Fang den Hasen: Roman
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"Inhalte gibt's keinen. Inhalte sind so dumm wie Pointen"
Dies meint irgendwann im Buch eine der Protagonistinnen. Ganz so übel war es insgesamt zwar nicht und dennoch ein Buch was mich nicht gepackt hat. Zu verklausuliert, gebrochen, in Metaphern gehüllt. Ich fand keinen Zugang und bereue es mal wieder nicht den Mut zum Absprung gefunden zu haben. Ich habe zu wenig Leben für Bücher die mich langweilen.
Ein Roadtrip auf toxische Art
Die Mädchen sind unzertrennlich aber nach Jahren meldet sich Lejla bei Sara mit den Worten:" Sara, du musst mich abholen kommen. Ich bin immer noch in Mostar. Ich muss nach Wien. Armin ist dort." So beginnt ein Roadtrip auf extrem toxische Art. Lejla ist so beleidigend zu Sara. Ich wurde mit den beiden nicht so richtig warm. Sie nervten mich eher. Sprachlich ist das Buch aber sehr Wortgewand. Ich musste einfach wissen wie es endet. Leider blieben aber viele Fragen unbeantwortet. Wohl weil ich zu wenig über den Bosnienkrieg weiss und für mich der Bezug so einfach fehlte. Es hat für mich was gefehlt.

Sara lebt in Dublin mit ihrem Partner Michael, als sie ein Anruf ihrer alten Freundin Lejla zurück in die Dunkelheit zieht. Nach 12 Jahren Funkstille schafft es Lejla mit einem einzigen Anruf, mit einem einzigen Satz, dass Sara sich in den Flieger setzt und zurück nach Bosnien reist: “Armin ist in Wien.” Der Glaube daran, dass Lejlas Bruder noch lebt, verschwor die beiden Freundinnen damals gegen die anderen, doch in ihrer engen Verbundenheit lag auch Befremden. Lejla ist rebellisch, unbändig und steht mit einem soliden Selbstverständnis in der Welt, während Sara sich ihrem Umfeld anpasst. Nun begibt sich Sara in die Konfrontation mit ihrem Heimatland und der alten Freundschaft, um mit Lejla nach Wien zu fahren und den verschollenen Armin wiederzusehen. Die Geschichte wird von Sara auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart erleben wir in der ersten Person Singular, während sich diese mit Rückblicken in die Vergangenheit abwechselt, die an Lejla gerichtet in der du-Perspektive verfasst sind. Allein mit dieser Entscheidung macht Lana Bastašić deutlich, wie sehr Saras Kindheit und Jugend und damit auch die Erinnerungen an Bosnien um Lejla kreisen und dieses “Du” zum Dreh- und Angelpunkt ihrer eigenen Identität wird. Ihre eigene Wahrnehmung wird von Lejlas Verhalten zu ihr bedingt, ihre Erinnerungen sind durchflutet von dieser ambivalenten Freundschaft, die alles danach Erlebte verblassen lässt. Das Aufwachsen in Banja Luka stellt Sara nicht als sonderlich glücklich dar. Zu ihren Eltern hat sie keine gute Bindung und der Krieg in den 1990er Jahren wirft seine Schatten auf den Alltag und die Gesellschaft. Auch wenn dieser Aspekt nicht in den Mittelpunkt gerückt wird, lesen wir immer wieder verkohlte Reste auf, die der Krieg wie ein Brandstifter zurückgelassen hat. So ändert Lejla Begić ihren Namen zu Lela Berić, um serbisch anstatt bosniakisch zu klingen - zwei Buchstaben, die Lejla als erste der beiden Protagonistinnen von sich selbst entfernen, noch bevor sich Sara im Ausland von ihrem Zuhause absondert. Als sie ein Jahrzehnt später in Sarajevo landet, schlägt ihr “das schwarze Herz Europas” seine Dunkelheit entgegen und sie erspürt bald, wie viel der Dunkelheit sich bereits in ihr selbst verfangen hat. Lana Bastašić hat mich mit diesem Roman umgehauen. Nicht nur verwendet sie eine bestechende Sprache, von aufbegehrend und sarkastisch bis feinfühlig und wund, sondern trifft mit ihrer viel- und tiefschichtigen Charakterzeichnung direkt in die Seele. Mit dem Hasen erweckt sie ein Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen zum Leben, die später mit dessen Tod scheinbar zu Grabe getragen wird. Inwieweit diese Beziehung jedoch fast schon in feinstofflicher Weise weiterwirkt, und inwiefern die Freundschaft auch stellvertretend für die Bindung an das Heimatland steht, das wird hier sehr gekonnt und unglaublich berührend verhandelt. Die Geschichte hat mich ganz anders getroffen, in Mark und Bein erschüttert und sehr zum Nachdenken angeregt. Großartigst!
