Nie mehr leise

Nie mehr leise

Hardcover
4.013

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Beschreibung

Jetzt sind wir dran!

Vom migrantischen Arbeiter:innenkind zur erfolgreichen Akademikerin: Betiel Berhes Kindheit zwischen Hochhäusern hat ihren Blick auf Klassenunterschiede und strukturelle Diskriminierung geschärft. Heute arbeitet sie als Ökonomin und Anti-Rassimus- und -Klassismus-Trainerin und hat das Institut für Social Justice & Radical Diversity in München mitbegründet. Anhand ihrer eigenen Biographie und anderer Lebensgeschichten erzählt sie, wie schwer sozialer Aufstieg ist, welche feinen Unterschiede niemals verschwinden – und wie eine neue migrantische Mittelschicht wächst, die sich gegen strukturellen Klassismus und Rassismus stellt und der Intersektionalität verpflichtet ist. Doch Berhes vielfältige Rollenerfahrungen eröffnen ihr auch den Blick für Solidaritäten, dort, wo andere schon jede Hoffnung aufgegeben haben. Sie zeigt, wie sich momentan eine ganze Gesellschaft im Wandel befindet, indem die Menschen zu Wort kommen und an Einfluss gewinnen, die Diskriminierung und Unterdrückung erfahren haben. Provokant, persönlich, augenöffnend.

Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Gesellschaft & Sozialwissenschaften
Format
Hardcover
Seitenzahl
204
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Betiel Berhe ist studierte Ökonomin und Aktivistin. In der Vergangenheit war sie für zahlreiche internationale Organisationen sowie NGOs tätig, hat das Social Justice Institut in München mitbegründet und ist in unterschiedlichen rassismuskritischen Netzwerken aktiv. Sie hält Vorträge, gibt Workshops und berät zu den Themen Migration, (Anti-)Rassismus, Diversity und Bildung. Aktuell arbeitet sie schwerpunktmäßig zur Verbindung von »Race und Class« im deutschen Kontext.

Beiträge

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Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse hatte ich das große Glück, die wunderbare Betiel Berhe kennenzulernen und gemeinsam mit ihr in einer kleinen Runde über ihr Buch „Nie mehr leise“ zu sprechen - einem auf ihrer eigenen Lebensgeschichte basierenden Essay, das der migrantischen Mittelschicht eine wichtige Stimme verleiht. Inmitten dieses Messewahnsinns ist es der lieben Sara von Aufbau wie auf wundersame Weise gelungen, eine Insel der Ruhe und Intimität zu schaffen, die trotz ihrer kurzen Dauer nicht minder intensiv war. Eine Begegnung, von der ich auch im Nachgang noch sehr gezehrt habe. Es ist natürlich immer irgendwie ein kleines Highlight, Autor:innen persönlich kennenzulernen - und doch war die Begegnung mit Betiel wirklich besonders. Genauso, wie unser Treffen wie eine warme Umarmung war, fühlte ich mich auch vom Buch - das ich natürlich gleich im Anschluss an unser Treffen lesen musste - umarmt. In einer klaren und direkten Sprache zeigt Betiel darin auf, was es heißt, den Weg von der migrantischen Arbeiter:innenklasse in die (akademische) Mittelschicht zu beschreiten, es ‚geschafft‘ zu haben - und doch wieder nicht so richtig dazuzugehören. Obwohl Unterdrückung - angefangen bei Mikroaggressionen - doch verständlicherweise eine große Wut auslösen kann, ist „Nie mehr leise“ keineswegs einfach eine Wutrede. Vielmehr zeigt dieses Buch auf, wie Wut als Antriebskraft genutzt werden kann und in Verbindung mit Empathie Welten bewegen könnte. Ein Buch, in dem sich wohl viele Menschen wiederfinden können und werden, sich davon verstanden fühlen. Wärmste Leseempfehlung! „Für eine andere Gesellschaft“ - yes, please! Ein herzlicher Dank geht an Aufbau für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars und auch für diese grandiose Begegnung im Rahmen der Leipziger Buchmesse.

