Meine Schwester
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Bettina Flitner ist 1961 in Köln geboren, wo sie auch heute wieder lebt. Sie startete als Filmemacherin, arbeitet aber nach ihrem Studium an der Film- und Fernsehakademie in Berlin als Fotografin. Oft kombiniert sie in ihren Arbeiten, die in vielen Galerie- und Museumsausstellungen gezeigt wurden, Fotografie und Text. Sie arbeitet u.a. für Zeitschriften (Stern, Emma, Cicero) und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Zuletzt erschien im Elisabeth Sandmann Verlag ihr Bild-Textband »Väter & Töchter«.
Beiträge
MEINE SCHWESTER Bettina Flitner TW: Depression, Suizid „Wir waren zu zweit durch diese Wüste gegangen, meine Schwester und ich. Zu zweit gewandert durch diese erschöpfende Weite. Zu Beginn war der Winkel zwischen unseren Wegen kaum sichtbar, kaum messbar gewesen. Aber er wurde doch größer mit jedem Schritt. Mit jedem Schritt entfernten wir uns mehr voneinander. Meine Schwester wählte die Liebe, ich die Achtung“. (S. 176/177) Abends um 20 Uhr kam der Anruf: Susanne, ihre große Schwester ist tot, sie hat sich im Badezimmer erhängt. Wie kann das sein? Sie hatten sich doch damals, nach dem Freitod der Mutter geschworen, dem anderen Bescheid zu geben, sollte sich irgendwann auch mal einer von ihnen umbringen wollen. Vielleicht hatte Susanne auch Bescheid gegeben? Tinas Telefon hatte ja zuvor geklingelt und sie hatte auch den Namen ihrer Schwester auf dem Display gesehen - nur angenommen hatte sie den Anruf nicht. Sie hatte keine Zeit für ihre Schwester - für ein Gespräch das wieder mindestens eine Stunde über ihre Ängste und Depressionen dauern würde. Und jetzt war es zu spät. In Rückblicken erfahren wir die Familiengeschichte der Autorin. Lernen ihre Eltern kennen, die es mit der Aufsichtspflicht nicht immer so ganz genau nehmen und deren Affären wichtiger sind, als den Mädchen ein Abendessen zu kochen. Treffen die Großeltern, die aus ihren zugewiesenen Rollen der 70er-Jahre nicht ausbrechen können und bei denen man sich entscheiden muss, ob man Liebe oder Achtung bekommen möchte. Doch die Mädchen halten zusammen und sind ein Team, bis sich irgendwas ändert. Die autobiografische Geschichte von Bettina Flitner hat mich sehr berührt. Ich habe das Buch in 1½ Tagen gelesen und konnte es kaum zur Seite legen. Wunderschöne Sätze haben mich durch diese traurige Geschichte getragen, den Vergleich mit den Raben während der Depressionsschübe der Mutter fand ich wunderschön. Diverse Male hatte ich Flashbacks - zu schön sind diese kleinen Beschreibungen von Süßigkeiten, Zeitschriften und den typischen Lebenssituationen in den 70er-Jahren. Fazit: Ein faszinierendes Buch, das man gelesen haben muss. Traurig und wunderschön. 5/ 5

Hätte ich das Buch gelesen, wenn ich vorher gewusst hätte, wer Bettina Flitner ist? Vermutlich nicht. Wäre das etwas kleingeistig? Vermutlich. Auf jeden Fall hätte ich ein berührendes, sowohl trauriges als auch bisweilen heiteres Buch verpasst. Innige Geschwisterliebe, mit den Jahren vom Alltag und verschiedenen Lebensentwürfen bedrängt, Gespenster der gemeinsamen Vergangenheit, denen eine von Beiden nicht entkommt.
Ein tief berührender Rückblick in die Kindheit, die geprägt wurde durch Wurzellosigkeit, Fremde, Verlust und Trauer, Geschlechterrollen und durch Depression.