Großartiges Buch! Die Sprache, die Erzählung. Lohnt sich sehr!
R E Z E N S I O N zu "Fang den Hasen" von Lana Bastašić. Die Geschichte beginnt mitten im Satz. Und ja, ich war sehr verwundert darüber. Meine Verwunderung klärte sich aber am Ende des Buchs, denn dort endet es mitten im Satz. Faszinierend an dieser Tatsache finde ich, dass die Geschichte quasi nie enden möchte, bzw. einen nicht enden wollenden Kreis darstellt. Bastašić schreibt über eine toxische, verrückte Freundschaft zwischen zwei Frauen, die unterschiedlicher wirklich nicht sein könnten. Als Lesende:r lernt man die Gegenwart, sowie aber auch die Vergangenheit und gemeinsame Kindheit der Frauen kennen. Mir persönlich hat besonders der Schreibstil der Geschichte gefallen. Humorvoll und locker, aber auch ziemlich derb. Immer wieder werden Einzelheiten zur Geschichte Bosniens eingestreut. Und genau zu diesem Punkt werde und möchte ich mich in Zukunft noch selbst weiter einlesen. "Fang den Hasen" ist ein Buch, das ich wirklich gerne gelesen habe, die eine Geschichte behandelt, die mich weiter beschäftigen wird. Buchdetails: erschienen am 10.03.2021 (HC) im S.Fischer Verlag | gelesen als eBook auf dem PocketBook | Seitenanzahl: 336 | 22,00 € (HC), 9,99 € (eBook) | übersetzt von Rebekka Zeinzinger
FANG DEN HASEN Lana Bastašić Dublin im Jetzt: Ein Anruf ihrer alten Freundin Lejla katapultiert Sara direkt aus ihrem Leben heraus. Sara soll sofort nach Bosnien kommen, um Lejla nach Wien zu fahren. Sara geht erst nicht darauf ein, zu lange hatte sie nichts mehr von ihrer einstigen Freundin gehört - genau 12 Jahre. Erst als Lejla erwähnt, dass ihr Bruder Armin in Wien ist, macht sich Sara auf den Weg nach Mostar in Bosnien. Aber was will Lejla von ihr? Nach so einer langen Zeit? Damals hatten sie sich nach dem Vorfall auf der Insel im Streit getrennt. Bosnien, viele Jahre zuvor: Sara ist in den älteren Bruder ihrer besten Freundin Lejla verliebt. Dieser ist aber auf einmal verschwunden. Am besten spricht man Lejla nicht auf ihren Bruder Armin an, denn man ist sich nicht sicher, ob er tot oder nur abgetaucht ist. Kennengelernt haben sie sich bei ihrer gemeinsamen Einschulung. Gemeinsam wachsen beide Mädchen auf, sitzen immer bis zu ihrer Maturität nebeneinander, helfen sich gegenseitig bei den Hausaufgaben, später wurden sie in derselben Nacht entjungfert. Nie gab es andere Freunde, sie hatten nur sich, aber die rebellische und unangepasste Lejla dominierte die Beziehung stets. Sie war es, die bestimmte, was zu tun war, entschied, was wichtig und was falsch war, und sie war es auch, die beschloss, dass ihre Freundschaft irgendwann ein Ende hatte. Als Sara ihre einstige Freundin in Mostar abholt, beginnt ein toxischer Roadtrip. Dinge werden angesprochen, aber nicht unbedingt gelöst. Viele gemeinsame Erinnerungen sind unterschiedlich und werden ein zweites Mal Mittelpunkt eines erneuten Streits. Das Buch beginnt mitten im Satz und endet auch so. Man könnte jetzt wieder von vorne beginnen zu lesen - man liest sozusagen im Kreis und genauso empfinde ich diese Geschichte auch. Auch wenn ich die Sprache und den Schreibstil als perfekt empfunden habe, so hat mich die Stimmung im Buch eher heruntergezogen und gestört. Diese ewige Streiterei der jungen Frauen nervte mich zum Ende einfach nur noch. Vielleicht, weil das Buch auch so super gehypt wurde, bin ich am Ende ein wenig enttäuscht. 3/ 5 für den tollen Schreibstil.

