Die jüngste Tochter

Die jüngste Tochter

Hardcover
3.958
AutofiktionPolitische LiteraturEmanzipationGläubige Muslimin

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Beschreibung


»Fatima Daas liefert den literarischen Ausbruch aus einer Welt, die Queers mit Schuld und Scham bestraft. Und sie erzählt ihre Geschichte so klar, so poetisch und so furchtlos, dass es schwerfällt, das Buch nicht in einem Zug wegzuatmen.« Hengameh Yaghoobifarah



Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer heiligen Figur des Islam. Ich trage einen Namen, den ich ehren muss. 
Fatima ist das Kind, auf das keiner mehr gewartet hat, die Nachzüglerin, die einzige Tochter, die in Frankreich und nicht in Algerien zur Welt gekommen ist. Sie wächst mit ihren Schwestern in der berüchtigten Banlieue Clichy auf. Liebe und Sexualität sind in ihrer Familie ein Tabu. In der Schule ist Fatima unangepasst, laut und voller Wissensdurst. Sie hängt am liebsten mit den Jungs herum und fühlt sich falsch in ihrer Haut. Bis sie Nina trifft und ihre eigenen Gefühle für sie erkennt. Doch eine Frau zu lieben, bringt sie nicht nur in Konflikt mit ihrer Familie, ihrem Glauben, sondern auch mit sich selbst.

Atemlos und ungeheuer sprachgewaltig zeigt Fatima Daas mit ihrem vielbeachteten Debüt, dass man sich nicht entscheiden muss und dass die Zerrissenheit der eigenen Identität kein Makel ist. Eine beeindruckende Geschichte weiblicher Selbstermächtigung – dieser Roman ist ein Befreiungsschlag!

»Das erstaunlichste, sanftmütigste und rockigste, herausragendste und dringlichste internationale Buch in deutscher Sprache des Jahres.«Laudatio von Dominique Haensell und Annika Reich  

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
192
Preis
20.60 €

Autorenbeschreibung

Fatima Daas ist 1995 in Frankreich als jüngstes Kind algerischer Eltern geboren. In ihrem Debütroman Die jüngste Tochter setzt sie sich mit ihrer algerischen Herkunft und ihrem französischen Leben, ihrem muslimischen Glauben und ihrer Homosexualität auseinander. Der Roman stand wochenlang auf der französischen Bestsellerliste, wird von der Presse gefeiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2021 wurde die deutsche Übersetzung mit dem Internationalen Literaturpreis ausgezeichnet.

Beiträge

13
Alle
5

Das Buch ist eher eine Novelle. Kein Wort ist zu viel, keines zu wenig. Es zeichnet sich durch seine Dichte aus. Die queere, migrantische und muslimische autobiographisch Erzählung hat mich sehr berührt und ein Fenster in eine mir (fast) unbekannte und vielschichtige Welt geöffnet. Empfehlenswert für Leser*innen, die eine kompakte, dennoch tiefgehende Geschichte schätzen.

4

"Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer symbolischen Figur des Islam. Ich trage einen Namen den man ehren muss. Einen Namen, den man nicht "beschmutzen" darf (...)." . Ich heiße Fatima... Immer wieder beginnen so die kurzen Kapitel, eher Fragmente. Die Struktur erinnert an ein Gebet, ja an ein Glaubensbekenntnis. . Sie ist Fatima. Da steht es. Ganz einfach. Ein Satz. Doch nichts ist einfach. Sie enthält so Vieles. Und es steht im Konflikt mit dem, was ihr zugeschrieben wird. . Es nimmt ihr die Luft. Fatima wächst auf mit schwerem Asthma. . Sie wächst in einer algerischen Familie am Rande von Paris auf. Sie ist die Einzige, die in Frankreich geboren wurde. . Sie wächst mit einer Mutter auf, die nicht lesen und schreiben kann. Sie wird studieren gehen. . Sie wächst als Tochter algerischer Eltern auf. Doch sie ist nicht die Tochter, die sie sich wünschen. Sie identifiziert sich mit den Jungen. Sie liebt Frauen. Sie wächst als gläubige Muslimin auf. Doch es scheint, in ihrer Religion ist kein Platz für sie. Die Imame bescheinigen, sie ist Sünde. . Sie wächst mit Eltern auf, die sich nicht lieben. Sie will Liebe. Sie weiß nicht wie. Sie probiert sich aus, muss Liebe lernen, wie sie richtig für sie ist. . Fatima Daas hat mit "Die jüngste Tochter" ein sehr beeindruckendes Debüt vorgelegt. Es fließt wie Koransuren, es pulst und drängt wie französicher Hip Hop. Sie schreibt über die Vielfalt an Identitäten in uns, wie wir mit ihnen ringen, um einen Klang zu erzeugen, den wir selbst hören wollen. . Großartig übersetzt von Sina de Malafosse. Sehr zu Recht ausgezeichnet mit dem HKW Internationalen Literaturpreis 2021.

