Lunapark
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln und Berlin. Mit »Der nasse Fisch« (2007), dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Gereon Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem neun weitere folgten. Die Reihe ist die Vorlage für die von Tom Tykwer produzierte internationale Fernsehproduktion Babylon Berlin. Für die von Kat Menschik gestaltete Reihe Lieblingsbücher schrieb Volker Kutscher bereits die Bestseller Moabit (2017) und Mitte (2021) - Bücher, die den Helden seiner berühmten Krimi-Reihe gewidmet sind. Nach dem Buch für Charly und dem für Fritze Thormann erscheint im September 2025 das Buch Westend für Gereon Rath.
Beiträge
Mehr Geschichte als Krimi aber das macht die Reihe aus.
Der 6. Fall für Gereon Rath. Diesmal spielt der Band im Jahr 1934. Zwei SA Männer werden ermordet. Die Gestapo ist sich sicher, dass es Kommunisten sind , doch Gereon zweifelt. Der Kriminalfall ist nicht besonders spektakulär aber dient dabei auch eher dazu, die Gestapo zu schildern. Die Reihe ist für mich immer mehr eine Schilderung der damaligen Lebensumstände. Das gelingt Volker Kutscher ziemlich gut. Charly, Gereon und Fritze neben dabei unterschiedliche, teilweise naive Positionen ein aber das finde ich nicht schlecht. Das Buch ist für mich sehr authentisch und ich freue mich auf die nächsten Bände auch wenn die Zeit nicht besser wird und Gereon trotz Beförderung nun die Akzeptanz in der Mordgruppe fehlt.
SA-Männer werden erschlagen, doch es kommt keine Freude auf. Eine Hetzjagd auf die Roten, die Sozis beginnt. Beklemmend, mit dem Wissen von heute. Niemand kann sich mehr sicher fühlen. Trotzdem fesselt einen die Geschichte. Der Lunapark, einst ein Vergnügungspark, jetzt heruntergekommen und bietet Verstecke für Kriminelle und Sozialisten. Wir rutschen mit jedem Buch tiefer in die Dunkelheit des Grauens.
Ich weiß nicht ob ich M. weiter ertrage, nachdem was passiert ist! Der Fall war diesmal etwas offensichtlich, aber das drum rum hatte es in sich!
Wenig spannender Krimi mit umso spannenderer Atmosphäre im Jahr 1934
Berlin 1934, während Göbbels eine Kampagne gegen alle Kritiker*innen der neuen Regierung und dem „neuen Deutschland“ fährt, tut die SA in Berlin, was sie will. Das KL Oranienburg ist beispielsweise berühmt berüchtigt. Und auch Charly, Raths Partnerin, bekommt die Willkür der SA zu spüren. Mitten in dieser Zeit stirbt ein SA-Mann auf dem Weg nach Hause, alle Spuren deuten auf Kommunisten. Doch als eine ganze Mordserie passiert, glaubt die Gestapo zwar immer noch an Kommunisten, Gereon Rath aber nicht. Im Gegensatz zu vielen Autor*innen aus dem historischen Bereich macht Kutscher seine Hauptpersonen nicht zu Widerstandskämpfern oder eigentlich guten Menschen. Einzig Charly ist absolut gegen die Nazis und hat sich ihr gutes Herz bewahrt. Gereon kämpft damit, dass sein ehemaliger Kriminalsekretär mittlerweile bei der Gestapo arbeitet und dort auf dem Weg die Karriereleiter hoch, auch den Sinn für Spurensuche und gescheite Ermittlungen verliert. Das Pflegekind der Raths schließt sich unter Charlys Protest der HJ an. Ich mag Krimis, die einen überraschen, der hier gehörte leider nicht dazu. Ich brauchte tatsächlich nur so 50-100 Seiten, um Mörder und Mordwaffe schon zu identifizieren. Ich hatte den Eindruck, dass der Teil mehr eine Vorbereitung auf Band 7 war, in dem es dem Namen nach um Johann Marlow geht, den Gangsterboss, der seit Jahren Rath in seiner Tasche hat. Viel spannender fand ich die Atmosphäre, die erzeugt wurde, die historischen Ereignisse dieser Zeit (Röhm-Putsch, Kritikaster-Kampagne, Festnahme Adenauers) und die Naivität, mit der Gereon Rath politisch durchs Leben geht. Nicht wirklich spannender Krimi, aber unglaublich gutes Buch (auch wenn mich die Verwendung von N-Wort und Z-Wort immer wieder stört). Deshalb 3,5/5⭐️
Der sechste Rath Roman lebt von der spannenden Gegenüberstellung der zwei Kommissare Gräf und Rath, deren kollegiale Freundschaft bereits im letzten Band zerbrach. Während Gräf im neuen Deutschland (1934) bei der Politischen Polizei Karriere machen will, spielt der unpolitische Rath mit der Sicherheit eines Staatsdieners und steht auf der Gehaltsliste eines Gangsters. Doch beide befinden sich durch vergangene Entscheidungen auf dünnem Eis, was mit einem Todesfall eines SA Mannes zu tun hat, bei dem das geflügelte Wort "Auge um Auge" eine ganz besondere Note bekommt ... Trotz kleiner Schwächen ist dieser Roman wieder atmosphärisch dicht, nah am damaligen Zeitgeschehen und packend zu lesen!
