Pflaumenregen

Pflaumenregen

Hardcover
3.911
TragödieUmekoKriegsrechtLiteraturwissenschaftler

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Beschreibung

Taiwan in den 1940er Jahren, am Ende der japanischen Kolonialzeit. Während der Pazifische Krieg unaufhaltsam näher rückt, wächst die achtjährige Umeko behütet in einer Kleinstadt im Norden der Insel auf. Sie ist stolz auf ihr gutes Japanisch und himmelt ihren älteren Bruder an, der der Star des örtlichen Baseballteams ist. Als die Armee jedoch am Ortsrand ein Lager für ausländische Kriegsgefangene einrichtet, gerät ihr Leben in einen Strudel aus Schuld und Verbrechen, der die Familie siebzig Jahre später immer noch gefangen hält.
Stephan Thomes neuer Roman ist eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Taiwan und den zähen Überlebenswillen ihrer Bewohner.Pflaumenregenentfaltet ein berührendes historisches Panorama, in dessen Zentrum eine familiäre Tragödie steht. Gleichzeitig zielen die darin aufgeworfenen Fragen auf unsere eigene zerrissene Gegenwart: Was stiftet Zugehörigkeit, wenn persönliche und nationale Identität viel weniger eindeutig sind, als wir glauben? Wie viel wissen wir von denen, die uns am nächsten stehen? Was wissen wir wirklich über uns selbst?
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
526
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Stephan Thome wurde am 23. Juli 1972 in Biedenkopf, Hessen geboren. Nach dem Zivildienst in einer sozialpsychiatrischen Einrichtung in Marburg studierte er Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie in Berlin, Nanking, Taipeh und Tokio. 2005 erschien unter dem Titel Die Herausforderung des Fremden: Interkulturelle Hermeneutik und konfuzianisches Denken seine Dissertationsschrift. Zur selben Zeit begann er als DFG-Stipendiat am Institut für Chinesische Literatur und Philosophie der Academia Sinica zu arbeiten, wo er über konfuzianische Philosophie des 20. Jahrhunderts forschte. Bis 2011 betätigte er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Forschungseinrichtungen in Taipeh und übersetzte unter anderem Chun-chieh Huangs Werk Konfuzianismus: Kontinuität und Entwicklung ins Deutsche. Sein Roman Grenzgang gewann 2009 den aspekte-Literaturpreis für das beste Debüt des Jahres und stand – wie auch sein zweiter Roman Fliehkräfte – auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. 2014 wurde Thome von der Akademie der Künste Berlin mit dem Kunstpreis Literatur ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt die Verfilmung des Romans Grenzgang den Grimme-Preis. Seit 2011 lebt und arbeitet Stephan Thome als freier Schriftsteller; derzeit lebt er in Taipeh.

Beiträge

6
Alle
3

Ein Buch, das auf zwei Zeitebenen in Taiwan spielt; das ist ja erstmal ganz spannend. Ich habe parallel viel bei Wikipedia nachgeschlagen und so einiges über die jüngere Geschichte Taiwans von 1941 bis heute gelernt. Die Geschichte ist für mich allerdings etwas zu verwirrend geschrieben, zudem fast alle Charaktere zwei verschiedene Namen haben, je nachdem in welcher Zeit und an welchem Ort es spielt, entweder japanisch und chinesisch oder chinesisch und englisch. Prinzipiell also ein interessanter Plot, vom Erzählstil und Inhalt aber noch viel Luft nach oben.