4

Inhalt: Fatima ist die jüngste Tochter. Eine, auf die niemand mehr gewartet hat und die Einzige, die nicht in Algerien, sondern Frankreich zur Welt gekommen ist. Sie lebt mit ihren Eltern und ihren Schwestern in der Pariser Banlieue Clichy. Früh merkt Fatima, dass sie nicht so ist, wie ihre Eltern sie gerne hätten. Sie ist unangepasst, spricht frei heraus, hängt mit Jungs herum, ist an Frauen interessiert und praktizierende Muslima. Doch wie lässt sich ihr Glaube mit der Homosexualität vereinbaren? Fatima befindet sich in einem ständigen Konflikt mit ihrer Familie, dem Glauben und sich selbst. „Die jüngste Tochter“ ist nominiert für den Internationalen Literaturpreis. Meine Meinung: Der autofiktionale Debütroman „Die jüngste Tochter“ von Fatima Daas ist in kurze Abschnitte gegliedert, die jeweils mantraartig mit den Worten „Ich heiße Fatima“ beginnen. Antilinear werden Themen, wie Identität, Herkunft, Scham und Schuld behandelt, die einen Sog erzeugten, dem ich mich kaum entziehen konnte. Zugegebenermaßen hatte ich mehr Inhalt und Tiefe erwartet. Obwohl die Thematik sehr intim ist und wir nach und nach mehr ihrer Identität kennenlernen, empfand ich die Sprache als kühl und distanziert. Auch das Ende kam mir zu abrupt. Nichtsdestotrotz möchte ich eine unbedingte Leseempfehlung für dieses mutige, aufrüttelnde und ehrliche Buch aussprechen. Niemand sollte sich von seiner Identität oder seinem Glauben abwenden müssen. Jede/r ist genau richtig – und bis das in den Köpfen aller angekommen ist, müssen Bücher wie dieses gelesen werden.

4

Ein weiterer Tipp von Bookstagram, der mir beweist, dass ich eindeutig den richtigen Leuten folge. Kurz, aber intensiv berichtet Fatima Daas vom Leben der Fatima. Als Leser kann man davon ausgehen, dass der Bezeichnung Roman sehr vieles autobiographisch ist bzw. zumindest sein könnte. Fast schon im Poetikstil erfahren wir vom Leben als Muslima, als Fremde, als Familienangehörige, Freundin, Geliebte. Wir lesen von Paris, von Algerien, von der Metro. Einprägsam - das sind Daas' Worte. Eben weil sie so kurz gefasst sind. So viel Gefühl findet sich zwischen diesen Zeilen, so viel Emotion. Das ging an mir nicht spurlos vorüber und oftmals wurde es auch mir fast zu viel. Derart wuchtig kann die Autorin schreiben. Und das mit klaren, ruhigen Worten. Ein verstecktes Highlight am Ende des Jahres, mit welchem ich nicht gerechnet hätte und das immer noch in mir vibriert. Ob es damit je aufhören wird...?

