Reichskanzlerplatz

Reichskanzlerplatz

E-Book
3.9103

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Beschreibung

»Ein furchtloser Roman über Mittäterschaft und darüber, wie aus dem kleinen Bösen das große Böse wächst. Kann man denn über das ›Dritte Reich‹ erzählen? Die Frage wird oft gestellt, nicht zu Unrecht. Nora Bossong beantwortet sie mit diesem großartigen Buch, indem sie es tut – vielschichtig, besonnen und erbarmungslos.« Daniel Kehlmann

Als Hans die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«. Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. Während Magda mit ihren Kindern bald in der Wochenschau auftritt, gerät Hans zunehmend in Gefahr. Ein Roman, der über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und eines Landes erzählt, der nicht unausweichlich war.

Nora Bossong zeichnet in ihrem neuen Roman das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und ihres jungen Liebhabers. Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
295
Preis
21.99 €

Autorenbeschreibung

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Nora Bossong lebt in Berlin.

Beiträge

75
Alle
3

Aus der Sicht eines Oberschichts-Jünglings wird der Beginn der Nazi-Diktatur beschrieben, immer schön aus der Seitenrandperspektive als Beamter im diplomatischen Dienst, von der nichts zu befürchten ist, außer mit seiner Homosexualität Schwierigkeiten zu bekommen. Der Roman, der sich um Magda Göbbels drehen soll, es aber nicht wirklich tut, plätschert so dahin. Kein Geniestreich

3.5

Die Deutschen haben die Demokratie so schnell vergessen wie eine Vokabel aus ihrer Schulzeit

Dieses Zitat aus dem Buch hat auch heute Gültigkeit. Die Parallelen aus den 1930er Jahren zu unserer heutigen Zeit fand ich beängstigend. Nora Bossong gibt Hans, dem jungen Geliebten von Magda Goebbels eine Stimme. Zu der Zeit des Verhältnisses zu Hans war sie noch die Stiefmutter von Hans besten Freund und seiner heimlichen und wirklichen Liebe Hellmuth. Sie trug zu dieser Zeit noch den Namen Quandt. Mit der Beziehung zu Joseph Goebbels endete auch die Liebelei mit Hans, die von keinem der beiden als ernsthaft betrachtet wurde. Hans macht als Diplomat seinen Weg im Deutschen Reich und wird nach Norditalien versetzt. Er hat immer mal wieder Kontakt zu Magda, der es in der Beziehung zu Goebbels nicht gut geht. Ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus war dennoch ungebrochen. Hans versucht in der Zeit unauffällig zu bleiben, heiratet, obwohl er eigentlich auf Männer steht und hält sporadisch Kontakt zu seinem Kameraden Karl der eine andere politische Meinung vertritt. Das Buch stellt wichtige Fragen nach Mittäterschaft durch das Wegschauen und Leugnen offensichtlicher Verbrechen am jüdischen Volk. Dennoch konnte es mich nicht ganz packen, was vor allem am Erzählstil lag. Das man nicht viel neues über das Leben von Magda Goebbels erfährt - eine häufige Kritik an dem Buch - stimmt, hat mich aber nicht gestört. Die verschiedenen Anspielungen auf historische Ereignisse musste ich googeln.

5

Super lesbare Longlist

Wer schon immer mal wissen wollte, wie Familie Quant/Klatten zu ihrem Erbe gekommen ist, sollte das Buch lesen. Welche Rolle Magda Göbbels im Konstrukt hatte, welche Herkunft sie hatte… echt interessant! Wie kleine Geister unter den Nazis groß und „große“ Geister durch anbiedern unter den Nazis noch größer geworden sind. Anscheinend konnte man sich die Entnazifizierung doch kaufen ... gut erzählte Geschichtslektion.

5

Theodor Heuss Platz

Berliner Geschichte sehr gut geschrieben. Keine Biografie von Magda Goebbels. Sie soll tatsächlich einen Jugendlichen Lover gehabt haben. Hans ist eine fiktive Figur. Ich fand den Roman immer besser bis zum Ende, da war ich begeistert.

3.5

Bedrückend

Hans verliebt sich in Hellmut und lernt durch ihn dessen Stiefmutter Magda kennen. Eine Frau die bis heute jeder in Deutschland kennt, denn an der Seite ihres späteren Ehemannes Joseph Goebbels, wird sie zur Vorzeigefrau und -Mutter im Deutschen Reich. Über viele Jahre folgt man dem Schicksal der zwei Hauptpersonen Hans und Magda und mit jeder Seite die ich gelesen habe, stieg auch mehr mein Unverständnis. Wie Hans es geschafft hat in einem System zu Leben und sogar mitzuwirken, dass ihn jederzeit selbst beseitig hätte. Wie eine Frau, so sehr in ihrer angeblichen Liebe aufgehen kann, dass sie die Schrecken ihres Mannes nicht nur toleriert sondern gar mitträgt. Und auch heute stelle ich mir immer die Frage, könnte so etwas jederzeit wieder passieren?

