Klytämnestra

Klytämnestra

Hardcover
4.354

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Beschreibung

Klytämnestra: Tochter des mächtigen Königs von Sparta, Schwester der schönen Helena, verheiratet mit dem berühmten Helden Agamemnon – und von mächtigen Männer angeklagt, eine ruchlose Mörderin zu sein. Doch die wahre Geschichte ist eine andere: misshandelt, missachtet und unterschätzt wird Klytämnestra von ihrem tyrannischen Ehemann gezwungen, die eigene Tochter zu opfern. Voller Wut und Trauer beginnt sie sich zu wehren gegen all jene, die ihr Unrecht tun. Und wird trotz aller Widerstände zu einer starken, unabhängigen Frau und Königin, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt ...
Haupt-Genre
Historische Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
560
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Costanza Casati wurde 1995 in Texas geboren und wuchs in einem Dorf in Norditalien auf. An einem klassischen italienischen Liceo studierte sie Altgriechisch und antike griechische Literatur. Anschließend lebte sie fünf Jahre lang in England, wo sie das Warwick Writing Program absolvierte. »Klytämnestra« ist das Romandebüt der Journalistin und Drehbuchautorin.

Beiträge

21
Alle
4

Griechische Mythologie in einem modernen Gewand.

Was für eine starke Frau! Ihre Wut, ihre Selbstbestimmung, ihr Ehrgeiz und die Fähigkeit die schlimmsten Geschehnisse zu überleben- Wie Feuer, das niemals aufhört zu brennen!

4

"Klytämnestra weiß, dass Königskinder ungestraft Häuser niederbrennen, vergewaltigen, stehlen und töten dürfen. Doch den Sohn eines anderen Edelmanns umzubringen, ist strengstens untersagt." In der Popkultur ist die schöne Helena, Königin von Sparta, allgegenwärtig - die schönste Frau der Welt, wegen der ein Krieg mit Troja ausbrach und das trojanische Pferd geboren wurde. Doch was ist mit Helenas Schwester Klytämnestra? Was ist über sie bekannt? Dass sie ihren Mann Agamemnon, den König von Mykene, hasste und ihn sowie seine "Geliebte" Kassandra umbrachte, nachdem er ihre Tochter Iphigenie opfern ließ. Klytämnestra, die Königin der Rache. Costanza Casati nimmt sich der Figur der Klytämnestra an und erzählt ihre Geschichte - wie sie in Sparta zur Kriegerin erzogen wurde, sich stets als Beschützerin ihrer Schwester Helena gefühlt hat, aufgewachsen ist mit dem Anspruch, eine Herrscherin zu werden. Und wie sie immer und immer wieder am gewaltvollen Patriarchat gescheitert ist, immer wieder in die Rolle der ohnmächtigen Gattin zurückgedrängt wurde. Doch Klytämnestra nahm diese Rolle nie an - stattdessen schmiedete sie heimlich Pläne und verübte Rache. Während mir die Aufarbeitung der Geschichte aus der griechischen Mythologie sehr gut gefallen hat und ich vor allem die Beziehung zwischen Klytämnestra und Helena spannend fand, waren mir einige Erzählstränge aufgrund der vielen Zeitraffer zu oberflächlich. Genau wie die meisten Figuren - nur sehr wenige hatten das Privileg, ambivalent geschrieben zu sein, die Mehrheit, insbesondere unter den männlichen Charakteren, war sehr eindeutig gut oder böse. Dennoch war das Leseerlebnis für mich überwiegend positiv aufgrund der hoch gehaltenen Spannung und des feministischen Blickwinkels. Übersetzt von Sibylle Schmidt. CN: T0d, Tierm0rd, häusliche G3walt, s3xualisierte G3walt, M0rd, Blut, Kindst0d, Verg3waltigung, Abl3ismus

4.5

Ein Buch über die Rache einer Frau, die ihren Weg skrupellos geht. Wow, die Lebensgeschichte der klytämnestra hat mich begeistert. Unglaublich gut und gefühlvoll geschrieben, beschreibt die Autorin die Leidensgeschichte der Frau und die Stärke sich in einer Welt beherrscht von Göttern und Männern zu behaupten

