgewaltige Parabel auf insere Zeit und gleichzeitig ein beeindruckendes Plädoyer für Liebe und gegen Homophobie.
Nachdem ich „Ein wenig Leben“ gelesen hatte, wusste ich, dass mir der Schreibstil und die Erschaffung der Charaktere durch Hanya Yanagihara sehr gut gefällt. Auch bei „Zum Paradies“ fand ich beeindruckend, was für verschiedene Arten von Menschen sie mit verschiedenen Facetten der selben Emotion erschaffen konnte. Das Buch spiegelt sehr viel Menschlichkeit und behandelt gleichzeitig viele politische, ethische und moralische Fragen. Das Buch ist in 3 Stories aus 1893, 1993 und 2093 aufgeteilt, welche alle verschiedene missglückte Arten Amerikas darstellen. Vor allem das letzte Buch (eine Dystopie in eines autoritären, von Seuchen belasteten Staates) hat mir ein wenig was abverlangt, gerade mit der heutigen politischen und weltgesundheitlichen Lage. Ich konnte mich in die Charaktere hineinfühlen und verstand an vielen Stellen ihren Schmerz, obwohl ich in vielen Situationen selbst anders gehandelt hätte. Die Charaktere haben mir neue Perspektiven eröffnet. Sehr erfrischend fand ich, dass alle drei Geschichten durch dieselbe Namensgebung der Protagonisten und das Haus am Washington Square verbunden waren! Das hat mir trotz des Startes einer neuen Geschichte immer wieder ein vertrautes Gefühl gegeben. Trotzdem verstehe ich, dass das Buch nicht für jeden was ist. Zum Einen ist es ist sehr lang und doch sehr deteilreich, weshalb man es mögen muss, sich in das Leben eines Chatakters hineinzudenken. Dafür bleibt manchmal etwas Handlung auf der Strecke, wodurch wenig Spannung entsteht. Zudem haben alle drei Bücher mehr oder weniger ein Open End, welche ich tatsächlich gut fand, da sie die eigene Fantasie anregen und man sich selbst überlegen kann, was und wieso man es sich für die Charaktere wünscht. Nichtsdestotrotz habe ich es sehr genossen zu lesen, obwohl es an einigen Stellen hätte kürzer oder spannender sein können, aber das war eben nicht das Ziel vom Buch. Für mich eine 4/5 ⭐️
In utter disbelieve!
Oh mein Gott! Wie jedes von Yanagiharas Bücher ein absolutes Meisterwerk. Das Buch selbst ist in drei Teile unterteilt und nachdem ich den ersten Teil zwar gut, aber nicht fähig mit den bisherigen Büchern mitzuhalten empfand, hat es sich nur gebessert und gebessert. Die Seiten 300-700 haben mich so unfassbar mitgerissen, ja geradezu eingesogen, es ist einfach unglaublich. Danach flachte die Story etwas ab, aber nur um mit einem mich in Schock zurücklassendem Finale zu enden. Ich bin wirklich ein riesiger Fan von Hanya Yanagihara, alle ihre Bücher sind wärmstens zu empfehlen und begleiten mich nachhaltig. Wow!
Hanya Yanagihara versteht es wie keine Zweite menschliche Charaktere, Beziehungen und deren Abgründe so bildlich und mitreißend zu beschreiben
Dies war für mich das dritte Buch der Autorin und ich wurde wieder nicht enttäuscht. Wenn man einmal die Schreibweise der Autorin für sich verinnerlicht hat fliegt man nur so durch die Seiten. 1893- Diese Geschichte hat mich sehr berührt, fühlte sich wie eine historische Geschichte an, wie sie sich hätte wirklich so zutragen können. Fiktion und Wirklichkeit vermischt sich perfekt. 1993- habe ich leider nach einiger Zeit übersprungen, da ich in diese Geschichte nicht gut hineingefunden habe. 2093 - hat mich dafür von Anfang an absolut in den Bann gezogen die Autorin malt eine düstere, dystopische Zunkunft mit Pandemien, Klimakatastrophen und dem Verschwinden von Vegetation und Tieren. Zudem herrscht ein absoluter Überwachungsstaat. Zwei Zeitlinien werden uns beschrieben, davon eine Darstellung ausschließlich in Briefform. Sehr gelungen. Zum Ende rasant und berührend. Alles in allem wieder ein absolut grandioses Buch der Autorin. Ich hoffe es wird irgendwann ein weiteres Werk von ihr erscheinen.