5

Wer historische Romane liest und liebt weiß, dass dieses Buch hier thematisch eine echte Perle ist! Ein Buch über die Vergangenheit Taiwains ist unglaublich selten, sodass man dieses hier auf jeden Fall gelesen haben muss. Obwohl ich noch kein Buch des Autors gelesen habe, habe ich viel Positives über ihn gehört. Damit war es klar, „Pflaumenregen“ ist ein must read! Und ich wurde nicht enttäuscht! Herausfordernd sind die vielen, mir nicht geläufigen Namen. Doch mit ein bisschen Mühe und Hilfe, zum Hörbuch gibt es ein Booklet mit den Namen der Hauptpersonen, ein Glossar über wichtige japanische, taiwanesische und chinesische Wörter, Ausdrücke und zwei Karten von Taiwan, kann man diese kleine Hürde gekonnt nehmen. In zwei Handlungssträngen erfahren wir über die achtjährige Umeko, wie es der Bevölkerung als eine japanische Kolonie erging und wie sich alles wandelt, als Japan nach dem Zweiten Weltkrieg kapituliert und Taiwan an die Volksrepublik China fällt und besetzt wird. Ich musste während des Lesens immer wieder Pausen machen, da ich mich im Internet intensiv mit Taiwans Historie auseinandergesetzt und belesen habe. In dieser Hinsicht war das Buch ein sehr spannendes „Projekt“. Plötzlich bekam die Bevölkerung nicht nur eine neue Sprache, die sie von heute auf morgen erlernen und beherrschen musste, nein, auch die jeweiligen Namen der Menschen wurden geändert. So wurde aus der kleinen Umeko Lee Ching-mei. Auf diese Art wurden einfach andere Identitäten über die Menschen gestülpt, für die es nicht leicht war, diesen Eingriff anzunehmen und auszuhalten. Im zweiten Handlungsstrang, dem der Gegenwart, lernen wir die Kinder und Enkel von Umeko kennen, die als Auswanderer in Amerika und England leben und arbeiten. Umekos jüngster Sohn Harry (Hua-li) und seine Nichte Julie (Zhu-li) fühlen sich Taiwan noch ziemlich verbunden und Besuchen Umeko, um ihren 80-sten Geburtstag mit ihr in Taiwan zu feiern. Harry spürt, dass ihm vielleicht nicht mehr viel Zeit mit seinen Eltern bleiben wird und versucht sich der Vergangenheit seiner Eltern zu nähern. Er versucht sich an einem Roman über ein junges taiwanesisches Mädchen, das seine Mutter sein könnte. Im Zuge des Romans bewegen sich die beiden Handlungsstränge aufeinander zu und lüften die Geheimnisse über das Leben von Umeko, Taiwans Historie und die Familiengeschichte / -tragödie von Harry und Julie. Stephan Thome schaffte es mich in den Bann zu ziehen. Ich konnte mir die Geschichte und ihre Figuren bildlich vorstellen. Ich litt mit ihnen und ihrem Schicksal. Die Aktualität dieses Konflikts, im Hinblick auf den Ende Februar ausgebrochen Krieg in der Ukraine, lässt einen das Buch nochmal mit anderen Augen und Ohren lesen bzw. hören. Wird es der Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung wie den Taiwanesen ergehen? Werden sie von Russland besetzt mit einer neuen Amtssprache, neuen Bräuchen usw.? Wird China sich Taiwan nun ganz einverleiben, wie Russland es mit der Ukraine versucht? Zum Hörbuch Die beiden Sprecher haben die Geschichte noch etwas greifbarer für mich gemacht! Es gibt Geschichten, die, wenn man sie hört und sich auch nur aufs Hören konzentrieren muss, noch verständlicher werden. Ich finde, dies ist so eine Geschichte. Als Hörbuch außerordentlich gelungen! Fazit Ein durch und durch interessantes und rundes Buch, das den eigenen Horizont erweitern kann. Ein echtes Highlight, das hoffentlich noch oft gelesen wird. Eine Geschichte, nicht nur für Asien-Interessierte und History-Liebhaber*innen!

4

Wie auf dem Cover des Buches steht ist es eine tiefsinnige Meditation über die Frage: Was ist Heimat? Diese Frage zu beantworten ist für Menschen die kolonisiert werden bestimmt nicht einfach. In diesem Buch wird durch die Geschichte von Umeko deutlich wie es einem ergehen kann, wenn man nicht weiß wohin man eigentlich gehört oder es verleugnen muss... Taiwan war in Umekos jungen Jahren besetzt von Japan und danach von Chinesen. Sie musste nicht nur ihren Namen ändern sowie auch ihre Sprache verleugnen, sondern u.a. die Heimat verlassen... Dieses Auf und Ab der Gefühle beschreibt Thome sehr gut. Jedoch ziehen sich trotz mancher Spannung die Seiten dahin. Da ich bereits das nachfolgende Buch über Taiwan von dem selben Autor gelesen habe ist es mir etwas leichter gefallen das geschichtliche nachzuvollziehen.

