Nachleben

Nachleben

Hardcover
4.014
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Beschreibung

Der aktuelle Roman des Literaturnobelpreisträgers erstmals auf Deutsch: Eine erschütternde, generationsübergreifende Saga über Krieg und Liebe zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Ilyas ist elf, als er sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später findet er die Hütte seiner Familie verlassen und seine kleinen Schwester Afiya bei Fremden, die sie schlecht behandeln. Auch ein anderer junger Mann kehrt in diesen Tagen zurück: Hamza hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit – und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die jungen Menschen zusammenführt, während sie sich verlieben und versuchen, mit den dunklen Schatten der Vergangenheit zu leben, rückt aus Europa ein weiterer Weltkrieg in bedrohliche Nähe.

Abdulrazak Gurnah wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. »Nachleben« war nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction.

»Gurnah erzählt verdammt großartige Geschichten.« DIE ZEIT

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
384
Preis
26.80 €

Autorenbeschreibung

Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang elf Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; dt. »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; dt. »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Beiträge

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Historisch interessant und sicherlich ein Thema, über das ich viel zu wenig weiß. Aber in meinen Augen leider nicht so gut erzählt. Mir fehlte die emotionale Bindung zu den Figuren. Dabei hätte es so gut sein können.

"Nachleben" von Abdulrazak Gurnah ist per Losverfahren auf meine 12 Books-Liste für 2024 gewandert und war mein erster Versuch mit dem Literaturnobelpreisträger. Ich hatte durchaus Respekt vor dem Buch, dem Autor und dem Thema, aber da ich außer der Marokko-Dilogie von Leila Slimani kaum Bücher über die Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents gelesen habe, war ich sehr neugierig auf gerade auch auf diesen Teil der deutschen Kolonialgeschichte, die definitiv nicht totgeschwiegen werden darf. Der Anfang des Buches war auch durchaus vielversprechend, die Sprache, der Stil des Autors erfreulich leicht zu lesen, aber irgendwann wurde die Geschichte in meinen Augen leider furchtbar zäh und langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Ich musste mich ein wenig zwingen weiterzulesen und da das Buch inhaltlich nicht ohne ist und viele Figuren darin eine Rolle spielen, deren Namen mir als Mitteleuropäer in nur bedingt geläufig sind, musste ich zudem auch aufnahmebereit und offen für die Geschichte sein. Wenn dann die Kapitel oder gedanklichen Abschnitte auch schier kein Ende finden machte mir das Weiterlesen nicht gerade leichter. Hinzu kommt, dass ich keine Nähe zu den Figuren aufbauen konnte und mir zu wenig Background zur Geschichte, Politik und Kultur der Region vermittelt wird, auch wenn das sicherlich eine persönliche Vorliebe von mir ist und nicht jeden gestört hat. Es hätte ja noch nicht Mal zwingend über den Roman-Text an sich vermittelt werden müssen, mir hätte tatsächlich schon eine Zeittafel über die wichtigsten politischen und geschichtlichen Ereignisse gereicht, natürlich gerne angereichert durch ein Personenregister, Nachwort und Landkarten. Vielleicht hat der Autor aber auch ein gewissen (hohes?) Maß an Hintergrundwissen vorausgesetzt, wenn ich aber an den Geschichtsunterricht zu meiner SChulzeit denke, Frage ich mich, wo ich das her holen soll. Letztlich half mir nur Eigeninitiative in Form von Internetrecherchen und Dokumentationen über div. Streaming-Dienste. Ja, das Buch behandelt ein wichtiges Thema über das viel zu wenig geredet wird und über das man in meiner Generation, aber auch in der Generation meiner Eltern viel zu wenig weiß, aber das Buch hätte dieses wirklich wichtige Thema deutlich besser transportieren können. Es hätte tiefer gehen und weniger distanziert erzählt werden können. Von tiefer Schönheit und Tragik, einem meisterhaften Geschichtenerzähler, wie es diverse Pressestimmen hochleben lassen, habe zumindest ich nicht viel spüren können.

