Machandel

Machandel

Hardcover
4.710
NeuzeitVom Krieg Bis Zur WendeFamilien RomanKrieg

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Beschreibung

Ein großer Familien- und Generationenroman über die DDR und wie sie unterging.

Regina Scheer spannt in ihrem beeindruckenden Debütroman den Bogen von den 30er Jahren über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und in die Gegenwart. Sie erzählt von den Anfängen der DDR, als die von Faschismus und Stalinismus geschwächten linken Kräfte hier das bessere Deutschland schaffen wollten, von Erstarrung und Enttäuschung, von dem hoffnungsvollen Aufbruch Ende der 80er Jahre und von zerplatzten Lebensträumen.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Generationenromane
Format
Hardcover
Seitenzahl
480
Preis
24.70 €

Autorenbeschreibung

Regina Scheer, 1950 in Berlin geboren, studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität. Von 1972 bis 1976 arbeitete sie bei der Wochenzeitschrift «Forum». Danach war sie freie Autorin und Mitarbeiterin der Literaturzeitschrift «Temperamente». Nach 1990 wirkte sie an Ausstellungen, Filmen und Anthologien mit und veröffentlichte mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte, u.a. «Im Schatten der Sterne» (2004). Ihre ersten beiden Romane, «Machandel» (2014) und «Gott wohnt im Wedding» (2019), waren große Publikumserfolge. Ihr neuestes Buch, «Bittere Brunnen», wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

Beiträge

6
Alle
5

Ein wunderbares Leseerlebnis!!!

Das Buch Machandel hat mich über den Sommer begleitet. Mit den puzzleteilartig zusammengefügten Perspektiven der Protagonisten bin ich durch eine Zeitspanne vom 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart gegangen, bin hineingezogen worden in die Landschaft der Mecklenburgischen Schweiz und habe mich in die ineinaderverwobenen Geschichten verschiedener Familien hineingefühlt. Die sorgsam recherchierten politischen Ereignisse bildeten den spannenden Hintergrund des Romans, angefangen von dem Verrat Thälmanns, über die Todesmärsche, die Flüchtlingsbewegu grn, die Bodenreform, die Machenschaften des DDR-Regimes, die Wende bis hin zur Neuzeit. Das Besondere an dem Roman waren die innerfamiliären und intergeberationalen Auseinandersetzungen, die Sehnsucht nacht Antworten auf der einen Seite und das auferlegte Schweigen auf der anderen. Es wäre so viel einfacher, wenn man mit allen offen reden könnte, auch über Schuldgefühle, falsche Entscheidungen, Sehnsüchte oder Schmerzen. Das Buch zeigt die Komplexität des Lebens auf eine wunderbare Weise und zeigt, dass es eben nicht so einfach ist. Nicht jeder kann reden, umso wertvoller erscheint mir dieses Buch, in dem auch das Ungesagte auf eigene Weise sichtbar wird. Schade, dass ich nun am Ende bin.

5

Hier würde ich gern mehr als 5 Sterne geben. Selten hat mich ein Roman , der ja auf wahren Ereignissen basiert, so in seinen Bann gezogen. Ich habe viel aus eigenem Erleben wiedererkannt und sehr viel neu erfahren, was in meiner Jugend falsch vermittelt wurde oder einfach nur verschwiegen. Es ist notwendig, dies alles nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, deshalb unbedingte Leseempfehlung !

Hier würde ich gern mehr als 5 Sterne geben.
Selten hat mich ein Roman , der ja auf wahren Ereignissen basiert, so in seinen Bann gezogen.
Ich habe viel aus eigenem Erleben wiedererkannt und sehr viel neu erfahren,  was in meiner Jugend  falsch vermittelt wurde oder einfach nur verschwiegen. Es ist notwendig, dies alles nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, deshalb unbedingte Leseempfehlung !

Lesenswerter Geschichtsunterricht aus der Perspektive verschiedener Zeitzeugen. Der Bogen reicht von den Schrecken der Nazizeit bis zur Zeit vor der Grenzöffnung und danach.