"Ich drücke auf den Auslöser. Die Blende öffnet sich. Eine 30stel Sekunde lang. Eine Ewigkeit" [TW: Depression, Suizid] Bettina Flitner blickt in ihrem Memoir zurück auf das Leben ihrer Familie, stellt den Fokus scharf, besonders auf ihre Mutter und ihre Schwester. Es sind nur noch Fotos und Erinnerungen, die ihr bleiben, denn beide haben sich gegen das Leben entschieden, mit einem Abstand von 30 Jahren. Wieder ist da dieser eine Anruf, der ihr den Boden unter den Füssen wegzureißen droht, der alles verändert. „Ich suchte, wie alle am Tisch, den Moment, an dem ich die Zeitmaschine in den Rückwärtsgang hätte schalten können. Was? Hätte man? Wann? Tun? Müssen? Da war es wieder, fast auf den Tag genau wie vor 30 Jahren. Bei dem Tod meiner Mutter. Jetzt also meine Schwester.“ Es ist ein tief berührender Rückblick in die Kindheit, die geprägt wurde durch Wurzellosigkeit, Fremde, Verlust und Trauer, Geschlechterrollen und durch Depression. Bettina Flitner dringt tief in die Familiengeschichte ein, zoomt sie heran, durchleuchtet sie. Schon längst Vergessenes entfaltet sich dabei und Geschehnisse und Aussagen gewinnen plötzlich an Bedeutung. Rückblickend und fokussiert versteht man viele Dinge plötzlich klarer, intensiver. Sie erinnert sich daran, wie es war, in den 60/70er-Jahren aufzuwachsen, an diese tiefe Vertrautheit und die Nähe zwischen ihr und ihrer vier Jahre älteren Schwester Susanne – im Gegensatz dazu stehen die vielen Streitereien und letztlich die Trennung ihrer Eltern. Und beim Blick durch den Sucher fragt sie sich: hätte sie etwas merken müssen? Hätte sie den Suizid verhindern können? Es sind Fragen, auf die ihr niemand eine Antwort geben kann. Aber das Schreiben ist eine große Hilfe, ein Versuch des Verstehens, ein kleines Stück Befreiung. Ihre Sprache ist klar, fließend, ohne jeglichen Pathos und dadurch unglaublich eindringlich. Mich hat dieses kluge, intensive Buch lange beschäftigt – eine klare Leseempfehlung! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Sehr langatmig.
Berührende und zarte Erzählung aus Sicht der Überlebenden. Viele wärmende Erinnerungen und Familienmomente authentisch beschrieben. Man bleibt traurig und nachdenklich zurück.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Bettina Flitner ist 1961 in Köln geboren, wo sie auch heute wieder lebt. Sie startete als Filmemacherin, arbeitet aber nach ihrem Studium an der Film- und Fernsehakademie in Berlin als Fotografin. Oft kombiniert sie in ihren Arbeiten, die in vielen Galerie- und Museumsausstellungen gezeigt wurden, Fotografie und Text. Sie arbeitet u.a. für Zeitschriften (Stern, Emma, Cicero) und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Zuletzt erschien im Elisabeth Sandmann Verlag ihr Bild-Textband »Väter & Töchter«.
Beiträge
MEINE SCHWESTER Bettina Flitner TW: Depression, Suizid „Wir waren zu zweit durch diese Wüste gegangen, meine Schwester und ich. Zu zweit gewandert durch diese erschöpfende Weite. Zu Beginn war der Winkel zwischen unseren Wegen kaum sichtbar, kaum messbar gewesen. Aber er wurde doch größer mit jedem Schritt. Mit jedem Schritt entfernten wir uns mehr voneinander. Meine Schwester wählte die Liebe, ich die Achtung“. (S. 176/177) Abends um 20 Uhr kam der Anruf: Susanne, ihre große Schwester ist tot, sie hat sich im Badezimmer erhängt. Wie kann das sein? Sie hatten sich doch damals, nach dem Freitod der Mutter geschworen, dem anderen Bescheid zu geben, sollte sich irgendwann auch mal einer von ihnen umbringen wollen. Vielleicht hatte Susanne auch Bescheid gegeben? Tinas Telefon hatte ja zuvor geklingelt und sie hatte auch den Namen ihrer Schwester auf dem Display gesehen - nur angenommen hatte sie den Anruf nicht. Sie hatte keine Zeit für ihre Schwester - für ein Gespräch