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„Herzlich Willkommen in meinem Land“ „Du musst es schon so aussprechen, als würdest Du es so meinen“ Eine Szene, die sich zwischen Hamza, der zu den Funkern der Askari gehört (der deutschen Schutztruppe in Ostafrika) und seinem Oberleutnant, der ihm deutsche Konversation beibringt, ereignet. Sie ist stellvertretend für Gurnah’s Art die Kolonialgeschichte und andere traumatisierende Ereignisse im Text aufzuzeigen. Wir schreiten auf den wenigen Seiten mal eben durch 50 Jahre (Anfang 1900 bis ca. Mitte der 50er Jahre). Die Verweildauer in den Zeiträumen unterscheidet sich erheblich. Der Fokus des Textes liegt auf den Einzelpersonen, ihren persönlichen Geschichten, ihrem Alltag. Der Kolonialismus, die Ausbildung bei den Askari, die Weltkriege finden natürlich statt. Sie werden von Gurnah nur nicht in Szene gesetzt. Ihre Auswirkungen werden wie durch oben erwähntes Zitat, Gespräche und Verhaltensweisen der Figuren gespiegelt. Er arbeitet mit dieser Technik eine Ambivalenz heraus, die nahezu verstörend wirkt, die der Brutalität der Zeit, eine sanfte Umwölkung verleiht. Wir erleben eine Figur, die sich gut von den Deutschen behandelt fühlt und sich freiwillig den Askari anschließt. Auch Hamza macht äußerst ambivalente Erfahrungen mit den Kolonialherren und Missionaren. Gerade der Ausbau des Bildungssektors und der medizinischen Versorgung (insbesondere durch die späteren britischen Kolonialherren) wird in ihren Möglichkeiten herausgearbeitet. Gurnah eröffnet damit einen komplexen Raum der Widersprüche des Sozio-Kulturellen Lebens. Der muslimische Glaube und damit verbundene Verhaltensregeln spielen thematisch eine wichtige Rolle. Es folgt auch etwas Geisteraustreibung und Mythologie. Doch grundsätzlich ist Dreh- und Angelpunkt das alltägliche Leben. Das Geschäft, die Arbeit, die korrupten Arbeitgeber, das Durchschlagen, Tratsch, viel Tratsch, heiraten, verheiratet werden und in spärlichsten Verhältnissen dem trotzen, wodurch die Zeit einen zieht und mitschleift. Menschlichkeit beweisen. Bei aller Ruppigkeit und Schroffheit, Herz haben. Sich Kümmern, Verantwortung übernehmen und aushalten, dass Menschen einfach abtauchen und nie wieder gesehen werden. Die Person Khalifa ist das Herzstück des Romans für mich.Tolle Figur! Die Charaktere sind sehr gelungen. Eine äußerst individuelle, spezielle Note. Dennoch: Sprachlich ist das kein großer Genuss. Der Text wirkt, wie seine Figuren, all zu oft kantig, teils hölzern, unelegant. Er bleibt durchweg nüchtern bzw. emotionsarm. Die Zeitsprünge sind zu Beginn und am Ende viel zu zackig. Da kann nichts atmen, nur informieren. Das Ende bekommt eine Note von einem Geschichtsbucheintrag. Außerdem landen wir in erzählerischen Sackgassen. Ich sehe das zwar als Stilmittel um die Realität des Lebens darzustellen, ist für die weitere Handlung jedoch als Leser etwas frustrierend. Als Gesamtkomposition funktioniert das für mich nur mittelprächtig. Das Buch ist zu kurz für den Zeitraum, den es umfasst. Einiges wird nicht genügend auserzählt, was ua. den Zeitsprüngen geschuldet ist. Dadurch wirken gewisse Situationen, Entscheidungen, Gespräche auf mich nicht nachvollziehbar oder seltsam. Ich finde außerdem, dass Gurnah die Qualität der speziellen Technik, die Figuren die Verhältinisse spiegeln zu lassen, nicht aufrechterhält. Er inszeniert Gespräche und Szenen, die zum haaresträuben banal, unnötig und deplaziert sind. Ich lese in einigen Passagen den Zweck, die Absicht zu arg heraus.

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