3

Tolle Idee, anderer Blick, aber…

Griechische Geschichte/ Mythologie - ein gerade sehr aktuelles und trendiges Thema. Da den Blick auf die weiblichen Figuren zu richten - auch nicht neu, aber so dringend nötig. Klythämnestra, Prinzessin von Sparta, verliert alles, was sie liebt - Mann, Kind, Freiheit und Zuversicht auf eine bessere Zukunft. Ich werde hier nichts über die Handlung schreiben, doch so viel sei gesagt: Hass und Rache bestimmen jede Seite dieses Buches. Sogar schon vor den dramatischen Ereignissen im Leben der Protagonistin. Der Anfang zieht sich etwas, man lernt das Setting und die wichtigsten Charaktere kennen. Dann nimmt das ganze Fahrt auf und die Figurenentwicklung ist deutlich sowie nachvollziehbar. Doch im letzten Drittel sackt dies dramatisch ab. Neue Figuren bleiben oberflächlich und farblos. Sie dienen nur dem Fortgang der Handlung und es wirkt beinahe so, als habe die Autorin die Lust an ihrer Geschichte verloren und wollte sie nur noch beenden. Bezüglich der Übersetzung: Ich finde diese ganz gut gelungen, da alt-griechische Begriffe fließend eingebaut werden und das Lesen einem Fluss entspricht. Allerdings benötigt man für die Vorzeitigkeit, wenn man im Präsens schreibt, das Perfekt, nicht das Präteritum. Klingt kleinkariert, aber warum bringen wir dies unseren Kindern denn dann bei? Warum sollten wir Wert auf eine grammatikalisch korrekte Sprache legen? Ich denke, wir sollten dabei nicht einfach über all diese Dinge hinweggehen, sondern auf genau solche „Kleinigkeiten“ achten. Insgesamt war es ein recht angenehmes Lesevergnügen - mit ein paar Kritikpunkten.

4

Klytämnestra wächst mit vielen Freiheiten auf. Sie darf als Frau kämpfen, sie darf ihre Meinung frei äußern, sie darf ihr Leben genießen. Und das als Frau. Doch mit den ersten Werbern aus dem Ausland und Aussichten auf lukrative Hochzeitsarrangements lernt Klytämnestra schnell, dass Freiheit nicht ewig währt und ein kostbares Privileg in ihrem Land ist. Ihren ersten Mann wählt sie aus freien Stücken und bekommt ein Kind. Doch irgendwo lauert immer ein Wolf, den es nach dem dürstet, was bereits ein anderer besitzt. Ihr eigener Vater, ihre geliebte Mutter wissen um die Attentatspläne des tyrannischen Agamemnon auf ihren Ehemann. Unternommen wird nichts, Klytämnestras Glück liegt in Scherben und sie ist gezwungen, an der Seite eines Mannes, den sie verabscheut, in ein fremdes Königreich einzukehren, fernab ihrer geliebten Geschwister. Obwohl sie ihrer Mutter das Versprechen gibt, niemals ihre Rachegelüste überhand nehmen zu lassen - die Löwin ist gerade erst erwacht. Und ihre Rache wird wie ein Sturm über die Verräter rollen... "Klytämnestra" ist weitaus mehr als eine Neuinterpretation um die Orestes-Tragödie. Diese Geschichte ist eines von vielen Schicksalen unendlich vieler starker Frauen, die sich anpassen und kämpfen müssen, um in einer männerdominierten Welt zu überleben. "Klytämnestra" ist eine Hymne an alle Frauen, die ihre Freiheit durch gesellschaftlich auferlegte Rollenbilder einbüßen müssen. An alle Frauen, die von Männern unterdrückt, ignoriert, unterschätzt, ausgelacht und misshandelt werden. An alle Frauen, die ihre innere Löwin zähmen müssen, obwohl ihr Herz lauter denn je nach Rache schreit. An alle Frauen, die von religiösen Fanatikern ausgebeutet werden.

