Kreutzersonate
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Leo Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa heiratete er 1862 die sechzehn Jahre jüngere Sofja. Das Paar zog sich nach Jasnaja Poljana zurück, wo Tolstoi seine großen Werke schrieb, die ihn weltberühmt machten: »Krieg und Frieden« (1864–1869) und »Anna Karenina« (1873–1876).
Beiträge
Wem die Rezension zu lang ist, findet am Ende ein Fazit. Meine Rezension: Tolstois "Die Kreutzer-Sonate" ist ein Werk, das sich unmissverständlich mit den dunklen Seiten menschlicher Beziehungen auseinandersetzt – und dabei den Leser zum Nachdenken (und Widerspruch) herausfordert. Das Buch beeindruckt in erster Linie durch seine sprachliche Kraft und die radikale Intensität, mit der es die Gedankenwelt des Protagonisten offenlegt. Die subjektive Erzählweise erzeugt eine bedrückende Atmosphäre, die einen förmlich in den Wahnsinn der Figur hineinzieht. Auch künstlerisch ist das Werk stellenweise wirklich verblüffend, mit einer Dichte und Präzision, die den Leser immer wieder innehalten lässt. Doch abseits dieser Qualitäten stößt man schnell auf eine Reihe von moralischen und psychologischen Thesen, die sowohl schockieren als auch zum Widerspruch anregen. Während man beim Lesen das Gefühl hat, den eigenen Verstand bis zum Äußersten zu beanspruchen, ruft Tolstois Sicht auf Liebe, Ehe und Sexualität sowohl Empörung als auch Zustimmung hervor. An vielen Stellen möchte man laut ausrufen: "Das ist wahr!" oder "Das ist unsinnig!" Es sind genau diese extremen Aussagen, die das Werk so provokant machen. Fazit: Tolstois "Die Kreutzer-Sonate" ist ein sprachlich meisterhaftes Werk, das den Leser mit seiner emotionalen Intensität mitreißt. Es regt zum Nachdenken an, fordert heraus und bleibt durch seine provokanten Ansichten unvergesslich. Trotzdem bleibt es für mich inhaltlich streitbar – aus dieser Mischung von Faszination und Widerstand ziehe ich 3 von 5 Sternen.
Auch ein Klassiker darf fragwürdigen Inhalts sein Nun, Leo – was hast Du zu deiner Verteidigung zu sagen? Da schreibst du ein Jahrhundertwerk á la „Anna Karenina“ und veröffentlichst dann Jahre später die diskussionswürdige „Kreutzersonate“??? Nun gut, man muss einem der größten Literaten Russlands auch mal einen kleinen (literarischen) Fauxpas durchgehen lassen. Und ganz so negativ, wie die einleitende Übertreibung suggerieren könnte, ist die „Kreutzersonate“ nun auch wieder nicht *g*. Nicht umsonst gilt sie ja als Klassiker und wurde jetzt in einem fröhlichen Grünton (im Nachhinein wird mir klar, warum Grün als Farbe des Einbands gewählt wurde *g*) in der Reihe „Penguin Edition“ in der Übersetzung von Olga Radetzkaja neu veröffentlicht. Und doch... Der Ich-Erzähler trifft auf einer Bahnreise quer durch Russland auf einige Frauen und Männer, die sich in einem angeregten Gespräch über Liebe und ihre „Auswirkungen“ unterhalten. Dann fängt Gutsbesitzer Posdnyschew an, seine Geschichte zu erzählen und die geneigte Leserschaft reibt sich verwundert die Augen: was bitteschön passiert hier gerade? Ist es der gleiche Autor, der Jahre zuvor eine der tragischsten Liebesgeschichten der jüngeren Literatur veröffentlicht hat und jetzt einen auf Moralapostel macht? Tolstoi legt Posdnyschew einige gewagte Thesen über die Versklavung der Frau, Enthaltsamkeit etc. in den Mund, die den geneigten Leser zunächst mit offenen Augen sprachlos werden lässt. Doch im Nachgang bzw. –wort finden sich Erklärungen zu den teilweise fragwürdigen Äußerungen; so hat Tolstoi vor der „Kreutzersonate“ eine Zäsur durchlebt, die ihn in eine recht orthodoxe Richtung „driften“ ließ – davon zeugt auch seine im Nachwort zitierte „Beichte“ von 1882. Ob und was die geneigte Leserschaft von diesen verschriftlichten Thesen hält – nun, dass