Im Morgen wächst ein Birnbaum
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Fikri Anıl Altıntaş, geboren 1992 in Wetzlar, studierte Politikwissenschaften, Ethnologie und Osteuropastudien in Tübingen, Istanbul und Berlin und arbeitet als politischer Bildner und freier Autor. Er schreibt unter anderem für der Freitag, taz und pinkstinks.de. In seinen Texten, Vorträgen und Workshops, u.a. für den Gropius Bau und das ZDF, beschäftigt er sich mit Männlichkeit und Rollenbildern, Privilegien und der (De)-Konstruktion von nicht-weißen, muslimisch gelesenen Männlichkeiten in Deutschland. Auf Instagram schreibt er unter @_faanil über Rollenbilder und bricht mit Sehgewohnheiten und ist ehrenamtlich als #HeForShe Deutschland Botschafter von UN Women Deutschland aktiv.
Beiträge
Fikri Anıl Altıntaş' autobiographische Erzählung über seine Suche nach Sehnsucht, Zugehörigkeit und Männlichkeitskonstruktionen in seiner Familiengeschichte. Berührend, reflektierend und ehrlich - in einem wunderschön zu lesenden Schreibstil. Eines meiner liebsten Bücher dieses Jahr!
„Ich sah ein, dass manche Dinge sich nicht veränderten. Aber auch, dass mein Vater und ich nicht die gleichen Männer sein mussten. Dass wir in vielem anders sind, obwohl das früher nie meine Absicht gewesen war.“ (Altıntaş 2023, S. 162) Ich bin als Sozialarbeiter tagtäglich mit unzähligen Männlichkeitskonstruktionen junger Menschen sowie deren nicht vorhandenen, schwer beschädigten, aber mitunter auch liebevollen Vater-Sohn konfrontiert. Ich gebe zu, dass das aus einer Außenperspektive aufgrund von nicht selbst erlebten Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen (aber auch der im Kopf junger Menschen verankerten Diskriminierungsmuster) teilweise sehr herausfordernd ist. Es zeigt sich oft, dass gerade in der Dekonstruktion bestehender und Rekonstruktion neuer, progressiver Rollenbilder noch viel Arbeit bevorsteht. Fikri Anıl Altıntaş’ Buch „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ habe ich über einen längeren Zeitraum gelesen. Nicht, weil es schwierig zu lesen sei; auch nicht, weil es langatmig oder gar langweilig sei - ganz im Gegenteil! Es hat so lange gedauert, weil ich mit jedem Abschnitt neu ins Nachdenken gekommen bin. Weil mich seine Geschichte sehr berührt hat, Fikri Anıl Altıntaş wahnsinnig einfühlsam schreibt (besonders das Kapitel zu Anne war wunderschön!) und mich letztendlich dazu angeregt hat, erneut selbst über das Verhältnis zu meinem Vater in Bezug auf Männlichkeitsbilder nachzudenken. Ich habe einzelne Episoden des Buchs mit auf Gassirunden genommen oder auch noch im Bett viel darüber nachgedacht. In einer Rezensionen über das Buch las ich, dass es irritierend sei, dass die Episoden „durcheinander“ seien und keiner chronologischen Reihenfolge folgen würden. Ich finde das keineswegs verwerflich, sondern vielmehr ehrlich menschlich. So legt es doch ein wunderbar plastischen Prozess des Denkens und Erinnerns dar, wie er bei uns allen auftritt, wenn man, in Gedanken schwelgend, von einer Einzelheit zum nächsten Detail kommt und in der Rekonstruktion bemerkt, dass man vielleicht gerade einen Monat, drei Jahre oder auch nur Bruchteile von Sekunden hin und her gesprungen ist. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, Teil der Erkundung und Reflexion zu sein. Und ich bin nach der Lektüre sehr froh, mit jedem Mal, wenn ich eine Birne erblicke, an eines meiner liebsten Bücher in diesem Jahr erinnert zu werden. 🍐
In seinem Debüt „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ reflektiert Fikri Anıl Altıntaş seine Familiengeschichte, das Heranwachsen als türkisch-muslimischer Mann in einem von Rassismus durchzogenen Deutschland und die elterlichen Erwartungen. Im Zentrum steht dabei die feinfühlige und einfühlsame Auseinandersetzung mit der Männlichkeit. Als Sohn türkischer Eltern – seine Mutter ist Reinigungskraft, sein Vater Türkischlehrer – wächst Fikri Anıl Altıntaş in den 90ern im Sozialwohnblock einer hessischen Kleinstadt auf. In jungen Jahren sieht er in seinem Vater ein Vorbild für Männlichkeit, dem er bewusst oder unbewusst nacheifert. Doch mit Abstand und Reife wird ihm die Last auf seinen Schultern immer deutlicher bewusst und er erkennt, dass das väterliche Bild von Männlichkeit nicht zu ihm passt. Die Geschichte und Erwartungen seiner Eltern entsprechen nicht seinen eigenen, und daher gestaltet er schließlich ein neues Verständnis dafür, was Männlichkeit für ihn bedeutet. Während ich Anıls Worten gelauscht habe, hat mich die einfühlsame Sprache tief berührt. Im Buch und auch auf der Lesung in Heidelberg, an der ich teilnehmen durfte, begegnete er seinen Eltern mit Liebe, Respekt und Achtung. Es war so schön zu erleben, wie viel Verständnis und Dankbarkeit Anıl seinen Eltern gegenüber zeigt und gleichzeitig weiß, Dinge jetzt und zukünftig anders handzuhaben und seine eigene Geschichte eigenständig fortzuschreiben.