3.5

Ein guter Roman mit ein paar persönlichen Stolpersteinen

Bei „Klytämnestra“ von Costanza Casati handelt es sich um eine moderne Nacherzählung des griechischen Mythos rund um die namensgebende Protagonistin Klytämnestra. Klytämnestra ist die Tochter des Königs von Sparta und die Schwester der schönen Helena und wird eines Tages mit dem berühmten Krieger Agamemnon verheiratet. Dieser ist so sehr auf seine kriegerischen Erfolge aus, dass Klytämnestra eines Tages von ihm dazu gezwungen wird, die gemeinsame Tochter Iphigenie zugunsten seines Krieges zu opfern. Getrieben von Trauer und Wut möchte sie Rache an all diejenigen nehmen, die ihr Unrecht getan haben, und so nimmt das Schicksal seinen Lauf… Mich hat das Thema allein schon deshalb interessiert, da ich meine Bachelorarbeit über die Figur der Iphigenie in verschiedenen literarischen Werken geschrieben habe und da fand ich es gerade einmal interessant, einen Roman zu lesen, welcher die Sicht der Klytämnestra behandelt. Da ich persönlich den Mythos dementsprechend schon kannte und auch mit den Figuren vertraut bin, würde ich es jedem empfehlen, sich vorher einmal mit der Geschichte auseinanderzusetzen, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es zu Beginn ziemlich verwirrend sein wird und zum Ende hin auch nicht unbedingt besser wird 😅 Denn dort sind viele verschiedene, außergewöhnliche Namen vertreten, viele verschiedene Konstellationen und Verbindungen zwischen den einzelnen Familien, und ich denke, dass es ganz schnell sehr schwierig werden könnte, da hinterherzukommen. Die Geschichte hat mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wie sie verpackt wurde - es ist wie gesagt eine Nacherzählung - und dementsprechend konnte ich schon erwarten, was im Laufe des Romans passieren wird. Jedoch hat mir leider die Form bzw. der Schreibstil der Autorin nicht wirklich zugesagt. Und zwar hat mich hier besonders die auffallend einfache Wortwahl gestört - gerade zu Beginn, als Episoden aus der Kindheit und Jugend Klytämnestras erzählt werden -, da dort ziemlich kurze Kapitel enthalten sind, die größtenteils nur kurze, einfache Sätze beinhalten. Das kann für den ein oder anderen natürlich von Vorteil sein, jedoch hatte ich zwischenzeitlich immer wieder das Gefühl, dass ich hier eine Nacherzählung eines griechischen Mythos für Kinder lese, da mir der Schreibstil einfach zu einfach und nicht genügend elaboriert erschien. Das kann eventuell daran liegen, dass sich die Figuren im Allgemeinen sehr modern ausdrücken, was ich trotz der Tatsache, dass es sich hier um eine moderne Nacherzählung handelt, in dem Ausmaß nicht erwartet hatte. Ich kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass es denjenigen, die eine sehr niedrigschwellige Version eines griechischen Mythos lesen möchten, gefallen könnte. Zudem ist mir die Handlung etwas zu schnell vorangeschritten, da sehr viel in der Zeit gesprungen wurde, es wurden kurze Episoden erzählt, die meines Erachtens gar nicht wirklich wichtig für die Handlung waren und vielmehr wie Lückenfüller wirkten. Nichtsdestotrotz hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten, der gesamte Mythos ist schließlich sehr erschreckend und skandalös, wodurch der Unterhaltungsfaktor definitiv gegeben ist. Selbstverständlich kann man sich auch sehr gut in Klytämnestras Figur hineinversetzen, denn, was diese Frau erleben musste, ist wirklich unglaublich. Letztendlich war es für mich ein guter Roman, mit ein paar persönlichen Stolpersteinen und einer feministischen Protagonistin, die sich gegen die Männerwelt durchsetzt und Rache nimmt, also was will man mehr?!