Eine wunderbare Autorin
Ein Mensch war das schlimmste Vermächtnis, denn ein Mensch war von Natur aus unberechenbar." "Zum Paradies" ist das zweite Buch, das ich von Hanya Yanagihara gelesen habe. Es geht um die Frage was uns Menschen eigentlich aneinander bindet und was wir tun würden, um jene zu beschützen, die wir lieben. (Übersetzt aus dem Englischen von Stephan Kleiner.) Das Buch ist in drei Bücher aufgeteilt: Buch I spielt im Jahr 1893 in den USA, das aber anders ist als das das wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Die Hauptrolle hier spielt der aus einer wohlhabenden Familie stammende David Bingham, der seinem Herzen folgt und in eine ungewisse Zukunft flieht. In Buch II finden wir uns in Manhattan im Jahr 1993 wieder. Es gibt eine AIDS-Epidemie, die viele Menschen dahinrafft. Der junge David "Kawika" Bingham verschweigt seinem Mann die Geschichte und die Erlebnisse seiner Kindheit auf Hawaii und hadert mit dem Schicksal seines Vaters. Das letzte Buch nimmt uns mit in eine Zukunft, die die Frage aufwirft, wie viel Unfreiheit wir in Kauf nehmen würden für den Schein von Sicherheit. Dieses dritte Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2093, wirft uns aber durch die Briefe eines Charles an einen Peter in einen Zeitraum von 20 - 50 Jahre zurück. Im Kern geht es hier um Charlie Bingham, die in einer arrangierten Ehe mit Edward lebt. Charlie hat eine schwere Epidemie überstanden, jedoch hatte das Medikament Nebenwirkungen, die Charlie im Wesen verändert haben. Hanya Yanagihara versteht es absolut wundervolle Geschichten zu schreiben. "Zum Paradies" ist ein großartiges Buch, das mich jedoch hier und da auch etwas unbefriedigt zurückließ und das durch einige Wiederholungen auch etwas ausladend wirkt. Der für mich erschütterndste und zugleich packendste Part, war definitiv Buch III. Hier wird uns von einer Zukunft erzählt, die so unglaublich schrecklich, abstoßend, verstörend und absolut nicht lebenswert ist. Eine Zukunft, die den Menschen ihre Rechte und ihre Freiheit nimmt und in der sich das Leben der Menschen nur um den Kampf gegen neue Krankheitsausbrüche dreht. "Zum Paradies" ist komplett anders als "Ein wenig Leben", deswegen aber nicht weniger gut. Und es hat definitiv eine gewisse Sogwirkung, die mich teilweise richtig in den Geschehnissen gefangen hielt. Was meine Unzufriedenheit angeht betrifft sie vor allem die offenen Enden - hier hätte mich das Schicksal bestimmter Menschen einfach brennend interessiert. Und zum anderen auch den Punkt, dass ich nicht weiß, wie ich die drei Bücher im Verhältnis zueinander einordnen kann/soll.