5

Schon einmal geschah es, dass jemand von der großen, politischen, oft schrecklichen Geschichte ausgerechnet anhand eines fiktiven mecklenburger Dorfes erzählte. Und schon einmal war da jemand trotz der Fiktionalität paradoxalerweise besonders detailgetreu: Die Rede ist von [a:Uwe Johnson|155319|Uwe Johnson|https://images.gr-assets.com/authors/1436377931p2/155319.jpg]s genialen [b:Jahrestagen|1988283|Jahrestage aus dem Leben von Gesine Cresspahl|Uwe Johnson|https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/book/50x75-a91bf249278a81aabab721ef782c4a74.png|362311]. Dort verschränkt sich vor allem die Entwicklung des Nationalsozialismus mit dem wegen der geschehenen Schrecken überraschenden Weiterdrehen der Welt nach diesem - leider drehte sich die Welt in Mecklenburg in eine sozialistische Diktatur weiter (und die Dorfbewohner*innen drehten jeweils mit). Geschichtsschreibung ist in den Jahrestagen Geschichtenschreibung, und sie geschieht vor allem anhand eines Dorfes, in dem man eben die lange zurückreichenden Geschichten, Lügen, Träume der Bewohner*innen kennt. Das Gleiche gilt für das titelgebende Dorf Machandel bei Scheer. Bei ihr ist es aber nicht der Anfang des Nationalsozialismus und die ersten 20 Jahre der DDR-Diktatur, sondern es ist das Jahr 45 und die 80er Jahre, die dieses weit ausholende Buch beschäftigen. In 1945, einerseits, war das Dorf voll mit Flüchtlingen verschiedenster Herkunftsgeschichten, und, wie wahrscheinlich immer überall, zugleich voller Leid und Hoffnung. Ende der 80er Jahre, andererseits, befand sich die Protagonistin, die von diesem '45 über Familienangehörige weiß, im politischen Widerstand aber auch in persönlichen Enttäuschungen. Weder in den Jahrestagen noch hier sind es nur zwei geschichtliche Fixpunkte, sondern fächerhaft geht es noch um viel mehr. Und in dem Mikrokosmos Dorf spielt sich eben nicht nur dieser ab, sondern er spiegelt den Makrokosmos, und das bedeutet im Zweifel die gesamte Welt, wieder. Scheer entschied sich dabei für die Multiperspektivität: Es gibt zwar eine hervorstehende und -stechende Protagonistin, deren Lebensdaten der der Autorin sehr ähnlich sind, aber jedes Kapitel wechselt die Sicht zu anderen. Multiperspektivität kann anstrengend sein, oft sind dann auch nicht alle Perspektiven gleich gewichtet. Dies stört aber hier nicht, da die Multiperspektivität dadurch gebrochen wird, dass sich die gleichen Motive durch das ganze Buch ziehen: Ein grausames Märchen über den Machandelbaum, vor allem, aber auch der Geigenbogenbau spannt im wahrsten Sinne des Wortes einen Bogen. Einigen Anspielungen könnte man klar nachgehen: Die Bodenreform in der Anfangszeit der DDR und deren Restitution in den 90er Jahren ebenso wie die Prozesse gegen "Abtrünnige" im sozialistischen Tschechien, die sich aber eigentlich selbst im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verdient gemacht haben, ebenso wie die Sterilisation angeblich psychisch kranker Frauen in der NS-Zeit, ebenso wie die nieder/plattdeutsche Sprache, ihre Traditionen und deren Aussterben, ebenso wie das Schicksal von Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion in deutschen Bauernhöfen. Gerade bei den weniger entfernten Fällen aber spielt Scheer, die diese Geschichten selbst erlebt hat, an, ohne dass es völlig verständlich ist: Sie spricht von einem namenslos bleibenden Anwalt, der in Zusammenarbeit mit der StaSi Widerständige zur Ausreise bewegte und später politisch erfolgreich war. Ist damit Gysi oder de Maizière gemeint? Das Buch ist sehr gut. Nur Erzählungen können wohl bei Geschichtsdarstellung so nuanciert-vielschichtig-umfassend sein. Auch Enttäuschungen bekommen so Raum: Warum ist das sozialistische Projekt '45 so dermaßen schnell gescheitert? Und warum wurden dann '89 und '90 die Parteien, die den demokratischen Umbruch und ein neues Forum möglich gemacht haben (nämlich demokratischer Aufbruch und Neues Forum), so wenig gewählt, während die Konformisten mit nationalschwangeren Blick auf Einheit (CDU) und die Fortführer der de-facto-Ein-Parteien-Herrschaft (PDS) Wahlsiege einheimsen durften? Und warum schweigen eigentlich immer alle von der Vergangenheit (nicht nur, weil es ein norddeutsches Klischee ist)? Warum schweigen alle am meisten, wenn es um Missbrauch oder Schuld oder "Fremdheit" geht?

5

Ein grandioses Debüt, das ein ganzes Stück Zeitgeschichte in Form eines Familienportraits liefert! Machandel ist niederdeutsch und bedeutet "Wacholder" - nach ihm ist das kleine Mecklemburgische Dorf benannt, das für die verschiedenen Kriegs- und Flüchtlingsgenerationen ein Zufluchtsort wird. Aus fünf verschiedenen Perspektiven werden Zustände und Ereignisse vor allem aus den 40er/60er und 80er Jahren beschrieben - immer dann, wenn sich in Deutschland Umbruchszeiten ankündigten. Die Geschichte des 2. Weltkriegs, die der DDR und ihrer Auflösung und der Wiedervereinigung werden mit dem märchenhaften Motiv der Brüder Grimm - dem Machandelboom verwoben. Mir gefiel die Perspektive der Hauptfigur Clara (*1960) am allerbesten, diese war facettenreich und jede Frage, die sie aufwarf, wurde dem Leser etwas exklusiver aus einer der anderen Perspektiven, z.B. aus jener der Ostarbeiterin Natalja dargeboten. Viele Motive werden in allen Perspektiven aufgegriffen - was alle verbindet ist der Bruder Claras ... Jan ist 1985 plötzlich verschwunden, ausgereist aus der DDR. Ein Dorfgeheimnis, großes Schweigen, viel Nicht-mehr-darüber-Sprechen-Können, Unverständnis verschiedener Generationen zueinander und ein geheimnisvoller Geigenbogenbauer geben dem Roman viele tiefgreifende Schichten. Die Autorin wies jeder Figur ein Repertoire an literarischen Anspielungen zu - Clara spricht von altslawischen Sagen und Grimm-Märchen, ihr Vater rezitiert Büchners Briefe und sein Drama "Woyzeck" und Natalja weiß von Heine-Lyrik zu sprechen. Große Leseempfehlung!

3

Einige Längen haben mir den Lesegenuss etwas vermiest, aber trotzdem ein gutes Buch. Die vielen unterschiedlichen Erzählstränge fließen zu einem großen Ganzen zusammen und ergeben ein stimmiges Bild. Die Familiengeschichten sind packend und aufwühlend, nicht jede Frage wird beantwortet und genau das hat mir sehr gut gefallen. Empfehlenswert.

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