Du brauchst Hilfe."
"Ja ich weiß."
"Nein professionelle Hilfe, du musst zu einem Psychiater."
"Spinnst du, ich bin doch nicht verrückt:"
"Nein, aber du wirst es, sieh doch mal in den Spiegel, wie du aussiehst. Tiefe Ringe unter den Augen, wie, wenn du jede Nacht durchmachst."
Aufseufzend musste ich ihr Recht geben. "Warten wir ´s noch ab."
"Aber lange mache ich das nicht mehr mit, du musst zum Arzt. Ich mache mir Sorgen. Kapierst du das nicht?"
„Die mache ich mir auch“
Als Lehrerin musste ich den Kindern erklären, warum es neblig war.
Eigentlich sollte ich noch ein bisschen bleiben, aber es war alles gesagt und was jetzt noch kommt, das kenne ich zur Genüge. Ich lege keinen Wert darauf Alkohol in mich hineinzuschütten, bloß weil alle es tun. Nein und außerdem ufert das Ganze aus, die Anmache nimmt kein Ende. Und ich will es nicht mit dem Redakteur verderben, dazu brauche ich ihn noch viel zu oft.
Wir waren zehn Leute. Ich hatte noch eine gute Stunde zu fahren, alle anderen waren aus der Wiesbadener Gegend.
Es war meine erste Buchbesprechung. Mein Roman "Nahide" sollte verlegt werden, doch ich musste noch einige Korrekturen machen.
Tief in Gedanken versunken, schon bei der Änderung der Geschichte fuhr ich los, nicht achtend auf die Auffahrtschilder. Nach vielleicht zwei Kilometer wurde es neblig.
Immer noch schrieb ich in Gedanken an meinem Werk.
Erschreckt fuhr ich hoch, war das ein Tier, das über die Fahrbahn huschte? Ach was, das war nur der Nebel, redete ich mir ein. Dann krachte es. Hart stieg ich auf die Bremse, schleuderte mit dem Kopf in Richtung Windschutzscheibe, und wieder zurück.
Wie gut, dass ich angeschnallt war. Hatte ich einen Hasen erwischt?
Mir war nicht wohl in meiner Haut. Bei diesem Manöver hatte ich den Motor abgewürgt. Minutenlang war ich wie gelähmt. Mir zitterten alle Glieder und ich musste dringend auf eine Toilette.
Nun stand ich auf der Autobahn, mitten in der Nacht, bei immer stärker werdendem Nebel.
Mir wurde auf einmal die Gefahr bewusst, in der ich mich befand.
Vorsichtig drehte ich den Zündschlüssel um. Erleichtert dass der Motor gleich ansprang, fuhr ich ein Stückchen zurück. Ich wusste, es war ein Fehler, aber hätte ich noch mal über das Tier, oder was es sonst war, fahren sollen? Ich bemerkte nichts, war es nur verletzt, konnte es sich noch retten?
Mit einem unguten Gefühl setzte ich meine Fahrt fort.
Mittlerweilen zog der Nebel in Schwaden über die Autobahn. An ein schnelles Fahren war nicht mehr zu denken. Mist, jetzt komme ich später nach Hause als geplant. Meine Hände zitterten so stark, dass ich das Lenkrad nicht ruhig halten konnte. Hoffentlich passiert nichts.
Nebelfäden bildeten groteske Figuren. Sie griffen nach meinem Auto und wollten es verschlingen. Ich hatte Angst. Eigentlich schon solange ich denken kann. Nebel ist für mich eine Bedrohung. Schon als Kind suchte ich immer die Nähe Erwachsener.
Plötzlich ertasteten die Scheinwerfer eine graue Mauer und wieder bremste ich stark. Eine Nebelwand .Ich konnte gerade noch die Leitplanken erkennen.