Okay, ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei reden. „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara ist der pure Wahnsinn. Es ist ein Epos über drei Jahrhunderte, drei Menschen und einen gemeinsamen Ort. 1893: Männer können schon jetzt Männer heiraten (Frauen – Frauen), in bestimmten Staaten, aber immerhin. Matchmaking, es geht viel um Geld. Aber … vielleicht ja auch um Liebe? Sicher sogar. Verlust und Ängste. Eine unglaubliche Geschichte, die sich auch um die Kolonien dreht und hier eine Frage stellt, die wichtig erschien. „Wie weit dürfen sich Schwarze in Amerika ausbreiten? (Im Jahr 1893)“ Und oh Mann, es ist verrückt und spannend. Ich mochte David und die anderen Protagonisten, selbst den Großvater. Es ist eine leidenschaftliche und verwirrende Zeit. 1993: Aids ist ein Thema. Wir blicken zurück. Es gibt einen philosophischen Beitrag über Hawaii. Über Kolonisten – erneut – und wie sich das Land verändert/ geprägt hat. Liebe. Leid. Alles. 2093: Die Zukunft. Die Welt hatte viele Viren, Seuchen bekämpft. Es ist aktueller denn je. Es ist brisant. Vieles wird kontrolliert, das Essen ebenfalls. Die Protagonisten teilen sich die Namen in den Geschichten. Was manchmal verwirrend sein kann, wenn man sich fragt: Oh, hä? Wie kommt es? Ich war toll zu lesen, wie leidenschaftlich über so viele Themen gesprochen wurden. Wie viel Zeit und Energie investiert wird. Das Buch ist sehr umfangreich und doch hört es manchmal einfach so auf, was mich wiederum irritiert hat – erleben wir doch 3 Jahrhunderte. All diese Zeit, all diese Menschen. All diese Leben. Ein solches Buch … Es wird mich noch lange beschäftigen. **** Damit habe ich nicht gerecht. Ein 895 Seiten schweres Buch, so gewaltig wie kaum ein anderes. Wort gewandt, voller Gedanken und Ideen. Ein Feuerwerk. Genau, das ist es. Mit Charakteren, die so viel mehr bieten, als manch ein Werk. Überraschend und doch bodenständig. Es gibt viel zum Nachdenken, viel zu verarbeiten. Nachhaltig bleibt es. So viel ist sicher.
Schwieriges Buch. Drei Geschichten in völlig unterschiedlichen Epochen, mit zum Teil gleichen Namen, was Anfangs sehr irritiert. Teil 1 - 3 ⭐️ ( hier ist irgendwie eine Story ) Teil 2 - 1 ⭐️ ( gerade der zweite Teil langatmig) Teil 3 - 3 ⭐️ ( hätte man mehr machen können ) Gerade im zweiten Teil hätte ich fast abgebrochen

"Der Gedanke, meine Herkunft könnte mich dazu nötigen, überhaupt auf irgendeine Art zu sein, war so fremdartig, dass man mir ebenso gut hätte sagen können, es gäbe eine andere, korrekte Art zu atmen oder zu schlucken." (S. 341f) In gewisser Weise strebt jeder Mensch nach einem Leben voller Glückseligkeit und Liebe, ohne Sorgen und Ängste, letztlich: dem Paradies. In ihrem neuen Roman „Zum Paradies“ (OT: To Paradise, aus dem Englischen von Stephan Kleiner) erzählt Hanya Yanagihara in von menschlichen Schicksalen, ihrer Suche nach dem Paradies zu unterschiedlichen Zeitpunkten der amerikanischen Geschichte – oder einem Land, das an es erinnern soll. Im ersten Teil begleiten wir David Bingham, einen jungen Mann Mitte Zwanzig, der 1893 mit seinem Großvater in dessen Haus am Washington Square in New York wohnt. Es ist eine Gesellschaft, in der Homosexualität und gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt, ja, normal sind. Als letzter Junggeselle der Familie steht er sich unter Zugzwang, um sein Erbe antreten zu können, und wird schließlich Charles Griffith, einem wohlhabenden, aber wesentlich älteren Witwer, vorgestellt. Sein Großvater wünscht, dass sie beide die Ehe vollziehen, doch David fühlt sich zu dem geheimnisvollen, mittellosen Musiklehrer Edward Bishop hingezogen. Nun liegt es an ihm zu entscheiden: Möchte er ein sorgloses, beständiges Leben mit Charles führen oder sein Erbe aufgeben, seinem Herzen folgen und mit Edward leben? Etwa hundert Jahre später, erneut New York. David Bingham – allerdings ein anderer als in Teil Eins – hat eine Affäre mit seinem Vorgesetzten Charles, dem Senior Partner einer Anwaltskanzlei. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, einzig heimliche, sehnsuchtsvolle Blicke sind erlaubt. Als David jedoch einen Brief von seinem Vater erhält, der in seiner Heimat Hawai’i im Sterben liegt, schweifen seine Gedanken immer wieder ab. Wer war sein Vater und welchen Einfluss hat seine Herkunft auf sein heutiges Leben, was ist damals vorgefallen? Der letzte Teil des Buches spielt in einer dystopisch anmutenden Welt, die von den immer wieder auftretenden Pandemien in die Knie gezwungen wurde. Eine junge Frau lebt zu Beginn der 2090er Jahre mit ihrem eher kühlen Ehemann in einer ihnen zugeteilten Wohnung in Zone Acht. Ihr Tagesrhythmus ist von der Arbeit im Labor bestimmt, einzig der eine freie Abend jede Woche gibt eine Idee von Freiheit. Selbst hat sie kein Bedürfnis, die Wohnung zu verlassen, ist aber schon neugierig, wie und wo ihr Ehemann seinen Abend verbringt. Sie folgt ihm und kommt seinem Geheimnis schließlich auf die Spur – bis eine Katastrophe geschieht. Allerdings weiß sie nicht, welche Rolle ihr Vater und ihr Großvater in der Regierung und bei der Bekämpfung der Pandemien in den letzten Jahrzehnten spielten. Wie man merkt, eine Verbindung inhaltlicher Art besteht zwischen den drei Teilen nicht wirklich, sie ist viel eher thematischer oder übertragener Natur: In jeder Geschichte ist das Haus am Washington Square von mehr oder weniger zentraler Bedeutung, ebenso wie die Namen der Protagonist:innen – David, Charles und Edward -, der Einfluss einer Krankheit oder Pandemie auf die Gesellschaft und das Leben, die Unterschiede ihres Stands in der Gesellschaft und die Umkehr einer heteronormativen in eine queer-freundliche Ordnung. Letztlich bleibt es jedoch beim Schmunzeln ob der oberflächlichen Überschneidung – eine tiefere Verbindung wird man vergeblich suchen. Hanya Yanagiharas Art zu schreiben, ist beeindruckend. Sie schafft mit ihren Worten eine magische Anziehungskraft, gibt jeder Geschichte eine der Epoche in Tonalität und Stil entsprechende Atmosphäre. Besonders im ersten Abschnitt war ich wie gefangen von den Kämpfen, die David mit seinem Herz und Verstand ausfechtet, entweder-oder-... Doch ab Mitte des zweiten Teils verlor sie mich. Die Sätze zogen sich ins Unendliche, sie schweifte aus, schlug Bögen, die ich für den Fortgang der Handlung nicht nachvollziehen konnte, wenn überhaupt so etwas wie eine Handlung dahintersteckte. Die Protagonisten verloren an Tiefe, die Emotionen schwanden – und meine Aufmerksamkeit mit ihnen. Der stilistische Wandel hin zur Dystopie und die sprunghaften Wechsel des Perspektiven und Zeitebenen im dritten Teil konnten mich leider auch nur mäßig begeistern. Mir gefiel die distanzierte, etwas emotionsarme Sprache der Protagonistin zunächst sehr, doch gerade das ist wohl auch der Grund dafür, dass ich selbst den Spaß am Lesen verlor, alles nur noch hin- und wahrnahm. Das Ende jedoch, das den Weg ins Ungewisse, gebeutelt von Katastrophen, freigibt, gefiel mir auf eine perfide Weise, erinnert es doch an das derzeitige Leben mit der Corona-Pandemie: wohin wird das alles führen, zu welchem Ausgang? Denn das ist es, was aus jeder der Geschichten spricht, wenn man so mag das sie letztlich verbindende Element: Hoffnung und Zuversicht. Darauf, dass sich trotz all der Hindernisse, die einem das Leben, die Gesellschaft in den Weg legen, alles zum Guten wendet. Dass man ein Leben in Sicherheit und voller Liebe führen wird, seiner Herkunft, seiner Sexualität zum Trotz, zu welcher Zeit, in welcher Realität auch immer, den Weg zum Paradies findet. Doch ich habe ihn mit diesem Buch leider nicht gefunden.