muss jede*r für sich entscheiden. Posdnyschew ist ein von krankhafter Eifersucht Besessener, der in allem, was seine Frau und ein befreundeter Musiker unternehmen, Anzeichen der Untreue sieht. Diese Eifersucht steigert sich in ihrem (seinen) Wahn bis zum dramatischen Finale... Möge der Inhalt der „Kreutzersonate“ moralisch nicht (immer) einwandfrei und darum überaus diskussionswürdig sein – sprachlich ist die Novelle ein Meisterwerk. Die heraufbeschworenen Stimmungen und Bilder, die Tolstoi bravourös formuliert hat, wirken nach und lassen mich (mit etwas Abstand) meine Bewertung von knappen 3,5 auf durchaus verdiente (mit steigender Tendenz) 4 Sterne erhöhen. ©kingofmusic
Absolute Incel-Bibel, die ja wirklich zu einer Bibel für die Tolstojaner geworden ist. Es heißt, die Kreutzersonate sei fast genauso missverstanden wie Lolita. Das zweifle ich jedoch an, da Nabokov im Gegensatz zu Tolstoi keine kleinen Kinder liebt und misshandelt, Tolstoi aber mit seinem kompletten Gedankenguts-Wandel absolut seine Meinung predigt. Das Tolstoi mit seinem Werk ein Feminist sein soll...sicher nicht, wenn er alles, was der Protagonist, ja selbst auch denkt. Teilweise fand ich stellen, die mit mir resonierten, zB dass eine Frau sich so gut sie versucht in der Gesellschaft zu etablieren, mehr Rechte zu haben etc, soweit sich der Blick der Männer auf Frauen jedoch nicht ändert, bringt es nichts. Man wird als Genussobjekt gesehen. Im Großen und Ganzen ist der Protagonist selbst an allem Schuld, streift diese jedoch vollends ab und schiebt sie auf die tierische Natur der Männer, ups, meine natürlich Menschen. Und die Frauen sind ja sowieso das reine Übel. Wer dem Buch (gerade das männliche Geschlecht) 5 Sterne gibt; da läuten die Alarmglocken.
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Autorenbeschreibung
Leo Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910) entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa heiratete er 1862 die sechzehn Jahre jüngere Sofja. Das Paar zog sich nach Jasnaja Poljana zurück, wo Tolstoi seine großen Werke schrieb, die ihn weltberühmt machten: »Krieg und Frieden« (1864–1869) und »Anna Karenina« (1873–1876).
Beiträge
Wem die Rezension zu lang ist, findet am Ende ein Fazit. Meine Rezension: Tolstois "Die Kreutzer-Sonate" ist ein Werk, das sich unmissverständlich mit den dunklen Seiten menschlicher Beziehungen auseinandersetzt – und dabei den Leser zum Nachdenken (und Widerspruch) herausfordert. Das Buch beeindruckt in erster Linie durch seine sprachliche Kraft und die radikale Intensität, mit der es die Gedankenwelt des Protagonisten offenlegt. Die subjektive Erzählweise erzeugt eine bedrückende Atmosphäre, die einen förmlich in den Wahnsinn der Figur hineinzieht. Auch künstlerisch ist das Werk stellenweise wirklich verblüffend, mit einer Dichte und Präzision, die den Leser immer wieder innehalten lässt. Doch abseits dieser Qualitäten stößt man schnell auf eine Reihe von moralischen und psychologischen Thesen, die sowohl schockieren als auch zum Widerspruch anregen. Während man beim Lesen das Gefühl hat, den eigenen Verstand bis zum Äußersten zu beanspruchen, ruft Tolstois Sicht auf Liebe, Ehe und Sexualität sowohl Empörung als auch Zustimmung hervor. An vielen Stellen möchte man laut ausrufen: "Das ist wahr!" oder "Das ist unsinnig!" Es sind genau diese extremen Aussagen, die das Werk so provokant machen. Fazit: Tolstois "Die Kreutzer-Sonate" ist ein sprachlich meisterhaftes Werk, das den Leser mit seiner emotionalen Intensität mitreißt. Es regt zum Nachdenken an, fordert heraus und bleibt durch seine provokanten Ansichten unvergesslich. Trotzdem bleibt es für mich inhaltlich streitbar – aus dieser Mischung von Faszination und Widerstand ziehe ich 3 von 5 Sternen.