5

Worum es in dem Roman geht, würde ich an der Stelle, den Worten der Autorin überlassen: „Er erzählt die Geschichte eines Mädchens, das kein richtiges Mädchen ist, das weder algerisch noch französisch ist, weder Vorstädterin noch Pariserin, eine Muslimin, glaube ich, aber keine gute Muslimin, eine Lesbe mit anerzogener Homophobie. Was noch?“ (Zitat S. 190) - Da der Roman autobiografisch ist, werde ich nicht den Inhalt bewerten, da mit das an dieser Stelle nicht zusteht, immerhin geht es um das Leben einer Person. Der Schreibstil von Fatima Daas ist gewöhnungsbedürftig. Die Erzählung wird getragen von Wiederholungen. Was zu Beginn etwas verwirrend und befremdlich ist, zeigt schnell die inneren Konflikte der Autorin. Sie möchte eine gute Muslimin sein, weiß aber gar nicht so genau, was das eigentlich bedeutet, da es zu Hause nicht wirklich vorgelebt wird. Sie möchte eine gute Tochter sein, fühlt sich aber oft nicht wahrgenommen, da sie weiß, dass sie ungewollt war und im besten Fall ein Junge geworden wäre. Sie ist lesbisch und würde dies auch gern ausleben, ihr wird aber von allen Seiten gesagt, dass dies eine Sünde im Islam ist, was dazu führt, dass sie Dinge tut, die sie eigentlich nicht möchte. Sie möchte lieben und geliebt werden, scheitert aber daran, da sie nie gelernt hat, was Liebe bedeutet. - Die Ausübung des Glaubens finde ich sehr schön dargestellt, Gebete und Rituale werden toll eingebaut, sodass man ein Gefühl dafür bekommt. Was ich etwas schwierig fand, war die Tatsache, dass die Eltern anscheinend willkürlich Ver- und Gebote mit der Religion begründen, sonst aber nicht sehr bedacht auf die Ausübung sind. Überhaupt scheint es ein sehr schwieriges Eltern-Kind-Verhältnis zu sein. In der Familie herrscht konsequentes Schweigen, der Vater ist gewalttätig, Bedürfnisse werden ignoriert… Besonders schockiert war ich von der Aussage, dass Fatima sich freute, dass ihre algerischen Tanten auf einem Heimatbesuch so taktil waren, da sie das von zu Hause nicht kennt. Die Homosexualität der Autorin steht im Fokus der Erzählung und ich fand es sehr interessant, aber auch wahnsinnig erschreckend mit welchen Gedanken sie sich vor allem in Bezug zu ihrem Elternhaus, aber auch in Bezug zu ihrem Glauben, auseinandersetzen musste. - Es ist ein Roman der Gegensätze, es macht den Anschein als müsste sie sich entscheiden, es scheint nur schwarz und weiß zu geben, aber es zeigt auch eine Tendenz zum bunt und es ist eine große Empfehlung meinerseits.

4

Dieses kurze aber poetische Buch handelt von der Autorin selbst. Sie lebt als Muslimin aus einer algerischen Familie in Frankreich. Man erfährt viel über ihre Kindheit, ihre religiös geprägte Erziehung aber auch über ihren aktuellen Zwiespalt zwischen ihrer Homosexualität und dem Glauben. Die Kapitel sind kurz und beginnen immer sehr ähnlich. Kurze Sätze und viele Absätze lassen einen schnell durch die Seiten fliegen. Trotzdem oder gerade deswegen schlagen die tragischen Momente ihres Lebens und die vielen kleinen Ungerechtigkeiten emotional ein. Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen. Besonders weil man einen Eindruck von einer anderen Lebensrealtätät bekommt und mir der Stil sehr zugesagt hat.

5

ehrlich, bedrückend, toll

„Die jüngste Tochter“ von Fatima Daas ist jetzt lange auf meinem Sub gelegen – völlig ungerechtfertigt. Es ist ein Einblick in das Seelenleben einer zwischen zwei völlig gegensätzlichen Welten zerrissenen Frau. Ein autobiographischer Text. Rezensionsexemplar: @netgalley_de Fatima Daas wurde in Frankreich in eine algerische Familie hineingeboren. Der Vater wollte einen Sohn, die Mutter überhaupt kein Kind mehr. Fatima und ihre Schwestern werden regelmäßig vom Vater geschlagen, die Mutter ist ständig beschäftigt, geredet wird in der Familie nicht. Dabei bräuchte Fatima dringen Ansprache und Hilfe. Sie ist homosexuell, aber das ist in ihrem Glauben nicht vorgesehen, es ist verboten. Die junge Frau sucht Hilfe bei Geistlichen, sucht Anleitung bei einer Psychologin. Da prallen Welten aufeinander, die Fatima zerreißen. Sie ist nicht fähig gesunde Beziehungen einzugehen, sie ist nicht fähig sich in ihre Familie und in das von dieser zugedachte Rollenbild einzufinden. Das Buch hat mich von der ersten Seite an abgeholt. Es besteht aus Textschnipseln und ist sehr fragmentarisch geschrieben. Jede Episode leitet die Autorin gleich ein: Ihr Name, ihre Herkunft. Durch diese wenige Worte führt sie der Leser.in ihre Abstammung vor, verstärkt den Eindruck der Zerrissenheit und des Kampfes, der in ihr tobt. Wie geht man damit um, wenn die Welt in der man aufgewachsen ist, absolut nicht vorsieht, dass man ist wie man ist? Wenn man Hilfe sucht, aber keine Antworten bekommt, seine Familie durch die bloße Existenz enttäuscht und eine Rolle partout nicht erfüllen kann? Das Buch ist unglaublich ehrlich und mutig. Es ist ein Text, mit dem die Autorin verarbeitet und sich Luft verschafft. Es ist ein eindringlicher Blick in ihr Innerstes mit einem wunderschönen versöhnlichen Abschluss. Hat mir sehr gut gefallen!