Ein guter Roman mit ein paar persönlichen Stolpersteinen
5

Mein Eindruck: Ich muss zugeben, dass ich selten Bücher lese, in denen Mythologien ein Thema sind, aber als ich dieses hier entdeckte, wurde ich tatsächlich neugierig. Der Einstieg in die Geschichte gelang mir sehr gut und nach wenigen Seiten war ich schon mittendrin und regelrecht gefesselt. Der Schreibstil der Autorin ist bemerkenswert, denn er ließ sich wunderbar leicht lesen, was das Eintauchen in die Erzählung zu einem angenehmen Erlebnis machte. Wir begleiten Klytämnestra von Kindesbeinen an. Wie sie aufwächst, die Beziehung zu ihren Eltern und Geschwistern, ihre Entwicklung vom Kind zu einer starken Frau. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, denn dieses Buch hat mich tatsächlich schwer beeindruckt. Die Art und Weise wie die Autorin Klytämnestra als eine faszinierende Persönlichkeit darstellt – gütig, hin und wieder hart, aber gerecht und liebevolle Mutter – hat mir außerordentlich gut gefallen. Zitat (S. 29): „‘Ehrgeiz, Mut, Misstrauen‘, fuhr Gorgophone fort. ‚Das braucht ihr, wenn ihr bald Königinnen sein werdet. Nur damit könnt ihr die Männer überleben, die euch beseitigen wollen‘“ Die Geschichte offenbarte mir eine ganz andere Seite Klytämnestras, die von mächtigen Männern beherrscht und zu Unrecht angeklagt wird. Man wird auf eine Reise durch Wut und Trauer mitgenommen, während sich die Protagonistin gegen das ihr zugefügte Unrecht wehrt. Es ist beeindruckend, wie sie sich im Laufe ihres Lebens entwickelt und trotz aller Widerstände zu einer starken, unabhängigen Frau und Königin heranwächst, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und bereit ist um das zu kämpfen, was ihr lieb und teuer ist. Die Autorin zeichnet sie zudem als gebildet, aber auch berechnend, was Klytämnestras Charakter eine faszinierende Komplexität verleiht. Klytämnestras Sehnsucht nach Liebe inmitten von Misshandlung und Missachtung verleiht ihrer Figur eine tiefgreifende emotionale Nähe, die den Leser mitnimmt. Man kann nicht anders, als mit ihr gemeinsam zu lachen, zu weinen, mit ihr zu leiden und zu hoffen. Meiner Meinung nach ist „Klytämnestra“ nicht nur ein historischer Roman, sondern auch ein kraftvolles Plädoyer für Selbstbestimmung und Widerstand. Constanza Casati hat hier ein tiefgründiges Werk erschaffen, das mich von Anfang bis Ende in den Bann gezogen hat. Zitat (S. 214): „Sie sah ihren Vater an und sagte: „Früher oder später wirst du sterben. Und ich werde nicht um dich trauern. Ich werde auf die Flammen schauen, die dich verzehren, und jubilieren.“ Fazit: Constanza Casati hat mit “Klytämnestra“ ein fesselndes Porträt geschaffen, das die Tiefe und Vielschichtigkeit dieser starken Frau auf beeindruckende Weise einfängt. Dieses Buch hat mich so dermaßen gepackt, gefesselt und begeistert und zählt damit zu meinen Highlights 2023. Und falls es bis hier hin noch nicht ersichtlich ist: Unbedingt lesen! Ein Buch, das in keinem Regal fehlen darf.

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4.5

Momentan ist das Angebot an feministischen Retellings griechischer Mythologie ziemlich umfassend. Der Markt wird schier überschwemmt und es ist schwierig, die guten Geschichten herauszupicken. Mit ‚Klytämnestra‘ von Costanza Casati, übersetzt von Sibylle Schmidt, hatte ich Glück und eine jener Geschichten erwischt, die mir gefallen haben – selbst wenn es für mich nicht perfekt war. Casatis Schreibstil hatte einen unglaublichen Sog, der mich total in die Story gezogen hat. Ich konnte mich schwer von den Seiten lösen. Sparta und Mykene erwachten vor meinem inneren Auge zum Leben, bei einer bildhaften Beschreibung eines Tanzes ist mir besonders aufgefallen, wie gut und detailliert Casati beschreiben kann. Die Liebe Klytämnestras zu ihren Geschwistern ist spürbar, die indifferenten Gefühle ihrer Eltern gegenüber ebenso. Alle Figuren sind vielschichtig dargestellt, selbst die Bösen der Geschichte sind nicht nur böse und gewalttätig. Und selbst die vermeintlich Guten sind nicht gefeit vor Fehlern und unentschuldbaren Taten. Und doch hätte ich mehr gewollt. Mehr Wut, mehr Feminismus. Was Klytämnestra erleiden muss, ist unfassbar. Ihr Ehegatte wird ermordet, ihr Sohn ebenfalls. Dann wird sie mit einem grausamen Mann verheiratet, der sich zum Ziel gesetzt hat, sie zu brechen. Ihre Tochter wird bekanntermaßen geopfert, um von den Göttern günstige Winde nach Troja zu erbitten – um Klytämnestras Schwester Helena aus den Fängen von Paris zu befreien, der sie aus einer unglücklichen Ehe „entführt“ hat. Viele dieser grausamen Szenen passieren mehr oder weniger im Off. Doch Casati lässt Klytämnestra ihre Wut nicht ausleben, vielmehr gibt es nach diesen tragischen Ereignissen Zeitsprünge, die die Trauer ausblenden, den unbändigen Zorn. Zwar wird Rache am besten kalt serviert, aber zehn Jahre schwelende Vergeltungspläne waren mir dann einfach zu zeitverzögert. Meine Kenntnisse über die griechischen Sagen sind eher rudimentär, darum kann ich nicht beurteilen, wie getreu Casati erzählt hat. Doch das Ergebnis hat mich total gut unterhalten. Wer aber auf der Suche nach Female Rage ist, wird von ‚Klytämnestra‘ eher enttäuscht werden. Hier wird die Rache sehr kalt serviert und verliert dadurch an Dringlich- und Glaubwürdigkeit. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte nicht nur wegen Casatis Schreibstils lesenswert. Auch die Figuren sind so lebensnah und vielschichtig beschrieben, dass ich mich kaum von den Seiten lösen konnte.