Auch ein Klassiker darf fragwürdigen Inhalts sein Nun, Leo – was hast Du zu deiner Verteidigung zu sagen? Da schreibst du ein Jahrhundertwerk á la „Anna Karenina“ und veröffentlichst dann Jahre später die diskussionswürdige „Kreutzersonate“??? Nun gut, man muss einem der größten Literaten Russlands auch mal einen kleinen (literarischen) Fauxpas durchgehen lassen. Und ganz so negativ, wie die einleitende Übertreibung suggerieren könnte, ist die „Kreutzersonate“ nun auch wieder nicht *g*. Nicht umsonst gilt sie ja als Klassiker und wurde jetzt in einem fröhlichen Grünton (im Nachhinein wird mir klar, warum Grün als Farbe des Einbands gewählt wurde *g*) in der Reihe „Penguin Edition“ in der Übersetzung von Olga Radetzkaja neu veröffentlicht. Und doch... Der Ich-Erzähler trifft auf einer Bahnreise quer durch Russland auf einige Frauen und Männer, die sich in einem angeregten Gespräch über Liebe und ihre „Auswirkungen“ unterhalten. Dann fängt Gutsbesitzer Posdnyschew an, seine Geschichte zu erzählen und die geneigte Leserschaft reibt sich verwundert die Augen: was bitteschön passiert hier gerade? Ist es der gleiche Autor, der Jahre zuvor eine der tragischsten Liebesgeschichten der jüngeren Literatur veröffentlicht hat und jetzt einen auf Moralapostel macht? Tolstoi legt Posdnyschew einige gewagte Thesen über die Versklavung der Frau, Enthaltsamkeit etc. in den Mund, die den geneigten Leser zunächst mit offenen Augen sprachlos werden lässt. Doch im Nachgang bzw. –wort finden sich Erklärungen zu den teilweise fragwürdigen Äußerungen; so hat Tolstoi vor der „Kreutzersonate“ eine Zäsur durchlebt, die ihn in eine recht orthodoxe Richtung „driften“ ließ – davon zeugt auch seine im Nachwort zitierte „Beichte“ von 1882. Ob und was die geneigte Leserschaft von diesen verschriftlichten Thesen hält – nun, dass muss jede*r für sich entscheiden. Posdnyschew ist ein von krankhafter Eifersucht Besessener, der in allem, was seine Frau und ein befreundeter Musiker unternehmen, Anzeichen der Untreue sieht. Diese Eifersucht steigert sich in ihrem (seinen) Wahn bis zum dramatischen Finale... Möge der Inhalt der „Kreutzersonate“ moralisch nicht (immer) einwandfrei und darum überaus diskussionswürdig sein – sprachlich ist die Novelle ein Meisterwerk. Die heraufbeschworenen Stimmungen und Bilder, die Tolstoi bravourös formuliert hat, wirken nach und lassen mich (mit etwas Abstand) meine Bewertung von knappen 3,5 auf durchaus verdiente (mit steigender Tendenz) 4 Sterne erhöhen. ©kingofmusic
Absolute Incel-Bibel, die ja wirklich zu einer Bibel für die Tolstojaner geworden ist. Es heißt, die Kreutzersonate sei fast genauso missverstanden wie Lolita. Das zweifle ich jedoch an, da Nabokov im Gegensatz zu Tolstoi keine kleinen Kinder liebt und misshandelt, Tolstoi aber mit seinem kompletten Gedankenguts-Wandel absolut seine Meinung predigt. Das Tolstoi mit seinem Werk ein Feminist sein soll...sicher nicht, wenn er alles, was der Protagonist, ja selbst auch denkt. Teilweise fand ich stellen, die mit mir resonierten, zB dass eine Frau sich so gut sie versucht in der Gesellschaft zu etablieren, mehr Rechte zu haben etc, soweit sich der Blick der Männer auf Frauen jedoch nicht ändert, bringt es nichts. Man wird als Genussobjekt gesehen. Im Großen und Ganzen ist der Protagonist selbst an allem Schuld, streift diese jedoch vollends ab und schiebt sie auf die tierische Natur der Männer, ups, meine natürlich Menschen. Und die Frauen sind ja sowieso das reine Übel. Wer dem Buch (gerade das männliche Geschlecht) 5 Sterne gibt; da läuten die Alarmglocken.