Nebenan
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Kristine Bilkau, 1974 geboren, zählt zu den wichtigen Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt »Die Glücklichen« fand ein begeistertes Medienecho, wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit ihrem Roman »Nebenan« stand sie 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Beiträge
So intim und leise und dennoch so spannend und bedeutungsvoll 🤍
Julia und Astrid leben beide in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Doch sie führen völlig unterschiedliche Leben. Astrid ist verheiratet, hat bereits erwachsene Kinder und scheint immer alles im Griff zu haben. Julia hingegen ist mit ihrem Freund vor kurzem erst zugezogen. Sie ist unsicher, hat einen unerfüllten Kinderwunsch, sucht Anschluss und Einsamkeit zugleich. Über Umwege kreuzen sich die Wege der beiden Frauen hin und wieder. Und das Dorfleben bringt immer wieder Überraschungen mit sich, denn so richtig anonym ist hier niemand. 🌳🏠🚏 Die Autorin lässt uns tief blicken in die Gedanken von Julia und Astrid und erzählt ihr Leben aus abwechselnder Perspektive. So kommt es dazu, dass ich als Leserin aus verschiedenen Augen auf dieselben Situationen blicken konnte. Diese möglichen Sichtweisen nachzufühlen, hat mir an „Nebenan“ mitunter am besten gefallen. Ich habe es sehr gemocht, dass die alltäglichen Sorgen von Julia und Astrid eine so hohe Bedeutung und Wichtigkeit erhalten haben. Durch den einfühlsamen Sprachstil habe ich mich den beiden sehr verbunden gefühlt und konnte ihre Handlungen nachvollziehen, obwohl beide Frauen so unterschiedlich sind. So intim und leise und dennoch so aufregend und schwerwiegend. Dieser Kontrast erweckt den Roman zum Leben und machte das Lesen wunderbar leicht. Im Laufe der Kapitel sorgten viele Fragen für Spannung und ich hatte mich schon sehr auf die Auflösung gefreut. Für meinen Geschmack war das Ende dann etwas zu offen. Das faszinierende Lesegefühl steht für mich dennoch im Vordergrund, sodass ich dieses Buch unbedingt empfehlen möchte!

Wahnsinns Buch! Es werden so viele wichtige und aktuelle Themen behandelt, gleichzeitig eine intensive emotionale Ebene… es zu lesen war wie ein Sog, der immer tiefer ging. Auch wenn der Stil nicht immer einfach ist und vieles offen bleibt: unbedingte Leseempfehlung!
Sehnsüchte und Einsamkeiten Im Zentrum dieser leisen Geschichte stehen zwei Frauen, die beide auf verschiedene Art in einer Zeit des persönlichen Umbruchs leben. Astrid erfährt angesichts des am Horizont drohenden Ruhestands einen Wegfall alter Gewissheiten und erhält anonyme Drohbriefe, Julia wünscht sich ein Kind, doch diese Sehnsucht bleibt trotz In-vitro-Fertilisation unerfüllt. Diese Brüche im Lebensentwurf stehen nicht im leeren Raum, die Gesellschaft ist jedoch weniger Trost als vielmehr Brennglas der empfundenen Unzulänglichkeiten. Und so zieht eine jede sich eher zurück ins Private, als nach echter Verbundenheit und Gemeinschaft zu streben. Ja, es geht viel um das Nebeneinander, das Miteinander – aber vor allem um den Mangel daran. Nicht von ungefähr gibt es eine ganz reale Leerstelle im Dorf: Eine Familie ist spurlos verschwunden, anscheinend