Eine unglaublich gefühlvolle Stimme und eine wichtige Perspektive innerhalb unserer interkulturellen Literaturlandschaft.
Ich habe lange für dieses Buch gebraucht. Aber nicht, weil es irgendwie langweilig war, sondern weil ich den Erzählungen Raum geben wollte. Dieses Buch zu „verschlingen“ wäre der Thematik für mein Empfinden nicht gerecht geworden. Durch Zufall hatte ich das Buch bereits bei @goeoeoel gesehen und auf dem Schirm gehabt. Dann habe ich gesehen dass @_faanil für eine Lesung in Gießen ist und dachte irgendwie das ist ein Zeichen. Also habe ich die Lesung besucht, ohne vorher das Buch gelesen zu haben, war aber absolut begeistert, da wir Zuhörenden mit den passenden Kontexten versorgt wurden. Fikri Anıl Altıntaş präsentiert mit seinem Titel eine autobiografische Erzählung über seine Familiengeschichte, dem Aufwachsen als Kind dessen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Wie er von seinem Vater und kulturellen Konventionen geprägt wurde und wie sich dies auf sein Verständnis von Männlichkeit ausgewirkt hat. Mit dem lebhaften und gefühlvollen Schreibstil werden wir durch verschiedene kleine Anekdoten und Gedankengänge geführt. Sowohl schöne als auch schmerzhafte Erinnerungen zeichnen ein Bild von einer Kindheit während der „auf zwei Stühlen“ gesessen wurde.
In „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ schreibt Fikri Anıl Altıntaş über seine Familiengeschichte, Männlichkeitsbildern, Sehnsucht und dem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen. —— „Ich schreibe diese Sätze, weil ich ihre Tränen nicht vergesse. Die Tränen, die sie weinen. Tränen, die einen Raum füllen, in dem ich ertrinken möchte.“ (Seite 99) —— Anıl Altıntaş schreibt ihn seinem ersten Roman ganz offen, ehrlich und auch sehr verletzlich über sich selbst, seine Kindheit, Identität, Vorbilder, Familie, seinen Vater und die gemeinsame Vater-Sohn-Beziehung. Ein Buch, dass über Männlichkeit reflektiert, Rassismus und Migration aufzeigt, Sehnsucht und Verletzlichkeit in sich trägt. Definitiv zu empfehlen! —— „Das ich ihn zum Vorbild nahm, war mein kleines Geheimnis, das ich nie aussprechen, ja mir so lange nicht eingestehen wollte.“ (Seite 43) —— [unbezahlte Werbung, da selbstgekauft] 🍐🍐🍐🍐 (4/5)

IM MORGEN WÄCHST EIN BIRNBAUM Fikri Anil Altıntaş Anil wächst als Sohn türkischer Einwanderer in Deutschland auf. Er wurde hier geboren und wenn er auch als kleiner Junge immer wieder das Gefühl hatte, wie sein Vater - sein Vorbild - werden zu wollen, so lässt dieser Wunsch während des heranwachsens mehr und mehr nach. Er kann sich mit dem patriarchalischen Führungsstil des Vaters nicht identifizieren. „Meine Mutter entschied, was es bei uns zu essen gab. Mein Vater, ob es schmeckte. Ich wehrte mich dagegen. Er fegte den Teller vom Tisch. Der Reis verteilte sich auf den Teppich in der Küche.