Faszinierende Charaktere, beeindruckende Sprache, überraschendes Ende
Lana Bastašić hat einen formal und sprachlichen einwandfreien Roman geliefert, bei dem es an (fast) nichts fehlt. Obwohl Roadtrips in Büchern sonst gar nicht mein Ding sind, hat mich die Autorin durch den fast schon mysteriösen Anlass und die Gestaltung der beiden Freundinnen (?) Sara und Lejla überzeugt. Sara gibt sich dabei manchmal bewusst, manchmal unbewusst als unzuverlässige Erzählerin zu erkennen, wenn sie von der nun 12 Jahre zurückliegenden Freundschaft mit Lejla berichtet sowie den Folgen des Anrufs, der die beiden nun wieder zusammenbrachte. Dass in dieser Beziehung Lejla die Dominante, Sara die Folgende ist, wird in vielen Szenen deutlich. Trotzdem bleiben einige Fragen zu Saras Verhalten und den Ereignissen der Vergangenheit offen. Doch dass diese erzählerischen Unschärfen und Lücken pure Absicht sind, zeigt der Einsatz zahlreicher Wiederholungen, bildstarker Motive wie dem Hasen sowie literarische Anspielungen, wie zum Beispiel auf Alice im Wunderland. Alles in allem konnte ich die Lektüre kaum aus der Hand legen, so sehr haben mich Sara und Lejla in ihren Bann gezogen. Auch die historischen Bezüge zum Jugoslawienkrieg waren informativ und spannungsfördernd zugleich und haben sich wunderbar subtil in die Erzählung eingefügt. Nur das Ende hat mich dann allerdings doch etwas ratlos zurückgelassen. Auch wenn es hier Querverweise zu vorangegangenen Gesprächen der beiden gibt, hätte ich mir doch eine „Pointe“ gewünscht.
Dieses Buch ist zart und voller Härte und eine sprachliche Wucht
So stelle ich mir diese so genannte "junge Literatur" vor. Lana Bastašić wagt etwas - sowohl sprachlich als auch psychologisch in ihrer Figurenzeichnung rund um das Thema Freundschaft beziehungsweise "toxische Beziehungen". Für mich von der ersten Seite an ein besonderes Buch, eine sehr gelungene Road Novel vor einem realhistorischen Konflikt, der - oft nur in Andeutungen erzählt - eine große Wucht entfaltet. Toll!

4,5
Beiträge
"Inhalte gibt's keinen. Inhalte sind so dumm wie Pointen"
Dies meint irgendwann im Buch eine der Protagonistinnen. Ganz so übel war es insgesamt zwar nicht und dennoch ein Buch was mich nicht gepackt hat. Zu verklausuliert, gebrochen, in Metaphern gehüllt. Ich fand keinen Zugang und bereue es mal wieder nicht den Mut zum Absprung gefunden zu haben. Ich habe zu wenig Leben für Bücher die mich langweilen.
Ein Roadtrip auf toxische Art
Die Mädchen sind unzertrennlich aber nach Jahren meldet sich Lejla bei Sara mit den Worten:" Sara, du musst mich abholen kommen. Ich bin immer noch in Mostar. Ich muss nach Wien. Armin ist dort." So beginnt ein Roadtrip auf extrem toxische Art. Lejla ist so beleidigend zu Sara. Ich wurde mit den beiden nicht so richtig warm. Sie nervten mich eher. Sprachlich ist das Buch aber sehr Wortgewand. Ich musste einfach wissen wie es endet. Leider blieben aber viele Fragen unbeantwortet. Wohl weil ich zu wenig über den Bosnienkrieg weiss und für mich der Bezug so einfach fehlte. Es hat für mich was gefehlt.

