Gesellschaft mit beschränkter Haftung
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Nora Bossong lebt in Berlin.
Beiträge
Aufstieg und Fall eines Familienunternehmens Der Titel des Romans „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ ist einfach genial, denn er trägt eine Doppeldeutigkeit in sich. All dass, was Nora Bossong beispielhaft vom Familienunternehmen des Frotteewarenherstellers Tietjen erzählt, findet auch in der Gesellschaft und in der Politik seine Parallelen. Es ist eine Geschichte von Macht und Privilegien, Gier und Verantwortungslosigkeit. Der Umsatz muss stimmen, oder die eigenen Interessen müssen geschützt werden, und egal wie diese Ziele erreicht werden, den Preis zahlen andere. Der Verursacher ist nicht gewillt dafür zu haften. Justus Tietjen hat das Familienunternehmen 1918 gegründet und mit harter Hand geführt. Kurt Tietjen junior, Firmenleiter wider Willen in dritter Generation , hat die Globalisierung verschlafen und eine Menge Schulden angehäuft. Auf einer Geschäftsreise nach New York setzt er sich ab, ohne die geschäftlichen Termine überhaupt wahrzunehmen und lässt seinen Schwager und Stellvertreter Werner, sowie seine Tochter Luise wissen, dass er nicht gedenke zurückzukehren. Notgedrungen übernimmt die Tochter die Geschäftsleitung und wird von der Philosophiestudentin zur Firmenlenkerin. Sie trifft die Entscheidungen, die Kurt nicht hatte treffen wollen und verwandelt sich binnen kürzester Zeit zur „eiskalten Kaiserin“, wie es unter vorgehaltener Hand auf den Firmenfluren heißt. Diesen rasanten charakterlichen Verfall fand ich etwas merkwürdig, fast unglaubwürdig. Auch der Charakter von Luises‘s Vater ist stark überzeichnet. Der verwandelt sich in die andere Richtung von dem in Armani gewandeten Geschäftsmann in einen „Niemand“, mit maximaler Freiheit, was sich auch als Irrglaube herausstellt. Beeindruckt hat mich der präzise oft zynische Schreibstil der Autorin und die sicher aufwendige Recherche zu Firmendynastien und ihren Abgründen. Man denkt beim Lesen ganz automatisch an die Krupps und Schleckers in diesem Land. Korruption, Ausbeutung, Betrug, all das wird schöngeredet. Es machen doch alle und man muss doch konkurrenzfähig bleiben. Der Text von Nora Bossong macht nachdenklich und ich fürchte er ist recht nah an der Wirklichkeit.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Nora Bossong lebt in Berlin.
Beiträge
Aufstieg und Fall eines Familienunternehmens Der Titel des Romans „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ ist einfach genial, denn er trägt eine Doppeldeutigkeit in sich. All dass, was Nora Bossong beispielhaft vom Familienunternehmen des Frotteewarenherstellers Tietjen erzählt, findet auch in der Gesellschaft und in der Politik seine Parallelen. Es ist eine Geschichte von Macht und Privilegien, Gier und Verantwortungslosigkeit. Der Umsatz muss stimmen, oder die eigenen Interessen müssen geschützt werden, und egal wie diese Ziele erreicht werden, den Preis zahlen andere. Der Verursacher ist nicht gewillt dafür zu haften. Justus Tietjen hat das Familienunternehmen 1918 gegründet und mit harter Hand geführt. Kurt Tietjen junior, Firmenleiter wider Willen in dritter Generation , hat die Globalisierung verschlafen und eine Menge Schulden angehäuft. Auf einer Geschäftsreise nach New York setzt er sich ab, ohne die geschäftlichen Termine überhaupt wahrzunehmen und lässt seinen Schwager und Stellvertreter Werner, sowie seine Tochter Luise wissen, dass er nicht gedenke zurückzukehren. Notgedrungen übernimmt die Tochter die Geschäftsleitung und wird von der Philosophiestudentin zur Firmenlenkerin. Sie trifft die Entscheidungen, die Kurt nicht hatte treffen wollen und verwandelt sich binnen kürzester Zeit zur „eiskalten Kaiserin“, wie es unter vorgehaltener Hand auf den Firmenfluren heißt. Diesen rasanten charakterlichen Verfall fand ich etwas merkwürdig, fast unglaubwürdig. Auch der Charakter von Luises‘s Vater ist stark überzeichnet. Der verwandelt sich in die andere Richtung von dem in Armani gewandeten Geschäftsmann in einen „Niemand“, mit maximaler Freiheit, was sich auch als Irrglaube herausstellt. Beeindruckt hat mich der präzise oft zynische Schreibstil der Autorin und die sicher aufwendige Recherche zu Firmendynastien und ihren Abgründen. Man denkt beim Lesen ganz automatisch an die Krupps und Schleckers in diesem Land. Korruption, Ausbeutung, Betrug, all das wird schöngeredet. Es machen doch alle und man muss doch konkurrenzfähig bleiben. Der Text von Nora Bossong macht nachdenklich und ich fürchte er ist recht nah an der Wirklichkeit.