Wie viele Gründe Kutscher wohl noch einfallen, warum ein Typ seine alten Weggefährten umbringt - langsam wird es langweilig
Spätestens ab diesem Band gehen die Geschichte und die Geschichten rund um Gereon und Charly Hand in Hand. Deutschland im Jahre 1934 ist mittlerweile fest in der Hand der Nationalsozialisten und diese formen den Staat nach ihrer Vorstellung. Und auch bei Familie Rath greifen diese Veränderungen in das Leben ein. Da wäre das Adoptivkind Fritz, der unbedingt in die Hitlerjugend will und auf der anderen Seite Gereon, der dem ganzen gelassen ins Auge sieht, während Charly mit all dem nichts anfangen will, weil sie sieht, dass diese Regierung mit all ihren Vorgehen nur schlimmes anrichtet. In diese Situation platzt dann ein aufsehenerregender Fall, bei dem ein SA-Mann tot unter einer Brücke aufgefunden wird. Da es ein SA-Mann ist und an der Brücke kommunistische Parolen angeschmiert werden, ist für die politische Polizei der Fall scon klar, wer die Täter sind, während die Kripo um Rath den Fall etwas neutraler betrachtet. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, wer genau hinter diesem Mord steckt und was das Motiv ist. Insgesamt fanf ich das Buch wieder sehr gelungen im Ton und wie die Zeit aufgegriffen wird. Manche ahnen schon, dass es schlimm enden wird, andere sehen es sehr locler und ebnen so den Weg für die Nationalsozialisten. Es ist sehr erschreckend zu sehen, wie naiv zum Beispiel Menschen wie Gereon all diese Vorgänge sehen und die Augen vor der Wahrheit verschließen und ich kann mir sehr lebhaft vorstellen, dass es damals vielen so ergangen sein muss. Doch der eigentliche Fall steht ein wenig hinten an und weiß nicht so recht zu gefallen. Allerdings ist das hier gar nicht so wichtig, denn die Geschichte und die Handlungen der Figuren an sich sind sehr vielschichtig angelegt, so dass es in diesem Fall fast egal ist, wer was wann getan hat, denn die Ermittlungsarbeit nimmt wenn es hoch kommt vielleicht ein Drittel des Buches ein. Der Rest ist hochspannend aufbereitete Geschichte und dramatische Verwicklungen aller Figuren in irgendwelche Schachzüge, die deren Leben noch nachhaltig prägen werden. Wie gewohnt bei dieser Reihe eine hochwertige Geschichte, die allen Figuren ihren Raum gibt und sie weiterentwickelt und wer mit diesen mitfiebert, der wird sich fragen, wie es nun mit allen weitergehen wird. Aber eine Warnung sei angebracht: Wer mit diesem Buch einsteigen sollte, wird nicht so recht damit was anfangen können, denn viele Dinge, die in den vorherigen Bänden an Beziehungen und Erfahrungen aufbegebaut wurden, werden hier vertieft. Das kann schnell zu Frustration führen, wenn man dann nicht so recht weiß, warum manche Figur so agiert, wie sie agiert.