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[3.5|5 ☆ ]

»Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht« von Betiel Berhe thematisiert Rassismus und Klassismus und deren Verbindung in Deutschland — beides zwei Themen von denen eine großer Anteil der deutschen Bevölkerung nicht will, dass sie existieren. Sie tun es aber (ja, die klassenlose Gesellschaft gibt es nicht!), und umso wichtiger ist es, sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Und genau das macht Betiel Berhe in ihrem Buch. Darin erläutert sie beispielsweise, wie Bildungsklassismus greift; warum unser Schulsystem dringend geupdated werden sollte; wie die Mechanismen von Rassismus und Klassismus (Intersektionalität!) unser Zusammenleben prägen; wie das dreigliedrige Klassenmodell von der Arbeiter*innenklasse profitiert; sie kritisiert Statussymbole und hält uns als Gesellschaft den Spiegel gekonnt vor. Dies macht sie sehr gekonnt anhand von wissenschaftlicher Argumentation und Thesen kombiniert mit Beispielen aus ihrer eigenen Biografie vom migrantischen Arbeiter:innenkind zur erfolgreichen Akademikerin sowie weiterer Lebensgeschichten anderer Migrant*innen. Sie fordert in ihrem erzählendem Sachbuch u.a. ein »größeres Wir« (S.20f), Solidarität, und die Vision einer anderen, pluralen Gesellschaft, um Mensch und Natur wieder in Einklang zu bringen und Ausbeutung sowie Unterdrückung nachhaltig zu beenden (vgl. 187f). »Um die nötigen gesellschaftlichen Prozesse anzustoßen, müssen wir Räume schaffen, in denen nicht nur radikal neu gedacht wird, sondern auch radikal neu zugehört wird. Wir müssen uns in all unserer Unterschiedlichkeiten begegnen, schätzen und zuhören lernen.« (S.185) Betiel Berhe ist Ökonomin, Aktivistin, Mitbegründerinnen Social Justice Institut (München), Anti-Rassismus- und -Klassismus-Trainerin und Autorin. Ein sehr wichtiges Buch, bei dem ich viele neue Aspekte zum Klassensystem in Deutschland gelernt habe und zeigt, dass wir auf diese strukturellen Probleme sehr dringend strukturell als Gesellschaft und Nation reagieren müssen.

[3.5|5 ☆ ]
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„Denn Privilegien bilden auch immer gesellschaftliche Verantwortung ab. Warum? Weil Privilegien Macht bedeuten.“   In „Nie mehr Leise – die neue migrantische Mittelschicht“ beschreibt die Autorin Betiel Berhe nicht nur ihre eigene Erfahrungen mit Rassismus und Klassismus, sondern zeigt auch, welche Wunden und Spuren nie heilen. Sie schildert ihren Aufstieg aus einer Arbeiter_innenklasse in die akademische Mittelschicht und reflektiert ihre Gedanken und ihren Werdegang, denn sie sagt „(…) was ich weiß und jeden Tag spüre, ist, dass ich heute deutlich mehr Privilegien habe als meine Eltern.“   Außerdem verdeutlicht sie - und das ist die in meinen Augen die stärkste Message – wie ‚einfache Sprache‘ geht. Sie bietet allen einen unkomplizierten Einstieg in die Themen Klassismus und Rassismus ohne ‚zu akademisch‘ zu klingen. „Um die strukturelle Diskriminierung aufgrund des sozialen Status zu verstehen, braucht man erst mal ein Bewusstsein für die eigene Klassenzugehörigkeit bzw. die von außen zugewiesene Klasse.“             Besonders spannend und wichtig zu lesen, fand ich im Kapitel „Konsum im Kapitalismus“ den folgenden Absatz: „Das Lastenfahrrad zum Beispiel ist das äußerst sichtbare Statussymbol junger Familien der weißen Mittelschicht. Es demonstriert die Ablehnung, ein Auto zu fahren. Wer gebildet ist, wert legt auf Umweltschutz und genug Geld hat (diese Dinger sind nämlich wahnsinnig teuer), kauft sich lieber ein Lastenfahrrad, um mit der Familie Ausflüge in den Park zu machen oder einkaufen zu fahren.“   Ich kann euch dieses kraftvolle und laute Buch empfehlen. Alle sollten es lesen: Weiße, um sich ihrer Privilegien bewusst zu werden, und alle anderen, um das Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken. Dieses Buch macht nicht nur deutlich, wie schwer es viele Menschen aus der Arbeiter_innenklasse hatten und noch haben, sondern ermutigt und stärkt auch. Es gibt ein Wir. „Um die nötigen gesellschaftlichen Prozesse anzustoßen, müssen wir Räume schaffen, in denen nicht nur radikal neu gedacht wird, sondern auch radikal neu zugehört wird.“   „Intersektionalität macht somit nicht nur die Verwobenheit von Diskriminierungen sichtbar, sie erlaubt uns auch, unsere individuellen Privilegien zu erkennen und zu nutzen.“

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