Eine knappe Woche nach Release und nach dem Sturm der Rezensionen traue ich mich dann auch mal, mit meinen two Cents um die Ecke zu kommen. Dies ist also der lang erwartete, dritte Roman von Hanya Yanagihara, der leider den nach "Ein wenig Leben" sehr hohen Erwartungen gerecht werden muss. Und wieder einmal ist Yanagiharas Werk mächtig umfangreich und umfasst viele, viele Jahre. Muss ich den Plot eigentlich noch wiedergeben oder kennt ihr den alle schon auswendig?
„Zum Paradies ist deshalb ein so berührender Roman, weil er so schön ist. Er ruft nach uns, er winkt uns heran, er zwingt uns zum Hinsehen, und er schenkt uns Bilder, die so intim und aufgeladen sind, dass wir sie nicht mehr vergessen.“ (Karsten Kredel, Verleger) Ein Satz aus dem Vorwort meines Rezensionsexemplars, der mein Gefühl nach der Lektüre wunderbar in Worte fasst. Auch der dritte Roman von Hanya Yanagihara konnte mich wieder von Beginn an für sich einnehmen, so anders als die beiden vorangegangenen Bücher, so großartig wie die beiden vorangegangenen Bücher. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die lose zusammenhängen und doch durch einen Ort und Namen verbunden sind. Zunächst begeben wir uns in die Vergangenheit. Hat man den Klappentext nicht gelesen, wird das Erstaunen groß sein: Im Amerika des 19. Jahrhunderts sind die Menschen frei. Ob Männern oder Frauen einander heiraten, es ist ohne Bedeutung. Die Wahl ist frei und wer sich nicht entscheiden kann oder will, für den kann die Ehe auch arrangiert werden. Aber macht die Vielzahl der Möglichkeiten auch glücklicher? Später, 1993, AIDS beherrscht die Welt. Wir tauchen in eine Welt der Männer ein. Liebe, Zuneigung, Sehnsucht und vor allem Angst vor der Krankheit, die jedes Glück zerstört, beschäftigt. Und doch verlieben sich ein junger Hawaiianer und der viel ältere Charles ineinander. David, dessen Geheimnis seiner hawaiianischen Abstammung durch eine Erzählung seines Vaters für den Leser sichtbar wird, ebenso begierig nach Zweisamkeit wie sorgenvoll in die Zukunft schauend. Hoffentlich nur eine Fiktion wird der dritte, letzte und zugleich nachdenklichste Teil des Romans. Ende dieses Jahrhunderts hat sich die Welt verändert. Pandemien sind über die Welt gezogen, nichts ist mehr wie vorher. Die Menschen sind isoliert. Das Internet gibt es der vielen Fakenews wegen längst nicht mehr, das Fernsehen abgeschafft. Lebensmittel sind rationiert, genau wie Strom. Der Klimaveränderungen wegen kann man im Sommer nur noch im Kühlanzug vor die Tür gehen, in festgeschriebenen Gebieten versteht sich. Ja, es ist bedrückend, diesen Teil des Romans zu lesen. Und ich fürchte, die Menschen, die man dringend aufrütteln muss, werden ihn nicht lesen. Aber mir wird er sehr lange im Gedächtnis bleiben. Ich wünsche diesem Roman besonders viele Leser!