Ich hatte ganz vergessen, wie dieser Teil endet. So rückblickend betrachtet würde ich sagen, das Lunapark einen Wendepunkt in der Reihe darstellt. Es spitzen sich einige Ereignisse dermaßen zu, das klar ist, das sich das in den nächsten Bänden vor allem auch im Privatleben der Familie Rath entladen wird. Ich denke ein Grund weshalb ich Gereon so sehr mag ist seine Ambivalenz und das er wie ein Mensch wirkt, der auch wirklich gelebt haben könnte. Das geht mir zwar mit Charly auch so und ich finde sie wirklich toll, aber Gereon ist und bleibt dann doch meine Nr.1. Auch wenn ich ihn für so manche Dinge die er in diesem Band von sich gibt, am liebsten eine geklebt hätte (da gehts mir wie Charly *gg*). Ein Grund weshalb ich diesen Band auch besser bewerte als beim ersten Mal ist sicher auch, das ich mit anderen Erwartungen herangehen kann. Ich weiß ja schon, das sich Kutschers Fokus etwas verschoben hat und er immer stärker auf die politischen Themen eingeht - was ich persönlich sehr gut finde. Den Kriminalfall selbst finde ich zwar immer noch nicht so dolle, aber das drum herum hat mich dafür schon sehr überzeugt. Für mich waren sowieso andere Entwicklungen entscheidend. Gereon hat das erste Mal begriffen, das er eine Grenze überschritten hat... Ich bin gespannt, wohin ihn das noch führen wird. Gleichzeitig hoffe ich immer noch, das er doch noch auf Charly hören wird... Einmal mehr konnte ich wirklich besser verstehen, wie diese Zeit zu Beginn der NS-Regierung für viele Menschen war. Daher konnte ich schon auch etwas drüber hinwegsehen, das mich der Mordfall und seine Auflösung nicht überzeugt haben. Für mich waren hier ganz andere Dinge wichtig, vor allem die inneren Kämpfe zwischen SS und SA waren hier für mich spannend und auch Gereons auf einander treffen, mit diesen "Parteien", war interessant erzählt. Gleichzeitig ist da dann die Frage, wie es in Gereons Ehe weitergehen könnte. Charlie möchte sich ihre gewonnen Freiheiten eben nicht so leicht nehmen lassen und hier merkt man, das Gereon doch schon sehr in damaligen Rollenmustern verhaftet ist - was ich aber auch wiederum gut finde, denn auch hier bleibt er glaubwürdig. Dieser ganze Konflikt und die historischen Hintergründe machen "Lunapark" dann trotzdem zu einem ziemlich tollen Roman. Wer die Reihe schon vorher mochte, wird auch hier wieder begeistert sein - so oder so.
Mehr von Volker Kutscher
AlleMehr aus dieser Reihe
AlleÄhnliche Bücher
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln und Berlin. Mit »Der nasse Fisch« (2007), dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Gereon Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem neun weitere folgten. Die Reihe ist die Vorlage für die von Tom Tykwer produzierte internationale Fernsehproduktion Babylon Berlin. Für die von Kat Menschik gestaltete Reihe Lieblingsbücher schrieb Volker Kutscher bereits die Bestseller Moabit (2017) und Mitte (2021) - Bücher, die den Helden seiner berühmten Krimi-Reihe gewidmet sind. Nach dem Buch für Charly und dem für Fritze Thormann erscheint im September 2025 das Buch Westend für Gereon Rath.
Beiträge
Mehr Geschichte als Krimi aber das macht die Reihe aus.
Der 6. Fall für Gereon Rath. Diesmal spielt der Band im Jahr 1934. Zwei SA Männer werden ermordet. Die Gestapo ist sich sicher, dass es Kommunisten sind , doch Gereon zweifelt. Der Kriminalfall ist nicht besonders spektakulär aber dient dabei auch eher dazu, die Gestapo zu schildern. Die Reihe ist für mich immer mehr eine Schilderung der damaligen Lebensumstände. Das gelingt Volker Kutscher ziemlich gut. Charly, Gereon und Fritze neben dabei unterschiedliche, teilweise naive Positionen ein aber das finde ich nicht schlecht. Das Buch ist für mich sehr authentisch und ich freue mich auf die nächsten Bände auch wenn die Zeit nicht besser wird und Gereon trotz Beförderung nun die Akzeptanz in der Mordgruppe fehlt.
SA-Männer werden erschlagen, doch es kommt keine Freude auf. Eine Hetzjagd auf die Roten, die Sozis beginnt. Beklemmend, mit dem Wissen von heute. Niemand kann sich mehr sicher fühlen. Trotzdem fesselt einen die Geschichte. Der Lunapark, einst ein Vergnügungspark, jetzt heruntergekommen und bietet Verstecke für Kriminelle und Sozialisten. Wir rutschen mit jedem Buch tiefer in die Dunkelheit des Grauens.
Ich weiß nicht ob ich M. weiter ertrage, nachdem was passiert ist! Der Fall war diesmal etwas offensichtlich, aber das drum rum hatte es in sich!