5

Eine Perle der Longlist - wird sie den Buchpreis gewinnen?! 🤩

Aus Sicht des fiktiven Ich-Erzählers Hans Kesselbach schildert uns Nora Bossong den allmählichen Zerfall der Demokratie in der Zeit zwischen 1919 und 1945. Während seiner Schulzeit freundet er sich mit Hellmut an, dem Sohn des ebenso wohlhabenden wie einflussreichen Industriellen Günther Quandt. So kommt es auch zur Begegnung mit Magda - ist sie zunächst noch Hellmuts sehr junge Stiefmutter, wird sie später zu Magda Goebbels, in zweiter Ehe. Sie ist nicht die Hauptfigur des Romans, wie der Klappentext vermuten ließ - das scheint Hans Kesselbach zu sein, ihr sieben Jahre jüngerer Geliebter. Das würde ich auch als einzigen Kritikpunkt anführen: Ein etwas in die Irre führender Klappentext, der falsche Erwartungen bezüglich Magda Goebbels schürt. Die reale Person Fritz Gerber (ein Liebhaber Magda Goebbels) bildet die Vorlage für den fiktiven Erzähler. Es gibt außer einem Abschiedsbrief keine schriftlichen Hinterlassenschaften von ihr und so hat Nora Bossong die Möglichkeit ergriffen, diese Lücken im Roman kreativ zu füllen - sehr gelungen meiner Meinung nach. Doch ich möchte Euch an dieser Stelle nicht die ganze Handlung des Romans vorwegnehmen, es sei nur gesagt: Ihr werdet gut unterhalten - ein Highlight für alle historisch Interessierten Leser*innen. Wie kam der Roman zu seinem Titel? Der heutige Theodor-Heuss-Platz hieß von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz und davor war es der Reichskanzlerplatz. Nach ihrer Scheidung von Quandt lebte Magda Goebbels dort und stellte den Kontakt zwischen wohlhabenden Industriellen und Hitler her. Das faschistische Regime entwickelte sich fortschreitend durch eine zunächst instabile und schließlich auseinanderfallende Demokratie. Nora Bossong zeigt uns mit „Reichskanzlerplatz“, wie wichtig die Vergangenheit ist, um die Gegenwart zu verstehen. Sie überzeugt auf allen Ebenen, denn der Roman ist ebenso gut recherchiert, wie handwerklich versiert und sprachlich als auch literarisch eine absolute Glanzleistung! Ich bin gespannt, ob er auf der Shortlist landet oder gar den Buchpreis gewinnt - ich drücke die Daumen für Nora Bossong! 🍀💚

4

Nora Bossong beschreibt die Jahre 1919 bis 1944 aus Sicht eines bürgerlichen Mitläufers, kühl und bedrückend, lesenswert.

Laut den Aufzeichnungen von Magda Goebbels Mutter Auguste Behrend hat ein Liebhaber namens Fritz Gerber in Magdas Leben existiert. Wenig ist über ihn bekannt, was Nora Bossong die Freiheit gibt, aus ihm den fiktionalen Protagonisten Hans Kesselbach zu entwerfen (der sich Auguste Behrend gegenüber als Fritz Gerber vorstellt) und ihn diese düstere Zeit, seinen eigenen Opportunismus und, fast nebenbei, seine wiederkehrenden Begegnungen mit der Ehefrau des NS-Propagandaministers beschreiben zu lassen. "Ich weiß nicht, ob ich etwas sagen kann zu der Frage, wie zwangsläufig kam, was dann gekommen ist, nicht nur in Magdas Leben. Die Kundgebungen, die Fackeln und Aufmärsche. Und alles danach. Natürlich habe ich versucht, Magda von diesen Leuten abzubringen, ebenso wie Auguste und Ello es versuchten und andere auch. Die Wahrheit ist, wir haben sie nicht genügend überzeugt. Vielleicht, weil wir selbst nicht überzeugt genug waren. [...] Ist das Gerede von Zwangsläufigkeit nicht bloß der Wunsch, nicht verantwortlich zu sein für die Wendungen, die unsere Geschichte nimmt?" "[...] – und vielleicht waren auch gar nicht die Zeiten schlecht, sondern nur die Menschen."

5

Ich mag halb biographische Romane, die literarisch und klar geschrieben, historische Fakten nebenbei erzählen sowie eine private und öffentliche Person verbinden.

Sprache und Erzählweise sind unglaublch einfühlsam, detailliert und immer klar und nie oberflächlich. Die persönliche Geschichte des Protagonisten und die eher seltenen Berührungen mit Martha Göbbels zieht einen hinein und lässt einen nicht mehr los; auch geschichtlich lehrreich und lesenswert.

Ich mag halb biographische Romane, die literarisch und klar geschrieben,  historische Fakten nebenbei erzählen sowie eine private und öffentliche Person verbinden.
4.5

Tolles Buch!

Das Buch ist sehr interessant geschrieben und bietet einen sehr guten Einblick in die beschriebene Zeit.

3.5

Nora Bossongs "Reichskanzlerplatz" entführt uns in das Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs. Der Roman verspricht ein intensives Porträt von Magda Goebbels, doch diese bleibt überraschend blass. Die fiktive Hauptfigur Hans, die in enge Bekanntschaft mit Magda Goebbels tritt, trägt mehr zur Handlung bei. Während Bossong die Atmosphäre jener Zeit eindrucksvoll einfängt, bleibt die Tiefe der historischen Figur Magda Goebbels aus. Die fiktive Handlungsebene, mit Hans als Hauptfigur, überlagert stellenweise die historische Erzählung. Dennoch bietet der Roman einen spannenden Einblick in das gesellschaftliche Leben jener Zeit und wirft Fragen nach den Mechanismen des Aufstiegs im Nationalsozialismus sowie der moralischen Rechtfertigung des Mitläufertums auf.

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