über Nacht, Personifizierung der sozialen Verkümmerung. Sorgen wir uns überhaupt um unsere Nachbarn, gibt es eine Gemeinschaft, die noch etwas bedeutet? Inwiefern ersetzen wir menschliche Kontakte mit sinnentleerten Konstrukten wie Social Media? Leere, immer wieder Leere, der Roman findet viele Bilder und Worte dafür, im Großen wie im Kleinen, ohne plump offensichtlich zu werden. Klimawandel, Kleinstadtsterben, Kinderwunsch, die Geschichte wandert in ruhigem Erzählduktus durch die Themen. Julia kann sich nicht losreißen von den Instagram-Accounts, die eine heile heteronormative Welt voller niedlicher Kinder und strahlender Übermütter vorgaukeln, obwohl sie sich der Künstlichkeit bewusst ist. Sie tröstet sich damit, sie quält sich damit, und das eine lässt sich vom anderen nicht mehr trennen. Astrid dagegen wird durch die anonyme Post eine echte Auseinandersetzung mit dem Gegenüber verwehrt, und damit auch jede Möglichkeit der Verteidigung. Und das hat etwas sehr Gewaltsames an sich, bewusst dosiert. Im Zeitalter des Ghostings kann die Verweigerung persönlicher Kommunikation passive Nachlässigkeit sein, aber auch eine Form der Aggression. Neben den beiden Protagonistinnen betreten auch andere Charaktere die Bühne, rücken für kurze Zeit diesen oder jenen Aspekt der ins Wanken geratenen Zwischenmenschlichkeit ins Zentrum. Wer bin ich? Wie behaupte ich meine Individualität und bewahre mir gleichzeitig einen Sinn für Gemeinschaft? Der Roman lässt das immer wieder anklingen, mit klugem Feingefühl, gibt aber keine Lösungen vor. Das kippt mehrfach um ins still Bedrohliche, ohne dass »Nebenan« jemals auf Effekthascherei zurückgreift. Kristine Bilkau erzählt in einer Sprache der leisen, schlichten Töne, die sowohl Problematik als auch Potential der angesprochenen Themen auf den Punkt bringt – allerdings verzichtet sie darauf, jedes davon auszuerzählen, sie ist eine Meisterung der beredten Andeutung. Über das Ende können Leser:innen sich sicher streiten, denn die Autorin zieht diese Unverbindlichkeit konsquent durch bis zur letzten Seite: jegliche Antworten, die sie liefert, werfen letztlich weitere Fragen auf.
Julia und Chris sind aufs Land gezogen. Julia kämpft mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Zudem lässt sie das plötzliche und spurlose Verschwinden der Nachbarn nicht los. Astrid ist Ärztin und sorgt sich um ihre Tante Elsa. Als ihre alte Freundin Marli wieder ins Nachbarhaus zieht, keimen in ihr die Fragen wieder auf, warum der Kontakt zwischen den beiden Frauen abgebrochen ist. Und dann tauchen auch noch mysteriöse Briefe auf. In ihrem Roman wirft Kristine Bilkau die Frage auf, wie viel wir wirklich über die Menschen in unserer Nähe wissen - ob Nachbarn, Freunde oder Familie. Ruhig und atmosphärisch wird die Story erzählt und man erhält abwechselnd Einblick in die Gedanken, Ängste und Sehnsüchte von Julia und Astrid. Leider plätschert die Geschichte irgendwann etwas vor sich hin und ich hatte das Gefühl, dass es Wiederholungen gibt und es nicht wirklich vorwärts geht. Die Grundfrage, was “Nebenan” passiert, mochte ich sehr und insgesamt ist der Roman flüssig geschrieben. Leider hat mir dennoch das gewisse Extra gefehlt.