Wenig spannender Krimi mit umso spannenderer Atmosphäre im Jahr 1934
Berlin 1934, während Göbbels eine Kampagne gegen alle Kritiker*innen der neuen Regierung und dem „neuen Deutschland“ fährt, tut die SA in Berlin, was sie will. Das KL Oranienburg ist beispielsweise berühmt berüchtigt. Und auch Charly, Raths Partnerin, bekommt die Willkür der SA zu spüren. Mitten in dieser Zeit stirbt ein SA-Mann auf dem Weg nach Hause, alle Spuren deuten auf Kommunisten. Doch als eine ganze Mordserie passiert, glaubt die Gestapo zwar immer noch an Kommunisten, Gereon Rath aber nicht. Im Gegensatz zu vielen Autor*innen aus dem historischen Bereich macht Kutscher seine Hauptpersonen nicht zu Widerstandskämpfern oder eigentlich guten Menschen. Einzig Charly ist absolut gegen die Nazis und hat sich ihr gutes Herz bewahrt. Gereon kämpft damit, dass sein ehemaliger Kriminalsekretär mittlerweile bei der Gestapo arbeitet und dort auf dem Weg die Karriereleiter hoch, auch den Sinn für Spurensuche und gescheite Ermittlungen verliert. Das Pflegekind der Raths schließt sich unter Charlys Protest der HJ an. Ich mag Krimis, die einen überraschen, der hier gehörte leider nicht dazu. Ich brauchte tatsächlich nur so 50-100 Seiten, um Mörder und Mordwaffe schon zu identifizieren. Ich hatte den Eindruck, dass der Teil mehr eine Vorbereitung auf Band 7 war, in dem es dem Namen nach um Johann Marlow geht, den Gangsterboss, der seit Jahren Rath in seiner Tasche hat. Viel spannender fand ich die Atmosphäre, die erzeugt wurde, die historischen Ereignisse dieser Zeit (Röhm-Putsch, Kritikaster-Kampagne, Festnahme Adenauers) und die Naivität, mit der Gereon Rath politisch durchs Leben geht. Nicht wirklich spannender Krimi, aber unglaublich gutes Buch (auch wenn mich die Verwendung von N-Wort und Z-Wort immer wieder stört). Deshalb 3,5/5⭐️
Der sechste Rath Roman lebt von der spannenden Gegenüberstellung der zwei Kommissare Gräf und Rath, deren kollegiale Freundschaft bereits im letzten Band zerbrach. Während Gräf im neuen Deutschland (1934) bei der Politischen Polizei Karriere machen will, spielt der unpolitische Rath mit der Sicherheit eines Staatsdieners und steht auf der Gehaltsliste eines Gangsters. Doch beide befinden sich durch vergangene Entscheidungen auf dünnem Eis, was mit einem Todesfall eines SA Mannes zu tun hat, bei dem das geflügelte Wort "Auge um Auge" eine ganz besondere Note bekommt ... Trotz kleiner Schwächen ist dieser Roman wieder atmosphärisch dicht, nah am damaligen Zeitgeschehen und packend zu lesen!