das wieder mindestens eine Stunde über ihre Ängste und Depressionen dauern würde. Und jetzt war es zu spät. In Rückblicken erfahren wir die Familiengeschichte der Autorin. Lernen ihre Eltern kennen, die es mit der Aufsichtspflicht nicht immer so ganz genau nehmen und deren Affären wichtiger sind, als den Mädchen ein Abendessen zu kochen. Treffen die Großeltern, die aus ihren zugewiesenen Rollen der 70er-Jahre nicht ausbrechen können und bei denen man sich entscheiden muss, ob man Liebe oder Achtung bekommen möchte. Doch die Mädchen halten zusammen und sind ein Team, bis sich irgendwas ändert. Die autobiografische Geschichte von Bettina Flitner hat mich sehr berührt. Ich habe das Buch in 1½ Tagen gelesen und konnte es kaum zur Seite legen. Wunderschöne Sätze haben mich durch diese traurige Geschichte getragen, den Vergleich mit den Raben während der Depressionsschübe der Mutter fand ich wunderschön. Diverse Male hatte ich Flashbacks - zu schön sind diese kleinen Beschreibungen von Süßigkeiten, Zeitschriften und den typischen Lebenssituationen in den 70er-Jahren. Fazit: Ein faszinierendes Buch, das man gelesen haben muss. Traurig und wunderschön. 5/ 5

Hätte ich das Buch gelesen, wenn ich vorher gewusst hätte, wer Bettina Flitner ist? Vermutlich nicht. Wäre das etwas kleingeistig? Vermutlich. Auf jeden Fall hätte ich ein berührendes, sowohl trauriges als auch bisweilen heiteres Buch verpasst. Innige Geschwisterliebe, mit den Jahren vom Alltag und verschiedenen Lebensentwürfen bedrängt, Gespenster der gemeinsamen Vergangenheit, denen eine von Beiden nicht entkommt.
Ein tief berührender Rückblick in die Kindheit, die geprägt wurde durch Wurzellosigkeit, Fremde, Verlust und Trauer, Geschlechterrollen und durch Depression.
"Ich drücke auf den Auslöser. Die Blende öffnet sich. Eine 30stel Sekunde lang. Eine Ewigkeit" [TW: Depression, Suizid] Bettina Flitner blickt in ihrem Memoir zurück auf das Leben ihrer Familie, stellt den Fokus scharf, besonders auf ihre Mutter und ihre Schwester. Es sind nur noch Fotos und Erinnerungen, die ihr bleiben, denn beide haben sich gegen das Leben entschieden, mit einem Abstand von 30 Jahren. Wieder ist da dieser eine Anruf, der ihr den Boden unter den Füssen wegzureißen droht, der alles verändert. „Ich suchte, wie alle am Tisch, den Moment, an dem ich die Zeitmaschine in den Rückwärtsgang hätte schalten können. Was? Hätte man? Wann? Tun? Müssen? Da war es wieder, fast auf den Tag genau wie vor 30 Jahren. Bei dem Tod meiner Mutter. Jetzt also meine Schwester.“ Es ist ein tief berührender Rückblick in die Kindheit, die geprägt wurde durch Wurzellosigkeit, Fremde, Verlust und Trauer, Geschlechterrollen und durch Depression. Bettina Flitner dringt tief in die Familiengeschichte ein, zoomt sie heran, durchleuchtet sie. Schon längst Vergessenes entfaltet sich dabei und Geschehnisse und Aussagen gewinnen plötzlich an Bedeutung. Rückblickend und fokussiert versteht man viele Dinge plötzlich klarer, intensiver. Sie erinnert sich daran, wie es war, in den 60/70er-Jahren aufzuwachsen, an diese tiefe Vertrautheit und die Nähe zwischen ihr und ihrer vier Jahre älteren Schwester Susanne – im Gegensatz dazu stehen die vielen Streitereien und letztlich die Trennung ihrer Eltern. Und beim Blick durch den Sucher fragt sie sich: hätte sie etwas merken müssen? Hätte sie den Suizid verhindern können? Es sind Fragen, auf die ihr niemand eine Antwort geben kann. Aber das Schreiben ist eine große Hilfe, ein Versuch des Verstehens, ein kleines Stück Befreiung. Ihre Sprache ist klar, fließend, ohne jeglichen Pathos und dadurch unglaublich eindringlich. Mich hat dieses kluge, intensive Buch lange beschäftigt – eine klare Leseempfehlung! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