“ (S. 100) Zu festgefahren sind ihm die türkisch-moslemischen Männer, Traditionen und Regeln. Er hat Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte, die aber nicht immer mit denen seines Vaters konform sind. Er schlägt einen anderen Weg ein, wobei es ihm wichtig bleibt, dass sein Vater stolz auf ihn ist. Es sind Geschichten aus Anils Leben. Auch Geschichten über Diskriminierung und Rassismus, wie sie noch ausgeprägter und typischer in den 90er-Jahren in Deutschland waren, wobei die Vater-Sohn-Beziehung stets im Mittelpunkt steht. Eine ehrliche autobiografische Geschichte von einem jungen Mann, der so gerne angepasst sein wollte. Ein schmales Buch in einer zu Beginn holprigen, später sehr schönen literarischen Sprache, welches ich nicht in einem Rutsch lesen konnte - zu oft hüpfte der Autor vor und zurück (ich mag wohl doch die chronologischen Geschichten). Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen berühren. Ein gutes Debüt, dem ich eine große Leserschaft wünsche. 3½/ 5

Es war interessant die Sichtweise und die Empfindungen des sich nicht zugehörig fühlen beschrieben zu bekommen, die Zerissenheit eines Deutschtürken
»Mein Vater sagte nur, du kannst dir deine Freunde oder deine Frau aussuchen, aber nie deine Familie.« (S.146) In seinem autobiografischen Buch »Im Morgen wächst ein Birnbaum« 🍐 begibt sich der Autor Fikri Anıl Altıntaş auf Spurensuche und analysiert, wie komplex Männlichkeit ist. Er setzt sich intensiv mit sich, seiner Identität, Familie, Vorbildern, seinem Vater und der gemeinsamen Vater-Sohn-Beziehung (es gibt einen Brief an seine Anne, in dem er genau darauf eingeht) auseinander. Dabei hinterfragt er tradierte Männlichkeitsvorstellungen und -Erwartungen und gibt u.a. Einblicke in seine Kindheit und Jugendzeit, in erlebten Rassismus, in das Familienleben und, wie es sich anfühlt, wenn man als Kind um die Sorgen und Einsamkeit der eigenen Eltern erlebt. »Ich möchte nicht mehr so sein wie er, und das ist auch gar nicht mehr schlimm. Denn auf Distanz zu gehen, das heißt auch anzuerkennen, dass wir auf unterschiedlichen Wegen jeder unser Glück finden. Und die Freude darüber gemeinsam teilen.« (S.169) Es sind sehr zentrale Fragen, die der Autor für sich selbst erforscht: Wie werden wir, wer wir sind? Was prägt uns? Woran orientieren wir uns? Was gibt uns Halt? 🍐 Mit einer unglaublichen Wortgewandheit und Sprachkunst (was für literarische Sätze und feine Beobachtungen!) 😮💨 schreibt Fikri Anıl über Männlichkeit und auch über eine Zerrissenheit und Schmerz der innerhalb von Generationen weitergegeben wird und für den er selbst, einen Umgang geschaffen hat. »Ah be, baba. Hätte ich gespürt, dass du so viel Trauer in dir trägst, hätte ich sie zusammen mit dir getragen. Du hättest mir gesagt, wohin es geht. Ich hätte keine Sekunde gezögert und das getan, was du von mir wolltest, damit du nicht weinst. Ich wusste, dass du heimlich weinst, auch wenn du es nicht vor uns getan hättest.« (S.145) Ein unglaublich gut geschriebenes Buch; eine Auseinandersetzung und Neujustierung von Männlichkeit sowie Erwartungen, die seines gleichen sucht; und eine Spurensuche, die so facettenreich und deutungsschwer ist, dass ich das Buch direkt wieder von vorne beginnen möchte. Herzensempfehlung: Unbedingt lesen 🧡

Lesenswert!
Das türkische Flair sitzt zwischen den Zeilen und knabbert Çekirdek während der heiße Çay serviert wird. Fikri Anıl Altıntaş's Schreibstil ist atemberaubend und entführt einen in die Tiefen der Türkei bis hinunter ins Köy wo Teyze schon mit dem frischgemachtem Ayran sitzt. Nicht nur der Schreibstil beeindruckte mich beim Lesen, auch die Wahrheit des türkischen Familienlebens wärmte mein Herz.