Wie viele Gründe Kutscher wohl noch einfallen, warum ein Typ seine alten Weggefährten umbringt - langsam wird es langweilig
Spätestens ab diesem Band gehen die Geschichte und die Geschichten rund um Gereon und Charly Hand in Hand. Deutschland im Jahre 1934 ist mittlerweile fest in der Hand der Nationalsozialisten und diese formen den Staat nach ihrer Vorstellung. Und auch bei Familie Rath greifen diese Veränderungen in das Leben ein. Da wäre das Adoptivkind Fritz, der unbedingt in die Hitlerjugend will und auf der anderen Seite Gereon, der dem ganzen gelassen ins Auge sieht, während Charly mit all dem nichts anfangen will, weil sie sieht, dass diese Regierung mit all ihren Vorgehen nur schlimmes anrichtet. In diese Situation platzt dann ein aufsehenerregender Fall, bei dem ein SA-Mann tot unter einer Brücke aufgefunden wird. Da es ein SA-Mann ist und an der Brücke kommunistische Parolen angeschmiert werden, ist für die politische Polizei der Fall scon klar, wer die Täter sind, während die Kripo um Rath den Fall etwas neutraler betrachtet. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, wer genau hinter diesem Mord steckt und was das Motiv ist. Insgesamt fanf ich das Buch wieder sehr gelungen im Ton und wie die Zeit aufgegriffen wird. Manche ahnen schon, dass es schlimm enden wird, andere sehen es sehr locler und ebnen so den Weg für die Nationalsozialisten. Es ist sehr erschreckend zu sehen, wie naiv zum Beispiel Menschen wie Gereon all diese Vorgänge sehen und die Augen vor der Wahrheit verschließen und ich kann mir sehr lebhaft vorstellen, dass es damals vielen so ergangen sein muss. Doch der eigentliche Fall steht ein wenig hinten an und weiß nicht so recht zu gefallen. Allerdings ist das hier gar nicht so wichtig, denn die Geschichte und die Handlungen der Figuren an sich sind sehr vielschichtig angelegt, so dass es in diesem Fall fast egal ist, wer was wann getan hat, denn die Ermittlungsarbeit nimmt wenn es hoch kommt vielleicht ein Drittel des Buches ein. Der Rest ist hochspannend aufbereitete Geschichte und dramatische Verwicklungen aller Figuren in irgendwelche Schachzüge, die deren Leben noch nachhaltig prägen werden. Wie gewohnt bei dieser Reihe eine hochwertige Geschichte, die allen Figuren ihren Raum gibt und sie weiterentwickelt und wer mit diesen mitfiebert, der wird sich fragen, wie es nun mit allen weitergehen wird. Aber eine Warnung sei angebracht: Wer mit diesem Buch einsteigen sollte, wird nicht so recht damit was anfangen können, denn viele Dinge, die in den vorherigen Bänden an Beziehungen und Erfahrungen aufbegebaut wurden, werden hier vertieft. Das kann schnell zu Frustration führen, wenn man dann nicht so recht weiß, warum manche Figur so agiert, wie sie agiert.
Ich hatte ganz vergessen, wie dieser Teil endet. So rückblickend betrachtet würde ich sagen, das Lunapark einen Wendepunkt in der Reihe darstellt. Es spitzen sich einige Ereignisse dermaßen zu, das klar ist, das sich das in den nächsten Bänden vor allem auch im Privatleben der Familie Rath entladen wird. Ich denke ein Grund weshalb ich Gereon so sehr mag ist seine Ambivalenz und das er wie ein Mensch wirkt, der auch wirklich gelebt haben könnte. Das geht mir zwar mit Charly auch so und ich finde sie wirklich toll, aber Gereon ist und bleibt dann doch meine Nr.1. Auch wenn ich ihn für so manche Dinge die er in diesem Band von sich gibt, am liebsten eine geklebt hätte (da gehts mir wie Charly *gg*). Ein Grund weshalb ich diesen Band auch besser bewerte als beim ersten Mal ist sicher auch, das ich mit anderen Erwartungen herangehen kann. Ich weiß ja schon, das sich Kutschers Fokus etwas verschoben hat und er immer stärker auf die politischen Themen eingeht - was ich persönlich sehr gut finde. Den Kriminalfall selbst finde ich zwar immer noch nicht so dolle, aber das drum herum hat mich dafür schon sehr überzeugt. Für mich waren sowieso andere Entwicklungen entscheidend. Gereon hat das erste Mal begriffen, das er eine Grenze überschritten hat... Ich bin gespannt, wohin ihn das noch führen wird. Gleichzeitig hoffe ich immer noch, das er doch noch auf Charly hören wird... Einmal mehr konnte ich wirklich besser verstehen, wie diese Zeit zu Beginn der NS-Regierung für viele Menschen war. Daher konnte ich schon auch etwas drüber hinwegsehen, das mich der Mordfall und seine Auflösung nicht überzeugt haben. Für mich waren hier ganz andere Dinge wichtig, vor allem die inneren Kämpfe zwischen SS und SA waren hier für mich spannend und auch Gereons auf einander treffen, mit diesen "Parteien", war interessant erzählt. Gleichzeitig ist da dann die Frage, wie es in Gereons Ehe weitergehen könnte. Charlie möchte sich ihre gewonnen Freiheiten eben nicht so leicht nehmen lassen und hier merkt man, das Gereon doch schon sehr in damaligen Rollenmustern verhaftet ist - was ich aber auch wiederum gut finde, denn auch hier bleibt er glaubwürdig. Dieser ganze Konflikt und die historischen Hintergründe machen "Lunapark" dann trotzdem zu einem ziemlich tollen Roman. Wer die Reihe schon vorher mochte, wird auch hier wieder begeistert sein - so oder so.