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4.5

Übersetzt von Sibylle Schmidt "Man wird singen über ihre Mutter, die Königin, verführt von einem Gott, über ihre Brüder, Ringkämpfer und Rossebändiger, über ihre eitle Schwester Helena, die ihren Gatten verließ, über Agamemnon, den stolzen Löwen von Mykene, über den weisen, vielgestaltigen Odysseus, über den verräterischen verfluchten Aigisthos, über Klytämestra, die grausame Königin und untreue Gattin. Doch das ist nicht von Bedeutung. Sie war dabei. Sie weiß, dass Lieder niemals die Wahrheit sagen." (S.540-41) Ich lese die letzte Seite von "Klytämnestra", atme tief durch, lege das Buch weg und möchte alles gleichzeitig machen. Ich möchte alle Bücher, die noch ungelesen in meinem Regal warten über die griechische Mythologie lesen und dann noch einmal die, die ich schon gelesen habe. Ich möchte wieder einmal nach Griechenland, dieses Mal noch genauer hinsehen in die geschichtsträchtige und bedeutsame Vergangenheit des Landes, vielleicht auch auf den Spuren einiger Namen wandeln, am liebsten das Geschichtsstudium noch einmal machen und ein bisschen dankbarer sein für alles, was man gelernt hat. Und ich muss zugeben, so frisch nach "Klytämnestra" bin ich verdammt nahe dran zum ersten Mal "Troja" zu schauen. Costanza Casati hat jedenfalls meine Begeisterung für die griechische Mythologie neu entfacht aber vor allem hat sie eine großartige, eine mitreißende, eine intensive und unfassbar spannende Neuerzählung von "Klytämnestra" gewagt, die unglaublich gut gelang. Den Namen "Klytämnestra" habe ich vor diesem Buch zum ersten Mal gehört, was leider nicht für die Geschichtsschreibung spricht aber typisch ist für gesellschaftliche Vergangenheit und Gegenwart. Doch glücklicherweise hat Casati ihr in ihrem Roman eine Stimme gegeben und zwar nicht nur eine, die sich Gehör verschafft, sondern auch eine, die tief ins Innere der Königin von Mykene blicken lässt und sie, die bekannt war für begangene Rache, Hass und Untreue in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Klytämnestra wächst als Tochter des Königs von Sparta auf. Sie scheint ein freies Leben zu führen, was bei den Frauen in Sparta damals auch üblich war. Sie gehört zu den besten weiblichen Kämpferinnen und hegt ein besonderes Verhältnis zu ihrer Schwester, der schönen Helena. Auch vor einer angedachten Heirat wird Klytämnestra gefragt, ob es ihr freier Wille sei diesen Mann zu heiraten. Doch in dem Moment, in dem sie glaubt, dass ihr Leben vor Glück erfüllt ist, wird Klytämnestra klar, dass sie nur ein Spielball in den Mächteverhältnissen männlicher Machtgier ist. "Klytämnestra" war wild, gerade zu Beginn der Geschichte, wenn man noch nicht mit viel rechnet und auch im Verlauf war es an einigen Stellen sogar schwer zu ertragen, doch es ist dieser unglaubliche Charakter, diese großartige erzählte Frauenfigur, diese unglaubliche Königin, die das Buch von der ersten Seite an trug und völlig zurecht zu dessen Hauptfigur gemacht wurde. Denn "Klytämnestra" war so viel mehr als eine ehebrechende Frau, die bloß von Rachegefühlen geleitet wurde. Sie war empathisch, sie war klug und gerissen, sie war gütig und verlor nie das, was wichtig war aus dem Blick. Sie war mutig stark, treu und von einer so irrsinnig großen Liebe getrieben alle die, die sie im Herzen trug zu beschützen. Sie hatte aber auch Fehler, die sie aber immer selbstreflektierend sah, beurteilte und versuchte es besser zu machen und aus ihren Fehlern zu lernen. Und sie vergaß nicht, nie. Es war so ein großes Glück diese Geschichte aus Klytämnestras Sicht zu erzählen, denn sie brauchte das alles gar nicht, diese typisch griechisch-mythologischen Erzählstränge. Natürlich spielen die Götter auch hier eine Rolle, indem sie zahlreich erwähnt werden. Doch greifen sie nie in die Geschichte ein, alles spielt sich in Casatis Roman fast schon auf rationaler Ebene ab, die Götter spielen eher in den Köpfen und Erzählungen der Menschen eine Rolle und manchmal führt das ins Verderben, doch die Geschichte kommt ganz ohne göttliche Eingriffe aus. Und dadurch zeigt sich eben auch viel deutlicher, wie viel unsinnige Gewalt in den Köpfen der Menschen entsteht, die fernab jeglicher Rationalität ist und Gewaltverbrechen verübt werden, die mit den 'Willen der Götter' oder höheren Mächten relativiert werden. Ein Verhalten, das sich übrigens bis in unsere Gegenwart gezogen hat. Auch der trojanische Krieg wird zur Mitte von "Klytämnestra" thematischer Bestandteil der Geschichte, doch auch hier nimmt dieser glücklicherweise nur eine Randnotiz ein. Denn wir folgen als Leser:innen keinem von der Geschichte betitelten Helden in den großen Kampf nach Troja. Wir bleiben im Palast bei Klytämnestra, Königin von Mykene. Völlig zu Recht, denn hier werden wir Zeug:innen wie sie befreit von männlicher Unterdrückung ihr Volk regiert, sich gegen jegliche Widerstände durchsetzt und immer mehr Achtung erhält. "Klytämnestra" ist dieses Kunststück gelungen. Es gibt keine von göttlichen Fügungen durchziehenden Handlungsstrang, der große Krieg findet fern von den Palastmauern statt und bricht hier höchstens mit der ein oder anderen Botschaft eines Boten ein und das braucht es auch nicht für die Handlung. Es ist unsinnig, denn Klytämnestras unbändiges Wesen reicht völlig alleine aus, um diese großartige Neuerzählung zu tragen. Und das war höchste Zeit, denn dieser Frau musste dringend eine Bühne geboten werden. "Menschenleben sind nicht denkbar ohne Leid. Aber wenn es ein paar Momente Glück gibt, Lichtblitze, die den düsteren Himmel erhellen, hat sich ein Leben gelohnt." S. 538