Ich habe nun einige Tage nachgedacht, wie ich meine Empfindungen in Worte packen soll … es werden die kritischen Feedbacks ja zwar immer gerne gefordert, dann aber nicht gerne gelesen, schon gar nicht, wenn einem selbst ein Buch so viel gegeben hat … von daher: kurz & knackisch. Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut … wie schön ist das Cover, wie ansprechend der Klappentext, wie fein die vielen schönen Buchbesprechungen und wie fröhlich machte mich, was das Buch mit so vielen von Euch gemacht hat. Was der Klappentext an Spannung in mir aufbaute, wurde recht flott und sukzessive beim Lesen abgebaut. Die Sprache und der Schreibstil haben mich total abgeholt, ich fühlte mich so wohl mit dieser Sprache. Aber ich fühlte mich mit dem Plot nicht wohl, im Gegenteil, er hat mich leider völlig gelangweilt, und das von Beginn an. Doch wegen der vielen gefühlsbetonten Rezensionen wollte ich es unbedingt beenden, das gleiche fühlen, mich wohlig in den Kanon miteinreihen und es auch zu meinen Highlights zählen. Doch leider kann ich das nicht, mich miteinreihen. Schade, dass es mich nicht so berühren konnte wie viele von Euch. Schön, dass es sprachlich so fein und klug ist. Schade, dass mir der Spannungsbogen fehlt, es so dahinplätschert. Schön, dass es für viele von Euch ein Highlight & Lieblingsbuch ist. Das finde ich so toll! Schade, dass es sich für mich so spannungsarm und monoton anfühlte. Und schade auch deswegen >> ich möchte wieder einmal eine Geschichte lesen, wo etwas stattfindet! Etwas stattfindet und PASSIERT, dass ich mir nicht zwischen den Zeilen mühevoll raussaugen muss, sondern dass mir IN den Zeilen gegeben wird. Ich will ein Buch, dass eine klare Geschichte liefert, wo etwas voran geht, ich möchte eine Geschichte gut erzählt bekommen, wo ich mir nix zusammenreimen muss, wo die Protagonist*innen und die Story in die Puschen kommen!
melancholische Roman über das Leben am Nord-Ostsee-Kanal
Es geht um zwei Frauen: Julia, die sich so sehr ein Kind wünscht, vor Sehnsucht die Accounts der Vorzeige-Instagramm-Muttis stalkt und von Monat zu Monat neu enttäuscht wird. Und wir haben Astrid, Anfang 60 und Ärztin, die Drohbriefe bekommt und sich um die ehemalige Freundschaft ihrer Nachbarin bemüht. Julia ist neu in die Gegend gezogen. Irgendwo am Nord-Ostsee-Kanal in der Nähe von Hamburg, wo sie einen Keramikladen eröffnet hat. Die Familie neben ihr ist eines Tages verschwunden. Was hat es damit auf sich? Wer ist der kleine Junge, den sie in dem leerstehenden Gebäude beobachtet? Astrid sorgt sich um ihre alte Tante, die sich darauf vorbereitet, ein Pflegefall zu werden und bereits verwirrt bei Nachbarin Julia gelandet ist. "Nebenan" zeichnet das fragile Bild einer Kleinstadt, die langsam zerfällt. Alles ist in einer Art Zwischenstadium, nicht lebendig aber auch nicht ausgestorben. Die Geschichte selbst kommt wenig reißerisch mit leisen Tönen daher und lebt von der Atmosphäre, die sie vermittelt. Wer selbst einmal in einer Kleinstadt gelebt hat, kennt das Gefühl eventuell. Läden müssen schließen, die Innenstädte werden immer einsamer zugunsten der Einkausfzentren in den Großstädten. Häuser zerfallen, da die Menschen die Restauration nicht zahlen können. Diese Stimmung fängt das Buch ein. Die verschwundene Familie, der Nebel über dem Kanal, der unerfüllte Kinderwunsch; als dies vermittelt dem Leser das Gefühl von Starre und Sehnsucht. Trotzdem ist der Roman nicht unangenehm zu lesen, ganz im Gegenteil. Ich mochte den atmosphärischen und leicht melancholischen Schreibstil sehr gerne und werde bestimmt noch mehr von def Autorin lesen.
Ein sehr schönes Buch über Wünsche, Realität, Social Media und wie wahrhaftig unsere Kontakte zu anderen Menschen wirklich sind.