Sara lebt in Dublin mit ihrem Partner Michael, als sie ein Anruf ihrer alten Freundin Lejla zurück in die Dunkelheit zieht. Nach 12 Jahren Funkstille schafft es Lejla mit einem einzigen Anruf, mit einem einzigen Satz, dass Sara sich in den Flieger setzt und zurück nach Bosnien reist: “Armin ist in Wien.” Der Glaube daran, dass Lejlas Bruder noch lebt, verschwor die beiden Freundinnen damals gegen die anderen, doch in ihrer engen Verbundenheit lag auch Befremden. Lejla ist rebellisch, unbändig und steht mit einem soliden Selbstverständnis in der Welt, während Sara sich ihrem Umfeld anpasst. Nun begibt sich Sara in die Konfrontation mit ihrem Heimatland und der alten Freundschaft, um mit Lejla nach Wien zu fahren und den verschollenen Armin wiederzusehen. Die Geschichte wird von Sara auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart erleben wir in der ersten Person Singular, während sich diese mit Rückblicken in die Vergangenheit abwechselt, die an Lejla gerichtet in der du-Perspektive verfasst sind. Allein mit dieser Entscheidung macht Lana Bastašić deutlich, wie sehr Saras Kindheit und Jugend und damit auch die Erinnerungen an Bosnien um Lejla kreisen und dieses “Du” zum Dreh- und Angelpunkt ihrer eigenen Identität wird. Ihre eigene Wahrnehmung wird von Lejlas Verhalten zu ihr bedingt, ihre Erinnerungen sind durchflutet von dieser ambivalenten Freundschaft, die alles danach Erlebte verblassen lässt. Das Aufwachsen in Banja Luka stellt Sara nicht als sonderlich glücklich dar. Zu ihren Eltern hat sie keine gute Bindung und der Krieg in den 1990er Jahren wirft seine Schatten auf den Alltag und die Gesellschaft. Auch wenn dieser Aspekt nicht in den Mittelpunkt gerückt wird, lesen wir immer wieder verkohlte Reste auf, die der Krieg wie ein Brandstifter zurückgelassen hat. So ändert Lejla Begić ihren Namen zu Lela Berić, um serbisch anstatt bosniakisch zu klingen - zwei Buchstaben, die Lejla als erste der beiden Protagonistinnen von sich selbst entfernen, noch bevor sich Sara im Ausland von ihrem Zuhause absondert. Als sie ein Jahrzehnt später in Sarajevo landet, schlägt ihr “das schwarze Herz Europas” seine Dunkelheit entgegen und sie erspürt bald, wie viel der Dunkelheit sich bereits in ihr selbst verfangen hat. Lana Bastašić hat mich mit diesem Roman umgehauen. Nicht nur verwendet sie eine bestechende Sprache, von aufbegehrend und sarkastisch bis feinfühlig und wund, sondern trifft mit ihrer viel- und tiefschichtigen Charakterzeichnung direkt in die Seele. Mit dem Hasen erweckt sie ein Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen zum Leben, die später mit dessen Tod scheinbar zu Grabe getragen wird. Inwieweit diese Beziehung jedoch fast schon in feinstofflicher Weise weiterwirkt, und inwiefern die Freundschaft auch stellvertretend für die Bindung an das Heimatland steht, das wird hier sehr gekonnt und unglaublich berührend verhandelt. Die Geschichte hat mich ganz anders getroffen, in Mark und Bein erschüttert und sehr zum Nachdenken angeregt. Großartigst!
Großartiges Buch! Die Sprache, die Erzählung. Lohnt sich sehr!
R E Z E N S I O N zu "Fang den Hasen" von Lana Bastašić. Die Geschichte beginnt mitten im Satz. Und ja, ich war sehr verwundert darüber. Meine Verwunderung klärte sich aber am Ende des Buchs, denn dort endet es mitten im Satz. Faszinierend an dieser Tatsache finde ich, dass die Geschichte quasi nie enden möchte, bzw. einen nicht enden wollenden Kreis darstellt. Bastašić schreibt über eine toxische, verrückte Freundschaft zwischen zwei Frauen, die unterschiedlicher wirklich nicht sein könnten. Als Lesende:r lernt man die Gegenwart, sowie aber auch die Vergangenheit und gemeinsame Kindheit der Frauen kennen. Mir persönlich hat besonders der Schreibstil der Geschichte gefallen. Humorvoll und locker, aber auch ziemlich derb. Immer wieder werden Einzelheiten zur Geschichte Bosniens eingestreut. Und genau zu diesem Punkt werde und möchte ich mich in Zukunft noch selbst weiter einlesen. "Fang den Hasen" ist ein Buch, das ich wirklich gerne gelesen habe, die eine Geschichte behandelt, die mich weiter beschäftigen wird. Buchdetails: erschienen am 10.03.2021 (HC) im S.Fischer Verlag | gelesen als eBook auf dem PocketBook | Seitenanzahl: 336 | 22,00 € (HC), 9,99 € (eBook) | übersetzt von Rebekka Zeinzinger