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5

Klytemnästra ist ein Buch außerhalb meiner Comfortzone, meines Comfortgenre und doch genau das, was ich gebraucht habe. Wahnsinnig feministisch und gedankenanregend bekommen wir das Leben der rachsüchtigen Königin, untreuen Ehefrau und Ehemann Mörderischen Klytemnästra erzählt. Aus ihrer eigenen Sicht und ungeschönt bewahrheitet. Man erfährt was die junge Frau alles erleiden muss, sowohl körperlich, emotional und psychisch um zu der zu werden die im Mythos als bösartige Frau zu gelten. Allerdings ist dieses Buch das perfekte Beispiel dafür, dass Geschichte und vor allem Frauen in der Geschichte nicht nur schwarz oder weiß, gut oder böse sind, sondern Taten und Geschehnisse Menschen zu dem machen was sie sind. Klytemnästra ist eine starke, selbstbewusste, ungebrochene Frau die durch Ereignisse und Machtgier von Männern viel zu viel durchmachen musste. Jeden einzelnen gedanken den sie fasst hat mich zum nachdenken gebracht und dafür sorgt, dass man sie besset versteht und mit ihr mitfühlt. Klytemnästra ist ein Buch voller Schmerz, Kraft und Feminismus. Spannend und gut erzählt bekommt man ihren Leidensweg und ihre Beweggründe geschildert. Ich kann euch diesed Buch echt nur ans Herz legen. Es bringt einen sehr zum nachdenken und gibt einen ganz anderen Ausblick auf eine Frau, die in der von Männerngeschriebenen Geschichte als rachesüchtige und grausamr Frau dargestellt wird. In unseren Zeiten eine wahnsinnig wichtige Lektüre. Unerwarteted Jahreshighlight 5+/5 *

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