#fazit Das Buch beschreibt Alltagsgeschichten, wie wir sie alle in solcher oder ähnlicher Art kennen: Nachbar*innen, die sich aus den Augen verlieren, welche die weg sind, bevor man sich richtig eingelebt hat, aussterbende Innenstädte, alte Menschen, ungewollte Kinderlosigkeit, Umweltverschmutzung… Was genau ist Leben, was genau ein erfülltes Leben? Jede*r hat darauf eine andere oder keine Antwort. Und dieses Buch ist von allem etwas. Viele Handlungsstränge, die sich manchmal überschneiden, wieder auseinandergehen und dann ins Nichts führen. Alles begleitet von einer unterschwelligen, ansteigenden Spannung ohne Auflösung. Alles sehr nett. Nicht mehr und nicht weniger. Das war buchpreisverdächtig? Warum? Ich finde weder außergewöhnliche Sprache, Stil, Figuren oder Handlung. Ein richtig nettes Buch für zwischendurch. Für ruhige Abende.
Einzigartige Erzählstimme! Leise,poetisch und empathisch. Wunderschön!
Mitten aus dem Leben gegriffen wird hier eine tolle Geschichte erzählt mit greifbaren Figuren, die ich gerne weiter begleitet hätte. Viele unausgesprochene Geschichten zwischen den Zeilen, starke Frauen, die sich ihrer Stärke oftmals gar nicht bewusst sind und ein Ende, das zum Weiterdenken einlädt. Kristine Bilkau hat gleich mehrere Themen in ihren Figuren angelegt, die mich persönlich sehr betreffen, die ich ähnlich erlebt habe und dabei geht sie immer sehr sensibel vor. Ungewollte Kinderlosigkeit, Einsamkeit, Älter werden, Zukunftsängste, wo gehöre ich hin, woher stamme ich, lebe ich in Verbindungen zu Menschen, die stabil sind und mich tragen, welche Geheimnisse schlummern in meiner Familiengeschichte… um nur ein paar Themen zu nennen.
Mehr von Kristine Bilkau
AlleÄhnliche Bücher
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Kristine Bilkau, 1974 geboren, zählt zu den wichtigen Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt »Die Glücklichen« fand ein begeistertes Medienecho, wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit ihrem Roman »Nebenan« stand sie 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Beiträge
So intim und leise und dennoch so spannend und bedeutungsvoll 🤍
Julia und Astrid leben beide in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Doch sie führen völlig unterschiedliche Leben. Astrid ist verheiratet, hat bereits erwachsene Kinder und scheint immer alles im Griff zu haben. Julia hingegen ist mit ihrem Freund vor kurzem erst zugezogen. Sie ist unsicher, hat einen unerfüllten Kinderwunsch, sucht Anschluss und Einsamkeit zugleich. Über Umwege kreuzen sich die Wege der beiden Frauen hin und wieder. Und das Dorfleben bringt immer wieder Überraschungen mit sich, denn so richtig anonym ist hier niemand. 🌳🏠🚏 Die Autorin lässt uns tief blicken in die Gedanken von Julia und Astrid und erzählt ihr Leben aus abwechselnder Perspektive. So kommt es dazu, dass ich als Leserin aus verschiedenen Augen auf dieselben Situationen blicken konnte. Diese möglichen Sichtweisen nachzufühlen, hat mir an „Nebenan“ mitunter am besten gefallen. Ich habe es sehr gemocht, dass die alltäglichen Sorgen von Julia und Astrid eine so hohe Bedeutung und Wichtigkeit erhalten haben. Durch den einfühlsamen Sprachstil habe ich mich den beiden sehr verbunden gefühlt und konnte ihre Handlungen nachvollziehen, obwohl beide Frauen so unterschiedlich sind. So intim und leise und dennoch so aufregend und schwerwiegend. Dieser Kontrast erweckt den Roman zum Leben und machte das Lesen wunderbar leicht. Im Laufe der Kapitel sorgten viele Fragen für Spannung und ich hatte mich schon sehr auf die Auflösung gefreut. Für meinen Geschmack war das Ende dann etwas zu offen. Das faszinierende Lesegefühl steht für mich dennoch im Vordergrund, sodass ich dieses Buch unbedingt empfehlen möchte!