FANG DEN HASEN Lana Bastašić Dublin im Jetzt: Ein Anruf ihrer alten Freundin Lejla katapultiert Sara direkt aus ihrem Leben heraus. Sara soll sofort nach Bosnien kommen, um Lejla nach Wien zu fahren. Sara geht erst nicht darauf ein, zu lange hatte sie nichts mehr von ihrer einstigen Freundin gehört - genau 12 Jahre. Erst als Lejla erwähnt, dass ihr Bruder Armin in Wien ist, macht sich Sara auf den Weg nach Mostar in Bosnien. Aber was will Lejla von ihr? Nach so einer langen Zeit? Damals hatten sie sich nach dem Vorfall auf der Insel im Streit getrennt. Bosnien, viele Jahre zuvor: Sara ist in den älteren Bruder ihrer besten Freundin Lejla verliebt. Dieser ist aber auf einmal verschwunden. Am besten spricht man Lejla nicht auf ihren Bruder Armin an, denn man ist sich nicht sicher, ob er tot oder nur abgetaucht ist. Kennengelernt haben sie sich bei ihrer gemeinsamen Einschulung. Gemeinsam wachsen beide Mädchen auf, sitzen immer bis zu ihrer Maturität nebeneinander, helfen sich gegenseitig bei den Hausaufgaben, später wurden sie in derselben Nacht entjungfert. Nie gab es andere Freunde, sie hatten nur sich, aber die rebellische und unangepasste Lejla dominierte die Beziehung stets. Sie war es, die bestimmte, was zu tun war, entschied, was wichtig und was falsch war, und sie war es auch, die beschloss, dass ihre Freundschaft irgendwann ein Ende hatte. Als Sara ihre einstige Freundin in Mostar abholt, beginnt ein toxischer Roadtrip. Dinge werden angesprochen, aber nicht unbedingt gelöst. Viele gemeinsame Erinnerungen sind unterschiedlich und werden ein zweites Mal Mittelpunkt eines erneuten Streits. Das Buch beginnt mitten im Satz und endet auch so. Man könnte jetzt wieder von vorne beginnen zu lesen - man liest sozusagen im Kreis und genauso empfinde ich diese Geschichte auch. Auch wenn ich die Sprache und den Schreibstil als perfekt empfunden habe, so hat mich die Stimmung im Buch eher heruntergezogen und gestört. Diese ewige Streiterei der jungen Frauen nervte mich zum Ende einfach nur noch. Vielleicht, weil das Buch auch so super gehypt wurde, bin ich am Ende ein wenig enttäuscht. 3/ 5 für den tollen Schreibstil.

Faszinierende Charaktere, beeindruckende Sprache, überraschendes Ende
Lana Bastašić hat einen formal und sprachlichen einwandfreien Roman geliefert, bei dem es an (fast) nichts fehlt. Obwohl Roadtrips in Büchern sonst gar nicht mein Ding sind, hat mich die Autorin durch den fast schon mysteriösen Anlass und die Gestaltung der beiden Freundinnen (?) Sara und Lejla überzeugt. Sara gibt sich dabei manchmal bewusst, manchmal unbewusst als unzuverlässige Erzählerin zu erkennen, wenn sie von der nun 12 Jahre zurückliegenden Freundschaft mit Lejla berichtet sowie den Folgen des Anrufs, der die beiden nun wieder zusammenbrachte. Dass in dieser Beziehung Lejla die Dominante, Sara die Folgende ist, wird in vielen Szenen deutlich. Trotzdem bleiben einige Fragen zu Saras Verhalten und den Ereignissen der Vergangenheit offen. Doch dass diese erzählerischen Unschärfen und Lücken pure Absicht sind, zeigt der Einsatz zahlreicher Wiederholungen, bildstarker Motive wie dem Hasen sowie literarische Anspielungen, wie zum Beispiel auf Alice im Wunderland. Alles in allem konnte ich die Lektüre kaum aus der Hand legen, so sehr haben mich Sara und Lejla in ihren Bann gezogen. Auch die historischen Bezüge zum Jugoslawienkrieg waren informativ und spannungsfördernd zugleich und haben sich wunderbar subtil in die Erzählung eingefügt. Nur das Ende hat mich dann allerdings doch etwas ratlos zurückgelassen. Auch wenn es hier Querverweise zu vorangegangenen Gesprächen der beiden gibt, hätte ich mir doch eine „Pointe“ gewünscht.
Dieses Buch ist zart und voller Härte und eine sprachliche Wucht
So stelle ich mir diese so genannte "junge Literatur" vor. Lana Bastašić wagt etwas - sowohl sprachlich als auch psychologisch in ihrer Figurenzeichnung rund um das Thema Freundschaft beziehungsweise "toxische Beziehungen". Für mich von der ersten Seite an ein besonderes Buch, eine sehr gelungene Road Novel vor einem realhistorischen Konflikt, der - oft nur in Andeutungen erzählt - eine große Wucht entfaltet. Toll!

4,5