Sollte Schullektüre werden!
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Fikri Anıl Altıntaş, geboren 1992 in Wetzlar, studierte Politikwissenschaften, Ethnologie und Osteuropastudien in Tübingen, Istanbul und Berlin und arbeitet als politischer Bildner und freier Autor. Er schreibt unter anderem für der Freitag, taz und pinkstinks.de. In seinen Texten, Vorträgen und Workshops, u.a. für den Gropius Bau und das ZDF, beschäftigt er sich mit Männlichkeit und Rollenbildern, Privilegien und der (De)-Konstruktion von nicht-weißen, muslimisch gelesenen Männlichkeiten in Deutschland. Auf Instagram schreibt er unter @_faanil über Rollenbilder und bricht mit Sehgewohnheiten und ist ehrenamtlich als #HeForShe Deutschland Botschafter von UN Women Deutschland aktiv.
Beiträge
Fikri Anıl Altıntaş' autobiographische Erzählung über seine Suche nach Sehnsucht, Zugehörigkeit und Männlichkeitskonstruktionen in seiner Familiengeschichte. Berührend, reflektierend und ehrlich - in einem wunderschön zu lesenden Schreibstil. Eines meiner liebsten Bücher dieses Jahr!
„Ich sah ein, dass manche Dinge sich nicht veränderten. Aber auch, dass mein Vater und ich nicht die gleichen Männer sein mussten. Dass wir in vielem anders sind, obwohl das früher nie meine Absicht gewesen war.“ (Altıntaş 2023, S. 162) Ich bin als Sozialarbeiter tagtäglich mit unzähligen Männlichkeitskonstruktionen junger Menschen sowie deren nicht vorhandenen, schwer beschädigten, aber mitunter auch liebevollen Vater-Sohn konfrontiert. Ich gebe zu, dass das aus einer Außenperspektive aufgrund von nicht selbst erlebten Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen (aber auch der im Kopf junger Menschen verankerten Diskriminierungsmuster) teilweise sehr herausfordernd ist. Es zeigt sich oft, dass gerade in der Dekonstruktion bestehender und Rekonstruktion neuer, progressiver Rollenbilder noch viel Arbeit bevorsteht. Fikri Anıl Altıntaş’ Buch „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ habe ich über einen längeren Zeitraum gelesen. Nicht, weil es schwierig zu lesen sei; auch nicht, weil es langatmig oder gar langweilig sei - ganz im Gegenteil! Es hat so lange gedauert, weil ich mit jedem Abschnitt neu ins Nachdenken gekommen bin. Weil mich seine Geschichte sehr berührt hat, Fikri Anıl Altıntaş wahnsinnig einfühlsam schreibt (besonders das Kapitel zu Anne war wunderschön!) und mich letztendlich dazu angeregt hat, erneut selbst über das Verhältnis zu meinem Vater in Bezug auf Männlichkeitsbilder nachzudenken. Ich habe einzelne Episoden des Buchs mit auf Gassirunden genommen oder auch noch im Bett viel darüber nachgedacht. In einer Rezensionen über das Buch las ich, dass es irritierend sei, dass die Episoden „durcheinander“ seien und keiner chronologischen Reihenfolge folgen würden. Ich finde das keineswegs verwerflich, sondern vielmehr ehrlich menschlich. So legt es doch ein wunderbar plastischen Prozess des Denkens und Erinnerns dar, wie er bei uns allen auftritt, wenn man, in Gedanken schwelgend, von einer Einzelheit zum nächsten Detail kommt und in der Rekonstruktion bemerkt, dass man vielleicht gerade einen Monat, drei Jahre oder auch nur Bruchteile von Sekunden hin und her gesprungen ist. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, Teil der Erkundung und Reflexion zu sein. Und ich bin nach der Lektüre sehr froh, mit jedem Mal, wenn ich eine Birne erblicke, an eines meiner liebsten Bücher in diesem Jahr erinnert zu werden. 🍐
In seinem Debüt „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ reflektiert Fikri Anıl Altıntaş seine Familiengeschichte, das Heranwachsen als türkisch-muslimischer Mann in einem von Rassismus durchzogenen Deutschland und die elterlichen Erwartungen. Im Zentrum steht dabei die feinfühlige und einfühlsame Auseinandersetzung mit der Männlichkeit. Als Sohn türkischer Eltern – seine Mutter ist Reinigungskraft, sein Vater Türkischlehrer – wächst Fikri Anıl Altıntaş in den 90ern im Sozialwohnblock einer hessischen Kleinstadt auf. In jungen Jahren sieht er in seinem Vater ein Vorbild für Männlichkeit, dem er bewusst oder unbewusst nacheifert. Doch mit Abstand und Reife wird ihm die Last auf seinen Schultern immer deutlicher bewusst und er erkennt, dass das väterliche Bild von Männlichkeit nicht zu ihm passt. Die Geschichte und Erwartungen seiner Eltern entsprechen nicht seinen eigenen, und daher gestaltet er schließlich ein neues Verständnis dafür, was Männlichkeit für ihn bedeutet. Während ich Anıls Worten gelauscht habe, hat mich die einfühlsame Sprache tief berührt. Im Buch und auch auf der Lesung in Heidelberg, an der ich teilnehmen durfte, begegnete er seinen Eltern mit Liebe, Respekt und Achtung. Es war so schön zu erleben, wie viel Verständnis und Dankbarkeit Anıl seinen Eltern gegenüber zeigt und gleichzeitig weiß, Dinge jetzt und zukünftig anders handzuhaben und seine eigene Geschichte eigenständig fortzuschreiben.