Wahnsinns Buch! Es werden so viele wichtige und aktuelle Themen behandelt, gleichzeitig eine intensive emotionale Ebene… es zu lesen war wie ein Sog, der immer tiefer ging. Auch wenn der Stil nicht immer einfach ist und vieles offen bleibt: unbedingte Leseempfehlung!
Sehnsüchte und Einsamkeiten Im Zentrum dieser leisen Geschichte stehen zwei Frauen, die beide auf verschiedene Art in einer Zeit des persönlichen Umbruchs leben. Astrid erfährt angesichts des am Horizont drohenden Ruhestands einen Wegfall alter Gewissheiten und erhält anonyme Drohbriefe, Julia wünscht sich ein Kind, doch diese Sehnsucht bleibt trotz In-vitro-Fertilisation unerfüllt. Diese Brüche im Lebensentwurf stehen nicht im leeren Raum, die Gesellschaft ist jedoch weniger Trost als vielmehr Brennglas der empfundenen Unzulänglichkeiten. Und so zieht eine jede sich eher zurück ins Private, als nach echter Verbundenheit und Gemeinschaft zu streben. Ja, es geht viel um das Nebeneinander, das Miteinander – aber vor allem um den Mangel daran. Nicht von ungefähr gibt es eine ganz reale Leerstelle im Dorf: Eine Familie ist spurlos verschwunden, anscheinend über Nacht, Personifizierung der sozialen Verkümmerung. Sorgen wir uns überhaupt um unsere Nachbarn, gibt es eine Gemeinschaft, die noch etwas bedeutet? Inwiefern ersetzen wir menschliche Kontakte mit sinnentleerten Konstrukten wie Social Media? Leere, immer wieder Leere, der Roman findet viele Bilder und Worte dafür, im Großen wie im Kleinen, ohne plump offensichtlich zu werden. Klimawandel, Kleinstadtsterben, Kinderwunsch, die Geschichte wandert in ruhigem Erzählduktus durch die Themen. Julia kann sich nicht losreißen von den Instagram-Accounts, die eine heile heteronormative Welt voller niedlicher Kinder und strahlender Übermütter vorgaukeln, obwohl sie sich der Künstlichkeit bewusst ist. Sie tröstet sich damit, sie quält sich damit, und das eine lässt sich vom anderen nicht mehr trennen. Astrid dagegen wird durch die anonyme Post eine echte Auseinandersetzung mit dem Gegenüber verwehrt, und damit auch jede Möglichkeit der Verteidigung. Und das hat etwas sehr Gewaltsames an sich, bewusst dosiert. Im Zeitalter des Ghostings kann die Verweigerung persönlicher Kommunikation passive Nachlässigkeit sein, aber auch eine Form der Aggression. Neben den beiden Protagonistinnen betreten auch andere Charaktere die Bühne, rücken für kurze Zeit diesen oder jenen Aspekt der ins Wanken geratenen Zwischenmenschlichkeit ins Zentrum. Wer bin ich? Wie behaupte ich meine Individualität und bewahre mir gleichzeitig einen Sinn für Gemeinschaft? Der Roman lässt das immer wieder anklingen, mit klugem Feingefühl, gibt aber keine Lösungen vor. Das kippt mehrfach um ins still Bedrohliche, ohne dass »Nebenan« jemals auf Effekthascherei zurückgreift. Kristine Bilkau erzählt in einer Sprache der leisen, schlichten Töne, die sowohl Problematik als auch Potential der angesprochenen Themen auf den Punkt bringt – allerdings verzichtet sie darauf, jedes davon auszuerzählen, sie ist eine Meisterung der beredten Andeutung. Über das Ende können Leser:innen sich sicher streiten, denn die Autorin zieht diese Unverbindlichkeit konsquent durch bis zur letzten Seite: jegliche Antworten, die sie liefert, werfen letztlich weitere Fragen auf.