4

„Ich will für immer bleiben, denn ich kenne deinen Schmerz am Besten“

Die Menschlichkeit und die Vielfalt der Perspektiven, die in den unterschiedlichen und kunstvoll miteinander verwobenen Charakteren mit ihren individuellen Identitäten, Träumen und Traumata zum Ausdruck kommen, lassen die historischen Gegebenheiten auf schillernde und authentische Weise lebendig werden. Das Buch lädt dazu ein, sich persönlich und multiperspektivisch mit einem Konflikt auseinanderzusetzen, der auch heute noch politisch von großer Relevanz ist. Mein beschämendes Wissensloch über die Geschichte Taiwans und Asiens im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert habe ich mit großer Neugier – durch die Nähe, die das Buch ermöglicht – vertieft und mich weit über die Lektüre hinaus damit beschäftigt. Besonders fasziniert hat mich von Anfang an, wie der Autor es schafft, die Sprachbesonderheiten des Japanischen ins Deutsche zu übertragen und wie er es gelingt, die feinen Unterschiede der Kulturen und Besatzungen sowie die Gräueltaten zu behandeln, ohne dabei ins Überdramatisieren zu verfallen. Auch wenn das Buch einige Längen aufweist, durch die ich es eine Weile mit mir herumgetragen habe, und es gelegentlich zu Verwirrung in den Dialogen und Charakteren kommt, was den Lesefluss etwas stocken lässt, ist es dennoch eine anregende und äußerst bereichernde Lektüre!

„Ich will für immer bleiben, denn ich kenne deinen Schmerz am Besten“
2

Ein Roman zu finden, der in Taiwan zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft spielt, ist nicht einfach. Umso betrüblicher ist es, dass die Möglichkeit uns eine Insel und ihre Geschichte näher zu bringen, nicht konstruktiv genutzt wurde. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal der oben erwähnten Vergangenheit und der Gegenwart. Über eine Familiengeschichte verfolgen wir die politischen Entwicklungen auf Taiwan. Ein spannendes Setting, welches leider sehr unglücklich umgesetzt wurde: die grosse Anzahl an Perspektivfiguren auf beiden Zeitebenen und der nichtgekennzeichnete Wechsel zwischen den Perspektiven innerhalb eines Kapitels, rissen mich nach jedem Absatz aus der Geschichte. Dieses Gefühl wurde durch die sich nicht unterscheidenden Erzählstimmen weiter verstärkt. Ein dritter Kritikpunkt ist der historische Infodump mit Sprichwörtern, Filmreferenzen und Exkursen, die für den Verlauf der Geschichte nicht von Relevanz sind. Was den Eindruck erzeugt, dass der Autor seine umfassenden Kenntnisse ausbreiten zu wollen. Wirklich schade. Genauere Erörterungen der erwähnten Kritikpunkte in meinem Video: https://youtu.be/dJ4GfsawJoA

3

Wie groß war die Vorfreude auf Stephan Thomes zweiten China- bzw. Taiwan-Roman! Vielleicht bin ich mit zu großen Erwartungen an das Buch herangegangen? Über das historische Setting kann man womöglich nur Gutes verlauten lassen. Alles Wissen über Taiwan habe ich begeistert aufgesogen, gerade andere Perspektiven auf die Kolonial- und Kriegszeit (v.a. 2. WK) sind mir in literarischer Form sehr wichtig geworden. Leider rückt der anfängliche Fokus des Buches, der noch die 1940er Jahre umfasst, völlig weg vom Historischen und wir befinden uns nur noch im gegenwärtigen Geschehen, in dem ausschließlich die Vergangenheit bereut wird. Irgendwie erreichten mich die Figuren in ihrem steten Bedauern nicht, die Aufarbeitung passiert so nebenbei und obwohl der Roman so umfangreich ist, wird vieles nur angeteasert. "Gott der Barbaren" von Stephan Thome ist aus vielerlei Gründen ein Lieblingsroman geworden, leider schließt "Pflaumenregen" da nicht an. Weder sprachlich, noch von der Geschichte. Zudem eine Unmenge unschöner und völlig unnötiger Sexszenen. Werde nie verstehen, warum Autor:innen bei 'schöngeistiger' Literatur glauben, vulgäre Sexszenen würden den Roman besser machen. Nope, machen sie nie. Na gut... Ich freu mich trotzdem auf die Lesung in Berlin, haha. ;)

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