ehrlich, bedrückend, toll
4.5

Das Buch hat mich durchgerüttelt.

Eine sehr persönliche Erzählung, bei der mir die innere Zerrissenheit ungemein zugesetzt hat. Gefangen und beheimatet im islamischen Glauben, dem gemeinschaftlichen Denken und der Verantwortung für die Familienehre bleibt kein Platz, um das Ich zu entfalten und schon gar nicht, eine lesbische Liebe zu leben. Die starken Worte der Autorin und der starre Rahmen der Erzählung erdrücken förmlich alles Sehnen - nur das Schreiben ist eine Befreiung, das sich mit voller Wucht entlädt. Alles habe ich nicht verstanden, weil mir die Art zu denken und die Religion fremd sind, und doch konnte ich vieles fühlen, würde gerne trösten und bleibe doch sprachlos zurück.

Das Buch hat mich durchgerüttelt.
2

Man liebt die Menschen nicht, weil sie einen zurücklieben. Man liebt sie. Ich hab mir so viel mehr erhofft von diesem Buch. Die Prämisse klang unglaublich interessant, aber an der Umsetzung scheiterte es für mich. Das Buch ist so distanziert geschrieben, und die Erzählerin wirkte auf mich unglaublich unnahbar, weshalb ich große Probleme hatte, auch nur auf irgendeine Weise irgendwas für die Story zu empfinden. Die Geschichte ist durchaus von Wichtigkeit, allerdings fand ich keinen Weg hinein und schaffte es nicht, mit der Erzählerin mitzufühlen.

"Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer symbolischen Figur des Islam. Ich trage einen Namen den man ehren muss. Einen Namen, den man nicht "beschmutzen" darf (...)." . Ich heiße Fatima... Immer wieder beginnen so die kurzen Kapitel, eher Fragmente. Die Struktur erinnert an ein Gebet, ja an ein Glaubensbekenntnis. . Sie ist Fatima. Da steht es. Ganz einfach. Ein Satz. Doch nichts ist einfach. Sie enthält so Vieles. Und es steht im Konflikt mit dem, was ihr zugeschrieben wird. . Es nimmt ihr die Luft. Fatima wächst auf mit schwerem Asthma. . Sie wächst in einer algerischen Familie am Rande von Paris auf. Sie ist die Einzige, die in Frankreich geboren wurde. . Sie wächst mit einer Mutter auf, die nicht lesen und schreiben kann. Sie wird studieren gehen. . Sie wächst als Tochter algerischer Eltern auf. Doch sie ist nicht die Tochter, die sie sich wünschen. Sie identifiziert sich mit den Jungen. Sie liebt Frauen. Sie wächst als gläubige Muslimin auf. Doch es scheint, in ihrer Religion ist kein Platz für sie. Die Imame bescheinigen, sie ist Sünde. . Sie wächst mit Eltern auf, die sich nicht lieben. Sie will Liebe. Sie weiß nicht wie. Sie probiert sich aus, muss Liebe lernen, wie sie richtig für sie ist. . Fatima Daas hat mit "Die jüngste Tochter" ein sehr beeindruckendes Debüt vorgelegt. Es fließt wie Koransuren, es pulst und drängt wie französicher Hip Hop. Sie schreibt über die Vielfalt an Identitäten in uns, wie wir mit ihnen ringen, um einen Klang zu erzeugen, den wir selbst hören wollen. . Großartig übersetzt von Sina de Malafosse. Sehr zu Recht ausgezeichnet mit dem HKW Internationalen Literaturpreis 2021.

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