Julia und Chris sind aufs Land gezogen. Julia kämpft mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Zudem lässt sie das plötzliche und spurlose Verschwinden der Nachbarn nicht los. Astrid ist Ärztin und sorgt sich um ihre Tante Elsa. Als ihre alte Freundin Marli wieder ins Nachbarhaus zieht, keimen in ihr die Fragen wieder auf, warum der Kontakt zwischen den beiden Frauen abgebrochen ist. Und dann tauchen auch noch mysteriöse Briefe auf. In ihrem Roman wirft Kristine Bilkau die Frage auf, wie viel wir wirklich über die Menschen in unserer Nähe wissen - ob Nachbarn, Freunde oder Familie. Ruhig und atmosphärisch wird die Story erzählt und man erhält abwechselnd Einblick in die Gedanken, Ängste und Sehnsüchte von Julia und Astrid. Leider plätschert die Geschichte irgendwann etwas vor sich hin und ich hatte das Gefühl, dass es Wiederholungen gibt und es nicht wirklich vorwärts geht. Die Grundfrage, was “Nebenan” passiert, mochte ich sehr und insgesamt ist der Roman flüssig geschrieben. Leider hat mir dennoch das gewisse Extra gefehlt.
Ich habe nun einige Tage nachgedacht, wie ich meine Empfindungen in Worte packen soll … es werden die kritischen Feedbacks ja zwar immer gerne gefordert, dann aber nicht gerne gelesen, schon gar nicht, wenn einem selbst ein Buch so viel gegeben hat … von daher: kurz & knackisch. Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut … wie schön ist das Cover, wie ansprechend der Klappentext, wie fein die vielen schönen Buchbesprechungen und wie fröhlich machte mich, was das Buch mit so vielen von Euch gemacht hat. Was der Klappentext an Spannung in mir aufbaute, wurde recht flott und sukzessive beim Lesen abgebaut. Die Sprache und der Schreibstil haben mich total abgeholt, ich fühlte mich so wohl mit dieser Sprache. Aber ich fühlte mich mit dem Plot nicht wohl, im Gegenteil, er hat mich leider völlig gelangweilt, und das von Beginn an. Doch wegen der vielen gefühlsbetonten Rezensionen wollte ich es unbedingt beenden, das gleiche fühlen, mich wohlig in den Kanon miteinreihen und es auch zu meinen Highlights zählen. Doch leider kann ich das nicht, mich miteinreihen. Schade, dass es mich nicht so berühren konnte wie viele von Euch. Schön, dass es sprachlich so fein und klug ist. Schade, dass mir der Spannungsbogen fehlt, es so dahinplätschert. Schön, dass es für viele von Euch ein Highlight & Lieblingsbuch ist. Das finde ich so toll! Schade, dass es sich für mich so spannungsarm und monoton anfühlte. Und schade auch deswegen >> ich möchte wieder einmal eine Geschichte lesen, wo etwas stattfindet! Etwas stattfindet und PASSIERT, dass ich mir nicht zwischen den Zeilen mühevoll raussaugen muss, sondern dass mir IN den Zeilen gegeben wird. Ich will ein Buch, dass eine klare Geschichte liefert, wo etwas voran geht, ich möchte eine Geschichte gut erzählt bekommen, wo ich mir nix zusammenreimen muss, wo die Protagonist*innen und die Story in die Puschen kommen!