Eine unglaublich gefühlvolle Stimme und eine wichtige Perspektive innerhalb unserer interkulturellen Literaturlandschaft.
Ich habe lange für dieses Buch gebraucht. Aber nicht, weil es irgendwie langweilig war, sondern weil ich den Erzählungen Raum geben wollte. Dieses Buch zu „verschlingen“ wäre der Thematik für mein Empfinden nicht gerecht geworden. Durch Zufall hatte ich das Buch bereits bei @goeoeoel gesehen und auf dem Schirm gehabt. Dann habe ich gesehen dass @_faanil für eine Lesung in Gießen ist und dachte irgendwie das ist ein Zeichen. Also habe ich die Lesung besucht, ohne vorher das Buch gelesen zu haben, war aber absolut begeistert, da wir Zuhörenden mit den passenden Kontexten versorgt wurden. Fikri Anıl Altıntaş präsentiert mit seinem Titel eine autobiografische Erzählung über seine Familiengeschichte, dem Aufwachsen als Kind dessen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Wie er von seinem Vater und kulturellen Konventionen geprägt wurde und wie sich dies auf sein Verständnis von Männlichkeit ausgewirkt hat. Mit dem lebhaften und gefühlvollen Schreibstil werden wir durch verschiedene kleine Anekdoten und Gedankengänge geführt. Sowohl schöne als auch schmerzhafte Erinnerungen zeichnen ein Bild von einer Kindheit während der „auf zwei Stühlen“ gesessen wurde.
In „Im Morgen wächst ein Birnbaum“ schreibt Fikri Anıl Altıntaş über seine Familiengeschichte, Männlichkeitsbildern, Sehnsucht und dem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen. —— „Ich schreibe diese Sätze, weil ich ihre Tränen nicht vergesse. Die Tränen, die sie weinen. Tränen, die einen Raum füllen, in dem ich ertrinken möchte.“ (Seite 99) —— Anıl Altıntaş schreibt ihn seinem ersten Roman ganz offen, ehrlich und auch sehr verletzlich über sich selbst, seine Kindheit, Identität, Vorbilder, Familie, seinen Vater und die gemeinsame Vater-Sohn-Beziehung. Ein Buch, dass über Männlichkeit reflektiert, Rassismus und Migration aufzeigt, Sehnsucht und Verletzlichkeit in sich trägt. Definitiv zu empfehlen! —— „Das ich ihn zum Vorbild nahm, war mein kleines Geheimnis, das ich nie aussprechen, ja mir so lange nicht eingestehen wollte.“ (Seite 43) —— [unbezahlte Werbung, da selbstgekauft] 🍐🍐🍐🍐 (4/5)

IM MORGEN WÄCHST EIN BIRNBAUM Fikri Anil Altıntaş Anil wächst als Sohn türkischer Einwanderer in Deutschland auf. Er wurde hier geboren und wenn er auch als kleiner Junge immer wieder das Gefühl hatte, wie sein Vater - sein Vorbild - werden zu wollen, so lässt dieser Wunsch während des heranwachsens mehr und mehr nach. Er kann sich mit dem patriarchalischen Führungsstil des Vaters nicht identifizieren. „Meine Mutter entschied, was es bei uns zu essen gab. Mein Vater, ob es schmeckte. Ich wehrte mich dagegen. Er fegte den Teller vom Tisch. Der Reis verteilte sich auf den Teppich in der Küche.