melancholische Roman über das Leben am Nord-Ostsee-Kanal
Es geht um zwei Frauen: Julia, die sich so sehr ein Kind wünscht, vor Sehnsucht die Accounts der Vorzeige-Instagramm-Muttis stalkt und von Monat zu Monat neu enttäuscht wird. Und wir haben Astrid, Anfang 60 und Ärztin, die Drohbriefe bekommt und sich um die ehemalige Freundschaft ihrer Nachbarin bemüht. Julia ist neu in die Gegend gezogen. Irgendwo am Nord-Ostsee-Kanal in der Nähe von Hamburg, wo sie einen Keramikladen eröffnet hat. Die Familie neben ihr ist eines Tages verschwunden. Was hat es damit auf sich? Wer ist der kleine Junge, den sie in dem leerstehenden Gebäude beobachtet? Astrid sorgt sich um ihre alte Tante, die sich darauf vorbereitet, ein Pflegefall zu werden und bereits verwirrt bei Nachbarin Julia gelandet ist. "Nebenan" zeichnet das fragile Bild einer Kleinstadt, die langsam zerfällt. Alles ist in einer Art Zwischenstadium, nicht lebendig aber auch nicht ausgestorben. Die Geschichte selbst kommt wenig reißerisch mit leisen Tönen daher und lebt von der Atmosphäre, die sie vermittelt. Wer selbst einmal in einer Kleinstadt gelebt hat, kennt das Gefühl eventuell. Läden müssen schließen, die Innenstädte werden immer einsamer zugunsten der Einkausfzentren in den Großstädten. Häuser zerfallen, da die Menschen die Restauration nicht zahlen können. Diese Stimmung fängt das Buch ein. Die verschwundene Familie, der Nebel über dem Kanal, der unerfüllte Kinderwunsch; als dies vermittelt dem Leser das Gefühl von Starre und Sehnsucht. Trotzdem ist der Roman nicht unangenehm zu lesen, ganz im Gegenteil. Ich mochte den atmosphärischen und leicht melancholischen Schreibstil sehr gerne und werde bestimmt noch mehr von def Autorin lesen.
Ein sehr schönes Buch über Wünsche, Realität, Social Media und wie wahrhaftig unsere Kontakte zu anderen Menschen wirklich sind.
#fazit Das Buch beschreibt Alltagsgeschichten, wie wir sie alle in solcher oder ähnlicher Art kennen: Nachbar*innen, die sich aus den Augen verlieren, welche die weg sind, bevor man sich richtig eingelebt hat, aussterbende Innenstädte, alte Menschen, ungewollte Kinderlosigkeit, Umweltverschmutzung… Was genau ist Leben, was genau ein erfülltes Leben? Jede*r hat darauf eine andere oder keine Antwort. Und dieses Buch ist von allem etwas. Viele Handlungsstränge, die sich manchmal überschneiden, wieder auseinandergehen und dann ins Nichts führen. Alles begleitet von einer unterschwelligen, ansteigenden Spannung ohne Auflösung. Alles sehr nett. Nicht mehr und nicht weniger. Das war buchpreisverdächtig? Warum? Ich finde weder außergewöhnliche Sprache, Stil, Figuren oder Handlung. Ein richtig nettes Buch für zwischendurch. Für ruhige Abende.
Einzigartige Erzählstimme! Leise,poetisch und empathisch. Wunderschön!
Mitten aus dem Leben gegriffen wird hier eine tolle Geschichte erzählt mit greifbaren Figuren, die ich gerne weiter begleitet hätte. Viele unausgesprochene Geschichten zwischen den Zeilen, starke Frauen, die sich ihrer Stärke oftmals gar nicht bewusst sind und ein Ende, das zum Weiterdenken einlädt. Kristine Bilkau hat gleich mehrere Themen in ihren Figuren angelegt, die mich persönlich sehr betreffen, die ich ähnlich erlebt habe und dabei geht sie immer sehr sensibel vor. Ungewollte Kinderlosigkeit, Einsamkeit, Älter werden, Zukunftsängste, wo gehöre ich hin, woher stamme ich, lebe ich in Verbindungen zu Menschen, die stabil sind und mich tragen, welche Geheimnisse schlummern in meiner Familiengeschichte… um nur ein paar Themen zu nennen.