“ (S. 100) Zu festgefahren sind ihm die türkisch-moslemischen Männer, Traditionen und Regeln. Er hat Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte, die aber nicht immer mit denen seines Vaters konform sind. Er schlägt einen anderen Weg ein, wobei es ihm wichtig bleibt, dass sein Vater stolz auf ihn ist. Es sind Geschichten aus Anils Leben. Auch Geschichten über Diskriminierung und Rassismus, wie sie noch ausgeprägter und typischer in den 90er-Jahren in Deutschland waren, wobei die Vater-Sohn-Beziehung stets im Mittelpunkt steht. Eine ehrliche autobiografische Geschichte von einem jungen Mann, der so gerne angepasst sein wollte. Ein schmales Buch in einer zu Beginn holprigen, später sehr schönen literarischen Sprache, welches ich nicht in einem Rutsch lesen konnte - zu oft hüpfte der Autor vor und zurück (ich mag wohl doch die chronologischen Geschichten). Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen berühren. Ein gutes Debüt, dem ich eine große Leserschaft wünsche. 3½/ 5

Es war interessant die Sichtweise und die Empfindungen des sich nicht zugehörig fühlen beschrieben zu bekommen, die Zerissenheit eines Deutschtürken
»Mein Vater sagte nur, du kannst dir deine Freunde oder deine Frau aussuchen, aber nie deine Familie.« (S.146) In seinem autobiografischen Buch »Im Morgen wächst ein Birnbaum« 🍐 begibt sich der Autor Fikri Anıl Altıntaş auf Spurensuche und analysiert, wie komplex Männlichkeit ist. Er setzt sich intensiv mit sich, seiner Identität, Familie, Vorbildern, seinem Vater und der gemeinsamen Vater-Sohn-Beziehung (es gibt einen Brief an seine Anne, in dem er genau darauf eingeht) auseinander. Dabei hinterfragt er tradierte Männlichkeitsvorstellungen und -Erwartungen und gibt u.a. Einblicke in seine Kindheit und Jugendzeit, in erlebten Rassismus, in das Familienleben und, wie es sich anfühlt, wenn man als Kind um die Sorgen und Einsamkeit der eigenen Eltern erlebt. »Ich möchte nicht mehr so sein wie er, und das ist auch gar nicht mehr schlimm. Denn auf Distanz zu gehen, das heißt auch anzuerkennen, dass wir auf unterschiedlichen Wegen jeder unser Glück finden. Und die Freude darüber gemeinsam teilen.« (S.169) Es sind sehr zentrale Fragen, die der Autor für sich selbst erforscht: Wie werden wir, wer wir sind? Was prägt uns? Woran orientieren wir uns? Was gibt uns Halt? 🍐 Mit einer unglaublichen Wortgewandheit und Sprachkunst (was für literarische Sätze und feine Beobachtungen!) 😮💨 schreibt Fikri Anıl über Männlichkeit und auch über eine Zerrissenheit und Schmerz der innerhalb von Generationen weitergegeben wird und für den er selbst, einen Umgang geschaffen hat. »Ah be, baba. Hätte ich gespürt, dass du so viel Trauer in dir trägst, hätte ich sie zusammen mit dir getragen. Du hättest mir gesagt, wohin es geht. Ich hätte keine Sekunde gezögert und das getan, was du von mir wolltest, damit du nicht weinst. Ich wusste, dass du heimlich weinst, auch wenn du es nicht vor uns getan hättest.« (S.145) Ein unglaublich gut geschriebenes Buch; eine Auseinandersetzung und Neujustierung von Männlichkeit sowie Erwartungen, die seines gleichen sucht; und eine Spurensuche, die so facettenreich und deutungsschwer ist, dass ich das Buch direkt wieder von vorne beginnen möchte. Herzensempfehlung: Unbedingt lesen 🧡

Lesenswert!
Das türkische Flair sitzt zwischen den Zeilen und knabbert Çekirdek während der heiße Çay serviert wird. Fikri Anıl Altıntaş's Schreibstil ist atemberaubend und entführt einen in die Tiefen der Türkei bis hinunter ins Köy wo Teyze schon mit dem frischgemachtem Ayran sitzt. Nicht nur der Schreibstil beeindruckte mich beim Lesen, auch die Wahrheit des türkischen Familienlebens wärmte mein Herz.